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Interview durch Jetzt-TV von August 2023

Die Liebe kommt aus dem Überfluss, einfach, natürlich, von selbst.

Dieses Interview wurde von Jetzt-TV ermöglicht. Fragen von Devasetu.

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Ich hatte im August einen sehr geschätzten Besuch: Devasetu von Jetzt-TV kam bei mir auf dem Land vorbei, um mich zum zweiten Mal zu interviewen, diesmal live vor Ort, und es war wirklich aufregend, berührend und wundervoll. Ich liebe es, interviewt zu werden, denn im Gespräch werde ich auf ganz wunderbare Weise inspiriert.

Die technische Qualität der Aufzeichnung hat zwar nicht das gewohnte hohe Niveau, aber dafür war das Interview inhaltlich einfach nur umwerfend - jedenfalls für mich. Viele interessante Themen wie Meister und Guru, der spirituelle Weg, Partnerschaft und Sexualität wurden berührt, und als eineinhalb Stunden um waren, wollte ich eigentlich noch gar nicht aufhören. Viel Spaß beim Ansehen! Und ganz herzlichen Dank an Devasetu und Jetzt-TV für dieses besondere Interview.

Vollständiger Text zum Mitlesen:

Devasetu: Lieber Mikael, ich freue mich, dass ich dich hier vor Ort interviewen kann. Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst und die Energie dafür.

Dhyan Mikael: Ich danke dir, dass du hierherkommst, so weit raus. Ich finde es ganz toll. Ich freue mich sehr, dass wir das heute zusammen machen können, und ich nehme sehr sehr gern die Zeit dafür. Vielen Dank.

Devasetu: Mikael, gibt es sowas wie eine Essenz von dem, was du den Menschen so vermitteln möchtest?

Dhyan Mikael: Es ist so: ich erzähle von mir, aber ich erzähle dadurch ganz viel von Soham, meinem spirituellen Meister, und von Swamiji, meinem Guru. Ich transportiere eigentlich sehr viel von deren Botschaft, aber meine eigene... die Essenz von dem, was von Mikael, von mir, dazu kommt, ist eigentlich, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Ich versuche in jedem Video, das ich zum Beispiel mache, egal worüber ich spreche, immer auch zu beschreiben, wie ich meinen Weg finde mit all dem, was ich gelernt habe, mit all dem, was ich von Soham und von Swamiji gehört habe, weil... Man hört diese wunderbaren Sachen. Man weiß: das stimmt alles. Aber es nützt nichts, das einfach zu kopieren. Es nützt einfach nichts.

Jeder einzelne Schritt, egal was man tut, muss immer aus einem selbst heraus irgendwie erwachsen, und das ist mein Hauptanliegen: die Leute dazu zu ermutigen, dass die immer auf sich hören; dass sie zwar diese wunderbaren Botschaften hören, die von Swamiji kommen oder von Soham oder das was ich erzähle, und dann immer gucken: okay, und was mache ich jetzt in diesem Moment? Was mache ich jetzt? Was passt zu mir? Was ist stimmig? Was macht mir Freude? Weil das geht ganz schnell unter. Man hört so einem Heiligen zu oder so einem Meister, und man findet es irgendwo ganz toll, und ganz schnell fängt man dann an, Dinge zu tun, weil man glaubt, die seinen gut, aber man ist da gar nicht. Und dann gibt es... dann wird's schwierig. Dann zwickt's. Das ist, glaube ich, meine Hauptessenz, eingewoben in all das, was ich so erzähle, immer wieder, in jedem Video.

Devasetu: Dann findest du es bestimmt okay, wenn man etwas von einem Lehrer oder Meister hört, dass man wirklich nur das für sich annimmt, wo man ganz offen für ist und wo eine Resonanz zu ist. Also dass man auch sagen kann: okay, das sagt er, das sagt derjenige so, aber damit kann ich gar nichts anfangen.

Dhyan Mikael: Ich sage nicht nur, dass es okay ist, ich sage: ohne das geht es nicht. Also das ist wirklich das Schwierige daran. Da ist jemand, den verehrt man, oder... verehren ist vielleicht jetzt für viele Leute nicht das richtige Wort, aber du weißt: er sagt die Wahrheit. Du weißt einfach: was der sagt, stimmt. Und doch hörst du etwas und denkst: das will ich nicht, das kann ich nicht. Und ich habe es selbst oft erlebt... oft ist vielleicht übertrieben, ich würde mal sagen: mehr als einmal... immer mal wieder habe ich es erlebt, dass ich das, was ich gehört habe, einfach falsch fand, einfach falsch.

Es gibt da eine Begebenheit, die habe ich neulich auch einmal in einem Video erzählt, da hat mir Soham, vor 15 Jahren war das glaube ich, ich weiß nicht mehr so genau, so lange Zeit her... da hat er mir einen Rat gegeben. Ich habe mit ihm gesprochen über etwas, was für mich schon wichtig war in meinem Leben. Da ging es um die Beziehung, die ich damals hatte, und wie ich und meine Freundin miteinander umgehen, und er sagte er zu mir: "Mikael, achte nicht auf deine Freundin. Achte nicht auf sie. Schau nicht danach, wie es ihr geht. Schau auf dich. Fühle dich. Fühle, wie es für dich ist." Ich dachte, der spinnt. Ich dachte: "das darf doch nicht wahr sein". Ich war stolz darauf, dass ich so feinfühlig war und so... dass ich so gut erkennen konnte, was meiner Freundin guttut und was gut für sie ist und was nicht. Ich war richtig stolz darauf.

Und dann sagte er mir sowas. Und für mich stand fest: das stimmt nicht. Er war mein Meister, aber für mich stand fest: das stimmt einfach nicht. Also habe ich es nicht gemacht. Und es war für mich gar keine Frage, dass ich mir nicht selbst treu sein würde. Ich kann nicht anders. Ich bin... ich weiß auch nicht. Ich kann mich auf einer Seite sehr gut hingeben, wenn es denn aus mir selbst heraus passieren möchte, das ist mir zweimal geschehen in diesem Leben, einmal mit Soham, einmal mit Swamiji... aber gleichzeitig kann ich nur das machen, womit ich in Resonanz bin. Deswegen meine Kernbotschaft, nach der du mich gefragt hast. Und da habe ich nicht auf meinen Meister gehört.

Zehn Jahre später habe ich dann selber herausgefunden, dass das, was er sagte, stimmt; dass das der gute Weg ist. Aber das musste aus mir selbst heraus kommen. Die Botschaft ist also: es spielt keine Rolle, ob der Meister Recht hat oder nicht. Nur das, womit ich in Einklang bin, nur dem kann ich folgen. Das sagt übrigens der Soham auch. Er sagt: "hör' nur auf das, womit du in Resonanz bist. Wenn ich etwas sage, womit du nicht in Resonanz bist, vergiss es. Vergiss es einfach."

Devasetu: Und heute siehst du das anders? Also, ist es für dich nicht so, dass wenn zwei Menschen eng zusammenleben, dass dann ein gewisser Fluss entsteht, in dem beide fließen und wo einfach Rücksichtnahme oder sich danach richten, nach dem anderen, ganz natürlich ist?

Dhyan Mikael: Du hast völlig recht. Sich nach dem anderen richten und Rücksichtnahme ist ganz natürlich. Die Frage ist nur, wo es herkommt. Damals vor 15 Jahren, als ich Soham erzählt habe, wie ich das mache mit meiner Freundin, da wollte ich... da brauchte ich etwas von ihr. Ich wollte, dass es ihr gut geht. Ich wollte ihre Probleme lösen. Ich kannte mich selbst überhaupt nicht. Ich wusste nicht, was ich brauche. Ich wusste auch nicht, was ich fühle. Ich wusste, was sie fühlt, was sie braucht. Danach konnte ich gut handeln, das war meine Richtschnur. Ich denke, das kennen die meisten Menschen. Und es führt zu ganz viel Ärger.

Auf den ersten Blick würdest du denken: ja, das ist doch super. Aber die Sache ist die: wenn ich mein Handeln nach dem richte, was für den anderen gut ist, dann erwarte ich gleichzeitig, ob ich das weiß oder nicht, dass der andere das gleiche mit mir macht. Irgendjemand muss sich um mich kümmern, sonst verdurste ich. Und dann passieren zweierlei Sachen. Erstens: wenn ich mich nicht um mich kümmere, sondern um meine Partnerin... ganz allmählich, ohne dass ich es merke, verdurstet etwas in mir. Keiner kümmert sich um mich. Meine Freundin kann sich nicht um mich kümmern, die weiß nicht, was ich brauche. Ich weiß natürlich auch nicht, was sie braucht, aber manchmal glaubt man das. Ja, man wird also ganz langsam unglücklich und frustriert und erwartet, ohne dass man das so genau weiß, dass die Partnerin oder der Partner sich bitteschön seinerseits um mich kümmern soll. Und es ist eine ganz ungute Sache. Es ist ja alles unausgesprochen. Also, die meisten Menschen machen es so, und die meisten Beziehungen funktionieren nicht, und genau das ist der Gund.

Wenn ich aber beginne, mich um mich zu kümmern, auf mich zu schauen, mich zu fühlen... Was dann geschah in meinem Leben war, dass ich erstmal zehn Jahre gebraucht habe, um überhaupt zu lernen, zu fühlen wie es mir geht; wer ich bin; und dann zu lernen, so zu leben, dass ich das, was ich brauche, bekomme; dass es mir gut geht. Das war ein langer Prozess. Und irgendwann im Laufe dieses Prozesses war ich bei mir, ich war satt. Ich begann, mich selbst kennenzulernen; ich begann zu lernen, was mir guttut. Ich begann, mir selbst Aufmerksamkeit zu geben, und ich wurde immer zufriedener, immer stärker, immer satter, immer größer in mir drin. Irgendwann brauchte ich meine Freundin nicht mehr. Ich brauchte überhaupt niemanden mehr, so wie die Leute das sonst so sagen. Weißt du, wenn man...

Normale Leute, normale Liebespaare, die sagen: "ich brauche dich, weil ich dich liebe". Das hat nichts mit Liebe zu tun. Das Brauchen, das stimmt. Und was ich dann halt entdeckt habe, 10 Jahre, 15 Jahre später: wenn ich dich nicht mehr brauche, dann... und wenn ich satt bin, wenn ich voll bin mit mir selbst, mit Kraft, mit Energie, mit Gott... dann, wenn ich dich nicht brauche, dann fängt Liebe an zu fließen. Und die Liebe kommt aus einem Überfluss. Das, was aus dem Mangel kommt: "ich brauche dich", das ist nicht Liebe. Das ist aber das, was alle Leute als Liebe bezeichnen.

