Weiter zum Hauptinhalt Weiter zum Fußbereich

Vertrauen wie ein Meister

Teil 1 von 2 über den Schlüssel zum Himmel.

Vollständiger Text zum Mitlesen:

Guten Morgen.

Endlich kann ich wieder ein Video machen. Ich hatte die letzten Tage so viel Arbeit, und ich habe es jetzt richtig vermisst. Und zu Beginn dieses Videos möchte ich gerne aus einem Brief vorlesen, den ich bekommen habe und der mich dazu inspiriert, über das heutige Thema zu sprechen. Dieser Brief ist von Danièle.

"Gerade testet mich das Universum erneut und konfrontiert mich mit einem weiteren Prozess des Loslassens, der Hingabe, des absoluten Vertrauens. Mein Sohn, der 21 Jahre alt ist, ist seit zehn Tagen psychiatrisch zwangseingewiesen aufgrund einer Cannabis-induzierten Psychose. Wahrscheinlich ein Albtraum für alle Eltern. Gerade fühlt es sich so an, als ob ich fest gefangen im Kokon eine weitere dunkle Nacht der Seele erlebe. In mir weiß es jedoch, dass dies nur eine Geschichte ist; dass es sich um das Beobachten der Gefühle und Gedanken dreht, denn in uns gibt es diesen Raum, wo es immer still ist. Absolutes Vertrauen ist gefordert, absolute Hingabe. Gott mehr als je zuvor an erste Stelle zu setzen. Vielleicht inspiriert dich mein Teilen für eine Botschaft an alle Eltern und Menschen da draußen, die mit ihren Kindern durch einen ähnlichen Prozess gehen."

Ja, das tut es wirklich. Das inspiriert mich wirklich, darüber zu sprechen.

Und das ist hier in gewisser Weise der Prüfstein eines jeden Weges: wie hilft er mir, mit dem Leben, so wie das Leben nun mal ist, zurechtzukommen. Wie hilft mir dieser Weg bei diesen Dingen, die jeder kennt aus seinem Leben. Jeder hat irgendeinen Geschmack von dem, was Danièle hier gerade berichtet. Ich möchte zunächst darüber sprechen, was wir uns so gemeinhin vorstellen, wie das denn aussieht, wenn mein Weg funktioniert; wenn das, was ich spirituell tue, wenn das gut ist, wenn das funktioniert, wenn ich das richtig mache, woran man das erkennt. Und für gewöhnlich glauben wir, dass sich dann das praktische Leben auf eine ganz bestimmte Weise verändert, und wir haben auch eine ganz klare Vorstellung davon, wie das dann aussieht. Und wenn es dann nicht eintritt, dann zweifeln wir an unseren Weg. Und das ist das, was ich überall höre, von ganz vielen Menschen, immer wieder.

Und normalerweise glauben wir, dass die Probleme, die wir im Leben erfahren, die schwierigen Situationen, dass diese Dinge, die wir nicht haben wollen, dass die dann weggehen; dass wir von diesen Dingen erlöst werden. Und jeder Mensch hat seine ganz persönliche, ganz eigene Albtraum-Situation.

Für den einen Menschen ist es vielleicht die Wohnsituation, die unerträglich scheint; jemand anders erlebt etwas wie Danièle eben beschreibt mit dem Sohn, mit dem Kind. Aber ganz gleich wie es aussieht: jeder von uns hat so ein paar Angstthemen, wo wir glauben: "okay, das muss weg, dann bin ich glücklich!" Und es klingt für mich jetzt überhaupt nicht, so als ob die Schreiberin dieses Briefes solche Erwartungen hegt, es klingt da für mich überhaupt nicht an. Aber ich möchte trotzdem darüber sprechen, jetzt zu Beginn, bevor ich auf diesen Brief im Detail eingehe, weil ich das einfach von so vielen Menschen höre: "ich meditiere jetzt schon seit drei Jahren, aber das ist immer noch nicht weg, dieses Problem, dieser Albtraum." Und dann glauben die Leute, mit ihnen stimmt was nicht; dass sie es falsch machen.

