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Wenn der Guru falsch liegt

Über die wahre Basis der Guru-Schüler-Beziehung.

Vollständiger Text zum Mitlesen:

Guten Morgen.

Ich sage immer guten Morgen am Anfang meiner Videos, weil der frühe Morgen meine Lieblingszeit ist, Videos zu machen. Ich wache recht früh morgens auf, und dann meditiere ich zunächst, dann gehe ich ins Bad; wenn ich dort fertig bin, trinke ich ein wenig Wasser. Und wenn es dann ein Morgen ist, an dem ich Zeit habe, um ein Video zu machen, so wie heute, mache ich das gleich anschließend, als Allererstes nach dem Meditieren am Morgen. Das ganze Haus ist noch still. Draußen ist es still. Eine gute Zeit.

Ich möchte heute über ein Thema sprechen, das für viele Menschen sehr heikel ist; für mich überhaupt nicht. Aber ich habe in letzter Zeit festgestellt, dass das ein Thema ist, das für viele Menschen wirklich ein richtiges Problem ist, teilweise ein Hindernis, mit dem Meister, mit dem Guru... ich habe von Menschen gehört, die deswegen sogar ihren Meister oder Guru verlassen haben. Und es geht darum, wie man damit umgeht, wenn der Meister oder wenn der Guru etwas sagt, was verkehrt ist, was einfach nicht stimmt. Was macht man dann?

Und die Sache ist deswegen so delikat, weil wir mit dem Meister oder mit dem Guru etwas erleben, was für uns einmalig ist; was wir noch nie zuvor erlebt haben. Und wir nehmen den Meister oder den Gurus als Richtschnur, als... nicht nur als Inspiration, sondern als Vorbild, ganz und gar, in jeder Hinsicht. Und viele Menschen möchten dann genau wissen, was dieser Mensch tut, wie er die Dinge tut, und dann tun sie es genauso. Und ich denke, dahinter stecken zwei Dinge.

Das eine ist, dass das einfach die natürliche Art und Weise ist, wie wir Menschen lernen. Wir Menschen lernen durch Nachahmung, durch nichts anderes. Wir schauen uns einfach ab, wie andere Menschen oder wie die Natur die Dinge macht, und dadurch lernen wir ganz unmittelbar, ganz direkt.

Und das andere ist natürlich, dass wir deswegen dann den geliebten Meister oder den geliebten Guru einfach imitieren möchten in allem, was wir sehen. Und dann kommt irgendwann der Punkt, er ist unvermeidbar, in meiner Erfahrung ist dieser Punkt unvermeidbar... da sagt dieser Mensch etwas, dieser Mann oder diese Frau, der Guru oder der Meister, wo wir sagen: nein, so geht es nicht, das kann nicht sein, das ist nicht wahr, dem kann ich nicht folgen! Und das ist für viele Menschen ein Riesenproblem. Und erst als ich um mich herum beobachtet habe, wie das für viele Menschen ein Problem ist, erst da habe ich eigentlich bemerkt, dass ich damit nie ein Problem hatte. Zum Glück, ich bin froh darum.

Und deswegen möchte ich heute ein paar Worte dazu verlieren, wie ich damit umgehe, und wie sich für mich dieses diese Situation, die für viele Menschen ein Problem ist, wie die sich für mich darstellt. Ich möchte die... wenn ich schon an diesem Punkt bin, möchte ich gerne noch etwas sagen.

Ich bin kein Guru, ich bin kein Meister, ich bin Schüler. Ich habe keine Ahnung. Ich bin... ich rede zwar sehr klar und sehr definitiv, ich rede so als wären die Dinge so wie ich sie sage, aber ich spreche nur aus meiner eigenen Erfahrung. Ich bin nicht einer, der den Meister oder den Guru erklären kann. Da geht man besser direkt zum Meister und direkt zum Guru. Das ist viel besser, viel direkter. Aber ich habe in den vielen Jahren, in denen ich mit Soham bin... Jahrzehnte lang habe ich immer wieder erlebt, wie es die verschiedensten Hindernisse für Menschen gab, um dem Meister oder dem Guru nahe zu kommen oder nahe zu bleiben, und deswegen spreche ich so gerne über Meister, über Guru und über die Samarpan-Meditation, wie es für mich ist, wie ich es erlebt habe. Weil ich irgendwann festgestellt habe, dass meine Sichtweise anderen Menschen eine gewisse Klarheit bringt, und eine gewisse Hilfe, die Dinge so zu sehen wie sie meiner Ansicht nach wirklich sind, und dass es da gar kein Problem gibt mit dem Meister, mit dem Guru, mit der Meditation. Und meine Hoffnung ist, dass es dann vielleicht den einen oder anderen Menschen gibt, der mir zuhört, der es dann... dem es dann dadurch wieder möglich wird, direkt zur Quelle zu gehen.

Es war schon immer so, dass die Schüler eines Gurus irgendwann angefangen haben, darüber zu sprechen, wie die Jünger von Jesus beispielsweise. Das... man kann gar nicht anders, irgendwann muss man einfach anfangen, darüber zu sprechen, weil es nichts Besseres, nichts Wichtigeres und nichts Schöneres im Leben gibt als das. Das heißt aber nicht, dass man selber zum Guru geworden ist. Man ist dann einfach einer, der sagt: hey, schaut mal, da gibt's was, da gibt's eine Möglichkeit im Leben, die du dir nie erträumt hast, aber die gibt es wirklich, das ist meine Erfahrung! Ja, ich bezeuge, es ist so. Und das tut man einfach in der Hoffnung, dass andere dann vielleicht den gleichen Weg ausprobieren möchten.

Aber dadurch wird man selber nicht zum Guru, man wird einfach zum Wegweiser. Und deswegen spreche ich, deswegen mache ich diese Videos. Und die Art und Weise, wie ich spreche, ist, als wären die Dinge genauso wie ich sie sage, und für mich sind sie auch wirklich so. Aber das heißt nicht, dass meine Worte die Worte des Gurus ersetzen, oder dass meine Worte die Worte des Meisters ersetzen. Wenn du direkt zum Guru kannst, wenn du direkt zum Meister kannst, dann mach' das! Und für alle anderen mache ich meine Videos.

