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Was ist der Himmel?

Interview durch Mona Lange vom 15. März 2024

Themen: Das Gegenteil von "Himmel". Eine neue Empfindsamkeit. Das Urtrauma: "Ich werde sterben". Im Körper, jetzt, hier. Die Missverständnisse der Religionen. Schwarze Schafe. Der neue Blick der Liebe. Die Wahrheit der alten Märchen. Vernunft – oder Freude? Der Weg in den Himmel.

Weiter unten: Links zu den Themen, vollständige Abschrift

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Über dieses Video:

Dieses Interview führte Mona Lange mit mir über mein Lieblingsthema. Sie griff den Titel auf meiner Website auf: "Entschuldigung, geht's hier zum Himmel?", und sie fragte mich: "Was ist der Himmel?" Die meisten Menschen wissen nicht, was der Himmel ist – und doch haben dieselben Menschen eine uralte, eingebaute Sehnsucht danach, als ob sie ihn seit jeher kennen.

In diesem Gespräch wurde nicht philosophiert, im Gegenteil. Wir teilen unsere eigenen, praktischen Erfahrungen mit dem "in den Himmel kommen"; denn der Himmel und das dorthin gelangen ist kein Konzept, sondern etwas, das heute jedem gewöhnlichen Menschen möglich ist, hier, jetzt, in diesem normalen Leben.

Dieses Video wurde zu einer wundervollen Zusammenfassung dessen, worum es beim "in den Himmel kommen" wirklich geht, ganz praktisch und menschlich: was "Himmel" eigentlich ist, wie er kommt, und was man dafür tun kann; und auch Themen wie Kirche, Religion und Liebe werden berührt. Wir sprechen über die alte Weisheit der Märchen und Mythen, die im Grunde genau das beschreiben, worum es auch in diesem Gespräch – und im Leben – geht: um den Weg in den Himmel.

Links zu den Themen in diesem Video:

(weiter unten gibt es die vollständige Abschrift).

  1. "Entschuldigung, geht's hier zum Himmel?"

  2. Etwas, das sich langsam ins Leben schleicht

  3. Das Gegenteil von "Himmel"

  4. Die Abwesenheit von Angst und Sorge

  5. Eine neue Empfindsamkeit

  6. Das Urtrauma: "Ich werde sterben"

  7. In den Körper kommen, nicht heraus

  8. Nicht woanders, nicht zu einer anderen Zeit

  9. Die Missverständnisse der Religionen

  10. Die Geschichte vom schwarzen Schaf

  11. Wir misstrauen dem einzig richtigen Weg

  12. Der neue Blick der Liebe

  13. Nur wer nichts braucht, liebt die Welt

  14. Der Weg in den Himmel geht von selbst

  15. Die Wahrheit der alten Märchen

  16. Vernunft – oder Freude? Der Weg in den Himmel

Vollständiger Text zum Mitlesen:

[Mona:] Hallo lieber Mikael.

[Dhyan Mikael:] Hallo liebe Mona.

[Mona:] Ich freue mich, dass du da bist, und dass wir miteinander sprechen; und bei dir darf ich mir immer das Thema aussuchen... und mich ruft seit langer Zeit der Himmel. Ich möchte mit dir über den Himmel sprechen, weil du auf deiner Homepage stehen hast: "Entschuldigung, geht's hier zum Himmel?"

Und das ist sicherlich in keinster Weise abgehoben gemeint, und trotzdem merke ich, dass diese Qualität des Himmels, dass die fehlt hier im Leben; dass wir sie brauchen. Und ich würde gerne so beginnen, oder wie du damit beginnen magst... was der Himmel für dich ist; was das bedeutet; was vielleicht dazu auch führt, dass du das so auf deiner Homepage schreibst. Über diese ganze Thematik würde ich gerne mit dir sprechen.

"Entschuldigung, geht's hier zum Himmel?"

[Dhyan Mikael:] Oh wow, was für ein tolles Thema. Danke. Ja, als ich begann, die Videos zu machen, da habe ich überlegt, wie ich das nennen könnte. Ich meine... was ich tue, ist: ich teile meine Lebenserfahrung. Wie bin ich glücklich geworden? Und wie gehe ich auch weiterhin immer noch mehr in diese Richtung? Und man kann es ja direkt nicht sagen. Alles, was man da präzise ausdrücken würde, wäre irgendwie nicht wahr.

Und wir haben ja hier im Christlichen, in unserer christlichen Kultur, dafür einen Namen, für das, was man nicht ausdrücken kann. Der eine Name ist 'Gott', aber der ist personifiziert. Da stellen sich die meisten Leute irgendjemanden vor, einer, der böse ist oder gut. Aber da ist dieser Himmel; das Himmelreich. Jesus sprach vom Himmelreich. Und das weckt für mich das Gefühl, um das es mir geht; dieses Ziel, das jeder kennt und doch keiner weiß, was es überhaupt ist.

Und irgendwann kam mir das. Ich bin ja sehr mit Jesus verbunden, ich bin jetzt kein fanatischer Christ, aber so emotional, weißt du? Und dieser spirituelle Weg ist ein sehr emotionaler Weg. Das hat nichts mit dem Verstand zu tun. Das hat nichts mit Vernunft zu tun. Und deswegen habe ich das so genannt: "Entschuldigung, geht's hier zum Himmel?"

[Mona:] Ja, ich finde das so schön. Das hat mich ja so angesprochen. Mein spiritueller Weg – deswegen hat es mich ja angesprochen – begann mit dieser Himmelserfahrung, und ich merkte dann irgendwie: da möchte ich immer sein. Das ging natürlich nicht gleich, aber da war auch so ein Erinnern da. Normalerweise hat man ja auch andere Erfahrungen und denkt: "Okay, vergiss es", aber hier... die war so nachdrücklich, die war so klar und fühlte sich so wahr an, dass mein ganzer Verstand mir das nicht ausreden konnte; dass ich spürte: ich möchte dorthin; ich möchte diesen Weg gehen.

Und ja, wir alle kennen das oder verbinden mit diesem Begriff etwas. Das heißt, wir haben es ja auch alle irgendwo in uns, oder es ist eine Erfahrung, es ist eine Sehnsucht von uns. Und trotzdem, wie ist Deine eine Erfahrung mit dem Himmel? Kannst du das irgendwie beschreiben, was es für dich ist?

[Dhyan Mikael:] Bevor ich auf diese letzte konkrete Frage eingehen, möchte ich noch etwas davor sagen. Es ist so: wir haben keine Ahnung, was der Himmel ist. Wir haben keine Ahnung, was die Wahrheit ist, aber wenn einer von dort aus zu uns spricht, dann spüren wir: "Das stimmt!" Wir kennen es, ohne es zu wissen, und das hast du gerade so schön gesagt, dieses: wir erinnern uns an etwas, was wir überhaupt nicht kennen, jedenfalls nicht bewusst.

Aber wir kommen von da. Ganz tief in uns verborgen ist diese Erinnerung, und nur deswegen können wir das überhaupt hören; nur deswegen konnte jemand wie Jesus gehört werden. Der sagte dann da irgendetwas, was man weder beweisen noch verstehen kann, aber jeder, der ihn gehört hat, wusste: das stimmt. Und das ist ein eigenes Erinnern, in sich selbst.

[Mona:] Da möchte ich auch gerade etwas zu sagen. Da ist so diese Gewissheit... Neulich sagte auch jemand zu mir: da ist so eine Gewissheit in dir. Diese Gewissheit, das ist wahrer als alles andere, und da lässt sich nicht darüber diskutieren.

[Dhyan Mikael:] Und gleichzeitig hat man auch einen Teil in sich selbst, der sagt: "So ein Quatsch."

[Mona:] Ja, genau.

[Dhyan Mikael:] "Kann ja gar nicht sein!" Aber das ist völlig egal. Man weiß: das stimmt einfach. Das finde ich ganz erstaunlich.

[Mona:] Ja, und ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieser Teil, der sagt: "so ein Quatsch", dass er anfangs immer mal wieder aufgetaucht ist und mich auch versucht hat, abzubringen von diesem Weg, aber dieser Weg in seiner leuchtenden Klarheit ist stärker gewesen. Also, ich glaube, wenn man einmal damit wirklich so nachdrücklich in Berührung kam, und dir ist das ja auch irgendwo geschehen, dann setzt sich das durch... letztlich.

Etwas, das sich langsam ins Leben schleicht

[Dhyan Mikael:] Ja. Wenn du fragst... was hast du gefragt: wie mein Himmel sei?

