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"Brauche ich einen Guru ?"

Warum du das nie wissen musst.

Spiritualität ist "in", Gurus sind "out". Aber Moment mal: sagt Mikael nicht, man bräuchte einen? Ein Video darüber, warum du das alles vergessen kannst und dir keine Gedanken machen solltest.

  • This video is also available in English

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Neulich bekam ich einen Brief, in dem ich gefragt wurde, was denn nun von den widersprüchlichen Dingen stimme, die ich immer wieder sage. Einerseits betone ich oft, dass die Samarpan-Meditation, die ich so gerne empfehle, an keinen Guru gebunden ist. Man kann einfach so meditieren, und das reicht. Andererseits spreche ich davon, dass Ankommen nur geschehen kann, wenn man von einem lebenden Guru berührt wurde. Und so wurde ich gefragt: "Ist das nicht ein Widerspruch? Was stimmt denn nun?"

In diesem Video erzähle ich davon, warum beides wahr ist und es in Wirklichkeit keinerlei Widerspruch gibt. Und ich zeige dir, warum du niemals zu irgendetwas "ja" sagen musst, was du nicht willst, und wie dennoch Erwachen und Ankommen geschieht, natürlich und von selbst, ohne Konflikt und Widerspruch.

Vollständiger Text zum Mitlesen:

Guten Morgen.

Heute Morgen klinge ich ein kleines bisschen anders als sonst. Ich habe eine kleine Erkältung, und wenn ich eine Erkältung habe, das ist die einzige Zeit im Jahr, wo ich wie ein richtiger Mann klinge. Da wandelt sich meine Tenor- in eine Bassstimme. Aber das ist nur für ein paar Tage. Aber ich möchte probieren, ob es trotzdem geht mit einem Video heute Morgen. Heute Morgen möchte ich über Gurus sprechen, über dieses seltsame, suspekte Thema "Guru", und darüber, ob man einen Guru braucht auf diesem Weg zum Ankommen, auf diesem Weg in die Befreiung, auf diesem Weg in den Himmel, auf diesem Weg der Selbsterkenntnis. Ich habe einen Brief bekommen, und ich möchte diesen Brief kurz vorlesen und dann auf ihn eingehen.

"Am Ende eines Videos sprichst du davon, dass die Samarpan-Meditation an keinen Guru gebunden ist. Andererseits hören wir oft, dass es einen Guru braucht, um Befreiung zu erlangen. Das klingt wie ein Widerspruch. Magst du mir helfen und etwas dazu sagen?"

Ich sage immer beides: ich sage: die Meditation ist an keinen Guru gebunden. Du kannst einfach meditieren. Du brauchst dir keinen Guru suchen. Du kannst bleiben, wie du bist, und du kannst einfach mit der Meditation anfangen, mehr ist nicht notwendig. Und es gibt mehrere Videos, in denen ich darüber spreche, wie dieser Weg nach innen, dieses Entdecken des Himmels, wie das nur geschehen kann, wenn man von einem anderen Menschen, von einem Guru, berührt wird, innerlich, der dort schon ist. Und das klingt in der Tat wie ein Widerspruch. Und deswegen möchte ich gerne ein paar Worte dazu sagen. Und das Seltsame ist, dass beides wahr ist, durch und durch. Und es ist überhaupt kein Widerspruch, und dieses Rätsel möchte ich gerne für Dich auflösen.

Es ist so: du brauchst dich nicht um einen Guru kümmern, du brauchst dir keinerlei Gedanken darum machen, ob du einen Guru brauchst, ob du das willst, ob du einen suchen musst. Das brauchst du nicht. Du brauchst nichts in deinem Leben verändern, gar nichts. Du brauchst nichts in dein Leben holen, was du nicht willst, und selbst die Dinge, die du willst, kannst du nicht in dein Leben holen. Die kommen von selbst, oder sie kommen nicht. Im Leben ist es so, dass alles, was du brauchst, von selbst in dein Leben kommt, von ganz allein. Und alles, was du nicht brauchst, geht aus deinem Leben, von ganz allein. Und dabei spielt das, was du willst, eigentlich überhaupt keine Rolle. Du brauchst dir also überhaupt gar keine Gedanken darüber machen.