Und wenn du da bist, wenn du voll bist, wenn du satt bist, wenn die Liebe von selbst zu fließen beginnt, obwohl du nichts brauchst: das ist wirkliche Liebe. Dann passiert das, was du gerade erwähnt hast: dann ist das sich nacheinander richten, umeinander kümmern, eine ganz natürliche Sache. Die fällt dir überhaupt nicht auf, und die geht nicht auf meine Kosten. Das kommt von mir, ganz natürlich, aus meinem Überfluss heraus. Und ich sage dir: dann wird Beziehung so leicht, so einfach, so natürlich. Man braucht überhaupt nichts besprechen. Man braucht keine Abmachungen machen. Man muss sich nicht darüber unterhalten, wer was macht. Es geht alles von selbst.

Aber erstmal muss man beginnen, nach sich selbst zu schauen, und normalerweise denken wir: "Das geht doch nicht! Das ist ja egoistisch! Wie soll ich in einer Beziehung sein... da muss ich mich nach dem anderen richten!" Aber wie gesagt: das machen alle Leute so, und dann hängen alle voneinander ab, und deswegen sind Beziehungen so schwierig und so kompliziert, weißt du. Wenn ich hungrig bin und mich um dich kümmere, und wenn du hungrig bist und du dich um mich kümmerst, dann müssen wir ganz genau darauf achten, dass dieses zerbrechliche Gleichgewicht ja nicht gestört wird, weil du hungrig bist und bedürftig, und ich auch. Und da geht's ganz ganz schnell in den Streit, in Missverständnisse, da muss unglaublich viel besprochen werden und analysiert und gestritten. Aber wenn du von mir nichts brauchst, dann haben wir es einfach schön.

Devasetu: Du hast erwähnt, dass deine Partnerin nicht wusste oder nicht mitbekommen hast, was du brauchst. Kriegt der Guru mit, weiß der Lehrer, was der Schüler braucht?

Dhyan Mikael: Der Guru, der Meister, kümmert sich nicht um das, was der Schüler braucht. Der Guru lebt genau das vor, der Guru lebt das vor, was für den Schüler unvorstellbar ist. Das ist genau das, wo deine Frage herkommt: "Ja aber das geht doch nicht! Ich kann doch nicht anfangen, mich um mich zu kümmern!" Und der Guru, der Meister, der lebt das vor; der ruht nur in sich. Und das, was beim Schüler ankommt, ist diese Energie, die entsteht, wenn jemand wirklich in sich ruht und wirklich voll ist, wirklich bis zum Rand voll.

Der Guru braucht nichts tun, der braucht überhaupt nichts tun, der sitzt einfach in seiner Fülle, in seinem voll sein, in seiner Energie, und die fließt einfach über. Aber das passiert von selbst. Man braucht nur in der Nähe von solch einem Guru sein, und damit meine ich jetzt nicht körperliche Nähe, sondern wenn man irgendwie emotional durch das eigene Wesen mit dem verbunden ist, dann kommt es bei einem an. Der ist im Prinzip Vorbild dafür, wie man wirklich lebt, und was aber für uns alle unvorstellbar ist.

Devasetu: Und wirkt der Guru durch diese Vorbildfunktion, oder ist das immer eine energetische Sache.

Dhyan Mikael: Das ist eine energetische Sache. Es ist natürlich schon auch Vorbild, klar, aber damit muss man vorsichtig sein mit diesem Wort, denn es ist nicht so, dass der Schüler erkennt: "ah, so ist der Guru, das ist ja toll, das mache ich jetzt nach." Das, was der Guru wirklich ist, und was der verkörpert, kann der Schüler gar nicht sehen. Das sieht der Schüler 10, 20, 30 Jahre später so ein bisschen. Am Anfang kann der normale Mensch gar nicht erkennen, wen man da überhaupt vor sich hat. Und dann, ganz allmählich, später, wirst du immer dankbarer und immer fassungsloser, wen du da vor dir hast, weil du ganz allmählich... Je mehr du selbst so wirst, kannst du dann erkennen: "wow, was für ein Wesen!"

Devasetu: Hat man da noch jemanden vor sich?

Dhyan Mikael: Natürlich nicht. Da ist natürlich niemand. Aber ich rede nicht gern in dieser esoterischen Sprache, weil sie zwar letztlich, wenn man es einmal analytisch betrachtet, stimmt, aber sie nützt niemandem etwas. Sie ist nicht praktisch, es ist kein praktischer Tipp, jemandem zu sagen: da ist niemand. Das nützt nicht viel, in meiner Erfahrung. Aber es ist eine energetische Sache. Es ist wie Kinder, die von den Eltern lernen. Die Eltern bräuchten eigentlich überhaupt nichts sagen. Kinder lernen einfach dadurch, wie die Eltern drauf sind: die Stimmungen der Eltern; wie die Eltern mit sich selbst umgehen und miteinander; dieser energetische Tanz; wie sich ein Mensch anfühlt, weißt du: energetisch, die Aura sozusagen als Mensch... das geht auf die Kinder über.

Deswegen kannst du Leute haben, die wirklich in sich drin sehr verloren sind, aber immer das richtige sagen. Die geben ihren Kindern alles mit, was gut und richtig ist; die sagen die richtigen Sachen, schicken sie auf die richtige Schule. Aber wenn Vater und Mutter innerlich vollkommen verarmt und verdurstet sind, dann ist es genau das, was die Kinder lernen.

Die Kinder lernen nicht durchs Zuhören, überhaupt nicht. Das kannst du dir alles schenken. Du brauchst mit den Kindern nicht reden. Natürlich redet man, aber du brauchst ihnen nicht durch Worte irgendetwas beibringen. Du kannst ihnen nur dadurch etwas beibringen, indem du selbst so bist, wie du möchtest, dass die Kinder sind.

Wenn du möchtest, dass du glückliche Kinder hast... das Einzige, was du da tun kannst, ist: selber glücklich sein. Dann schnappen die das auf. Das gleiche gilt übrigens auch für Beziehung. Wenn du möchtest, dass deine Partnerin glücklich ist: das Beste, das Allerbeste was du tun kannst, ist nicht sich um sie sorgen und kümmern, sondern: werde du glücklich. Es fühlt sich verkehrt an am Anfang, aber das springt wahrhaftig über.

Und mit dem Guru ist es natürlich erst recht so. Da ist dieser Mensch, der ist, was für uns unvorstellbar ist... der ist voller Gott, der ist, um einmal mit Jesu Worten zu sprechen, der ist voller Heiliger Geist. Und du spürst es. Du spürst es einfach. Du kannst es dir zwar nicht erklären. Du weißt überhaupt nicht, was da abgeht. Du merkst nur: wow, was ist denn hier los? Das geht langsam auf dich über, einfach indem du dich... indem du es zulässt, dass so ein Mensch sich in deinem Leben herumtreibt, irgendwie, das ist bei jedem Menschen ja ein bisschen anders.

Devasetu: Man sollte aber nicht erwarten, dass irgendwas überspringt, das kann glaube ich schon wieder zum Hindernis werden.

Dhyan Mikael: Naja... ich würde mal sagen, das ist nicht wirklich ein Problem. Natürlich erwartet man am Anfang alles Mögliche. Ich meine, letztlich kommt man zu einem Guru, weil man selber, oft ohne, dass man es wirklich weiß, verzweifelt ist oder einfach auf der Suche ist und einfach nicht weiter weiß. Und dann denkt man: gut, ich bin mit meinem Latein am Ende, dann lasse ich mich halt mal darauf ein. So denkt man nicht. Das geht automatisch. Und dann sitzt man natürlich da bei so einem Meister oder bei so einem Guru, und... Ich hatte eigentlich nie Erwartungen.

Also, wenn ich nur über mich sprechen sollte, dann würde ich sagen: ich hatte keine Erwartungen, und ich war trotzdem da, und deswegen hatte ich es so einfach. Aber was ich beobachtet habe, 20, 23 Jahre lang mit Soham, auch mit Swamiji: natürlich haben die Leute Erwartungen. Und dann werden die natürlich nicht erfüllt, ganz klar. Erwartungen können nicht erfüllt werden, es ist halt so. Und dann streiten sie mit ihm, und manche gehen dann auch wieder weg. Da hast du schon einen wahren Punkt angesprochen. Mit Erwartungen sollte man nicht kommen, aber man kann natürlich auch nur so sein, wie man ist.

Aber die Erwartungen, die werden einem genommen, auf die eine oder andere Weise. Entweder verlässt du den Guru dann wieder, weil du denkst: "das klappt ja nicht, meine Erwartungen werden nicht erfüllt". Oder du bleibst trotzdem, und ganz allmählich, ganz allmählich, erledigen sich die Erwartungen dann. Und das ist der gute Weg: wenn du bleiben kannst bei dem Meister, wenn du bleiben kannst bei dem Guru, obwohl du ständig enttäuscht wirst, dann hast du echt Glück.

Devasetu: spielt die Motivation, mit der man oder aus der man sich heraus einem Guru nähert, eine Rolle? Also wenn ich zum Beispiel sage: "ich lebe schon so einigermaßen glücklich, aber mit einem Guru würde ich vielleicht noch glücklicher leben", wie findest du das? Ist das schräg?

Dhyan Mikael: ich kenne keinen Menschen, der das je gemacht hat. Ich glaube auch nicht, dass das möglich ist. Du kannst... ich glaube... du fragtest ja vorhin, was da passiert zwischen Guru und Schüler; ob das eine energetische Sache ist. Und es ist eine energetische Sache. Und es ist fast so, als weiterweiß könnte man sich so einem Guru oder Meister gar nicht nähern, wenn es nicht sein soll. Ich will das mal vergleichen, weil das vielleicht viele Zuhörer kennen, wenn man sich verliebt.

