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"Ich will schöner sein"

Über den Zwiespalt des bewussten Menschen.

Wer beginnt, bewusst zu werden, ist weiter von Frieden entfernt als je zuvor: nicht schön genug, nicht gesund genug, nicht erleuchtet genug. Was banal klingt, ist eine schwierige Herausforderung, doch es gibt einen einfachen Weg.

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Ich beobachte etwas sehr interessantes: gerade die Menschen, die beginnen, bewusster zu werden, die haben noch viel mehr Sorgen als die "normalen" unbewussten Menschen; die haben noch viel mehr Probleme, denn jetzt hadern sie nicht nur mit dem Leben, sondern nun auch noch mit sich selbst.

In diesem Video nehme ich eine scheinbar banale Frage zum Anlass, über die wahre Herausforderung zu sprechen, die Menschen haben, wenn sie beginnen, bewusster zu werden. Sie sind gespalten. Sie wissen, wie sie sein "sollen", aber in Wirklichkeit sind sie dort noch nicht. Sie möchten erleuchtet sein, spirituell und cool, aber in Wirklichkeit sind die weltlichen Dinge für sie noch wichtiger als zuvor.

Ich wurde gefragt: "Macht es Sinn, mich um mein Äußeres zu kümmern? Soll ich eine Schönheitsoperation machen?" Und ich bin dankbar für diese ehrliche, aufrichtige Frage, und für die Gelegenheit, über diesen Zwiespalt zu sprechen, der so typisch ist für unsere Zeit. Nicht viele Menschen haben den Mut, mit sich selbst so ehrlich zu sein und solch eine Frage zu stellen. 

Natürlich spreche ich auch über die Samarpan-Meditation, und auch dabei begegnen die Menschen wieder eben diesem Dilemma: selbst ein Meditierender glaubt, er solle besser meditieren, weiter sein, offener, hingegebener... Ein Mensch, dem seine Gesundheit oder sein spiritueller Fortschritt wichtig ist,  der ist überzeugt davon, sein Problem sei "heiliger" und weniger banal als das der körperlichen Schönheit. Aber was da wirklich am Werke ist, ist in allen drei Fällen dasselbe, und deshalb macht es mir solch eine Freude, eben darüber zu sprechen: die Lösung ist immer dieselbe, und so einfach.

Vollständiger Text zum Mitlesen:

Guten Morgen.

Heute Morgen möchte ich über den Körper sprechen, über Schönheit und über Gesundheit. Und die Inspiration dafür bekam ich durch einen Brief, durch eine Frage, und die möchte ich jetzt vorlesen:

"Heute schreibe ich dir zu einem Thema, das nicht spirituell ist. Ich bin 55 Jahre alt, und das sehe ich im Spiegel, jeden Tag. Früher hat mir an meinem Äußeren alles gefallen. Ich hatte eine schöne Figur und ein hübsches Gesicht. Aber das hat sich geändert. Ich hatte eine Psychose, und durch die Medikamente, die ich nun nehme, und durch die Wechseljahre habe ich 20 kg zugenommen, und das Gesicht ist voller Falten. Es gefällt mir nicht. Es gibt einige Möglichkeiten, das mit plastischer Chirurgie zu verbessern: Fettabsaugen und Falten unterspritzen. Ich habe schon ein Beratungsgespräch gehabt, aber die Sache ist leider teuer. Mit meinem Inneren bin ich eigentlich zufrieden. Ich lebe in Frieden und Harmonie, aber der Spiegel gefällt mir nicht. Bauch und Falten stören mich. Mich interessiert, was du darüber denkst. Macht es Sinn, etwas für das Aussehen zu tun? Ich habe in ein paar Tagen eine weitere Beratung bei dem Chirurgen, und ich hoffe, dass du bis dahin etwas dazu sagen kannst."

Ich finde diese Frage überhaupt nicht unspirituell. Ich finde, diese Frage trifft den Kern. Ich freue mich wirklich über diese Frage, und ich danke dir. Und ich möchte versuchen, dir dabei zu helfen, eine Antwort auf deine Frage zu finden, ob es Sinn für dich macht, dich um dein Aussehen zu kümmern. An sich ist überhaupt nichts daran verkehrt, sich um das Aussehen des Körpers zu kümmern, und auch um die Gesundheit des Körpers. ich möchte ein wenig dazu sagen, wie wir Menschen uns entwickeln, denn die Antwort auf deine Frage hängt davon ab, wo in dieser menschlichen Entwicklung du gerade stehst.

