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Dhyan Mikael beim One Spirit Festival 2024

Satsang vom 3. August 2024, 10 Uhr

Themen: Ich mache immer noch alles falsch. Die große Sehnsucht nach dem einfachen Leben. In jedem Moment ein Produkt der Umgebung. Die Hausaufgabe: Frieden schließen mit sich selbst. Das Geschenk der Offenheit. Der Guru – der normalste Mensch der Welt. Wie geht Hingabe? Die Jünger des Gurus sind dumm. Über die Einführung in die Samarpan-Meditation. Soll ich wirklich alles ausleben? Spiritualität ist etwas ganz Normales.

Über dieses Video:

Dies ist die Aufzeichnung des dritten von sechs Satsangs, die ich in Freudenstadt beim One Spirit Festival geben durfte, und die erste Aufzeichnung, die dazu davon veröffentlicht wurde.

Die Satsangs dort waren für mich gleich in zweierlei Hinsicht ganz besonders. Zum einen waren es die allerersten Satsangs, die ich vor Ort, direkt mit Menschen im Raum und nicht nur online, gegeben habe, und ich habe es ungemein genossen! Und zum Zweiten sprach ich dort anders als in meinen bisherigen Satsangs und Videos, denn ich sprach zu Menschen, die mich teilweise nicht kannten. Ich fing sozusagen in jedem Satsang bei null an – bei den Basics.

Und so sprach ich zunächst über den einen Wunsch, den alle Menschen gemeinsam haben: den Wunsch nach einem einfachen Leben, in welchem man getragen wird vom Leben, so wie es für die Pflanzen und die Tiere ist.

Aber wie kommt man, als Mensch, zurück dorthin – zurück ins Paradies? Um die Antwort auf diese Frage ging es im Rest dieses Satsangs: um die Hausaufgaben, die wir zu tun haben, damit wir uns endlich wieder vom Leben tragen lassen können, und darum, dass dies nicht alleine geht. Ich erzähle aus meinem Leben, den Erfahrungen auf meinem spirituellen Weg und davon, wie mein Leben heute ist.

Ich bin ein ganz normaler Mensch, und es ist die große Gnade der heutigen Zeit, dass diese Rückkehr ins Paradies nun für alle Menschen – für die normalen Menschen, die in der Gesellschaft leben – möglich geworden ist. Und so spreche ich zu ganz normalen Menschen, und dies ist die Quintessenz meiner Ausführungen: dass der spirituelle Weg etwas völlig Normales ist; ein Weg, der heute jedem, der daran interessiert ist, offen steht.

Links zu den Themen in diesem Video:

(weiter unten gibt es die vollständige Abschrift).

  1. Ich mache immer noch alles falsch

  2. Die große Sehnsucht nach dem einfachen Leben

  3. In jedem Moment ein Produkt der Umgebung

  4. Die Hausaufgabe: Frieden schließen mit sich selbst

  5. Das Geschenk der Offenheit

  6. Der Guru – der normalste Mensch der Welt

  7. Wie geht Hingabe?

  8. Die Jünger des Gurus sind dumm

  9. Über die Einführung in die Samarpan-Meditation

  10. Soll ich wirklich alles ausleben?

  11. Spiritualität ist etwas ganz Normales

Vollständiger Text zum Mitlesen:

[Dhyan Mikael:] Herzlich willkommen. Schön, dass ihr da seid.

Ich freue mich sehr. Kann man mich hinten verstehen? Ich kann sonst auch versuchen, den Lautsprecher zu verwenden. Ja, sobald die Glocken aufgehört haben zu läuten, sollte es besser gehen.

Ja, herzlich willkommen. Ich bin hier, um von meinem Leben zu erzählen; von dem, wie ich das Leben mittlerweile erlebe; und ich bin hier, um Fragen zu beantworten. Wenn ihr Fragen stellen wollt, wenn ihr etwas wissen wollte über das, was ich erzähle oder über mich, dann könnt ihr gerne jederzeit fragen, auch jetzt sofort. Das ist mir eigentlich immer das Liebste, dann brauche ich nichts zu erzählen. Und ihr könnt auch gerne hier vorkommen. Ihr könnt gerne jetzt hinten sitzen bleiben, wenn euch das lieber ist, aber hier vorne ist noch Platz.

Ich mache immer noch alles falsch

Ja, und wenn ihr keine Fragen habt, fange ich einfach einmal irgendwo an. Das ist für mich auch immer wieder eine Überraschung, was ich dann erzähle. Eigentlich bin ich hier, und eigentlich mache ich Videos und Satsang, weil ich davon erzählen möchte, wie das Leben sein kann: wie einfach; wie natürlich.

Jeder Mensch hat einen Traum, einen Wunsch, dass das eigene Leben doch bitteschön so sein sollte wie für ein Tier oder wie für eine Pflanze: die brauchen um sich nichts kümmern, die sorgen sich nichts, und die gedeihen und alles wächst. Und wir mühen uns ab und wir machen Sorgen und für uns ist es schwer und wir haben Schmerz und wir leiden durch das Leben. Und ich möchte gern davon erzählen, wie es anders geht, und dass es in Wirklichkeit sehr, sehr einfach ist. Und ich erzähle das von meiner eigenen Erfahrung. Ich erzähle keine Theorien.

Ich erzähle in meinen eigenen, einfachen Worten, wie ich das so erlebe. Ich bin kein esoterischer Mensch, ich bin kein spiritueller Mensch, obwohl ich zwanzig Jahre lang bei meinem spirituellen Meister war. Wie ich dahin geraten bin, weiß ich bis heute noch nicht, das ist einfach so passiert. Inzwischen habe ich sogar einen Guru, der in Indien lebt. Wie das passiert ist, weiß ich auch nicht. Aber ich bin eigentlich ein ganz normaler Mensch – ich bin Ingenieur, ich bin Programmierer – wie alle anderen auch. Ich war x-mal verheiratet.

Ich habe x-Mal versucht, da draußen mein Glück zu finden. Ich habe immer wieder versucht, alles richtig zu machen, wirklich aufrichtig. Ich habe es nie geschafft. Ich habe immer alles falsch gemacht. Auch heute noch. Gestern war ich im falschen Raum. Ich habe einfach nicht richtig geguckt. Kein Mensch war da; alle anderen waren woanders. Und dann kam Alex und hat mir gesagt, dass ich doch in den anderen Raum kommen sollte. Ich mache also immer noch alles falsch. Aber das Schöne ist, dass ich heute so sein kann, wie ich bin und alles falsch machen kann... ich bin nicht weiser als früher.

Es hat keine Transformation mit Mikael stattgefunden, und plötzlich hat er alles im Griff und hat alles auf der Reihe, sondern ich kann so sein, wie ich schon immer war, und alles ist gut. Alles ist einfach. Alles ist so, wie man eigentlich weiß, dass es sein könnte. Ja, davon möchte ich erzählen. Ich erzähle jedes Mal anders. Das ist immer wieder neu. Und das ist ein Paradox... Und wie gesagt: wenn ihr eine Frage habt, fragt einfach, sonst rede ich immer weiter. Wenn ich einmal angefangen habe... Ja, bitte. Bitte.

[Fragende:] "Könnten wir im Anschluss die Samarpan-Meditation zusammen machen? Hast Du das vor?"

[Dhyan Mikael:] Ich werde das heute Abend machen. Es ist so: wenn man die Samarpan-Meditation machen möchte... Die ist ja eigentlich ganz einfach. Also, technisch betrachtet ist es das Einfachste, was man sich vorstellen kann. Aber es ist gut, wenn man sie beginnt, dass man eine Einführung bekommt von den Leuten, die diese Meditation hier in Deutschland verbreiten. Das sind die Menschen, die von Swamiji – das ist der Guru, der diese Meditation aus dem Himalaya zu uns bringt – dafür autorisiert sind.

Es ist keine große Sache, aber es ist besser, wenn man das direkt von diesen Leuten hört und nicht von mir, denn ich erzähle alles in meinen Worten. Ich vergesse dann immer die Hälfte und sage Sachen so, wie sie eigentlich gar nicht gesagt werden sollen – das höre ich dann hinterher immer wieder. Und damit es da keine Missverständnisse gibt, dadurch, wie ich bin, ist es am besten, wenn man das direkt von denen lernt.

Wie gesagt, da gibt es nicht viel zu lernen, aber dass man einfach direkt zu diesen Leuten geht, das geht auch online. Ich habe da hinten an dem Tischchen ein Aufsteller, da ist die Websiteadresse drauf, die kannst du einfach abfotografieren, und da kannst du erfahren, wie man wie man solch eine Einführung machen kann. Aber heute Abend findet die wöchentliche gemeinsame Meditation von den Samarpan-Leuten statt, die wird online gestreamt.

Und wenn heute Abend die Menschen, die im Satsang sind, Lust dazu haben, dann können wir ab achtzehn Uhr einfach gemeinsam meditieren. Mein Satsang geht um 17 Uhr los, und dann hören wir einfach ein paar Minuten früher auf und setzen uns um 18 Uhr vor den Computer. Da wird ganz kurz erklärt, wie es geht, für die Leute, die das noch nie gemacht haben. Es ist wirklich höchst einfach. Und dann meditieren wir eine halbe Stunde zusammen. Also, ich würde mich freuen.

Aber ich darf es nicht einfach von selber weitergeben, da muss ich mich einfach daran halten, Sonst denken die Leute auch, das sei meine Meditation, und das hat aber in Wirklichkeit nichts mit mir zu tun. Ich bin einfach ein Mensch, der das seit sieben Jahren macht und seit sieben Jahren davon profitiert, und ich erzähle halt so gerne davon, die ganze Zeit. Aber ich schicke die Leute lieber direkt dahin, wo sie herkommt, und dann können wir auch gemeinsam meditieren.

Die große Sehnsucht nach dem einfachen Leben

Ja, ich sagte ja eben: das Leben kann so einfach sein, und wir alle wünschen uns ja, dass es so einfach sei.

Aber das Interessante ist, dass wir es in Wirklichkeit nicht wollen.

Das Leben kann so einfach sein, und wir alle wünschen uns ja, dass es so einfach sei. Aber das Interessante ist, dass wir es in Wirklichkeit nicht wollen.

Was heißt: ein einfaches Leben? Sich vom Leben tragen lassen – das klingt doch gut. Das Leben sich um alles kümmern lassen – das klingt doch gut. Ist das nicht etwas, was man sich gerne wünscht? Aber was heißt das? Das heißt, dass ich sage: "Okay, Leben, mach du." Das ist das, was Jesus gesagt hat. Jesus wurde gefragt: wie soll ich beten? Und Jesus sagte: "Dein Wille geschehe". Das ist 'das Leben machen lassen'.

Und wenn das jemand sagt, dann denkt man: "ja, Moment mal. Ich will, dass das Leben so läuft, wie ich mir das vorstelle. Ich weiß doch, was ich will. Ich habe doch meine Wünsche und Träume!" Das Leben jetzt einfach machen lassen, einfach loslassen? Dann denkt man: "Moment mal. Ich will, dass das Leben so läuft, wie ich mir das vorstelle." Aber das Leben jetzt einfach machen lassen?

Sich vom Leben tragen lassen – das klingt doch gut. Aber was heißt das? Das heißt: "Okay, Leben, mach du." Das ist das, was Jesus gesagt hat: "Dein Wille geschehe". Dann denkt man: "Moment mal. Ich will, dass das Leben so läuft, wie ich mir das vorstelle." Aber das Leben jetzt einfach machen lassen? Dann wird es interessant..

