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Neujahrs-Intensive: Online-Satsang vom 31. Dezember 2023

"Unsere Gefühle wollen Aufmerksamkeit. Schenke ihnen diese Stille."

Satsang mit anschließender Meditation.

Themen: Wahre Erfüllung ist angeblich innen, aber da ist auch nichts. Die Aufmerksamkeit des Gurus erhalten. Alte Gegenstände loslassen. Entscheidungen treffen. Befreiung ohne einen lebenden Guru? Kämpfen um Kontakt mit dem eigenen Kind? Wenn Gefühle das tiefer fallen und den Frieden verhindern.

Dieses Video hat sorgfältig editierte deutsche und englische Untertitel. Siehe auch: Tutorial Untertitel-Übersetzung.

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Dieser Online-Satsang wurde von Jetzt-TV ermöglicht. Im Satsang beantworte ich Fragen der Teilnehmer.

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Über dieses Video:

Zum Jahreswechsel durfte ich zwei besondere Online-Satsangs im Rahmen des Neujahrs-Intensives erleben, und dies hier war der erste der beiden. Was mich auch diesmal wieder berührt, ist die große Bandbreite und die tiefe Menschlichkeit aller Fragen, und dabei gibt es nichts "Unspirituelles" oder Uncooles, im Gegenteil: es sind gerade die Dinge, mit denen wir es schwer haben, welche uns auf den Weg zu uns selbst führen, und deshalb ist jede Frage so willkommen und so berührend für mich. Und so vieles von dem, was ich höre, habe ich selbst ebenso erlebt oder aus nächster Nähe miterlebt.

Wir Menschen machen ein Grunde alle dasselbe durch, wir sind alle auf demselben Weg, auch wenn sich dabei jeder einsam und alleine fühlt und dabei glaubt, niemand sonst kenne dies. Das ist eines der Geschenke von Satsang. Jedes Mal erkennt man aufs Neue: "Wow, diesem Menschen geht es ja genau wie mir!" Und auch die Lösung für all diese Schwierigkeiten und Dramen ist stets dieselbe, obwohl man dies anfangs kaum glauben mag. Aber dann erlebt man es zunehmend selbst, und das Leben wird wie von selbst leicht und schön.

Danke für Satsang, danke für dieses Jahr.

Danke, dass du da bist!

Vollständiger Text zum Mitlesen:

Herzlich willkommen zum Intensiv über Silvester und Neujahr. Schön, dass Du da bist.

In diesem Online-Satsang hast Du Gelegenheit, Fragen zu stellen, wenn Du möchtest. Das geht entweder im YouTube-Chat schriftlich, oder, wenn Du über Zoom teilnimmst, kannst Du im Zoom-Chat schreiben. Du kannst aber auch gerne deine Frage direkt stellen, mündlich. Wenn Du das machen möchtest, kannst Du einfach im Zoom ein Handzeichen geben und dann wird die Simone sich darum kümmern, dass Du sprechen kannst.

Und wir haben jetzt etwa eineinhalb Stunden Zeit, und dann, kurz vor halb vier, werde ich noch einiges zur Samarpan-Meditation sagen, wie das funktioniert, wie das geht: einfach so ein paar kurze Hinweise, es ist ganz einfach und unkompliziert. Und dann gibt's die Möglichkeit, wenn Du möchtest, dass Du zusammen mit mir und uns allen eine halbe Stunde lang meditierst von halb vier bis vier. Ja, und das Gleiche machen wir morgen noch einmal, wieder um vierzehn Uhr. Ja, das soll's schon sein an Vorrede.

Simone, gibt es Fragen von den Menschen, die schon da sind?

Simone: Es gibt einen Kommentar von Schneewittchen. Sie möchte sich für dieses wundervolle Angebot bedanken bei dir. Sonst gibt es noch keine Fragen im Chat.

Mikael: Schön, dass Du da bist. Ich freu mich über euch alle. Ja, ich habe auch ein paar Fragen schriftlich bekommen, per E-Mail, und dann schau ich mal, dass ich jetzt zum Auftakt einfach mal eine davon vorlese.

"Lieber Mikael, es geht um die wahre Erfüllung. Dass Geld, Karriere, Sex und so weiter und alles, was im Außen ist, nicht zur Erfüllung führt, das ist mir klar, das habe ich alles durch. Die Erfüllung soll ja angeblich innen sein, aber meine Erfahrung sagt, da ist auch nichts. Ich meditiere seit langer Zeit. Wenn ich nach innen gehe, dann ist da nichts. Oder genauer gesagt, da ist Stille, traurige Stille. Ich bin da ganz allein, und dieses alleine, das macht mich traurig. Ich hatte früher mit Soham Kostproben der Erfüllung, aber das ist alles weg. Wie erlebst Du dein Inneres?"

Ja, danke für diese schöne Frage. Ja, die Sache mit der Erfüllung, das ist so eine Sache, weil wir sie nicht direkt finden und auch nicht direkt suchen können. Ja, wenn Du deine Schlüssel verlegt hast, dann gehst Du durchs Haus und suchst überall und irgendwann siehst Du sie irgendwo liegen, und dann findest Du deine Schlüssel wieder. Und mit Erfüllung ist es anders, also mit Erfüllung oder sich selbst finden, Gott finden. Das können wir nicht suchen so wie wir einen verlorenen Schlüsselbund suchen würden, weil wir überhaupt nicht wissen, was wir da überhaupt suchen.

Das Einzige, was wir kennen, ist eine alte Sehnsucht in uns, die wir wahrscheinlich auch überhaupt nicht verstehen. Wir wissen irgendwann: "Okay, all das, was ich kenne, das ist es nicht. Nichts davon gibt mir Erfüllung." Und wir haben dieses Gefühl, das uns in eine bestimmte Richtung zieht, aber was wir da wirklich suchen, kennen wir noch nicht, deswegen können wir's auch nicht erkennen. Und das macht diesen spirituellen Weg so spannend.

Du schreibst, dass Du meditierst. Und mit der Samarpan-Meditation ist es ja so: man setzt sich einfach hin und tut eigentlich gar nichts, man sucht auch nichts. Man richtet einfach die Aufmerksamkeit hier aufs Kronenchakra, schließt die Augen, und so sitzt man dann eine halbe Stunde da. Das werden wir nachher zusammen machen. Es ist nicht so, dass man dann dasitzt und auf etwas wartet. Wenn man dasitzt und auf etwas wartet, dann hat man erstens eine Vorstellung darüber, worauf man wartet, und zweitens meditiert man nicht. Man hat eine Vorstellung und man wartet. Und so muss man also einfach dasitzen und meditieren und eigentlich gar nicht genau wissen, was man da tut.

Eigentlich weiß man gar nicht, was das Ganze soll. Und trotzdem spürt man: das ist gut. Das ist einfach gut. Man spürt, wie sich das Leben allmählich verändert. Aber bei jedem Schritt dieses Weges, in jeder Meditation, in jedem Tag, den man lebt... Alles, was man da tut, muss man im Grunde tun, ohne nach Erfüllung zu suchen.

Deswegen hat es auch mit Vertrauen zu tun, mit Loslassen. Du hörst irgendjemanden darüber sprechen, vielleicht mich oder Soham. Du schreibst von Soham... Und dann hörst Du, wie so ein Mensch darüber spricht und Du weißt: das stimmt. Du weißt das einfach. Du hast keine Ahnung, worüber der spricht. Du hast es alles selbst noch nicht erlebt. Du hast auch gar keine Vorstellung darüber, worum es da überhaupt gehen soll, aber Du weißt: "Das ist es. Da möchte ich hin." Du weißt: das das stimmt. Das ist alles, was wir in den Händen haben. Mehr wissen wir nicht.

Ich habe neulich ein schönes Zitat gelesen von einem ganz bekannten alten Poeten, ich habe leider den Namen jetzt gerade nicht im Kopf. Ach, doch, natürlich: Rainer Maria Rilke. Und er schrieb: "Alles, alles im Leben braucht seine Zeit." Und er schreibt über die Natur, wie die Natur sich mit allem Zeit lässt und nie in Eile ist, und dass alles aus dieser ganz natürlichen Geduld erwächst. Das ist mit allem so, und auch mit dem, was in uns wächst, wenn man meditiert und wenn man sich auf den Weg macht, die Erfüllung, den Himmel oder Gott zu finden, was alles das Gleiche ist.

Wenn Du also dein Leben lebst und meditierst und ständig nachguckst: "Okay, habe ich die Erfüllung schon gefunden? Wo ist sie denn?", dann wirst Du sie nicht finden. Und wenn Du einfach all deine Wünsche loslässt, auch die Suche nach Erfüllung, und einfach hier bist und das tust, wonach dieses Gefühl in dir verlangt, auch wenn Du es nicht verstehst, zum Beispiel meditieren, dann bist Du auf dem richtigen Weg.