Die meisten Menschen auf der Welt sind unbewusst. Sie wissen nichts über den wahren Sinn des Lebens. Sie wissen nichts darüber, warum sie hier sind. Und diese Menschen haben... die haben es eigentlich ganz gut. Die leben einfach ihr Leben; die machen sich keine Gedanken über Gesundheit oder Aussehen; die machen das, was ihnen in den Sinn kommt, ganz gleich ob es dem Körper zuträglich ist oder nicht, und die genießen das Leben einfach, so gut sie eben können. Sie wissen nichts von ihrer Unbewusstheit. Sie sind in einem gewissen Maße glücklich; nicht wirklich, aber auch darüber wissen sie nichts. Das ist der größte Teil der Menschheit.

Und dann gibt es einen Teil... Irgendwann beginnt der Mensch zu merken: das ist es nicht, da gibt's noch etwas anderes. Der Mensch wird ein kleines bisschen bewusster. Er merkt: "Wow, was ich hier tue mit dem Körper, das ist ihm nicht zuträglich, mein Körper verfällt." Oder der Mensch bemerkt, wie er sich fühlt. Er bemerkt, ob er glücklich ist oder unglücklich. Er bekommt einen gewissen Abstand zu sich selbst und kann beginnen zu sehen, was er tut. Das ist die Zeit, in der wir jetzt gerade leben, dass viele Menschen auf diese Stufe kommen, wo wir beginnen, Dinge ein wenig anders zu machen; Dinge zu hinterfragen.

Und es ist zum Beispiel die Zeit, wo sich die Menschen um ihre Ernährung beginnen zu kümmern: bewusste Ernährung zum Beispiel. Das ist auch die Zeit, wo die Menschen über Spiritualität sprechen. Sie wollen bewusst werden. Mit wirklichem Bewusstsein hat das alles noch nichts zu tun. Die die Menschen sind immer noch verhaftet in ihrer Identifikation mit dem Körper, mit dem "ich". Aber da hat sich schon etwas geändert. Das ist die Stufe, wo die Menschen den Körper immer noch sehr sehr wichtig nehmen. Das ist die Stufe, auf der die Menschen in Wirklichkeit noch identifizierter sind mit dem Körper als diese unbewusste Stufe davor. Ernährung ist unglaublich wichtig. Die Gesundheit ist den Menschen unglaublich wichtig, und auch das Aussehen.

Wir nennen es zwar bewusste Ernährung oder bewusst mit sich selbst umgehen, aber in gewisser Weise ist diese Stufe, dieses Zeitalter, noch unbewusster als das andere, weil wir Menschen dann noch mehr an den Körper glauben, noch mehr an das, was wir tun und an die Wichtigkeit dessen, was wir tun. In dem Zustand davor nehmen die Menschen all die Dinge nicht wichtig. Sie leben einfach, irgendwie. Und in dieser zweiten Stufe, die ich eben beschreibe, da erreicht das Unbewusste sozusagen einen Höhepunkt, obwohl die Menschen sich sehr bewusst vorkommen. Da sorgen wir uns noch viel mehr als die Menschen davor.

Die Menschen davor sorgen sich um ihre Sicherheit und um ihr Auskommen, sie sorgen sich darum, dass sie genug zu essen haben und dass sie in Sicherheit sind. Aber auf dieser zweiten Stufe kommen noch ganz viele Sorgen dazu: die Sorge um die Gesundheit und ob ich alles richtig mache und ob ich richtig bin... Und dann kommt die Sorge um die Erleuchtung dazu. Aber wir sind total identifiziert und verhaftet mit diesem Körper, mit dieser Welt, und wir wollen alles richtig machen, alles noch besser machen. Und wir glauben, wir sind besser als die Menschen davor, aber uns geht's überhaupt nicht besser. Das ist der Zustand, das ist die Ebene, auf der die Menschen ganz viel über Bewusstsein sprechen und über Erleuchtung und über Spiritualität.

Und dann, dann gibt's noch eine weitere Stufe, wo man langsam beginnt, wirklich bewusst zu werden, die Realität des eigenen Seins zu erkennen; wo die Identifikation mit dem Körper sich langsam beginnt aufzulösen; und wo man wahre Zufriedenheit, wahres Glück findet; und wo dann, im Zuge dieser Entwicklung, all diese Dinge, die vorher so wichtig waren: ich, Gesundheit, Schönheit, die Welt... wo das ganz allmählich und von selbst immer unwichtiger wird.

Und es ist nun so, dass es wichtig ist, dass wir dort sind, wo wir wirklich sind; dass wir nicht versuchen, woanders zu sein als da, wo wir wirklich sind. Die Menschen, die auf dieser ersten Stufe leben, die Menschen, die sich über all diese Dinge keine Gedanken machen, die haben dieses Problem nicht. Aber wenn wir beginnen, ein kleines bisschen bewusst zu werden, wenn sich dann plötzlich all diese Fragen stellen: "Mache ich es richtig? Ernähre ich mich richtig? Mein Körper ist so wichtig!"