[Mona:] Ja, wie Du es erlebst; was es für dich ist. So ein bisschen beschreiben kann man es ja vielleicht schon... [Dhyan Mikael:] Also, zunächst mal ist das etwas, was sich ganz langsam und leise ins Leben schleicht, für mich. Man hört ja immer mal wieder von Leuten, die sehr eindrückliche, dramatische, plötzliche Erfahrungen haben, aber davon spreche ich nicht, wenn ich vom Himmel spreche. Diese plötzlichen Erfahrungen, die sind okay, aber das meine ich damit nicht.

Ich hatte natürlich auch in meinem Leben, und wir sprachen ja früher in einem anderen Video schon einmal darüber, meine eigenen Einblicke in die Wahrheit, die sind dann schon bemerkenswert, aber letztlich bedeutungslos, weil diese Erlebnisse meiner Erfahrung nach keine Veränderung bewirken, sondern eher ein Zeichen sind: "Ah, ich bin auf dem Weg" oder: "Ich gehe in die richtige Richtung". Die eigentliche Veränderung, die geschieht allmählich, das ist meine Erfahrung. Und der Himmel ist eine Qualität des Seins, und damit auch des Erlebens, die ganz langsam entsteht.

Und es ist ganz interessant: man kann es fast übersehen. Ich vergleiche das manchmal damit, wenn man erwachsen wird. Es ist ja nicht so, dass man als Jugendlicher oder als Kind aufwacht, und dann passiert an dem Tag etwas, und dann ist man erwachsen, sondern es ist etwas, was irgendwann einmal ganz allmählich beginnt, dieses Erwachsenwerden, mit der Pubertät – aufhören tut es eigentlich nie für die meisten Leute; ich kenne eigentlich niemanden, für den es je aufgehört hätte – und man wird immer noch erwachsener.

Und dann denkt man irgendwann: jetzt bin ich erwachsen, aber zwanzig Jahre später kann man nur über sich selber lachen. Je älter man wird, desto mehr merkt man, dass man eigentlich noch gar nicht erwachsen ist. Und so ist das mit dem Himmel auch.

Das Gegenteil von "Himmel"

Bevor ich versuche zu charakterisieren, wie für mich der Himmel ist, würde ich erst einmal einen Gegensatz beschreiben: wie das Leben ohne Himmel ist; wie es für mich früher war, und was die meisten Menschen vielleicht kennen. Und ich würde sagen: das ist charakterisiert von Angst und Sorge.

Also nicht, dass jetzt man jetzt ständig mit einem Angsttrauma durch die Gegend läuft – die meisten Menschen sind ja mehr oder weniger glücklich. Aber sie sind nicht wirklich entspannt, sie sind nicht wirklich angstfrei. Meiner Erfahrung nach haben alle Menschen, die ich kenne, und so war ich früher auch, diese Gewissheit in sich: "Wenn ich mich nicht anstrenge, wenn ich nicht alles richtig mache, dann gibt es ein echtes Problem."

Als wäre man ständig latent gegen... als würde so ein Damoklesschwert über einem schweben. Wirklich glücklich ist keiner. Alle suchen irgendetwas, alle suchen nach Liebe oder nach Beziehung oder nach Erfolg, nach irgendeiner Art von Sicherheit, nach irgendetwas, was sicherstellt, dass ich in dieser Welt gut aufgehoben bin. Und keiner findet es. Und alle rennen herum, jeder auf seine Weise.

[Mona:] Du beschreibst das sehr schön, und ich spüre da auch bei mir: das war bei mir ja auch so... da ist auch so ein getrieben sein, und da ist ganz viel Stress dabei.

[Dhyan Mikael:] Unglaublich viel Stress. Und das Charakteristische an dieser ganzen Geschichte ist, dass wir nichts anderes kennen; dass wir niemanden kennen, der etwas anderes kennt; und deswegen ist es für uns alle vollkommen normal, vollkommen normal. Manche Leute merken, wie sehr sie gestresst sind, weil sie krank werden oder depressiv oder sonst etwas. Aber dann halten sie sich für krank, oder sie halten sich für verkehrt. Aber dass hier eigentlich alle unnormal sind, darauf kommt kaum einer, weil alle so sind.

[Mona:] Verrückt, ja.

Die Abwesenheit von Angst und Sorge

[Dhyan Mikael:] Und dann kommt einer wie Jesus, oder ein Guru, der berührt einen durch seine Stimme oder durch seine Energie oder wie auch immer. Und plötzlich berührt uns etwas, und wir ahnen: "Oh wow, da ist ja etwas ganz anderes möglich!" Und dieses ganz andere, das, was ich gern als Himmel bezeichne, ist nichts, was geschieht. Es ist kein Ereignis. Es ist nichts, was gut schmeckt oder gut klingt oder einen glücklich macht, sondern es ist die Abwesenheit von Sorge.

Es ist die Abwesenheit von Zweifel. Manche Leute sagen: ein Angekommen sein. Das geht schon in eine in eine schöne Richtung, weil das für mich ausdrückt, dass man keinerlei Veranlassung spürt, irgendwohin zu gehen; irgendetwas erreichen zu wollen. Man lebt einfach sein Leben, aber es ist plötzlich... ...natürlich nicht plötzlich... [Mona:] Ja, ich weiß.

[Dhyan Mikael:] ...richtig. Alles ist plötzlich richtig. Nicht, dass alles anders wäre, aber man erkennt: "Oh wow, ich brauche mir keine Angst zu machen. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Ich bin zutiefst aufgehoben.

[Dhyan Mikael:] Das hat aber nichts mit dieser Welt zu tun. Es hat nichts damit zu tun, dass ich jetzt in dieser Welt plötzlich sicherer wäre. Dieser Körper wird sterben. Wie, das weiß ich nicht, und ist auch nicht meine Angelegenheit. Aber mein Sein, und wie ich das erlebe, das ist plötzlich davon vollkommen unabhängig. Jesus sagte das so schön. Er hat das in einem Satz zusammengefasst: "Warum sorgt ihr euch?"

Und da wird die Kluft spürbar zwischen den normalen Menschen und einem, der mit ein oder zwei Beinen im Himmel steht. Der schaut sich um und sagt: "Warum sorgt ihr euch?" Das ist keiner, der ekstatisch ungeheure Erfahrungen hat. Nein, einer, der ganz still einfach ist, und... ja, nichts weiter. Einfach: alles ist bestens. Ich weiß nicht, ob das jetzt Sinn macht.

[Mona:] Ja, doch. Ich fand es auch schön, wie du das so beschrieben hast, wie sanft sich das einschleicht. In mir kam so, als wenn das erst so ganz dünne Äderchen wären, die dann mit der Zeit breiter werden, wie Flussbahnen, und plötzlich ist es immer da. Und was für mich dann aber auch war, nachdem dieses Höllenszenario an Kraft verloren hat, in dem ich vorher gelebt habe... da kam ich dann schon mit anderen Qualitäten in Berührung.

Da tauchte schon eine andere Form von Glück auf, von Frieden, auch so eine Form von Seligkeit. Gleichwohl, ja, das Auto kann kaputtgehen und ich kann mir ein Bein brechen, es kann alles so sein wie bisher, aber es relativierte sich, indem diese neue Anwesenheit des Himmels dazukam und sie auch mit der Zeit immer mehr Raum eingenommen hat.

Eine neue Empfindsamkeit

[Dhyan Mikael:] Ja, ich sagte ja eingangs: das ist eine Entwicklung. Und es ist ganz lustig. Es verändert sich in Wirklichkeit nichts. An der Welt, wie wir sie sehen, und an der Welt, wie wir sie nicht sehen, ändert sich nichts. Unsere Fähigkeit, wahrzunehmen, ändert sich. Ein Teil von uns, der noch nie die Augen öffnen durfte, der fängt an, die Augen zu öffnen und sensibel zu werden. Das hat etwas mit empfindsamer zu werden zu tun. Und in dem Maße, wie wir empfindsamer werden für das... manche Leute nennen es die Seele, die dann Kraft gewinnt.

Die Seele ist das, was wir sind, in Wirklichkeit, ohne diesen Körper; das, was vor dem Körper war und was nach dem Körper noch ist; das, was wir sind. Und die Wahrnehmung dafür, die wird immer deutlicher. Und je mehr diese Wahrnehmung wächst, desto mehr erkennt man die Richtigkeit von allem, und dann hat das andere immer weniger Macht. Das andere ist im Prinzip ein einziges riesiges Missverständnis, aber wir wissen natürlich nichts anderes, und deswegen leben wir in dieser Hölle.