Wenn du jetzt gerade in deinem Leben keinen Guru hast, dann brauchst du keinen. Und du kannst meditieren, und du brauchst dazu keinen Guru. Mein Guru Swamiji ist der Guru, der die Sampan-Meditation aus dem Himalaya in die Gesellschaft bringt. Aber du kannst diese Meditation machen, ohne irgendwie mit ihm zu tun zu haben. Du brauchst nicht an ihn denken. Du brauchst ihn nicht verehren. Du brauchst nicht seinen Schüler oder seine Schülerin werden. Du kannst einfach meditieren, und du kannst dieses ganze Thema "Guru", das für uns Menschen im Westen so schwierig und so kontrovers zu sein scheint, das kannst du einfach vergessen. Und dann meditierst du einfach, und alles, was du auf diesem Weg nach innen, der beginnt, wenn du meditierst...

Alles, was du auf diesem Weg brauchst, kommt von selbst zu dir. Und wenn du einen Guru brauchst auf diesem Weg, dann wird er kommen, von ganz allein, und dann wird es so geschehen, dass du das willst. Ein Guru wird in dein Leben treten. Einen Moment vorher hast du noch nie an einen Guru gedacht, und plötzlich tritt ein Guru in dein Leben, und du siehst das, du erlebst das, und du bist überwältigt und staunst und kannst einfach nur "ja" sagen, als hättest du dein Leben lang drauf gewartet. Aber einen Moment vorher hättest du dir das nie vorstellen können. Es geschieht also, wenn es geschieht, in vollkommener Übereinstimmung mit dem, was du willst. Das ist meine Erfahrung. Das ist die Erfahrung von tausenden und tausenden von anderen Menschen.

Dieses Thema "Guru" erscheint uns nur dann so seltsam, wenn wir in unserem Leben keinen Guru haben und auch keinen wollen, und dann darüber nachdenken oder davon hören. Oder andere Leute versuchen, mit uns über dieses Thema zu sprechen. Und deswegen sage ich: wenn du im Moment in deinem Leben keinen Guru hast, mach dir keine Gedanken darüber. Es betrifft dich überhaupt nicht, und du verpasst auch nichts. Es ist nicht so, dass du jetzt auf die Suche gehen müsstest, weil ein Guru wichtig ist auf dem Weg in den Himmel. Das musst du nicht, überhaupt nicht. Du kannst einfach so sein, wie du bist. Dein Leben kann einfach so sein, wie es ist, mehr ist nicht notwendig. Und das ist meine Erfahrung.

Und dann bist du irgendwann auf diesem Weg an einem Punkt, wo ein Guru hilfreich wäre... vielleicht, vielleicht auch nicht. Das wirst du herauskriegen, irgendwann. Und wenn du an einen solchen Punkt kommst, dann kommt der Guru, von ganz allein, zu dir. Die beiden ersten Jünger von Jesus, die beiden Fischer, die haben nie nach einem Guru gesucht, die haben nie nach einem Messias gesucht. Die sind einfach morgens zur Arbeit gegangen, zu ihren Boten, zu ihren Netzen, und wollten mit der Arbeit beginnen, und der Guru kam zu ihnen. So ist es im Leben.

Und wenn das in deinem Leben dran ist, wenn das hilfreich ist, wenn das in deinem Leben geschieht, dann geschieht es genauso wie es diesen beiden Jüngern von Jesus geschehen ist. Der Guru tritt in dein Leben, und deine Augen öffnen sich in dem Moment, und du siehst das Wunder, und du sagst mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele einfach: "Ja, auf dich habe ich gewartet mein Leben lang." So ist es. Und dann ist es kein Problem. Dann ist es kein Konflikt. Dann ist es nichts, worüber du die Gedanken machst und denkst: "Ja, soll ich? Ist das jetzt gut, einen Guru zu haben? Soll ich das machen? Oder lieber nicht? Was sollen die Leute denken? Was soll ich denken?" So ist es nicht. Wenn du keinen Guru in deinem Leben hast, brauchst du dir überhaupt keine Gedanken darüber machen, und du brauchst auch niemals einen Guru wollen. Und wenn er dann in dein Leben tritt, dann, weil du ihn willst, in dem Moment, als wärst du plötzlich verwandelt. Es geschehen also nur Dinge in Bezug auf "Guru", die mit dir in vollkommener Übereinstimmung sind. Es gibt da nie einen Konflikt.