Es ist ja nicht so, dass du dann da abends irgendwo zu Hause sitzt, nach getaner Arbeit. Du hast ein gutes Leben und denkst: "ja, aber jetzt noch eine Freundin, das wäre auch nicht schlecht. Dann gucke ich mal, in wen ich mich verlieben könnte... oder vielleicht die, die gefällt mir. Ja, ich glaube, in die verliebe ich mich jetzt". Da lacht jeder, wenn er das hört, weil jeder weiß: so funktioniert's nicht. Wenn du eine Freundin suchst, findest du sie nicht. Alle Frauen gucken in die andere Richtung. Und irgendwann, wenn du einfach nichts Böses ahnend irgendwo rumsitzt, triffst du eine Frau, du denkst überhaupt nichts dabei, und zack bist du verliebt, und es gibt nichts Schöneres, als jetzt mit der zusammen zu sein. So funktioniert es, als würde irgendjemand entscheiden: ihr zwei kommt jetzt zusammen, und dann passiert das, und du wirst gar nicht gefragt. So ist es doch, oder?

Und so ist mit einem Guru erst recht. Man kann sich nicht entscheiden: "gehe ich da jetzt hin oder nicht?" Das passiert nicht. Ich glaube nicht, dass das jemals auf diesem Planeten so passiert ist. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Und wenn dich der Blitzschlag trifft und du von einem Meister oder Guru berührt wirst, und du dich dann da hingezogen fühlst, dann ist es normalerweise so, dass du denkst: "ich spinne ja! Ja was mache ich denn hier? Ich kann mich doch nicht so einem Guru hingeben!" Aber du tust es trotzdem. Es ist wie mit einer Frau. Wenn du dich in eine Frau verliebst, denkst du: "um Gottes Willen, das kann doch nicht gut gehen, und das ist die Falsche...", aber du bist verliebt und du hast keine Wahl. So ist es mit einem Guru auch.

Devasetu: Wer oder was bringt die Menschen zusammen, also als Paare oder auch zum Lehrer oder Guru?

Dhyan Mikael: Das ist nicht wichtig. Das können wir nicht verstehen. Ich meine, wir können es jetzt analysieren, und es gibt dann natürlich auch Worte dafür, aber ich finde es interessant, über das zu sprechen, was für einen relevant ist; vielleicht zu verstehen, was mit mir geschieht, oder zu verstehen, was gut für mich ist oder was schlecht für mich ist, wenn ich eine Wahl habe. Aber das... man hat keine Wahl.

Aber ich finde es ist gut, darüber zu sprechen, deswegen spreche ich auch immer wieder über mein Leben und was mit mir und Soham und mit mir und Swamiji passiert ist, wie das entstanden ist... damit die anderen Leute es hören und vielleicht ihr eigenes Leben, und ihre eigenen Gefühle, und die Kräfte, die an ihnen ziehen, dass sie die besser verstehen. Aber nicht analytisch, also, was da im Hintergrund so spielt... in Wirklichkeit kann das auch niemand erklären... sondern einfach so: "ah, dem geht es auch so, ja dann scheint es wohl so normal zu sein."

Ich finde, das ist sehr hilfreich, das zu wissen, dass man da nicht alleine ist mit diesem verrückten "einen Guru haben" oder sowas. Ich meine, letztlich zieht uns das Leben in die richtige Richtung, gegen unseren Widerstand, trotz unserer Dummheit, es zieht uns einfach ganz allmählich in die Richtung wo wir hinmüssen. Und das gilt für das verliebt sein, egal ob du dich in einen Partner verliebst oder einen Meister oder Guru. Jede einzelne Beziehung, die man hat, ist wichtig auf diesem Weg, und deswegen hat man auch gar keine Wahl. Mehr braucht man eigentlich nicht wissen.

Devasetu: Kennst du es, dass in der Partnerschaft jedes "ich" und "du" verschwindet, also, dass nur noch ein "wir" da ist; dass da keine Trennung mehr gefühlt wird?

Dhyan Mikael: Ja, das ist ein interessanter Punkt. Wir sprachen ja vorhin über das sich umeinander kümmern, und wie ich mich früher um meine Partnerin gekümmert habe und dann gelernt habe, bei mir selbst anzukommen. Und jetzt geschieht ein sich kümmern oder einen aufeinander eingehen, ein miteinander tanzen, aber das kommt aus einer ganz anderen Richtung. Und bei dem, was du da gerade fragst, ist es ganz ähnlich. Ich kenne sehr sehr gut, aus den Beziehungen, die ich früher geführt habe, dass dieses "ich" und "du" verschwindet.

Vom "du" kann ich nichts sagen, da müsstest du meine Ex-Partnerin fragen, aber vom "ich" kann ich sagen: das "ich" verschwindet, das verschwand, und wenn ich ganz ehrlich bin, war das "ich" da auch noch nie wirklich da. Da war niemand, der sich kannte. Da war niemand, der wusste, was er will. Da war niemand, der wusste, wie er sich fühlt. Da war einfach nur Ignoranz. Ich hatte es so leicht, mich auf meine Partnerin einzustellen, weil ich keine Ahnung hatte, was ich eigentlich will. Aber zu spüren, was meine Partnerin will, das konnte ich immer ganz toll. Und dann habe ich es nach sieben Jahren nicht mehr mit ihr ausgehalten und habe mich gewundert warum. Ja, also, da muss man genau hingucken, weil sonst missversteht man das, was ich jetzt dann gleich im Anschluss darüber sagen werde. Das, was die meisten Menschen kennen, dieses wunderbare sich auflösen und verschmelzen und eins sein... wie sage ich das jetzt am besten...

Devasetu: Es ist ja eigentlich kein Verschmelzen, da ist ja keine Trennung in Wirklichkeit.

Dhyan Mikael: Ja ja... weißt du, es ist so... es ist so: man begegnet jemandem und man verliebt sich, und ganz am Anfang ist diese magische Zeit, die man miteinander hat. Man versteht sich ohne Worte, man kennt den anderen. Das kennst du vielleicht auch: "wow, ich kenne diesen Menschen". Ich meine, ihr habt euch noch nie getroffen, du weiß nicht viel über die andere Person. Aber es ist magisch. Und das ist die Zeit, wo man den anderen nicht kennt, wo man in völliger Unwissenheit ohne Erwartungen... es ist noch viel zu früh für Erwartungen, es geschieht einfach von selbst... und da begegnet Gott sich selbst. Das ist so eine ganz früher Phase, wo das Gehirn noch keine Zeit hatte, Erwartungen zu entwickeln, Träume zu entwickeln, da bekommt man so einen Geschmack davon. Dann ist alles einfach.

Und das verschwindet dann sehr sehr schnell. Das, was man Verliebtheitsphase nennt, das verschwindet sehr sehr schnell, weil dann ganz ganz bald setzen eben diese Erwartungen ein, die Träume, die Hoffnungen und die Bewertungen, die Beurteilungen. Plötzlich findet man nicht mehr alles so toll am anderen. Und dann verschwindet es, dieses Gott-Erlebnis. Also, das ist das eine. Vielleicht könnte man... ich weiß nicht, ob du das vorhin meintest mit diesem Verschmelzen.

Und dann gibt es aber noch etwas anderes. Wenn man zusammenlebt und das, was ich eingangs beschrieben habe: wenn man in Wirklichkeit eigentlich bedürftig ist und eine Beziehung eingeht mit dieser Bedürftigkeit, und vom anderen sich erhofft, dass der mich glücklich macht... so war es bei mir immer... natürlich weiß man davon nichts. Und der Partner erhofft das gleiche von dir. Und es ist so, dass ich total auf den Partner fokussiert bin, und der Partner ist total auf mich fokussiert. Die Erwartungen sind auf mich gerichtet, und meine Erwartungen sind ganz auf den Partner gerichtet. Ich tue alles für meine Partnerin, in der Hoffnung, und das ist der unbewusste Teil, dass ich dadurch glücklich werde. Meine Partnerin macht das gleiche. Man ist total aufeinander fixiert. Das ist keine gute Sache, aber das ist das, was wir normalerweise als Beziehung bezeichnen und als Liebe. Und in diesem aufeinander fokussiert sein, da kann man das durchaus so erleben, dass dieses "ich" und das "du" verschmilzt.

Das ist wie wenn sich zwei Spiegel anschauen: da ist niemand mehr, da ist nur noch Spiegelbild. Da ist keine Substanz, da ist niemand, aber da ist nicht Gott, da ist einfach nur Wollen und Hoffen und Bedürftigkeit: zwei Bettler, die voneinander betteln, könnte man sagen. Ich glaube, das ist das, was viele erleben, und es fühlt sich zunächst mal auch gar nicht so schlecht an. Es kann auch romantisch sein. Aber es trägt nicht. Irgendwann, meistens nach ein paar Jahren, irgendwann geht es nicht mehr gut.

Wenn ich dann... also, die Beziehung, die ich heute erlebe, ist aber anders. Was ich da heute erlebe ist... Ich will es mal so ausdrücken: irgendwann, wenn du auf dem spirituellen Weg eine Weile unterwegs bist, beginnt das, was man so "ich" nennt, sich so ein bisschen aufzulösen. Du vertraust mehr und mehr auf das Leben. Du willst selbst immer weniger. Du bist einfach immer zufriedener, von selbst. Und in dem Maße, wie man zufriedener wird und sich vom Leben tragen lässt, verschwindet dieses Ich-Gefühl, immer mehr. Du wirst einfach getragen. Wenn du nicht ständig denkst, du willst etwas oder du musst etwas tun, ist da nicht viel von "ich" übrig.

Und wenn es dem Partner auch so geht, dann sind da zwei Menschen, die beide nicht mehr viel "ich" übrighaben, und wenn die dann miteinander tanzen, also ich will es mal so sagen: es ist nicht so, dass dann, weil wir uns so lieben, das "ich" und das "du" verschwindet, so wie in diesem ersten Fall, wo man so aufeinander fixiert ist, sondern dass da zwei Menschen zusammenkommen, die haben beide... denen ist beiden das "ich" schon so ein bisschen abhanden gekommen. Und deswegen wird es dann auch so einfach und so schön, weil das "ich" nicht mehr ständig im Weg ist. Aber das "ich" verschwindet nicht, weil ich jetzt diese Person so sehr liebe. Ich kann jetzt nicht sagen: ich liebe meine Partnerin so unendlich. Ich liebe einfach. Und ich bin einfach total berührt von ihr, einfach so, ich weiß auch nicht wieso.

Devasetu: Ist Sexualität ein wichtiges Bindeglied in der Partnerschaft?