Ja, zurück zum Thema. Was macht man, wenn der Meister, wenn der Guru falsch liegt? Und warum ist es überhaupt ein Problem? Es ist ja so: ein Guru ist jemand... ich möchte kurz ein Wort über den Unterschied zwischen Meister und Guru verlieren, das kam mir irgendwie heute Morgen. Für mich... ich war ja 17 Jahre lang schon mit meinem spirituellen Meister Soham zusammen, als Swamiji, mein Indischer Guru, in meinem Leben kam.

Und vielleicht fragt sich der eine oder andere, warum das überhaupt nötig ist. Wenn man so innig mit einem Meister ist und so erfüllt ist wie ich damals war mit meinem Meister, wozu ist dann überhaupt ein Guru nötig? Und durch meinen Meister, durch Sohamji, habe ich gelernt, zu mir zu kommen, mich nicht nach anderen zu richten und für andere auf eine bestimmte Weise zu sein, sondern ich habe mich selbst entdeckt. Und der Meister... für mich ist ein Meister ein Vorbild dafür, wie man als Mensch sein kann, wie man als Mensch zu sich findet.

Ein Guru ist etwas ganz anderes. Wenn man zum allerersten Mal im Leben einem Guru nahekommt, und ich meine jetzt nicht körperlich nahe... dass man zufällig in der Nähe eines Gurus ist, sondern wenn man plötzlich den Guru erkennt... wow... dann ist es, als würde man Gott begegnen. Guru nennt man den Menschen, das Medium, in dem man Gott erkennt und denkt: wow, davon wurde immer gesprochen, das ist das, was Jesus gewesen war und ist, bis heute, dieses Medium Gottes. Man begegnet dem Guru und plötzlich spürt man selbst in sich drin Gott. Nun ist Gott ein abstraktes Wort, ich verwende das Wort nicht gerne, ich verwende es einfach, weil es so üblich ist, aber man hat plötzlich das Gefühl: jede Suche, die man je hatte in sich drin, bewusst oder unbewusst, ist zu Ende.

Man hat das Gefühl, als wäre plötzlich der Allmächtige vor einem. Es klingt vielleicht ein bisschen komisch, weil so ein Guru ist ja auch Mensch, in einem Körper, und an dem Körper ist erstmal gar nichts besonders, der ist genauso wie mein Körper, wie dein Körper. Aber der Guru ist ein Wesen, ein Mensch, der vollkommen leer ist und jetzt zu einem ganz reinen, leeren Medium geworden ist, durch den nichts weiter fließt als eben diese Lebensenergie, das, was wir Gott nennen. Und man spürt dann: wow, das ist es! Plötzlich hat man den direkten Draht zu Gott, und der kommt durch den Guru.

Ja, und jetzt ist das Problem... jetzt ist man mit so einem Guru eine Weile zusammen und der sagt Dinge, und früher oder später kommt die Situation, sie ist unvermeidlich, da hört man etwas über den Guru, oder er sagt etwas, und man sagt: das geht nicht, das ist verkehrt, da hat er nicht recht, da liegt er falsch, das ist Unsinn, dem kann ich nicht folgen. Und die Situation kommt. Und das Problem entsteht jetzt, weil bis gerade eben dieser Mensch für mich Gott war, und Gott kann ja nicht daneben liegen, Gott hat immer Recht. Was also tun?

Ich habe neulich in einem meiner Videos... ich glaube, das war der zweite Teil über Männer, da habe ich eine Situation beschrieben, wie ich mit meinem Meister Soham solch eine Situation hatte, und ich möchte sie hier nochmal kurz wiedergeben. Es war wenige Jahre nachdem ich zu Soham gekommen war, ich war noch ganz frisch bei ihm sozusagen. Es muss zwei, drei Jahre gewesen sein, die ich damals schon bei ihm war. Das ist schon sehr lange her. Und ich sprach mit ihm über meine Beziehung. Ich sprach mit ihm darüber, wie ich es erlebe mit meiner Freundin, und wie ich mich dort verhalte, und er gab mir dort einen Rat, und als er mir das sagte, dachte ich: das ist verkehrt, das ist völlig falsch.

Er gab mir einen Rat, wie ich sein sollte im Umgang mit meiner Geliebten, im Umgang mit meiner Freundin. Und das, was er mir da nahelegte, war... hier tanzt gerade ein Insekt auf meiner Hand, deswegen schaue ich nach unten... was Soham mir da sagte, ging gegen alles, was ich für richtig hielt.

Er sagte mir damals: achte nicht auf deine Freundin, achte nicht auf deine Geliebte; schau nicht, was sie braucht; schau nicht, wie es für sie ist. Ich sprach mit ihm damals über den sexuellen Bereich unserer Beziehung, es war für mich eine ganz delikate Angelegenheit, und da sagte er mir: achte nicht auf sie, achte nur auf dich. Und ich war damals ein junger Mann, der... der stolz darauf war, dass er so auf seine Freundin eingehen konnte; dass er sie so gut wahrnehmen konnte; dass er so mit ihr in Verbindung war und auf sie achten und sich um sie sorgen konnte. Und ich war sicher: das ist der richtige Weg im Umgang mit anderen Menschen und im Umgang mit der Geliebten. Und in dieser Situation sagte mein Meister zu mir: tu das nicht! Und er war sehr eindeutig, er sagte: was du da tust, ist nicht gut. Achte nicht auf sie. Er sagte: achte nicht auf deine Liebste, achte nur auf dich, schau nur auf dich. Und für mich stand fest: das ist vollkommen verkehrt.

Ich kann mich noch heute genau erinnern, wie ich das spürte: "da hat er nicht recht". Ich hatte nie ein Problem mit dem, was er sagte. Ich wusste immer, er hat recht, ich konnte ihm immer folgen, ich konnte das, was er sagte, immer annehmen, auch wenn ich es nicht immer direkt verstand, aber ich wusste: er hat recht. Ich wusste es einfach. Aber in dem Punkt wusste ich innerlich: er hat nicht recht, er hat einfach nicht recht. Es stand für mich fest: in den Bereich hat keine Ahnung, da weiß ich es besser.

Und ich hatte Glück, weil mein Meister mir und auch allen anderen Menschen immer wieder gesagt hat... er sagte immer wieder: wenn ich etwas sage, womit du keine Resonanz hast: vergiss es, achte nicht drauf, vergiss es einfach! Er hat nie gesagt: du musst alles tun, was ich sage, und dann, dann wirst du ein guter Mensch. So etwas hat er nie gesagt. Und kein wahrer Meister, kein wahrer Guru sagt das. Und nicht nur war es so, dass Soham das immer wieder gesagt hat: wenn ich etwas sage, womit du keine Resonanz hast, vergiss es! Dann ist es nicht für dich, dann habe ich für jemand anderen gesagt.