Dann wird es interessant.</q+> Das ist der einzige Grund, warum wir ein schweres Leben haben: weil wir es uns nicht vorstellen können, uns tragen zu lassen vom Leben. Wir vertrauen dem Leben nicht. Wir denken: "wenn ich mich nicht jeden Tag anstrenge, dann geht es hier den Bach runter. Das kann nicht gut gehen". So denken wir. So denkt doch jeder, wenn man ganz, ganz ehrlich ist.

Das ist der einzige Grund, warum wir ein schweres Leben haben: weil wir es uns nicht vorstellen können, uns tragen zu lassen vom Leben. Wir vertrauen dem Leben nicht. Wir denken: "wenn ich mich nicht jeden Tag anstrenge, dann geht es hier den Bach runter. Das kann nicht gut gehen".

Und diese Hingabe ans Leben, das ist das Einfachste, was es gibt, weil man nichts tun braucht und nie wieder etwas tun muss. Aber es geht gegen alles, was wir in uns glauben. Das ist nicht unsere Schuld – diese Konditionierung, dieser tiefe Glauben: ich muss es tun. 'Ich' – dieses 'ich'. Dieses 'ich' besteht aus 'ich muss', 'ich bin wichtig', 'von mir hängt hier alles ab'. Und dies loszulassen, geht nicht.

Wenn man einmal beginnt, damit ein bisserl zu spielen und es zu probieren... es klingt ja alles ganz toll. Und dann hört man so etwas im Satsang oder in einem tollen Buch, und dann denkt man: "Ja, das mache ich jetzt." Dann probiert man es aus und dann ist es wunderbar. Aber nach kurzer Zeit merkt man: ich komme hier nicht heraus aus diesem Sumpf. Dieses 'ich' ist alles, was man kennt. Von Geburt an tragen wir das mit uns herum.

Diese Hingabe ans Leben, das ist das Einfachste, was es gibt, weil man nichts tun braucht und nie wieder etwas tun muss.

Aber es geht gegen alles, was wir in uns glauben.

Jesus sagte: die Sünden der Väter werden an die Söhne weitergegeben. Und er sprach davon. Damals gab es diese modernen Worte wie 'Konditionierung' und 'Programmierung' nicht. Diese Worte, die wir heute verwenden, die gab es damals nicht. Er sprach davon, dass eine Generation diesen Glauben, wie das Leben funktioniert, an die nächste Generation weitergibt, und zwar ohne Worte; ohne dass der Vater sagt, "du musst das aber machen". Man spürt es.

Dieses 'ich' ist alles, was man kennt. Von Geburt an tragen wir das mit uns herum. Jesus sagte: die Sünden der Väter werden an die Söhne weitergegeben. Er sprach davon, dass eine Generation diesen Glauben, wie das Leben funktioniert, an die nächste Generation weitergibt, und zwar ohne Worte. Man spürt es.

In jedem Moment ein Produkt der Umgebung

[Fragender:] "Ich wollte etwas fragen. Also, jetzt, wo du das hier so sagst und wo ich hier in dieser Umgebung bin, da erscheint mir das auch total leicht."

[Dhyan Mikael:] Ja, erstaunlich, nicht? Und nachher gehst du hinaus und denkst: "war ich bescheuert da drinnen? Was habe ich denn da gedacht? Was habe ich denn da geglaubt?"

[Fragender:] "Ja. Und irgendwie, wenn man dann nach Hause geht und dann ist es auf einmal, als würde ein Hamsterrad anfangen, sich zu drehen. Und auf einmal ist es so, als vergesse man alles."

[Dhyan Mikael:] Ja, es ist so. Es ist wirklich so. Und deswegen... Es ist so: du glaubst, du bestimmst, was du denkst. Du glaubst, du entscheidest, was dir wichtig ist. Du glaubst, du entscheidest, was du willst und wo es langgeht. Aber das stimmt nicht. Das, was du sagst, kann jeder Mensch beobachten: die Gesellschaft, in der du dich befindest; die Menschen, mit denen du dich umgibst, die bestimmen, wie du denkst. Die meisten Menschen merken das nicht so recht, weil das einfach ganz normal passiert, ohne dass man etwas tut.

Aber vielleicht habt ihr euch schon mal gefragt, warum Politiker alle so schlecht und so böse sind und so hirnverbrannt. Da ziehen Leute los mit Enthusiasmus und mit aufrichtigem Interesse daran, etwas fürs Gemeinwohl zu tun. Dann gehen sie in die Politik, dann werden sie wichtig, und dann kommen sie in diesen Machtbereich, und zehn Jahre später sind sie so wie alle anderen. Und das ist das, was du beschreibst: du bist jetzt hier in meiner Aura: die kannst du nicht sehen, du merkst davon nichts. Du merkst nur, dass du plötzlich anders bist. Du bist plötzlich anders.

Plötzlich erscheint dir das, was ich hier sage, vollkommen plausibel. Wenn du heute Abend deiner Frau davon erzählst, wirst du merken, wie du dich komplett komisch vorkommst: "Was rede ich denn da?"... weil du plötzlich in einem anderen Energiefeld bist. Hier in Deutschland haben wir ja viel Erfahrung mit diesem Phänomen. Als Hitler an der Macht war, als das Land sich verändert hat, sind so viele Menschen, gute Menschen, normale Menschen, so geworden, wie sie sich das hinterher nicht mehr erklären konnten.

Ich habe einmal ein sehr eindrückliches Erlebnis gehabt, das habe ich in den Satsangs gestern auch schon erzählt, aber diese Frage kommt halt immer wieder... Und ich habe es selber erlebt. Ich war einmal verheiratet mit der amerikanischen Frau, und wir waren im Kino und wir haben uns den Film 'Schindlers Liste' angeschaut. Ich weiß nicht, ob ihr den kennt; in dem Film geht es um eine kleine Story in zur Nazizeit, was da mit den Juden passiert ist. Eigentlich ist der Film relativ moderat; er geht nicht wirklich ins Eingemachte.

Aber für jemanden, der mit der Geschichte nicht vertraut ist, ist der Film einfach vollkommen schockierend. Und für diese Amerikanerin, mit der ich damals lebte, war das der totale Schock. Die kam aus dem Kino heraus und sagte zu mir: "Mikael, ich bin so froh, dass du nicht so bist wie diese anderen Deutschen". Und dann sagte ich zu ihr: was du sagst, stimmt nicht. Ich bin nicht anders. Wenn ich damals gelebt hätte, in dieser Zeit, umgeben von den Menschen, wie sie nun einmal waren, umgeben von meinen Freunden, von meinen Klassenkameraden... Wer weiß, wie ich gewesen wäre?

Wer weiß, wozu ich fähig geworden wäre – einfach so. Ich bin ein sehr gründlicher Mensch. Ich bin Ingenieur. Ich bin Perfektionist. Wenn man mich an die richtige Stelle gesetzt hätte, wer weiß, was ich angerichtet hätte? Keiner kann das über sich sagen. Und das, was du sagst, ist das große Geheimnis des spirituellen Weges: wir können es nicht alleine machen. Wir sind als Menschen, obwohl wir das nicht gerne hören, vollkommen abhängig von der Umgebung, in der wir uns befinden. Es gibt 'mich' als unabhängiges Wesen nicht wirklich, und das kann jeder an sich selbst erleben.

Du glaubst, du bestimmst, was du denkst, was dir wichtig ist, was du willst und wo es langgeht. Aber das stimmt nicht. Das kann jeder Mensch beobachten: die Gesellschaft, in der du dich befindest; die Menschen, mit denen du dich umgibst, die bestimmen, wie du denkst.

Du bist zu Hause in deiner gewohnten Umgebung, und da fühlst du dich auf eine bestimmte Weise. Dann besuchst du deine Eltern und bist ein ganz anderer Mensch. Du denkst: "was ist denn mit mir los? Wie rede ich denn? Was lasse ich mit mir machen?" Du bist in einer völlig anderen Energie. Dann gehst du zu anderen Freunden. Du fährst in Urlaub. Du bist ein anderer Mensch. Du fühlst dich vollkommen anders. Du gehst in ein anderes Land, fährst nach Italien in Urlaub, und du fühlst dich vollkommen anders. Ich habe das oft erlebt auf meinen Satsangreisen.

Ich mache ja selbst erst seit ganz kurzer Zeit Satsang, aber zwanzig Jahre lang reiste ich mit meinem spirituellen Meister Soham umher. Und in jeder Stadt, in die wir kamen, fühlte ich mich anders. Jede Woche sind wir in eine andere Stadt gereist, und Soham hat eine Woche lang Satsang dort gegeben. Manchmal sind wir in die Schweiz gereist. Wenn ich über die Grenze gefahren bin in die Schweiz – ich habe das jedes Jahr ein paarmal erlebt –, fühlte ich mich wie ein anderer Mensch. Die Schweizer sind anders, die ticken anders, da ist alles anders: ich war anders.

Und dann, nach ein, zwei Wochen, kam ich nach Deutschland zurück, über die Grenze: ich war wie ein anderer Mensch. Und wenn man das oft genug erlebt, dann weiß man: 'mich' – was auch immer ich über mich denke – gibt es gar nicht. Ich bin der Spielball meiner Umgebung. Und wenn man auf dem spirituellen Weg ist, ist es sehr hilfreich zu wissen, dass man das nicht alleine kann; dass man einfach Unterstützung braucht von anderen Menschen, die auf dem gleichen Weg sind, und von jemandem, der ein bisserl weiter ist als ich selber. Davon kann ich trinken. Das bestärkt mich dann.

Wenn ich dann in die Welt hinausgehe und nichts weiter tue und einfach nur alleine bin, dann passiert genau das, was du gesagt hast: man vergisst es wieder. Und das ist normal. Man vergisst es einfach wieder. Deswegen erzähle ich so gerne von der Samarpan-Meditation.

Die ist eines dieser Werkzeuge, ganz simpel, ganz einfach, aber... Man beginnt jeden Morgen als Allererstes... du wachst auf, gehst vielleicht kurz auf Toilette, und das Erste, was man macht, bevor man irgendetwas macht, was man für wichtig hält; bevor man isst; bevor man sich duscht: man setzt sich einfach hin, geht nach innen, meditiert für eine halbe Stunde und beginnt den Tag mit dem Einen, was wichtig ist. Und das trägt einen dann. Am Anfang vielleicht nur für ein paar Minuten, aber mit jeder Woche, mit jedem Monat, den man länger meditiert, trägt einen das länger durch den Tag.

Das ist das große Geheimnis des spirituellen Weges: wir können es nicht alleine machen. Wir sind als Menschen, obwohl wir das nicht gerne hören, abhängig von der Umgebung, in der wir uns befinden. Es gibt 'mich' als unabhängiges Wesen nicht wirklich, und das kann jeder an sich selbst erleben.

Dann geht man manchmal vielleicht zu so seltsamen Veranstaltungen wie dieser hier, und dann merkt man, wie da was in einem genähert wird. Das trägt ja jeder in sich, diese Wahrheit, aber die wird dann wieder berührt und die wird ermutigt, und da wächst dann ganz allmählich etwas. Also was du sagst, stimmt. Man kann es nicht alleine machen. Swamiji, der die Meditation bringt, der sagt: man braucht nur zwei Sachen, um Befreiung zu erlangen in diesem Leben, während man lebt, in der Gesellschaft, für ganz normale Menschen. Das Erste: regelmäßig meditieren, jeden Tag.

Wenn man jeden Tag damit beginnt, dann hat man eine Chance. Und das Zweite ist: er nennt das 'Kollektivität'. Das ist etwas aus dem Englischen übersetzte, was im Deutschen ein bisserl holprig klingt. Aber was das bedeutet, ist 'Gemeinschaft' – dass man sich irgendwie... das muss ja nichts Esoterisches sein, aber dass man sich zum Beispiel einmal in der Woche, oder wenn es nicht geht, vielleicht einmal im Monat mit anderen Leuten trifft und gemeinsam meditiert. Und dann erlebt man, was das für eine Unterstützung ist.