Diese Stufe... Auf dieser Stufe beginnen wir die Tendenz zu haben, zu glauben, wir sollten weiter sein als wir in Wirklichkeit sind, ohne dass wir natürlich irgendwie wissen, was das bedeuten soll. Wir glauben dann: "Ja, ich sollte mich doch jetzt nicht so mit dem Körper identifizieren! Ich weiß doch, dass ich in Wirklichkeit nicht der Körper bin. Warum schere ich mich denn überhaupt um meine Schönheit? Ich weiß doch, dass die vergänglich ist." So denken dann viele Leute, und dann finden sie das total uncool, so wie sie sind, und versuchen, anders zu sein. Aber das macht das Ganze nur noch viel schlimmer. Dann macht man Dinge, die nicht zu dem passen, wo man wirklich ist.

Und ich beschreibe das, weil die Antwort auf deine Frage für jeden Menschen eine andere ist, ganz abhängig davon, wo er auf dieser Menschheitsentwicklung gerade ist. Wenn du zur ersten Gruppe gehörst, und das nehme ich nicht an... die Menschen, die einfach ihr Leben leben, die scheren sich nicht wirklich um ihre Gesundheit, die machen einfach das, was ihnen Spaß macht, und essen, was ihnen Spaß macht, ganz gleich was der Schweinebraten anrichtet und die Knödel; aber die scheren sich auch nicht wirklich um ihre Schönheit. Die leben einfach, so gut sie können, und haben Spaß und haben Sorgen, aber so ist das Leben halt. Und wenn du dann auf der zweiten Stufe bist, da beginnst du dir dann Gedanken über deine Gesundheit und über deine Schönheit zu machen. Und da bist du jetzt gerade.

Und es ist wirklich hilfreich, sich einzugestehen, wo man gerade steht; dass man bemerkt: "Ah, okay, mir ist meine Schönheit wichtig. Mir ist es wichtig wie ich aussehe." Und ich möchte dir jetzt dazu antworten, und danach sage ich noch was für andere Menschen. Wenn dir dein Aussehen wichtig ist, dann kannst du dich auf zweierlei Arten darum kümmern.

Das eine ist, wenn es dir egal ist warum dein Körper so aussieht wie er aussieht; wenn du einfach nur willst, dass er schön ist... dann ist eine Schönheitsoperation der richtige Weg. Dann kannst du dich auch schminken und möglichst gut anziehen, damit du dir gefällst und damit du anderen Menschen gefällst. Wenn dir das wichtig ist, dann kannst du das natürlich tun, und für kurze Zeit funktioniert es auch ganz gut. So eine Schönheitsoperation ist zwar sehr teuer, aber für ganz kurze Zeit gibt sie dir das Aussehen, was du gerne hättest.

Aber du musst wissen, dass es nicht lange anhält. Es ist ja so: der Körper hat die Form, die er hat, und hat die Falten, die er hat, und hat das Aussehen, dass er hat, aus bestimmten Gründen. Und du kannst jetzt einfach das Aussehen verändern, oder du kannst dich fragen: "Ja, warum sieht das denn überhaupt so aus? Kann ich vielleicht etwas an den Ursachen ändern?" Und das ist natürlich der bessere Weg. Er dauert ein bisschen länger, aber er macht in meinen Augen mehr Sinn.

Wenn du viel zugenommen hast, dann kannst du vielleicht nachschauen, was dem Körper zuträglich ist beim Essen. Du kannst versuchen zu lernen, herauszufinden, was deinem Körper guttut und was nicht. Und da gibt's viel zu entdecken. Das ist ein ganz toller Spielplatz, da kann man wirklich viel herausfinden. Und dann beginnt dein Körper, sich besser zu fühlen, und das siehst du dann auch. Wenn der Körper beginnt, gesünder zu werden und sich besser zu fühlen, wenn das, was wir in den Körper hineinstopfen, wenn ihm das zuträglicher ist, dann sieht man das. Es sieht einfach schöner aus. Du hast dann vielleicht immer noch viele Kilos zu viel. Du hast dann vielleicht immer noch Falten, aber insgesamt wirkt der Körper dann für dich schöner.