Nicht nur, dass Soham das immer wieder wiederholt hat, ich war auch schon immer ein sehr sturer Mensch, ich war immer schon sehr eigensinnig. Ich habe immer schon die Dinge so gemacht, wie ich sie für richtig gehalten habe, nicht weil ich so cool war und bin und weil ich so stark und so überzeugt von mir selber war, das war nicht der Grund. Ich war nie wirklich von mir überzeugt, und ich habe nie wirklich geglaubt, ich wüsste es besser. Aber ich konnte einfach nicht anders. Ich konnte einfach... es ist nicht so sehr eine Fähigkeit gewesen, als eine Unfähigkeit... das war eine Unfähigkeit... Ich konnte nicht auf einen guten Rat hören, wenn ich nicht daran glauben konnte.

Ja und was ich damals machte war: ich habe einfach das, was er sagte, ignoriert. Ich habe mir da keinen großen Kopf drum gemacht, ich habe keine schlaflosen Nächte deswegen gehabt, ich dachte nur: in dem Punkt hat er keine Ahnung. Also habe ich es vergessen. Ich habe nicht mit ihm gehadert deswegen. Ich habe einfach in dem Punkt, wo ich ihm nicht folgen konnte... da blieb ich mir selber treu.

Und weil ich mir selber treu geblieben bin, konnte ich bei meinem Meister bleiben. Es klingt jetzt vielleicht wie so ein Paradox, weil du vielleicht glaubst... weil bei einem Meister oder bei einem Guru bleiben heißt: alles tun, was er sagt. Aber das stimmt nicht! Kein Meister, kein Guru sagt: tu alles, was ich sage. Und wenn er das sagt, dann ist es für mich kein Meister und kein Guru, dann ist er irgendwas anderes, oder sie, wenn es eine Frau ist. Aber wir glauben das. Wir wollen das sogar. Wir wollen jegliche Verantwortung für unser Leben abgeben, und lieber sind wir uns selbst untreu und folgen dafür allem, was der Meister oder Guru sagt, damit wir unser Leben nicht selber leben müssen; damit wir unser Leben nicht selber in die Hand nehmen müssen; damit wir keine Fehler machen; damit wir alles dem Guru in die Schule schieben können sozusagen. Und das führt dann zu blindem Glauben, zu blindem Gehorsam. Und auf diese Weise verliert man den Meister und verliert man auch den Guru, weil man auf diese Weise nicht mit einem anderen Menschen zusammen sein kann.

Man kann jemandem nur nahe sein, wenn man sich selber treu ist. Das gilt nicht nur für Beziehungen zwischen Mann und Frau, oder zwischen Partnern gleich welchen Geschlechts, es gilt erst recht bei Meister und erst recht beim Guru, erst recht bei Gott.

Nur wenn ich mir selber nahe bin, wenn ich mir selber treu bin, nur dann kann ich Gott nahe sein. Und deswegen ist es so schön, dass Gott uns liebt, egal wie wir sind.

Wir müssen uns selber treu sein, wir müssen nicht perfekt sein. Du kommst Gott nicht dadurch nahe, dass du alles das tust, wovon du glaubst, dass Gott es von dir will, und du kommst Gott auch nicht dadurch nahe, dass du so bist wie du glaubst, dass Gott dich haben will. Das funktioniert nicht.

Aber wir glauben es, und wegen diesem Glauben entsteht dann für manche Menschen dieses Problem, vor dem ich eingangs sprach und um das es in diesem Video gehen soll. Wie gesagt, für mich war es kein Problem. Ich war einfach erstens stur, und zweitens hatte ich meinen Meister immer wieder sagen hören: ignoriere alles was ich sage, was mit dir keine Resonanz hat. Und deswegen konnte ich bei ihm bleiben: weil ich es einfach ignoriert habe und weil ich mir selber treu sein konnte.

Die Pointe der ganzen Geschichte ist natürlich, dass mein Meister natürlich recht hatte. Aber es hat zehn Jahre... es hat geschlagene zehn Jahre gedauert, bis ich das selber entdeckt haben. Zehn Jahre später entdeckte ich dann aus eigener Erfahrung: er hatte recht! Irgendwann zehn Jahre später war ich in einer Situation, wo ich dann selber, ohne dass ich versuchte, meinen Meister nachzuahmen oder das zu tun, was er mir damals sagte, ich hatte... irgendwann habe ich dann von selber so gehandelt, wie er mir das zehn Jahre zuvor nahegelegt hatte, und dann stellte ich plötzlich fest: davon sprach er! Ich erlebte, was geschieht, wenn ich das tue.

Aber ich tat es nicht, weil er es mir befohlen hatte. Irgendwann tat ich das aus eigenem Antrieb, ich weiß gar nicht wieso, ist es... irgendwann wurde ich dann so und tat es selber so, und dann sah ich die Früchte davon, und dachte: wow, er hatte recht! Ich konnte es mir nicht vorstellen, aber er hatte recht!

Aber es nützt nichts, es nützt überhaupt nichts, dem Meister oder dem Guru blind zu folgen mit dem Wissen: irgendwann werde ich dann schon begreifen, dass er Recht hat, denn zu diesen irgendwann wird es nie kommen, weil du dann nicht mehr bei deinem Meister bist. Dieses Wissen: ja ja, er hat bestimmt recht, das ist ein rein intellektuelles Wissen und es führt zu nichts, das ist nicht nützlich. Es ist besser, man ist sich selbst treu, man ignoriert das, was der Meister sagt, und das Schöne ist, dass man dadurch dann in allen anderen Belangen beim Meister bleiben kann, oder beim Guru. Der Rest passiert dann von selbst, irgendwann, irgendwann, wenn man so weit ist.