[Mona:] Und gleichzeitig, es ist aber so: je mehr wir diese Wahrheit erkennen, diese Seelenwahrnehmung haben, dann verändert sich trotzdem unsere Welt, diese Hölle... Also, nicht nur über die Wahrnehmung, sondern weil wir dann in einer anderen Form da sind; weil wir dort nicht mehr suchen; weil wir da keine Abhängigkeiten mehr haben; weil es sich ja völlig anders anfühlt, ob ich jetzt von himmlischen Gefühlen durchströmt bin oder ob ich da ständig Grauenhaftigkeit und Hölle in meinem Körper spüre.

[Dhyan Mikael:] Ja, auch das praktische Leben verändert sich, aber das ist nebensächlich. Das Leben wird einfacher, das Leben wird friedlicher, das Leben wird erfolgreicher, aber das ist nicht mehr wichtig. Wenn es nicht erfolgreicher, wenn es nicht friedlicher wäre, wäre es auch egal. Das ist wirklich erstaunlich. Du sprachst ja über den Titel meiner Website: "Entschuldigung, geht's hier zum Himmel?" Das impliziert ja nicht nur, dass es ein Himmel gibt, sondern auch, dass jemand fragt.

Deswegen mache ich Videos, weil ich glaube: jeder sucht danach, auch wenn er es nicht weiß, noch nicht. Und ich finde es ganz wichtig, dass man weiß, dass das Ganze eine Entwicklung ist. Wir haben ja gerade hier im Westen, wo wir von Spiritualität in Wirklichkeit überhaupt keine Ahnung haben, irgendwie so ein Missverständnis oder so eine Ansicht, Erleuchtung zum Beispiel wäre etwas, was einem plötzlich geschieht. Man macht irgendetwas, um bereits werden, und dann trifft einen eines Tages der Donnerschlag und dann ist man erleuchtet und im Himmel und alles ist anders.

Und das ist erstens nicht richtig, und zweitens hindert es uns daran, zu lernen, was man dafür tun kann. Ich sagte ja eben: das ist wie ein Wachsen, wie ein Augenöffnen, das Wachsen eines Teils in uns, den wir seit Dutzenden von Leben vernachlässigt haben. Und wenn das so ist, dass da etwas wachsen kann, dann kann man es auch fördern, dann kann man es düngen; deswegen kann man meditieren zum Beispiel; und deswegen kann das heute jeder machen. Deswegen, übrigens, mache ich überhaupt Videos: weil das ein Weg ist, den heute jeder gehen kann, in den Himmel.

Auch schon zu Jesu' Zeiten war das schon möglich, aber viel schwieriger. Die Zeiten sind heute so einfach geworden für Menschen, die diesen Weg gehen wollen, die ihren Himmel suchen möchten und finden möchten, und deswegen mache ich Videos, weil es kein Hexenwerk ist. Aber man muss etwas tun, was eigentlich gar kein Tun ist. Man muss lernen, in die richtige Richtung zu schauen, und der Rest geschieht von selbst.

Das Urtrauma: "Ich werde sterben"

[Mona:] Ja, und vielleicht auch erkennen, was einen daran hindert. Also, du hattest ja jetzt kürzlich ein Video über Traumata, die auftauchen, gemacht, und das finde ich sehr wichtig, weil ich glaube, wir sind alle mit Trauma da belastet.

[Dhyan Mikael:] Ja.

[Mona:] Für mich habe ich zumindest gespürt: so lange die im Körper waren, haben die mich unten gehalten. Die hatten wie eine Sogwirkung; da konnte ich noch so viel tolle Himmelserfahrung haben, das passte dann überhaupt nicht zusammen. Und das ist tatsächlich mittlerweile einfacher, weil wir viel mehr Kenntnis davon haben. Das wusste man doch vorher gar nicht.

Ich glaube erst so die letzten fünfzig Jahre ist das überhaupt bekannt mit diesen Traumata, die in uns sind und was wir da kollektiv in uns tragen, und es ist eine wunderbare Zeit jetzt, das zu erlösen und da zu heilen. Und ich finde es auch so wichtig, deine Videos oder wenn wir drüber sprechen, dass Menschen wissen: jeder ist dazu in der Lage. Nicht nur ein paar ganz besondere Menschen werden da plötzlich erleuchtet, sondern dieser Weg steht jedem offen.

[Dhyan Mikael:] Ja, ich habe dieses Video über Traumata gemacht, weil mir erstens auffallend viele Leute zu dem Thema schreiben, und zweitens, weil ich selber solche Erfahrungen habe in meinem Leben, und drittens, weil ich gelernt habe, wie normal das ist. Es ist so schreiend normal. Jeder, der davon betroffen, glaubt, er wäre vollkommen allein, und es fühlt sich an, als wäre man völlig verkehrt und völlig verkorkst. In Wirklichkeit sind im Grunde fast alle Menschen so. Und du hast gerade etwas gesagt... du sagtest, dass es da Dinge gibt, die uns daran hindern.

Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, was uns daran hindert, aber ich sage das nur, weil ich es anders betrachte.

Wir nehmen diese menschliche Existenz sehr ernst. Wir halten uns für diesen Körper, und wir sind identifiziert. Man nennt das "mit diesem Körper identifiziert sein", dieser Glaube: "Ich bin dieser Körper. Vor der Geburt gab es mich nicht, und wenn ich sterbe, bin ich nicht mehr." Das allein ist ja schon eine Tragödie, diese Gewissheit.

Und dann passieren in diesem Leben, das immer unvollkommen ist, alle möglichen Sachen, die uns aus der Bahn werfen, nicht nur, weil sie schwierig für uns sind, sondern auch, weil sie uns auch immer wieder an dieses Missverständnis erinnern. Selbst ein Mensch, der kein Trauma erlebt hat, hat das Trauma, dass er als Mensch identifiziert ist. Das heißt nämlich: "Ich werde sterben", und es gibt Menschen, die tun alles, das zu verhindern. Die lassen sich einfrieren, weil sie hoffen, irgendwann mal gibt es die Möglichkeit, dass man verhindern kann, dass dieser Körper stirbt.

Fast niemand schaut dieser Tatsache ins Auge, dass ich sterben werde. Und deswegen ist es, ganz gleich wie alt die Leute werden, immer eine Tragödie, wenn einer stirbt. Ist es eigentlich seltsam. Und ein Trauma oder ein Unfall oder eine Tragödie ist nur deswegen so unglaublich brisant, weil sie uns immer wieder daran erinnert, dass wir im Grunde von Anfang an durch und durch in die falsche Richtung schauen. Und wenn wir diese Identifikation mit dem Körper nicht hätten, dann wäre auch ein traumatisches Erlebnis... es wäre immer noch schmerzhaft, aber es würde uns nicht im Kern berühren.

Und gewissermaßen erinnern uns all diese Sachen daran: "Hallo, du hast da ein kleines Missverständnis." Das ist wie ein Weckruf. Und es wird zunehmend schmerzhafter. Weißt du, es ist so und es ist sehr auffällig: gerade die Leute... Es gibt zwei Arten von Leuten, die sich auf den spirituellen Weg machen und erwachen. Die einen Leute sind die, deren Leben so unerträglich wird, dass sie nicht anders können, als innezuhalten und hinzuschauen; oder sie zerbrechen dran. Aber wenn sie innehalten und hinschauen, dann entdecken sie die Wahrheit, und dann löst sich das ganze Problem auf.

Dann hindert auch das Trauma einen nicht mehr daran, in den Himmel zu kommen, weil die Basis des Traumas, "ich bin dieser Körper, irgendetwas Schreckliches ist mir geschehen, und wenn das nicht geschehen wäre, dann sterbe ich, und"... die ist nicht mehr da, und dann entspannt sich alles. Die zweite Art von Mensch, die sich auf den Weg macht, ist die, die überhaupt keine Probleme hat, die alles erreicht haben – und immer noch nicht glücklich ist.... [Mona:] Ja... [Dhyan Mikael:] ...und die an den Punkt kommen, wo sie überhaupt nicht mehr wissen, was sie denn jetzt noch tun sollen.

Die haben alles, die haben Geld, die können sich Sex kaufen, sie können sich Drogen kaufen, so viel sie wollen. Sie können machen, was sie wollen, weil sie jeden bezahlen und bestechen können, und sie sind nicht glücklich. Und diese zwei Arten Leute, die machen sich auf den Weg – manche von denen, nicht alle.