Als ich diesen Brief las, musste ich an etwas denken, was ich in Swamijis Autobiografie gelesen habe. Swamiji ist mein indischer Guru, und er hat eine wundervolle Autobiografie geschrieben, in der er das beschreibt, was er über fast 20 Jahre lang auf seinen Wanderungen durch das Himalaya erlebt hat. Und normalerweise glauben wir ja, je heiliger, spiritueller, gottesnäher jemand ist, desto paradiesischer wird dem sein Leben, und all diese Dinge, die uns plagen, kennt der dann nicht mehr. Jemand, der wirklich cool und richtig und mit Gott verbunden ist, dessen Leben sieht irgendwie besser aus. Wir haben da eine ganze diffuse Vorstellung davon wie, jedenfalls nicht so wie unser Leben, sondern, ja, besser halt; frei von all diesen Sachen, die wir weghaben wollen.

Und Swamiji beschreibt, und das war an einer Stelle seines Lebens, wo er schon viele Jahre lang immer wieder ins Himalaya gewandert war und wo er schon einigen Gurus begegnet war... er hat insgesamt 11 Gurus gehabt in seinem Leben, ein ganz außergewöhnliches Leben... er wurde von einem Guru zum nächsten weitergeschickt, hat so viele Gurus... er hat einen Guru getroffen, kam zu dem, und dann war es so als würde dieser Guru nur darauf warten, dass er endlich kommt, damit dieser Guru das, was er im Leben erhalten und angesammelt hat an innerer Weisheit, an Gottverbundenheit, an Vertrauen, dass er das an jemanden weitergeben kann, und dieser jemand war dann Swamiji. Und das waren dann immer wieder Gurus, die keinerlei Kontakt zu anderen Menschen hatten; die förmlich nur auf ihn gewartet haben, bis er endlich kommt, weil er bereit ist, das aufzunehmen. Und dann hat so ein Guru das, seinen inneren Schatz, an Swamiji übergeben, und dann hat er seinen Körper verlassen. Das war das Letzte, was für diesen Guru in dem Leben noch zu tun war, und dann verließ es seinen Körper und der Körper starb. Und Swamiji wurde zum nächsten Guru geschickt, und hat ähnliches immer wieder erlebt. Ich möchte ja bald anfangen, aus dieser Autobiografie vorzulesen, weil es in meinen Augen so ein Schatz ist, so eine Freude, das zu lesen.

Aber warum ich das jetzt gerade an dieser Stelle erwähne ist, weil ich sagen möchte: das, was ich jetzt über Swamiji erzähle, geschah, nachdem er schon viel erlebt hat in diesem Bereich, wo er im Prinzip eine Höhe erreicht hatte und eine weghaben spirituelle Erfülltheit und Reife, die über das, was ich erlebe und was du erlebst, weit weit weit hinausgeht, und dennoch gehört auch zu Swamijis Leben... gehören zu Swamijis Leben bestimmte Dinge, genau wie in unserem Leben auch. Und Swamiji war damals schon seit vielen vielen Jahren mit Guruma verheiratet, sie hatten auch schon ein... ich glaube, ein Kind hatten sie schon, ein oder zwei, ich bin mir jetzt nicht ganz sicher; und dann wurde ein weiteres Kind geboren. Und es war ein ganz besonderes Kind. Von Anfang an spürte Swamiji: dies ist ein ganz ganz besonderes Kind. Es war für ihn, als wäre dieses Kind fast wie Gott, der auf die Erde kommt, fast wie sein Guru; sein Guru, der neugeboren werden möchte, so fühlte es sich für Swamiji an. Und dann, das Kind war noch ganz ganz klein, ich weiß nicht wie alt, ein halbes Jahr... ich weiß es nicht... dann wurde dieses Kind krank, eigentlich gar nichts wirklich Ernstes, aber ein Arzt behandelte das Kind falsch und das Kind starb.

Und es ist jetzt nicht nur so, dass dieses Ereignis in Swamijis Leben geschah; es gehörte auch zu Swamijis Leben dazu, wie Swamiji darauf reagierte. Normalerweise glauben wir, sowas passiert in dem Leben von einem Heiligen nicht, aber Swamiji erzählt uns selber: ja, in meinem Leben ist es aber passiert. Und dann versank Swamiji in Leid und Depression. Er beschreibt es so authentisch und so ehrlich und so direkt und ungefiltert in seiner Autobiografie, was er dann monatelang durchlebt hat; wo er mit allem gehadert hat, mit dem Leben, mit Gott, wie kann das geschehen, wie ist es möglich, dass mein Meister in Form dieses Kindes zu mir kommt und stirbt dann einfach, wegen solch einem dummen Fehler. Und er wollte den Arzt verklagen, und er wollte, dass der Arzt bestraft wird und lauter solche total unspirituellen Sachen.