Und genau so war bei mir in meinem Leben. Vor 23 Jahren bin ich meinem spirituellen Meister Soham begegnet, und das Letzte, was ich damals suchte, war ein spiritueller Meister. Ich habe nicht danach gesucht. Ich habe auch nicht darüber nachgedacht, ob ich einen haben sollte; ob das eine gute Idee wäre oder vielleicht nicht... darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich bin einfach durchs Leben getapst und hatte keine Ahnung, was ich will, und dann, durch irgendeinen Zufall... "Zufall" in Anführungsstrichen natürlich... bin ich in einer Veranstaltung von diesem spirituellen Meister gelandet, in einem Satsang.

Und ich saß in diesem Satsang, und dieser Mensch betrat den Raum, und in dem Moment geschah etwas mit mir. Meine Augen öffneten sich sozusagen, meine inneren Augen; die, die nach innen schauen. Und ich wusste: "Wow, hier bleibe ich. Das will ich." Eine Minute vorher hätte ich zu dir gesagt... Wenn du mir gesagt hättest: "Du wirst einen spirituellen Meister haben", da hätte ich gesagt: "Du spinnst, sowas ist mir doch völlig egal! Ich suche sowas nicht. Ich brauche sowas nicht." Und im nächsten Moment: "Ja! Danke, dass du da bist."

Und dann, 17 Jahre später, jetzt vor 6 Jahren, trat Swamiji in mein Leben, der Guru, zu dem ich gehöre, und da war es ganz genauso. Hättest du mir einen Tag vorher gesagt, dass ich einmal einen Guru haben würde, noch dazu einen aus Indien, so richtig klassisch mit langem weißem Bart und so... ich hätte nur gelacht. Ich war zufrieden. Ich habe nichts gesucht, und ich habe nie in meinem Leben an Gurus gedacht, nie. Ich habe mir auch nicht gedacht: "Soll ich einen haben oder nicht?" Nichts dergleichen. Das gehörte überhaupt nicht zu meiner Welt, weder dieses Wort noch die Vorstellung von einem Guru.

Und dann hatte ich eine Unterhaltung mit Soham, meinem Meister. Wir hatten uns einige Tage lang nicht gesehen, und wir trafen uns wieder für die nächste Veranstaltung, die ich dann mit ihm vorbereitete, weil ich ja zu dem Zeitpunkt schon 17 Jahre lang für ihn arbeitete. Und wir hatten uns einige Tage nicht gesehen, und während dieser Tage war Soham in Kontakt mit Swamiji gekommen. Und in dieser Unterhaltung, die wir da zusammen hatten, erzählte mir Soham von dieser Begegnung; wie er zum ersten Mal in seinem Leben von Swamiji gehört hatte.

Und in diesem Augenblick, wo Soham mir davon erzählte... es war vollkommen unerwartet für mich... geschah etwas in mir drin. Ich war vollkommen überwältigt von etwas, dass ich nicht benennen kann. Es war, als ob die Energie von diesem Guru in dem Moment zu mir kam, mich erfüllte. Und meine Reaktion war: "Oh ja, danke! Darauf habe ich mein Leben lang gewartet. Darauf habe ich viele viele Leben lang gewartet." So fühlte ich mich in dem Moment. Und, wie gesagt: einen Moment vorher hatte ich überhaupt keinen Gedanken an Gurus, nie; nicht ein Mal in meinem Leben. Ich hatte da auch keinen Konflikt. Ich dachte nicht: "Ja, ich sollte ein Guru haben, aber das taugt mir überhaupt nicht, und ich brauche keinen, und ich mache das allein." So war das nicht.

Aber dann kam dieser Guru, einfach durch die Erzählung meines Meisters, zu mir, und von einem Moment auf den anderen war ein Guru in meinem Leben, und ich war so dankbar und glücklich darüber. Und zu keinem Moment, zu keinem Zeitpunkt war ein Konflikt in mir, weder vorher, weil ich keinen habe, noch danach, weil plötzlich einer da war. Und so funktioniert das im Leben. Und deswegen brauchst du dir keinerlei Gedanken darüber machen, über diese Frage, ob du einen Guru brauchst oder nicht.