Das wäre ein zweiter Weg. Also der erste Weg ist: du lässt dich einfach operieren und du siehst kurz schön aus, aber du musst wissen: das ist nur von ganz ganz kurzer Dauer. Schon nach relativ kurzer Zeit werden die Falten wiederkommen, und das Fett kommt natürlich auch wieder, weil die Gründe dafür natürlich nicht weg sind. Und das Zweite ist, dass du dich um die Ernährung und um die Gesundheit des Körpers kümmerst. Das hilft, aber auch nur begrenzt. Die erste Methode mit der Operation, die wirkt nur ganz kurz, und die zweite Methode, sich um die Ernährung und um das Wohlergehen des Körpers zu kümmern, die ist besser, die ist nachhaltiger, aber auch die hat Grenzen. Der Körper altert nun mal, das ist halt so; und die Falten werden mehr, das ist halt so. Und wenn du eine Frau bist und in den Wechseljahren und Medikamente nehmen musst, dann wirst du halt ein paar Kilo mehr haben als du vielleicht möchtest. Das ist einfach so. Den Einfluss, den wir dort nehmen können, der ist begrenzt.

Und dann gibt's einen dritten Weg. Du kannst Frieden damit schließen. Du kannst Frieden damit schließen, wie der Körper aussieht, wie du aussiehst, wenn du dich im Spiegel betrachtest. Du kannst Frieden damit schließen, dass der Körper älter wird. Und ganz gleich ob du dich operieren lässt oder nicht, ganz gleich ob du etwas für die gute Ernährung und für Gesundheit tust oder nicht: der Körper altert trotzdem. Er verändert sich einfach, und damit Frieden zu schließen ist die beste Möglichkeit dieser drei Möglichkeiten, die einfachste, die entspannteste und die, die am längsten wirkt, nämlich für den Rest des Lebens.

Es gibt noch eine vierte Möglichkeit; das ist die Möglichkeit, zu erkennen, dass du in Wirklichkeit dieser Körper gar nicht bist. Und dann schaust du dich im Spiegel an, du siehst diesen Körper. Du siehst, wie er aussieht, die Falten, das Fett, aber du siehst nicht dich selbst. Du siehst einfach den Körper. Du fühlst dich selbst ganz woanders. Du weißt: du bist nicht dieser Körper. Und dann wird das, was du da siehst, ganz unwichtig. Dann siehst du eher: "Ah, was braucht der Körper? Was kann ich ihm Gutes tun?" Du denkst dann nicht mehr: "Ich sehe so und so aus, ich will aber anders aussehen, ich möchte nicht so sein." Du bist nicht mehr so sehr damit identifiziert.

Es gibt viele Möglichkeiten, mit dieser wunderbaren Frage umzugehen, und die Antwort, die für dich passt, hängt davon ab, wo du auf diesem Weg bist. Und ich möchte dich dazu ermutigen, ehrlich mit Dir selbst zu sein, und zu schauen: "Wo bin ich? Was von all diesen Möglichkeiten ist die Richtige für mich? Wo stehe ich?"

Weißt du, es ist so: wenn die Menschen beginnen, aus dieser ersten Phase, die ich anfangs beschrieben habe, herauszutreten und sich selbst ein wenig entdecken, den Körper, die Gefühle, dann entsteht normalerweise so eine Art Halbbewusstsein. Wir sind immer noch ganz identifiziert mit dem Leben, mit dem Körper, mit der Welt, aber wir ahnen etwas von dem, was da möglich ist. Und dann versuchen wir, weiter zu sein als wir in Wirklichkeit sind.

Und es führt zu ganz seltsamen Dingen. Es gab und es gibt im Christentum zum Beispiel Menschen, die den Körper quälen, die den Körper schlagen, weil sie damit versuchen, ihre Identifikation mit dem Körper aufzulösen. Sie haben gehört: "Ich bin nicht der Körper". Sie haben gehört: "Ich soll Gott an erste Stelle setzen und nicht den Körper", aber sie sind total verhaftet mit dem Körper, und sie strafen sich dafür. Sie strafen den Körper dafür. Und indem sie dem Körper Schmerzen bereiten, glauben sie, sie können diese Identifikation auflösen und so werden, wie sie sein sollen; wie sie glauben, dass sie sein sollen. Es ist natürlich völlig absurd. Es ist einfach nur traurig. Damit zementiert man diese Identifikation noch mehr fest. Immer wenn wir versuchen, weiter zu sein als wir eigentlich sind, bewirken wir das Gegenteil. Wir nehmen uns selbst noch ernster als vorher. Es führt nur zu Problemen.