Es geht nicht darum, mit diesen Leuten jetzt groß Freundschaft zu schließen. Das sind vielleicht ganz komische Leute, mit denen man eigentlich nie etwas zu tun haben möchte. Aber wenn man zusammenkommt, um das eine zusammen zu machen, was einem wichtig ist, dann bekommt man da Unterstützung. Die zwei Sachen: regelmäßig– einfach jeden Morgen alleine meditieren –, und einmal in der Woche – das geht ja auch online mittlerweile, das ist ganz toll, man braucht noch nicht einmal woanders hingehen – sich mit anderen Leuten verbinden, die die gleiche Energie haben. Und dann wird es möglich.

Ansonsten verliert man sich wieder in der Welt. Ich hatte es ja wunderbar. Ich weiß gar nicht... Als ich zu Soham gestolpert bin vor vierundzwanzig Jahren... Ich war nicht auf der Suche, ich war kein spiritueller Mensch. Mein Gott, ich war gerade geschieden, in meinem Leben ging ja gerade den Bach hinunter, ich war frei, ich hatte nichts zu tun und landete in diesem Satsang. Und ab dem Tag war ich bei ihm, und zwar nicht nur als sein Schüler, sondern ich habe für ihn gearbeitet. Ich bin ja Techniker, ich habe mich dann bei ihm um alles gekümmert.

Und so konnte ich zwanzig Jahre Satsang jeden Tag im Satsang sein. Es war, als hätte ich die normale Welt verlassen, aber für mich ging es ganz normal weiter. Ich habe jeden Tag mit Computern gebastelt und die Tontechnik gemacht und Kisten geschleppt. Und für mich war das wie ein Hobby. Für mich war das kein spirituelles Leben, aber ich konnte zwanzig Jahre lang im Satsang lang sein, und in der Zeit bin ich halt gewachsen, obwohl ich so dumm bin, wie ich bin, weil ich von der normalen Welt getrennt war. Ich bin nie wieder zurück in die normale Welt. Das braucht man auch nicht.

Man kann ein ganz normales Leben leben. Heute arbeite ich wieder als Programmierer, als Webdesigner, aber ich bin nicht mehr in der Welt. Ich lebe ganz normal, wie alle anderen auch. Ich gehe normal essen, ich habe ein Zimmer, wo ich schlafe, aber ich lebe mittlerweile woanders, weil ich lang genug Zeit hatte, dass sich das allmählich festigen kann, dieses neue Fundament, was einem da wächst, da innen drin.

Und wenn man das oft genug erlebt, dann weiß man: 'mich' – was auch immer ich über mich denke – gibt es gar nicht. Ich bin der Spielball meiner Umgebung.

Ich sprach ja eingangs davon, dass das Leben so einfach sein kann, aber wir das in Wirklichkeit nicht wollen. Und wir brauchen dafür Unterstützung, damit wir diese Hingabe weiterhin wollen. Wenn ich davon spreche, dann nickst du mit dem Kopf und denkst, das ist eine tolle Sache – der Mann hat recht. Aber wenn wir das auch weiterhin wollen wollen, dann geht es nicht allein. Und das allein ist schon ein Hindernis für die meisten Menschen. Die meisten Menschen wollen es selbst machen.

Du willst es selbst machen. Wenn man ganz ehrlich ist, will man es selbst machen. Und das probiert man so lange, bis man merkt: das geht nicht. Und da gibt es Leute, die großes Glück haben. Die kommen in eine Lebenssituation, wo sie erkennen: ich bin machtlos. Menschen, die sterbenskrank werden, die einen Unfall erleben, eine Tragödie, eine Naturkatastrophe oder einen Krieg, die erleben: nichts ist in meiner Hand. Und die entdecken dann, wenn sie bereit dafür sind, den Weg der Hingabe.

Die werden zur Hingabe gezwungen. So ging's mir. Ich bin nicht hier, weil ich so schlau bin und weil ich so weise bin. Das Leben hat mich zur Hingabe gezwungen, immer wieder, immer wieder, bis ich es dann auch mal kapiert habe. Und irgendwann gibt einem das Leben die Chance, davon einmal zu kosten, wie das Leben wirklich tickt. Dann ist plötzlich alles ganz einfach. Dann kann man Berge versetzen, das ist unglaublich.

Wir brauchen dafür Unterstützung, damit wir diese Hingabe weiterhin wollen. Dann geht es nicht allein. Und das allein ist schon ein Hindernis für die meisten Menschen. Wenn man ganz ehrlich ist, will man es selbst machen. Und das probiert man so lange, bis man merkt: das geht nicht.

Dann ist alles möglich. Dann geschehen Wunder. Die Leute denken dann immer, das seien Wunder, die geschehen, aber das stimmt nicht. Wenn man einmal selbst auf den Weg gegangen ist, dann kommt die wahre Kraft des Lebens durch, und dann ist alles möglich. Aber wir wollen es halt nicht, und das ist das Einzige, was daran schwierig ist. Ich will... gleich. Ich will ein Beispiel geben. Ich habe... Ach, ich antworte jetzt zunächst dir. Bitte... Ich höre ja eh nie auf zu reden.

Die Hausaufgabe: Frieden schließen mit sich selbst

[Fragender:] "Bei mir wechselt das so. Also dann ist da eine totale, grenzenlose Freiheit. Und dann ist das irgendwie... Ich hätte es ja nicht gedacht, ich habe ja meinen Vater immer stark kritisiert, aber irgendwie, fast obwohl ich es gar nicht will, gehe ich in ein Leben rein, was eigentlich wieder so ist, wie ich es gar nicht will."

[Dhyan Mikael:] Ja.

[Fragender:] "Aber dann gibt es wieder diese Erfahrung, wo ich zum Beispiel gehe und alles löst sich quasi auf. Also, dass man nur geht, also dass das nur so ist. Ganz intensiv."

[Dhyan Mikael:] Ja. Es ist wirklich so, und das ist das Wunder der Zeit, in der wir gerade leben... Wir leben in einer Zeit, wo wir normalen Menschen, so wie du, wie ich, das jetzt beginnen zu erleben, obwohl wir hier sind. Wir sind nicht in irgendeine Höhle gezogen im Himalaya, zehn, zwanzig, dreißig Jahre weg von der Gesellschaft, um das zu entdecken. Ganz normale Menschen... seit ein paar Jahrzehnten geht das so los. Ganz normale Menschen erleben das jetzt, so wie du. Das ist der Segen dieser Zeit.

Aber wir haben unsere Hausaufgaben noch nicht gemacht. Wir bekommen den Geschmack von diesem anderen Raum, der da sich immer wieder auftut, aber wir haben unsere Hausaufgaben noch nicht gemacht. Und was heißt Hausaufgaben machen? Ich sprach von Hingabe: nicht ich bestimme, wie das Leben sein soll, sondern mich vom Leben tragen lassen. Das heißt, dem Leben zu sagen: "Okay, mach du, Leben." Das heißt auch: mich anzunehmen, wie ich bin. Ich bin ein Produkt dieses Lebens.

Und wenn man anfängt zu meditieren, oder wenn man anfängt, mehr zu spüren, so wie du, dann nimmt man nicht nur diesen göttlichen Raum in sich immer wieder wahr, sondern man merkt auch, wie man selber ist. Man merkt: ich bin ja so, wie ich gar nicht sein will. Ich bin ja wie mein Vater; oder du sagst: du bist wie deine Mutter. Und das stimmt. Mein Vater war ein Genie und ein Tyrann. Er hat mir so viel gegeben, und er war so schrecklich. Er war so schrecklich.

Und manchmal, wenn ich zu Hause bin, die Kinder nerven mich, und plötzlich merke ich: "Oh, wie fühle ich mich denn? Ich bin ja wie mein Vater." Ich bin wie mein Vater, ich bin auch wie meine Mutter – völlig hirnverbrannte Leute –, aber trotzdem bin ich hier. Die haben mir etwas geschenkt, was ich nicht sehen kann, weil ich ihr Sohn bin. Ich wäre nicht hier ohne sie. Es war ein Riesengeschenk. Und die haben natürlich auch viele schwierigen Seite, wie jeder Mensch, auch jeder Guru. Swamiji sagt immer wieder, der Guru ist das, was durch dieses Medium fließt.

Aber der Mensch, den man da vor sich sieht, der ist Mensch. Der pinkelt, der muss kacken, der muss essen, der hat Fehler, der hat womöglich Mundgeruch. Die körperliche Existenz ist so, wie sie ist, und sich damit anzufreunden, das ist der erste Schritt: 'ja' zu sich selbst zu sagen, so wie man ist, jetzt; nicht dieses erleuchtete Selbst, das man sich vorstellt: "Jetzt gehe ich auf den spirituellen Weg, und dann werde ich richtig gut." Nein. Hier, wo man jetzt ist; sich so anzunehmen, wie man jetzt ist – und dann wird man offener für sich selbst. Dann spürt man sich mehr.

Dann lernt man noch mehr von sich selbst kennen und muss mit noch mehr Frieden schließen. Es wird immer interessanter auf diesem Weg. Und wenn man dann einmal begonnen hat, mit sich selbst Frieden zu schließen, mit den eigenen Gefühlen, dann kann man auch langsam beginnen, mit dem Leben Freundschaft zu schließen, ja zum Leben zu sagen, womöglich zu anderen Menschen. Wenn man ganz weit ist auf dem Weg, dann kann man irgendwann auch mal 'ja' sagen zum eigenen Partner, dass der so ist, wie er ist, oder sie; oder zur eigenen Mutter, zum eigenen Vater.

Das ist der erste Schritt: 'ja' zu sich selbst zu sagen, so wie man ist, jetzt; nicht dieses erleuchtete Selbst, das man sich vorstellt: "Jetzt gehe ich auf den spirituellen Weg, und dann werde ich richtig gut." Nein. Hier, wo man jetzt ist: sich so anzunehmen, wie man jetzt ist – und dann wird man offener für sich selbst.

Für mich begann der spirituelle Weg lange, lange bevor ich es überhaupt wusste. Ich habe eigentlich meinen Vater gehasst, aber das stimmt nicht. Ich hatte einfach Angst vor ihm, weil er halt größer war als ich und viel kräftiger. Ich hatte auch viel guten Grund, vor ihm Angst zu haben. Und irgendwann ist mir etwas aufgefallen. Irgendwann im Leben, ich war noch relativ jung, weiß nicht, fünfundzwanzig oder so, da ist mir etwas aufgefallen.

Ich habe gemerkt: ich mag Frauen. Das ist jetzt nichts Verwunderliches für einen jungen Mann. Aber ich habe gemerkt: ich mag Männer nicht. Egal wie die Frau ist, ich mochte sie. Egal wie der Mann war: ich fand den doof; jeden Mann, alle Männer. Und dann hatte ich ein recht interessantes Erlebnis; dann ging mir nämlich ein Licht auf. Dann dachte ich, wenn ich alle Männer nicht mag, was sagt das über mich selbst aus? Ich bin ja ein Mann.

Und dann habe ich gedacht: da stimmt etwas nicht. Ich bin ein Mann; ich mag keine Männer. Und dann habe ich entdeckt, dass ich mich selbst nicht mag; dass ich überhaupt nicht weiß, wie ich bin; dass ich überhaupt nicht weiß, was 'Mann sein' bedeutet. Und dann ging ein ganz langer Weg los, auf dem ich ganz allmählich gelernt habe, mich kennenzulernen und Freundschaft mit mir zu schließen, so wie ich bin.