Und Swamiji, mein Guru, spricht davon ganz explizit immer wieder. Er sagt: blinder Glaube ist etwas ganz ganz Schreckliches. Es ist so... blinder Glaube passt nicht zum Guru. Du glaubst vielleicht, dass genau das von Nöten sei, aber das Gegenteil ist der Fall, und ein wahrer Guru sagt dir das auch ganz klar: blinder Glaube ist es nicht. Aber was ist es denn dann? Swamiji sagt: nur wenn du die eigene innere Erfahrung hast... er nennt es Anuboothi, das ist ein indisches Wort für "innere Erfahrung"... nur wenn du deine eigene innere Erfahrung als Wegweiser hast, nur dann tue etwas, nur dann glaube. Das Wort "Glaube"... Swamiji wird für uns Westler auf Englisch übersetzt, und das Wort "Glaube" in Englischen ist verwandt mit dem Wort "Vertrauen", und für mich geht es da gar nicht so sehr um Glaube sondern um Vertrauen: vertraue nur dem, was Du selbst erlebst in dir drin. Und das ist der Punkt! Das ist der entscheidende Punkt.

Das ist die Basis der Beziehung zwischen Schüler und Meister. Das ist die Basis der Beziehung zwischen Schüler und Guru. Es geht überhaupt nicht darum, was der der Meister oder der Guru sagt. Es geht nicht um die Worte. Es geht um das, was du in dir erlebst, wenn du diesem Medium Gottes nahe bist, und das ist dann dein Wegweiser. Das ist mein Wegweiser gewesen, immer, und sonst nichts.

Und so kam ich auch zu Soham vor 23 Jahren. Es ist heute ziemlich genau auf den Tag 23 Jahre her. Ich saß in seinem Satsang, im allerersten Satsang meines Lebens. Ich wusste überhaupt nicht, was das für eine Veranstaltung ist und worum es da geht. Ich kam mehr oder weniger zufällig dorthin. Ich wusste eigentlich gar nicht, was ich da soll. Ich war einfach neugierig, ich bin da so rein gestolpert. Ich dachte nicht: boah, das ist ein Meister, und der kann mir jetzt zeigen, wo es lang geht... ich hatte überhaupt keinerlei solche Gedanken. Ich wusste gar nicht, was ich da soll. Ich dachte einfach: da gehe ich jetzt mal hin. Und dann saß ich in diesem Raum, und dann betrat Soham, der damals Samarpan hieß, den Raum und ging zu seinem Platz und setzte sich in seinen Sessel oder seinen Stuhl.

Und nachdem dieser Mensch den Raum betreten hatte, hatte ich das, was Swamiji ein Anuboothi nennt, eine innere Erfahrung. Ich saß da... und ich verband das, was ich da spürte, überhaupt nicht mit Soham... es war mir damals überhaupt nicht klar, dass es irgendwas mit diesem Menschen zu tun hat, mit seiner Energie und mit seiner Hingabe, mit seiner Akzeptanz des Lebens und der Dinge, mit seiner Gottesnähe. Ich wusste das alles nicht. Ich wusste von diesen Dingen nichts. Ich war völlig naiv und unwissend. Aber ich saß einfach in diesem Raum, und nachdem Soham den Raum betreten hatte und sich setzte, überkam mich ein mir bis dahin vollkommen unbekanntes Gefühl von "angekommen sein". Ich... plötzlich... es war, als hätte ich plötzlich keinerlei Probleme mehr, als wäre ich einfach nur still und glücklich. Ich hatte das Gefühl: ah, hier... hier will ich... hier will ich bleiben! Hier will ich bleiben!

Ich wusste überhaupt nicht, was es bedeutet, das war ein Gefühl. Ich hörte keine Worte, die zu mir sprachen. Ich versuche gerade nur dieses innere Gefühl zu beschreiben, was mich dort überkam: "hier will ich bleiben!", so fühlte es sich an. Ich dachte dann auch nicht darüber nach, was das zu bedeuten hat und was ich jetzt tun soll. Das war einfach ein Gefühl, und ich habe es dann eigentlich auch wieder vergessen.

Aber es ergab sich dann, dass Soham im Satsang sprach, und er sagte dann Dinge, die er braucht, und dann wurde klar, dass ich ihm da zur Seite stehen kann, da ging es um technische Dinge, und so kam es, dass ich damals dann begann, für ihn zu dienen, ihm zu dienen und bei ihm zu sein und mit ihm als Teil seiner Crew umher zu reisen. So begann mein Leben mit Soham damals. Und meine Offenheit dafür, und dass ich das konnte und dass ich das wollte, das war möglich wegen dieser Erfahrung, die ich dort im ersten Moment, in meinem allerersten Satsang in mir drin spürte. Und das war mein Wegweiser.

Es war nichts, was Soham gesagt hat. Es war etwas, was mein eigenes Wesen, meine eigene Seele mir gesagt hat, und von dem ich auch überhaupt nicht wusste am Anfang, dass es eigentlich von der Energie von Soham kam... ich habe das selbst erlebt in mir drin, das war mein Wegweiser, nichts anderes.

Und so, genauso, war es für mich mit Swamiji. Ich bin nicht zu Swamiji gekommen, weil Soham sagte: der ist cool, das ist der Weg! Ich will kurz erzählen, wie ich zu Swamiji kam. Eines Tages, vor etwa 6 Jahren, saß ich mit Soham zusammen, nachdem wir etwa eine Woche lang eine Pause hatten, und in dieser Pause war ich nicht bei Soham, ich war woanders. Und dann kamen wir wieder zusammen an dem Abend vor dem nächsten Satsang, und wir saßen zusammen, und in dieser Woche in der wir uns nicht gesehen hatten, in dieser Woche hatte Soham zum ersten Mal in seinem Leben Kontakt mit Swamiji bekommen. Und als wir dann an diesem Abend zusammensaßen, erzählte mir Soham von diesem ersten Kontakt, den er mit Swamiji hatte, und davon, wie tief ihn das berührt hat.

Und es ist jetzt nicht so, dass Soham mir sagte: "Mikael, das ist es! Da musst du lang! Ich kann dir nur sagen, das ist der Weg!" Er hat nichts dergleichen gesagt. Er hat mir einfach erzählt, was er erlebt hat und wie es für ihn war, nichts weiter. Und wie mir Soham davon berichtet, von sich selbst und von diesem Guru, der mir da ja völlig unbekannt war... und du musst wissen, dass ich nie auf der Suche nach einem Guru war... ich war auch nicht unglücklich, ich war so erfüllt damals, wie man nur sein kann. Ich wusste nicht, dass es da auch noch ganz andere Dimensionen gibt, die es zu entdecken gibt. Ich war nicht offen für einen Guru. Ich habe nie darüber nachgedacht. Ich wusste davon nichts und ich wollte davon nichts wissen. Das war einfach nicht Teil meines Lebens. Ich war total happy mit meinem geliebten Meister.