[Mona:] Bei mir ist beides zusammengekommen, im Grunde genommen. Also: Unerträglichkeit aufgrund von Traumata, und gleichzeitig eigentlich alle Voraussetzungen erfüllt, die glücklich machen sollten, und trotzdem nicht glücklicher.

[Dhyan Mikael:] Ja. Ich hatte einmal geschäftlich, vor vielen Jahren, mit zwei Brüdern zu tun, die ausnehmend erfolgreich waren; die waren, ich weiß nicht, wahrscheinlich waren sie Milliardäre, aber ich habe nicht nachgezählt, wie viel Geld sie hatten. Jeder von den beiden hatte ein paar Ferraris in der Garage stehen. Die machten, was sie wollten. Sie konnten alles tun, was sie wollten.

Und ich hatte persönlich mit denen zu tun, und ich mochte die, das waren tolle Kerle. Aber ich habe gespürt, dass die vollkommen leer und desillusioniert waren. Die wussten nicht, wohin mit sich selbst. Diese erfolgreichen, reichen Leute, die haben dann sich mit Drogen abgelenkt und mit Sex abgelenkt, aber die waren einfach orientierungslos. Denen sind die Ideen ausgegangen, wo sie denn noch nach Erfüllung suchen könnten. Das ist dann bitter.

In den Körper kommen, nicht heraus

[Mona:] Und vor allen Dingen ist es eben auch sehr destruktiv für die gesamte Schöpfung, was dann alles unternommen wird, ständig durch die Gegend geflogen und gekauft und konsumiert, ohne Ende. Auf dieser materiellen Ebene sind halt die Ressourcen irgendwo begrenzt, und auch das gehört bis zum gewissen Grad dazu.

Eins würde ich allerdings mit den Traumata noch ergänzen aus meiner eigenen Erfahrung. Vielleicht ist es bei Menschen, die sehr, sehr belastet sind mit Trauma... Ich habe früher zum Dissoziieren geneigt, das wusste ich natürlich überhaupt nicht, und da besteht im Spirituellen die Gefahr, in diesem Wissen, wir sind nicht der Körper, dass das unerlöst bleibt und man sich irgendwo hinwegbeamt.

Und für mich war es wichtig, und das ist ja auch durch diese Traumata zumindest in meinem Fall auch das Nervensystem angegriffen gewesen, und das hat schon seine Spuren im Körper hinterlassen. Also, für mich war es wichtig, überhaupt auch erst mal in diese Verkörperung zu kommen, denn an dieser Klippe ist manchmal dann auch ein Problem.

[Dhyan Mikael:] Oh ja. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Zu erkennen, dass man nicht der Körper, es hat nichts damit zu tun, dass man weg vom Körper will. Ich sprach ja vorhin über die Meditation. Wenn ich über Meditation spreche, meine ich immer die Samarpan-Meditation, und was ich an der mag, ist, dass sie einen nicht wegführt. Da geht es nicht irgendwelche Vorstellungen, nicht um Visualisieren, nicht um... was gibt es da alles... dieses sich irgendetwas vorstellen, was man sich wünscht und all so Sachen.

Das kann für viele Menschen richtig gefährlich werden, so etwas.

Und bei dem Weg, den ich in diesem Leben gehen durfte, der war ganz anders. Der hat mich auf den Boden gebracht, auf die Erde. Wir sind hier in diesem Leben, in diesem Körper, um im Körper, um im Leben, durch den Körper, durch das Leben, den Himmel zu entdecken, indem wir hier sind, und zwar richtig hier sind. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den du da ansprichst. Und bei der Samarpan-Meditation, da... Also, Swamiji, mein Guru, der diese Meditation zu uns bringt, der sagt immer: "Ändere dich nicht."

Du brauchst nicht besser werden. Du brauchst nicht spiritueller werden. Du brauchst nicht lernen, wegzufliegen. Du brauchst nicht lernen, aus dem Körper herauszugehen. Im Gegenteil. All diese Versuche, anders zu werden, fördern Dissoziierung, fördern Psychosen, fördern... Weißt du, wo ist da der Anfang? Wo ist das Ende? Man kann ja gar nicht beurteilen, ob man sich etwas vormacht oder nicht. Kein Mensch kann das beurteilen. Aber einfach hier sein, den Körper spüren, meditieren.

Bei der Meditation spürt man einfach nur das Kronenchakra, mehr nicht. Und man braucht nirgendwo hingehen, man soll auch nirgendwo hingehen. Einfach nur hier sein, das spüren und atmen. Und dann zugucken, wie allmählich das Leben, von selber, das ist das Entscheidende, anders wird. Ich bin da ganz allergisch... Ich habe echt eine feine Nase für diese Dinge, die in die Imagination gehen, ins Mentale, und das war mir mein Leben lang zuwider.

[Mona:] Ja, bei mir auch. Keinerlei Manipulation. Da springt in mir sofort das Frühwarnsystem an.

Nicht woanders, nicht zu einer anderen Zeit

[Dhyan Mikael:] Ja. Und Jesus... den spreche ich so oft an, weil ich ihn einfach liebe... der verkörpert das für mich auch. Der war so irdisch, der war Mensch, und doch hat er die ganze Zeit vom Himmel und von seinem Vater im Himmel gesprochen. Aber er sagte: "Der Himmel ist zum Greifen nah". Heute weiß ich, was er meinte. Hier (am Kronenchakra) entdecken wir den Himmel, hier; nicht in den Gedanken, nicht in irgendwelchen zukünftigen Geschehnissen, sondern hier, da, wo wir jetzt sind.

Und das kann sich halt kaum einer vorstellen. Die Leute... entweder glauben sie nicht an den Himmel, oder sie glauben, sie müssten woanders hingehen, oder ganz anders werden, und alles muss sich ändern, damit der Himmel zu ihnen kommt. Aber beides stimmt nicht.

[Mona:] Es ändert sich zwar, aber auf eine ganz, ganz andere Art. Und ich glaube, diese Vorstellung hängen halt auch stark mit dem Kirchlichen zusammen. Der Himmel ist oben. Der Himmel ist zutiefst hier. Das ist so wichtig, und er ist für jeden zutiefst hier.

Und deshalb finde ich auch diese Aussage von dir, "Entschuldigung, geht's hier zum Himmel?" so schön, vor allen Dingen, was ja auch erstaunlich ist, dass du noch dieses "Entschuldigung" drin hast, dieses, ja... man traut es sich fast nicht. Also, für mich war das am Anfang auch so wie: das kann doch nur Jesus erleben, oder Heilige oder so.

[Dhyan Mikael:] Ja.

[Mona:] Und diesen Mut zu haben und das zu sich zu nehmen... Mich erfreut dieser Satz irgendwo, "Entschuldigung, geht es hier zum Himmel?" Also so ganz vorsichtig anfragen: "Darf ich vielleicht auch?"

Die Missverständnisse der Religionen

[Dhyan Mikael:] Ja, du darfst, genau. Ja, die Kirche, die... Es ist so, weißt du... das gilt ja nicht nur für die christliche Kirche.

Jede Religion ist wie eine Leiter, die es den Menschen ermöglicht, sich auf den Weg zu machen. Aber wenn jemand dort ankommt, wo die Leiter hinführt, dann kann er nicht mehr Teil der Kirche oder der Religion sein. Das ist einfach so. Sobald man beginnt, sein eigener Guru zu werden, sobald man beginnt, in den Himmel zu kommen, ist man eigenständig... auch wenn da niemand mehr ist, der eigenständig sein könnte, aber lassen wir mal diese linguistischen Feinheiten.

Und deswegen besteht jede Kirche aus Leuten, die nicht angekommen sind. Das ist kein Fehler der Kirche. Das das ist einfach so. Das ist normal. Wir können unendlich dankbar sein, dass es die Religionen und die Kirchen gibt, die dieses Wissen auf sehr unvollkommene Art bewahren, aber sie bewahren es irgendwie. Aber das Wissen wird bewahrt von Menschen, die nicht wissen, was sie wirklich bewahren, denn sobald sie es entdecken, werden sie rausgeschmissen.

Dann haben sie da keinen Platz mehr. Und deswegen ist es so, dass jede Kirche, jede Religion voller Missverständnis ist. Das ist ganz normal. Es ist nicht, dass die Menschen alle böse sind; nein. So ist es einfach. Aber du hast natürlich recht, dadurch entsteht entstehen gewisse Vorstellungen, zum Beispiel, dass der Himmel etwas ist, der nach dem Tod des Körpers kommt; oder, dass der Himmel etwas ist, der woanders ist, aber nicht hier, oder der morgen ist, aber nicht heute.