Und das ist auch der Grund, warum in der heutigen Zeit so viele Menschen Psychosen haben. Psychosen entstehen, wenn irgendetwas in der eigenen Psyche versucht, anders zu sein als man eigentlich ist. Wenn man so ist, wie man wirklich ist; wenn man so lebt, wie man wirklich ist, dann ist das Leben stabil. Es ist vielleicht nicht cool, man ist vielleicht nicht so wie man glaubt, dass man sein sollte, aber es ist auf einem festen Fundament. Aber wenn wir versuchen, weiter zu sein als wir eigentlich sind, dann gibt's Schwierigkeiten. Und wenn wir versuchen, in unserem Innenleben weiter zu sein als wir sind, dann wird unser Innenleben, unsere Psyche, instabil. Dann geraten wir in Schwierigkeiten, und das äußert sich dann unter anderem in Psychosen. Das ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass irgendwas in uns versucht hat, schneller zu sein als uns zuträglich ist.

Und deswegen möchte ich dich dazu ermutigen, da zu sein, wo du bist, und genau hinzugucken: was ist hier ist gerade für mich das Richtige?" Deswegen ist auch gut, wenn Menschen, die eine Psychose erlebt haben, ihre Medikamente nehmen. Die Medikamente helfen ihnen dabei, wieder dahinzukommen, wo sie wirklich gerade sind: ein, zwei, drei Schritte zurück, langsam. Daran ist überhaupt nichts verkehrt.

Ein Kennzeichen des Zeitalters, in dem wir gerade leben, ist, dass wir davon überzeugt sind, wir sollten weiter sein als wir eigentlich sind. Und wir sind davon überzeugt, dass wenn wir alles richtig machen, dann braucht es nur einen Augenblick und wir sind dort, wo wir glauben, dass wir sein sollten: erleuchtet, selbstrealisiert, unidentifiziert, ein Heiliger... Aber ich sage dir: das ist alles Quatsch. So funktioniert das Leben nicht.

Das Leben ist ein Prozess. Wir durchleben viele Leben, und allmählich kommen wir immer weiter auf dieser Entwicklung, und das Schönste und das Freudvollste und das Beste, was man tun kann, ist, genau da zu sein, wo man dort ist: so unerleuchtet wie man halt nun einmal ist; so unbewusst wie man nun einmal ist. So zu sein, das ist gut.

Und deswegen freue ich mich so sehr über deine Frage: da spricht so eine Ehrlichkeit heraus, und die gefällt mir. Dieses: "ja, mein Äußeres ist mir wichtig. Macht es Sinn, da was zu tun?" Ich bin total berührt von dieser Frage. Schau einfach genau hin.

Du kannst dich informieren über die Grenzen dieser Methode der plastischen Chirurgie. Das sagen dir natürlich die Chirurgen nicht. Die sagen dir, was möglich ist, und wie toll das dann alles ist. Aber informiere dich ein bisschen darüber. Du möchtest, dass du dich wohlfühlst mit deinem Körper. Du möchtest, dass du dir selbst gefällst, und mein Rat an dich ist, genau hinzuschauen, was dir dabei am besten hilft. Informiere dich darüber, wie lange die Effekte von solch einer Operation anhalten, und informiere dich darüber, wie du danach aussiehst, weil diese Eingriffe für den Körper normalerweise so ablaufen: für eine gewisse Zeit sieht man sehr gut aus, und danach wird alles sehr schnell noch schlimmer, weil man ja die Ursachen nicht behoben hat der Gewichtszunahme und der Falten. Man unterspritzt, dadurch wird die Haut noch weiter gedehnt, und dadurch hat man kurze Zeit später noch viel mehr Falten. Beim Fett ist es ganz ähnlich. Ich habe von Menschen gehört, die danach noch viel unglücklicher waren als vorher.

Und mein Rat wäre an dich, dich da einfach zu informieren, aber nicht beim Chirurgen, sondern bei Menschen, die das schon hinter sich haben. Und da bekommt du wahrscheinlich Informationen für dich, die für dich hilfreich sind bei deiner Entscheidung. Und falls du das Gefühl hast, dass du dich eigentlich lieber um die wahren Ursachen kümmern möchtest; dass es dir vielleicht mehr Freude macht, mal ein bisschen mit Ernährung zu spielen, ein bisschen damit zu spielen, was den Körper in seinem Wohlbefinden fördert und damit auch in seiner Schönheit, dann mach einfach das. Aber auch da wisse: die Möglichkeiten sind begrenzt.

Und wenn du das Gefühl hast: Mensch, wenn es alles so ist, dann wäre es doch eigentlich viel sinnvoller, Frieden damit zu schließen, wie dieser Körper nun mal ist... wenn du das Gefühl hast: "Ah, ja, das macht doch eigentlich am meisten Sinn", dann tu das. Aber sei ehrlich zu dir selbst. Versuche nicht, cooler zu sein als du eigentlich bist.