Es ist eine lange, lange Zeit, die man auf diesen Weg verbringt, ohne dass man irgendwelche Ergebnisse sieht. Darüber sprechen ganz viele Mystiker. Manche Leute nennen es die dunkle Nacht der Seele, aber mir gefällt dieser Ausdruck nicht, weil es den Eindruck erweckt, mit einer Nacht wär's getan. Es ist eher so wie die Zeit im Leben, die vergeht, wenn man vom Kind zum Erwachsenen wird, dieser Übergang zur Pubertät: zehn Jahre dauert es mindestens. Und nach den zehn Jahren sind die meisten Menschen noch nicht erwachsen, also ich war's jedenfalls nicht. Bei mir hat die Pubertät dreißig oder vierzig Jahre gedauert, aber es spielt keine Rolle, wie lang sie dauert. Man weiß: das ist der richtige Weg, und man weiß: hier bleibe ich, auf diesem Weg. Und dann spielt es überhaupt gar keine Rolle, wie lange es dauert. Das ist für dich das Allerwichtigste. Das ist das, was mir zu dieser Frage zunächst einmal einfällt. Danke, dass Du mir geschrieben hast.

Simone: Lieber Mikael, es gibt eine Frage von Maik, die ich gerne vorlesen möchte.

Mikael: Ja, gerne. Hallo Maik.

Maik: "Meine Frage geht um meine Beziehung. Ich bin neunundvierzig Jahre, und meine Partnerin ist achtzehn Jahre jünger als ich. Wir sind seit fast vier Jahren zusammen, und seit Beginn der Beziehung habe ich immer wieder Zweifel, ob sie die Richtige für mich ist. Diese Beziehung ist sehr besonders für mich, da sie die erste Frau an meiner Seite ist, die das große Bedürfnis hat, miteinander zu wachsen und die eigenen Wunden zu heilen. Wir beide haben schon viel eigene und auch Paartherapie gemacht, und trotzdem verhaken wir uns immer wieder.

Vor allem in der Sexualität wird dies besonders deutlich, wie schwer es uns fällt, die alten Schalen fallen zu lassen. Es gibt bei uns immer wieder Streit, und am Ende läuft es darauf hinaus, dass wir uns vom anderen nicht gesehen oder wertgeschätzt fühlen. Diese Streits frustrieren uns und lassen uns immer wieder zweifeln, obwohl da Liebe ist, die jedoch langsam bröckelt, was mich traurig macht. Bewusste Beziehung ist für mich sehr anstrengend und mein Kopf hat die Idee, dass es mit einer Frau, die besser passt, leichter wird, mich zu entspannen. Meine Beziehung ist meist ganz das Gegenteil als entspannend.

Entspannung in der Beziehung ist jedoch ein tiefer Wunsch von mir, was vermutlich auch mit meiner Kindheit und Trauma zusammenhängt, da als Kind für mich wenig Raum für Entspannung und Regulation durch meine Eltern war. Was bedeutet eine gute Beziehung, um Sexualität zu führen, und ist meine Beziehung gut für mich?"

Mikael: Danke, Maik. Danke, danke. Ich habe die gleiche Frage von Maik auch per E-Mail bekommen und habe mich schon richtig darauf gefreut, auf diese schöne Frage. Danke. Ja, Du hast ganz wunderbar ganz viel zusammengefasst in deiner Frage über Beziehung, was ich kenne aus meinem Leben, aus meinen Beziehungen und was ich von vielen Menschen immer wieder höre.

Also zunächst einmal: Du fragst, ob das die richtige Beziehung für dich ist. Ja, zweifellos. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel, weil das die Beziehung ist, die Du hast. Und eine Beziehung ist nicht dafür da, dass Du damit entspannen kannst. Wenn Du entspannen möchtest, dann tust Du es am besten, wenn Du mit dir selbst alleine bist und nach innen gehst. Die Menschen glauben immer, sie führen eine Beziehung, damit sie durch die Beziehung glücklich werde, und damit sie da Freude und Spaß haben, und das stimmt natürlich zum Teil auch. Manchmal macht es wirklich Spaß. Aber in erster Linie ist eine Beziehung für uns eine große Herausforderung, und das ist ein unendliches Geschenk.

Du kannst dir, wenn Du alleine mit dir selbst bist, ganz leicht alles Mögliche vormachen. Wenn man alleine ist, dann fühlt man sich toll und erleuchtet, das geht ganz schnell. Es gibt diese eine Geschichte von einem Asketen, der im Himalaya hoch oben in irgendeiner Höhle lebte, und der fühlt sich total eins mit Gott und allem. Und dann ging er eines Tages hinunter in die Stadt, weil er irgendetwas brauchte, und dann ist er total ausgerastet und alles war weg. Er hatte sich etwas vorgemacht. Aber wenn Du in einer Beziehung bist, dann kann dir das nicht passieren, weil alles, was da passiert, die schönen Dinge und die schwierigen Dinge, die bringen einen so richtig runter auf die Erde, die konfrontieren uns letztlich mit uns selbst.

So viel mal zum Allgemeinen. Ich finde bewusste Beziehungen auch etwas ganz schrecklich Ansprengendes. Ich hatte so etwas auch einmal, ich erinnere mich. Das ist jetzt etwa fünfundzwanzig Jahre her. Damals war ich mit einer Frau zusammen, die ich natürlich auch total geschätzt habe. Und diese Frau, die wollte auch zusammen mit mir an sich und an der Beziehung arbeiten. Das ist ja total in: an der Beziehung arbeiten. Und ich habe eine unglaubliche Aversion dagegen gehabt. Ich wusste damals nicht, warum. Ich habe nur gemerkt: "Nein, das ist mir zuwider." Ich mochte sie sehr, und wir waren dann auch noch lange Zeit zusammen. Aber dieses Zusammensein zu benutzen, jetzt aneinander und miteinander und an der Beziehung zu arbeiten, das konnte ich nicht, das wollte ich nicht.

Das Grundproblem aller Beziehungen ist, dass man Erwartungen hat. Deine Freundin hat die Erwartung, dass sie zusammen mit dir Dinge, die ihr wichtig sind, auflösen oder lernen oder überwinden kann. Du hast die Erwartung, dass Du dich mit ihr wohlfühlst und entspannen und schönen Sex haben kannst. Und an sich ist ja an diesen Erwartungen nichts verkehrt, außer, dass es Erwartungen sind. Wenn Du Dich mit einem Menschen triffst und eine bestimmte Erwartung hast, wie das jetzt funktionieren soll und was daraus jetzt möglich wird, dann habt ihr keine Beziehung, dann habt ihr sozusagen einen Deal. Ihr macht einen Handel, ein Tauschgeschäft. Weißt Du, was ich meine?

Mit jemandem leben ist was anderes. Mit jemandem leben ist: "Okay, ich bin, wie ich bin, und zwar mit meiner Schale. Ich werfe meine Schale nicht ab, weil ich gar nicht weiß, wie das gehen soll. Ich bin..." Du sagtest ja, ihr wollt eure Schalen abwerfen, aber das funktioniert nicht so recht. Und das kann auch nicht funktionieren, weil ihr einfach so seid, wie ihr seid. Ihr seid einfach so. Ihr wärt beide gerne anders. Und beide wünscht ihr euch, dass der andere auch ein bisschen anders wäre. Und das ist natürlich sehr unerquicklich.

Fang damit an, dass Du dir gestattest, dass Du so bist, wie Du bist: mit deiner Schale, mit deinen Traumata, mit deiner Anspannung. Und erwarte nicht von ihr, dass sie dasselbe macht. Akzeptier Du Dich so, wie Du bist, und lasse sie so sein, wie sie ist. Das heißt nicht, dass Du bei irgendetwas mitmachen musst, was dir nicht gefällt. Aber das eine, was man selbst tun muss, ist, die eigenen Erwartungen gehen lassen, und dann schauen, wie es wirklich ist.

Ich sagte am Anfang meiner Antwort an Dich, dass Beziehung nicht dazu da ist, dass man sich wohlfühlt, sondern dass es eine Herausforderung ist, und eine gute Herausforderung, weil wir darin wachsen. Und was uns "Beziehung" im Grunde lehrt, ist, dass ein anderer Mensch, ganz gleich wie sehr wir ihn lieben, ganz gleich wie sehr dieser Mensch uns liebt... Ein anderer Mensch kann uns niemals das geben, was wir glauben zu brauchen. Das ist das große Missverständnis von Beziehung und von Liebe.

Manchmal sage ich jemandem so etwas und dann sagen die: "Aber wozu soll ich denn dann überhaupt eine Beziehung führen?" Das wirst Du herausfinden, wenn Du eine Beziehung hast, wo Du nichts erwartest, gar nichts. Dann wirst Du eine ganz neue Art des menschlichen Zusammenseins entdecken, aber es fängt alles bei einem selbst an. Du brauchst jetzt auch nicht erwarten, dass deine Freundin, deine Partnerin genau das Gleiche mitmacht: dass sie auch ihre Erwartungen loslässt und lauter solche Sachen. Das geht dich alles überhaupt nichts an. Du musst einfach immer nur in jeden Moment schauen: "Okay, was taugt mir jetzt gerade und was nicht? Wo möchte ich mitmachen und wo nicht?" Und das ist ein ganz neuer Tanz, ganz delikat. Wir wissen überhaupt nicht, wie das gehen soll. Das muss man ganz neu erforschen.