Er durchlebte seine eigene Krise, seine eigenen Zweifel, obwohl er so ein unglaublich besonderer Guru schon damals war. Und ich erzähle das jetzt hier, weil ich diese Vorstellungen ansprechen möchte, die wir darüber haben, wie es ist, wenn wir auf dem richtigen Weg sind, wenn wir meditieren, wenn wir auf dem richtigen spirituellen Weg sind. Und all diese Vorstellung, die wir haben, haben nichts mit der Realität zu tun, überhaupt nichts, und die haben auch überhaupt nichts damit zu tun, was auf diesem Weg geschieht. Jesus erlebte etwas ganz Ähnliches, nicht mit einem Kind, aber... Jesus war so ein... so ein besonderer Guru, das ist den Christen überhaupt nicht bewusst, wen sie da eigentlich in ihrem Leben haben, dadurch dass sie Christ sind. Immer wieder höre ich von verschiedenen Heiligen, die über Jesus sprechen auf eine Weise, die zeigt, was es für eine besondere Seele ist, dieser Guru Jesus. Aber auch er: der wurde gekreuzigt! Ist ja jetzt nicht gerade das, was man sich von so einem heiligen Leben vorstellt, und auch nichts, was man sich im eigenen Leben wünscht. Der wurde gekreuzigt. Und ihm ging's wie Swamiji: der war total uncool. Der wusste, was kommt, und in der Nacht vor der Kreuzigung heißt es im Neuen Testament: er schwitzte Blut. Der betete, der meditierte nachts... wenn dort beten steht in der Bibel, dann steht da für mich: Jesus meditierte, der saß still da und fühlte seine Gefühle, und die waren überhaupt nicht spirituell, die waren einfach menschlich, zutiefst menschlich; der hatte Angst, der hat Blut und Wasser geschwitzt, so steht's in der Bibel. Und auch da wird uns die menschliche Seite dieses gigantischen Gurus beschrieben. Und es half alles nichts: er hat Gott gebeten: Gott, ich bin bereit... wenn möglich, mach, dass... mach, dass dieser Kelch an mir vorübergeht; aber ich bin bereit. Und er hatte Angst. Er fand es überhaupt nicht lustig, was da gerade passiert, und er war nicht cool, er war nicht... er schwebte nicht über diesen Dingen.

Und diese Erzählungen aus den Leben dieser Heiligen Swamiji und Jesus, die sind so wertvoll für uns, weil sie uns zeigen: das ist einfach Teil des Lebens. Das heißt jetzt nicht, dass du gekreuzigt werden musst, um glücklich zu werden, oder dass dein Sohn sterben muss. Es gibt uns Beispiele dafür, was in den Leben dieser Menschen geschah, damit auch wir Frieden schließen können mit dem Leben, das wir haben und was wir ja für verkehrt halten.

Ja, wir haben diese... wir haben diese spirituellen, diese esoterischen Vorstellungen davon, was ein spiritueller Weg mir bringt, und je nach Reifegrad... also... zumindest mal die Abwesenheit von solchen Tragödien: der Sohn in der Psychiatrie, und es nach jahrzehntelangem spirituellem Weg, wie kann das sein? Und nicht nur das, wir haben auch die Vorstellung: wenn ich spirituell bin, wenn ich cool bin, wenn ich es richtig mache, dann stehe ich da drüber, dann berührt mich das nicht mehr, dann habe ich meinen Weg gefunden, damit umzugehen, und ich ruhe einfach im Vertrauen. Swamiji ruhte überhaupt nicht im Vertrauen. Der war monatelang auf einem völlig anderen Trip, und irgendwann hat Guruma ihm den Kopf gewaschen. Und Guruma, seine Frau, hat ihm gesagt: hör mal, was du da sagst und willst und machst ist totaler Quatsch. Der war überhaupt nicht cool. Jesus war überhaupt nicht cool, der schwitzte Blut und Wasser, der hatte einfach nur Angst, der war zutiefst menschlich in dieser Situation.