Dann ging mir ein Licht auf: wenn ich alle Männer nicht mag, was sagt das über mich selbst aus? Und dann habe ich entdeckt, dass ich mich selbst nicht mag, überhaupt nicht weiß, wie ich bin, und nicht weiß, was 'Mann sein' bedeutet. Und ich begann, mich kennenzulernen und Freundschaft mit mir zu schließen, so wie ich bin.

Und dann habe ich meinen Vater lieben gelernt; der war natürlich längst tot. Aber ich habe mich kennengelernt, ich habe mich lieben gelernt. Wenn ich mich liebe, dann kann ich auch meinen Vater lieben. Wenn ich mich liebe, kann ich auch meine Mutter lieben, obwohl sie wirklich seltsam ist. Und wenn ich mich lieben kann, dann kann ich dich lieben, und alle, alles. Und dann kann ich auch 'ja' zum Leben sagen. Das klingt so schön, was man so hört im Spirituellen: "Hingabe; annehmen; 'ja' sagen", aber wenn's dann ganz praktisch wird, dann wird es interessant.

Und das sind die Hausaufgaben, und das ist der Weg. Und wenn man beginnt zu meditieren – das ist im Prinzip die große Hilfe auf dem Weg –, da passieren zwei Sachen. Es wird wunderschön, weil man diese Hingabe lernt, und zwar sehr, sehr schnell, ganz automatisch; man tut ja nichts. Wenn man die Samarpan-Meditation kennenlernt, das ist die einzige Meditation, die ich in diesem ganzen Leben kennengelernt habe, wo man absolut nichts tut. Man stellt sich nichts vor, man visualisiert nichts, man denkt nichts. Es geht total einfach.

Wenn ich mich liebe, dann kann ich auch meinen Vater lieben. Wenn ich mich liebe, kann ich auch meine Mutter lieben, obwohl sie wirklich seltsam ist. Und wenn ich mich lieben kann, dann kann ich dich lieben, und alle, alles. Und dann kann ich auch 'ja' zum Leben sagen.

Man bekommt diese Hingabe geschenkt. Aber mit dieser Hingabe geschieht dummerweise auch Hingabe an sich selbst, und dann beginnt man, sich selbst kennenzulernen – genau das, was du gesagt hast. Und dann wird es interessant. Dann lernt man sich kennen; man lernt die Gefühle kennen. Dann lernt man 'ja' sagen zu sich selbst. Alles, wovon ich gerade gesprochen habe, passiert dann ganz automatisch, ganz allmählich. Und das ist der praktische Weg zum Loslassen. Das ist der praktische Weg zur Hingabe ans Leben. 'Ja' sagen lernen.

Mit der Meditation bekommt man Hingabe geschenkt, aber dummerweise auch Hingabe an sich selbst. Dann lernt man sich kennen und die Gefühle. Dann lernt man 'ja' sagen zu sich selbst. Alles passiert ganz automatisch, ganz allmählich. Das ist der Weg zum Loslassen. Das ist der praktische Weg zur Hingabe ans Leben.

Und dieses 'ja' sagen lernen fängt bei dem an, was mir am nächsten ist, und das ist dieser Kerl hier. Und wenn ich damit angefangen habe, dann geht es langsam immer weiter. Und irgendwann sagt man zu allem 'ja'. Und dann irgendwann kommen Menschen in deine Nähe und wundern sich, warum sie sich so gut fühlen: weil sie, während sie in deiner Nähe sind, plötzlich 'ja' sagen, ohne dass sie davon etwas wissen. Sie fühlen sich einfach getragen und im Frieden. Ja, so funktioniert der spirituelle Weg, so funktioniert das Leben.

Dieses 'ja' sagen lernen fängt bei dem an, was mir am nächsten ist, und das ist dieser Kerl hier. Und wenn ich damit angefangen habe, dann geht es langsam immer weiter. Und irgendwann sagt man zu allem 'ja'.

Das hat Jesus schon gesagt, und er hat es uns vorgelebt. Er hat gesagt: "Sag einfach 'ja'." Das ist alles, was er jeden Tag gesagt hat: "Dein Wille geschehe." Die Leute haben ihn nicht verstanden. Sie haben nicht gewusst, was es praktisch bedeutet, ganz praktisch. Und sie haben es nicht verstanden, weil die Zeit dafür noch nicht reif war. Heute sagt Swamiji genau das Gleiche – ich sage das Gleiche, aber nur, weil ich es von ihm gelernt habe –, aber heute können es die Leute hören, weil die Zeit, die Zeitenergie, eine andere ist.

Jetzt ist die Zeit, wo wir das hören können – ganz normale Leute. Und deswegen geschieht es jetzt. Ich kann hier Satsang angeben, ohne dass man mich einsperrt oder ohne dass ich im Irrenhaus lande. Das ist etwas ganz Besonderes. Ja, so funktioniert es.

Das hat Jesus schon gesagt: "Sag einfach 'ja'." Das ist alles, was er jeden Tag gesagt hat: "Dein Wille geschehe." Die Leute haben ihn nicht verstanden, weil die Zeit dafür noch nicht reif war. Heute sagt Swamiji genau das Gleiche, aber heute können wir es hören, weil die Zeit eine andere ist. Jetzt ist die Zeit, wo wir das hören können.

Das Geschenk der Offenheit

Und wir haben hier im Westen eine besondere Herausforderung mit dieser ganzen Geschichte. Seit einigen Jahrzehnten... In Asien ist das anders. Ich glaube nicht, dass es in Asien, oder in Indien zum Beispiel, mehr Menschen gibt, die Befreiung erlangt haben; die sich selbst wirklich erkannt haben. Aber dort gibt es eine Kultur, die das seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden überliefert, wie es geht, und die Kultur ist dort noch lebendig.

Die einzelnen Menschen haben es deswegen nicht leichter, weil sie diese ganzen Hausaufgaben, von denen ich gerade erzählt habe, natürlich auch alle nicht machen wollen. Die haben alle ihren Guru, die haben alle ihre Statue, zu der sie immer hinrennen, aber da passiert nicht wirklich etwas, weil sie es halt nicht machen. Aber die Kultur ist so, dass Hingabe etwas Normales ist; jemanden zu haben, zu dem man aufschaut, weil man weiß: "der ist, wo ich nicht bin", ist da normal. Hier im Westen haben wir das vollkommen verloren.

Früher hatten wir das ja auch, als die christliche Kultur noch ein bisserl anders funktioniert hat, aber wenn sich heute jemand hingibt, dann sagt man: "Was macht denn der da? Was soll denn das? Hat der noch alle Tassen im Schrank?" Das ist für uns völlig fremd, also befremdlich. Jemanden zu haben, zu dem man aufschaut, ist höchst befremdlich für westliche, moderne Menschen. Ich bin ja zwanzig Jahre lang unterwegs gewesen mit meinem spirituellen Meister, und das ist das eine, was es mir so leicht gemacht hat... Ich weiß nicht, warum ich das habe. Ich bin so geboren. Ich habe es mitgebracht.

Es ist nicht mein Verdienst. Ich hatte nie ein Problem damit, ihn als meinen Meister zu akzeptieren, und ich wusste gar nicht, wie mir geschieht. Ich traf ihn das erste Mal, und ab dem Tag war er mein Meister. Das heißt: ich wusste, er weiß es besser. Ich wusste es einfach. Und dass mir das möglich war, als moderner, aufgeklärter, einigermaßen intelligenter Mensch, das war für mich echt ein Geschenk. Und deswegen konnte ich zwanzig Jahre lang von ihm alles lernen. Ich habe alles aufgesaugt, was er zu geben hat, weil ich wusste: er weiß mehr als ich.

Und ganz viele Leute sind gekommen und haben immer gesagt, "ja, es ist alles toll, aber ich möchte einen Meister auf Augenhöhe; ich möchte einen Freund; ich möchte nicht jemanden da oben." Aber das funktioniert natürlich nicht. Wenn du jemanden auf Augenhöhe hast, das heißt, auf deinem Level, dann kannst du von dem nichts lernen. Der ist da, wo du bist. Man fühlt sich zwar toll, man fühlt sich gut, weil man niemanden hat, der einen herausfordert, aber man lernt nichts. Aber wenn du in der Lage bist, zu erkennen: "Wow. Der ist woanders. Da will ich hin!"

Und dann die Hand hochreichen... "Zieh mich hoch!" Wenn du das kannst, dann bist du offen. Dann ist man offen. Wie in der Schule. Wenn du in der Schule einen Lehrer liebst... Du tust alles, was der sagt. Du machst die Hausaufgaben, du benimmst dich vernünftig, du liebst ihn, und dadurch bist du offen und kannst von ihm lernen. Ich dachte als Schulkind immer, dass ich kein Talent für Sprachen habe. Ich hatte es in der Schule unglaublich leicht mit naturwissenschaftlichen Fächern, und heute weiß ich: ich hatte da Lehrer, die liebte ich. Ich konnte mich denen öffnen.

Ich mochte die, und deswegen war ich offen, und alles, was die gesagt haben, habe ich aufgesaugt. Und deswegen habe ich nur Einser geschrieben. Und in den sprachlichen Fächern hatte ich andere Lehrer, das war ganz interessant, völlig andere Lehrer, mit denen hatte ich nur Probleme. Ich hatte Angst vor denen; die haben mich gehasst – das war mein Gefühl; weiß nicht, ob das stimmt, aber so habe ich es halt erlebt –, und ich war verschlossen. Und ich konnte diese Sprache nicht lernen; ich konnte nicht – Weil ich verschlossen war.

Vielleicht waren die Lehrer gute Lehrer, aber ich war verschlossen. Warum, weiß ich nicht. Und ich hatte in jedem Schuljahr im Abschlusszeugnis abwechselnd in Englisch eine Fünf und in Französisch eine Vier, oder in Französisch eine Fünf und in Englisch eine Vier. Ich bin immer gerade so durchgekommen. Hätte ich zwei Fünfer gehabt, wäre ich sitzen geblieben. So unfähig war ich mit Sprachen. Und dann war die Schule vorbei, das Abi war vorbei, und kurze Zeit später verliebte ich mich in eine Italienerin, und ich war innerhalb von wenigen Monaten fließend in Italienisch.

Ich hatte überhaupt kein Problem mit Sprachen. Ich war sehr offen, und ich habe gelernt, wie ein Schwamm Wasser aufsaugt. Ich habe fließend Italienisch gesprochen, und alle haben gestaunt. Ein paar Jahre später war ich mit der Türkin zusammen, und dann habe ich Türkisch gelernt. Ich war im Computerbusiness, da bin ich heute noch. Ich habe Englisch gelernt. Dann war ich bei meinem spirituellen Meister, der ist Amerikaner.

Ich habe überhaupt kein Problem gehabt... ich habe übersetzt für ihn, alles gemacht, und heute weiß ich: Sprache ist mein großes Talent – mehr als Programmieren, mehr als Mathe. Ich liebte Mathe, ich liebte Chemie, ich liebte Physik. Aber Sprache, das ist das Geschenk in meinem Leben. Deswegen kann ich hier sitzen und reden, obwohl ich eigentlich nicht wirklich weiß, wovon ich spreche. Aber es scheint so, weil ich das, was ich zu sagen habe, irgendwie rüberbringen kann. Wie es möglich ist, weiß ich nicht. Aber als Schulkind wusste ich davon nichts – weil ich verschlossen war.

Und wenn man jemandem gegenüber offen sein kann, dann kannst du alles von ihm lernen, was er zu geben hat; und wenn du verschlossen bist, dann wirst du nichts lernen. So einfach ist das. Und wir im Westen, in der Kultur, in der wir nun mal aufgewachsen sind, sind Menschen gegenüber, die größer sind als wir, nicht offen. Wir sind sehr misstrauisch. Wir haben kein Vertrauen.