Es ist wahr, ich sage auch, dass es einen Menschen braucht, die Berührung durch einen anderen Menschen, der bereits im Himmel ist, der bereits Guru ist. Es braucht diese Berührung, damit wir uns selbst erkennen, und dann beginnt der Weg, der wahre Weg nach innen. Es braucht diese Berührung. Und wenn dein Leben an dem Punkt ist, wo das geschehen kann, dann geschieht es einfach, ganz von selbst, ganz harmonisch, ganz homogen, ganz natürlich. Dann passt es. Und solange wir das nicht erlebt haben in unserem Leben, ist das Thema Guru für uns einfach nur seltsam, suspekt. Und das ist auch verständlich, weil es etwas vollkommen Unbekanntes ist. Das Einzige, was man darüber weiß, ist, was man von irgendwelchen Leuten hört, und das klingt alles nur total schräg und seltsam.

Ich habe zwei Kinder, 9 und 13, und die 13-Jährige, die ist in der Pubertät, und da dreht sich alles um Liebe und verliebt sein und den Jungen, und die Neunjährige, die weiß darüber noch nichts. Und immer, wenn die 13-Jährige davon erzählt, rollt die Neunjährige mit den Augen und denkt: "So ein Quatsch! Was soll denn das jetzt wieder?" Und in ein paar Jahren, wenn die Neunjährige 13 ist oder 12 oder 14 und das in ihr Leben getreten ist, dann wird sie von nichts anderem reden.

Und so ist es mit einem Guru auch. Bevor man an dem Punkt im Leben ist, ist es einfach nur totaler Quatsch. Man kann nur den Kopf darüber schütteln. Und wenn es dann geschieht, wenn das Leben in die Phase tritt, wo das dann hilfreich ist, wo das dann einfach dran ist, dieser Weg nach innen, dann geschieht's. Ja, und deswegen braucht man sich darüber keine Gedanken machen.

Die Neunjährige macht sich keine Gedanken darüber, wann sie jetzt anfangen sollte, über die Jungs nachzudenken. Wenn wir über solche Dinge sprechen, die offensichtlich zum Leben gehören, dann wäre so eine Frage völlig absurd. Natürlich denkt das Kind nicht darüber nach, es passiert von selbst. Und auf dem spirituellen Weg ist es ganz genauso.

Ich möchte noch ein paar Worte dazu sagen, warum das Thema Guru so seltsam und so brisant ist für die Menschen, die noch keinen haben, für die Menschen, die noch nicht dreizehn sind, sondern noch neun, um bei dem Beispiel der Kinder zu bleiben. Es ist so: wir lernen im Leben durch andere Menschen. Unser erster Lehrer ist unsere Mutter. Das Baby schaut alles von der Mutter ab, alles, und das Baby, der Säugling, der lernt alles von den Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung. Menschen sind unglaublich empfindsame Wesen, die durch Kopieren und Nachahmung lernen und dabei eigene Erfahrungen machen und dann den eigenen Weg finden.

Und so halten wir es mit allem. Wir lernen neue Spiele von unseren Freunden. Wenn du Klavier lernen möchtest, dann gehst du zu einem Klavierlehrer oder zu einer Klavierlehrerin, so wie ich. Wenn du Schreinern lernen möchtest, dann gehst Du bei einem Schreiner in die Lehre. Wenn du programmieren lernen möchtest, dann lernst du von einem anderen Programmierer, von einem, der es richtig gut kann, entweder persönlich oder vielleicht machst du einen Videokurs, oder du liest Bücher von Menschen, die das Thema richtig durchdrungen haben, die Erfahrung haben; für die das alles einfach und natürlich geworden ist; von denen lernst du am besten. Und für uns ist es völlig normal im Leben. Und es gibt Menschen, die lernen am besten direkt vom anderen Menschen; manche Menschen lernen lieber aus Büchern; aber das Prinzip ist das gleiche.