Und wir glauben, wenn wir spirituell sind, dann passieren diese Dinge, die wir nicht haben wollen, vor denen wir Angst haben, dann passieren die nicht mehr. Und wir glauben: wenn irgendwas geschieht, dann stehen wir da drüber. Und beides ist nicht wahr. Das eine... diese Vorstellung, dass diese Dinge im Leben nicht passieren sollen, wenn ich spirituell bin, die stimmt einfach nicht, die ist einfach nicht wahr. Und wenn jemand über diesen Dingen drübersteht, dann hat das nichts mit Spiritualität zu tun. Jesus war nicht so, Swamiji ist nicht so, ich bin nicht so. Im Gegenteil, die Dinge berühren einen immer mehr, immer direkter fühlt man diese Gefühle, immer... immer ungefilterter erlebt man die Angst, den Schmerz.

Die Veränderung, die grundlegende Veränderung, kommt von wo ganz woanders her. Und deswegen muss man auch... deswegen kann man es so direkt nicht sehen. Was Jesus zu diesem einzigartigen Guru und Heiligen macht, ist nicht, dass sein Leben so problemfrei und paradiesisch war. Irgendwas war an Jesus, was ihn auf eine Weise durch das Leben getragen hat, was es ihm ermöglicht hat, all das vollkommen unbeschadet zu durchleben; und nicht nur vollkommen unbeschadet zu durchleben, sondern daran auf unglaubliche Weise zu wachsen und größer und noch heiliger und noch reiner und noch glücklicher zu werden. Und bei Swamiji genauso. Und dieses innere Unsichtbare, das ist das, was jemanden wie Jesus unterscheidet von einem normalen Menschen, und darüber möchte ich jetzt noch ein wenig sprechen, das ist der Kern von dem, was Danièle geschrieben hat.

Sie schreibt: "absolutes Vertrauen ist gefordert, absolute Hingabe, Gott mehr als je zuvor an erster Stelle zu setzen." Das ist der Unterschied zwischen einem normalen Menschen, der nichts von diesen Dingen weiß, und einem Jesus, einem Swamiji. Da ist dieses Vertrauen.

Aber das Vertrauen ist eben nicht dieses Vertrauen: ja, mein Leben wird richtig werden. Dieses... es ist eben nicht dieses Vertrauen, das gemessen werden kann an Äußerlichkeiten. Normalerweise glauben wir: wenn ich Gott vertraue, wenn ich Gott an erste Stelle setze, wenn Gott für mich das Wichtigste im Leben wird, dann sieht mein Leben so und so und so aus; das äußere, weltliche, körperliche Leben. Dann werde ich nicht mehr krank. Dann werde ich kein Unglück mehr erleben, keinen Schmerz mehr. Aber das stimmt nicht. Das ist ein Vertrauen, das kein Vertrauen ist. Das ist eine Verstandesvorstellung, ein Traum, ein kindlicher Traum, verpackt in irgendein spirituelles Geschenkpapier. Und diese Art von Vertrauen... wenn man vertraut: "ja, ich glaube an Gott, und dann wird mein Leben einfach und so wie ich es mir vorstelle"... dieses Vertrauen ist unglaublich zerbrechlich, weil das Leben uns nämlich sofort zeigt: nein, da mache ich nicht mit.

Das ist dieses Vertrauen, weswegen viele Leute Religion und religiöse Menschen so belächeln und so kopfschüttelnd betrachten; Menschen, die vor einem Fußballspiel zu Gott beten, dass ihre Mannschaft gewinnen möge, oder im Krieg, dass sie den Krieg gewinnen mögen; und die Gegenseite betet natürlich genau das gleiche. Und dann fragt man sich ja: und was macht Gott jetzt? Auf welcher Seite steht denn jetzt bitteschön Gott? Also diese Art von Vertrauen ist... ist kindlich, hat nichts mit wahrem Vertrauen zu tun. "Wenn ich mich hingebe, wenn ich Gott an erste Stelle setze, dann werden meine Kinder so etwas wie eine Psychose nicht erleben müssen"... das hat nichts mit Vertrauen zu tun, das ist unsere ganz gewöhnliche banale Lebensangst, irgendwie in so eine Mogelpackung verpackt. Und das ist das Vertrauen, das die meisten Menschen haben, und es ist wertlos, und wie gesagt, sehr zerbrechlich.

