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Was
ändert sich?

Interview durch Mona Lange vom 12. April 2024.
Deutsch mit deutschen und englischen Untertiteln.

Themen: Was wirklich geschieht, bleibt uns verborgen. Wir sind der Same für einen riesigen Baum. Du musst es nicht alleine tun. Wir brauchen uns nicht zu fürchten. Sich verlieben in etwas Unmögliches. Was weggefallen ist, wird nicht mehr erinnert. Es ist wie eine Umkehr. Empfindsamer werden. Wenn das Interesse am Außen schwindet. Sich selbst näher, und damit der Welt. Es zählt nur das eigene Erleben. "Schau nicht auf die Dunkelheit der Welt". Das Leben wird immer wundersamer. Die Zeit der Apokalypse. Zwei Wirkungen der Samarpan-Meditation.

Über dieses Video:

Manchmal entwickelt sich in einem Gespräch ganz von selbst ein Tiefgang, der einfach nur erstaunlich ist, und so war es für mich in diesem Interview, das Mona Lange mit mir führte.

Die Frage war: was sich ändert im Leben und im Erleben, wenn man auf dem spirituellen Weg geht – ein großes Thema, und eigentlich ist es unmöglich, dem in ein oder zwei Stunden gerecht zu werden; und doch ist im Verlauf unseres Gespräches die Antwort wie eine Gestalt sichtbar geworden, ganz von selbst.

Die Gespräche mit Mona sind besonders, weil wir beide auf völlig unterschiedliche Weise auf unseren Weg gekommen sind, und doch teilen wir dieselbe Hingabe an und dasselbe Vertrauen in das, was hier geschieht. Jeder Mensch, das wird auch in diesem Interview wieder deutlich, erlebt es anders. Jeder Mensch muss für sich selbst entdecken, wovon hier gesprochen wird. Und doch... irgendwie erkennt es ein jeder, sobald man davon spricht.

Links zu den Themen in diesem Video:

(weiter unten gibt es die vollständige Abschrift).

  1. Was wirklich geschieht, bleibt uns verborgen

  2. Wir sind der Same für einen riesigen Baum

  3. Du musst es nicht alleine tun

  4. Wir brauchen uns nicht zu fürchten

  5. Sich verlieben in etwas Unmögliches

  6. Was weggefallen ist, wird nicht mehr erinnert

  7. Es ist wie eine Umkehr

  8. Empfindsamer werden

  9. Wenn das Interesse am Außen schwindet

  10. Sich selbst näher, und damit der Welt

  11. Es zählt nur das eigene Erleben

  12. "Schau nicht auf die Dunkelheit der Welt"

  13. Das Leben wird immer wundersamer

  14. Die Zeit der Apokalypse

  15. Zwei Wirkungen der Samarpan-Meditation

Vollständiger Text zum Mitlesen:

[Mona:] Hallo lieber Mikael.

[Dhyan Mikael:] Hallo liebe Mona, grüß dich.

[Mona:] Ich freue mich, dass du da bist und dass wir miteinander ein Gespräch führen. Du hast mir wieder die freie Auswahl gelassen, und mein Thema ist sehr, sehr stark der Himmel. Wir haben ja letztes Mal schon über den Himmel gesprochen, und ich merke, ich würde gerne diese Transformation vertiefen, die geschieht mit den Menschen, wenn sie diesen Weg gehen; diese Verbindung zum Himmel.

Ich merke, dass wir als Menschheit den Himmel noch nicht ausreichend realisiert haben, und auch gar noch gar nicht so richtig spüren können, was das bedeutet. Und vielleicht können wir ein bisschen darüber sprechen, was dieser Weg an Veränderung in dein Leben gebracht hat; wie sich dein Leben verändert hat– auch meins –, und wo vielleicht auch Fallstricke sind. Also, mir geht es um die Transformation, die durch diese Verbindung, die du hast, die ich auch habe, in uns entsteht, auf eine sehr natürliche Weise.

Was wirklich geschieht, bleibt uns verborgen

[Dhyan Mikael:] Was für ein Thema, ein sehr großes Thema. Ja, gerne. Ich finde es toll, diese Überraschungsthemen, denn wenn ich vorher nicht weiß, worum es geht, dann ist das, was jetzt passiert, wirklich spontan und authentisch, und das gefällt mir einfach total.

Ja, es ist ein großes Thema, da kann man jetzt von verschiedensten Seiten darauf blicken. Ich würde einmal mit Folgendem anfangen, aus meiner Erfahrung, dass das, was wirklich geschieht bei dem, was du Transformation nennst, und diese ganzen Veränderungen im Leben... Wir werden heute Abend sicherlich über einiges sprechen, da bin ich mir sicher, aber ich muss sagen: Was wirklich geschieht, bleibt uns verborgen.

Auch ich muss sagen: was wirklich geschieht mit mir, mit der Welt, das können wir noch gar nicht begreifen; also nicht nur die Menschen, die erst am Anfang stehen, sondern auch die Menschen, die mittendrin sind, oder am Ende, oder wo auch immer. Wir können eigentlich nur staunen, die ganze Zeit. Jeden Tag bin ich wieder aufs Neue erstaunt, was jetzt wieder geht und was sich jetzt wieder verändert.

Was wirklich geschieht, bleibt uns verborgen.

Das ist nicht wie ein Mathebuch, das man durchliest und dann ein paar grundlegende Dinge versteht, und dann weiß man, wie Mathe geht, sondern... Das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, aber ich habe das Gefühl: ich weiß immer weniger von dem, worum es hier überhaupt geht. Vielleicht lachst du jetzt, weil ich ja stundenlang Videos darüber mache und jede Menge darüber sage, aber eigentlich weiß man immer weniger, und das Staunen wird immer mehr, und dadurch wird die Offenheit immer größer für das, was man nicht kennt.

Ich möchte es einmal vergleichen damit, wenn man verliebt ist; wenn man sich in einen anderen Menschen verliebt. Am Anfang kennt man den anderen Menschen nicht. Osho, ein indischer Guru, der im Westen sehr bekannt war, der hat es einmal so gesagt: "Im anderen Menschen, den wir lieben, erleben wir Gott: das große Unbekannte." Wenn wir uns verlieben, wenn wir den anderen Menschen kennenlernen, dann wissen wir nichts von dem Menschen, und er ist so schön und so unergründlich, und wir staunen die ganze Zeit.

Und das verfliegt dann alles, weil wir dann, nach einigen Monaten oder nach ein paar Jahren, glauben, den anderen zu kennen, was natürlich überhaupt nicht stimmt; aber wir haben uns selbst vom anderen ein Bild gemacht. Dadurch verfliegt das Staunen. Wir können die Schönheit und die Unendlichkeit und all das, was wir nicht sehen und wissen können, das können wir nicht mehr wahrnehmen, und dann wird es langweilig. Aber so geht es mir auf diesen spirituellen Weg: ich kann nur staunen.

Ich kann überhaupt nicht sagen, dass ich mehr weiß oder so. Das fällt mir spontan dazu ein, wenn wir darüber sprechen, über diesen Weg, was sich da verändert mit dieser Transformation.

Wir sind der Same für einen riesigen Baum

Swamiji, mein indischer Guru, der die Samarpan-Meditation bringt, von der ich so gerne spreche, der hat das Bild eines Samenkorns genommen. Wir sind ein Same. Wir sind der Same für einen riesigen Baum, und damit aus diesem Samen der Baum wird, müssen wir sterben. Der Same stirbt. Der Samen muss, wenn er beginnt zu keimen, 'ja' sagen zu seinem eigenen Tod, und der Same weiß nicht, dass er gar nicht stirbt. Er weiß nicht, dass er zu unglaublicher Größe sich entfaltet.

Für den Samen, der da tief unten in der dunklen Erde steckt, ist es wirklich ein Tod. Er muss sagen: "Okay, ich löse mich jetzt auf." Und er weiß überhaupt nichts von dem, was kommt. Und so sind wir auch. Das ist das eine, was diesen Weg so besonders macht und für manche Menschen auch schwierig: man kann nichts darüber wissen, und muss trotzdem oder will trotzdem von ganzem Herzen 'ja' sagen, obwohl man überhaupt nichts davon weiß.

Wir sind ein Same.

Wir sind der Same für einen riesigen Baum, und damit aus diesem Samen der Baum wird, müssen wir sterben.
Der Same stirbt.

[Mona:] Ja, und genau das, was du von dem Samen beschreibst, genau das ist ja die Transformation, die stattfindet, und ich fand das schön, was du von dem Verliebtsein angesprochen hast. So wie ich es erlebe, hört dieser Glanz des Verliebtseins nicht auf. Das ist an diesem Weg, glaube ich, das Schöne. Das ist immer wieder neu verliebt sein in das Neue, was sich zeigt; immer wieder neu beglückt sein, neu begeistert sein.

Und ja, je weiter wir kommen, desto weniger wissen wir, und wir haben auch gar nicht mehr das Bedürfnis, etwas zu wissen, weil das Wissen ja, so wie du es auch bei der Liebe beschrieben hast, fast schon tödlich ist für dieses beglückende Gefühl dieser Freude und dieser Liebe. Und trotzdem geschieht ja ganz viel mit uns auf dem Weg; also, dieser Prozess des Sterbens, und gleichzeitig die Geburt des Neuen. Das sind ganz viele Veränderungen, die sich teilweise entsetzlich anfühlen und trotzdem in einen immer schöneren Zustand führen. So erlebe ich es zumindest.