Dhyan Mikael: Also, man glaubt ja normalerweise, man bräuchte in der Partnerschaft Bindeglieder. Ich will einmal da anfangen. Bevor ich über das Bindeglied Sexualität spreche, möchte ich einmal über das Bindeglied überhaupt sprechen. Und ich kenne diesen Gedanken. Man versucht normalerweise, Gemeinsamkeiten zu finden, die man miteinander teilt, und in einer normalen Partnerschaft ist es auch sehr wichtig.

Ich will es jetzt einmal ziemlich deutlich ausdrücken: da sind zwei Menschen zusammen, die von sich selbst keine Ahnung haben, und mal ganz ehrlich gesagt: wenn ich mich selbst nicht kenne, kann ich den anderen auch nicht kennen, das ist einfach nicht möglich; wenn ich meine eigene Natur nicht fühlen kann, kann ich dich auch nicht fühlen.... und dann braucht man Bindeglieder. Hobbys, die man miteinander teilt, oder Gewohnheiten, die man miteinander teilt, oder Alltag, den man irgendwie miteinander teilt. Und da ist Sex eine tolle Sache. Da ist Sex ein tolles Bindeglied.

Und wenn ich mir selber nahegekommen bin und... weißt du... Ich will noch mal ganz kurz an den Anfang vom Interview springen, wo du mich gefragt hast... wo wir sprachen über diesen Rat, den Soham mir gab, den ich ignoriert habe. Und ich erzählte dir, dass ich davor immer auf meine Partnerin geschaut habe, was sie braucht. Das war sozusagen unser Bindeglied. Ich schaue nach ihr, und sie schaut nach mir. Und dann begann ich, mich selbst kennenzulernen. Immer mehr konnte ich mich selbst spüren. Ich habe nur noch auf mich geschaut.

Und weißt du, was dann passiert ist? Irgendwann, viele Jahre später, da war ich mit meiner damaligen Freundin schon gar nicht mehr zusammen, da habe ich plötzlich festgestellt... ich war mit einer Frau zusammen, und ich habe nur auf mich geachtet, das war zu dem Zeitpunkt schon zu meiner Natur geworden. Ich habe da gar nicht mehr groß darüber nachgedacht... und ich habe gespürt, wie ich... ich konnte es mir nicht erklären, aber ich wusste einfach, was jetzt gerade dran ist, was ich jetzt mag, und habe immer wieder gemerkt: das ist genau das, was für sie das Richtige ist. Immer wenn ich etwas für mich... es hat sich für mich so angefühlt, als würde ich das jetzt für mich tun, nur für mich, und es war genau das Richtige für sie.

Und das habe ich dann immer und immer und immer wieder erlebt. Je mehr ich in mir ruhte und einfach nur noch mich gefühlt habe, desto natürlicher, ohne dass ich mir das erklären konnte, geschahen durch meine eigenen Wünsche oder meine eigenen Impulse, durch meine eigene Energie, nur Sachen, die mit der Partnerin, mit der ich gerade zusammen war... das hat einfach gepasst, als könnte ich mir dann gar nichts anderes mehr... als könnte ich gar nichts anderes mehr wollen als das, was ohnehin für alle passt.

Und jetzt... wir sprachen über Bindeglieder. Wenn ich bei mir bin, und in diesem Sinne, wie es gerade beschrieben habe, mich spüre und ganz nur noch in mir ruhe; wenn ich meinen Fokus überhaupt nicht mehr bei anderen Menschen habe, entsteht da diese Verbindung zu den Mitmenschen, die nicht aus dem Geist kommt, nicht aus dem Gucken was der andere braucht, ich ruhe nur in mir. Aber ich bin auf eine Weise mit den Menschen, die um mich herum sind, verbunden, die ist unerklärlich. Das ist eine Verbindung, die kann man nur wahrnehmen, die kann man beobachten, wie sie passiert, also die Effekte davon. Du denkst überhaupt nicht über den Anderen nach, und was der jetzt braucht. Du bist ganz bei dir. Aber alles, was daraus von selbst passiert... passt immer wieder, immer wieder, auf die erstaunlichste Art und Weise. Und das ist ein Bindeglied, also das hat es wirklich in sich.

Also so viel mal zum Bindeglied. Und wenn du so lebst mit dir selbst, dann werden diese Bindeglieder zum Partner völlig irrelevant. Dann denkst du gar nicht mehr darüber nach. Du bist einfach mit dem verbunden. Es ist so: du bist mit dir selbst verbunden, und wenn du dann einen Partner in deinem Leben hast, dann hast du jetzt auch die Fähigkeit, mit dem verbunden zu sein, aber ohne dieses ganze psychologische Nachdenken oder darauf schauen oder jetzt gucken, was machen wir zusammen... es passiert einfach.

Und dann wird auch Sex sehr schön. Sex wird dann schön, wenn du ihn nicht mehr als Bindeglied brauchst. Wenn du Dinge miteinander tust, weil sie wichtig sind, weil du sie brauchst, weil du sie willst, weil die Beziehung sie braucht, dann hat es immer irgend so einen bitteren Beigeschmack. Es hat immer eine Last. Und in der Sexualität kann man diese Last ganz besonders deutlich spüren. Da ist der Schmerz, der dadurch entsteht, besonders deutlich.

Und es ist so: man kann sich total lieben, weißt du, man will nur das Beste füreinander, aber wenn man Sexualität miteinander lebt und da ist diese Agenda da drunter... wenn du das Gefühl hast, das ist wichtig, dass wir eine schöne Sexualität haben für unsere Beziehung, als Bindeglied, oder weil es mir wichtig ist, dann ist es, als wäre das Gift. Das verdirbt die Sexualität. Und wenn du das alles nicht mehr brauchst, und dann Sexualität erlebst, dann ist die frei davon. Dann ist die kein... dann hat die keine Funktion mehr. Jedes Bindeglied ist wichtig, es hat eine Funktion. Und wenn Sexualität keine Wichtigkeit mehr hat, keine Funktion mehr hat zwischen zwei Menschen, dann kann man zum ersten Mal wirklich Spaß damit haben.

Devasetu: Wir haben jetzt mehr auch über die Bedürfnisse oder überhaupt über Bedürfnisse gesprochen. Unterscheidest du zwischen natürlichen Bedürfnissen, also die eindeutig sind: der Mensch braucht Wärme, und Essen und Trinken und Kontakt auch. Ist Sexualität in so einem gewissen Maße nicht so eine Art natürliches Bedürfnis?

Dhyan Mikael: Also, ich finde den Swamiji so toll, weil der über diese Sachen so schön redet, und der war ja... bei ich glaube 11 oder 14 Gurus war der im Himalaya. Und die haben so viele abgefahrene Sachen erzählt. Und einer von diesen Gurus hat genau darüber gesprochen. Der hat gesagt: der Körper des Mannes, für den ist es wichtig, dass er einmal im Monat etwa einen Orgasmus hat. Die Hoden sind ja Drüsen, und einmal im Monat mag der einen Orgasmus haben, der Körper. Der spricht nicht von Sex. Und bei dem Guru ist es so passiert: der stand meistens einmal im Monat zu Vollmond in so einem kalten Fluss. Der meditierte die ganze Nacht in diesem eiskalten Fluss; nicht um einen Orgasmus zu haben, das war dem völlig egal. Der meditierte da.

Und er erzählte, dass er dann manchmal da in diesem Fluss das dann erlebte. Das passierte dann von selber. Der Körper braucht das, und dann hat er halt einen Orgasmus. Das ist wie wenn der Körper niesen muss, dann niest er halt. Das brauchst du nicht planen. Und wenn dein Körper einen Orgasmus braucht, dann wirst du irgendwann mal nachts einen wunderschönen Traum haben und morgens stellst du fest: ich hatte wohl heute Nacht einen Orgasmus. So funktioniert das. Und dann ist es wieder gut. Dann ist es wieder für ein paar Wochen gut, der Körper ist still, und wenn er das wieder braucht, dann hast halt du irgendwie einen Orgasmus, da brauchst du dich nicht darum kümmern.

Aber was wir daraus machen ist natürlich etwas ganz anderes. Sexualität mit einem anderen Menschen ist eine völlig andere Nummer. Die braucht man nicht. Aber weißt du, wir sprachen ja gerade über Bindeglieder. Normalerweise sind wir sehr bedürftige Menschen. Wir haben nie gelernt, uns zu fühlen. Wir haben nie gelernt, uns um uns selbst zu kümmern. Wir projizieren alle unsere Bedürfnisse auf jemand anderen. Und dann braucht man die verschiedensten Vehikel dafür, wie diese Bedürfnisse erfüllt werden sollen. Die werden natürlich nie erfüllt, aber man probiert es.

Und Sexualität ist da an oberster Stelle. Deswegen reden alle über Sex. Deswegen... wenn man ein Buch über Sexualität verkauft, dann wird es fast immer ein Bestseller, weil da springen alle darauf. Aber es hat nichts mit der Realität zu tun. Das entspringt nur dieser Bedürftigkeit der Menschen. Wenn du die nicht mehr hast, dann kann Sexualität durchaus etwas Schönes sein, wirklich schön. Aber sie ist nicht wichtig. Also für den Körper ist sie nicht wichtig.

Der Körper braucht Luft. Der Körper braucht Wasser, Nahrung, und wir Menschen brauchen normalerweise ein gewisses Maß an Verbindung mit anderen Menschen. Aber selbst da muss man ganz vorsichtig sein, wie man es ausdrückt, weil diese Verbindung kann auch auf viele verschiedene Weise stattfinden, da muss man nicht zusammenleben. Ich fühle mich heute mehr verbunden mit den Menschen als jemals zuvor, und ich lebe zurückgezogener als jemals zuvor. Aber das, was normalerweise Leute unter Sexualität verstehen, das ist überhaupt nicht notwendig. Das ist kein natürliches Bedürfnis des Körpers, und es ist das, wo am meisten gelogen wird, von allen, auch von anerkannten spirituellen Leuten, auch von Wissenschaftlern und auch von Doktoren, und wir belügen uns die ganze Zeit selbst. Es ist nicht nötig. Es ist einfach nicht nötig.

Devasetu: Du hast mich neugierig gemacht. Hat der Guru, dieser Guru, auch erzählt, wie es für den weiblichen Körper ist oder für Frauen?