Nur auf dem spirituellen Weg, das ist die einzige Ausnahme, da glauben wir: wer sich da einem Lehrer zuwendet, wer sich da einem Lehrer anvertraut, der spinnt, der macht etwas falsch, das kann nicht gut sein. Und das geschieht aus zweierlei Gründen. Der eine Grund ist, dass dieses Thema, diese spirituelle Entwicklung, in unserer Kultur etwas vollkommen Fremdes ist. In unserer Kultur haben wir jegliches Wissen darüber seit langer Zeit verloren. Das liegt auch an der christlichen Kirche, weil die nie verstanden hat, dass es Jesus darum ging, den Menschen den spirituellen Weg nahe zu bringen. Stattdessen wird sozusagen Jesus oder Gott "promotet", aber nicht der Weg, wie man dorthin kommt. Und deswegen haben wir im Westen einfach keine Erfahrung damit, es ist einfach nicht Teil unserer Kultur. Es ist etwas vollkommen Fremdes, und deswegen reagieren wir sehr befremdet, wenn wir davon hören. Es ist völlig normal. Es ist völlig menschlich.

Es gibt andere Kulturen, Indien zum Beispiel, da gehört der Guru zum alltäglichen Leben genauso dazu wie jeder andere Lehrer auch. Wenn da jemand ein Guru hat, dann ist es völlig normal. Das heißt nicht, dass die Menschen dort erleuchteter oder angekommener sind als die Menschen im Westen. Dem ist nicht so. Aber zumindest gibt es nicht dieses eingebaute tiefe Misstrauen einem Menschen gegenüber, der spirituell weiter ist als man selbst. Das ist der eine Grund: das ist einfach etwas Fremdes. Aber das ändert sich ja jetzt gerade hier in unserem Teil der Welt auch ganz allmählich.

Als ich vor 23 Jahren zu meinem spirituellen Meister Soham kam, da war es noch etwas sehr Ungewöhnliches. Und doch war das sogar schon damals die Zeit, wo die Menschen nicht mehr wirklich Angst davor hatten. Wenn ich sagte, dass ich einen spirituellen Meister habe, haben die meisten Menschen noch die Stirn gerunzelt, aber es war zumindest kein Verbrechen mehr. Als mein Meister zu seinem Meister kam, 20 Jahre vorher oder 30, da war ich ein Jugendlicher, und da wurde über solche spirituellen Meister ganz ablehnend gesprochen. Das war eine Zeit in Europa, wo tiefstes Misstrauen demgegenüber herrschte, und da hat sich so viel geändert, und das ist schön, das zu erleben.

Es gibt aber noch etwas Zweites, einen zweiten Effekt, der dazu führt, dass dieses Meister- und Guru-Thema so brisant ist. Und es ist ja so: wenn man zu einem Lehrer geht, zum Beispiel einem Klavierlehrer oder ein Mathelehrer oder einem Programmiererlehrer, der bringt einem etwas bei, was man will: man glaubt, Klavier spielen ist eine tolle Sache, und dann lernt man es halt. Und es ist eine tolle Sache.

Aber mit dem spirituellen Lehrer ist es etwas ganz Eigenartiges. Der spirituelle Lehrer bringt einem letztlich, meistens weiß man das am Anfang gar nicht... oder der Guru... der spirituelle Lehrer, der bringt einem bei, wie man das Ego loswird. Der Guru sorgt dafür, dass einem das Ego abhanden kommt mit der Zeit. Und das ist etwas, was man nicht wollen kann. Das geht nicht. Das in dir drin, was steuert was du willst und was du für richtig hältst und was du für schlecht hältst und für suspekt... das, was in dir entscheidet, wohin du gehen solltest und wohin besser nicht, das ist das Ego. Und dieses Ego kann nicht wollen, dass es abgeschafft wird. Und das geschieht natürlich alles unbewusst.