Wir haben viele Dinge erlebt in unserer Kultur, die uns Gelegenheit geben zu glauben, dass das keine gute Sache ist: jemand anderem zu vertrauen, schon gar nicht jemanden, der womöglich da oben ist: schlechte Politiker, schlechte Führer, schlechte Lehrer, schlechte Pfarrer, schlechte Gurus. Und wir haben es uns abgewöhnt. Wir haben es uns abgewöhnt, offen zu sein. Und jetzt kommt das alte Wissen über das wahre Leben wieder zu uns. Deswegen gibt es solch ein Festival: alle reden von Karma und von Erleuchtung und all diesen Dingen.

Aber das, was dafür notwendig ist... Das Wissen ist alles nicht wichtig. Die Offenheit, das ist das, was wir brauchen; das Vertrauen. Und irgendwann begegnest du jemandem, dem vertraust du, und dann kannst du von ihm lernen. So war es bei mir. Ich begegnete meinem spirituellen Meister vor vierundzwanzig Jahren. Ich kannte ihn nicht. Ich hatte ihn noch nie gesehen. Ich saß in seinem ersten Satsang. Er kam herein, und ich vertraute ihm – vollkommen; auch heute noch. Swamiji kam zu mir. Ich kannte ihn nicht.

Er kam zu mir, nicht in Person, sondern einfach, indem mir jemand von ihm erzählte, und ich vertraute plötzlich auf eine Weise, ich war auf eine Weise offen, wie ich es noch nie zuvor in meinem Leben erlebt habe. Und deswegen habe ich alles, was von da zu mir kommt, aufgesaugt. Und ich erzähle davon immer wieder, einfach um dir zu sagen, dass es, wenn es dir auch geschieht, etwas Gutes ist. Ich kann es ja nicht machen. Ich kann nicht sagen: "Gib dich hin!" Ich kann nicht sagen: "Verliebe dich in einen Guru." Ich kann ja nicht sagen: "Sei offen für einen Lehrer." Das kann man ja nicht machen.

Aber ich kann zumindest davon erzählen, wie es mir geschehen ist. Ich kann davon erzählen, wie das Leben wirklich funktioniert, und dann wird es in deinem Leben geschehen – das wird geschehen –, und dann weißt du: "Ah, davon hat er gesprochen." Du spürst dann deine eigene Offenheit, dein eigenes Vertrauen dem Medium gegenüber, das dann halt in deinem Leben einschlägt, und dann weißt du: "Okay, ich fühle mich zwar total hirnverbrannt, das ist wirklich seltsam, ich kann es keinem Menschen erzählen, die würden mich alle für bekloppt halten, aber ich weiß: "So tickt das Leben. So funktioniert's."

Viele sagen: "ich will einen Meister auf Augenhöhe; einen Freund; ich möchte nicht jemanden da oben." Aber das funktioniert nicht. Dann kannst du von ihm nichts lernen. Aber wenn du in der Lage bist, zu erkennen: "Wow. Der ist woanders. Da will ich hin!" Und dann die Hand hochreichen... "Zieh mich hoch!" Wenn du das kannst, dann bist du offen.

Ja. Dazu möchte ich Mut machen. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Keiner kann den Weg eines anderen kopieren. Und ich möchte einfach immer wieder daran erinnern, dass du dir selbst vertrauen musst, wenn du deinen Weg spürst, und nicht dem, was andere denken. Denn die anderen, die denken alle etwas anderes.

Der Guru – der normalste Mensch der Welt

Und du kannst nicht vielen Leuten davon erzählen, dass du hier sitzt. Du kannst nur ausgewählten Leuten davon erzählen; deiner Nachbarin wahrscheinlich nicht. Die wird wahrscheinlich nie wieder mit dir sprechen, weil sie denkt: "Was ist denn das für eine?" Aber das, was du vorhin gesagt hast... Wir sind allein da draußen mit dieser simplen, einfachen Wahrheit des Lebens. Aber irgendwann begegnest du jemandem, da macht's Klick, und von dem wirst du alles lernen, was du brauchst.

Und der Rest geht von selbst. Und da das so unmodern ist; da das in unserer westlichen Welt so unvorstellbar ist, deswegen erzähle ich so gern davon, weil ich so normal bin... Ich sehe einigermaßen normal aus. Ich rede einigermaßen normal, und deswegen können mir manche Leute zuhören, die vielleicht einem Guru nicht zuhören könnten, – noch nicht. Mein spiritueller Meister Soham ist der normalste Mensch der Welt. Der ist auch völlig unesoterisch; der ist total unspirituell.

Ich meine... der ist mittlerweile ein spiritueller Gigant, aber wenn du ihm begegnest... der ist der so normal, der ist so einfach. Als ich ihm begegnete, das war ganz lustig... Ich erzählte ja: ich saß in meinem ersten Satsang mit ihm. Das war in München. Der Raum war voller Leute. Die Leute waren alle sehr spirituell, das konnte ich sehen; alle mehr oder weniger heilig und bisserl anders angezogen als normale Leute; und auch so, wie die getan haben, da dachte ich: was ist denn das?

Und ich war nicht so... ich war einfach ziemlich normal halt. Und dann kam er rein, ich kannte ihn ja nicht, und er lief an mir vorbei und ich dachte: "Was will denn der hier? Der hat sich verlaufen." So fühlte sich das an. Der war so normal – und ist er immer noch –, so normal, so natürlich. Der war einfach so, wie er ist: ein ganz normaler Mensch. Dann setzte der sich da vorne in diesen Stuhl. Ich dachte, das muss wohl der Soham sein.

Ich habe die Welt nicht verstanden, denn der sah so normal aus. Dann fing er an zu sprechen, und mein Leben hat sich verändert; an dem Abend. Er hat nichts Spezielles gesagt. Er hat nicht irgendwie heilig getan. Der hat nichts Revolutionäres erzählt. Der war einfach so, wie er ist. Das Geheimnis eines wahren Meisters oder eines wahren Gurus kann man von außen nicht sehen. Du kannst es auch nicht hören. Es ist nicht das, was er sagt. Es sind nicht die unglaublichen Dinge, die er verspricht.

Aber manchmal bist du in der Gegenwart eines anderen Menschen und du fühlst dich auf eine Weise, die ist einfach nur bemerkenswert, und dann weißt du, wen du vor dir hast. Das spürst du da drin. Da erkennst du den wahren Meister, den wahren Guru. Ja, und weil ich halt auch so normal bin, deswegen... Ich kam dann zu ihm, und weil er so normal war, konnte ich ihm vertrauen. Ja, die ganzen Leute, die so spirituell dahergeredet haben... Ich konnte mir das nie in meinem Leben anhören.

Vielleicht haben einige davon sogar recht, vielleicht wissen manche sogar, wovon sie sprechen, aber für mich war es nie das Richtige. Aber ihm konnte ich zuhören. Und so hat er mich zwanzig Jahre lang begleitet, und als dann Swamiji kam – das ist ein richtiger Guru –, da konnte ich ihn sehen. Da konnte ich ihm vertrauen. Wenn ich Swamiji vor zwanzig Jahren begegnet wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht erkennen können. Ich hätte gedacht: "Was ist denn das für einer?

Das ist nicht mein Fall", weil der einfach so anders ist als alles, was mir normal erschien. Ich glaube, ich wäre nicht offen gewesen – diese Offenheit, von der ich vorhin sprach, und die das Einzige ist, was wir wirklich brauchen. Aber Soham hat mich weichgeklopft in zwanzig Jahren; hat mich offen gemacht für mich selbst und für alles andere. Und als dann Swamiji kam, da konnte ich... Es ist nicht so, dass ich das konnte – ist einfach passiert: ich war offen.

Wir denken ja so gerne: "Wenn Jesus heute leben würde, dann wäre ich auch einer seiner Jünger." Das klingt ja alles so plausibel, wenn man hört, was Jesus gesagt hat. Das klingt gut. Aber wenn ein wahrer Jesus kommt, ein lebendiger Jesus vor unserer Nase, dann ist der eine unendliche Herausforderung. Das, was du vorhin erwähnt hast: sobald man anfängt, da mal bisserl hineinzugucken, dann wird es interessant. Dann lernt man den Balken im eigenen Auge kennen, von dem Jesus immer gesprochen hat.

Soham hat mich weichgeklopft in zwanzig Jahren; hat mich offen gemacht für mich selbst und für alles andere. Und als dann Swamiji kam, da konnte ich... Es ist nicht so, dass ich das konnte – ist einfach passiert: ich war offen.

Dem wahren Guru, dem lebendigen Jesus, der, der jetzt auf der Erde ist, gegenüber offen zu sein, das ist ein Geschenk. Das ist der größte Segen, der einem passieren kann. Denn normalerweise sind die Leute verschlossen – und sie können es ja nicht ändern. Ich kann ja nicht sagen: ich will offen sein. Das ist wie wenn du dich verliebst: du verliebst dich in eine Frau oder in einen Mann, und du bist total offen. Du bist total offen. Und du kennst es vielleicht: du verliebst dich, und der andere ist nur schön. Der ist nur perfekt.

Alles, was dieser andere Mensch sagt, sind Perlen – weil wir offen sind. In diesem Zustand des Verliebtseins – Verliebtsein ist eine Art Psychose, aber auch eine Offenheit – nur ist es eine Offenheit, ohne dass wir die Hausaufgaben gemacht haben. Wir sind einfach nicht fähig dazu, klar zu sehen. Aber wir sind offen, und deswegen können wir den anderen lieben und schätzen. Alles am anderen ist schön.

Und dann, drei Monate später, sechs Monate später oder zwei Jahre später, lässt diese Offenheit nach, weil wir die menschliche Seite des anderen immer mehr erleben, und in dem Maße, wie unsere Offenheit nachlässt, verschwindet die Schönheit des anderen. Er redet nur noch Unsinn. Er hat plötzlich Mundgeruch. Den hatte er vorher auch schon, aber wir haben ihn nicht wahrgenommen, weil wir offen waren. Und diese Offenheit kann man nicht machen – die ist ein Geschenk. Das ist einfach Gnade, wenn das geschieht. Ja, ich vergesse immer, euch reden zu lassen.

Wir denken: "Wenn Jesus heute leben würde, dann wäre ich auch einer seiner Jünger." Aber wenn ein lebendiger Jesus kommt, dann ist er eine unendliche Herausforderung. Dem lebendigen Jesus, der jetzt auf der Erde ist, gegenüber offen zu sein, ist der größte Segen, der einem passieren kann.

Wie geht Hingabe?

[Fragende:] "Mikael, könntest du auf die Hausaufgaben noch mehr eingehen? Es klingt immer so einfach: 'sag doch einfach ja'. Und wenn ich in Situationen bin, wo ich irgendwie getriggert bin, dann fällt mir das auch ein, aber wie geht Hingabe?"

[Dhyan Mikael:] Die Hausaufgaben sind ganz einfach: du musst es tun – ja sagen. Und ich sagte ja eingangs: das Leben gibt dir jeden Tag dazu Gelegenheit. Jeden Tag läuft irgendetwas nicht so, wie du es dir vorgestellt hast. Du stehst in der Küche, du willst ein Glas mit Wasser füllen und du lässt das Glas fallen.

Normalerweise wirst du wütend, ärgerst dich über dich selbst, aber dann: "Ich bin so, okay, ich bin so. Ich bin schusslig, ich bin vergesslich." Weißt du... diese vielen Gelegenheiten zum 'ja' sagen den ganzen lieben, langen Tag – das sind die Hausaufgaben. Und 'ja' sagen zu mir selbst, dass ich nicht 'ja' sagen kann. 'Ja' sagen zu mir, dass ich damit ein Problem habe, dass ich nicht so spirituell bin, wie ich denke, dass ich sein sollte. Das 'ja' sagen fängt ganz, ganz nah an.