[Dhyan Mikael:] Naja, das schreckt die Leute oft ab, wenn sie hören: das kann auch sehr entsetzlich sein.

Es ist so: das, was man auf diesem Weg, den man den spirituellen Weg nennt, entdeckt... da, wo man hineinwächst, ist etwas ganz ganz Subtiles; etwas unglaublich Stilles in einen drin.

Der Weg dorthin... Das Einzige, was dafür notwendig ist, ist, dass man empfindsamer wird. Man wird innerlich immer stiller, und in dem Maße, wie man stiller und empfindsamer wird, kann man dieses Subtile – das, was das einzig Wirkliche ist, das entdeckt man dann –, immer mehr spüren. Aber: je empfindsamer wir werden, desto mehr spüren wir. Wir spüren alles. Normalerweise sind wir Menschen die sehr laute Welt gewöhnt. Wir kennen eigentlich nichts als Ablenkung, den ganzen Tag.

Wir tun das aus Gewohnheit, aber auch, um uns von all den Dingen abzulenken, die wir in Wirklichkeit nicht fühlen wollen oder auch nicht können. Es gibt viele Menschen, die haben Dinge in sich, die können sie noch nicht fühlen. Und wenn ich dann auf den spirituellen Weg gerate und beginne, zu meditieren oder wie auch immer, für dich war es anders, dann wird man allmählich feinfühliger, empfindsamer, und dann beginnt man all diese Sachen zu spüren.

Und das ist das einzig Schreckliche daran: dass man dann beginnt, Dinge zu fühlen, mit denen man nicht vertraut ist. Nichts von all dem ist wirklich schrecklich. Selbst das größte Trauma ist in Wirklichkeit nicht schrecklich, aber wir wissen das nicht, und wir müssen uns dem dann sozusagen stellen. Das ist die einzige Schwierigkeit. Das, was es da zu fühlen und zu erleben gibt, ist alles okay, aber wir haben unglaubliche Widerstände dagegen.

Das ist die Schwierigkeit auf diesem Weg, sonst nichts. Es gibt keine eigentliche Schwierigkeit. Es ist nicht so, als gäbe es eine unglaublich schwierige Matheaufgabe, vor der man sich fürchten müsste. Es ist nur, dass wir beginnen, Dinge wahrzunehmen in uns, die uns unbekannt sind, und von denen wir fest davon überzeugt sind, dass sie für uns nicht handhabbar sind. Und ganz, ganz langsam findet man dann heraus, dass das alles nicht stimmt, aber das dauert halt eine Weile.

Der Weg dorthin...

Das Einzige, was dafür notwendig ist, ist, dass man empfindsamer wird.

[Mona:] Ja, vor allen Dingen am Anfang dieses Weges, wenn man also dann auf Traumata und so etwas stößt, ist man ja auch noch sehr stark mit sich und seiner Geschichte identifiziert. Da ist der Kopf noch aktiv, der einem dann ständig immer wieder die selben entsetzlichen Geschichten erzählt, und zunächst glaubt man das alles ja auch.

[Dhyan Mikael:] Ja, man kennt ja nichts anderes. Man glaubt das alles.

[Mona:] Man ist einem großen Schmerz, einem großen Leid ausgesetzt, und dabei erkennt man am Anfang noch nicht, dass all das sich auflöst und dass es sich zeigt, damit es sich erlösen kann, damit wir immer mehr in diese schöne göttliche Wahrheit finden. Und das ist eben ein Prozess da hin, und das kann... Also bei mir, da ich sehr unbedarft war am Anfang und eben auch nicht unbedingt die besten Begleiter hatte, die das schon so wussten... da kann man auch lange drin stecken, je nachdem, was im Leben eben geschehen ist.

Du musst es nicht alleine tun

[Dhyan Mikael:] Ich kenne auch Menschen, die haben sehr gute Begleiter, aber es dauert manchmal eine Weile. Aber wir haben ja Zeit. Dieses ganze Leben ist genau dafür da. Deswegen... du sprachst gerade über Begleiter. Viele Menschen wissen nicht, was zum Beispiel ein spiritueller Meister oder ein Guru überhaupt soll; was die Aufgabe von solchen Medien ist.

Und im Grunde ist es genau das, was du gerade gesagt hast: das sind Menschen, die schon da sind und die wissen – die aus eigenem Erleben wissen, und deswegen hat es auch solch eine Kraft –, dass das alles gut ist und alles einfach ist. Und das gibt einem... man borgt sich sozusagen – das passiert automatisch – diese Zuversicht, und dann hat man plötzlich den Mut für Dinge, man wird da durchgetragen, die man alleine nicht so leicht handhaben könnte.

Ich erinnere mich... ich habe natürlich, wie so viele Menschen auch, mein Trauma in diesem Leben erlebt, und als es bei mir irgendwann hochkochte... damit begann eigentlich mein spiritueller Weg damals, und ich hatte dieses Glück... Ich hatte damals einen Therapeuten, und der war...und ich hatte so ein Glück... der war durch und durch angekommen. Das war ein erleuchteter Mensch, ein bescheidener, unscheinbarer Mensch; aber der lebte im Himmel. Der war schon seit Jahrzehnten mit einem Guru zusammen, und war so ein guter Therapeut.

Und als ich mein Trauma entdeckt und ausgepackt habe... der war überhaupt nicht berührt davon. Für den war es überhaupt kein Ding. Der war einfach ganz echt in diesem Wissen, dass das alles okay ist; dass es da überhaupt kein Problem gibt. Und so etwas hätte er mir natürlich nie sagen können, aber seine Energie, die hat mich so ermutigt und so geöffnet für das, was ich da in mir zu fühlen und so verarbeiten und zu lieben und anzunehmen hatte, und dann war das so eine Unterstützung.

Man muss es nicht alleine machen. Es gibt Menschen, die werden da ganz alleine hineingeschubst. Wenn ich deine Geschichte richtig verstehe, dann war das bei dir ja so, und bei mir war es ganz anders, obwohl ich nie die Unterstützung von anderen gesucht habe. Ich habe auch nie einen spirituellen Meister gesucht und auch nie einen Guru gesucht, und beide habe ich heute. Und das hat es mir so viel leichter gemacht. Aber ich habe es mir ja nicht gesucht. Es ist halt so geschehen.

[Mona:] Eine Gesetzmäßigkeit kann ich da vielleicht weitergeben – das wirst du, denke ich, auch bestätigen –, dass selbst wenn es sich einmal furchtbar anfühlt, dass sich für uns immer nur so viel zeigt, wie wir auch tragen können. Ich habe dann zwar Phasen gehabt, wo ich dachte, das geht überhaupt nicht, aber das geht. Da ist die geniale Führung da. Das kann mal heftig sein, aber es ist immer... wir überleben das. Also, es ist immer zu tragen. Es kommt nicht mehr, als wir tragen können.

Wir brauchen uns nicht zu fürchten

[Dhyan Mikael:] Ich kann das bestätigen. Alles, dem wir begegnen, zu dem können wir 'ja' sagen. Und wir brauchen uns nicht fürchten. Es gibt Leute, die daran zerbrechen, aber die zerbrechen an ihrer Angst davor, und nicht an dem, was da kommt. Die haben den festen Glauben, das bringt mich um, und dann ist es schwierig. Aber wenn ein Mensch das große Glück hat, da wirklich 'ja' sagen zu können, dann wird er da hindurchgetragen. Das ist unglaublich. Und ich kann das voll und ganz bestätigen, was du sagst.

Alles, dem wir begegnen, zu dem können wir 'ja' sagen.

Und wir brauchen uns nicht fürchten.

[Mona:] Und das erkennt man in dem Moment nicht, aber ein gewisses Zerbrechen ist manchmal auch notwendig, damit das Höhere sich zeigen kann. So kann ich es von mir sagen. Erst dadurch haben sich wirklich diese Dimension, diese unglaubliche Dimension, geöffnet. Das denkt man in dem Moment zwar nicht, aber tatsächlich, das merke ich jetzt in unserem Gespräch, es ist wichtig für Zuschauende und Zuhörende, die Botschaft rüberzubringen: selbst wenn es heftige Situationen gibt, die Zuversicht zu haben, durchzugehen.

[Dhyan Mikael:] Ja, und: keine Konzepte dabei haben. Jeder spürt selbst, was jetzt gerade dran ist. Manche Leute möchten da alleine sein, andere Leute möchten sich Hilfe suchen, manche möchten mit Therapie anfangen. Es gibt nichts Unspirituelles.

Ich ermutige die Menschen immer dazu, dem eigenen Gefühl zu folgen. Manchmal ist man verzweifelt und will Hilfe, und dann sucht man sich Hilfe. Oder man will sich ablenken. Ja gut, dann lenkt man sich halt ab. Da gibt es nichts, was man tun muss und andere Sachen, die man nicht tun darf. Und wenn man das tut... wenn man einfach ganz authentisch macht, wonach einem jetzt gerade ist, mit diesen schwierigen Dingen, dann kann nicht wirklich etwas schief gehen, auch wenn es sich, genau wie du sagst, wirklich schrecklich anfühlt.