Von solcherlei Mechanismen hat man bewusst keinerlei Kenntnis, aber das Ego lehnt alles ab, was ihm gefährlich werden könnte, und deswegen sind uns Gurus einfach suspekt. Und es ist übrigens auch in anderen Teilen der Welt so. In Indien... ich sagte ja, da haben ganz viele Menschen einen Guru, aber wirklich einlassen auf einen Guru, sich wirklich hingeben und das Ego verlieren, das tun auch da nur ganz Wenige. Das geschieht auch da nur ganz wenigen. Das ist etwas, was man nicht tun kann, weil alles, was man selbst tun kann, irgendwie mit dem Ego verbandelt ist, und das sorgt dafür, auf Schleichwegen, ohne dass wir das merken, sabotiert es sozusagen... sorgt dafür, dass das nicht geschieht.

Es ist also ganz normal. Es ist vollkommen normal, dass die Menschen, die das selbst noch nicht im Leben erlebt haben, ein tiefes Misstrauen in sich tragen. Das ist völlig normal. Es ist auch nichts verkehrt daran. Es macht auch gar nichts. Es ist kein Problem. Ich bin auch so aufgewachsen. Ich sagte ja vorhin: als ich Jugendlicher war, da war alles Spirituelle äußerst suspekt. Bei uns kamen "Sektenbeauftragte" in die Schule und haben uns erklärt, dass solche Leute, die Sekten gründen, dass das Verbrecher sind. So wurde damals über Gurus gesprochen. Und dieses Misstrauen habe ich natürlich in mir gehabt, ganz klar. Ich hätte nie in meinem Leben einen Guru gesucht, niemals.

Aber dem Leben ist das alles egal. Irgendwann, wenn du reif dafür bist, den spirituellen Weg wahrhaftig zu beginnen, dich wirklich nach innen zu wenden... Irgendwann bist du soweit, vielleicht weißt du davon gar nichts... dann sorgt das Leben dafür, dass es geschieht, gegen alle Widerstände deines Egos, und das ist das große Wunder unseres Lebens: dass das geschehen kann, obwohl sich alles in uns dagegen sträubt und unser Ego alles versucht zu sabotieren. Es geschieht trotzdem. Und so war es bei mir, ich habe das ja vorhin erzählt. Und wenn du das dann erlebst, diese Berührung durch einen Guru, diese innerliche Berührung, dann verstehst du plötzlich... Dann merkst du: "Das ist der pure Segen", und du entdeckst: "Wow, darauf habe ich... nur darauf habe ich gewartet, nur darauf." Und einen Moment vorher hast du davon nichts gewusst; gar nichts.

Und deswegen ist es auch überhaupt nicht notwendig und auch überhaupt nicht hilfreich, zu Menschen, die davon nichts wissen wollen, zu denen über einen Guru zu sprechen. Man kann anderen Menschen einen Guru nicht nahebringen, das geht nicht. Das macht der Guru von selbst. Das macht das Leben von selbst. Gott kümmert sich um diese Details.

Und deswegen spreche ich in meinen Videos auch nur eher zurückhaltend über den Guru zu dem ich gehöre, weil ich weiß, dass das ein Thema ist, über das man keine eigene Entscheidung hat. Ich spreche eigentlich nur insofern immer wieder darüber, um zu zeigen, dass ich als ganz normaler Mensch, so wie Du... an mir ist nichts anders als an dir... dass so ein Kerl auch einen Guru haben kann, ohne dass er ganz ganz komisch wird und ganz ganz abgehoben und irgendwie sowas. Aber ich spreche nicht darüber, um dich davon zu überzeugen; das ist überhaupt nicht mein Anliegen.

Ich möchte einfach, dass du mich spüren kannst, und alles andere geschieht von selbst. Alles, was du spürst, wenn du mir zuhörst und womit du in Resonanz bist, das ist richtig für dich und das ist gut für dich und das wirst du mit Freuden aufnehmen. Und mehr ist nicht notwendig.

Und ich sagte vorhin: es ist wirklich so, dass dieser wahre Weg nach innen erst beginnen kann, wenn man von einem anderen Menschen berührt wird, der bereits dort ist; der bereits das verkörpert, durch und durch. Das ist jedoch eine Sache, die auf ganz viele verschiedene Weisen geschehen kann, und manchen Menschen geschieht es, ohne dass sie das merken.