Aber wenn deine innere Haltung sich ändert, weg von diesem, was wir alle gelernt haben, dieses Hoffen und sich wünschen, dass man durch den anderen etwas lernt und bekommt, hin zu: "Ich brauche überhaupt nichts von dir. Ich liebe dich einfach", und sich um all die anderen Sachen selber kümmert in sich drin, dann wird alles anders. Alles wird anders. Und Du wirst auch keine Probleme mehr in der Beziehung haben. Und das ist das Schöne an Beziehung. Sie wirft uns die ganze Zeit auf uns selbst zurück.

Du sagst, es frustriert manchmal. Ja! Wenn ich an jemanden Erwartungen habe, dann werde ich frustriert werden. Das ist unvermeidlich. Vielleicht nicht die ersten zwei, drei Wochen, wenn man ganz kurz zusammen ist, da sieht man das alles noch nicht, aber es geht ganz schnell. Und deine eigenen Gefühle sind es, die dir dann den Weg weisen: "Ah, ich bin frustriert. Was habe ich denn jetzt wieder erwartet? Was habe ich denn jetzt wieder gewollt?" Und Du sagst, besonders in der Sexualität wird es dann bei euch deutlich. Ja, das ist auch meine Erfahrung. In der Sexualität sind sich Menschen so nah wie sonst nirgends, da sind sie so unmaskiert wie sonst nirgends, so nackt wie sonst nirgends. Und da wird es dann ganz, ganz deutlich. Wenn jemand in einer sexuellen Begegnung an dich Erwartungen hat oder Du Erwartungen an deine Freundin hast in einer sexuellen Begegnung, dann sind diese Erwartungen dort in dem Bereich ganz besonders schmerzhaft spürbar, fast unerträglich. Und es ist gut, dass es dann Streit gibt, weil diese Erwartungen da nichts verloren haben. Damit geht's nicht.

Die meisten Menschen kennen natürlich nichts anderes, ich weiß schon. Aber es muss so nicht sein. Wenn ich eine sexuelle Begegnung mit einem Menschen habe, dann habe ich keinerlei Erwartungen, an nichts, auch noch nicht einmal, dass es eine sexuelle Begegnung wird. Und selbst wenn es eine sexuelle Begegnung ist, in jedem Moment wieder: keine Erwartung. Im nächsten Moment ist es vielleicht etwas ganz anderes. Und so kann man sich im Sex begegnen und auch sonst überall. Das ist die Grundlage von guter Beziehung, und das erfordert einfach, dass man sich um sich selbst selbst kümmert. Und das lernt man durch die Meditation. Das lernt man, indem Du Dir Raum für dich selbst nimmst, deine Gefühle kennenlernst, deine Gefühle fühlst, regelmäßig meditierst und dich immer wieder nach innen wendest.

Und dann wirst Du feststellen, nach einiger Zeit, dass Du alles, was Du Dein Leben lang da draußen gesucht hast, bei deinen Eltern, bei deinen Geschwistern, bei deinen Freunden und jetzt bei deinen Partnern, und was Du nie gefunden hast, dass Du das alles innen findest.

Das ist meine Erfahrung. Und seit ich das selbst in mir drin finde, haben sich meine Beziehungen vollkommen verändert. Vollkommen. Das heißt, Du musst Dich um Dich selbst kümmern, aber das sind auch wirklich gute Nachrichten, gute Neuigkeiten, was ich dir sage, weil das heißt: es liegt in deiner Hand. Du kannst das, was wichtig für Dich ist, das kannst Du selber tun. Du hängst in keiner Weise von deiner Partnerin ab. Und je mehr Du das allmählich selbst entdeckst durch Deine eigene Erfahrung, desto entlasteter wird die Beziehung, desto schöner, und nach einer Weile habt ihr keine Probleme mehr.

Danke, Maik. Ich könnte über dieses Thema lange sprechen, ich habe auch schon ein paar Videos darüber gemacht, und da kommt bestimmt noch mal eins, weil Beziehung eben der Bereich ist, wo wir über diese Dinge am besten lernen. Deswegen sind Beziehungen so, so wichtig und wertvoll für uns. Danke.

Simone, soll ich noch etwas vorlesen oder hast Du etwas? Ich höre Dich nicht. Ich hör Dich nicht, Simone, ich höre dich nicht. Habe ich etwas falsch gemacht? Ich glaube, Du hast dein Mikrofon ausgeschaltet, Simone.

Simone: Momentan gibt es keine Fragen.

Mikael: Ja, fein, dann schaue ich mal, was ich hier noch habe.

"Ich mache seit vier Jahren die Samarpan-Meditation mit Unterbrechungen, aber es tut sich nichts. Ich frage mich, ob Swamiji mich übersehen hat. Ich habe ein großes Foto von Swamiji bei mir stehen und ein kleines im Geldbeutel, aber ich nehme in mir Swamiji nicht wahr. Was kann ich machen, damit Swamiji mich bemerkt?"

Die Frage geht um Swamiji, diesen indischen Guru, der die Samarpan-Meditation, von der ich so viel spreche und die wir nachher auch machen... Er hat die aus dem Himalaya in die Gesellschaft gebracht. Er ist ein Guru, auch mein Guru, und die Fragestellerin fragt jetzt: "Wieso spüre ich den nicht? Ich will den ihn mir spüren." Es gibt viele Leute, die sagen, dass sie ihn und seine Energie ganz deutlich spüren und davon geleitet und getragen werden.

Ja, wie kann man das spüren? Mir gefällt die Frage und ich dank dir für die Frage. Worum es dabei geht, ist Folgendes. Es geht nicht darum, dass Swamiji dich sieht. Es kann auch gar nicht sein, dass Swamiji dich übersieht. Das ist wie die Sonne. Die die Sonne strahlt in alle Richtungen gleich und strahlt alle gleichermaßen an. Aber nicht alle Leute sitzen in der Sonne. Es gibt auch einige, die sitzen im Haus und die Fenster und Türen sind zu, und die beschweren sich dann: "Wieso übersieht mich die Sonne?" So fühlt es sich an für uns, weil wir nicht wissen, weil wir nie gelernt haben, wie wir unsere Fenster und Türen aufmachen, damit die Sonne in uns hineinkommt. Dann fühlen wir uns von Gott übersehen, von Gott ungeliebt oder vom Leben, und wir sind überzeugt davon, dass wir vergessen worden sind. So fühlt es sich an. Ganz viele Menschen fühlen so.

Das erinnert mich ein bisschen an die erste Frage, die ich vorhin beantwortet habe. Die Sache mit dem Schlüsselbund, nach dem man sucht. Du weißt nicht, wonach Du suchst. Du weißt nicht, wie es sich anfühlt, wenn Du beginnst, Gott in dir zu spüren oder Swamiji. Das Einzige, was Du tun kannst, ist, deine Erwartungen loslassen, nach innen gehen, und das immer wieder. Und immer, wenn Du ungeduldig wirst... Bisher hast Du gedacht: "Gott sieht mich nicht", und dann merken: "Ah, da ist wieder meine Ungeduld", und auch die wieder loslassen, und die Erwartung loslassen, und immer mehr in Dir ruhen.

Solange wir unser Glück und Gott im Außen suchen, solange werden wir nichts finden, überhaupt nichts. Und Du sagst: wenn Du meditierst und nach innen gehst, dann fühlst Du Dich allein, und es ist schwierig. War das die Frage oder bringe ich jetzt etwas durcheinander? Ich bringe gerade etwas durcheinander. Das war die Frage am Anfang. Das ist im Prinzip genau das Gleiche. Solange wir nach außen blicken und mit dem, was wir von außen kennen, im Inneren suchen, in der Meditation, so lange werden wir nichts finden. Und solange werden wir uns übrigens auch alleine fühlen. Das ist das Gleiche wie mit der Frage über die Beziehung eben: solange ich glaube, dass mich jemand verstehen sollte, dass mich jemand sehen sollte, und sei es der Guru im Außen, solange werde ich mich übersehen fühlen, missverstanden, einsam.

Und es reicht nicht, jetzt einfach, das alles zu ignorieren und nach innen zu gehen und da dann mit denselben Erwartungen in diese neue Richtung zu blicken. Das ist nur die halbe Miete. Durch die Meditation lernt man, nach innen zu gehen, ein Innen, das man noch gar nicht kennt. Und den Weg, den kann man nur beschreiten, wenn man nichts erwartet, auch keinen Swamiji, auch keinen Gott, weil Du überhaupt nicht weißt, wie sich das anfühlt. Du weißt nichts davon, was dann da passieren könnte. Und alles, auf das man warten könnte, alles, was man erwarten könnte, kommt aus unserer Vorstellung. Altes Zeug. Das hilft uns hier einfach nicht.

Und das ist der Knackpunkt, das ist die Kunst, die man da lernen muss: hier zu sein, zu leben, das Leben zu leben, zu wissen: ich bin auf dem richtigen Weg, aber keine Erwartungen zu haben. Und die meisten Menschen wollen das nicht, denen ist das zu doof. Das ist aber der Filter, das ist das Tor, durch das man durch muss. Also sei geduldig. Sei wirklich geduldig und lass dich überraschen. Danke, danke für deine Frage.

Simone: Mikael, es gibt jetzt eine Frage von Aurelia Samantha, die ich gerne vorlesen möchte.

Mikael: Ja, gerne. Hallo Aurelia.