Aber das ist ja gerade das, was dabei zerbricht; das, was sich auch so schmerzhaft anfühlt: wir haben so viele Überzeugungen, wir glauben so viele Dinge, von denen wir in Wirklichkeit überhaupt nichts wissen. Und jedes Mal, wenn so eine Überzeugung losgelassen wird, stirbt ein Teil von mir. Das nennt man 'Ego': die Vorstellung, die ich von mir habe, und die Vorstellung, die ich von der Welt habe, und von anderen Menschen. Und immer mehr merke ich, dass eigentlich nichts von all dem stimmt.

Dann bleibt immer weniger von mir übrig, und am Schluss weiß ich gar nichts mehr. Dann ist es, als wäre von mir selbst nichts mehr übrig. Das ist der einzige Schmerz. Und wenn man sich da einmal daran gewöhnt hat, dann geht es eigentlich ganz einfach. Am Anfang ist es sehr seltsam für manche Menschen, das stimmt schon.

Jedes Mal, wenn so eine Überzeugung losgelassen wird, stirbt ein Teil von mir.

Das nennt man 'Ego':
die Vorstellung, die ich von mir habe, und die Vorstellung, die ich von der Welt habe, und von anderen Menschen.

[Mona:] Und selbst wenn nichts mehr von uns übrigbleibt – das denken dann manche auch irgendwie: das geht ja nicht – das, was wir dann spüren, ist diese Regung aus dem Tieferen, aus der Wesenhaftigkeit heraus, aus dem Subtileren heraus. Und du hast es auch so schön betont, wie wichtig es ist, den eigenen Weg zu finden: was man in Anspruch nimmt, oder ob man alleine bleibt. Also, für mich war es dann auch, tatsächlich zu lernen, mir zu vertrauen: dem zu vertrauen. Selbst wenn sich das noch so seltsam anfühlt: dem zu vertrauen, wie es mir aus dem Inneren heraus zumute ist.

Sich verlieben in etwas Unmögliches

[Dhyan Mikael:] Ja. Und deswegen ist es für manche Menschen auch so ein Schlüssel, einen Meister oder einen Guru zu haben. Man muss sich das so vorstellen... dir ist es ja nicht geschehen, aber mir zweimal. Und es ist, als würde man sich in etwas vollkommen Unmögliches verlieben, aber man hat keine Wahl. Man erlebt, wie man 'ja' zu etwas sagt, was man nicht verstehen kann; was sich vollkommen verkehrt und hirnverbrannt anfühlt.

Ich meine, einen Meister zu haben oder ein Guru, das ist wirklich wie verbrannt werden, so fühlt es sich manchmal an. Man gibt sich komplett auf, aber man kann gar nicht mehr anders. Der Guru will nicht, dass man sich aufgibt... das klingt jetzt wieder so seltsam; aber so fühlt es sich innerlich an. Das passiert alles nur in einem drin. Das ist wie eine automatische Hilfe in diesem Prozess des Loslassens und der Hingabe.

Und dann hast du diesen Gott vor dir, so fühlt es sich an... Weißt du, wir sind ja Christen, die meisten von uns. Wir sind zumindest christlich aufgewachsen, in einem christlichen Umfeld, und dann stellt man sich so gerne vor: "Ja, Jesus, wenn der hier wäre, das wäre cool, dem würde ich folgen." Aber dann kennt man jemanden, der einen Guru hat, und dann denkt man, der ist bekloppt; der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Das denken die Leute so, und das denkt man von sich selber dann auch. Man hat solch eine romantische Vorstellung von zum Beispiel Jesus, oder: "Ja, wenn Buddha da wäre"..., aber wenn es einem dann wirklich passiert, oder wenn man Menschen erlebt, denen das geschieht, dann fühlt es sich verkehrt an und komisch und völlig verrückt.

[Mona:] Ja, aber das, was du beschrieben hast... im Grunde genommen ist es mir auch passiert, nur dass ich es nicht als einen lebenden Menschen gegenüber hatte, sondern: in dem Moment, als mein Mann starb, ist mir das begegnet, und in das habe ich mich verliebt, gerade wo du das sagst. Und diese Erinnerungen daran war so stark; die war immer als Referenz da.

Und mein Verstand hat natürlich auch gesagt: "Du bist vollkommen verrückt, auf diese Erinnerung dein Leben abzustimmen. Wie geht denn so etwas?" Aber das ist genau... Es geht ja auch nicht um diesen Menschen, selbst wenn es natürlich einfacher ist. Du hast einen Menschen in der Verkörperung als Guru. Es geht ja um diese Kraft.

[Dhyan Mikael:] Genau, und jeder wahre Guru sagt: "Ich bin nur so lange hier, bis du zu deinem eigenen Guru geworden bist"; bis das in dir, von dem du gerade sprichst, Mona, bis du das selber spüren kannst.

[Mona:] Genau.

[Dhyan Mikael:] Und bis du merkst: "Ah, das ist mein Kompass!" Und dann braucht man den Guru da draußen nicht mehr. Der bleibt trotzdem da, der hat damit überhaupt kein Problem; aber dann weiß man, wovon er die ganze Zeit gesprochen hat. Und du hast es allein gemacht, und es gibt einige Menschen, die müssen das alleine machen. Und es gibt einige Menschen, die machen es mit jemand anderem, wie ich zum Beispiel. Das ist alles das Gleiche.

Was weggefallen ist, wird nicht mehr erinnert

[Mona:] Was ich jetzt gerne noch ein bisschen herausarbeiten würde: was hat sich in deinem Leben dadurch verändert? Vorher, hinterher... Also, du gehst ja jetzt schon lange, und ich auch, wir gehen beide schon länger, du noch viel länger, diesen Weg. Was hat sich verändert? Was hat sich verschoben?

[Dhyan Mikael:] Es ist so eine gute Frage, die so schwer zu beantworten ist. Ich möchte zwei Sachen dazu sagen. Das eine ist: ich habe immer mehr das Gefühl, dass sich überhaupt nichts verändert hat. Weißt du, das ist ganz komisch. Das, was sich verändert... ich würde es mal so sagen: das, was alles weggefallen ist, ist weg. Das kann man nicht mehr erinnern. Oder man erinnert es normalerweise nicht mehr; nur ab und zu mal, als würde das aus dem Blickfeld geraten.

Davon weiß man da nichts mehr. Und das, was bleibt, das Echte, das war schon immer da. Das ist nichts Neues. Ich habe davon früher nichts gewusst, und das wird immer mehr, aber es ist nichts Neues, es ist alt, und ich habe mehr und mehr das Gefühl, als hätte sich überhaupt nichts verändert; als wäre ich immer nur noch mehr so, wie ich eigentlich bin. Deswegen kann man so schwer etwas Konkretes darüber sagen.

[Mona:] Also bei mir ist es vielleicht, weil es so plötzlich geschah, ein bisschen greifbarer. Ich habe auch den Eindruck, das Wesentliche hat sich nicht geändert. Ich erinnere mich jetzt auch wieder immer mehr: "Ja, das war immer schon da; das kennst du ja schon." Ich würde für mich aber sagen: das Leben ist tatsächlich wesentlich geworden. Du sagst ja auch: dass Viele, das wegfällt.

Das ist für mich so, als wenn ich ganz viele Kleider angehabt hätte, um die ich mich auch alle kümmern musste, und im wahrsten Sinne: das war alles kümmern, mit viel Energie... Und plötzlich merke ich: die brauche ich alle gar nicht; als wenn ich... Gestern dachte ich: als wenn ich eine schwere Jacke an hatte, mit ganz vielen Gewichten drin, und die sind nach und nach alle heraus, diese Gewichte, und es fühlt sich leichter an.

Also ganz viel Uninteressantes, was mir wichtig war, wo ich auch Wert darauf gelegt habe, dass das so und so und so sein muss. Das ist plötzlich nicht mehr vorhanden, genau wie du sagst. Das finde ich schon eine ganz wichtige Veränderung.

Es ist wie eine Umkehr

[Dhyan Mikael:] Ich würde so gerne mehr dazu sagen.

Es ist wie eine Umkehr. Man lebt sein Leben lang und blickt nach außen, und mit 'nach außen' meine ich einschließlich dieses Körpers. Man blickt auf die Welt da draußen, auf andere Menschen, auf das Wetter, auf diesen Körper, wie es dem geht, auf meine Gefühle, auf das, was ich will und was ich nicht will, auf meine Träume, auf meine Ziele.

Das ist für mich alles 'außen', und wir kennen normalerweise nichts anderes. Und wir kennen auch nur Leute, die das Gleiche machen; das ist völlig normal. Wir wissen überhaupt nichts anderes, wir kennen nichts anderes. Wenn dann jemand von Gott spricht oder von 'innen' oder so, haben wir keine Ahnung, wovon die Leute reden.

Und dann geschieht etwas wie eine Umkehr, und ich meine es ganz wörtlich und praktisch: als würde man sich umdrehen und plötzlich in die entgegengesetzte Richtung schauen, nämlich: nach innen. Und das Ganze, worauf wir bisher geblickt haben, ist alles noch da, aber wir schauen nicht mehr darauf.