Die Hausaufgaben sind, es zu tun. Ich erzähle von der Meditation. Vielleicht machst du bei solch einer Einführung mit. Du erlebst, wie schön sie ist. Aber dann... jeden Tag meditieren ist ganz einfach – du musst es nur tun. Aber was könntest du dieser halben Stunde nicht alles Tolles tun? So viele dringende Sachen. Du hast nie Zeit. Du bist viel zu langsam. Du hast so viele Sachen, die du noch erledigen musst. Und jetzt hinsetzen und eine halbe Stunde nichts tun?

Das ist alles. Meditieren, und für den Rest des Tages auch meditieren, nämlich: 'ja' sagen. Das ist alles. Und dies Üben.

[Fragende:] "Kennst du das, wenn diese Idee kommt: 'ja, ich möchte ja sagen', und mein Körper rebelliert gerade, und dann bleibt es wie da stecken. Und dann bleibt die Verspannung, mein Kopf denkt 'ja sagen', aber es ist nicht wirklich echtes Ja."

[Dhyan Mikael:] Ja. Und dann da sein, wo du da bist. Dann sitzt du da: "Ah ja. Da bin ich wieder. Ich möchte 'ja' sagen, aber ich kann nicht. Aber die Wahrheit ist: ich will nicht. Ich will nicht. Ich will nicht. Ich will 'ja' sagen, aber ich will nicht." Okay. Kann ich dazu 'ja' sagen? Zu diesem Konflikt? Zu diesem bescheuerten 'ich', die sich selbst im Weg steht? Kann ich mich so lieben, wie ich bin? Oder du meditierst, und alles ist toll. Und plötzlich kommt ein Tag, wo du feststellst: "Ich habe seit zwei Wochen nicht mehr meditiert! Ich habe es vergessen."

Kann ich mich so lieben? Wenn du dich so lieben kannst, dann kannst du auch wieder mit dem Meditieren anfangen. Wenn du dann zu dir 'ja' sagen kannst, dann kannst du weiterüben mit dem 'ja' sagen. Wenn du dann sagst: "Nein, ich finde mich doof", dann wirst du nie wieder meditieren, weil da geht es ums 'ja' sagen. Und das ist genau, wie du sagst. Ich sage immer wieder: rein praktisch, rein technisch, ist die Sache total einfach.

Ja- Es gibt nichts Einfaches als 'ja' sagen –, kein Mensch muss es dir beibringen– außer dass es da dieses kleine Hindernis gibt, das wir in uns drin tragen. Man nennt das 'Ego': all das Wichtige; all das, was verhindern will, dass ich 'ja' sage. Das ist uralt. Es ist uralt. Und das ist genau der Punkt, wo ein Jesus ins Spiel kommt. Du liest das in der Bibel, und diese alte Sprache ist so schön bildlich. Da man spürt förmlich, wie das damals geschehen ist.

Da geht es um diese Leute, die genauso ticken, wie du das gerade beschrieben hast – die so durchs Leben laufen; die nur Angst haben; die völlig unfähig sind, zu irgendetwas 'ja' zu sagen, obwohl sie es ihr Leben lang in der Synagoge gehört haben damals. Diese Leute, die so sind wie wir, die kamen zu Jesus. Und nur weil sie in seiner Nähe waren, geschah ihnen, dass sie 'ja' sagen konnten – weil sie in seiner Nähe waren. Plötzlich sagen sie 'ja'. Das, was du vorhin gesagt hast: "jetzt sitze ich hier in diesem Satsang, und deshalb scheint mir das total einfach."

Das Einfachste von der Welt.

Was soll denn daran schwierig sein? Das Einfachste von der Welt – weil du in der Nähe von jemandem bist, der 'ja' sagt, und zwar immer wieder, auch zu seinem 'nein' sagt der immer wieder 'ja'. Und dann wird es uns möglich, und dann beginnt die Pflanze zu wachsen. Am Anfang ist es fast unmöglich, dass wir es alleine machen. Und dann stolpert so ein Jesus in unser Leben oder vielmehr, wir stolpern in die Nähe von solch einem Jesus, ja, einem lebendigen Sohn Gottes; einer, der da lebt, in dieser Hingabe.

Und plötzlich erleben wir das selbst. Und dann weißt du einmal, wie es geht. Und dann fällt es dir leichter, dich daran zu erinnern. Und je länger du auf dem Weg bist, desto leichter wird es. Und irgendwann brauchst du den lebendigen Jesus nicht mehr; du bist selber einer. Swamiji sagt immer wieder: "Meine einzige Aufgabe ist es, deine eigene Seele zu deinem Guru zu machen." Das heißt: er hilft dir, so zu werden wie er. Und dann lebst du so.

Dann ist es für dich... Wisst ihr, Jesus war der normalste Mensch der Welt. Wir haben es sehr schwer, weil die Kirche ihn so überhöht hat. Der einzige Sohn Gottes – das stimmt natürlich nicht. Jesus hat das nie gesagt. Er hat nie gesagt: ich bin der einzige Sohn Gottes. Er wurde missverstanden. Er sagte: "Nur durch mich kommst du zum Herrn." Und das ist genau das, was du sagst. Er sagt: es ist so einfach, aber allein kannst du es nicht. Es ist einfach verhext. Es ist einfach, als wären wir verknotet.

Es ist so einfach. Aber dann kommst du in die Nähe von einem lebendigen Jesus, und es geht einfach. Und deswegen sagte Jesus... genau dieses Phänomen, über das wir hier die ganze Zeit sprechen. Jesus sagte: "Nur durch mich kommst du zum Herrn." Aber nicht, weil er einzigartig war. Ich bin überzeugt, dass Jesus auch seinen Guru hatte. Aber wenn er davon erzählt hätte, hätten sie ihn sofort ans Kreuz genagelt. Und wir haben ihn missverstanden.

Die Kirche hat aus ihm etwas ganz Einmaliges, Abgehobenes gemacht, als hätte es nie jemanden gegeben wie ihn, und es wird auch nie wieder jemanden wie ihn geben. Aber Jesus sprach anders, und jeder Guru spricht anders. Der sagt: ich bin nur hier, um dich, um deine Seele zu deinem Guru zu machen; um dich zu einem Jesus zu machen, damit auch du Gottes Sohn und Gottes Tochter bist. Das sind wir; wir wissen nur nicht, wie wir da hinkommen.

Am Anfang ist es fast unmöglich alleine. Und dann stolpert so ein Jesus in unser Leben, und plötzlich erleben wir das selbst. Und je länger du auf dem Weg bist, desto leichter wird es. Und irgendwann brauchst du den lebendigen Jesus nicht mehr; du bist selber einer.

[Fragende:] "Ja, aber ganz richtig ist das nicht, denn es gibt ja die Eremiten, die alleine in ihre Kraft kommen."

[Dhyan Mikael:] Ja, das ist schon wahr. Es gibt Menschen, die haben... Wir sind ja nicht zum ersten Mal in diesem Leben hier. Ich bin jetzt nicht so ein Typ, der letzte Leben sehen kann, aber es gibt Leute, die können das, und wenn ich die sprechen höre, weiß ich, das stimmt. Und wenn die in dieses Leben kommen, dann haben die es damit wirklich leicht. Die können das. Auch Swamiji hat es ja irgendwie geschafft.

Aber diese Leute müssen, deswegen sind sie Eremiten geworden, weit weg von der Gesellschaft gehen. Wir sprachen anfangs im Satsang davon, da warst du noch nicht da: darüber, wie ansteckend diese Energie der Gesellschaft ist – das normale Denken in der Gesellschaft. Und diese Leute, die dieses Wissen schon viel stärker in sich getragen haben, von Geburt an, die sind dann weggegangen, um das leben zu können. In der Gesellschaft konnten sie es nicht.

Aber das Wunder der heutigen Zeit ist, dass jetzt die Zeit gekommen ist, die wird ja schon seit Jahrtausenden vorhergesagt... Jetzt ist es normalen Menschen möglich. Jetzt können wir über so etwas sprechen, obwohl wir in der Gesellschaft leben. Wir brauchen nicht mehr in eine Höhle gehen. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo das in die Gesellschaft getragen wird, und das wird die Gesellschaft verändern und die Welt, ganz langsam und allmählich.

Die Jünger des Gurus sind dumm

[Fragender:] "Ich wollte noch etwas sagen zu dem, was du vorhin gesagt hast; zu der zu der Hingabe."

[Dhyan Mikael:] Ja.

[Fragender:] "Und ich glaube, du hast es richtig gesagt, dass ganz viele westliche Menschen skeptisch sind, aber manchmal schlägt es genau ins Gegenteil um. Also, ich habe früher viel Zen-Meditation gemacht, und da habe ich gesehen, dass ganz viele Leute auch ganz hörig sind, wie Sklaven. Also, meine Intuition hat gesagt, dass es nicht so ist, dass das der richtige Weg ist."

[Dhyan Mikael:] Ja. Das ist auch der Grund, warum wir im Westen damit solche Probleme haben.

Die Jünger eines Gurus sind dumm. Deswegen sage ich auch immer, dass ich hirnverbrannt bin. Wir versuchen zu lernen von dem Guru, aber wir wissen nicht wirklich, wovon er spricht. Und so war es bei Jesus auch. Sie haben ihn nicht verstanden. Sie haben nicht verstanden, wovon er spricht. Sie haben sich darum gestritten, wer an seiner Rechten sitzen darf, wenn sie dann irgendwann einmal im Himmel zusammen speisen. Über solchen Unsinn haben die sich Gedanken gemacht.

Die hatten keinen Schimmer von dem, wovon er gesprochen hat. Aber er hatte keine anderen, also hat er die halt genommen. Jesus hat 'ja' gesagt. Jesus hat alle genommen, wie sie sind, auch seine Jünger, auch Judas. Jesus wusste genau, was ihm blüht. Er kannte seinen Weg. Er wusste, was kommt. Er wusste, was Judas tun würde. Judas wusste es nicht. Jesus wusste es, und er sagte: "Tu, was du tun musst." Judas wusste nicht, wovon er spricht, aber er wusste es.

Und die Botschaft von Jesus wurde missverstanden, weil die Menschen um ihn herum ihn nicht verstanden haben, und so ist die christliche Kirche entstanden. Nicht, weil irgendjemand böse ist in der christlichen Kirche... Sie haben ihn einfach nicht verstanden, und daraus entstand eine Kultur des Nachahmens; eine Kultur des etwas Tuns, ohne dass man damit irgendeine Art von Verbindung hat. Man wird hörig; man tut etwas, was nicht aus mir selbst herauskommt; und das führt natürlich nur zu schlechten Dingen.

Und deswegen haben wir begonnen, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Wir wissen jetzt, dass es schlecht ist, auf jemand anderen zu hören – das glauben wir. Das stimmt natürlich nicht. Es ist schlecht, auf jemanden zu hören, der nicht vertrauenswürdig ist. Wem du vertrauen kannst, das weißt nur du. Du spürst es. Du spürst es ganz genau, wenn du ganz, ganz ehrlich bist, ja. Viele Leute reden von Dingen, die unglaublich toll klingen. Du spürst genau, dass es nicht wahr ist – aber du willst es glauben.

Du siehst im Internet eine Anzeige, irgendein Produkt, das sonst achthundert Euro kostet, wird hier für zwölf Euro verkauft, weil irgendetwas ganz unglaublich schnell geräumt werden muss, und an die hundert Ersten wird es verkauft. Du weißt, dass das nicht stimmt, aber du machst trotzdem mit, weil du es so gerne hättest für zwölf Euro. So ist es doch. Und so ist es im Leben auch. Du hast Menschen vor dir, du spürst genau... und du machst es trotzdem – weil du etwas willst.