[Mona:] Genau.

[Dhyan Mikael:] Aber, wie gesagt, das liegt nur daran, dass die Menschen, die uns vom Himmel erzählen, selber dort nicht sind. Aber sobald jemand zu uns spricht, der dort ist, der spricht ganz anders.

[Mona:] Ja. Und vielleicht ist es eben wichtig... ich spüre auch bei dir die Wertschätzung für die Religion und ich teile das. Sie wir stellen uns ja irgendwo auch auf die Schultern davon. Ohne dass sie dieses Wissen bisher hergetragen hätten, müssten wir bei null anfangen, das wäre vielleicht schwieriger.

Aber zu erkennen, dass alle Vorstellungen, alle Glaubensrichtungen und so immer nur Bilder sind, die versuchen, das zu vermitteln; dass nicht daran festgehalten werden kann, sondern dass sie uns ein Stück auf dem Weg begleiten können, aber dass es letztlich immer die Erfahrung ist; und wenn wir die (Religion) dazwischen stellen, dann ist die Erfahrung nicht mehr möglich, das schließt sich aus.

[Dhyan Mikael:] Ja, aber das muss jeder irgendwie selber entdecken. Die eigene Erfahrung, nur die zählt.

Die Geschichte vom schwarzen Schaf

[Mona:] Ja, gleichwohl ist es wichtig, darüber zu sprechen, weil wir das, was da in uns eingebläut wurde über die Kirche, und das ist auch in unseren Zellen drin... da mag es bei vielen Menschen dann auch eine gewisse Angst geben: "Wenn ich das jetzt nicht so befolge, nicht so ernst nehme, vielleicht loslasse, bin ich kein guter Mensch." Also, ich würde sagen, in vielen ist das Bedürfnis, gut zu sein, nur manche wissen gar nicht, wie es geht.

[Dhyan Mikael:] Na ja, die Sache ist die, weißt du: wenn du dich aufmachst, in den Himmel zu kommen, dann bist du schlecht.

[Mona:] Ja.

[Dhyan Mikael:] Jesus sprach so gerne vom schwarzen Schaf. Wenn sich einer aufmacht, dann hat er keinen Platz mehr in der Kirche. Man kann nur so lange Teil der Kirche und der Religion sein, solange man verloren ist wie alle anderen auch. Aber sobald man beginnt zu glauben: "Ich kann mich auf den Weg machen." Ich... Die normalen Leute glauben alle, das sei Häresie, das sei Gotteslästerung, wenn ich sage: "Ich kann zu Gott kommen."

Das ist in allen Religionen so. Sobald einer sagt: "Ich habe Gott gefunden, ich schaue Gott"... früher haben sie den umgebracht. Und das passiert, weil all die anderen, die sich nicht auf den Weg machen können, das gar nicht mögen, wenn sich jemand daran erinnert, dass sie sich eigentlich auf den Weg machen könnten. Und deswegen leben wir heutzutage in so gesegneten Zeiten, dass wir das machen können, ohne in Schwierigkeiten zu geraten.

Das ist unvorstellbar, dass wir heute anfangen können, zu meditieren; dass wir heute anfangen können, uns selbst zu entdecken, Gott zu entdecken; dass wir ein Leben im Himmel führen können, ohne dafür getötet oder eingesperrt oder fortgejagt zu werden. Aber es ist trotzdem immer noch so: wenn du dich auf den Weg machst, bist du ein schwarzes Schaf. Das ist einfach so.

In der Bibel gibt's diese Geschichte vom schwarzen Schaf, und die ist sehr bezeichnend. Die geht so: es war einmal ein Schäfer, Gott, der hatte hundert Schafe. Eines Tages verirrte sich eines davon, und zwar das Größte und Kräftigste unter ihnen. Es ist immer das Größte und Kräftigste, das sich auf den Weg macht. Dieses Schaf ist auf Abwege gegangen, und dann hat der Schäfer die neunundneunzig Schafe zurückgelassen, um das eine zu suchen.

Und als er es irgendwo in der Wildnis fand, hat er sich über alle Maßen gefreut, hat das Schaf in seine Arme genommen und sagte: "Ich liebe dich mehr als die neunundneunzig." Das steht in der Bibel, und das heißt: das Schaf auf Abwegen, das erfreut Gott; da jubelt der Himmel: wenn sich einer aufmacht. Alle anderen halten das Schaf für verkehrt: das schwarze Schaf. Das ist im Prinzip eine Geschichte, die uns dazu ermutigt. Die sagt: "Ja, es fühlt sich verkehrt an, und das ist normal." Wir Menschen sind so. Es ist nicht so, dass die neunundneunzig Schafe böse sind.

Wir Menschen sind einfach so. Solange wir etwas noch nicht sehen können, halten wir alle, die das sehen können, für völlig verrückt und für verkehrt. Und deswegen... jeder, der beginnt, sich auf den Weg zu machen, der fühlt sich verkehrt; jeder Einzelne. Der fühlt sich falsch, verkehrt, und oft gerät man ja auch in Schwierigkeiten. Die Freunde denken, du hast eine Schraube locker. "Was? Du glaubst an den Himmel?" Aber so ist es. Und das muss jeder für entdecken. Den Mut muss jeder für sich irgendwie finden.

[Mona:] Ich finde den schön, den Vergleich, weil es ja auch die Nähe zu Gott ausdrückt von dem einen Schaf, aber auch diese Kraft, die in diesem Schaf steckt. Die Kraft ist die Kraft, die aus der Verbindung kommt, und dieses eine Schaf hat es gespürt. Und gleichzeitig glaube ich, dass wir diese Geschichten jetzt auch modifizieren können; dass wir darauf schauen können, dass das, was dieses eine Schaf getan hat, unser natürlicher Zustand ist, der für alle da ist; der für alle offen ist.

Und vielleicht, wenn es mehr gibt, und es scheint im Moment ja der Fall zu sein, die sich auf den Weg machen, wird sich das Verhältnis ändern. Und es ist ja auch mittlerweile nicht mehr so, dass sich diese Menschen dann irgendwie erheben, wie das eben in der Kirche auch teilweise ist, sondern das macht ja demütig, diese Erfahrung. Und alle, die wirklich ernst auf diesen Weg gehen, sind bereit zu teilen und andere teilhaben zu lassen, siehe deine Videos, und zu helfen auf diesem Weg. Und ich glaube, da bricht eine neue Zeit an, und darin liegen neue Möglichkeiten.

[Dhyan Mikael:] Also was auf jeden Fall unendlich hilfreich ist, ist die Gemeinschaft mit anderen, die auf dem Weg sind. Jesus sagte: "Wenn zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, dann bin ich mitten unter ihnen." Das heißt: diese Energie, diese Himmelsenergie, die ist dann stärker. Man unterstützt sich dadurch gegenseitig. Und ich erleb das übrigens ganz außerordentlich.

Ich bin manchmal am "Ort der Meditation" in der Nähe von Frankfurt, und wenn ich dort bin, erlebe ich das so intensiv, diese Unterstützung dieser gemeinschaftlichen Energie von einer Ansammlung von Menschen, die auf dem gleichen Weg sind. Das ist echt toll, aber innerhalb dieser Gemeinschaft ist jeder allein. Der Weg, den geht jeder allein, und das Erleben ist allein. Es hilft, und ich kann es jedem nur empfehlen, Menschen zu finden, die denselben Weg gehen. Das ist wirklich eine große Unterstützung.

Und trotzdem: auch da ist man immer allein. Auch da ist jeder Einzelne irgendwo immer wieder ein schwarzes Schaf. Das erlebe ich immer wieder.

Und dazu muss man bereit sein.

[Mona:] Ja, das ist ja das, was du vorhin von dem Erwachsenwerden gesagt hast. Das zählt dazu, und das ist auch wichtig, weil wir kosmisch gesehen, jeder ein individueller Ausdruck sind. Und dieser individuelle Ausdruck, der möchte sich auch völlig verwirklichen, und da braucht es auch den Mut für dieses allein zu sein. Und es fühlt sich..., Also da muss man durch Stellen durch, die fühlen sich dann tatsächlich wie Sterben an.

[Dhyan Mikael:] Ja, natürlich.

[Mona:] Und das ist die Prüfung. Das ist gewollt. Und es ist aber wichtig, dass andere Menschen davon wissen: auch das hilft. Selbst wenn man noch so allein ist, dann aber zu wissen, dass das jedem so geht; das ist wichtig, diese Information.