Und einen Rat habe ich noch an Dich. Ein Kennzeichen dieser Stufe, auf der du bist und auf der die meisten Menschen, die sich spirituell fühlen, sind... ein Kennzeichen dafür ist ein Gefühl der Eile: es muss alles schnell gehen. Und der Verstand, der Intellekt, der möchte gerne, dass alles sehr sehr schnell geht. Und das hindert uns daran, genau hinzuschauen und wahrzunehmen, was eigentlich für uns stimmig ist und passt. Und ich habe das Gefühl, bei dir ist das auch der Fall, denn du hast jetzt diesen Termin da, diesen Beratungstermin, und du hast das Gefühl, du musst dich jetzt entscheiden: was will ich denn jetzt? Und das stimmt natürlich nicht. Du musst dich überhaupt nicht schnell entscheiden.

Mein Rat an Dich wäre: sag' den Beratungstermin ab und gebe dir Zeit. Ich schlage dir folgendes vor: gib dir mal 45 Tage Zeit. Du kannst dir das im Kalender anstreichen: 45 Tage ab heute. Du sagst den Beratungstermin ab und gibst dir 45 Tage Zeit, um das Ganze mal sacken zu lassen, damit du Zeit hast, dich zu informieren; damit du Zeit hast, die Fragen, die ich dir gestellt habe, wo du stehst, was für dich das Stimmigste ist, die für dich zu beantworten. Und die kann man nicht mit dem Kopf beantworten. Die Antworten kommen von selber, einfach wenn man sich ein wenig Zeit gibt. Und du könntest dich in diesen 45 Tagen mal genauer anschauen. Du könntest dich im Spiegel anschauen und mal schauen, wie du wirklich aussiehst; einfach mal genau hingucken: wie du dich da wirklich fühlst, was du da siehst; ob das wirklich so schlimm ist. Aber Zeit ist dafür wirklich sehr sehr hilfreich.

Ich mache das in meinem Leben immer so. Ich habe natürlich auch immer wieder so gewisse Entscheidungen, zu denen mich mein Intellekt drängen möchte. Bei mir sind es jetzt keine Schönheitsoperationen, die würden eh nicht viel helfen, aber ich bin halt ein Junge. Ich denke dann, ich brauche irgendetwas neues Technisches oder so, wofür ich eigentlich gar kein Geld habe... aber dann fühlt es sich ganz dringlich an, und dann habe ich das Gefühl: jetzt muss ich mich entscheiden, und ich brauche das unbedingt... Wenn ich diese Hetze wahrnehme in mir, dieses Drängen, diese gefühlte Eile, diese Dringlichkeit, das ist dann für mich so ein Zeichen: "Ah, das ist mein Intellekt, das ist mein Kopf, der da versucht, mir Probleme zu bereiten." Und dann versuche ich, mir Zeit zu geben. Ich sage: "Okay, jetzt warte ich einfach mal ab. Ich warte mal ab, was von selber passiert. Und dann merke ich so in den Wochen, die danach kommen, ganz allmählich, wo der Hase wirklich langläuft. Und das hilft mir dann. Dann komme ich meistens an einen Punkt, wo ich gar keine Entscheidung mehr treffen muss, sondern wo es dann aus mir heraus, ohne dass ich drüber nachdenke, von selber klar wird.

Es kann gut sein, dass die Leute, die dich da beraten, die Chirurgen, dich zu einer Entscheidung drängen; dass die dir sagen, dass es schnell gehen muss, weil sie nur ganz wenig Termine haben und all so Sachen, aber das brauchst du nicht glauben. Die verdienen da einen Haufen Geld mit, und wenn du dich in 45 Tagen dazu entscheiden solltest, das zu machen, dann werden sie für dich einen Termin haben, da bin ich mir ganz ganz sicher. Also, gib dir Zeit. Das wäre mein Rat an Dich. Der Allerwichtigste.

Und ich weiß ja, dass du meditierst, und du kannst in diesen 45 Tagen einfach jeden Morgen meditieren, wenn du das schon machst. Wenn du das nicht machst, weil dein Psychologe dir geraten hat, dass das nicht gut für dich ist, dann lass' es bleiben. Aber soweit ich mich erinnere, meditierst du, und wenn das stimmt, dann meditiere in diesen 45 Tagen jeden Tag. Und ich verspreche dir: nach diesen 45 Tagen wirst du die Antwort haben. Deine Antwort; die, die zu dir passt.