Aber wie Soham mir davon erzählte, von sich selbst und seiner Erfahrung, ja, da hatte ich wieder so etwas, was Swamiji Anuboothi nennt: eine ganz eigene innere Erfahrung. Eine Erfahrung, die ich in der Form noch nie zuvor hatte, in dieser Klarheit und in dieser Eindeutigkeit und Intensität. Ich hörte Soham zu, ich musste meine Augen schließen, ich war von irgendetwas in mir drin plötzlich zutiefst berührt. Ich spürte plötzlich eine Energie in mir fließen, die ich bis dahin noch nie gekannt hatte. Und ein Gefühl... ich... wie gesagt, ich hörte keine... ich verwende jetzt Worte, um das zu beschreiben, aber diese Worte waren in dieser Erfahrung nicht da. Das war einfach eine Gefühlsangelegenheit.

Man fühlt solche Sachen. Es war dieses: "oh mein Gott, darauf habe ich ein Leben lang gewartet! Darauf habe ich so viele Leben lang gewartet, auf diesen Moment, wo das in mein Leben tritt." Und ich wusste überhaupt nicht, was das zu bedeuten hat. Ich verwende jetzt diese Worte, aber ich hatte... das war einfach eine gefühlsmäßige Erfahrung. Nichts, was Soham mir sagte. Der tat überhaupt nichts, der erzählte einfach von sich selbst, und ich hatte diese spontane Öffnung in mir etwas gegenüber, von dem ich nichts wusste, das keine Form hatte, keine Namen, etwas, was da in dem Moment zu mir kam. Und dann wusste ich: das ist der Weg. Ich wusste es einfach. Es war mir einfach klar, bis heute.

Und diese Erfahrungen sind mein Wegweiser. Und wegen diesen Erfahrungen war es mir auch immer völlig egal, was Soham sagt. Ich wusste: ich bin ja am richtigen Ort. Das hatte ich mir selbst gesagt sozusagen, meine eigene Seele, und deswegen fiel es mir immer leicht, den Unsinn, den Soham von Zeit zu Zeit in meinen Augen sagte, zu ignorieren, und so war es für mich auch mit Swamiji, und ist es bis heute.

Ja, Swamiji sagt: blinder Glaube – darum geht es nicht. Blinder Glaube führt zu nichts Gutem, so sagt er es. Tu nur die Dinge, die du aufgrund deiner eigenen inneren Erfahrungen tun möchtest. Und das habe ich immer gemacht, lange bevor ich diese Worte von Swamiji hörte. Er hat dann eigentlich nur das bestätigt, was ich aus purer Sturheit schon immer in meinem Leben gemacht habe.

Warum also sagt ein Mensch wie Soham oder ein Guru wie Swamiji überhaupt Dinge, die uns in Bedrängnis bringen? ...die uns in eine Situation bringen, wo wir hadern mit dem, was wir da hören? Sie tun es, weil sie ständig gefragt werden. Der Soham spricht über so viele Dinge im Satsang nur deswegen, weil ihm die Leute ständig ihre Geschichten erzählen und sein Rat einfordern, und dann sagt er halt was dazu.

Und dann regen sich die Menschen darüber auf, und bei Swamiji ist es ganz genauso. Die Leute fragen ihn zu allen möglichen alltäglichen Dingen, die den Swamiji überhaupt nicht interessieren, der bringt was ganz anderes. Aber die Leute fragen ihn zu allen möglichen Themen, die Menschen fragen den Guru zu all den Themen, mit denen die Menschen in ihrem Leben, in ihrem alltäglichen banalen Leben, Probleme haben. Und dann sagt der Guru was dazu, und dann hadern die Menschen mit dem, was der Guru gesagt hat.

Es gibt einen ganz ganz wichtigen Punkt, den man nie vergessen sollte in meinen Augen. Ein Guru kommt für eine einzige Sache in dein Leben, nur für eine. Auch ein Meister; ein Meister kommt nur für eine einzige Sache in dein Leben, und die hat nichts mit diesen alltäglichen Dingen zu tun. Der Swamiji zum Beispiel, der sagt: ich bringe eine Sache, eine einzige Sache bringe ich: und das ist die Samarpan-Meditation, die bringe ich aus den Tiefen des Himalayas, da wo normale Menschen nie hinkönnen, von dort bringe ich diese Meditation in die Gesellschaft, zu dir, direkt zu dir. Alles andere, was du hörst, alles andere, was du siehst, ist nicht wichtig, so hat das gesagt, so habe ich es ihn sagen hören. Er sagt im Prinzip: häng' dich nicht auf an all diesen Dingen, die du hörst und siehst von mir und über mich. Achte auf die eine Sache, auf die es ankommt. Und Swamiji bringt eine Sache, und das ist diese magische Meditation.

Soham brachte und bringt immer noch eine Sache in mein Leben: diese Nähe zu mir selbst, diese Hinwendung, diese Möglichkeit, dass ich mich mir selbst zuwende, eine Möglichkeit, die ich davor nie hatte, die bringt er in mein Leben. Was er über irgendwelche Dinge im Leben sagt, ist völlig irrelevant, und deswegen ist es auch so wichtig, dass man alles ignoriert, was da scheinbar ein Widerspruch ist zu unseren eigenen Überzeugungen, einfach deswegen, weil es darum überhaupt nicht geht.

Ich habe es selbst erlebt... vor einigen Jahren gab es ein öffentliches... ein großes öffentliches Thema, was ganz viele Menschen unglaublich bewegt hat und gespalten hat... die einen... die eine Hälfte der Menschen dachte, ja, das muss man alles unbedingt so machen, und die andere Hälfte der Menschen sagte: nein, auf keinen Fall, da muss man dagegen kämpfen und es geht überhaupt nicht so. Alle haben es unglaublich wichtig genommen, natürlich wurde auch Swamiji dazu befragt und natürlich wurde auch Soham dazu gefragt zu diesem Thema und genauso wie zu allen anderen Themen auch. Natürlich haben sie dann irgendwas dazu gesagt, und dann haben ganz viele Leute gesagt: ja, wenn der sowas sagt, was gegen alle meine Überzeugungen geht, ja dann kann ich nicht bei ihm bleiben.