Dhyan Mikael: Der Guru hat etwas sehr Interessantes über Frauen und Männer gesagt. Er hat nicht darüber gesprochen, ob für den weiblichen Körper Sexualität notwendig wäre. Es würde mich sehr überraschen, wenn er sowas sagen würde. Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen. Ich will es einmal so sagen: wenn Sex mit einem Mann oder mit einer anderen Frau für den weiblichen Körper notwendig wäre, dann würden die Gurus darüber sprechen, da bin ich mir sicher, und sie tun es nicht.

Aber dieser Guru hat etwas ganz Interessantes gesagt. Er hat gesagt: Frauen können im Sex Zufriedenheit erlangen. Sex macht Frauen zufrieden. Frauen können Sex wirklich genießen. Und er sagt: Männer können es nicht. Männer erlangen im Sex keine Zufriedenheit. Der Körper erlangt einen Orgasmus, und wir nennen das Kommen Befriedigung. Aber er sagt: Männer erlangen durch den Sex keine Zufriedenheit, und das hat mich so berührt, als er das gesagt hat. Und dann habe ich einmal ganz genau hingeschaut und ich habe festgestellt: das stimmt. Du hast als Mann Sex mit einer Frau, du kommst, es fühlt sich toll an, und drei Minuten später denkst du an deinen Job oder sonst etwas, bist schon wieder woanders, bist überhaupt nicht zufriedener, und bist für Tage oder Wochen erstmal in Bliss (Glückseligkeit) - überhaupt nicht. Wenn du ganz ehrlich bist... manchmal ist es so, dass du am nächsten Tag schon wieder könntest, oder mit einer anderen Frau könntest, wenn du ganz ehrlich bist. Aber die meisten Männer würden das nie zugeben.

Und weißt du, das ist auch ganz natürlich so. Die Frau, die soll schwanger werden. Die hat Sex, und wenn alles gut geht, so wie die Natur sich das vorstellt, dann wird sie auch schwanger, und dann ist es gut für die Frau. Aber die Männer, die sollen nicht zufrieden sein. Die sollen immer versuchen... also ich rede jetzt nicht von den Männern, was die wirklich wollen, sondern ich rede davon, wie die Natur das eingefädelt hat, unsere Tiernatur sozusagen... ich spreche von unserer Tiernatur. Nicht dass wir uns hier falsch verstehen. Die Männer, die haben eingebaut, dass sie nie zufrieden sind durch Sexualität, weil wenn die zufrieden wären, würde dieses Naturspiel nicht mehr funktionieren. Dann würden die Männer zufrieden sein und würden sich nicht um die Frauen und den Sex kümmern, und dann gäbe es nicht genug Nachkommen für die Tierart, in dem Fall für die Menschheit.

Aber die Natur hat es wirklich so eingefädelt, dass die Männer nicht zufrieden sind, und deswegen wollen Männer die ganze Zeit, weil sie das nicht kapieren. Die verstehen nicht, dass das einfach die Hormone von diesem Tierkörper sind. Der ist halt immer bereit. Der ist immer bereit, du bist nie wirklich zufrieden. Sex ist für dich als Mann immer ein Thema. Du bist immer irgendwo latent bereit, wenn du ehrlich bist. Und dann nimmt man das persönlich und sagt: "ich will Sex". Die Männer sagen ja auch so gerne den Frauen: "ich brauche Sex". Das ist alles nicht wahr. Das ist einfach nur die Bereitschaft dieses Körpers. Die Natur hat ein Männerkörper einfach immer bereit gemacht. Es ist nicht schlimm, das ist überhaupt gar kein Problem. Diese Bereitschaft muss nicht erfüllt werden durch irgendeine Frau, das ist alles gelogen. Ja, darüber sprach dieser Guru, und das hat mich sehr überrascht, dass der solche Wahrheiten erzählt als Guru im Himalaya, irgendwo da oben. Aber wie gesagt: ich glaube nicht, dass Frauen Sexualität brauchen. Aber wissen tue ich es nicht.

Devasetu: Anziehung ist auf jeden Fall da, zwischen Männern und Frauen, also auch von den Frauen aus. Das ist irgendwie offensichtlich.

Dhyan Mikael: Ja! Und weißt du, wenn Anziehung da ist, und beide wollen, dann ist Sex das Schönste von der Welt, warum nicht. Am Sex ist ja nichts verkehrt. Wenn die Frau bereit ist und der Mann bereit ist und man Freude miteinander teilen kann, das ist doch eine wunderbare Sache. Aber zu denken: "ich brauche das", das ist eine ganz andere Nummer. Erstens stimmt es nicht, und zweitens verdirbt es einem die Freude am Sex.

Devasetu: Wo wir schon so offen über Sex reden: hast du auch Erfahrung mit Sex in einer tantrischen Ausrichtung, also ich meine in dem Sinne, dass es nicht mehr darum geht, einen Orgasmus zu bekommen oder irgendein Ziel zu erreichen, sondern wo der Fokus wirklich auf miteinander sein und miteinander fühlen und verschmelzen liegt.

Dhyan Mikael: ja, da sage ich sehr gerne etwas dazu. Ich habe da Erfahrung, aber nicht so, wie du denkst. Ich erzählte ja vorhin davon, wie ich irgendwann einmal entdeckte, dass wenn ich nur noch auf mich schaue, wenn ich nur noch mich fühle, dass dann... als würde ich durch mich hindurch automatisch wahrnehmen können, was meine Partnerin braucht, ohne dass ich an sie denke. Ich spüre nur mich. Und in dieser Zeit habe ich noch etwas anderes entdeckt, zeitgleich.

Erstens stellte ich fest, dass dadurch die Sexualität immer schöner wurde, also einfach immer schöner. Und dann stelle ich irgendwann fest: ich will gar keinen Orgasmus mehr. Und das war so schön für mich, diese Freiheit vom "Orgasmus haben wollen". Ich sagte ja eben: die Natur hat es so eingerichtet, dass der männliche Körper... das ist nicht auf den Menschen beschränkt, das gilt für alle Säugetiere... dass der immer will. Das ist für die Natur ganz wichtig und normal. Und ich entdeckte: ich will gar nicht mehr kommen. Ich habe das so sehr genossen, das Zusammensein. Ich wollte nicht, dass das aufhört. Ich denke, das kann man als tantrische Erfahrung bezeichnen. Aber ich möchte auch noch etwas anderes dazu sagen. Die Erfahrung, die ich gemacht habe, kam daraus, dass ich so zufrieden war, dass ich dann gemerkt habe: ich will noch nicht einmal mehr einen Orgasmus haben. Und dadurch wurde das Zusammensein mit der Frau so schön. Das ist Tantra. Wahrheit.

Tantrischer Sex ist eine ganz andere Geschichte, das ist eine völlig andere Geschichte. Das ist: "ich möchte durch Sex noch mehr Innigkeit mit der Frau erleben, deswegen gewöhne ich es mir ab, einen Orgasmus zu haben, damit es richtig funktioniert." Ich will etwas. Da ist diese Agenda; zwar eine heilige Agenda... wenn man einen Workshop ausschreibt, das finden alle toll: noch inniger miteinander sein. Dafür ist Sex nicht gemacht. Verstehst du, was ich meine? Da entsteht kein tantrischer Sex. Da entsteht etwas, was wie tantrische Sex aussieht. Zum Glück habe ich sowas nie erlebt, ich kenne aber einige Menschen, die das erlebt haben und die teilweise oft erst Jahre später wirklich begriffen haben, was sie da erlebt haben. Und es war nicht gut für sie.

Was ich erlebt habe... ich ruhte in mir. Ich war zufrieden. Ich wollte nichts mehr. Ich stellte fest: ich will noch nicht einmal mehr einen Orgasmus. Und daraus habe ich eine wunderbare Innigkeit mit dieser Frau erlebt. Ich wollte nichts, und dann konnte ich innig sein. Wenn ich zu einem Seminar gehe oder zu einer Frau und Innigkeit mit ihr erleben möchte, kann das nicht funktionieren. Ich will Innigkeit mit ihr erleben. Sowas muss von selbst passieren. Verstehst du? Du musst bei dir selbst anfangen. Wenn du zu dir kommst, wenn du in dir ruhst, wird dein Leben zu Tantra. Tantra hat nichts mit Sex zu tun. Tantra ist ein Wort für Gott, für die ultimative Wahrheit. Wenn du in dir ruhst und immer mehr zu dir kommst, dann erlebst du, dass du mit allem eins bist; dass alles schön wird, sogar Sex; sogar das Zusammensein mit einem anderen Menschen. Das ist Tantra.

Aber Tantra zu wollen geht nicht. Wenn du... das ist ein Widerspruch. Das heißt: wenn du zu einem Seminar gehst, um tantrischen Sex erlernen zu wollen, dann kann das eigentlich nur schief gehen. Wahrscheinlich begebe ich mich jetzt wirklich aufs Glatteis, und wahrscheinlich schreien jetzt einige Leute: wie kann der nur so etwas sagen! Aber ich empfinde das sehr sehr stark. Wenn du so einen Sex erleben möchtest... der Weg dorthin führt zu dir selbst, nur zu dir selbst. Solange du auf die Frau oder den Mann schaust, als Vehikel deiner Erfüllung, solange wirst du niemals Tantra erleben. Es geht nicht. Es funktioniert nicht.

Und dann... wenn du so in dir ruhst, dass du vom anderen nichts brauchst, nichts, auch keine Innigkeit, auch keine Intimität, all diese heiligen Dinge... wenn du nichts mehr brauchst, beginnst du, genau das zum ersten Mal zu erleben. Dann denkst du: was hatte ich früher nur für Sex, um Gottes Willen. Was waren denn das für Begegnungen. Aber du wirst es nur erleben, wenn du nichts mehr willst. Und deswegen kann es keinen tantrischen Sex geben außer, er passiert einfach von selbst, einfach weil du ganz bei dir bist.

Devasetu: Sex passiert am besten immer von selbst. Man kann vielleicht eine Einstellung haben, eine spielerische Einstellung, und wenn einfach Offenheit da ist, und einfach die Akzeptanz: was immer sich ergeben will zwischen den zwei Körpern oder zwischen den zwei Menschen.