Ja, das ist meine Antwort an dich, und ich möchte noch ein paar Sätze zu anderen Leuten sagen, die das vielleicht jetzt gerade hören und denen ihr Aussehen wichtig ist oder ihre Gesundheit sehr sehr wichtig ist. Das Schwierige in der Zeit, in die wir jetzt gerade leben, ist, dass wir zu viel wissen. Wir hören zu viele spirituelle Dinge. Die Leute erzählen dir alles Mögliche über das, was möglich ist, und dann erzählen sie dir, dass du in Wirklichkeit gar nicht dieser Körper bist, was stimmt. Du bist nicht wirklich dieser Körper. Aber wir müssen da auf eine gute Weise hinkommen, zu dieser Erkenntnis. Wir müssen diese Erkenntnis selbst erlangen. Es hilft überhaupt nichts, irgendwelche Dinge zu hören und dann so zu tun, als wären wir schon da. Ich möchte jeden dazu ermutigen, da zu sein, wo er ist.

Und auf paradoxe Weise ist es in dieser spirituell angereicherten Welt schwieriger als vorher, weil wir jetzt glauben: "Ach, ich sollte auf diesem Weg weiter sein, als ich bin. Ich sollte mein Aussehen nicht mehr so ernst nehmen, nicht mehr so wichtig nehmen. Ich sollte die Gesundheit des Körpers nicht mehr so wichtig nehmen. Ich sollte doch wissen, dass ich nicht der Körper bin, sondern eine Seele." Und dann machen wir das Gleiche wie vorher. Vorher haben wir vielleicht die Gesundheit unglaublich ernst genommen und uns Sorgen gemacht und viel Geld ausgegeben für alle möglichen Mittelchen, und dann machen wir das Gegenteil: wir ignorieren den Körper und die Gesundheit, weil wir glauben: ich habe ja mit dem Körper gar nichts zu tun.

Das sind alles schädliche Extreme, die überhaupt nicht hilfreich sind. Der Guru, der Meister, der Heilige, dieses Wesen, das wir sehen, das überhaupt nicht mit dem Körper identifiziert ist, dieses Wesen, das keine Sorgen mehr hat, sich keine Gedanken um all diese Dinge macht; dieses Wesen, das im Himmel ruht, das glücklich und zufrieden ist; dieses Wesen ist nicht so geworden und dorthin gekommen, indem es so getan hat, als wäre es so. Wir sehen das Endprodukt. Wir sehen, wie der Guru, wie der Heilige ist, und wir wollen auch so sein, und dann versuchen wir, das nachzuahmen. Aber dieser Mensch ist nicht dorthin gekommen, indem er irgendetwas nachgeahmt hat.

Dieser Mensch ist dorthin gekommen, weil er immer genau da war, wo er ist. Er hat war immer genau dort. Er war immer genau so, wie er gerade war. Und dann geschieht die Entwicklung allmählich, ganz von selbst. Und irgendwann ist er dann dort, ganz natürlich, auf einem sicheren Weg.

Dabei hilft die Samarpan- Meditation. Das Kennzeichen dieser ganz besonderen Meditation ist ja... Samarpan heißt Hingabe... dass wir all unsere Vorstellungen und Wünsche loslassen, all dieses Streben loslassen, auch das spirituelle; dass wir einfach so sind, wie wir sind. Und dann geschieht diese Entwicklung, von der ich immer wieder spreche, dieser Entwicklungsprozess, dann geschieht der von selbst, in der richtigen Geschwindigkeit. Dann geschieht alles zur richtigen Zeit, von allein. Und dann ist es ein sicherer Weg, ein langsamer, sicherer, allmählicher Weg.

Aber das Ego, der Verstand, der Intellekt, die wollen das nicht. Die haben es eilig. Die wollen Abkürzungen. Und dann sehen wir diesen Menschen, der im Himmel ist, der erleuchtet ist, egal wie du es nennst, und wir wollen auch so sein. Und dann sehen wir: der ist überhaupt nicht identifiziert mit seinem Körper, der schert sich überhaupt nicht um seinen Körper, und dann machen wir das einfach nach. Und dann führt es zu den absurdesten Dingen. Ich kann es nicht empfehlen.

Swamiji, mein indischer Guru, der hat gesagt: "Wir Leute im Westen, wir machen uns viel zu viele Gedanken um die Gesundheit, um all diese Dinge. Wir sollten unsere Aufmerksamkeit auf unsere Seele richten, da gehört sie hin. Und er hat natürlich recht. Und das tun wir, indem wir meditieren. Das tun wir nicht, indem wir jetzt in das andere Extrem verfallen und uns überhaupt nicht mehr um den Körper kümmern und den ganzen Tag nur noch spirituelle Gedanken haben. Das ist ja totaler Quatsch. Nein, wir beginnen einfach zu meditieren, jeden Tag eine halbe Stunde, und wir versuchen, die anderen Sachen nicht mehr so ernst zu nehmen. Aber das Wichtige ist, dass wir dort sind, wo wir sind.