Wir schauen jetzt auf etwas Neues, was wir gar nicht sehen können und was wir auch nicht kennen, aber wir schauen in diese Richtung, und ab da entdecken wir Neues. Und das Alte, auf das wir nicht mehr schauen, das ist immer noch da, und das ist auch noch schön, aber wir haben kein Interesse mehr daran. Ich würde sagen: Das Leben verändert sich nicht, aber das Er-leben verändert sich komplett.

Das Leben verändert sich nicht, aber das Er-leben verändert sich komplett.

[Mona:] Genau, ja, darum geht es, genau.

[Dhyan Mikael:] Und deswegen erkennen es Menschen von außen nicht. Das Leben eines Menschen, der im Himmel lebt und der durch und durch glücklich ist, sieht von außen nicht anders aus als das von jemand anderem. Es gab einen ganz großen Zen-Meister, der wurde einmal gefragt von seinem Schüler: "Meister, sag mir, wie war dein Leben vor der Erleuchtung?" Der Zen-Meister sagte: "Nun, ich habe Holz gehackt, Wasser vom Brunnen geholt." "Ja, und dann, danach?"

"Ich hacke Holz; ich hole Wasser vom Brunnen." Nichts, was man sehen könnte, verändert sich, aber das Erleben dieses Menschen innen ist vollkommen anders, und man spürt es. Der Mensch sieht nicht besonders aus. Er sieht vielleicht sogar besonders gewöhnlich aus, aber wenn du in seine Nähe kommst, dann spürst du: hier ist etwas grundlegend anders. Aber du weißt nicht, was es ist. Und es gibt im Christentum das Wort 'bereuen', das englische Wort 'repent'.

Das ist natürlich, wie alles im Christentum, missverstanden, weil die Menschen, die diese Worte verwenden, nicht wissen, wovon ein Jesus, der die Worte geprägt hat, gesprochen hat. Sie haben versucht, die Worte mit ihrem Blick aufs Leben zu verstehen, aber dieser Blick aufs Leben ist nicht richtig. Das Wort 'repent' oder 'bereuen' heißt 'umkehren': den Blick in die richtige Richtung lenken, und zwar nach innen. Jesus hat immer gesagt: "Schau auf Gott!

Setze Gott an die erste Stelle. Blicke auf Gott und nicht auf die Welt, und dann ändert sich alles für dich", hat er gesagt. Und er hat halt Worte verwendet, die wir heute überhaupt nicht verstehen, aber die meinen genau das Gleiche: "Dreh dich um; schau nach innen." Und dann ist die Welt wie vorher auch. Du holst immer noch Wasser, du hackt immer noch Holz, aber du bist im Himmel.

[Mona:] Das finde ich auch ein bisschen missverständlich, wenn so ein Zen-Meister zitiert wird. Er sagt, vorher Holz gehackt und hinterher Holz gehackt. Nur, für mich kann ich sagen: vorher hat es mich nicht glücklich gemacht, und hinterher kann ich – ich hacke kein Holz, aber im übertragenen Sinn – Beglückungsanfälle dabei bekommen, weil das Erleben völlig anders ist; weil das Göttliche in allem wahrnehmbar und spürbar ist.

Das ist, als wenn dieses Leben, was vorher grau war, gräulich, plötzlich bunt und lebendig wird. Und da ist eine Vibration im Leben; in den einfachsten Dingen. Und deswegen sind solche Menschen in der Tat oftmals nicht auffällig, weil sie sich gar nicht groß rausputzen oder irgendetwas. Sie haben kein Interesse, sich damit zu verausgaben, weil das Eigentliche in einer ganz anderen Art und Weise stattfindet.

[Dhyan Mikael:] Ja, und die Antwort von solch einem Zen-Meister ist nichts für faule Menschen.

[Mona:] Ja, genau.

[Dhyan Mikael:] Jemand, die aus Neugier fragt, der ist von so einer Antwort abgetörnt, und das ist Absicht. Aber eigentlich ist die Antwort genial, die heißt nämlich: " Du musst näher hinschauen. Ich kann es dir mit Worten nicht sagen, aber wenn du ganz genau hinschaust, und noch genauer, und noch genauer, dann beginnst du, etwas zu ahnen. Je näher du hinkommst und je näher du hinschaust, desto mehr beginnst du selber das zu spüren, und dann erlebst du die Antwort." Sagen kann er sie dir nicht. Im Prinzip sagt er: schau genau hin.

Du musst näher hinschauen.

Ich kann es dir mit Worten nicht sagen, aber wenn du ganz genau hinschaust, und noch genauer, und noch genauer, dann beginnst du, etwas zu ahnen.

Das muss jeder selber machen. Das ist nichts, was man vorgekaut bekommt.

[Mona:] Ja, weil diese Subtilität nur individuell wahrgenommen werden kann. Auch wir, wir können das jetzt Menschen erzählen, damit sie, wenn sie so etwas erleben, vielleicht dann auch spüren: "Ah, ja, das haben die gemeint", aber niemandem kann man dieses Empfinden übertragen oder geben. Das entwickelt sich ja zutiefst in jedem selbst. Und bei mir zumindest war es so: solange sehr viel Dunkelheit und Unerlöstes und Traumata da waren, waren diese subtilen Sinne nicht so entwicklungsfähig. Da war eben erst das andere zu heilen und zu erlösen.

Empfindsamer werden

[Dhyan Mikael:] Ja. Es geht eigentlich so los: wir sind glücklich, wir wissen nichts von unseren Traumata, wir wissen nichts von unserem Schmerz und all diesen Dingen. Wir sind glücklich, wir genießen unser Leben. Und dann beginnen wir – deswegen sind wir ja auf dieser Welt – empfindsamer zu werden, denn unser Ziel ist es, unsere Seele zu entdecken, in den Himmel zu kommen, Gott zu entdecken... nenne es, wie du willst, es ist alles das Gleiche.

Das heißt: unser Weg beginnt, wir werden empfindsamer, und dann entdecken wir diese Sachen; dann stoßen wir plötzlich auf das Trauma. Gerade die empfindsamen Leute, gerade die Sensiblen, die müssen sich damit auseinandersetzen, und das ist gut so. Und wenn es dann verdaut ist, dann können wir wieder ein Stück empfindsamer werden. Dann nehmen wir wieder neue Sachen wahr. Swamiji, mein Guru, sagt: "Es ist ganz gut und wichtig, dass der Weg langsam geht."

Die Leute sind nur ungeduldig, aber das Gute ist, wenn der Weg langsam geht. Denn immer, wenn wir ein kleines bisschen empfindsamer geworden sind, können wir deswegen mehr spüren, und das müssen wir verdauen. Das müssen wir lernen. Das ist nichts Schwieriges; es ist nichts, wovor man Angst haben muss. Es ist ein ganz natürlicher Prozess. Und deswegen braucht es einfach ein paar Jährchen, und dann ist alles gut.

[Mona:] Und vor allen Dingen ist es dann nicht nur das Eigene, was wir verdauen müssen, sondern wir sehen ja auch mehr. Wir sehen dann im gesamten Umfeld, im Kollektiv, das, was wir bei uns erlöst haben, erkannt haben, gesehen haben; das sehen wir dann auch in der Breite. Und auch das braucht seine Zeit, bis wir lernen, wie wir damit umgehen.

[Dhyan Mikael:] Naja, da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Möglichkeit, die ich gelernt habe, ist: nicht hinschauen. Das ist ja das, was wir tun: wir schauen die ganze Zeit nach außen, und schauen uns die Dunkelheit und den Schmerz der Welt an. Das Einzige, was wir nicht tun, ist, unseren eigenen Schmerz anzuschauen. Und wenn wir damit einmal angefangen haben und die Angst davor verlieren, hören wir auf, da hinaus zu schauen.

Dann ist so ein Mensch in der Welt, wo vielleicht alle anderen davon überzeugt sind, dass sie in der Hölle leben. Aber der, für den ist es keine Hölle mehr. Alles, was der dann noch tut, das, was du tust, ist: die Leute einladen, das Gleiche zu entdecken. Deswegen mache ich Videos. Ich kann den Leuten ihren Weg nicht abnehmen. Ich kann den Leuten dieses selber entdecken und erleben nicht abnehmen, das will ich auch gar nicht.

Aber ich kann Mut machen dafür, und sagen: dieser Weg trägt; der ist echt; ganz praktisch; für ganz normale Leute. Und deswegen sprechen wir miteinander: damit andere Leute es hören. Und du hast ja recht: man kann nichts erklären, wirklich, aber dann bekommen die Leute manchmal so ein Gefühl dafür: "Oh, wow, was ich da spüre, ist offenbar doch echt! Und was ich da vermute, scheint echt zu sein, und das geht ja offenbar doch." Und dieses Gefühl möchte ich übertragen. Und wenn das gelingt, dann freue ich mich total.

Wir schauen die ganze Zeit nach außen, und schauen uns die Dunkelheit und den Schmerz der Welt an.

Das Einzige, was wir nicht tun, ist, unseren eigenen Schmerz anzuschauen.

[Mona:] Genau. In mir stieg nämlich gerade auch eine Erinnerung auf, dass wenn dieses subtile, schöne Gefühl da war, mein Ego Vorbehalte gebracht hat, und versucht hat, das zu verhindern und mich davon abzubringen. Und auch deshalb ist es wichtig, dass wir solche Gespräche führen.