Aurelia: „Hast Du einen Tipp, wie man sich von Gegenständen lösen kann? Liebe Grüße und Danke."

Mikael: Ich weiß natürlich nicht, was Du jetzt für einen Gegenstand hast. Vielleicht willst Du es noch kurz schreiben. Vielleicht kannst Du noch ein oder zwei Sätze schreiben, was es ist und was dich mit diesem Gegenstand verbindet. Es muss nicht lang sein, einfach nur ein, zwei Sätze. Und Simone, falls Aurelia dazu etwas schreibt, dann unterbreche mich bitte. Inzwischen sage ich ein paar Sachen dazu. Wir haben es normalerweise schwer damit, etwas loszulassen oder uns von etwas zu lösen, wenn wir es nicht wirklich gelebt haben, wenn wir damit noch nicht so ganz fertig sind.

Ich bin auch so. Die Sachen, die ich habe, schätze ich alle ungemein. Ich habe eigentlich nur Sachen in meinem Leben, die ich wirklich mag, aber ich kann ja nicht alles behalten. Und es fällt mir manchmal echt schwer, die Dinge loszulassen. Aber ich schätze sie einfach, so gut ich kann. Und wenn ich sie wirklich schätze und genieße, so gut ich kann, und dann die Zeit vorbei ist, die ich mit diesem Gegenstand verbringen soll, dann wird auch das klar für mich. Dann wird's eine Last. Er gefällt mir immer noch. Ich habe vielleicht auch Erinnerungen, aber er hat keinen Platz mehr; vielleicht noch in meinem Kopf, wie gesagt, die Erinnerungen.

Die meisten Menschen werden geplagt durch die Dinge, die sie mit einem Gegenstand verbinden. Das hat mit dem Gegenstand selber eigentlich gar nichts zu tun. Ich werfe gerne weg. Ich gebe gerne her. Die meisten Sachen werfe ich nicht in den Müll. Aber sobald ich merke, dass ich etwas nicht mehr brauchen kann, versuche ich, es möglichst gewinnbringend weiterzugeben. Mit gewinnbringend meine ich nicht, dass ich Geld dafür bekomme, sondern dass dieser Gegenstand möglichst gut weiterverwendet werden kann. Ich verschenke es. Zum Beispiel gibt es hier bei uns auf dem Land in der Nähe ein Gebrauchtwarenkaufhaus, wo man Dinge abgeben kann, die man nicht mehr braucht, und die werden dann für ganz wenig Geld an die bedürftigen Menschen weitergegeben. Das find ich ganz toll. Und so bleibt mein Raum und mein Leben frei von den Dingen, die ich nicht brauche. Und wenn's keiner mehr haben möchte, dann verschenke ich es oder ich gebe es halt irgendwie sonstwo weg. Und das empfinde ich dann als so eine Erleichterung.

Simone: Mikael, Aurelia hat sich gemeldet: "Dinge und Verpackungen zum Basteln, und die Vorstellung und Erinnerung daran, wie gerne ich als Kind gebastelt habe. Ich habe aber zu wenig Platz in der Wohnung. Mein Partner und ich brauchen den Platz für etwas anderes."

Mikael: Ja, genau so habe ich es mir vorgestellt. Danke für die Zusatzinfos. Da geht es ja nicht um die Gegenstände, sondern um die Geschichte, die an den Gegenständen dranhängt. Für viele Menschen ist es zum Beispiel die Kindheit; Kindheitsfotos. Meine Mama hat sich unglaublich viel Mühe gemacht, Fotos aufzubewahren und Alben daraus zu machen, und ich hatte ganz tolle Fotoalben über meine Kindheit und über meine Jugend.

Und die Frau, mit der ich hier zusammenlebe und mit ihren Kindern, sie macht genau das Gleiche. Sie macht überall Fotos und hebt das alles auf, weil sie weiß, wie sehr die Kinder das irgendwann einmal schätzen werden. Und solange man diese Dinge schätzt, wie zum Beispiel deine alten Bastelsachen, die ja auch ganz eng mit dem, was Du als Kind geschaffen hast, so was ganz Magisches, verbunden sind... Solange Du die Sachen schätzt, ist es ja alles kein Problem. Aber irgendwann kommt die Zeit, wo dann etwas Neues überwiegt, und das passt einfach nicht mehr. Du schätzt sie immer noch, aber es passt nicht mehr.

Und ich hatte das zum Beispiel mit diesen Fotos, von denen ich eben erzählt habe. Ich bin in diesem Leben viel herumgekommen, ich bin oft umgezogen, und zwar nicht nur von einer Stadt zur anderen, sondern ein paarmal von einem Kontinent zum nächsten. Und mit jedem Umzug, den ich gemacht habe, musste ich mich wieder von mehr Dingen trennen, weil es einfach zu mühsam war, all das immer und immer und immer wieder in Kisten zu packen und dann sechstausend Kilometer weiter wieder auszupacken. Und mit jedem Umzug, den ich in diesem Leben gemacht habe, irgendwann musste ich die sechstausend Kilometer dann auch wieder zurück, mit jedem Umzug, den ich gemacht habe, hatte ich wieder Gelegenheit, jedes Ding in die Hand zu nehmen und zu überlegen: "Okay, natürlich liebe ich das, so viele Erinnerungen, so viel Wertschätzung, aber will ich das jetzt noch einmal mitnehmen? Möchte ich dem jetzt noch einmal Platz in der Umzugskiste geben und dann in dem neuen zuhause? Und meine Zuhauses wurden auch immer kleiner.

Und irgendwann vor zwanzig Jahren, vor fast vierundzwanzig Jahren, fing ich dann an, mit Soham rumzureisen und dann war mein Zuhause so groß wie zwei Koffer. Das war dann die ultimative Herausforderung. Da hatte ich dann wirklich nur noch die wenigen Sachen, die ich nicht nur mochte, sondern auch wirklich nur noch brauchte. Und auf diesem langen Weg habe ich dann ganz allmählich gelernt, diese Herausforderung anzunehmen, vor der Du jetzt stehst mit deinen wunderschönen Kindheitsbastelsachen.

Simone: Aurelia Samantha hat noch etwas ergänzt. "Und auch Gegenstände, die ich geschenkt bekommen habe und ein schlechtes Gewissen habe, sie wegzugeben. Mir ist bewusst, dass viele Geschichten und Gefühle an den vielen Gegenständen hängen. Ich glaube aber auch, dass mir die Gegenstände Halt geben, wegen kindlichen Traumata, selbst weggegeben zu werden. Aber an Gegenständen konnte ich mich festhalten. Ich kann dir gut folgen mit dem, was Du sagst und sehe das auch so. Danke."

Mikael: Ja, danke, dass Du das noch einmal ergänzt hast. Solange Dir ein Gegenstand wichtig ist, solange hat er Platz in Deinem Leben. Wenn das ein Gegenstand ist, der dir heute noch Halt gibt, dann hat er eine wunderbare Funktion. Da gibt es jetzt überhaupt gar keinen Grund, warum Du ausgerechnet so einen Gegenstand jetzt weggeben müsstest. Es geht ja immer darum, auszuwählen. Man hat einen bestimmten Platz: "Okay, und welche Dinge sind mir jetzt am wichtigsten?" Und wenn so etwas für dich am Wichtigsten ist, dann wirst Du dem Platz einräumen, gar keine Frage. Andere Dinge sind vielleicht nicht mehr so essenziell für dich mittlerweile, und von denen kannst Du dich dann verabschieden.

Und manchmal ist es auch einfach nur eine Zeitfrage. Man merkt: "Okay, es ist jetzt dran, das herzugeben", und dann gibst Du dem einfach mal ein bisschen Zeit, um Abschied zu nehmen sozusagen, immer wieder. Als Mann ist man da eher unsensibel, aber ich bin immer ganz erstaunt, wenn ich beobachte, wie die Mutter der Kinder mit den Kindern umgeht. Und wenn die weiß, dass eine bestimmte Angelegenheit ansteht, zum Beispiel irgendetwas, womit sie gespielt haben, endlich jetzt mal aufräumen oder so etwas.

Ich als Mann, ich bin da total pragmatisch und völlig lebensfern. Ich würde denen einfach eines Tages sagen: "Okay, jetzt reicht's, jetzt ist mal dran, aufzuräumen." Die macht es ganz anders. Die weiß: morgen ist Aufräumen dran. Und dann sagt sie ihnen heute: "Aufräumen ist dran", weil sie weiß, dass die Kinder Zeit brauchen. Mit allem, was die Kinder machen, brauchen die Zeit, um sich drauf einzustellen; um sich von dem Spiel zu verabschieden, was sie gerade spielen; um sich auf etwas Neues einzustellen, egal was. Auch wenn es in einer Stunde irgendwo hingeht mit dem Auto, dann sagt die ihnen zwei Stunden vorher Bescheid, weil sie weiß: die brauchen Zeit. Für jede Umstellung brauchen die Kinder Zeit. Und ich staune da immer, weil mir diese Art von Weisheit völlig fremd ist.