Sie haben ihn nicht verstanden, und daraus entstand eine Kultur des Nachahmens. Man wird hörig; man tut etwas, was nicht aus mir selbst herauskommt; und das führt nur zu schlechten Dingen. Und deswegen haben wir das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

Dir wird etwas versprochen und du willst es haben. Gewusst hast du es aber besser. Ein wahrer Guru, ein wahrer Meister, tut eins und nur eins: er ermutigt dich, oder sie, wenn es eine Frau ist, immer wieder nur zu einem: "Sei dir selbst treu. Lerne, deine Seele zu spüren." Das ist das Einzige, was ich tue, all meinen Videos. Ich erzähle immer wieder davon, was ich getan habe, obwohl mein Meister etwas ganz anderes gesagt hat.

Ich habe Sachen gemacht, obwohl Swamiji etwas anderes gesagt hat, weil ich nicht anders konnte. Ich habe für manche Sachen keine Resonanz in mir gespürt und dann habe ich sie nicht gemacht. Und dadurch, dass ich mir selbst treu war, konnte ich meinen Meister hören. Es ist ein Paradox – aber du musst dir selbst treu sein, um einem Jesus zuhören zu können. Du kannst nicht jemandem vertrauen, obwohl du kein Vertrauen spürst. Wenn du das tust, gehst du in Irre, aber du bist selbst schuld.

Es hat nichts mit dem Scharlatan zu tun. Die Welt ist voller Scharlatane, überall: Staubsaugerverkäufer, Internetanzeigen, im spirituellen Bereich... das hat nichts mit Spiritualität zu tun. So ist die Welt einfach. Aber wir haben eingebaut einen Kompass in uns. Jeder hat den. Du spürst es – wenn du auf dich hören möchtest. Und da gibt es da immer die andere Seite, die sagt: "Ja, aber was, wenn es doch wahr ist? Das wäre ja schon cool, nur zwölf Euro für so ein Ding." Aber du weißt es.

Es ist ein Paradox – aber du musst dir selbst treu sein, um einem Jesus zuhören zu können. Du kannst nicht jemandem vertrauen, obwohl du kein Vertrauen spürst. Wenn du das tust, gehst du in Irre, aber du bist selbst schuld. Es hat nichts mit dem Scharlatan zu tun. Die Welt ist voller Scharlatane.

Und es gibt Leute, die sind wirklich überzeugend und die erzählen wirklich tolle Sachen – Sachen, die sogar stimmen. Aber du magst den Kerl nicht – dann höre nicht auf ihn. Und dann hörst du jemand anderen, einen total unscheinbaren Kerl, ein Bettler womöglich, einer, der gar nicht so aussieht wie ein Jesus oder so. Und der redet auch gar nicht so toll und so überzeugend, aber alles in dir geht auf. Alles in dir geht auf. Da geh hin. Da gehst du hin. Und wenn der dann halt Zen macht, dann machst du halt mit dem Zen.

Aber wenn der Gärtnern lehren würde, würdest du mit ihm gärtnern, weißt du? Das ist ganz egal, was der dann erzählt. Du bist wegen ihm da, nicht wegen dem, was er erzählt. So funktioniert es. Hör auf dich – nur auf dich. Ich sage das den Leuten auch immer wieder in meinen Videos: "Höre nicht auf mich. Probiere aus, was ich sage – wenn du es möchtest." Du hörst zu, und dann merkst du: "Ah, das klingt ja toll, das hat was; das muss ich rauskriegen. Das will ich probieren." Dann tust du es.

Und wenn du denkst: "Nein, das ist doch Unsinn", dann tu es nicht. Hör auf dich, nicht auf mich. Ich weiß nicht, was für dich gut ist. Ich erzähle dir davon, wie ich gelernt habe, zu wissen, was für mich gut ist, damit du das für dich tun kannst. Dein Leben ist anders, dein Weg ist anders. Für mich ist Swamiji das größte Geschenk, was gerade auf Erden wandelt. Für dich gibt es wahrscheinlich, oder auch nicht, ein anderes Geschenk, das in deinem Leben das Richtige anrichten wird. Du musst dein eigenes Leben leben.

Hör auf dich, nicht auf mich. Ich weiß nicht, was für dich gut ist. Ich erzähle dir davon, wie ich gelernt habe, zu wissen, was für mich gut ist, damit du das für dich tun kannst. Dein Leben ist anders, dein Weg ist anders. Du musst dein eigenes Leben leben.

[Fragender:] "Ich merke: mein Verstand macht die ganze Zeit so ein Konzept daraus, aus dieser Hingabe. Also quasi: ja, dann kriege ich keine Wutausbrüche mehr; dann schwebe ich nur noch auf Wolke sieben, und irgendwie gehe ich immer wieder diesem Konzept auf den Leim, irgendwie: 'dann musst du so und so sein, und dann spiele ich das so, oder ich versuche es, so zu spielen, wie sich mein Verstand das durch dieses Konzept zusammenreimt und so. Und ich spüre, ich bin komplett auf dem Holzweg, aber immer wieder gehe ich dem auf dem Leim."

[Dhyan Mikael:] So ist das entstanden, was ich vorhin über die christliche Kirche gesagt habe. Die Jünger Jesu hatten kein eigenes Erleben von dem, wovon Jesus sprach, also haben sie nachgeahmt. Das, worum es wirklich geht, kann man ja nicht sehen und kann man also auch nicht nachahmen. Was sieht man? Er geht sehr bewusst. Er liebt alle Leute.

Und dann macht man das halt: dann liebt man alle Leute, und das ist total krank. Das hat nichts mit Liebe zu tun. Das ist irgendetwas Kopiertes, Aufgesetztes. Das kommt vom Verstand. Das ist ein Bemühen, etwas zu tun, was ja in Wirklichkeit nur von selbst geschehen kann. Und das kommt aus diesem Nachahmen. Und das führt halt zu nichts Guten. Es geht nicht.

[Fragender:] "Ja, ich spiele jetzt eine Rolle, wie wenn ich im Geschäft eine Rolle spiele. Auf der Arbeit spiele ich die Rolle als Angestellter."

[Dhyan Mikael:] Ja, die Leute sind immer zu Soham gekommen, zu diesem einzigartigen spirituellen Lehrer, und die wollten Erleuchtung. Und was hat er ihnen gesagt? "Ja, fühle deine Gefühle. Du fühlst dich unerleuchtet, du fühlst dich dumm, okay. Kannst du dazu 'ja' sagen? Kannst du das fühlen? Kannst du dir selbst nah sein, so wie du bist?" Die wollten alle etwas anderes, und er hat sie immer wieder in die eigene Hölle geführt, immer wieder in die eigene Wüste, immer wieder in die eigene Normalität. Und das ist etwas, was man nicht begreifen kann.

Deswegen sagte ich vorhin auf deine Frage, wie das denn jetzt praktisch geht mit dem Üben: man muss es tun, immer wieder. Und dann merkst du.. Mir geht es mit der Meditation so. Ich sitze manchmal morgens da und ich meditiere, und dann geschieht etwas Neues in der Meditation – das passiert ja alles von selbst – und ich denke: "Wow..." Manchmal ist es, als würde wieder eine neue Tür aufgehen, und dann erlebst du etwas auf eine neue Weise. Du konntest es nicht tun, es passiert einfach, manchmal, ab und zu, nicht oft.

Und beim nächsten Mal, wenn ich meditiere, denke ich: "Da will ich wieder hin. Das mache ich jetzt wieder." Aber da merke ich natürlich sofort: "Moment mal"... Sobald ich das mache, merke ich, ich bin nicht hier oben, ich bin ein Stockwerk tiefer, hier (im Verstand). Und das fühlt sich völlig anders an; das ist eine ganz andere Geschichte. Und dann: "Ach ja, okay. Auch dies loslassen. Manchmal sind Menschen zu Soham gekommen und haben von ihrer Erleuchtungserfahrung gesprochen; tolle Geschichte; alle im Saal fanden diese Geschichten ganz toll.

Und was sagt Soham? "Ja, okay, vergiss es. Fang jetzt wieder an. In diesem Moment, sei so, wie du jetzt bist. Vergiss die Erleuchtung." Erleuchtung ist unwichtig, Erleuchtung ist nur eine Erfahrung. Alle Leute wollen Erleuchtung... Erleuchtung ist ein erstes Erkennen. Es ist schon toll, wenn einem das geschieht, aber es ist nicht wichtig. Es macht es eigentlich nur schwieriger, weil man es dann im Kopf hat und dann will man das immer so haben. Aber das dann vergessen: "Okay, und wie bin ich jetzt? Wie unerleuchtet bin ich jetzt gerade?

Wie dumm bin ich jetzt gerade? Ah, so dumm, okay. Ja, das kenne ich. Okay, ja, alles klar, gut, kenne ich. Ich sage 'ja' dazu. Auch heute." Das ist der einzige Weg. Man muss es einfach immer wieder probieren, und man landet immer wieder da, bei dem, was du gesagt hast. Es passiert einem immer wieder. Und immer wieder von vorne anfangen. Immer wieder an den Anfang zurückkehren. Das habt ihr vielleicht schon einmal gehört; das ist auch so ein toller spirituelles Spruch, aber so ist es. Immer wieder jetzt neu anfangen.

Jeden Morgen meditieren, als wäre es mein erstes Mal. Jedes Mal der Geliebten begegnen, als hättest du sie noch nie gesehen; deinem Mann... "wow, was ist denn das für einer? Wie ist er heute?" Normalerweise kommt er aus dem Schlafzimmer und du denkst, du wüsstest genau, wer da jetzt kommt. Stimmt aber nicht. Und das ist so schwierig. Und das jeden Tag wieder üben... jeden Tag.

Über die Einführung in die Samarpan-Meditation

[Fragender:] "Du hast am Anfang davon gesprochen, dass du selber die Meditationseinführung nicht machen kannst, sondern dass die online geschieht, und dass das heute Abend auch stattfinden wird. Haben wir darauf einen Zugriff auch außerhalb dieser Session hier?"

[Dhyan Mikael:] Es ist so... Also, heute Abend, was da heute Abend passiert, ist keine Einführung, aber es ist eine Gelegenheit für euch, mitzumeditieren, weil die Leute (die die Meditation anbieten) ganz kurz beschreiben, wie es geht. Es ist ja, wie gesagt, praktisch gesehen keine große Sache. Aber du kannst diese Einführung online machen, zum Beispiel wird sie jeden Montagabend gestreamt. Die machen jeden Montagabend eine Onlinesession, jeder kann mitmachen, und sie kostet natürlich nichts.

Ich glaube, das geht um halb sieben oder viertel vor sieben los. Und da wird solch eine Onlineeinführung gemacht, da kannst du einfach mitmachen; danach werden noch ein paar Neuigkeiten aus der Sangha verlesen, und dann, ich glaube um acht Uhr, wird gemeinsam meditiert; da kann man da auch gleich gemeinsam mitmeditieren, online. Und da kannst du die Einführung direkt mitmachen. Da brauchst du nicht auf irgendeine Aufzeichnung warten.

Und ich habe... Wie gesagt, da hinten an einem dieser drei Aufsteller da, da habe ich einen QR-Code, den kannst du scannen oder auch die die URL abfotografieren. Das ist die Seite, wo du die Termine und die Zugänge dafür findest, wie das online geht am Montagabend. Du kannst dich da informieren. Und heute Abend, wenn ich es technisch hinkriege... ich teste das nachher noch... Wenn es technisch klappt hier im Haus, dann streame ich die Meditation um 18 Uhr und dann kannst du einfach mitmeditieren.