Denn das war am Anfang, für mich zumindest, gewöhnungsbedürftig: diese gewohnte, vermeintliche Sicherheit zu verlassen, für dieses durchaus sehr, sehr schöne Empfinden, aber so unbekannt und auch noch nicht wissend: wie bewege ich mich damit? Und alle anderen empfinden ja anders; und kann ich dann überhaupt in dieser Welt klarkommen? Also, da waren Mordsbedenken in mir, und dabei ist es das einzig Tragfähige, so wie du sagst.

[Dhyan Mikael:] Irgendein ganz berühmter Poet oder Philosoph... ich weiß natürlich jetzt nicht, wer das war, aber der sagte: "Wir ziehen die bekannte Hölle dem unbekannten Himmel vor." Das, was wir kennen – egal wie schrecklich –, daran halten wir fest. Das kennt jeder von Beziehungen. Aber so ist es ganz grundlegend im Leben auch: dieses Bekannte loslassen, das ist das einzig Schwierige der ganzen Geschichte.

Das, was wir kennen
– egal wie schrecklich –,
daran halten wir fest.

[Mona:] Und ich würde sogar sagen... Bei mir war es fast, mir die Erlaubnis zu geben zu diesem Himmel, zu diesem Glücklichsein. Wir sind ja so gewohnt oder so programmiert: glücklich sein ist nur, wenn ich vorher ganz viel leiste und dies und jenes Ziel erreiche. Also, das Bewegen in dem Neuen ist so völlig anders, dass das durchaus sehr, sehr irritierend sein kann.

[Dhyan Mikael:] Man muss jegliche Vorstellung, die man von Glück hat, auch loslassen. Wir wissen ja überhaupt nicht, wovon wir sprechen. Ich meine, ich rede vom Glücklichsein, aber das Glück, das ich meine, ist etwas ganz Subtiles, was nichts mit Glücksmomenten im normalen Leben zu tun hat. Das ist etwas vollkommen anderes, aber das muss man selber entdecken; da kann man nicht wirklich viel darüber sagen.

Man muss jegliche Vorstellung, die man von Glück hat, auch loslassen.

Wir wissen ja überhaupt nicht, wovon wir sprechen.

[Mona:] Und trotzdem ist es wichtig, das zumindest anzusprechen, weil dieses Subtile so leicht übersehen wird in dieser Welt, wie wir sie haben. Und da achtsam zu sein und vielleicht auch zu spüren: da war so ein Moment, da ist etwas völlig Neues aufgetaucht, ganz subtil, und dem spüre ich mal nach... Also, für mich war das wichtig, diese Momente auch zu erkennen und wertzuschätzen und ihnen auch über Stille oder Meditation oder wie auch immer die Chance zu geben, da zu sein.

[Dhyan Mikael:] Weißt du, das ist ganz lustig. Wir sprechen darüber, dass das alles unbekannt ist, und dass man da den Menschen auch Mut machen kann.

Irgendwie hat jeder Mensch in sich einen Kompass eingebaut. Irgendwie ahnt jeder die Wahrheit. Deswegen kann ich zum Beispiel überhaupt etwas sagen. Dann hört es jemand... erklären kann ich es nicht, aber jemand hört es und weiß sofort: "Ah, das stimmt." Und man weiß das nur deswegen... nicht, weil ich so schlau daherrede; ich kann es nicht erklären... aber weil man es eigentlich selber auch weiß. Aber normalerweise ist das, was wir da in uns spüren, das Allerletzte, dem wir vertrauen würden.

Jedem Idioten da draußen, irgendeinem angesehenen weise daherredenden Menschen oder einem Buchautor oder irgendeiner Berühmtheit oder einem Schauspieler oder einem Politiker oder der Geliebten... egal wie bekloppt, wir glauben alles, was uns erzählt wird. Aber das, was wir selber spüren, das ist das Letzte, das wir glauben würden – und das ist das Einzige, worauf wir hören müssen. Und das, das ist halt nicht so leicht.

Das, was wir selber spüren, das ist das Letzte, das wir glauben würden – und das ist das Einzige, worauf wir hören müssen.

[Mona:] Und dann kommen wir an den Punkt, da spüren wir da eine Gewissheit da drin. Und das ist tatsächlich ein Erinnern. Wir kennen das. Wir kennen es zutiefst, und deshalb können wir dann irgendwann auch dazu das Vertrauen bekommen, und das verstärkt sich dann auch. Aber am Anfang ist es tatsächlich genau so, wie du sagst. Es ist das Letzte, dem wir Vertrauen schenken würden.

[Dhyan Mikael:] Aber wenn man dann einmal anfängt, dem ein wenig zu vertrauen, dann macht man damit Erfahrungen, und dann wird es immer stärker. Und wenn man das... dir geht es ja auch um praktische Aspekte dieses Weges... wenn man das dann ein paar Jahre lang erlebt hat, dann, irgendwann, stellt man es nicht mehr in Frage. Es ist dann immer noch ungewohnt, und man fühlt sich immer noch verkehrt, aber man weiß: das ist der Weg.

Ich habe gestern in einem Video gesagt: "Das sich selber treu sein... auf das Hören, was man selber in sich spürt, fühlt sich immer verkehrt an." Ich weiß nicht wieso, aber es ist einfach so. Aber nach einer Weile hat man sich ans verkehrt sein gewöhnt. Man fühlt sich immer noch verkehrt, aber irgendwie weiß man: "Das ist okay, und ich bin halt so, und ich kann nicht anders."

[Mona:] Und bei mir gab es dann den Punkt, wo ich spürte: ich kann dem gegenüber nicht untreu sein, und auch die Erkenntnis: damit auch dem höchsten. Ich kann Gott, oder dem Höchsten, oder wie auch immer man das nennen möchte... dem gegenüber kann ich nicht untreu sein, koste es, was es wolle. Und es ist auch der Weg, der mich glücklich macht. Aber ich spürte dann: das ist ja wie ein Verrat am Höchsten. Also, den Punkt gab es dann bei mir. Da ging das nicht mehr, und da konnte ich all dem anderen keinen Glauben mehr schenken.

Wenn das Interesse am Außen schwindet

[Dhyan Mikael:] Ja, was du sagst, stimmt. Ich drücke es gerne anders aus, weil mir das zu abstrakt ist. Ich würde es so sagen: ich interessiere mich für die anderen Sachen nicht mehr. Das ist ein ganz eigenes Erleben. Du sagst: ich kann dem Höchsten dann nicht mehr untreu werden, so sagtest du. Für mich ist es so: wenn ich mir selbst treu bin, mir selbst, dann möchte ich einfach darauf schauen, auf das, was da innen drin ist. Ich interessiere mich in Wirklichkeit nicht mehr für die anderen Sachen. Und es ist eine Frage, sich selbst treu zu sein.

Und natürlich hast du recht: mehr und mehr erkennt man, dass es zwischen diesem 'selbst', dieser Seele, und Gott keinen Unterschied gibt, aber ich drücke es gern möglichst greifbar aus und möglichst unabstrakt, weil wir zu viele von diesen abstrakten Ausdrücken haben, die für die Menschen, die es erleben, voller Bedeutung sind – aber für die Leute, die es selbst nicht erleben, sind sie leer. Aber sich selbst treu sein, auch wenn man sich verkehrt vorkommt... dann kommt man Gott immer näher. Das ist natürlich genau so.

[Mona:] Ja, es ist hilfreich, was du sagst, weil ansonsten, solange man es noch nicht fühlen kann, sehr schnell auch geschehen kann, dass es zu einer Projektion wird. Und das haben wir ja in der Kirche nun die ganze Zeit gehabt... [Dhyan Mikael:] Die ganze Zeit, ja... [Mona:] ...und das bringt nicht weiter. In mir taucht aber gerade noch eine andere Frage auf, eine praktische, und zwar, wenn du sagst: das Außen interessiert mich nicht mehr so – das geht mir auch so. Jetzt gibt es ja Menschen, die in einer Familie leben, wo jeder einzelne Mensch ein unterschiedliches Tempo hat.

Da ist vielleicht ein Mensch, der diesen Weg geht, und das Familienumfeld hat dieses Verständnis nicht und teilt es nicht. Er kann schlecht sagen: "Es interessiert mich nicht, was ihr macht, und ihr seid alle noch in euren Vorstellungen" oder so. Du hast ja jetzt, denke ich, ein Umfeld, wo das nicht so der Fall ist, aber was würdest du solch einem Menschen, solchen Menschen, sagen? Wie gehen sie damit um? Denn mein Empfinden ist, so versuche ich es zumindest, allen Menschen die Liebe und die Nachsicht dort entgegenzubringen, wo sie eben gerade stehen.

[Dhyan Mikael:] Das ist eine tolle Frage, weil ganz viele Menschen damit hadern.

[Mona:] Ja.

Sich selbst näher, und damit der Welt

[Dhyan Mikael:] Ich glaube, da wird vieles falsch verstanden.