Und dann haben sie ihn verlassen. Und es ist wirklich tragisch, weil im Grunde verlassen die Menschen Gott, die Menschen verlassen das Einzige, worum es im Leben eigentlich geht, für Banalitäten, für Dinge, um die es überhaupt nicht geht, und die überhaupt nicht wichtig sind, die wir aber unglaublich wichtig nehmen.

Es gibt eine wunderschöne Geschichte in der Bibel über Jesus, die ist ein guter Wegweiser für solche Situationen, wenn du deinen Guru, deinen Meister, oder deine Guru... ich weiß gar nicht, was das weibliche Wort für Guru ist... deine Meisterin etwas sagen hörst, wo alles in dir sagt: das ist falsch! Jesus wurde mal etwas gefragt, was genau den gleichen Effekt hatte.

Man muss sich das so vorstellen: als Jesus lebte, war es in diesem Land Judäa so, dass dieses Land eigentlich im Kriegszustand war. Es war besetzt von den Römern, und die Einheimischen... das jüdische Volk war unterdrückt von den Römern, von den fremden Machthabern, sie wurden ausgebeutet und drangsaliert, und es gab in der Gesellschaft viele Kräfte, die versuchten, dagegen zu kämpfen, wie immer, wie überall auf die Welt, auch heute. Es war eigentlich ein ständiger Kampf. Und ich stelle mir vor, dass es wahrscheinlich ganz ähnlich damals gewesen ist wie heute, wenn es heute ein Thema gibt, das die Menschen spaltet. Damals gab es sicherlich Menschen, die überzeugt davon waren: man muss gegen die Römer kämpfen, man muss sich auflehnen, Bürgerkrieg ist das Einzige, was uns befreit! Und Judas, einer der Jünger von Jesus, war ja so einer, der war da ganz vorne dabei, und er war überzeugt davon, dass Jesus seine Kraft und seine Macht in diesem Bereich einsetzen sollte.

Aber Jesus hat sich dafür überhaupt nicht interessiert, überhaupt nicht. Der hat diese ganzen Themen, die für die Menschen so wichtig erschienen, so essentiell, die haben ihn überhaupt nicht interessiert. Themen, die die Menschen so wichtig genommen haben, dass sie sogar Freundschaften und Familien gespalten haben, die gab es schon damals. Und Jesus hat die einfach ignoriert, der hat sich dafür nicht interessiert. Er wusste: die sind wirklich unwichtig.

Und dann gab es eine Situation, als Jesus in Jerusalem war. Und dann wurde ihm von einem der Pharisäer eine Frage gestellt. Die Frage war so gestaltet, dass sie Jesus in Schwierigkeiten bringen sollte. Der Pharisäer dachte: egal, was der Jesus jetzt sagt auf diese Frage, dann haben wir ihn, dann kriegen wir ihn dran, dann sagt er was, dann haben wir ihn. Und er wurde gefragt: "sollen wir unsere Steuern zahlen?"

Wie ist das mit den Steuern, sollen wir Steuern zahlen an diese fremden Machthaber? Im Grunde ging es bei dieser Frage um diese grundsätzliche Frage: sollen wir uns auflehnen? Sollten wir nicht kämpfen? Sollten wir nicht Widerstand leisten? Sollten wir uns nicht weigern, Steuern zu zahlen? Sollten wir uns nicht auflehnen gegen diesen uns auferlegten Staat? Und Jesus antwortete... er sagte: schaut euch die Münze an. Wessen Antlitz seht ihr auf der Münze? Es war das Bild des Kaisers, das auf die Münzen aufgedruckt war. Und so sagte Jesus: gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Und gebt Gott, was Gottes ist.

Und damit erklärt uns Jesus, wie man damit umzugehen hat. Er sagt: die weltlichen Dinge regeln sich von selbst, das Geld gehört dem Kaiser, gebt es dem Kaiser, die Steuern stehen dem Kaiser zu, gebt sie ihm. Macht euch darüber gar keinen Kopf! Aber das, worum es wirklich geht, ist Gott. Gib Gott, was Gottes ist, und was ist Gottes? Gib Dich selbst Gott hin. Mach dir keine Gedanken übers Geld oder über alle anderen Dinge, die dir sooooo wichtig und so essenziell erscheinen.

Er sagt: der Kaiser will dein Geld haben? Ja, gib's ihm doch! So hat er das gemeint. Worum du dich kümmern solltest, sagt Jesus, ist, dass du das, worum es wirklich geht, dass du das Gott gibst, und das, worum es wirklich geht, ist deine Aufmerksamkeit, das worauf du... das, was du für wichtig erachtest, dass das Gott ist. Achte du nicht auf die Steuern, denk' nicht übers Geld nach. Schenk' dem keine Aufmerksamkeit. Wenn für den Kaiser das Geld so wichtig ist, gib ihm das Geld, soll er doch damit glücklich werden. Aber du, richte du deine Aufmerksamkeit auf Gott. Gib Gott, was Gottes ist: deine Aufmerksamkeit gehört Gott. Das Geld gehört dem Kaiser, aber deine Aufmerksamkeit, dein Bewusstsein, deine Seele, die gehört Gott, die ist Gott.

Und so machen es die Gurus, so macht's Swamiji. Ja, okay, da wird was von dir verlangt? Ja, dann mach's halt in Gottes Namen, aber du, verschwende du deine Aufmerksamkeit nicht auf diese Dinge. Wenn der Kaiser unbedingt will, dass du etwas Bestimmtes tust, dann in Gottes Namen tu's, aber verschwende du deine Aufmerksamkeit nicht in diesem Bereich. Du, meditiere! Du, richte deine Aufmerksamkeit auf deine Seele, auf dein Kronenchakra, auf Gott, das ist das, was Jesus sagte, das ist das, was der Guru sagt.

Und wenn du jetzt in Konflikt kommst mit dem, was der Guru da über weltliche Dinge sagt, dann ist das Grundproblem an der ganzen Sache folgendes: dass du das einzige Wesentliche aus den Augen verlierst, und du Dinge für wichtig erachtest, die unwichtig sind, die uns aber so wichtig vorkommen, und deswegen gehen sie uns so nahe. Das ist der Grundkonflikt, den die uns anschauen müssen. Du hast ein Thema, das für dich unglaublich wichtig ist. Du bist davon überzeugt: in der Sache, da gibt es nur eine Meinung, die richtig ist, da gibt es nur eine Handlungsweise, die richtig ist, und alle anderen, die etwas andere sagen, alle anderen, die etwas anderes machen, die sind verkehrt, mit denen will ich nichts zu tun haben. Solche Themen gibt es.