Dhyan Mikael: Ja. Ich erzählte ja von dieser Zeit, wo ich dann begann, gar keinen Orgasmus mehr haben zu wollen und einfach in mir zu ruhen und dadurch aber auch immer irgendwie automatisch wusste, was die Partnerin wollte, und mir war... Weißt du, das war eine Zeit, wo ich... wo es mir ganz egal war, was passiert mit einer Frau. Ich bin einer Frau begegnet, die ich mochte, in die ich mich verliebt hatte, verguckt, und ich wollte die unbedingt treffen, und ich fand es total toll, wenn es dann dazu kam, dass wir uns wirklich einmal treffen und einen Kaffee trinken gehen und ich wirklich mal ihr nahe kommen konnte. Und gleichzeitig hatte ich keine Agenda.

Mit Agenda meine: ich ..., hatte keinen Plan. Ich wollte nicht... natürlich, ich war natürlich total bereit, mit ihr zu schlafen, ich fand sie einfach total schön und fühlte mich hingezogen, natürlich war ich dafür bereit. Aber es war mir einerlei, ob es dann geschieht oder nicht. Ich habe das, wie ich mich fühlte, und diese Energie und diese Anziehung, die habe ich einfach genossen. Und wenn daraus irgendwie eine sexuelle Begegnung entstanden ist, dann war das wunderschön. Und wenn sie nicht entstanden ist, war das auch wunderschön. Dann genießt man einfach das, was ist. Dann ist Sex schön, wenn er geschieht, aber es ist nicht mehr sowas besonderes und einzigartiges, einfach weil alles, was geschieht, etwas ist, was du genießt. Und dann, dann wird auch Sex wirklich schön und leicht und natürlich.

Devasetu: Muss das immer von beiden Seiten sein, diese offene Einstellung, oder reicht das, wenn das von einem ist, für den, der es dann eben sehr genießen kann.

Dhyan Mikael: Interessante Frage, gute Frage. Es ist so: ich habe damals Begegnungen gehabt mit Menschen, die ähnlich fühlten wie ich, und es waren sehr schöne Begegnungen, wo auch später nichts war, was diese Schönheit getrübt hat. Da war nichts übrig, auch wenn wir dann nicht als Paar zusammengekommen waren. Wir lieben uns heute noch, sozusagen.

Aber dann gab es auch Begegnungen, und das war mir damals noch nicht bewusst, es war alles sehr neu für mich... ich hatte gerade erst mich selbst kennengelernt. Und da gab es dann schon Begegnungen, wo ich hinterher erst, eigentlich erst Jahre später, begriffen habe: ja, für die war das nicht so; die war nicht in diesem genießen, aber sich nichts erhoffen. Und dann bleibt da ein Schmerz zurück, und dieser Schmerz macht auch, dass ich es dann auch nicht... Also, heute könnte ich so eine Begegnung nicht mehr haben. Es ist nicht möglich, dass ich in mir ruhe, nichts will, und mich mit einer Frau treffe, der das aber anders geht und ich trotzdem Freude habe, weil ich spüre sie einfach. Weißt du, ich tue mir da selber weh. Wie soll das... weißt du, das kann gar nicht funktionieren.

Also, um deine Frage zu beantworten: das ist nicht möglich. Es ist wohl möglich, dass man, so wie ich damals als Anfänger, der das gerade alles entdeckt, eine Erfahrung mit einem anderen Menschen hat und es total genießt. Aber irgendwann spürst du, vielleicht erst am nächsten Tag, aber meistens schon irgendwann mittendrin: "ups... aber sie fühlt sich anders". Und dann ist es nicht schön, auch nicht für mich, das geht nicht.

Devasetu: Kommt das auch daher, weil es für Frauen einfach anders ist, weil wenn Frauen eben in Folge von Sex schwanger werden, dann ist es irgendwie natürlich, dass eine Bindung an den Partner passiert, weil der soll ja auch vielleicht helfen bei der Aufzucht des Kindes.

Dhyan Mikael: Da kann ich natürlich nichts drüber sagen, weil ich ein Mann bin. Was ich sagen kann ist, dass es für die Frau genauso essentiell ist, bei sich zu sein und nur bei sich, und nicht an Morgen zu denken, nur an sich denken, und dann spürt... man weiß nicht, was wichtig ist. Man spürt einfach den Moment, und daraus entsteht das Richtige für einen selber. Und das ist für Mann und Frau gleichermaßen wichtig. Ich habe sehr wohl das Gefühl, dass Frauen Sexualität ganz anders erleben als Männer, aber dazu kann ich... da bin ich nicht kompetent, dazu kann ich nichts sagen, weil ich ein Mann bin in diesem Leben. Aber wenn die Frau bei sich ist... der Mann braucht darüber auch gar nichts wissen. Es ist der Job der Frau.

Das ist das Schöne daran, wenn ich bei mir bin und die Frau ist bei sich. Ich spüre mich, und je besser ich das kann, desto besser achte ich auf mich, und alles ist gut. Und wenn die Frau das gleiche macht und sich spürt, dann achtet sie einfach darauf, dass das so läuft, wie sie das braucht. Und dann geschieht automatisch nur die Schnittmenge, die für beide optimal ist. Und wie gesagt: dann wird alles relativ einfach, einfach schön, unkompliziert.

Devasetu: Vielleicht noch ein ganz anderes Thema. Ist mit dem Tod alles vorbei?

Dhyan Mikael: Tolle Frage! Du stellst tolle Fragen. Ich will dir zwei Geschichten dazu erzählen. Also erstens muss ich sagen: ich bin ein total unesoterischer Mensch. Ich habe mich nie um irgendwelche spirituellen Dinge gekümmert, mein Leben lang nicht. Ich weiß nichts über letzte Leben. Ich kann auch keine letzten Leben sehen oder irgendwie sowas. Ich bin sehr normal, ein richtiger Langweiler. Aber ich habe ein paar Sachen erlebt, die sind interessant. Ich war ja mit Soham zusammen... und ich bin es immer noch, aber ich lebe nicht mehr mit ihm "on the road", und ich begegnete ihm vor 23 Jahren. Weißt du, das war so, du musst dir das so vorstellen: ich war ein Mann, der spirituell keine Ambitionen hatte. Ich war nicht auf der Suche nach einem Meister. Ich dachte nicht: "ich suche Erleuchtung, und er ist es!"

Irgendwann saß ich in seinem Satsang, zufällig, ich wusste nicht, was Satsang ist. Ich kannte ihn nicht. Ich hatte von ihm gelesen in einem Buch, und dann war ich in München, damals vor 23 Jahren, und wollte eigentlich etwas ganz anderes da. Ich habe Freunde besucht. Und die Autorin des Buches, Pyar Troll, die schrieb über Samarpan damals, und das fand ich total toll, und ich wollte sie treffen. Ich wollte mal gucken, wie Satsang mit ihr ist. Und es hat sich nicht ergeben. Und dann habe ich zufällig mitbekommen, dass Soham, der damals Samarpan hieß, in der Stadt ist, und dann bin ich halt dahin marschiert.

Und dann saß ich in dem Satsang und wusste gar nicht, was ich da soll. Ich fand das alles ein bisschen komisch, weil die Leute da... und alle drängen sich da... und alle warten auf Soham... und dann hatte ich so eine interessante innere Erfahrung als ich da saß, als er den Raum betrat. Er kam herein, dieser total lockere Amy, schlurfte da nach vorne, setzte sich auf seinen Stuhl, alles total unspirituell. Er sah völlig normal aus, so wie jeder andere auch. Und mich überkam so ein Wohlsein, so ein Frieden in mir drin. Ich habe das auch gar nicht mit ihm in Verbindung gebracht. Und ab dem Tag reiste ich einfach mit ihm mit, einfach so. Ich habe mir gar nicht viel was dabei gedacht, das war völlig normal. Ich meine, andere Leute langen sich an den Kopf: "Was machst du da, du kennst ihn doch gar nicht! Du schmeißt dein ganzes Leben hin und reist da jetzt mit, was machst du denn?"

Für mich fühlte sich das total normal an, als würde ich den schon immer kennen. Als hätte ich da nur darauf gewartet. Und ich war so in Resonanz mit Soham. Ich fühlte mich so wohl da. Ich verstand ihn. Ich wusste, wovon er spricht, obwohl ich die Sachen noch nie gehört hatte. Ich war ja dann nicht nur sein Schüler, sondern auch sein Crew-Mitglied, sein Diener, und ich habe verstanden, was er braucht, was er wollte.

Und irgendwann sprach ich mit ihm und sagte: du... Jahre später sagte ich: "ich verstehe das nicht, diese Verbindung, diese Resonanz zwischen uns, ich verstehe Dich, ich weiß was du willst, ich weiß, worüber du sprichst, wie ist das möglich?" Und er sagte: "ach, wir sind so viele Male schon zusammen gewesen", sagte er. Und als er das gesagt hat, da konnte ich spüren: "ja, so ist es". Ich habe selbst keine Erinnerungen. Ich bin kein Past-Life-Mensch. Aber als er das gesagt hat, da wusste ich: "ja, da stimmt. Das ist einfach wahr. Ich bin hier nicht zum ersten Mal, mit dieser Seele. Ich habe auf ihn gewartet, und dann habe ich ihn endlich wieder gefunden", so fühlte sich dann später an. Ja, jetzt, 20 Jahre später, kann ich das so sagen. Damals habe ich nichts dergleichen gedacht. Es passierte automatisch aus meiner Seelentiefe sozusagen heraus, von der ich natürlich damals keine Ahnung hatte.

Und etwas ähnliches, noch viel intensiver, geschah mit Swamiji. Ich war ja dann mit Soham zusammen, und ich war glücklich und zufrieden und habe natürlich überhaupt nichts gesucht, schon gar keinen Guru. Und da gab es diesen einen Tag, heute vor fünfeinhalb Jahren, und wir hatten eine Pause gehabt, eine Satsangpause. Und eine Woche später begegneten Soham und ich uns wieder beim nächsten Retreat. Und wir saßen dann am Vorabend des ersten Satsangs zusammen, aßen zusammen das Abendessen, und dann erzählte er mir, weil er in dieser Zwischenzeit kontaktiert worden war von Swamijis Leuten, sie haben ihm die Autobiografie gegeben, ihm von diesem Guru erzählt, von dem Soham bis dato natürlich auch noch überhaupt nichts wusste. Er wurde eingeladen, um nach Indien zu fahren und ihm dort zu begegnen. Und es war total erstaunlich. Soham erzählte mir davon, ganz normal. Er sagte nicht: "oh Mikael, es ist unglaublich was mir geschehen ist, stell' dir vor...". Nichts dergleichen.