Und es ist besonders am Anfang des Weges ein Problem. Am Anfang des Weges fühlt man sich selbst in Wirklichkeit noch total unsicher und völlig verkehrt, auch wenn man es vielleicht so noch nicht ausdrücken könnte. Und man möchte dann von anderen die Anerkennung haben, dass das, was man da treibt, okay ist, und die bekommt man natürlich nicht. Und gleichzeitig bewertet man die anderen, die nicht das durchmachen, was man selber gerade entdeckt und was man ganz toll findet. Und das macht natürlich ein Zusammenleben sehr unerquicklich.

Was da geschieht, ist eine innere Angelegenheit, und es geht niemanden irgendetwas an. Wenn ich sage, "ich interessiere mich dann für das da draußen nicht mehr", dann heißt es überhaupt nicht, dass ich, was das praktische Leben anbelangt, jetzt nachlässig wäre oder eine arrogante oder überhebliche Art des mich Abwendens an den Tag legen würde. Das Gegenteil ist der Fall.

Weil ich mir selbst näher bin... weil ich so viel mehr spüre, was hier ist, in mir, nehme ich meine Umgebung viel unmittelbarer wahr. Ich bin viel mehr hier als früher. Und weil ich da draußen nichts mehr suche – das meine ich mit: das ist mir egal –, bin ich nicht mehr darauf angewiesen, mein Glück da draußen zu finden, weil ich jetzt weiß, wo ich es finde. Und wenn ich das, was ich wirklich brauche, in mir finde, dann bin ich da draußen frei.

Ich erwarte nichts mehr, einfach, weil ich es nicht mehr brauche. Nicht, weil ich heilig geworden bin, sondern weil ich das, was ich brauche, gefunden habe. Das ist eine ganz praktische Angelegenheit, und dann wird das praktische Leben da draußen zunehmend unkomplizierter. Und dann lebe ich mein Leben, und ich habe es einmal so ausgedrückt: ich habe das Gefühl, ich könnte jetzt eigentlich mit jedem Menschen leben, egal wie er ist, weil ich von dem Menschen nichts mehr will.

Dann kommt man mit fast jedem Menschen aus. Ich habe trotzdem eine tolle Frau, mit der es wirklich sehr einfach ist, aber wahrscheinlich auch deswegen, weil andere Leute es mit mir gar nicht aushalten würden. Aber... du hast recht. Du sagtest: das kann man echt missverstehen.

Ich erwarte nichts mehr, einfach, weil ich es nicht mehr brauche.

Nicht, weil ich heilig geworden bin, sondern weil ich das, was ich brauche, gefunden habe.

Wir glauben immer: wenn mir am Außen, an meinem Partner, an all den Menschen unglaublich viel liegt, das sei gut. Aber das ist die Last. Wenn ich einfach glücklich bin, und wenn ich meiner Partnerin sagen kann: ich brauche nichts von dir... ich sage es ihr natürlich nicht, aber wenn das das innere Gefühl ist... dann kann ich lieben! Dann kann ich genießen! Dann kann ich voller Freude sein, egal wie ich mich gerade fühle, oder egal wie sie gerade drauf ist. Dann ist alles unkompliziert. Das ist vielleicht ein Paradox.

Das sieht man ja eben an diesen Heiligen. Diese Heiligen, wie zum Beispiel Jesus oder wie solch ein Guru, die haben Gott in sich gefunden, die brauchen nichts mehr von dir. Die interessieren sich überhaupt nicht mehr für die Welt – und das sind die, bei denen die Welt das Gefühl hat: sie lieben die Welt, und sie schauen auf alles in der Welt mit Liebe und mit unendlicher Güte. Und das ist, weil sie selber in sich das gefunden haben, was jeder Mensch wahrhaftig sucht und braucht. Und dann bleibt da nichts anderes übrig als Liebe. Ja, so einfach ist es.

[Mona:] Ja, und weil sie aus diesem Blick und ihren eigenen Weg heraus den anderen Menschen erkennen, dort wo er ist, hört jede Bewertung auf, egal, ob ein Mensch jetzt in der Ablenkung ist oder sich dem Guru... ich sehe das manchmal bei Gurus, da kriegen die Geschenke, da denke ich, die brauchen das nicht und die wollen das nicht... Und trotzdem wird das mit einer Liebe entgegengenommen, weil alles verstanden wird; weil auch die Intention verstanden wird und gar nicht mehr das, was da jetzt geschieht an der Oberfläche.

[Dhyan Mikael:] Ja, und er braucht, sie braucht nichts mehr von den anderen. Wir haben wirklich eine krankhafte Vorstellung von Liebe. Wir sagen dem anderen: "Ich brauche dich!" Das ist der höchste Liebesschwur. Dabei ist dies das eine, was Liebe unmöglich macht. Und wir können es uns überhaupt nicht vorstellen, wie das denn sein soll, wenn ich nichts mehr von der Welt brauche.

Wir haben wirklich eine krankhafte Vorstellung von Liebe.

Wir sagen dem anderen:
"Ich brauche dich!"
Das ist der höchste Liebesschwur.

Dabei ist dies das eine, was Liebe unmöglich macht.

Wir glauben dann wirklich, das hieße, wir lehnen die Welt ab und wir wollen von der Welt nichts mehr wissen. Das Gegenteil ist der Fall. Das, was ich nicht brauche, das schätze ich, das liebe ich. Und das muss jeder Mensch selbst entdecken. Und dann wird alles schön; dann wird die Welt schön und die Menschen schön, und selbst der eigene Partner wird schön – alle miteinander.

Das, was ich nicht brauche, das schätze ich, das liebe ich.

Und das muss jeder Mensch selbst entdecken.

[Mona:] Ja, und gerade so sensible Menschen, die beispielsweise spüren: der Partner ist schlecht drauf... Wenn dann die alte Vorstellung von Liebe da ist, dann bin ich ja gezwungen, irgendetwas zu tun, damit er besser drauf ist oder so. Aber zu wissen: ja, er ist jetzt gerade mal schlecht drauf, aber er braucht nichts von mir, weil ich das auch gar nicht lösen kann; weil das seins ist. Das lässt so einen schönen und freien Umgang miteinander zu.

[Dhyan Mikael:] Ja, weißt du, es ist ja so: wir wollen dem anderen helfen, aber nicht, weil wir ihn so lieben, sondern weil wir es nicht ertragen können, wenn der sich schlecht fühlt.

Aber wenn ich in Frieden mit meinen Gefühlen bin... wenn ich in Frieden bin mit dem, wie es sich für mich anfühlt, wenn dieser Mensch es gerade so schwer hat, dann kann ich damit entspannt sein; dann kann ich diesen Menschen so lassen, wie er ist; so lieben, auch, wenn er gerade schwierig für mich ist; auch, wenn er gerade schwierig für sich selbst ist. Und dann wird das alles unkompliziert. Dann entstehen Möglichkeiten; so entsteht Heilung.

Wir wollen dem anderen helfen, aber nicht, weil wir ihn so lieben, sondern weil wir es nicht ertragen können, wenn der sich schlecht fühlt.

[Mona:] Weil dann dieser Mensch, der gerade so eine Last trägt, merkt: ich bin frei, ich habe jetzt den Raum für mich. Da ist nicht jemand anders, der unter meiner Last leidet. Es ist etwas völlig anderes dann, ja.

Es zählt nur das eigene Erleben

[Dhyan Mikael:] Ja, es ist einfach, und es kann sich jemand, der dort noch nicht ist, manchmal überhaupt nicht vorstellen. Es klingt lieblos.

Aber so vieles von dem, wovon wir heute reden, muss man selbst entdecken. Ich erinnere mich an etwas... ich glaube, das habe ich auch schon einmal in einem unserer schönen Gespräche erwähnt. Mein Meister hat mir einmal einen Tipp gegeben, vor langer Zeit, sehr am Anfang... da habe ich mit ihm über Beziehung gesprochen und wie das so für mich ist.

Und ich, ich habe mir echt etwas darauf eingebildet, wie sehr ich meine Freundin liebe und wie gut ich fühlen kann, wie es ihr geht; und ich habe mich immer darum gekümmert, wie es ihr geht, und war ganz bei ihr mit meiner Fürsorge. Er sagte: "Mach das nicht, Mikael!" Er sagte: "Schau nicht drauf, wie es ihr geht!" Er sagte: "Schau auf dich!" Und ich dachte damals, und das ist jetzt vielleicht zweiundzwanzig Jahre her, das er jetzt gesagt hat, oder dreiundzwanzig, ziemlich am Anfang unserer Zeit... Ich dachte ganz ehrlich: da hat er nicht recht.

Ich dachte: der spinnt. Das ging gegen alles, wovon ich total überzeugt war. Ich liebte ihn; er war mein Meister; aber ich dachte, ich 'wusste': das stimmt nicht. Und es hat zehn Jahre gedauert, und zehn Jahre später habe ich es dann selber erlebt, wie es ist, wenn ich auf mich schaue, nur noch auf mich und nicht mehr auf den anderen. Dann habe ich plötzlich entdeckt, wo die Liebe wirklich herkommt; in welche Richtung die Liebe wirklich fließt; was da wirklich passiert.

Und ich weiß noch... ich hatte dann ein Erlebnis mit einer Frau, wo ich das zum ersten Mal so richtig erlebt habe, und da habe ich gedacht: "Davon hat er damals gesprochen! Natürlich! Natürlich hatte er recht." Und es braucht manchmal ein paar Jahre, bis man es dann selber erlebt, und dann, dann weiß man: "Ach so, davon haben die gesprochen", und davon hat Jesus gesprochen, oder mein Meister. Es zählt nur das eigene Erleben; nur das bringt irgendetwas.