Aber so sind wir als Erwachsene auch. Viele Dinge brauchen einfach Zeit. Und es kann sein, Du weißt: "Okay, da ist es jetzt dran, das loszulassen." Dann gib Dir halt noch mal ein paar Wochen Zeit, und dann wird es vielleicht eine ganz andere Nummer sein. Wie gesagt: wenn Du etwas hast, was dir heute noch wirklich hilfreich ist, dann behalte es doch einfach.

Aber ich möchte doch etwas zu den Geschenken anderer Leute sagen. An denen hängen natürlich auch Geschichten und Erwartungen, aber das sind nicht deine eigenen. Mit Geschenken mache ich es so: ich nehme jedes Geschenk an, das ich bekomme, einfach, weil es mit Liebe gegeben wird und weil ich mich freue über diese Liebe. Und das Geschenk ist ja meistens nur ein Vehikel für die Wertschätzung oder die Liebe, die man miteinander teilt. Aber dann ist es meins, dann gehört es mir, ich habe es bekommen. Und jetzt kann ich damit machen, was ich will. Und das tue ich dann.

Nur ganz, ganz wenige Dinge behalte ich selber, weil ich nur die Dinge behalte, die ich wirklich brauche. Ich habe einfach nicht den Platz und die Energie in meinem Leben für mehr, denn jeder Gegenstand braucht Energie. Und deswegen gebe ich alles wieder her, an Menschen, die so etwas wirklich brauchen können, und wo der Gegenstand dann gut aufgehoben ist. Und das Recht nehme ich mir, weil es ja dann mir gehört.

Es gibt Menschen, die verschenken etwas und erwarten dann, dass man damit dann etwas tut, aber das ist nicht Schenken. Da verschenkt man Erwartungen und es ist keine schöne Sache. Aber ich weiß, das machen viele Leute Es ist nicht ganz einfach, damit zu tanzen. Aber wenn Du mal ein paar Sachen wieder hergegeben hast, die Du geschenkt bekommen hast, aber nicht brauchen kannst, und die Leute es dann merken, dann hören die auf, dir solche Sachen zu schenken, die Du nicht brauchen kannst, und dann hast Du den ganzen Ärger nicht mehr. Das ist meine Erfahrung. Irgendwann hören die Leute auf, das zu machen, obwohl sie's natürlich gut meinen. Ich weiß das schon.

Jetzt gerade an Weihnachten haben wir wieder von einigen Nachbarn Sachen gekommen, die wir natürlich nicht brauchen, aber die Leute lieben uns. Und für die ist es ganz wichtig, diese Nachbarschaftspflege zu machen und wir nehmen das an und wir freuen uns darüber. Und jetzt schauen wir mal, was wir damit machen. Behalten werden wir es nicht. Es geht nicht. Es geht einfach nicht. Die Last ist zu groß. Ich finde es toll, wie diese kleinen Dinge im Leben genau die gleiche große Herausforderung für uns Menschen sind wie die Großen. Deswegen spreche ich über all die Dinge so gerne. Danke.

Simone: Es gibt eine Frage von Narashima, die ich gerne vorlesen möchte.

Mikael: Ja, gerne. Hallo, Narashima.

Narashima: "Hi Mikael, hier ist viel Unsicherheit und Zweifel in Bezug auf Entscheidungen. Hast Du einen Impuls dazu? Danke."

Mikael: Ja, Entscheidungen verursachen immer Unsicherheit. Mit Entscheidungen ist es so: wenn ich das Gefühl habe, ich müsste eine Entscheidung treffen, dann ist es normalerweise so, dass die Zeit noch nicht reif ist. Du hast zwei oder mehr Möglichkeiten, was Du tun könntest oder solltest, aber Du kannst dich nicht entscheiden. Wenn Du es dann irgendwann weißt, musst Du keine Entscheidung mehr treffen, dann ist die Sache nämlich einfach klar. Das machst Du dann einfach. Wenn die Antwort zu einem gekommen ist, merkt man das daran, dass die Entscheidung, die es zu fällen gilt, verschwunden ist. Es ist einfach völlig klar: "ich mache jetzt das".

Das heißt: wenn Du vor einer Entscheidung stehst und das Gefühl hast, Du kannst Dich nicht entscheiden, dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass die Zeit nicht reif dafür ist, oder dass es gar nicht deine Entscheidung ist. Oft wollen andere Menschen von uns, dass wir eine Entscheidung treffen, dabei geht uns das gar nichts an. In beiden Fällen ist es so: Du bist nicht bereit, dich zu entscheiden. Und es ist sehr entspannend, das so zu sehen. "Ja, okay, mein Gehirn sagt, mein Verstand sagt, ich muss mich entscheiden." Oder vielleicht sagt dein Partner, Du musst dich jetzt entscheiden oder sonst wer, und Du merkst: "Aber ich habe da keine Antwort darauf. Das geht jetzt gerade nicht. Vielleicht morgen, ich weiß auch nicht. Vielleicht habe ich ja morgen eine Antwort, aber heute jedenfalls nicht." Und das entspannt die ganze Sache dann, sich ein bisschen Freiheit zu geben.

Meine Erfahrung ist, dass alles, was entschieden werden möchte, Zeit braucht. Und wenn Du merkst, Du kannst dich nicht entscheiden, dann ist es einfach ein Zeichen dafür, dass Du entweder noch Zeit dafür brauchst oder mit der Frage eigentlich gar nichts zu tun haben möchtest. Und dann schickst Du sie an den zurück, der Dir die Frage gestellt hat, auch wenn es dein eigener Verstand ist.

Es ist zum Beispiel oft so, dass sich Partner gegenseitig etwas fragen. Zum Beispiel... wir hatten es vorhin über Sexualität und Erwartungen. Ich sagte, in der Sexualität, da werden die Erwartungen, die jemand aneinander hat, ganz besonders schmerzhaft deutlich. Wenn der eine den anderen fragt: "Möchtest Du mit mir schlafen?" Das ist eine furchtbare Frage. Als müsste man sich jetzt entscheiden. Du wirst es schon merken, wenn dein Partner mit dir schlafen will. Es wird dann ganz unübersehbar. Da braucht man keine Frage. Wenn man eine Frage stellen muss, dann stellt man sie besser nicht, dann ist sie nicht angebracht.

Und so ist es mit fast allen Fragen, die sich die Menschen gegenseitig stellen. Dann hat man plötzlich als Mensch das Gefühl, ich müsste mich jetzt entscheiden. Dabei ist es gar nicht meine Frage. Ich will mich gar nicht entscheiden. Jemand anders will, dass ich mich entscheide. Und wenn Du das erkennst, dann ist es eine andere Geschichte, dann gib die Frage dorthin zurück, wo sie herkommt. Aber wenn es eine Entscheidung ist, die Du selber wirklich für dich brauchst und möchtest, aber noch keine Antwort hast, dann gib dir Zeit.

Simone: Lieber Mikael, es gibt noch Fragen. Ich möchte nur kurz davor die Gelegenheit nutzen, um Menschen zu erwähnen, die sich einfach bedanken wollen bei dir.

Mikael: Ja, sehr gern.

Simone: Die Karin Frei schreibt: "Danke! Schön, hier zu sein." Und die Dorothea Plank: "Wie schön, euch gefunden zu haben. Danke, Dhyan Mikael."

Mikael: Wie schön, dass ihr da seid. Willkommen.

Simone: Elimar hat auch eine Frage, die lese ich jetzt vor.

Mikael: Ja, hallo Elimar. Schön, dass Du da bist.

Elimar: "Ich befasse mich schon länger mit dem Thema 'Samadhist Guru' (Guru, der seinen Körper verlassen hat). Swamiji sagt, dass wir nur durch einen lebenden Satguru im Körper Befreiung erlangen können. Wenn ich das auf Jesus Christ beziehe, hieße das, dass man durch ihn keine Befreiung mehr erlangen kann, weil er nicht mehr im Körper lebt. Ich finde das vermessen auch anderen Religionen gegenüber, denn es gab immer Erleuchtete durch Jesus Christus, auch als er nicht mehr lebte.

Ich denke dabei an christliche Heilige oder Weise wie Theresa von Avila, Meister Eckhart, Hildegard von Bingen und andere mehr. Auch in der heutigen Zeit lassen sich weiterhin Menschen durch Jesus Christus oder andere nicht mehr lebende Meister befreien."

Mikael: Danke für diese Frage. Das ist eine ganz, ganz tolle Frage. Ich habe gerade vor zwei Tagen ein Video dazu gemacht, das habe ich gestern veröffentlicht. Das Video heißt "Lebendiger Gott, ewiges Lernen." Und ich habe das Video gemacht, weil ich weiß, dass Swamiji recht hat. Aber ich habe es gemacht, weil ich auch weiß, dass fast kein anderer Mensch das so sieht und so erlebt wie ich.

Und Swamiji erzählt es folgendermaßen. Es gibt Menschen, die sind mit einem Guru verbunden oder einem Meister verbunden, der nicht mehr lebt, zum Beispiel mit Jesus. Er erzählt da ein Beispiel von einem Guru, der hieß Shirdi Sai Baba, der lebte in Indien, vor hundertfünfzig Jahren. Und der Schüler liebte seinen Guru. Aber der Guru ist nicht mehr in seinem Körper. Und dieser Schüler hat dann zu Swamiji gefunden. Er wusste überhaupt nicht, wieso. Und Swamiji wurde dann von diesem Guru besucht in seiner Meditation. Und der dieser Guru, dieser Shirdi Sai Baba, sagte dann zu Swamiji in Swamijis Meditation: "Dieser Schüler da, der gehört zu mir. Er ist jetzt soweit. Bring ihn auf den Weg für mich." Und das ist dann auch geschehen.