Es gibt Menschen, die scheinbar ohne Guru, ohne Meister, ganz von selbst diesen Weg gehen, aber auch in dem Leben dieser Menschen gibt es so einen unsichtbaren Guru. Sie wissen davon nur nichts. Vielleicht wohnte einer 10 Jahre lang unter ihnen, und 10 Jahre lang lebten und kochten und aßen und schliefen sie in der Aura des Meisters, der im Apartment unter ihnen lebte, und 10 Jahre lang wurden sie vollkommen verändert, ohne dass sie davon irgendetwas wussten. Sowas geschieht.

Ich habe von einer Frau gehört, die scheinbar von einem Moment auf den anderen ihre persönliche Identität verloren hat, einfach so. Die ist einfach... ich sprach neulich in einem Video davon, von Susan Segal. Die stand an der Bushaltestelle, und von einem Moment zum nächsten war ihr Gefühl des "ich" vollkommen weg, und es kam nie wieder. Und wenn man das so liest, dann erscheint es, als wäre das einfach so ganz von allein geschehen. Aber wenn man ihre Geschichte ein wenig genauer kennt, dann weiß man, dass sie Jahre vorher sehr intensiv in der Nähe eines Meisters war, und das reicht.

Man wird sozusagen im Vorbeigehen von einem Guru berührt, und manchmal merkt man davon gar nichts. Es ist wie so ein Same, der in einen hineinfällt, und manchmal Jahre später blüht der auf. Und dann geschehen die Dinge im eigenen Leben, die geschehen müssen, damit der spirituelle Weg sich weiterentwickelt. Und wir brauchen darüber auch nicht viel wissen, es geschieht von selbst. Das ist ein natürlicher Vorgang.

Die Neunjährige braucht überhaupt nichts davon wissen, wie Pubertät funktioniert, wie sie beginnt und wie sie dann fortschreitet und wie sie endet und wie das Erwachsensein dann beginnt. Ein Kind braucht darüber nichts wissen. Und du bist so ein Kind. Du brauchst darüber nichts wissen. Sag einfach "ja" zu dem, was im Leben geschieht. Und es gibt also viele Menschen, die von einem Guru berührt worden sind, ohne dass sie davon etwas wissen.

Swamiji, mein Guru, erzählt davon oft. Er sagt: die Menschen haben mit ihm zu tun... und er drückt es so aus: er schenkt ihnen Selbsterkenntnis, aber für gewöhnlich dauert es lange, bis diese Menschen erkennen, was sie erhalten haben. Es dauert einfach. Es ist ein Prozess, ein ganz normaler, natürlicher Prozess.

Ich verwende die Worte "Meister" und "Guru" in diesem Video immer so abwechselnd und fast austauschbar, und man kann sich natürlich jetzt auch philosophisch den Kopf darüber zerbrechen, was der Unterschied zwischen einem Meister und einem Guru ist. Und die Worte bedeuten wahrscheinlich für jeden Menschen etwas anderes, deswegen braucht man sich da auch überhaupt nicht einigen. Es ist völlig irrelevant. Aber in meinem Leben zumindest gibt's da einen deutlichen Unterschied.

Vor 23 Jahren kam ich zu meinem spirituellen Meister Soham, und er hat mir alles beigebracht darüber, im Moment zu sein, hier zu sein, nach innen zu gehen, mich zu fühlen, nichts zu wollen, "ja" zu sagen zu allem. Im Grunde hat er mich den gesamten spirituellen Weg bis zum Ende geführt, so dachte ich. Und alles, was ich darüber wusste, und alles, was mir in diesen langen Jahren bekannt wurde, habe ich bei ihm erhalten, erlangt, gefunden, gelernt. Ich war vollständig, dachte ich. Ich war glücklich. Ich war glücklicher, zufriedener, stiller und friedlicher als alle anderen Menschen, die ich kannte, mit Ausnahme von Soham, der war noch viel glücklicher, noch viel zufriedener und noch viel stiller als ich, und ist es immer noch.

Aber dann trat ein Guru in mein Leben, und es war, als würde sich eine völlig neue Dimension öffnen, etwas, was ich mir überhaupt nicht hatte vorstellen können. Und das ist der Unterschied für mich zwischen Meister und Guru: der Guru ist der, der... Der Guru ist Gott, der zu dir kommt. Direkt. Es klingt total seltsam, wenn du das hörst, ich weiß, aber irgendwann wirst du wissen, wovon ich spreche. Wenn du das hier hörst, dann, weil es dir geschehen wird, oder weil es dir schon geschehen ist.