Er saß da, und hat mir einfach erzählt: "du, stell dir vor, was passiert ist, hier, schau..." und wie er da spricht, überkommt mich eine Energie... und wie gesagt, ich bin ein total unspiritueller Mensch, völlig unesoterisch. Ich suche nicht solche Erfahrungen. Also, ich hatte so eine Energie in mir, als würde dieser Guru in mich hineinfahren. Und ich saß da, und... wie gesagt, ich betone immer, dass ich so normal bin eigentlich, weil ich... Ich schloss meine Augen, diese Energie kam zu mir, ich fange an zu weinen, und ich dachte bei mir: "darauf, auf diesen Moment, habe ich so viele Leben lang gewartet. Leben über Leben habe ich auf diesen Moment gewartet, wo ich ihn wiederfinde." So fühlte ich mich.

Und seitdem bin ich mit Swamiji zusammen. Ich verstehe jedes Wort was er sagt. Es ist für mich völlig normal, was er sagt. Ich verstehe alles. Deswegen rede ich jetzt auch darüber. Als würde ich ihn durch und durch kennen. Und er sagt dasselbe: die Gurus, von denen er erzählt in seiner Autobiografie, die haben dem Swamiji überhaupt erstmal erklärt, wer er ist und was er jetzt hier in diesem Leben noch alles machen wird. Und die haben ihm erklärt, dass es tausende von Seelen gibt, die seit vielen hundert Jahren mit ihm sind und jetzt auf diese Zeit warten, in der wir jetzt sind, wo Swamiji endlich das Werkzeug zur Befreiung, das Werkzeug, wo wir alle unsere Seele entdecken, Gott entdecken, den Himmel entdecken können, der normale Mensch in der Gesellschaft, du, ich.... wo er das gefunden hat, diese Meditation, und die jetzt in die Gesellschaft bringt.

All diese Seelen, und ich bin eine davon, haben auf dieses Leben von Swamiji gewartet, wo er das bringen kann, für uns alle. Und das habe ich da gespürt. Weißt du, ich bin ein völlig unesoterischer Mensch, Ich weiß nichts über "letzte Leben", und da sitze ich, weine und denke: "Endlich! Seit Leben und Leben warte ich darauf". So fühlt es sich an. Das ist das, was ich über den Tod und andere Leben weiß. Der Tod spielt überhaupt gar keine Rolle für uns als Wesen, für uns als das, was du wirklich bist: als Seele, als Bewusstsein. Der Körper, der stirbt, aber wir nehmen dann einen neuen Körper an. Das ist aber etwas, was ich aus eigener Erfahrung so nicht berichten kann. Ich weiß, es ist so, aber dazu kann ich aus eigener Erfahrung nichts sagen. Ich weiß aber, dass ich hier nicht zum ersten Mal bin, das weiß ich.

Devasetu: Also ich habe schon die Meinung gehört oder die Einstellung, dass es zwar Erinnerungen gibt, aber dass die quasi nicht "einer" oder "eine" hat, sondern dass die einfach wie aus einem großen Pool den Menschen zufallen, und dass man darum eigentlich nicht von "eigenen" früheren Leben sprechen kann, sondern einfach nur: da sind Erinnerungen, klar, aber wer die jetzt gemacht hat, und wer sich jetzt wieder daran erinnert, das ist was ganz anderes, also es ist eine andere Frage.

Dhyan Mikael: Ja, da hast du wahrscheinlich recht. Aber auch da möchte ich genau das gleiche sagen was ich vorhin schon sagte: für mich ist heute nur das relevant, was für mich von praktischem Nutzen ist. Und wenn mir in diesem Leben, heute, so eine Erinnerung zufällt, dann ist es in dem Moment meine Erinnerung. Sie fällt mir zu, weil ich jetzt, heute, in diesem Leben, damit etwas mache. Diese Erinnerung, das ist eine Energie, die zu mir kommt, Inspiration, die zu mir kommt, ein Wegweiser, der zu mir kommt, irgendetwas, das für das, was ich zu tun habe, relevant ist. Deswegen kommt sie zu mir. Wo die jetzt wirklich herkommt... wer weiß? Aber für mich... da sie zu mir kommt, fühlt sich so an, als wäre sie meine.

Letztlich hast du recht. Wir sind wie eine Ameise in einem großen Ameisenhaufen. Wir sind alle eins. Wir sind eins. Wir sind einfach eins. Und das lernt man... nein, das lernt man nicht, man spürt es immer mehr, immer mehr. Mit den Jahren wird das einfach so normal, und man fühlt es regelrecht. Aber ob es... wo die Erinnerung jetzt, wissenschaftlich betrachte, wirklich herkommt, ist mir eigentlich völlig schnuppe. Aber letztlich hast du recht. Aber ich finde, es ist immer ganz gut, den Fokus auf dem praktischen Nutzen zu haben, und es fühlt sich so an, als wäre es meine Erinnerung; als würde ich schon seit 800 Jahren von Körper zu Körper wandern und auf dieses Leben warten, wo das jetzt endlich geschieht.

Devasetu: für mich ist "Seele" so ein bisschen ein schwieriges Wort, weil ich nicht weiß, was damit gemeint ist. Ich habe da einfach... ich sehe da kein Bild. Ich habe da keine Assoziationen mit. "Seele"... ich weiß es einfach nicht. Ich nehme es einfach mehr hin, das Wort, als es zu verstehen.

Dhyan Mikael: Eine der Gründe, warum ich so gerne Videos mache, ist, weil ich so gerne übersetze. Ich bin so angetan von dem, was ich von Swamiji höre und lese, aber ich sehe überall um mich herum, wie die Menschen ihn nicht verstehen. Ich übersetze ihn dann in unsere christliche Psyche. Und "Seele" ist so eine Sache. Wir haben ja im westlichen Bereich das Wort Seele durchaus auch. Ich bin Ingenieur, und wenn man ein Seil betrachtet... die Seele eines Seiles ist die innerste Windung des Seils, also das, was ganz innen im Seil ist, das, was man von außen nicht sehen kann. Das ist die Seele eines Seiles. Und so bezeichnet das Wort Seele das, was in uns Menschen ist, unser innerster Kern, das, was man nicht beschreiben kann, aber was man von außen nicht sehen kann. Seele, das Wort Seele, ist eigentlich nur eine Umschreibung von irgendetwas. Aber wir haben dann dafür keinen Bezug. Es ist genauso wie du sagst: wir haben keinen emotionalen Bezug zu diesem Wort "Seele".

Ich rede so gerne über Jesus, weil diese Worte von Jesus selbst für Menschen, die überhaupt gar keine Christen sind... ich war auch nie christlich wirklich, aber ich bin aufgewachsen in dieser Kultur, und ich stelle immer wieder fest, wie die Worte von Jesus, wenn ich sie höre, mich berühren. Das hat überhaupt nichts mit der katholischen oder evangelischen Kirche zu tun, das hat überhaupt mit keiner Kirche zu tun. Da ist irgendetwas überliefert in dieser Kultur. In dieser verrückten, schrecklichen Kultur ist doch diese ganze Wahrheit von Jesus irgendwie aufgehoben worden.

Und Jesus spricht vom Heiligen Geist. Jesus spricht vom Vater, Gott, ganz weit weg. Im Live-Chat gestern sprach ich darüber. Und dann der Sohn. Das ist der Gott, der näher kommt, und du begegnest ihn in Form vom Guru oder vom Meister oder... Jesus war ein Guru, war ein Meister. Erst ist Gott etwas ganz Diffuses, und dann begegnest du einem Medium Gottes, das ist der Guru oder ein Lehrer, wie auch immer, von dem lernst du dann allmählich, dass du in dir das wahrnimmst, was den Meister und den Guru auch ausmacht, so hast du ja das Interview begonnen, mit der Frage: was das ausmacht. Und dann entdeckst du die gleiche Energie, die dich zum Guru gezogen hat, die entdeckst du dann in dir drin. Es ist, als würdest du Gott in dir selbst erleben. Und wenn du den Gott nicht mehr irgendwo da draußen vermutest und auch nicht mehr im Meister, sondern in dir drin selbst erlebst, das ist der Heilige Geist, diese Gottes-Energie, die immer nur das ist; das, was ich in mir spüren kann. Und damit habe ich eine emotionale Verbindung.

Ich wusste früher nie, was mit Heiliger Geist gemeint ist, aber jetzt, wo ich selber erlebe, wie ich langsam zu mir komme, und einfach getragen bin von irgendetwas, was ich nicht benennen kann... jetzt weiß ich: ja, das meinte Jesus! Davon sprach er. Jesus... irgendwann ein Pfingsten feiern wir, dass der Heilige Geist auf die Jünger herniedergekommen ist. Dann haben auch die Jünger spüren können, was Jesus ausmacht, selbst: der Heilige Geist, das, was uns eigentlich schon immer ausmacht in uns, und plötzlich können wir es endlich spüren. Es ist nicht, so dass der Heilige Geist nicht in uns war. Der ist da schon immer drin, sonst könnten wir gar nicht leben. Aber plötzlich können wir es auch spüren, wahrnehmen, erleben.

Und das ist das, was Swamiji mit Seele meint. Das, diese innere Essenz, dieser Heilige Geist, der dann unser Leben übernimmt und fortan alles regiert. Genauso spricht Swamiji über die Seele. Er sagt: dann wird die Seele zu deinem Guru. Du hast dann keinen Guru mehr im Außen. Deine Seele wird der Guru. Der Heilige Geist fängt an, in dir zu walten, in dir zu leben, und dann ist alles gut. Dann geschehen nur noch gute Sachen. Vielleicht kannst du ja mit dem Wort "Heiliger Geist" mehr anfangen. Aber letztlich ist damit gemeint, dass das Leben selbst... dass du beginnst, das in dir wahrzunehmen.

Devasetu: Mir hat jemand, der Hindi spricht, mal gesagt, dass das Originalwort eigentlich auch sehr schwer zu übersetzen ist und dass man eventuell auch Bewusstsein dazu sagen könnte; und dadurch, dass Seele dann als Übersetzung gewählt worden ist, was schon durch das Christentum so eine ganz bestimmte Definition hat, kann sein, dass das dann nicht so ganz richtig ankommt, was damit ausdrückt werden will.