Und was der Guru jetzt eigentlich sagt ist: was machst du da? Warum gibst du dich damit ab? Im Grunde ist es einem Jesus oder einem Swamiji völlig egal, ob du jetzt Steuern zahlst oder nicht. Das Entscheidende ist, dass du dem deine Aufmerksamkeit nicht gibst, dass deine Aufmerksamkeit da ist, wo sie hingehört: zu Gott.

Und dann ist es meiner Erfahrung nach... ich entscheide solche Dinge... wenn ich mich frage: soll ich Steuern zahlen oder nicht, um bei dem Beispiel von Jesus zu bleiben... ich entscheide das nicht, indem ich darüber nachdenke, ob das jetzt gut ist, Steuern zu zahlen oder nicht, ob der Staat, der die Steuern bekommt, gut ist oder nicht... die Frage stellte sich damals bei Jesus überhaupt nicht, der Kaiser war ein Fremder Machthaber, ein Ausbeuter, ein Tyrann. Die Frage hätte man sich gar nicht stellen brauchen. Aber genau diese Fragen stellen sich dann die Menschen. Die ergründen die Dinge und fragen sich: was ist da richtig und falsch, wahr und unwahr...

So mache ich das nicht. Ich frage mich: was ist in dieser Situation für mich das Einfachste, was ich tun kann, damit ich so schnell wie möglich, mit meiner gesamten Aufmerksamkeit und Energie, zurück zu Gott kommen kann, zurück in den Frieden, zurück in mich. Und deswegen zahle ich meine Steuern.

Ich würde nicht im Traum darauf kommen, dass ich irgendwie Zeit und Energie darauf verschwende, irgendwelche Tricks rauszukriegen, wie ich vielleicht weniger Steuern zahle oder in anderen Bereichen irgendwie herauskriege: kann ich mich darum drücken, kann ich da drumherum kommen, oder ist es jetzt richtig, ist es jetzt falsch... sozusagen: mir eine Meinung bilde und rauskriege was jetzt wirklich wahr ist. Solche Dinge tue ich nicht. Das ist für mich unglaublich wertvolle Aufmerksamkeit, unglaublich wertvolle Zeit, die ich verschwende, die ich eigentlich darauf verwenden könnte, in die richtige Richtung zu schauen, nach innen, zu Gott. Deswegen sagt Jesus: zahl' deine Steuern, dann hast du Ruhe in dir, und kannst das tun, das Einzige tun, was wichtig ist. Ja.

Der Titel von diesem Video... ich weiß ja noch nicht, wie ich das dann nenne, aber irgendwie so in der Art: was tun, wenn der Guru Unsinn redet? Oder: was tun, wenn der Guru falsch liegt? Oder nicht recht hat? Das ist ja das Thema dieses Videos... dann... wenn du in so einer Situation bist, dann ist es ein Anzeichen dafür, dass du etwas wichtig nimmst, was in Wirklichkeit gar nicht so wichtig ist wie du es denkst. Achte auf das Einzige, was der Guru wirklich bringt. Achte auf das Einzige, was der Meister wirklich bringt. Hänge dich nicht auf an den Banalitäten des menschlichen Lebens.

Swamiji wundert sich auch immer wieder, wenn die Menschen ihn mit solchen alltäglichen Fragen und Problemen angehen. Er sagt was Wunderschönes, das gefällt mir sehr gut, er sagt: du solltest deinem Guru nicht deine Probleme erzählen. Ja, er kann deine Probleme lösen, das ist für einen Guru gar kein Problem, aber wenn du das tust, dann kümmerst du dich um Dinge, die nicht wichtig sind.

Das Einzige, was man einen Guru oder einen Meister fragen sollte ist: Meister, Guruji, wie kann ich Gott näherkommen? Wie kann ich diese Welt, die ich so wichtig nehme, weniger wichtig nehmen? Wie? Helf' mir dabei! Das ist das Einzige, was wir fragen sollten.

Und wenn wir uns an irgendetwas anderem aufhängen, dann schauen wir in die falsche Richtung, und dann können wir unseren Meister überhaupt nicht verstehen. Also, so wie ich das mache ist: ich schaue nur auf das Einzige, was mein Meister mir bringt. Ich schaue nur auf das Einzige, was mein Guru mir bringt. Und deswegen habe ich überhaupt gar kein Problem damit, all den ganzen anderen Kram zu ignorieren.

Viele Menschen im Westen, die sind befremdet oder fast abgestoßen von diesen vielen indischen Gebräuchen, die um Swamiji herum veranstaltet werden. Die sind alle nicht wichtig. Die denken: wenn sie da nicht mitmachen, bei den ganzen Ritualen und bei diesen ganzen Bräuchen, dann können sie nicht mit Swamiji sein, aber das ist natürlich totaler Unsinn. Er bringt eine Sache: Gott. Und die, die kannst du aufsaugen Bei dem ganzen anderen Zeugs musst du nicht mitmachen. Darum geht's nicht.

Der Kern von all dem ist, dass du dir selber treu bleibst, immer. Wenn das heißt, dass du einen Umweg machst, der zehn Jahre dauert, so wie ich, dann ist es überhaupt kein Problem. Und das möchte ich jetzt am Schluss dieses Videos noch ansprechen.

Ich möchte noch mal auf diesen einen Punkt zurückkommen, den Swamiji gesagt hat: blinder Glaube ist was ganz Schlechtes. Blinder Glaube führt dich in die Irre. Vertraue nur dem, was du selber in dir spürst. Vertraue deinem eigenem Anuboothi, nur dem.