Die meisten Menschen wissen nicht, dass Swamiji in dieser Sache recht hat, weil sie nicht wissen, was möglich ist. Wir lieben Jesus und er macht unser Leben um so vieles leichter. Dieses Wissen um Jesus und diese Energie, die wir auch heute noch von ihm spüren können, das lässt uns erahnen, was das für ein Phänomen war, dieser Guru Jesus. Unglaublich. Und doch ist es so, dass wir durch diesen nicht mehr lebenden Guru keine Befreiung erlangen können. Es funktioniert nicht.

Ich will jetzt zwei Sachen dazu sagen. Meine persönliche Erfahrung... Ich liebte Jesus mein Leben lang. Der hat mich durch alles durchgetragen, obwohl ich eigentlich gar kein Gläubiger war. Ich weiß überhaupt nicht, wie das überhaupt möglich ist. Vielleicht bin ich so ein ganz alter Schüler von ihm, das weiß ich nicht. Und ich liebte ihn, ich ich vertraute ihm. Verstanden habe ich ihn nicht wirklich. Aber jetzt, seit ich zu Swamiji gekommen bin, und ich weiß ja überhaupt nicht, warum ich zu Swamiji gekommen bin. Ich weiß gar nicht, wie das überhaupt passiert ist. Ich habe ja nie danach gesucht. Aber jetzt, seit ich vor sechs Jahren zu gekommen bin, jetzt plötzlich verstehe ich Jesus. Jetzt plötzlich verstehe ich meinen alten Meister Jesus. Durch und durch. Deswegen rede ich so oft über Jesus.

Und die Leute fragen mich, wie kommt es? Wo kommt das alles her? Warum verstehst Du das so? Und da sage ich: "Ich weiß nicht, keine Ahnung." Aber jetzt ist es so, als würde ich... als könnte der auf eine ganz andere Art und Weise direkt zu mir sprechen, aber erst seit dieser lebendige Guru in meinem Leben ist, nach dem ich nie gesucht habe.

Und Swamiji beschreibt, dass es genau so ist. Du liebst Deinen Meister, Du liebst Deinen Jesus, Deinen Guru, der schon lange nicht mehr in seinem Körper ist. Und dieser Meister, dieser verstorbene Meister, der sorgt dann dafür, dass jetzt, heute, in deinem Leben ein lebendiger Jesus in dein Leben kommt, und dann flutscht's, dann funktioniert alles ganz, ganz, ganz leicht.

Aber die Leute von heute können sich das nicht vorstellen, weil sie nicht wissen, was möglich ist. Sie lieben ihren Jesus und sie sind glücklich damit und zufrieden. Und keiner hat ihnen gesagt, dass das, was dieser Jesus mit einem vorhat, ganz andere Dimensionen hat. Davon wissen sie nichts.

Du sagst, dass es auch christliche Mystiker und natürlich auch in anderen Religionen Mystiker gibt, die alleine ohne einen lebendigen Meister ihren Weg gefunden haben. Dazu möcht ich zwei Sachen sagen. Mich interessiert das, was für mich funktioniert. Mich interessiert, was für alle funktioniert. Es gibt immer wieder einzelne Menschen, die das irgendwie scheinbar von selbst geschafft habe. Ich kann nur sagen, in meinem Leben ist es nicht so. Und ich kann nur das teilen, was in meinem Leben geschieht. Ich möchte nur das teilen, wo ich weiß, wovon ich spreche.

Und das Zweite, was ich dazu sagen möchte, ist: wir wissen nicht, wie das Leben dieser Mystiker wirklich war, was sie wirklich berührt und geöffnet hat. Wir wissen es nicht. Wir glauben, Jesus sei so, wie er war, vom Himmel gefallen, fertig. Wir wissen es nicht. Kein Mensch erzählt uns irgendetwas davon. Es gibt Erzählungen, die nicht offiziell in der Bibel sind, die erzählen andere Geschichten; dass er sehr wohl auch seine Meister hatte. Was da war, weiß ich nicht. Aber wir wissen es nicht.

Die Schüler haben immer die Neigung, ihren eigenen Meister überlebensgroß darzustellen, das ist ganz natürlich. Man freut sich einfach und man verehrt ihn, und für den einzelnen Schüler ist dieser Meister Gott. Aber auch der hatte seinen Weg. In der indischen Kultur ist das ganz anders. Da gibt es diese alten Götter, die auch Menschen waren und die auch ihrerseits ihren Weg gegangen sind. Und in der hinduistischen Mythologie und in der indischen Kultur, da sind diese ganzen alten Geschichten tief verankert. Die erzählen von diesen ganzen Wegen und wie das alles zusammengespielt hat, dass dann so ein Mensch plötzlich zum lebendigen Gott geworden ist.

Aber in unserer christlichen Kultur ist das irgendwie anders. Jesus ist einzigartig und scheinbar, so wie er ist, makellos und himmlisch schon auf die Welt gekommen. Es ist nicht meine Erfahrung, dass es im Leben so funktioniert. Auch er wurde so gemacht vom Leben, von Gott, irgendwie. Und das Letzte, was ich dazu sagen möchte, ist: oft wissen wir gar nicht, wie uns der Meister berührt, der lebendige Meister. Wir wissen es oft gar nicht, weil wir überhaupt nicht bereit sind für den Meister, aber den Meister interessiert es nicht. Der berührt einen trotzdem.

Ich habe in einem Video einmal das Beispiel genannt, dass... Da habe ich von dieser Frau erzählt, die dieses wunderschöne Buch geschrieben hat, "Kollision mit der Unendlichkeit", Susan Segal. Die hat ihre Erleuchtung und ihre Gotteserfahrung an der Bushaltestelle erlebt, aus heiterem Himmel, völlig unvorbereitet. Aber Jahre vorher hat sie mal ein paar Jahre sehr intensiv mit einem großen Guru zusammen meditiert und war bei ihm. Der hat sie berührt. Vielleicht wusste sie davon gar nichts, was der da wirklich in ihr gesät hat. Jahre später blüht der Same auf. Und genau so funktioniert es.

Da ist ein Mensch, der wird von irgendjemandem berührt und der weiß davon überhaupt nichts. Und zehn Jahre später, zwanzig Jahre später ist er ein Heiliger, und er weiß gar nicht, wo es herkommt. Das ist das, was ich dazu sagen möchte.

Aber es geht eigentlich gar nicht darum, jetzt irgendwie herauszukriegen, wer da recht hat oder nicht. Für mich ist alles, was mit diesem spirituellen Weg zu tun hat, etwas ganz Pragmatisches. Und nur dafür werden all diese Worte eigentlich gesprochen, von mir, von Jesus oder von sonst wem. Nur, um einem Hilfestellung zu geben. Es ist wie ein Angebot an dich. Du hörst etwas und Du merkst: "Oh wow, ja. Ich verstehe zwar kein Wort von dem, was der da sagt, aber da ist etwas, das ist für mich." Und dann hörst Du zu.

Aber wenn Du jemanden Sachen sagen hörst, wo Du Dir denkst: "Ach so ein Mist, das ist aber Blödsinn", dann vergiss es einfach. Der Kerl hat trotzdem recht, aber dann ist es nicht für dich, Dein Weg ist dann halt ein anderer. Das ist alles okay. Wir müssen die Sachen nicht passend machen. Wir können die Sachen auch nicht passend machen. Darum geht's überhaupt nicht. Wenn ich über solche Sachen spreche, wie zum Beispiel in dem Video, was ich vorgestern gemacht habe, dann mache ich das nur aus einem einzigen Grund: jemandem, dem so etwas geschieht, dass er von einem lebendigen Gott berührt wird, dass der hört... dass dieser Mensch hört: "Ah, das ist normal. Das ist gut so. Das ist kein Grund zu größerer Beunruhigung." Ich meine, natürlich ist es Grund zur Beunruhigung, weil das ganze Leben sich ändern wird. Aber ich will damit einfach nur sagen: das gehört dazu.

Ich sage es aber nicht, um Menschen, denen das vollkommen fremd ist und die davon auch überhaupt nichts wissen wollen, denen jetzt zu sagen, sie bräuchten so etwas. Darum geht es überhaupt nicht. Jeder hat seinen eigenen Weg, Jeder entdeckt seinen eigenen Weg, der ist einzigartig. Und den eigenen Weg findet man, indem man schaut: womit ist man in Resonanz und womit ist man nicht in Resonanz? So leitet uns unsere Seele. Und wenn Du mit irgendetwas keine Resonanz hast, vergiss es einfach. Da braucht man auch nicht diskutieren. Für jemand anderen ist das Gleiche unglaublich wertvoll, und für den ist es dann der richtige Weg, für dich andere Dinge. Für dich sind es die Dinge, mit denen Du in Resonanz bist.