Und das ist das, das ist diese Art von Vertrauen, auf die ganz viele spirituelle sogenannte Lehrer und sogenannte... ganz viele Leute in der spirituellen Szene gehen genau an dieses Vertrauen ran, die versprechen dann alle möglichen tollen Sachen; die bringen dir bei, wie du das Leben so, wie du es gerne hättest, manifestieren kannst, oder wie du reich wirst, und wie du sorgenfrei wirst, und wie du nie wieder krank wirst, all diese äußeren Dinge, die uns so wichtig sind. Die sagen: "ja, vertraue mir, vertraue meinem Weg, und das, das wird das Ergebnis sein". Und das ist das Vertrauen, zu dem wir alle bereits sind.

Aber das ist natürlich kein Vertrauen, das ist Wunschdenken. Das ist Träumen. Das ist ganz gewöhnliche... unser ganz gewöhnliches Mindset, unsere ganz gewöhnliche Art, das Leben haben zu wollen. Das hat nichts mit Vertrauen zu tun. Aber zu dem Vertrauen sind wir bereit, und deswegen werden wir ja auch so leicht verführt von irgendwelchen Idioten, denen wir viel Geld zahlen und die uns dann irgendwelche Methoden, Workshops oder sonst etwas beibringen mit dem Versprechen, dass unser Leben dann so aussehen wird. Und manchmal funktioniert es sogar eine Weile. Es macht uns nur nicht glücklich und das Leiden im Inneren geht dadurch nicht wirklich weg. Das Leben macht einfach nicht mit, nicht langfristig.

Das Vertrauen, das Jesus hat, das Vertrauen, das Swamiji hat, das Vertrauen, das ich durch meine Nähe zu meinem Meister Soham, zu Swamiji, zu Jesus jetzt schon ein bisschen kosten darf, das ist ein ganz anderes Vertrauen. Das ist ein Vertrauen, das mit diesen Äußerlichkeiten überhaupt nichts zu tun hat, also überhaupt nichts. Da gibt es gar keine Verbindung. Man könnte es so beschreiben, dieses Vertrauen: "ganz gleich was passiert, ich weiß, es wird gut sein; ganz gleich wie das, was in meinem Leben geschieht, aussehen mag, auch wenn ich es nicht verstehe, auch wenn ich es nicht unbedingt will, aber ich weiß: es wird gut, es ist richtig, auch wenn ich nicht weiß warum." So wie Jesus: der wollte nicht gekreuzigt werden, aber er wusste, ja, das ist der Weg. Wenn man in so einer Situation steckt, kann man nicht sehen, warum der Weg richtig ist.

Wenn dein Sohn gerade in der Psychiatrie steckt und du im Schmerz, und du an dir selbst zweifelst als Mutter, und an Gott zweifelt, warum das jetzt deinem geliebten Kind geschieht, oder wenn du spürst, dass du morgen gekreuzigt wirst, oder wenn du wie Swamiji dein totes Kind im Arm hältst, dann kannst du nicht erkennen, warum das gut ist. Du bist einfach im Schmerz. Aber dann ist da dieses Wissen: okay, ich weiß nicht, wozu das gut sein soll, aber ich weiß... ich weiß: es ist gut, und irgendwann, irgendwann werde ich es auch sehen können, aber heute nicht. Das ist Vertrauen. Wenn ich nicht weiß, warum es gut ist, aber ich trotzdem vertraue, das ist wahres Vertrauen.