Und wie gesagt, diese Einführung, die man da machen soll, das ist eine völlig harmlose Sache, da kauft man keinen Staubsauger oder so. Das ist völlig harmlos und normal. Es ist interessant. Ich habe das vor sieben Jahren mitgemacht und ist einfach eine schöne Geschichte, und dann weiß man, was es mit dieser Meditation auf sich hat. Und dann kann man sie einfach machen. Habt ihr sonst noch Fragen?

Soll ich wirklich alles ausleben?

[Fragender:] "Du hast in einem deiner Videos, oder mehrere Mal gesagt: das Wichtigste, was du bei Soham gelernt hast, oder eins der wichtigsten Dinge, war, dass er dir gesagt hat, dass du an dich denken musst; also, dass du die Sachen machen musst, die du... Also, du sollst nicht an andere denken, an deine Frau, dass es der gut geht, sondern du sollst an dich denken. Ist damit gemeint, dass ich wirklich alle meine Marotten und alles, was ich bei mir eigentlich gar nicht so schätze, trotzdem auslebe? Ich weiß, dass es eigentlich dem anderen nicht guttut."

[Dhyan Mikael:] Nun, das ist ein Thema, wo es auch gründliche Missverständnisse gibt, deswegen rede ich immer wieder gern davon. Gerade Christen haben es damit besonders schwer. Im Christentum wird die Nächstenliebe hochgehalten, weil wir gesehen haben, wie Jesus gelebt hat. Aber wir wissen nicht, wo die Nächstenliebe herkam, die da aus Jesus floss.

Und das hat mir halt Soham beigebracht. Ich dachte, der hat ein Rad ab. Eines Tages sagte er zu mir... Das war so: ich erzählte ihm eines Tages, wie schön ich das mit meiner Freundin finde. Ich liebte die einfach und ich habe mich sie gesorgt und habe geguckt, dass es ihr gut geht, und habe geschaut, dass ich nichts falsch mache und dass ich einfach ein guter Partner für sie bin.

Und ich dachte, das ist toll, ich war richtig stolz darauf. Und dann sagt er zu mir: "Mikael, tu das nicht. Schau nur auf dich. Achte nur auf dich. Schau nur, wie es dir geht." Ich dachte, der spinnt. Ich dachte, das kann ja wohl nicht sein. Und ich war überzeugt davon: das ist falsch. Ich wusste: das stimmt nicht. Also, so fühlte ich mich.

Und ich habe es ignoriert. Das sagte ich ja. Ich war mir selbst treu, und das ist der Grund, warum ich immer noch bei ihm bin. Wenn ich damals auf ihn gehört hätte, obwohl ich das nicht geglaubt habe, wäre ich früher oder später weggegangen von ihm. Das geht nicht... Du kannst nicht bei jemandem sein, bei dem du dir nicht treu bist.

Das ist das Ende jeder Partnerschaft, und das ist das auch das Ende jeder spirituellen Beziehung. Aber ich war mir treu, und deswegen habe ich weiter von ihm gelernt – die Sachen, die ich glauben konnte. Und dann habe ich von ihm immer mehr gelernt, mich selbst zu lieben; immer mehr gelernt, auf mich selbst zu achten. Bei meiner Freundin habe ich das nicht gemacht, da war ich immer der gute Partner, aber im Rest des Lebens habe ich das immer mehr gelernt.

Und irgendwann... die Beziehung war längst zu Ende... Irgendwann, ohne dass ich das gemerkt habe, ohne dass ich mich dazu entschlossen hätte, habe ich mich dann auch mit Frauen so verhalten. Ich wusste davon aber nichts, weil das dann so normal für mich geworden war. Und dann hatte ich einmal ein Erlebnis. Ich war mit einer Frau zusammen.

Wenn ich damals auf ihn gehört hätte, obwohl ich das nicht geglaubt habe, wäre ich früher oder später weggegangen von ihm. Das geht nicht... Du kannst nicht bei jemandem sein, bei dem du dir nicht treu bist. Das ist das Ende jeder Partnerschaft, und das ist das auch das Ende jeder spirituellen Beziehung.

Wir hatten Sex miteinander, wir haben geschmust, wir hatten es schön miteinander, aber ich habe nur auf mich geachtet. Mit meiner mit meiner Aufmerksamkeit war ich nur bei mir. Ich habe immer gespürt: was mag ich jetzt? Was ist jetzt für mich dran? Was ist jetzt für mich nicht mehr dran? Wie fühle ich mich gerade? Und ich habe einen Tanz erlebt, eine Harmonie, ein gegenseitiges Verstehen... Ich habe erlebt, wie immer dann, wenn ich... Es gab eine Situation, wo ich gemerkt habe: "Oh, jetzt habe ich genug, jetzt will ich einmal innehalten."

Es war ganz toll, man hätte ewig so weitermachen können, aber ich habe gemerkt: "Nein, jetzt ist mir nach etwas anderem." Also habe ich innegehalten. Und dann sagte sie zu mir: "Wow, das ist so cool. Gerade habe ich mir überlegt, wie ich dir sagen kann 'jetzt mal etwas anders', und dann machst du das." Und das habe ich dann immer wieder erlebt, immer wieder. Und dann habe ich gemerkt: die wahre Verbindung zum anderen ist durch mich hindurch. Wenn ich gelernt habe, bei mir zu sein, mich zu spüren, mich wahrzunehmen, dann bin ich dadurch mit anderen in Verbindung.

Das ist praktisches Erleben, dass wir eins sind. Eins sein da oben (im Kopf) ist furchtbar. Aber wenn du lernst, dir selbst nahe zu sein, immer näher, dann erlebst du plötzlich, dass du mit den anderen Menschen in vollkommener Harmonie und Resonanz bist. Du weißt, was gerade dran ist, und das ist für sie genau das Richtige, obwohl du dir gar keine Gedanken darüber gemacht hast, was für die das Richtige ist. Und da wusste ich dann: "Das hatte er damals gemeint, vor zehn Jahren, als ich ihm nicht glauben konnte. Davon sprach er!" Aber ich musste es selber lernen.

Deswegen sage ich jedem: sei dir immer treu. Weißt du, wenn ich heute etwas sage und du denkst, das ist bekloppt, dann höre nicht drauf. In zehn Jahren machst du vielleicht genau das, wovon ich gesprochen habe, aber dann hast du es auf deine Weise entdeckt. Wir entdecken das Leben, indem wir uns selbst treu sind. Und es gibt da natürlich ein Missverständnis bei dem, was du gerade gefragt hast: das heißt nicht, dass ich meinen ganzen Wahnsinn auslebe. Das Einzige, wovon ich spreche, ist, wahrnehmen, was ist – in mir drin. Das heißt nicht, dass ich es tun muss.

Und dann habe ich gemerkt: die wahre Verbindung zum anderen ist durch mich hindurch. Wenn ich gelernt habe, bei mir zu sein, mich zu spüren, mich wahrzunehmen, dann bin ich dadurch mit anderen in Verbindung. Das ist praktisches Erleben, dass wir eins sind.

Wenn ich beginne, mich selbst wahrzunehmen, dann nehme ich alles Mögliche in mir wahr. Ich nehme wahr diese ganzen absurden Wünsche und Gelüste, die man so hat. Du weißt genau, Schokolade ist nicht gut für dich, aber du isst diese Tafel trotzdem auf. Es ist ja alles in mir. Aber wenn ich die Dinge mit so viel Bewusstheit tue, wie ich nur kann, die Dinge, die ich nun einmal tue, auch wenn ich weiß, dass sie irgendwie bekloppt sind, dann ändert sich etwas. Dann lernt man auf die natürliche Art und Weise. Und der Verstand glaubt: "Ja, wenn ich das tue, dann mache ich nur Unsinn.

Dann mache ich nur Sachen, die für andere schlecht sind." Wir können uns intellektuell nicht vorstellen, was es heißt, bewusst zu sein. Wir wissen nicht, was wir wirklich wahrnehmen, wenn wir dann einmal mit unserer Aufmerksamkeit bei uns sind. Wir wissen nur, was wir da oben denken; das hat aber nichts mit Wahrnehmung zu tun. Wenn du beginnst, dich selbst wahrzunehmen, dann beginnt eine Art göttlicher Autopilot, dich zu steuern. Der passt ganz gut auf.

Dann hast du vielleicht diese Gelüste, die du immer hattest und die du ausgelebt hast und mit denen du nur Unheil angerichtet hast. Und dann nimmst du die natürlich wahr. Aber du nimmst plötzlich auch ganz andere Sachen wahr. Du spürst viel mehr als früher, und dann regelt sich das alles von selbst. Man muss es erleben. Man muss es einmal wagen, dieses Risiko einzugehen, alles falsch zu machen, und dann merkt man: das ist nicht passiert. Da geschehen andere Dinge. Aber man muss es einmal machen. Man muss einmal das Risiko eingehen. Und deswegen ermutige ich dich immer wieder dazu.

Wir entdecken das Leben, indem wir uns selbst treu sind.

Spiritualität ist etwas ganz Normales

Ich kann es ja gar nicht fassen, dass ihr überhaupt zuhört. Das ist so schön; es ist wirklich toll. Das habe ich bei Soham auch immer wieder erlebt. Ich sagte ja: er ist so ein normaler Typ. Und zu ihm kamen die normalen Leute. Zu ihm kamen die normalen Leute, die ganz einfachen, normalen Leuten. Der Buchhalter mit seiner Aktentasche kam in München immer abends, und ich war immer so berührt, weil da die normalen Leute kamen, die dieses ganz normale Leben leben. Spiritualität ist etwas Normales.

Es hat nichts mit Om-Singen zu tun und mit irgendwelchen abgehobenen, neuen Gewohnheiten. Spiritualität ist etwas ganz Normales. Davon hat Soham erzählt, und davon erzähle ich jetzt auch. Swamiji ist auch so normal. Die meisten Menschen haben mit ihm Schwierigkeiten, weil alle um ihn herum Inder sind, und er ist halt in diese indische Kultur eingebettet, und die machen halt die Sachen auf die indische Art und Weise. Und wenn man das als Westler sieht, dann rollt es einem die Zehennägel hoch manchmal. Da sagt man: da will ich nicht mitmachen.

Aber er sagt immer wieder: das Einzige, was ich bringe, ist die Meditation. Der ganze Rest kommt von anderen. Und er macht natürlich mit, weil er in der Kultur lebt. Jesus hat bei den jüdischen Dingen mitgemacht, weil er in der Kultur lebte. Er war kein Jude. Er war Sohn Gottes. Er hat seinen eigenen Weg gefunden. Dafür haben sie ihn dann ans Kreuz genagelt. Aber diese ganzen Äußerlichkeiten sind nicht wichtig. Ja, der spirituelle Weg ist das Natürlichste, das Normalste der Welt. Und die wirklich spirituellen Leute, die erkennt man kaum.

Spiritualität ist etwas Normales. Es hat nichts mit Om-Singen zu tun und mit irgendwelchen abgehobenen, neuen Gewohnheiten. Spiritualität ist etwas ganz Normales.

Habt ihr noch eine Frage? Ich vergesse immer die Zeit, deswegen habe ich mein Handy dabei. Ja, eine Minute haben wir noch, also eure Chance für diesen Satsang, wenn ihr noch eine Frage habt, dann nutzen wir die Minute noch.

Ansonsten ist heute Abend, wie gesagt, der Satsang, wo ich versuche, diese Meditation zu streamen. Ich nehme an, das klappt. Und ansonsten habe ich morgen noch zwei Satsangs. Wenn ihr wollt: ich habe da hinten meine Newsletter-Liste ausliegen, ihr könnt euch eintragen; ich verschick alle ein bis zwei Wochen einen Newsletter... falls ihr ihn noch nicht bekommt, könnt ihr euch da eintragen.

Ich freu mich, dass ihr da seid. Vielen Dank, dass ihr gekommen seid. Vielen Dank.