Es ist, als würde der spirituelle Meister ein Mensch sein, der noch in dieser Welt lebt und der dir alles beibringen kann, was du brauchst, um in dieser Welt glücklich und zufrieden zu werden. Und ist ein unglaubliches Geschenk. Der Guru ist jemand, der nicht von dieser Welt ist, und der Guru ist derjenige, der die Tür für dich öffnet, um aus dieser Welt, die alles ist, was du bisher kennst, herauszutreten in die wahre Welt, in den Himmel, da wo du wirklich lebst, da wo deine Seele herkommt. Und das kann nur einer, der dort ist. Das ist der Unterschied für mich zwischen meinem Meister, so wie er damals war, bevor Swamiji in unser Leben trat, und einem Guru.

Und ein Meister ist deswegen so hilfreich, weil wir uns anfangs nur jemandem zuwenden können und jemandem öffnen können, der Teil unserer Welt ist. Ich glaube, Swamiji hat vor etwa 20 Jahren begonnen, öffentlich zu sprechen... wäre ich ihm damals begegnet, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht hören können. Ich hätte ihn wahrscheinlich nicht sehen können. Aber Soham konnte ich sehen. Soham konnte ich hören. Von ihm konnte ich mich berühren lassen. Und dann, 17 Jahre später, vor jetzt 6 Jahren, da war ich dann bereit für Gott, und dann kam der in mein Leben, mit Swamiji.

Und jetzt trete ich langsam aus dieser Welt heraus in die wahre Welt hinein, aber ich bin noch so sehr Teil dieser Welt, dass ich darüber sprechen kann, und ich mache diese Videos, weil ich als normaler Mensch die Hoffnung habe, dass du als ebenso normaler Mensch mir zuhören kannst. Vielleicht schlägst du die Hände überm Kopf zusammen, wenn du das Wort "Guru" hörst oder "Meister", aber ich sehe aus wie ein ganz normaler Mensch, und deswegen kannst du mir zuhören. Und deswegen mache ich Videos.

Ja, so ist das mit Gurus.

Zum Schluss möchte ich noch etwas wiederholen, was ich vorhin gesagt habe: alles, was du brauchst, alles kommt von selbst in dein Leben. Du brauchst dich nicht darum sorgen. Und alles, was du nicht in deinem Leben hast, brauchst du nicht. Mehr brauchst du nicht wissen. Du kannst entspannen. Und du brauchst dir über das Thema "Guru" überhaupt keine Gedanken machen. Und wenn dir jemand davon erzählt, obwohl du es nicht hören willst, dann sag ihm: "Halt die Klappe, interessiert mich nicht." Wirklich, ich meine es ganz ernst.

Was ich dir empfehle ist, zu meditieren. Und deswegen sage ich: die Samarpan-Meditation, die ist nicht an einen Guru gebunden. Du kannst sie machen, einfach so. Ich könnte jetzt ganz viel über die Samarpan- Meditation sagen, aber dafür habe ich schon eigene Videos gemacht, und dafür werde ich auch wieder eigene Videos machen. Heute soll es nur um Gurus gehen.

Ich habe mich ganz spontan entschlossen, dieses Video zu machen, weil heute der Geburtstag von meinem Guru ist, von Swamiji. Und Geburtstage sind für mich völlig irrelevant. Ich feiere weder meinen eigenen Geburtstag noch den von anderen Menschen, aber trotzdem ist es... ein Geburtstag ist für mich ein Tag, der mir Gelegenheit gibt, dankbar zu sein für den Menschen, der da Geburtstag hat. Wenn ein Mensch, der mir nahesteht, Geburtstag hat, dann sage ich: "Danke, dass du in meinem Leben bist, danke. Ich bin so beschenkt und glücklich, dass es dich gibt."

Und so feiere ich den Geburtstag meines Gurus: ich sag einfach danke.

Danke, dass du da bist. Und danke fürs Zuhören.

Ich liebe dich.