Dhyan Mikael: Es ist so: Seele ist ein sehr altes Wort. Und die Gurus und auch Jesus haben in Worten gesprochen, die versucht haben, etwas zu beschreiben, für das es damals noch keine Worte gab. Damals gab es noch keine Psychologie. Selbst das Wort "Gedanken" gab es damals nicht. Die Leute hatten zwar alle Gedanken, aber dafür gab es kein Wort. Die waren sich nicht so klar darüber, was sie da eigentlich hören. Jesus nannte es den Teufel. Wenn Jesus über die Gedanken sprach, die zu einem sprechen... er sagte "Teufel" dazu, weil es das Wort "Gedanken" so nicht gab.

Und so ist es auch mit "Seele". Das Wort "Bewusstsein" gab es damals nicht. Bewusstsein wurde damals mit "Heiliger Geist" übersetzt, oder mit Seele. Heute sagen wir Bewusstsein dazu, und für uns ist das Wort Seele leer, wir sagen lieber Bewusstsein. Und diese alten Worte der Gurus werden dann vielleicht übersetzt in die alten Worte der westlichen Welt. Vielleicht kommt es daher. Aber letztlich ist es Bewusstsein. Bewusstsein ist Gott, der Heilige Geist. Alles das Gleiche natürlich.

Devasetu: Zum Schluss habe ich noch eine Frage zur Meditation selber, die mich auch persönlich interessiert. Also ich kenne nicht alle deine Videos, und vielleicht hast du da schon darüber gesprochen, aber ich kenne einen Teil deiner Videos, da hast du nicht darüber gesprochen, und zwar das ist die gemeinschaftliche Meditation. Also so wie ich die Unterweisung in die Samarpan- Meditation verstanden habe, und was Swamiji auch darüber sagt, wird empfohlen, dass man einmal pro Woche gemeinsam meditiert, entweder sich trifft, und wenn das nicht möglich ist zum Beispiel auch in der Gemeinschaft über Zoom, also über das Internet. Ich weiß nicht... mir ist halt aufgefallen, dass du da nie drüber gesprochen hast.

Dhyan Mikael: Mir auch! Und erst das vorletzte Video habe ich darüber, nur darüber gemacht. "Der Segen von Gemeinschaft" heißt das Video. Da spreche ich darüber, wie wichtig das ist, in dieser Welt Teil einer Gemeinschaft zu sein, die in die gleiche Richtung blickt. Und das ist wahr, ich habe darüber vorher noch nicht gesprochen. Es gibt so viel, was da gesagt werden will, und es braucht einfach Zeit.

Aber, ja, es ist wirklich so: ich meditiere morgens allein, um in mir zu ruhen. Und dann ist es wichtig, dass man einmal die Woche, oder öfter, wenn du das willst, mit anderen zusammen meditiert, weil man in dieser Meditation... das ist wieder genau das gleiche, was wir vorhin besprachen mit Beziehung, mit Partnerschaft, mit Sexualität... wenn ich in mir ruhe, dann habe ich die wahre Verbindung zu den anderen Menschen.

Und wenn ich dann mit anderen Menschen zusammen meditiere, passieren Dinge, die man nicht wahrnehmen kann, die man auch nicht beschreiben kann, aber die sind wichtig. Die wahre Gemeinschaft, die wahre Verbundenheit miteinander entsteht in der Meditation. Und darüber werde ich in Zukunft häufiger sprechen. Aber es geht nicht allein. Und der Grund ist einfach: diese Meditation ist ja das Werkzeug für uns Menschen, die wir in der ganz normalen Gesellschaft leben. Es ist eine Sache, wenn du als Mensch in den Himalaya ziehst, dich in irgendeine Höhle setzt und fortan dort lebst, weit weg von der Gesellschaft. Aber den Impuls dafür habe ich nicht, zum Glück. Ich habe keine Lust dazu. So viele Höhlen gibt es da auch nicht.

Also, es muss eine Lösung her für uns ganz normale Menschen, in der Gesellschaft, die einen Job haben, die eine Ehe haben, die Kinder haben und Verwandte und Eltern. Und wir leben in einer Gesellschaft... überall um uns herum sind Menschen, die von dieser Art Bewusstsein, von Gott, von dieser Hinwendung nach innen, überhaupt nichts wissen, und wenn sie etwas davon hören, denken: das ist totaler Käse, oder das ist sogar schädlich oder gefährlich oder anrüchig oder irgendwie sehr sehr suspekt. Und das kennt vielleicht auch jeder einzelne.

Wenn man beginnt, sich um sich selbst zu kümmern, oder wenn man beginnt zu meditieren, dann hat man in sich selbst diese Stimmen der Gesellschaft, die sagen: "Was machst du da überhaupt! Es gibt doch so viele Sachen, die wichtiger sind! Und kümmer' dich doch erstmal um die wirklichen Probleme in deinem Leben!" Wir haben diese Energie in uns, die uns immer wieder aus der Meditation herauszieht. Man setzt sich hin und keine zehn Sekunden ist man da oben im Kronenchakra, und schon ist man wieder in irgendwelchen Gedanken. Und diese Gedanken, die habe ich, und die Gedanken, die kommen aus der Gesellschaft.

Und wenn ich mich mit anderen Leuten verbinde, die die gleiche Herausforderung haben wie ich; die sich nach innen wenden wollen, immer mehr nach innen, die aber ständig wieder nach außen gezogen werden durch ihre eigenen Gedanken und durch die Energie der Welt, dann ist es unterstützend. Dann habe ich in dieser verrückten Welt, die mich nur nach außen zieht und die von mir nur erwartet, dass ich meine ganze Aufmerksamkeit nach außen richte... dann habe ich ein paar Menschen um mich herum, die das Gleiche versuchen wie ich. Und das ist entscheidend. Ohne das geht es nicht. Man kann nicht in der Gesellschaft leben und allein diesen Weg gehen. Das geht nicht.

Ich habe zwar darüber noch nicht gesprochen, aber ich mache Videos genau deswegen: damit Menschen, die in ihrem ganz normalen Leben irgendwo hocken, und die vielleicht der einzige Mensch sind den sie kennen, der irgendwie begonnen hat, nach innen zu gehen... dass die Bestärkung finden; deswegen macht Soham Satsangs; deswegen macht der Swamiji alles, was er macht; um diese Menschen zu erreichen und Unterstützung anzubieten, Gemeinschaft anzubieten, eine Verbindung anzubieten. Und deswegen sagt Swamiji: einmal in der Woche gemeinsam meditieren. Das geht über Zoom, das geht in einem Raum, wenn man das Glück hat, eine Meditationsgruppe besuchen zu können einmal in der Woche. Es geht sogar, wenn man ganz allein irgendwo sitzt. Man braucht keinen Computer dafür.

Das Entscheidende ist nicht, dass man von dem Computer sitzt, der sich mit Zoom mit anderen Leuten verbindet, und dann starrt man da auf den Bildschirm während man meditiert. Nein. Es geht darum, dass man dann einmal in der Woche sich hinsetzt und einfach weiß und fühlt, diese ganzen anderen Menschen, die auch meditieren. Wenn du das im Bewusstsein hast, dann bist du schon mit denen verbunden; dass du weißt: ich bin nicht allein. Ich meditiere jetzt, Montagabend 19:30 Uhr kann ich in irgendeiner Höhle hocken, ohne Computer, aber ich weiß: da sind jetzt diese tausende Leute, die jetzt auch meditieren, und mit denen meditiere ich jetzt mit. Und dann spüre ich die Kraft dieser Gemeinschaft, und diese Energie.

Die braucht keine Internetverbindung, die braucht keinen Zoom. Aber es hilft natürlich. Wir sind Menschen, und für die meisten Menschen ist es total hilfreich, den Computer anzumachen und dann Zoom einzuschalten und die dann da zu sehen, und die Sprache zu hören und zu wissen: alle anderen hören das jetzt auch. Für die meisten Menschen ist es einfach eine Hilfe. Und für viele Menschen ist eine totale Hilfe, in die Gruppe zu gehen, die Menschen zu kennen, mit denen zu sprechen, die zu umarmen und sie zu lieben. Und diese Unterstützung brauchen wir in dieser Welt, die ist entscheidend.

Devasetu: Vielleicht können wir noch erwähnen: jeden Tag ist um 19 Uhr außer montags eine Meditation, die auch über Internet angeboten wird, von den deutschen Swamiji- Freunden, und um 21:30 Uhr ist jeden Tag, also rund um die Woche, die Meditation angeboten von den englischen Swamiji- Freunden.

Dhyan Mikael: Das heißt, man hat jeden Tag der Woche zweimal Gelegenheit, gemeinsam zu meditieren, zu verschiedenen Zeiten. Und man kann es auch öfter machen. Man muss es nicht nur einmal die Woche machen. Wichtig ist, dass man es mindestens einmal die Woche macht. Man kann es, wenn man möchte, auch jeden Tag machen.

Devasetu: Und das sind Zoom-Meetings, wo also die Leute sich nicht zeigen, sondern man hört die Stimme, den Anfang, und es gibt einfach das Gefühl von Gemeinschaftlichkeit. Dann ist es, als wenn man spüren würde, dass die anderen auch damit sind.

Dhyan Mikael: Ja, es ist eine energetische Sache, und man ist dann wirklich verbunden. Man hat eine direkte Verbindung zu diesen anderen Menschen, nicht über die Internetverbindung, sondern übers Herz sozusagen, oder über das Kronenchakra vielmehr, das geht viel besser.

Devasetu: Und die Ankündigung, die Links dafür, sind im News-Kasten von Jetzt-TV. Ich muss auch mal ein bisschen Werbung machen.

Dhyan Mikael: Ja natürlich! Bitte bitte.

Devasetu: Ja, gut. Hast du noch ein Thema, oder möchtest Du noch irgendetwas zu den Themen, die wir gesagt haben, die wir durchgegangen sind, noch etwas sagen? Ich habe keine Ahnung. Mir fällt gerade nichts ein. Ich bin völlig leer, aber wenn dir noch etwas einfällt, ich bin guter Dinge, von mir aus können wir weitermachen. Aber ich bin völlig leer, von mir aus kommt keine Frage.

Devasetu: Nein, ich glaube das fühlt sich jetzt rund an.

Dhyan Mikael: Danke Devasetu.

Devasetu: Danke dir auch.

Dhyan Mikael: Danke an alle.