Wenn ich mein Leben wirklich in Gottes Hände lege und sage: "okay, ich habe keine Ahnung, was richtig ist, und ich weiß überhaupt nicht, warum die Dinge, die in meinem Leben jetzt gerade geschehen, warum die für mich in meinem Leben notwendig sind, aber ich weiß einfach... ich weiß gar nicht wieso, aber ich weiß, dass das richtig ist. Ich weiß es einfach." Und wenn man dieses Wissen hat, wenn man dieses Vertrauen hat, was dann geschieht ist das... dass das, was man da erlebt... dass das durchlebbar wird; der Schmerz, der dazugehört, der wird transformiert, der wird anders. Es ist immer noch Schmerz, aber er geht nicht mehr so tief. Ich habe Swamiji einmal sagen hören in der Karma-free-Meditation, was dann geschieht, wenn man dieses Vertrauen geschenkt bekommt.

Er beschreibt es da so: man muss sein Karma noch durchleben; die Inder beschreiben das, was auf dem Lebensweg notwendig ist, das nennen die Karma, man muss sein Karma noch durchleben, was da noch wartet, aber "man spürt nicht dessen Schmerz und dessen Stachel". Und diese Formulierung, die ich zum ersten Mal vor vielen vielen Jahren gehört habe, die ist seitdem immer bei mir geblieben, die symbolisiert für mich... die drückt für mich aus, was da wirklich geschieht. Im Leben von so einem Menschen, der dieses Vertrauen hat, geschehen rein äußerlich für eine gewisse Zeit noch Dinge, die genauso in dem Leben von dem gewöhnlichen Menschen geschehen würden, aber so, wie es der Mensch, der voll Vertrauen ist, so wie dieser Mensch das erlebt, ist jetzt anders. Ja, es tut schon noch weh, aber anders, und der Stachel geht nicht mehr so tief. Und von außen sieht es aus wie ein ganz gewöhnliches Leben, aber wie es der Heilige oder der Mensch, der dieses Vertrauen erlangt hat, wie der das erlebt, ist völlig anders geworden. Wenn da dieses Ja ist, dieses Vertrauen, dann erlebt man es anders, und selbst wenn es wehtut, ist dieser Schmerz anders; wegen diesem Ja, wegen diesem Vertrauen.

Ich kann etwas erleben, und wenn du das gleiche erlebst und du dagegen kämpfst, und du kämpfst dagegen, und du willst es nicht, und du bist überzeugt davon: das ist verkehrt, und du verurteilst Gott dafür, und dein Leben verurteilst du dafür, und dich selbst auch... und es tut unglaublich weh, und es stürzt dich nur in Verzweiflung. Ich kann das gleiche erleben, genau das gleiche, aber ich sage ja. Ich weiß zwar auch nicht, wozu es gut ist, ich bin vielleicht auch erschrocken oder voller Angst, oder vielleicht tut es auch weh, aber da ist dieses Ja und dieses Vertrauen: "ja, ich weiß nicht wieso, aber das ist das... ich sage ja, das ist das, was geschehen soll, das ist das, was ich will, das was geschieht." Und dann ist mein Erleben vollkommen anders. Als würde der Schmerz einen nicht mehr berühren. Der Schmerz ist immer noch da, aber er berührt einen nicht mehr.

Und das trennt die Spreu vom Weizen, diese zwei Arten von Vertrauen. Nur ganz ganz wenige Menschen sind bereit, ihre Vorstellungen davon, wie das Leben auszusehen hat... das loszulassen. 90% der Leute, die uns spirituell erscheinen, jagen einfach nur anderen Vorstellungen und Träumen hinterher, das ist aber alles sehr zerbrechlich. Und nicht von Dauer. Aber dieses Vertrauen: Ja zu dem, was in meinem Leben geschieht, immer, das Vertrauen des... also, was dann im Leben geschieht, und was dann mit der Art und Weise, wie du dein Leben erlebst, geschieht, es ist unvorstellbar, wenn man es nicht selber erlebt. Und das sagt sich so leicht: ja zu sagen zu dem, was im Leben geschieht. Aber wenn du dazu ja sagst, was jetzt in deinem Leben geschieht: mein Sohn ist in der Psychiatrie. Habe ich als Mama versagt? Habe ich als spiritueller Mensch versagt? Oder... ich sprach vorhin von dieser anderen Person, die ich kenne, deren Wohnsituation so unmöglich erscheint für sie... dazu ja sagen? Wenn ich dazu ja sage, dann stirbt etwas in mir. Wenn ich diese Vorstellungen davon, wie ich mein Leben haben möchte, wenn ich die loslasse, dann stirbt etwas in mir. Man nennt es Ego. Und das tut weh. Das wollen wir nicht. Wir wollen es einfach nicht. Und das trennt die Spreu vom Weizen. Es trennt die Menschen, die glücklich werden, von denen, die die einfach unglücklich bleiben.