Und so lebe ich mein eigenes Leben auch, jeden Tag. Ich kopiere nicht jemand anderen. Ich gebe das weiter, was mich berührt, mehr nicht. Und ich sage in jedem meiner Live-Chats und in jedem meiner Videos immer wieder eine Sache: mir geht es nur darum, dich zu sensibilisieren, auf dein Gefühl zu hören, deinen Weg zu gehen, das ist eigentlich alles. Und wenn wir das so sehen können, dann entspannen wir mit der ganzen Geschichte, und dann fällt es uns viel leichter, das Wunderbare, was uns vom Leben oftmals angeboten wird, anzunehmen. Du kannst dir sozusagen die Rosinen herauspicken. Das, was für dich ist, das kannst Du dir herauspicken, den ganzen Rest brauchst Du nicht essen. Danke, Elima. Schön, dass Du da bist. Ich freue mich.

Simone: Mikael, Elimar hat noch ein paar Zeilen geschrieben, die lese dich noch gerne vor, wenn Du das magst.

"Ich liebe das Beispiel, was Du beschrieben hast, auch sehr. Und auch ich hatte durch Swamiji mit Shirdi Sai Baba liebevollen Kontakt. Was sagst Du aber zu den befreiten Heiligen und Weisen, die ich genannt habe, die ohne den lebenden Jesus Befreiung erlangten? Wie geschah denn das deiner Meinung nach? Ich fühle einfach eine Vermessenheit und Überheblichkeit den jetzt lebenden Christen gegenüber, auch wenn ich selber sehr froh und dankbar um Swamiji bin."

Diese Heiligen, von denen Du sprichst, die könnten dir deine Frage beantworten. Die eine Qualität, die ich bei all denen spüre, ist so eine unendliche Demut. Keiner von denen würde sagen: "Ich habe das selbst erreicht." Die haben alle auf ihre Weise gesagt: "Gott, ich bin nichts, und trotzdem überschüttest Du mich." Die waren so voller Demut.

Und ich habe das Video vorgestern gemacht, eben weil wir modernen Menschen, und dafür können wir nichts, glauben, wir könnten alles selbst. Und das kommt daher, dass wir gelernt haben, wir müssten alles selbst machen. Weißt Du, ich bin vor dreiundzwanzig Jahren zu meinem spirituellen Meister Soham gekommen, und damals dachte ich, ich hab's echt drauf. Ich habe mich für klug gehalten. Ich habe Wunder was geglaubt, was ich alles kann. Und dann begann meine Zeit mit ihm und es war am Anfang eine Entdeckungsreise für mich, wie ich wirklich bin. Das war teilweise erschütternd für mich, weil mein ganzes Selbstbild zerbröselt ist. Die ganzen Sachen, auf die ich mir etwas eingebildet habe, die konnte ich alle gar nicht. Ich dachte wohl, dass ich sie können sollte. Und dann habe ich ganz allmählich gelernt, was ich wirklich kann, und das ist nicht viel. Ich wurde immer stiller und immer demütiger.

Ich kann da jetzt nicht mit dir darüber streiten, weil ich nicht weiß, was diese Heiligen sagen würden, aber was ich von denen spüre, deren grundlegende Qualitäten, diese vollkommene Demut, dieses "Ich bin ein nichts". Und das ist übrigens das Tor zum Himmel. Das, was die Leute überhaupt nicht hören wollen und was sie auch überhaupt selbst nicht sein wollen.

So ein Franz von Assisi, der würde sagen: "Was? Ich soll das selbst gemacht haben?" Der würde einen den Lachkampf kriegen. Wie gesagt, wir wissen nicht, wie uns das Göttliche berührt, wie der lebende Meister aussieht. Vielleicht ist er einfach nur vorbeigelaufen. Vielleicht hat er ihn einfach nur einmal angeblickt irgendwo. Bei Jesus hat das gereicht. Du brauchst nicht wissen, dass da ein Jesus neben dir stand.

Wir machen das nicht selbst. Wir machen diese ganzen Dinge alle überhaupt nicht selbst. Das ist ja gerade die Erleichterung. Das ist ja gerade der Segen, wenn man beginnt, das ein wenig zu entdecken. Und wir hören dann jemanden wie Swamiji so etwas sagen und wir denken dann: "Was maßt der sich an?"

Jesus hat das Gleiche gesagt. Jesus sagte: "Ich bin der Weg, nur durch mich kommst Du zum Herrn." Und er hat genau das Gleiche damals gesagt wie Swamiji heute. Er hat nicht gesagt: "Nur durch mich, Jesus von Nazareth, ich bin der Einzige hier." Nein: "Nur durch mich, Christus", nur durch einen lebendigen Gott, nur durch jemanden, durch den jetzt Gott strömt. "Nur durch mich kommst Du ins Himmelreich." Und Swamiji sagt es halt heute auf seine Art, in seinen Worten.

Wir modernen Menschen sträuben uns mit allem, was wir haben, gegen diese Art von Hingabe. Dieses: "Ja, ich kann das nicht. Du, mach, Gott." Und Jesus hat genau beschrieben, wie es funktioniert, "Nur durch mich". Durch den Christus. Nicht durch den Jesus, durch den Christus: "Nur durch mich kommst Du zum Herrn". Und es geht nicht anders, da kann mir keiner irgendetwas erzählen. Aber wir können es nicht glauben. Wir können es einfach nicht glauben. Aber irgendwann kommt jeder Mensch an den Punkt, wo er das erkennt. Und dann geht das neue Leben los. Danke.

Simone: Es gibt noch zwei neue Fragen im Live-Chat, die ich gerne vorlesen möchte. Und dann gibt es auch noch einen Kommentar von Aurelia, die dir wegen diesen Gegenständen, die sie gerne loslassen möchte, geschrieben hat. Und zwar beginne ich mit Cat-Acht:

"Kontaktsperre aufgrund von angeblicher Kindeswohlgefährdung, Kontaktsperre zum eigenen Kind, Angebot der Elternperson, dass das Kind sich melden kann. Was schwirrt da? Reagieren oder auch nicht? Hin- und hergerissen. Loslassen, wie viel?"

Das ist die Frage, Mikael.

Mikael: Bist Du der Vater oder bist Du die Mutter? Lies doch die nächste Frage vor und wir warten kurz, ob da was kommt, ja?

Simone: Gut. Löhne-Fritz schreibt:

"In mir lebt immer noch ein trotziges, stampfendes, protestierendes Kind, und bei aller Liebe und bei allem Verständnis dafür scheint es mich doch daran zu hindern, tiefer zu fallen und Frieden zu finden. Kannst Du mir dazu noch etwas sagen oder mich und den Kleinen mal kurz an die Hand nehmen. Danke und ganz liebe Grüße."

Mikael: Danke, danke für deine Zeilen. Du kannst nur mit diesem kleinen stampfenden Kind weitergehen. Kümmere dich nicht um Stille und Frieden, kümmere dich um den Kleinen. Das kannst Du auch beim Meditieren machen. Das kannst Du auch, wenn Du alleine bist und still wirst. Lass' diese Gefühle von diesem Kleinen kommen und gib denen deine liebevolle Aufmerksamkeit.

Ich habe ja vorhin gesagt: ich bin ein Mann und deswegen entsprechend unsensibel, und ich erlebe hier, wie eine Mutter mit solchen Dingen umgeht. Und ich erlebe das jeden Tag. Die Kinder, die sind zehn und vierzehn und die haben jeden Tag irgendetwas, teilweise richtig starke Gefühle, und dann sind sie wütend oder ärgerlich oder sauer oder motzig oder sie nerven oder sind laut und dies und jenes. Und ich als Mann habe dann irgendwelche Sachen dazu zu sagen, die allesamt nicht hilfreich sind.

Und was macht die Mama? Egal, was das Kind gerade fühlt, sie gibt ihm einfach Aufmerksamkeit und Zeit. Da wo ich sonst ein bisschen ablehnend reagieren würde aus meinem Unverständnis für die menschliche Natur heraus, da setzt die sich einfach zu dem Kind aufs Sofa, nimmt es einfach in den Arm, und ist einfach da. Und dann erklärt sie mir hinterher: "Eigentlich wollen sie immer nur Aufmerksamkeit."

Und so ist es mit unseren Gefühlen. Ob das jetzt Trotz ist oder Angst oder Einsamkeit: diese Gefühle sind die Sprache unserer Seele sozusagen, oder unseres kleinen Kindes, unseres Herzens, nenne es wie Du es willst. "Ich will Aufmerksamkeit. Ich habe mich verkleidet und will mal sehen, ob Du mich auch so liebst, wenn ich trotzig bin. Ich will mal sehen, ob Du mich auch so liebst, wenn ich wütend bin. Ich will mal sehen, ob Du mich auch liebst, wenn ich unvernünftig bin oder stur." Ja, so sprechen diese Gefühle. Sei für sie da. Schenke diesen Gefühlen diese Stille, die Du eigentlich suchst, und diesen Frieden, den Du eigentlich suchst. Schenk diesen Gefühlen das.

Und Du kommst nur mit diesem strampelnden Kind weiter, ohne geht nicht. Und Du brauchst auch nicht drauf warten, dass es dann irgendwann aufhört, das hört nicht auf. Ihr werdet dann irgendwann immer bessere Freunde, und irgendwann seid ihr eins und Du machst dir darüber gar keine Gedanken mehr.