[Mona:] Es ist wichtig, das einmal gehört zu haben, denn ich kenne es von mir, dass das am Anfang so schwankt, dieses Empfinden. Dann habe ich das schon einmal gespürt, und dann kam wieder das andere auf: "Aber ich kann den doch jetzt nicht da allein lassen", oder: "Das ist lieblos", oder so. Also, das switcht am Anfang so hin und her, bis man nur das Wahre spürt. Das Wahre hat die größere Kraft. Und wenn es zehn Jahre dauert – aber es hat die größere Kraft. Das ist ja auch das Fantastische. Das Wahre setzt sich durch... es hat die größere Kraft.

"Schau nicht auf die Dunkelheit der Welt"

[Dhyan Mikael:] Und mein Meister, Soham, der hat sich nicht darum geschert, dass ich ihm das nicht geglaubt habe. Der hatte damit kein Problem. Aber es hat seine Wirkung trotzdem getan, ganz allmählich. Da gibt es etwas anderes, was bei den meisten Menschen auf ebenso großes Unverständnis stößt: wir sind so davon überzeugt, dass wir uns um die ganzen Probleme der Welt kümmern müssen, und dass wir sie lösen müssen. Und wir verstehen nicht, dass diese Haltung die Quelle der Probleme ist. Wir blicken in die Welt.

Wir wollen die Welt geradebiegen, damit die Welt besser wird für mich, und dadurch wird alles immer noch schlimmer. Das ist die Ursache der Probleme, und deswegen sagt ein Guru wie Swamiji: "Schau nicht auf die Welt; schau nicht auf die Dunkelheit in der Welt." Er sagt wörtlich: "Don't look how far the darkness stretches – Schau nicht, wie weit die Dunkelheit in der Welt reicht." Er sagt: du wirst das Ende der Dunkelheit nicht finden. Er sagt: das Einzige, was du tun musst und kannst, ist: entzünde du dein eigenes Licht. Schau nach innen.

Räume da auf. Fang an, dich zu lieben. Dann wird deine kleine Welt hell, und diese kleine helle Welt, das ist das Einzige, was du beeinflussen kannst, die macht dich glücklich. Dann lebst du im Hellen. Du lebst im Himmel. Das ist das, was wir bei Jesus sehen. Diese Leuchtkraft, die spüren wir, und die verändert die Welt. Jesus hat sich nicht darum geschert, wie dunkel die Welt ist. Seine Jünger... Judas, der war intellektuell, der wollte, dass man etwas gegen die Römer unternimmt, und dass man die Unterdrückung bekämpft und so etwas.

Jesus wollte davon nichts hören; das hat ihn nicht interessiert. Er hat nur nach innen geschaut, und dadurch wird die Welt heller. Das ist ansteckend, und dadurch wird die Welt heller – und nur dadurch. Aber das ist eben auch so etwas, was die Meister und die Heiligen sagen, aber was sich eine Kirche und jeder normale Mensch überhaupt nicht vorstellen kann. Das geht gegen alles, was wir uns vorstellen können.

Wir sind so davon überzeugt, dass wir uns um die ganzen Probleme der Welt kümmern müssen, und dass wir sie lösen müssen.

Und wir verstehen nicht, dass diese Haltung die Quelle der Probleme ist.

[Mona:] Und trotzdem... es ist total wichtig, was du sagst, und trotzdem erkenne ich, dass viele, die noch in dieser alten Form unterwegs sind, also auch Gemeinschaften, die die Welt besser machen wollen, sich einsetzen, dass sie im Moment an einem Punkt sind, wo sie auch ganz nachdenklich werden, wo sie merken: es funktioniert so nicht; wo sie neue Wege suchen.

Ich werde hin und wieder auch zu solchen Gruppierungen befragt und führe Gespräche, wo sie erkennen: es geht nur über den inneren Weg. Und ja, wenn wir von innen heraus leuchten, diese Kraft, die wirkt sich ja nicht nur rein materiell in unserem kleinen Zuhause aus, sondern die geht in Resonanz mit dem Universum. Da steckt eine unheimliche Kraft drin.

[Dhyan Mikael:] Und man kann sich nicht vorstellen, wie viel Macht das hat. Es ist fast so... Ich habe manchmal das Gefühl, als gäbe es zwei Welten, die nichts miteinander zu tun haben, aber ganz eng miteinander verwoben sind. Ein Mensch, der nach innen blickt und seine innere Welt erhellt, lebt scheinbar in der gleichen Welt wie einer, der das nicht tut.

Die leben vielleicht in derselben Straße, vielleicht im selben Haus, vielleicht auch auf demselben Stockwerk, die essen die gleichen Sachen, die atmen die gleiche Luft. Der eine lebt im Himmel, und der andere lebt in der Hölle. Für den einen wird die Welt immer schöner und es geschehen immer mehr Wunder, das Leben wird immer leichter, die Leute in seinem Leben werden immer liebevoller, alles wird immer unfassbarer. Und das Leben des Menschen, der direkt daneben lebt, wird immer dunkler und alles wird immer schlimmer.

Und es ist, das ist mein Erleben, fast so, als hätten diese beiden Welten keine Berührung; als würde die eine Welt von der anderen nichts wissen; als könnten die Menschen der einen Welt die Menschen der anderen Welt überhaupt nicht sehen, überhaupt nicht erkennen, und sie können ihnen auch nichts anhaben. Also, es ist ganz interessant. Aber du fragtest ja noch nach praktischen Aspekten von dieser ganzen Geschichte.

Das Leben wird immer wundersamer

Jesus sagte einmal etwas ganz Schönes. Er sagte: "Was sorgt ihr euch?" Es gibt keinen Grund, sich zu sorgen. Und das ist das, was ich zunehmend erlebe.

Es gibt keinen Grund,
sich zu sorgen.

Und das ist das, was ich zunehmend erlebe.

Man hört auf, sich Sorgen zu machen, natürlich, das passiert ganz automatisch, aber ganz praktisch stellt man fest, wie das Leben, ich kann es eigentlich nur so ausdrücken, immer wundersamer wird. Es geschieht immer mehr von selbst; das Richtige; Dinge, die man sich überhaupt nicht vorstellen könnte. Und ich beobachte das auch bei den Menschen, mit denen ich in Kontakt bin durch die Videos.

Manche Leute fragen mich dann, und dann rate ich ihnen halt etwas, was ich auch tue: meditieren, sich nach innen wenden; und dann fangen im Leben dieser Menschen dieselben Wunder an, und das hat so eine durchschlagende Wirkung. Swamiji spricht auch oft davon. Er sagt: die Leute kommen oft zu ihm, weil sie es schwer im Leben haben, und dann hören sie ihm zu; dann machen sie das, was er sagt; dann fangen sie an zu meditieren, und dann wird ihr Leben total wundersam.

Dann sind alle ihre Probleme gelöst. Und dann haben sie das bekommen, was sie wollten – die haben sich nie für den spirituellen Weg interessiert, die wollten nur ihre Probleme loswerden. Dann hören sie mit Meditieren auf und machen wieder ihren alten Kram, und nach ein paar Jahren ist alles wieder wie vorher. Aber die Leute, die sich nach innen wenden, die erleben: wenn man das tut, wovon Jesus auch schon gesprochen hat... Jesus nannte es halt eher abstrakt, also für unsere Ohren abstrakt.

Kinder verstehen das wahrscheinlich, aber dieses 'Gott an erste Stelle setzen', dieses nach innen schauen, so übersetze ich das... dieses Meditieren, dieses das Ganze, was uns so dringlich und wichtig erscheint, loslassen, und sich stattdessen wirklich in Gottes Schoss zu begeben und meditieren... Wenn man das tut, dann ist es, als würden ständig Wunder geschehen, und das Leben wird immer einfacher. Und es ist fast, als könnte einem nichts mehr geschehen.

Je heller das eigene Licht wird... Swamiji spricht oft darüber: die Aura entwickelt sich. Das Energiefeld um den Menschen herum, von dem man selber überhaupt nichts weiß, wird anders, verändert sich. Und es ist so, als ob in diese kleine Welt, die einen dann umgibt, nichts eindringen kann, was dazu nicht mehr passt. Und das ist ganz praktisch. Das muss man selbst erleben.

[Mona:] Und das geschieht über Resonanzen, über Schwingungen, da ist sogar eine Logik drin. Und du sprachst aber eben von der Macht, und das spüre ich auch: was für eine Kraft darin liegt; das setzt sich wie Wellen fort. Und ich habe tatsächlich den Eindruck, dass das im Moment auch in der Breite geschieht. Da ist ganz ordentlich etwas in Bewegung im Moment. Mir kommt das so vor, als wenn die göttliche Wahrheit es jetzt ernst meint; als wenn da wirklich ordentlich etwas im Gange ist.

Die Zeit der Apokalypse

[Dhyan Mikael:] Wir leben in einer Zeit, wo das jetzt dran ist. Wir leben in der Zeit, die schon seit Jahrtausenden vorhergesagt wird. Wir leben in der Zeit der Apokalypse. Apokalypse ist ein sehr positives Wort.