Wir misstrauen dem einzig richtigen Weg

[Dhyan Mikael:] Ja, wir schauen normalerweise... und das ist die große Schwierigkeit und das ist auch das, was die die Herde, die neunundneunzig Schafe zusammenhält... Wir schauen normalerweise immer nur nach außen für alles, was uns wichtig ist.

Unsere Geborgenheit, unsere Sicherheit, unser Wohlergehen suchen wir immer und ausschließlich im Außen: in den Umständen und bei den anderen Menschen. Und wir haben nie gelernt, in die andere Richtung, nach innen, zu schauen, und deswegen fühlt sich das so seltsam und so bedrohlich an, als würde man sich von allem anderen abwenden; und das tut man natürlich auch.

Wenn man das dann einmal tut, wenn man irgendwann einmal den Mut entwickelt, sich von der Welt abzuwenden... ich meine nicht praktisch, in eine Höhle zu gehen, sondern einfach mal sich hinsetzen und alles, was man für wichtig hält, vergessen und zu meditieren und nach innen zu gehen. Wenn man den Weg einmal beschreitet, dann entdeckt man und das hast du ja vorhin schon so schön beschrieben, dass dadurch das Leben nicht schwieriger wird, sondern einfacher.

Wir glauben, wir müssten ständig im Außen Sorge tragen und kämpfen und verteidigen und das Wohlwollen der anderen Menschen sichern. Aber wenn ich mich nach innen wende, dann ist es, als würde das äußere Zusammenleben plötzlich ganz neuen Regeln folgen, Regeln, die man sich gar nicht vorstellen konnte. Da ist dann plötzlich so eine Energie am Werk, eine Energie des Friedens, eine Energie des Himmels... da sind die Leute dann einfach anders.

Und das meinte ich: das muss jeder immer wieder für sich selbst entdecken. Immer wieder wendet man sich von allem ab, und Jesus hätte gesagt: man wendet sich einfach nur Gott zu; nach innen; oder man meditiert und vergisst alles andere. Jesus sagte: "Setze Gott an erster Stelle." Damit sagt er: "Deine Aufmerksamkeit gehört in Gottes Richtung gerichtet. Wenn du das tust, dann funktioniert der ganze Rest von selbst." Und das meine ich; das hat Jesus schon vor zweitausend Jahren gesagt.

Dieses die Welt nicht mehr für wichtig nehmen, die Mitmenschen für nicht mehr wichtig nehmen, fühlt sich total verkehrt an, macht Angst. Und dann entdeckt man: je mehr man das tut, das nach innen wenden, das in Richtung innen schauen, in Richtung Gott, in Richtung Himmel, wie auch immer man das nennen möchte, das muss jeder für sich selbst entdecken und entscheiden... dann.. Alles, worum man sich Sorgen gemacht hat, alles funktioniert plötzlich auf magische Weise anders.

Aber, wie gesagt: das muss jeder für sich selbst entdecken. Durch diese Angst muss jeder irgendwie hindurch, und deswegen ist es auch so schön, wenn wir darüber sprechen können. Deswegen ist es so toll, dass es immer mehr Menschen gibt, die darüber wahrhaftig und authentisch berichten können, denn dann spüren die anderen Leute: "Das geht ja wirklich. Ich habe es ja schon immer gewusst! Das geht wirklich."

Der neue Blick der Liebe

[Mona:] Und das, was ich aus meiner Erfahrung noch teilen möchte: Es fühlt sich tatsächlich so an, als wenn man die Welt nicht mehr wichtig nimmt und die Menschen, und dann wird dieser neue Blick geboren, und plötzlich ist dieses wichtig nehmen in einer ganz anderen Qualität da, in einer freien Qualität.

Und ich würde auch sagen, es dann ist wahre Liebe da für die Menschen, weil ich frei bin; weil ich nicht wie eine Klette an irgendetwas hänge und irgendetwas brauche. Es ist eine Qualität von Liebe, auch von Schauen in die Welt, von Erleben, als wenn alles noch einmal frisch ist. Völlig verändert... [Dhyan Mikael:] ...vollkommen verändert. In dem Moment, wo ich die Welt und die Menschen nicht mehr brauche, dann kann ich sie lieben... [Mona:] Genau. Ja!

[Dhyan Mikael:] ...und dann kann ich sie schön finden, und dann kann ich sie genießen. Alle Menschen brauchen einander, und deswegen kann keiner lieben.

[Mona:] Ja. Und dann ist es schön, Menschen zu brauchen, aber in dieser Freiheit. Und ich gehe seit langer Zeit auch mit diesem Satz schwanger... der Satz hat sich für mich verändert. Es heißt ja in der Bibel oft: "Du sollst Gott lieben." Für mich ist es: "Du wirst Gott lieben." Es ist einfach so: du wirst Gott lieben, du wirst Gott in allem lieben. Du wirst Gott in allem erkennen. So fühlt sich das für mich an.

[Dhyan Mikael:] Das, was in der Bibel steht, da muss man sehr vorsichtig sein. Man muss immer wieder gewisse Worte hinterfragen, wie die Menschen das damals ausgedrückt haben. Und wir verstehen das heute mit einer ganz anderen Energie. Wenn die früher gesagt haben... Wenn wir lesen: "Du sollst Gott lieben", dann nehmen wir das als Zwang.

Wir sind alle zwanggeschädigt, durch die Kirche: "Wenn du Gott nicht liebst, dann kommst du in die Hölle." Nein, das war ganz anders gemeint. "Du bist in der Hölle... klar, wir sind alle in der Hölle. Alle machen sich Sorgen. Alle brennen die ganze Zeit. Wir brauchen keine Angst haben, in die Hölle zu kommen. Wir sind schon längst drin.

Aber wenn du woanders hinwillst, dann, nur mal so als Tipp"... das ist dieses 'du sollst'... "dann nur mal so als Tipp: Liebe Gott. Schau nach innen, und da entdeckst du einen ganz neuen Blick." Die Sprache, die sie damals verwendet haben, die hatte immer eine sehr prägnante, sehr direkte, existenzielle Sprache. Das war aber nicht 'du sollst' (mit erhobenem Zeigefinger), sondern damit wurde etwas ausgedrückt, was wir heute nicht mehr so verstehen.

[Mona:] Ja, ich würde sagen, in dieser Sprache war in der Direktheit trotzdem die Liebe drin, und dann, du sollst... wenn man gleichzeitig die Liebe dabei spürt, wenn das ein Hinweis der Liebe ist, dann ist es völlig anders als so, wie es heute verstanden wird, weil wir heute größtenteils eben in dieser Hölle, in dieser Trennung leben, und, wir sprachen ja eben davon, gar nicht mehr fühlen können, was Liebe ist. So schön.

Nur wer nichts braucht, liebt die Welt

[Dhyan Mikael:] Ja, und es geschieht etwas ganz Interessantes. Viele Leute glauben: wenn man sich sich selbst zuwendet, und wenn man niemanden mehr braucht, und wenn man im Himmel ist, dann ist einem die Welt egal. Und das Gegenteil ist der Fall. Die Leute, die nichts vom Himmel wissen, und die Leute, die in Angst leben, und das sind, glaube ich, die meisten, denen ist die Welt; die sind so verzweifelt mit ihrer Angst beschäftigt, dass sie die Mitmenschen und die Welt zerstören – und sich selbst –, weil sie keines klaren Blickes fähig sind.

Aber der Mensch, der ankommt und beginnt, im Himmel zu leben, für den gibt es nichts mehr zu tun außer einer Sache: das, was er entdeckt hat oder sie entdeckt hat, weiterzugeben, und nicht aus Liebe, sondern weil man es muss. Aber es geschieht in Liebe. Ich tue das nicht, weil ich jemandem einen Gefallen tun möchte. Ich tue mir ein Gefallen. Aber es geschieht mit Liebe. Es geht nicht anders.

[Mona:] Ja, es ist dann etwas völlig Natürliches.

[Dhyan Mikael:] Ja, es ist völlig klar: das passiert jetzt und es ist die letzte Aufgabe, sozusagen.

[Mona:] Ja. Und es geschieht einfach durch uns, und es ist völlig selbstverständlich, dass wir damit einverstanden sind und dass wir nichts anderes wollen als das.