Und jetzt ist die Frage: "ja, Mikael, alles schön und gut, was du sagst, klingt wahr", vielleicht sagst du sogar: "ich weiß, du hast recht"; man spürt sowas ja, wenn man es hört; aber wie, bitteschön, kriege ich dieses Vertrauen? Wie komme ich von diesem falschen Vertrauen, wie komme ich von diesem Vertrauen, das sind Wirklichkeit gar kein Vertrauen ist, sondern einfach nur Träume, in dieses wahre Vertrauen, das, was wir bei Jesus sehen, das, was wir bei Swamiji sehen, bei jedem Heiligen... wie komme ich dahin? Wie kriege ich das?

Und das, das ist eben das, was du nicht selbst erlangen kannst. Wir können dieses Vertrauen nicht machen. Aber wir müssen es auch gar nicht, weil es nämlich ganz einfach geht. Das ist das, was sich überträgt von einem Menschen zum anderen. Wenn du jemanden kennst, der dieses Vertrauen hat, und wenn du an dem Punkt in deinem Leben bist, wo du dafür bereit bist, für diesen Schritt, dieses illusionäre Vertrauen loszulassen, deine Vorstellungen übers Leben und deine Wünsche, deine Präferenzen, die loszulassen... wenn du dann einem Menschen begegnest, der dieses wahre Vertrauen hat, dann wird dieser Mensch für dich total anziehend sein, dann hörst du dem zu. Dann hast du einfach ein Ja zu dem, was der sagt, zu dem, was der verkörpert, obwohl es dir eigentlich total absurd erscheint, was der da sagt, weil das gegen alles geht, was du glaubst. Aber du hörst da zu, du gehst da hin, denn der hat dieses Vertrauen. Und von dem bekommst du das. Und nicht, weil der irgendwas macht. Ein Jesus hat überhaupt nichts gemacht, der hat nicht irgendwas machen müssen, damit seine Jünger dieses Vertrauen von ihm erben. Swamiji macht nicht etwas ganz Bestimmtes, damit du dann dieses Vertrauen von ihm bekommst, und ich auch nicht. Ich mache überhaupt nichts, ich erzähle nur.

Aber wenn du einem Menschen begegnest, der dieses wahre Vertrauen hat, dann springt es über. Das reicht. Du siehst: wow, das ist möglich! Du spürst förmlich... du spürst innerlich, was das bedeutet. Und du spürst den Unterschied. Plötzlich erkennst du: wow, was ich da bisher in meinem Leben angestrebt oder für richtig und gut oder womöglich spirituell gehalten habe, ist ja eigentlich alles absurd und Kinderkram. Ich habe mir ja ständig etwas selbst vorgemacht. Und plötzlich erkennst du: ach da geht's lang! Und plötzlich hast du dieses Vertrauen. Es kommt in dein Leben mit diesem anderen Menschen, und dazu ist ein Guru gut, dazu ist ein Meister gut.

Und deswegen mache ich meine Videos. Ich habe dieses Vertrauen, warum, weiß ich nicht. Und ich mache diese Videos, um zu sagen: dieses Vertrauen ist möglich, dieses Vertrauen gibt es, und ich mache es einfach in der Hoffnung, dass da ein Funke überspringt. Machen kann ich es nicht. Ich kann nur davon erzählen und es ist anbieten und das Überspringen passiert von selber.

Da kommt dieses Vertrauen her. Und das ist der Grund, warum wir uns auf so unerklärliche Weise plötzlich zu einem anderen Menschen, zu einem Meister oder zu einem Guru hingezogen fühlen. Der hat dieses unerklärliche, grundlose Vertrauen, dass man nicht machen kann. Der hat es, und das ist unglaublich attraktiv. Und dann kostest du davon, und eh du dich versiehst, entwickelt sich auch dieses Vertrauen in deinem Leben. Das Einzige was du da noch tun musst ist, dein altes Vertrauen, deine Vorstellungen und deine Präferenzen loszulassen, ja zu sagen zu dem, wie dein Leben jetzt ist. Ja zu sagen zu deinem Leben, wie es jetzt ist, auf eine Weise, dass das immer so sein darf: für immer.