Ich habe die wahre Bedeutung vergessen. Ich hatte erst neulich mit meiner Frau ein Gespräch, und sie hat mir die Bedeutung erklärt... Wir haben solch negative Vorstellungen davon, aber Apokalypse ist eigentlich die Offenbarung des Göttlichen: jeder erlebt es für sich selbst. Aber nicht in der Welt irgendein großer Event, sondern in den Menschen selber drin. Das geschieht immer mehr.

Und in dieser Zeit, in der wir jetzt gerade leben, wird einerseits das für den Menschen, der sich dafür interessiert, also für den Menschen, der in diesem Leben ist, um das zu entdecken... für den wird es immer einfacher. Weißt du, ganz normale Leute, so wie du und ich, wir können das jetzt leben; wir können es entdecken. Und gleichzeitig wird es für die Menschen, die sich dafür nicht interessieren, immer schwieriger.

Für die einen wird es immer leichter, und für die anderen wird es immer noch schwieriger; und das ist diese negative Seite der Apokalypse. Die Unwissenden, die von dem, wovon wir sprechen, keine Ahnung haben, die erleben diese Seite. Und das ist das, was gerne in der normalen Welt betrachtet wird: diese Seite der Medaille, die ja auch in den Vorhersagen drin steht.

[Mona:] Und da möchte ich aber noch etwas ganz Interessantes teilen, weil ich spüre, dass diese beiden Welten sich berühren, oder teilweise auch ein Austausch stattfindet. Also, ich habe einen Schwager, der noch total in der anderen Welt lebt. Der ist krank und dem geht's schlecht und der hat Ängste und kann nicht schlafen und und... Er hatte irgendwie ein Telefonat angekündigt, und da war in mir jetzt keine besonders große Freude auf dieses Telefonat. Und dann hat das Telefonat einen wundersamen Verlauf genommen.

Er fing dann an, von diesen Ängsten zu erzählen, auch, dass sein Sohn irgendetwas machen will, und er hat zu Gott gebetet, dass das doch bitte nicht geschehen soll. Ich habe das dann ein bisschen erweitert, die Sicht darauf. Der war so dankbar. Also, jetzt nicht von unten so... Ich bin ja auch in dieses Telefonat gegangen mit dem Empfinden: na ja, also, die größte Lust habe ich nicht... wirklich auch an uns, die wir schon das andere empfinden haben, die Bereitschaft zu haben, uns immer wieder völlig neu darauf einzulassen.

Das habe ich mit dem Telefonat getan, und da entstand eine Öffnung, und da konnte ich in so einer Zwischenstufe etwas übermitteln, was ihm eine neue Sicht gegeben hat. Denn, ja, es wird immer dunkler, und manche schaffen das auch gar nicht und zerbrechen dran, und gleichzeitig beginnt sich auch beides irgendwo auszutauschen.

[Dhyan Mikael:] Oh ja, jeder einzelne Mensch hat die Möglichkeit, in diese Richtung zu blicken, jeder einzelne. Aber man kann sie nicht dazu zwingen.

[Mona:] Nein, ich mache das auch nicht. Also, ich war gar nicht davon ausgegangen. Ich war eigentlich nur davon ausgegangen: "Okay, ich halte diese Beziehung noch ein bisschen. Es ist ein Schwager. Ich will ihn da nicht vor den Kopf stoßen", und ich war einfach offen dafür, und dann hat sich das so ergeben.

[Dhyan Mikael:] Wunderschön.

[Mona:] Und das spüre ich. Und deswegen war es mir wichtig, heute dieses Gespräch noch einmal so zu führen, und ich glaube, da ist auch eine Menge rübergekommen: diese wahre Kraft, die da ist, in unser Leben einzuladen, und der Vertrauen zu schenken, und die immer mehr zu leben; dieses Wunder.

[Dhyan Mikael:] Wir hatten es ja, glaube ich, vorhin einmal angesprochen.

Jeder hier spürt so ein bisschen etwas; jeder Mensch. Und wenn jemand hier zuhört und sagt; "Ah, ja, ich weiß schon, wovon die sprechen, ich kenne das. Irgendwo kenne ich das auch"... Man fühlt sich ja völlig unwissend... Man sagt: "Ja, ich weiß, wovon die sprechen", obwohl man überhaupt nichts weiß. Man weiß über das, was man da kennt, nichts. Es ist irgendwie ganz paradox.

Du kennst das auch. Man weiß genau, wovon die sprechen, aber man könnte nichts darüber sagen; man hat kein Bild, nichts. Und das reicht. Man braucht nicht mehr. Dieses kleine Flämmchen – dem Aufmerksamkeit zu schenken, ohne dass man irgendetwas weiß; ohne dass man weiß, was es zu bedeuten hat; wo es jetzt hingehen soll; was man jetzt tun soll... Es reicht. Man wird getragen.

Man weiß über das, was man da kennt, nichts.

Es ist irgendwie ganz paradox.

[Mona:] Und man wird sich wundern, welche Kraft darin steckt.

Zwei Wirkungen der Samarpan-Meditation

[Dhyan Mikael:] Ja, und ich finde, man kann auch praktische Sachen dafür machen. Ich rede ja gerne über die Samarpan-Meditation. Ich hatte es vorhin schon einmal angesprochen: diese einfache Meditation – ich brauche jetzt hier nicht viel darüber sagen, denn ich habe zahllose Videos darüber gemacht –, die macht zwei Sachen: einerseits das, wovon ich vorhin schon einmal ganz kurz gesprochen habe: die Empfindsamkeit, dieses Subtile in uns... sie steigert unsere Sehfähigkeit nach innen.

Und sie verbindet uns mit etwas, was wir nicht kennen, aber was wir doch kennen; mit etwas, das größer ist als wir sind. Das klingt jetzt ein bisschen abstrakt oder esoterisch, aber in der Meditation macht man nichts Esoterisches. Man ruht mit der Aufmerksamkeit einfach hier oben, am Kronenchakra, an dieser Körperstelle; nichts Esoterisches; ganz, ganz simpel, einfach hier.

Und man bekommt mit der Zeit das Gefühl, und man erlebt es dann: "Wow, es ist wirklich, als wäre ich da an die Quelle angeschlossen." Man kann es sich überhaupt nicht erklären. Wie gesagt, ich bin Ingenieur, ich mag's praktisch, ich mag diese ganzen spirituellen Vorstellungen nicht. Meditation hat nichts mit Vorstellungen zu tun, nichts mit Imagination. Ganz simpel, ganz praktisch, ganz geerdet sitzt man da und richtet die eigene Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Stelle da oben, und macht sonst nichts.

Man wartet auf nichts, man will nichts, man erwartet nichts. Und ist das Zweite, das in dieser Meditation geschieht: man erlebt eine Verbindung zu etwas, und irgendwann weiß man: von da kommt alles. Man weiß nicht, wie. Man hat keine Ahnung, wie das alles funktionieren soll, aber man erlebt es immer mehr. Und irgendwann weiß man, wie das Leben funktioniert.

Ja, ich mag es gerne praktisch.

[Mona:] Ich kann dem, obwohl ich diese Erfahrung nicht habe, vollkommen zustimmen, und spüre da ein 'ja': "Ja, das ist so, ja."

[Dhyan Mikael:] Ja, du machst ja nicht die Meditation. Ich erzähle davon immer, weil ich damit praktische Erfahrung habe. Für dich ist es anders. Aber ich finde es immer ganz gut, wenn das Ganze einfach bleibt, und wenn es solch ganz einfache, praktische Dinge gibt, die man machen kann, ohne dass man irgendetwas esoterisch Abgehobenes machen müsste, und deswegen gefällt mir die so.

[Mona:] Ja, und vor allem, das gefällt mir auch: ohne irgendwelche neuen Konzepte aufzubauen, die man dann sowieso irgendwann wieder loslassen muss.

[Dhyan Mikael:] Da geht es nur um das eigene Erleben. Da geht es um keine Konzepte, nicht darum, weiß der Geier, sich mit irgendwelchen Sphären zu verbinden oder mit irgendwelchen weiß der Geier was.... Es steigert die Empfindsamkeit für das eigene Erleben, das eigene Innere; in Wirklichkeit ist es das, was Swamiji die eigene Seele nennt, und die wird dann zum eigenen Guru. Das ist der eigene Kompass, und der wird immer kräftiger. Nach einer Weile hat man es so oft erlebt, dass man die Angst im Leben verliert und entspannt und glücklich wird und immer mehr ankommt.

[Mona:] Ja. Und vor allen Dingen auch diese Gewissheit, dass das, was allen am wichtigsten im Leben ist, dass man das nicht verlieren kann.

[Dhyan Mikael:] Man kann es nicht verlieren. Das wäre völlig absurd.

Man kann es nicht verlieren.

Das wäre völlig absurd.

[Mona:] Genau. Ja, lieber Mikael, ich glaube, das ist schön so zum Ende; für dich auch?

[Dhyan Mikael:] Ich habe keine Ahnung; wie du möchtest. Aber es ist rund – auf jeden Fall.

[Mona:] Es fühlt sich für mich rundum stimmig an. Ich danke dir.

[Dhyan Mikael:] Ja, ich danke dir.