Und auch Swamiji sagt es. Er sagt: "Ändere dich nicht. Aber meditiere. Das ist der Weg." Das ist der gesunde Weg, der stabile Weg. Alles andere führt zu Problemen, macht den Weg nur länger. Die Eile macht den Weg länger. Die Eile die lässt uns Dinge tun, die alles schwieriger machen; die alles absurd und schwierig und krank machen. Also wenn dir deine Gesundheit unglaublich wichtig ist... Wenn du das Gefühl hast, dass es Dir ganz wichtig, dann sei da. Aber meditiere. Und ich sag dir aus eigener Erfahrung: alles ändert sich von selbst.

Wenn dir deine Schönheit, dein Aussehen, wichtig ist... du weißt: "Das ist totaler Quatsch, das sollte mir eigentlich alles völlig egal sein." Ist es aber nicht. Du weißt: "Ja, ich bin ja gar nicht der Körper", ja klasse, aber es ist Dir trotzdem wichtig. Sei ehrlich zu dir selbst. Das ist der beste, der klügste Weg. Sei ehrlich zu dir selbst: "Ja, mein Aussehen ist mir wichtig." Dann tu was dafür, wenn es Dir so wichtig ist, wenn es Dir so am Herzen liegt. Aber meditiere.

Und wenn es Dir so wichtig ist, dann geh' die Sache einfach so klug an, wie du nur kannst. Hör' nicht auf die Leute, die dir irgendetwas verkaufen wollen, Operationen oder Mittelchen oder Bücher. Nein, spiel einfach damit, so wie du kannst. Solange es dir wichtig ist, kümmere dich darum. Und wenn du das machst, und wenn du gleichzeitig meditierst, dann förderst du diese ganz natürliche Entwicklung, die jeder Mensch durchläuft. Das ist unvermeidlich. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Es passiert auch in deinem Leben, ganz automatisch, ganz allmählich.

Und dann ändern sich diese Sachen ganz von selbst, und ein Mensch, der auf diese Weise sich selbst entdeckt, die Wahrheit über die eigene Existenz entdeckt, die eigene Seele entdeckt, bei solch einem Menschen, was man da wahrnimmt, ist so eine gewisse Harmonie der Dinge. Da gibt's keine Extreme. So ein Mensch, der nimmt seinen Körper nicht wichtig, aber er kümmert sich auf ganz einfache und wunderschöne Weise darum. Der ist dankbar für seinen Körper, der liebt seinen Körper und gibt dem Körper, was er braucht, aber ohne Zwanghaftigkeit, ohne künstliche Wichtigkeit. Das alles entspringt einer ganz natürlichen Harmonie. Das geschieht alles von selbst.

Wir denken dann manchmal, dass diese Menschen sich überhaupt nicht mehr um ihren Körper kümmern, denn die sind ja nicht ihr Körper, aber das stimmt nicht. Diese Leute haben eine Weisheit, eine Schönheit im Umgang mit ihrem Körper, das ist ganz erstaunlich, passend zu dem, wie sie leben, passend zu den Umständen. Ohne Last, ohne Zwang geschieht das, was für diesen bestimmten Menschen in seiner Situation, in ihrer Situation, in ihren Umständen, das aller allerbeste ist.

Ich sehe das immer wieder, und ich finde es wunderschön. Ich sehe es auch in meinem eigenen Leben, wie sich das immer mehr vereinfacht und immer... Alles wird immer passender, und ich kann immer nur wieder staunen. Deswegen ist mein Rat: sei geduldig. Sei da, wo du bist. Mach' dir nicht zu viele Gedanken darum. Und meditiere. Versuche nicht, cool zu sein. Versuche nicht, spirituell weiter zu sein als du bist. Sowas gibt's nicht. Sei einfach da, wo du bist. Das ist das Allerspirituellste und Allercoolste, was du tun kannst.

Das ist das, was ich jeden Tag versuche. Ich versuche jeden Tag, ganz ehrlich mit mir selbst zu sein: Wie bin ich? Manchmal habe ich Lust auf Dinge, manchmal tue ich Dinge, von den ich genau weiß, dass sie dumm sind. Aber ich bin ehrlich zu mir selbst, und ich merke: aber da bin ich. Ich will das jetzt. Ich will das jetzt erleben, auch wenn ich es schon hunderttausend Mal vorher erlebt habe und weiß: das führt zu nichts. Aber wenn ich da bin, dann erlebe ich es jetzt noch einmal, so bewusst wie ich nur kann, so ehrlich wie ich nur kann, so aufmerksam wie ich nur kann. Und ich meditiere natürlich, jeden Tag.

Danke, dass du da bist. Danke, dass du so bist wie du bist. Das ist so schön.

Ich liebe dich.