[Dhyan Mikael:] Ja. Ich möchte aber unbedingt auch in diesem Video noch ein bisserl praktisch werden. Es ist ja gut und schön, über den Himmel zu sprechen, aber wenn man darüber spricht, bleibt es notgedrungenerweise immer unkonkret, denn ganz gleich, wie eloquent ich mich ausdrücken würde: kein Mensch kann einem anderen Menschen begreiflich machen, was er wirklich erlebt.

Und das gilt nicht nur für spirituelle Dinge, das gilt bei allem, bei jeder banalen weltlichen Situation: wir haben keine Ahnung, was der andere Mensch wirklich erlebt. So etwas kann man nicht kommunizieren. Es geht einfach nicht, und deswegen muss es hier selber erleben. Ich möchte, dass jeder, der das Video anschaut, weiß, dass es jedem Menschen möglich ist, das zu erleben; dass das kein Lotteriegewinn ist. Und es geht ganz einfach...

Der Weg in den Himmel geht von selbst

Du fragtest ja: wie ist es für mich, im Himmel zu sein? Aber ich möchte noch das bisserl abrunden, indem ich darüber spreche, wie ich in den Himmel gekommen bin: erstmal von selber. Das Magische an meinem Leben, und ich bin mir sicher, dass es für jeden anderen Menschen auch so gilt, ist, dass dieser Weg, obwohl man immer das Gefühl hat, man müsste etwas tun und man müsste das Richtige machen... dass dieser Weg irgendwie von selbst geht, und zwar einfach, indem man mehr und mehr das tut, wonach einem ist.

Ich bin vor vierundzwanzig Jahren zu meinem ersten spirituellen Führer gekommen – zu Soham, meinem spirituellen Meister, das ist er auch heute noch –, und er hat mir viel beigebracht. Aber das eine, was alles durchzieht, was er mir immer wieder gesagt hat, ist: "Achte auf das, was dir Freude macht. Achte darauf, wo deine Energie hingeht, und folge dem, ganz gleich, ob es sich für dich verkehrt anfühlt oder nicht." Wir wissen nicht, was richtig ist. Wir haben überhaupt gar keine Vorstellung darüber, was richtig ist, aber jeder Mensch hat eingebaut diesen eigenen Kompass.

Und wenn man dem folgt, dann passiert das Richtige. Es passieren Sachen, die man oft nicht für das Richtige hält, aber wenn man dann zurückblickt, dann stellt man unglaublich erstaunt fest: "Wow, das war alles perfekt, um mich in den Himmel zu führen." Also, jeder Mensch, auch ein Mensch, der hier zuhört und keine Ahnung hat, wovon wir sprechen... wenn man einfach beginnt, die eigene Energie, die eigene Freude als Kompass zu nehmen und lernt, dem immer mehr zu folgen... Am Anfang ist es natürlich nicht so leicht, weil wir es nicht gewohnt sind, aber nach einer Weile wird man besser darin.

Dann ergeben sich die Sachen immer einfacher und immer mehr von selbst. Und das Zweite, was ich sagen möchte: Meditieren ist so hilfreich, und das kann wirklich jeder. Die Samarpan-Meditation, von der ich spreche, die ist einfach magisch, weil man da wirklich überhaupt nichts tut. Man tut überhaupt nichts. Und es ist genau, wie Jesus sagte: wenn man die Aufmerksamkeit auf Gott richtet, passiert alles andere von selbst, und das beginnt man durch diese Meditation, die so einfach ist, zu erleben. Darum geht es. Der Weg dieser Meditation ist ein Weg des eigenen Erlebens.

Das ist nicht etwas, woran man glauben muss und dann zehn, zwanzig, dreißig Jahre lang irgendetwas glaubt, weil man dann denkt, irgendetwas Tolles geschieht danach, sondern man erlebt es selber. Und dazu möchte ich jeden ermutigen. Ich habe immer nur Sachen gemacht, wo ich selber gemerkt habe: "Ja, das taugt mir." Ich habe nie irgendetwas gemacht aus irgendeinem blinden Glauben. Das kann ich keinem empfehlen.

[Mona:] Und was mir geholfen hat – für mich war Meditation nicht möglich, da war wohl mein Körper zu unruhig durch Traumata –, das war Stille. Es war Stille. In dieser Stille tauchte auch alles auf, und es geschah das Richtige.

[Dhyan Mikael:] Ja. Und jeder Mensch geht da seinen eigenen Weg. Ich rede halt so gern über die Meditation, weil sie mir hilft... [Mona:] Genau.

[Dhyan Mikael:] ...und weißt du, jemand hört das vielleicht und denkt: "Ah, das ist interessant", und das ist dann vielleicht für diesen Menschen.

[Mona:] Genau.

[Dhyan Mikael:] Und jemand anders, der hört das und sagt: "Ja, den Mikael mag ich zwar, aber diese Meditation, die interessiert mich überhaupt nicht." Das ist total okay. Jeder Mensch hat da seinen eigenen Kompass.

[Mona:] Ich fand das wichtig, oder ich habe es deshalb erwähnt, weil Meditation... ich möchte das gar nicht absprechen und erkenne die Bedeutung davon, und trotzdem habe ich mich immer unwohl gefühlt im spirituellen Umfeld, weil es nicht ging bei mir, aufgrund von Traumata, von Dissoziationen und so; und von daher auch zu wissen, für andere Menschen: es gibt immer Wege, sie können auch anders sein, weil es...– bei dir nicht, aber im spirituellen Umfeld teilweise –, dann eine Abwertung gibt, wenn man nicht meditieren kann. Und deshalb ist es wichtig, dass es zu Gott immer Wege gibt.

[Dhyan Mikael:] Da sind wir wieder beim schwarzen Schaf.

[Mona:] Ja, genau, ja.

[Dhyan Mikael:] Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, jeder Mensch. Und Swamiji, das ist der Guru, der Guru, der diese Meditation, von der ich so gerne spreche, in die Gesellschaft bringt, der sagt genau das Gleiche. Ich meine, der schwört auf diese Meditation; sein ganzes Lebenswerk ist es, die bekannt zu machen.

Aber er empfiehlt jedem, die einfach mal auszuprobieren. Und dann sagt er: "Probiere sie fünfundvierzig Tage lang aus. Wenn du sie danach nicht magst – kein Problem. Dann ist sie nicht für dich. Dann ist irgendetwas anderes für dich." Es ist genauso, wie du sagst. Für jeden Menschen gibt es einen Weg, jeder. Und jeder Mensch wird ihn finden.

[Mona:] Ja, weil es so in uns angelegt ist, dass jeder ihn finden wird. Ja, so ein schönes Thema und ich finde, wir haben es so umfassend darüber gesprochen. Ich bin so dankbar für den Untertitel auf deiner Webseite, weil ich spüre, dass es so wichtig ist.

[Dhyan Mikael:] Ja, weißt du, wir leben in einer seltsamen Welt: alle suchen nach Glück, aber keiner glaubt ans Glück, keiner glaubt an den Himmel, keiner glaubt an Gott. Und wenn dann jemand sich aufmacht oder davon berichten würde, dann schütteln alle anderen den Kopf und denken, der hat 'ne Meise. Aber in Wahrheit suchen das alle.

[Mona:] Ja, aber es braucht auch den Mut, das dann einfach zu tun, egal, was die anderen denken.

Die Wahrheit der alten Märchen

[Dhyan Mikael:] Ja. Ich möchte noch etwas erzählen. Wir sprachen ja gerade beide darüber, dass jeder seinen Weg geht, ganz gleich, wie der aussieht. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass man jetzt meditieren müsste. Und ich sprach ja vorhin von diesem magischen Kompass, den jeder in sich trägt, und der ist es, der das Leben so leicht macht. Und je mehr man dem Vertrauen schenken kann, desto leichter wird das Leben, weil der einen automatisch führt. Und man macht dann nur noch die Dinge, für die man Energie hat.

Und weil man Energie für die hat, sind die leicht. Und weil man dann Dinge tut, für die man Energie hat, sind die erfolgreich. Es ist so einfach – eigentlich. Und was ich erzählen möchte, ist... Es gibt doch diese alten Märchen. Es gibt viele alte Märchen, die auf uralten Mythen beruhen, und viele von diesen Märchen muten uns heute an wie Kindergeschichten, weil sie etwas sehr Kindliches erzählen. Da ist üblicherweise der Protagonist der Geschichte... ein Held ist es normalerweise nicht. Die Leute in den Märchen sind meistens alles andere als heldenhaft.