Und ich möchte jetzt am Schluss noch ein Thema ansprechen... Was da, glaube ich, auch mit hinein spielt in diese Grundfrage: was tun, wenn der Meister Unsinn spricht, oder wenn der Meister nicht recht hat. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die wir für einen Guru halten, oder die wir für einen Meister halten, die aber gar kein Guru sind und gar kein Meister, die einfach genauso hirnverbrannt und dumm sind wie wir selber auch. Und dann aber, aus irgendeinem Grund, ziehen die uns an, aus irgendeinem Grund glauben wir, wir sollten das tun, was die sagen. Und in diesem Bereich gibt es so viele Missverständnisse. Wir sind irgendwie aufgewachsen mit diesem Missverständnis: ah, Gott, Guru, Meister, das ist jemand, dem ich bedingungslos zu folgen habe. Und viele Menschen machen das auch, sie folgen dann jemandem bedingungslos, und was dann da geschieht, sind unglaublich schmerzhafte Dinge, unglaublich leidvolle Dinge, die allesamt eigentlich unnötig sind. Ja, blinder Glaube, blinder Gehorsam, blindes Vertrauen ist nicht gut.

Hör' auf dich selbst, auf diese leise Stimme deines inneren Gefühls. Wenn du mit jemandem... wenn du jemandem folgst, und du an einen Punkt kommst, wo du das Gefühl hast: oh, das fühlt sich nicht gut an, aber er sagt doch, das muss ich tun, damit meine Seele gerettet wird, oder das muss ich tun, damit ich seine Weisheit empfange oder irgendwie so einen Unsinn... hör' nicht auf ihn, hör' auf dein Gefühl.

So habe ich es mit Soham gemacht. Soham ist ein wahrer Meister, aber wir können nicht unterscheiden, wer ein wahrer Meister ist und wer ein falscher Meister. Wir können nicht unterscheiden, wer ein wahrer Guru ist und wer ein falscher Guru ist. Dazu sind wir nicht in der Lage. Wer könnte das entscheiden? Aber man bekommt es heraus, indem man sich selbst treu ist. Und so habe ich es gemacht. Wenn mein Meister, der ein wahrer Meister ist, ein wahrhaftiger, guter Meister... als der mir was gesagt hat, wo ich dachte: nee, das ist... das kann ich nicht... das will ich nicht, kommt gar nicht in Frage... dann war ich mir selber treu.

Und wenn du das tust, wird entweder... entweder bleibst du dann bei diesem Menschen, trotzdem, und zehn Jahre später wie bei mir, wahrscheinlich dauert es bei dir nicht so lange, weil du nicht so dumm und so stur bist wie ich, aber irgendwann später entdeckst du dann vielleicht: natürlich hatte er Recht! Oder, wenn du bei einem falschen Meister bist, bei einem, der selber überhaupt keine Ahnung hat, und eigentlich von dir nur Unsinn verlangt... wenn du dann dir selber treu bist und deinem Gefühl folgst, dann wird dich das aus dieser Situation heraus befördern und irgendwann auf einen Weg bringen oder du wirst bei jemandem landen, der wirklich gut für dich ist.

Kein Meister verlangt je etwas von dir, kein wahrer Meister. Kein wahrer Guru verlangt je etwas von dir. Es ist so: der Meister ist ein Vorbild, der Guru zeigt uns, was möglich ist. Es ist, als würde er uns etwas anbieten: schau, das ist das, was ich entdeckt habe. Das ist der Diamant, den ich gefunden habe. Wenn du magst, nimm ihn. Und genauso macht der Meister oder der Guru das, genauso. Er sagt: wenn du magst.... ...nimm ihn.

Es ist eine Frage an dich: magst du? Hör' auf dich! Hör' nur auf dich, immer nur auf dich. Und es kann gut sein, dass du in dem Moment sagst: nee, will ich nicht. Dann sei dir treu und schlag aus, und wenn du dir treu bist, aber der Diamant, der dir da angeboten wurde, ein echter Diamant ist, dann wird dein Gefühl, dem du folgst, dich zur richtigen Zeit auf dem richtigen Weg wieder dorthin führen. Das ist meine Erfahrung.

Ich spreche hier ausschließlich nur über meine eigene Erfahrung. Und das ist das, was ich Jesus sagen höre. Das ist das, was ich Swamiji sagen höre, und das ist das, was Soham immer wieder gesagt hat: es gibt keinerlei Notwendigkeit, etwas zu tun, was man für falsch hält. Es ist dann immer noch schwierig genug, die Dinge zu tun, von denen man weiß, dass sie richtig sind. Es gibt dann die Situation, wo du genau spürst: da geht's lang, das ist mein Weg, und dann wird man mit sich selbst konfrontiert, mit den eigenen Gedanken, mit der eigenen Realität, wenn man zum Beispiel meditiert. Und das ist das, wovon die Menschen sprechen, wenn sie sagen, dass dieser spirituelle Weg so schwierig ist und so viel Überwindung kostet. Aber das bezieht sich nicht auf... diese Überwindung und diese Stärke, die man dafür braucht, bezieht sich nicht darauf, dass man aus blindem Glauben, aus blindem Gehorsam etwas tut, was man eigentlich gar nicht tun möchte. Nein, nein. Diese Kraft, diese Entschlossenheit, diese Sturheit, die braucht man für die Dinge, wo man in sich drin ein Ja dafür hat. Du merkst: ja, das ist mein Weg, da geht's lang. Der Weg ist schwierig. Du wirst mit dir selbst konfrontiert, aber du weißt: da geht's lang. Dafür brauchst du deine... diese innere Kraft, dich selbst zu überwinden. Nicht, um gegen dich zu gehen, sondern um das zu tun, von dem du spürst: ja, das ist gut für mich, das ist richtig, das mache ich, den Weg gehe ich.

Ja, das ist im Grunde das Einzige, was ich in allen meinen Videos sagen möchte: hör' auf dich! Und ich erzähle dann ja mit viel Enthusiasmus über meinen Weg, über meinen Guru und meinen Meister, und insbesondere und am meisten und immer wieder über die Samarpan-Meditation. Das ist für mich der einfachste, simpelste, schnellste und möglichste Weg, direkt in Gottes Schoß, direkt in den Himmel. Für mich ist es der Weg, von dem Jesus schon sprach. Es ist eigentlich immer der gleiche Weg, da gibt es nichts Neues. Und ich rede davon, um mich dir zu zeigen, um mich dir zu exponieren. Aber einzig und allein, damit du schauen kannst: wie fühlt sich das für mich an? Und wenn es sich für dich gut anfühlt, vielleicht kannst du dir da was von abgucken oder da was rauspicken, was für dich taugt.

Danke fürs zuhören.

Danke, danke, danke.

Ich liebe Dich.