Du denkst: was der Mikael da sagt, ist totaler Quatsch. Ich spinne doch nicht! Aber das ist der erste Schritt, und das ist der einzige Schritt, das ist der einzige Schritt, den wir gehen müssen: ja sagen. Und dann kriegt dieses Vertrauen, das da reinkommt von diesem anderen Menschen, dann bekommt es Platz in deinem Leben und breitet sich aus und kümmert sich um alles. Und dann kann es sein, dass du zum Beispiel auch in zehn Jahren noch in der gleichen Wohnsituation bist wie heute, in der Situation, die dir heute unmöglich erscheint, und du erlebst sie völlig anders. Es gibt Menschen, die die gleiche Situation dann plötzlich als unglaubliches Geschenk und wunderbar erleben. Die Situation hat sich nicht verändert, aber der Mensch hat sich verändert.

 

Das Leben ist wundersam, und alles, was in deinem Leben geschieht, ist auf eine Weise, die du vielleicht heute nicht erkennen kannst, auf magische Weise perfekt, und zwar immer so, dass es für alle Beteiligten, die da eine Rolle spielen, perfekt ist. Und ich möchte jetzt noch zum Schluss noch einmal auf das zurückkommen, was Danièle ganz konkret schreibt: ihr Sohn ist in der Psychiatrie. Er hat eine Psychose, und für ihn ist das perfekt, für ihn ist es wirklich ein Segen, was da gerade geschieht. Ich kann es sehen. Ich kenne den Sohn nicht, und ich kenne Danièle auch nicht wirklich, aber ich kann es sehen, ich kann spüren. Für ihn ist das genau das Richtige. Wenn das nicht geschehen wäre, hätte er echt ein Problem. Da ist sozusagen der Rettungsanker, das ist der Segen, der ihn gerade ereilt. Und, wie gesagt, in zehn Jahren wird er das sehen können.

Und es ist nicht nur für ihn das Richtige, was gerade geschieht... es hat wirklich geschehen müssen, ich kann es spüren; es ist auch für die Mutter das Richtige, diese Situation, die Gefühle, die jetzt gerade da sind, diese Agonie, die man durchlebt, diese Verzweiflung, dieser Zweifel, wenn man den zulässt, wenn man diese Situation ganz banal und nackt, so wie sie ist, ohne irgendeinen spirituellen Überbau einfach so erlebt, die Gefühle... dann macht es was mit einem. Was da geschieht, muss man gar nicht wissen. Man muss sich nicht darüber klar werden, was man da lernt. Das Lernen geschieht von selber, einfach indem wir ja sagen und es erleben so gut wir halt können, so direkt wie wir es halten können.

Dieses Vertrauen, dieses Gottvertrauen, das ist das, was Jesus von seinen Mitmenschen unterschieden hat. Und wenn du das hast, dann kommt es dir vor, als würdest du in einer anderen Welt leben. Die Leute um dich herum rennen ihren Träumen nach, rennen dem Leben hinterher, von dem sie glauben, dass es für sie richtig wäre, und wie gesagt, dazu gehören die meisten spirituellen Menschen, die haben halt nur einen anderen Traum, eine andere Präferenz... aber wenn du dieses Vertrauen hast, dann lebst in der gleichen Welt, und du staunst nur, was die anderen Menschen da treiben.

Es ist fast, als wärst du immer mehr, mit den Jahren immer mehr, im Paradies, obwohl du in der gleichen Welt lebst wie andere, für die es völlig anders ist. Um dich herum verzweifeln Leute und sind in Dunkelheit, und du bist in derselben Welt und du bist im Himmel. Und genauso wird übrigens die ganze Welt zum Himmel: in dem immer mehr Menschen dieses Vertrauen empfangen und dieses Vertrauen verkörpern, und das breitet sich aus, unaufhaltsam, es ist nur eine Frage der Zeit.

Danke Danièle für deinen Brief. Ich liebe diese Art von Inspiration. Ja, danke.

Danke fürs zuhören, danke.

Ich liebe dich.