Die sind in irgendeiner unglaublich misslichen Lage, und sie haben keine Ahnung, wie sie da herauskommen sollen, und sie stolpern ahnungslos durchs Leben und machen eigentlich alles falsch. Und man liest diese Märchen, und die Haare stehen einem zu bergen, weil, anstatt klug zu sein, die dann einfach das machen, was sie als Nächstes für gut finden. Die folgen ihren Impulsen, als würden sie den Ernst der Lage gar nicht erkennen. So ist es in ganz vielen Märchen. Und dann stolpern sie durch irgendeinen Wald und verirren sich, und alles wird immer gefährlicher.

Und dann taucht plötzlich ein Haus im Wald auf, und da finden sie dann Rettung und Hilfe. Und auf den abenteuerlichsten Wegen, was uns wie unglaubwürdige Zufälle anmutet, ein Zufall nach dem anderen, kommt Hilfe und Rettung, und alles wird immer noch besser. Und am Schluss sind sie der König oder heiraten die Prinzessin, oder irgendwie so etwas. Und diese alten Mythen, die beschreiben, wie das Leben funktioniert. Das sind keine Kindergeschichten. Für uns mutet das wie Kindergeschichten an, weil wir unsere unseren kindlichen Glauben an das Leben verloren haben.

Aber das sind keine Kindergeschichten, das sind uralte Mythensagen, die beschreiben: so geht das Leben. Wenn du alles vergisst, was du für richtig hältst, alles, was dir alle Leute ständig sagen, vergisst, und anfängst, deinem inneren Kompass zu folgen: einfach dem, wozu du jetzt Energie hast, in diesem Augenblick, so hirnverbrannt es sich auch anfühlt, dann machst du auf diese Weise einen Schritt nach dem anderen... du gehst in eine völlig unvernünftige Richtung. Du weißt überhaupt nicht, wo das hinführen soll. Du weißt nicht, wo es hingeht.

Du hast keine Ahnung, wie du aus dieser Hölle rauskommen sollst. Und dieser Kompass, dieses vor sich hin stolpern durch das Leben, das kann jeder; das führt zum Ziel. Und alle diese alten Sagen, die erzählen davon.

[Mona:] Ja. So schön, was du sagst; und dieser magische Kompass... ein wundervolles Wort. Und du hast vorhin auch die Freude erwähnt, und das war für mich dann auch irgendwo ausschlaggebend. Der Weg war ab einem gewissen Punkt völlig irre. Mein Verstand ist durchgedreht. Und gleichzeitig habe ich gespürt: da ist taucht immer so ein Funken Freude auf, eine Freude, die ich gar nicht kannte. Und dann habe ich so den Eindruck gehabt: wenn eh alles verloren ist, dann kann ich auch Freude folgen, so etwa... Das ist der Weg.

Vernunft – oder Freude? Der Weg in den Himmel

[Dhyan Mikael:] Junge Leute zum Beispiel, die fragen sich: was für einen Job soll ich machen? Die sind vielleicht mit der Schule fertig, und es ist ja eine schreckliche Zeit, weil man das Gefühl hat, man müsste sich jetzt entscheiden – und am besten sollte man sich jetzt richtig entscheiden. Die Eltern wollen, dass man sich richtig entscheidet, und die Freunde scheinen sich alle richtig zu entscheiden, aber man selber hat keine Ahnung. Und dann hat man vielleicht zwei Möglichkeiten.

Und der eine Job ist richtig gut, der hat Zukunft, da hat man ein sicheres Einkommen, und da hat man auch ein gutes Fortkommen, und es klingt alles super. Das einzige Problem ist, dass man eigentlich nicht will. Alle sagen: "Toll! Super Gelegenheit! Mach das!" Und dann gibt es diesen anderen Job, und der ist überhaupt nicht zukunftssicher und überhaupt nicht angesehen, und den Eltern darf man überhaupt nicht davon erzählen, denn die würden die Hände überm Kopf zusammenschlagen. Aber wenn man daran denkt und wenn man dort ist, dann freut man sich einfach. Das meine ich.

Das ist der Kompass, der sagt: "Geh da lang." Ich habe das in meinem Leben immer so gemacht, nicht weil ich weise bin. Ich konnte nicht anders. Ich war unfähig, das Richtige zu tun. Ich konnte es nicht anders. Also, wie gesagt: nicht, weil ich weise bin – ich konnte nicht anders. Und mein Leben ist so magisch, und ich kann es jedem empfehlen. Und immer wieder hat man diese Entscheidungen: "Mache ich jetzt das, was vernünftig ist, was richtig ist, was auch in Zukunft sich als gut erweisen wird? Oder mache ich das, wo meine Freude sagt: aber das, das will ich doch wirklich!" Was macht man dann?

[Mona:] Und das zu erkennen, das ist ja dann letztlich auch Himmel. Das darf sein; das dürfen wir leben, uns dazu die Erlaubnis zu geben... [Dhyan Mikael:] Das ist der Weg in den Himmel.

[Mona:] Genau, eben.

[Dhyan Mikael:] Und dann kommst du dahin, wo ich jetzt bin. Und übrigens: Meditation, da gibt es auch so ein Vorurteil. Es gibt nur einen Grund, warum man denn meditieren sollte – und der ist nicht, weil es einen in den Himmel bringt. Man sollte nur meditieren, wenn es einem Freude macht. Ich meditiere jeden Morgen, weil ich mir nichts Schöneres vorstellen kann. Die Meditation ist nicht immer schön, aber wenn ich mich frage: "Will ich heute meditieren oder nicht?

Ja, ich hätte so viel zu tun, und ich muss noch Geld verdienen und ich muss dies und das noch machen... aber jetzt würde ich doch wirklich gerne meditieren." Dann mache ich das. Selbst Swamiji... Der sagt, es gibt nichts Wichtigeres als Meditation, aber er sagt: "Es spielt alles keine Rolle. Meditation soll man aus Freude machen, wie ein Hobby. Nur aus Spaß." Und wer so lebt, der wird seinen Weg finden.

[Mona:] Genau, ja.

[Dhyan Mikael:] Also, ich bin der lebende Beweis. Ich habe immer alles falsch gemacht. Ich hatte nie einen Plan im Leben. Ich habe ja gerade dieses Beispiel angesprochen, nach der Schule. Ich habe die haarsträubendsten Entscheidungen getroffen. Alle anderen haben es richtig gemacht. Ich habe es immer alles falsch gemacht. Ich habe alles in den Sand gesetzt, und ich habe so ein Glück in meinem Leben.

Ich habe so ein Glück. Ich kann es wirklich immer wieder nur sagen: sich selbst treu sein, der eigenen Freude folgen, und dann findet man den Weg in den Himmel. Dann kommt man auf die richtigen Dinge – bei mir war es Meditation, bei dir war es etwas anderes – bei einem Zuhörer ist es vielleicht nochmal etwas anderes – aber so findet man seinen Weg.

[Mona:] Ja, und das ist mir auch wichtig zu sagen: ich habe es nicht so wie du gemacht. Ich habe erst alles vermeintlich richtig gemacht, aber das hat ins Desaster geführt. Es ist nie zu spät.

Der Weg, diese Umkehr zu sich und zu dieser inneren Freude und zu diesem neuen Erleben, das kann jederzeit beginnen.

[Dhyan Mikael:] Ja, wirklich. Jederzeit.

[Mona:] Jeder Tag, den man dann so leben kann, ist ein Geschenk.

[Dhyan Mikael:] Ja. Und deswegen heißt meine Website auch nicht "Samarpan Meditation". Da steht erst mal gar nichts darüber drin. Ich rede davon, weil ich halt gern von meinem Weg rede. Aber wovon ich eigentlich immer wieder erzählen möchte, ist dieses sich selbst treu sein; den eigenen Weg finden. Dazu möchte ich Mut machen, dazu machst du Mut; dass man diese Gewissheit aufschnappt, dass das funktioniert.

[Mona:] Ja, weil ich spüre auch gerade, wie du das so sagst und wie wir es beide sagen: in diesem wahren Selbst, dass wir ja alle in uns tragen, was letztlich eins ist, das ist Freude. Und deshalb ist es so wichtig. Wir werden nie außerhalb davon die Freude und das Glück und den Himmel finden.

[Dhyan Mikael:] Ja.

[Mona:] Ja, so einfach.

Für mich ist es jetzt rund, stimmig, da ist so eine Freude da. Ich danke dir. Ich danke dir, Mikael.

[Dhyan Mikael:] Ja, ich freue mich auch immer, wenn wir miteinander sprechen können. Das ist wirklich Freude für mich.

[Mona:] Ja. Danke.

[Dhyan Mikael:] Ich danke dir.