Ich habe das auch. Ich hab das immer noch. Aber ich habe mich dran gewöhnt, all das immer und unbegrenzt willkommen zu heißen, diese Dinge. Für mich gibt es da überhaupt gar keinen Widerspruch. Und ich freue mich über deine Frage, weil das ist so, so wichtig. Wir Erwachsenen glauben oft, wir sollten da drüber hinweg sein. Und besonders, wenn wir spirituelle Erwachsene sind, glauben wir manchmal, wir sollten darüber hinweg sein, aber das stimmt natürlich überhaupt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Deswegen hat Jesus auch so gerne über Kinder gesprochen. Danke.

Haben wir noch etwas gehört von der Frage eben?

Simone: Nein, wir haben nichts mehr gehört. Elimar hat sich noch kurz gemeldet, Mikael, und möchte sich bedanken: "Danke für deine Antwort, lieber Mikael, auch wenn sie sich für meine Seele nicht ganz stimmig anfühlt."

Mikael: Ja, das macht nichts. Hör auf deine Seele und nicht auf mich.

Ich möchte noch kurz auf die vorhergehende Frage eingehen, auch wenn ich jetzt nichts mehr darüber gehört habe. Und dann würde ich gerne die Fragen beenden, damit ich noch was zur Meditation sagen kann, und dann meditieren wir zusammen.

Die Frage war über diese Situation mit der Kindeswohlgefährdung, und dass da der Kontakt begrenzt wird oder reguliert wird.

Simone: Entschuldige, Mikael, wenn ich dich kurz unterbreche, der Cat-Acht hat gerade geschrieben, er ist der Papa.

Mikael: Aha, ja, vielen Dank. Danke. Für mich ist es so: wenn ich irgendwo Konflikt spüre, dann weiß ich, das ist nicht der Weg. Ich habe das hier selbst im Haus erlebt. Nicht der Vater der Kinder meiner Partnerin, aber Verwandte wollten Kontakt erzwingen, gerichtlich. Und das haben sie auch geschafft. Aber schätzen tun die Kinder das nicht. Sie leiden unter dem Konflikt. Für Kinder muss alles freiwillig sein, leicht und einfach. Natürlich nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene. Wir ändern uns da nie.

Und mein Rat an Dich ist: wenn es Konflikt erfordert, ist es wahrscheinlich kein guter Weg. Manchmal wird man zum Konflikt gezwungen, aber in deinem Fall glaube ich nicht, dass es der Fall ist.

Simone: Jetzt schreibt er noch: "Zehn Jahre vor Gerichten."

Mikael: Ja, es ist endlos. Frag dich, warum Du das überhaupt machst. Normalerweise haben Erwachsene zwei Gründe, um dort zu streiten und zu kämpfen. Das eine ist, weil sie glauben, es wäre wichtig für das Kind. Aber das stimmt nicht. Für das Kind ist es wichtig, dass es Frieden hat, Liebe. Und wenn das mit dir nicht möglich ist, egal warum, dann ist es so.

Aber die meisten Erwachsenen, die meinen, sie brauchen das und es sei wichtig für sie selbst. Und das stimmt auch nicht. Du brauchst nichts von Deinem Kind. Du brauchst überhaupt nichts aus dieser Richtung. Im Gegenteil. Wenn Du das Gefühl hast, dass Du irgendetwas brauchst, wende Du Dich Dir selbst zu.

Weißt Du, solche Situationen, wie Du sie erlebst, berühren uralte Dinge aus unserer eigenen Kindheit. Die haben nichts mit dem zu tun, was Du da erlebst. Es ist, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, meistens so: die Intensität, mit der Du solche Sachen im Außen erlebst, spiegeln meistens das wieder, was man irgendwo in sich trägt. Und deswegen ist es so heilsam und so nützlich, wenn man irgendwann anfängt, sich dann doch mal sich selbst zuzuwenden.

Fang an zu meditieren. Fang an, das, was Du suchst, vielleicht weißt Du gar nicht, was Du suchst, Dir selbst zu geben, in Dir selbst zu finden, auch wenn Du noch gar nicht weißt, wie das alles funktionieren soll. Aber einfach, indem Du die Richtung änderst, wirst Du in den nächsten Jahren vollkommen neue Möglichkeiten entdecken. Aber eins kann ich Dir sagen. Egal was Du suchst: in dem Kampf, den kennst Du ja schon, wirst Du es nicht finden. Niemals.

Ich muss jetzt aufhören. Ich danke Dir für Deine Frage. Ich weiß, in welcher Situation Du bist. Ich dank euch allen für eure Fragen. Ich liebe das einfach.

Und ich möchte gerne jetzt ein paar Dinge zur Samarpan-Meditation sagen. Wir werden jetzt gleich zusammen meditieren. Ich muss mal hier bei mir etwas stumm schalten. Da meldet sich gerade mein Computer, obwohl der eigentlich die Klappe halten sollte. So.

Wir werden jetzt zusammen die Samarpan-Meditation machen, und wenn Du möchtest, dann bist Du ganz, ganz herzlich eingeladen, zusammen mit mir und allen anderen zu meditieren. Und das geht eine halbe Stunde. Wir werden jetzt gleich, in zwei, drei Minuten, anfangen, sodass wir dann pünktlich um vier Uhr fertig sind. Und in der Meditation... ich beschreibe mal kurz, was man rein äußerlich macht.

Du setzt dich bequem hin. Es ist gut, wenn Du mit Deinem Wurzelchakra, also mit dem Gesäß, mit dem Schritt auf dem Boden sitzen kannst. Ich mache das im Schneidersitz, im halben Lotussitz. Wenn dir das nicht möglich ist, ist es auch überhaupt nicht schlimm, da kannst Du dich auf einen Stuhl setzen. Dann ist es aber hilfreich, wenn die nackten Füße auf dem Boden sind, damit man einen guten Erdungskontakt hat. Es ist hilfreich, wenn man so dasitzt, dass man bequem sitzen kann und den Körper einfach in Ruhe lassen kann, ohne sich anzustrengen.

Ich empfinde es als hilfreich, wenn die Wirbelsäule möglichst aufrecht ist. Sich so hinzulümmeln auf einem Sofa oder in einem Bett finde ich nicht so hilfreich. Aber das kann eigentlich jeder machen, wie er will. Swamiji, der diese Meditation zu uns bringt, der sagt immer wieder: "Die ganzen Details sind alle vollkommen unwichtig." Und ich erzähle sie Dir auch nur, um zu sagen, wie ich es mache und was ich hilfreich finde. Aber das ist alles unwichtig. Das einzige Wichtige ist, dass man meditiert. Der Rest sind alles nur Kleinigkeiten.

Ja, dann setzt man sich also so hin, und dann nimmt man die rechte Hand, und die legt man dann ganz oben auf den Kopf, einfach so. Ich zeige das jetzt erst einmal, und in zwei Minuten werden wir loslegen, dann machen wir das alle zusammen noch einmal. Und da legt man die Hand da oben auf den Kopf und vollführt mit der Hand drei Kreise im Uhrzeigersinn. Und dann nimmt man die Hand wieder langsam herunter.

Und unsere Aufmerksamkeit hat die natürliche Eigenschaft, dort hinzugehen, wo unsere Hand war. Und die ist jetzt dort oben auf dem Kronenchakra, und da lassen wir sie jetzt. Dann schließen wir die Augen Und jetzt sagt man zu Beginn der Meditation ein ganz kurzes, einfaches Mantra. Ich sage das jetzt einmal auf Deutsch:

"Ich bin eine heilige Seele.
Ich bin eine reine Seele."

Das ist alles. Das wiederholen wir dann dreimal. Das ist die Erinnerung an uns selbst, was wir in Wirklichkeit sind, auch wenn wir es uns überhaupt nicht vorstellen können, was das überhaupt bedeutet. Aber das findet man dann ganz allmählich mit der Zeit heraus.

Ja, und dann sitzt man eben da, die beiden Hände sind wieder unten, wir haben das Mantra gesprochen. Ich werde das dann gleich vorsprechen, ihr könnt es nachsprechen. Und jetzt sitzt Du einfach da mit geschlossenen Augen, und die Aufmerksamkeit ruht hier oben auf dem Kronenchakra. Mehr tut man nicht. Wir stellen uns nichts vor, wir warten auf nichts. Es geht nicht darum, einen bestimmten Zustand zu erreichen. Im Gegenteil, es ist wichtig, dass man auf nichts wartet, dass man keinen bestimmten Zustand erreichen möchte; dass man einfach nur hier ist, alles vergisst und mit der Aufmerksamkeit hier oben ist.

Und noch ein Hinweis: Du wirst merken, dass die Aufmerksamkeit dort nicht bleibt; die wird wieder zu den Gedanken gezogen, ein Stockwerk tiefer, in den Kopf hinein, oder zum Körper, weil ein großer Zeh juckt oder sonst was. Das spielt alles keine Rolle, es ist kein Problem. Du gehst einfach immer wieder ganz sanft, ganz geduldig mit der Aufmerksamkeit zurück ins Kronenchakra. Das ist alles. Mehr machen wir nicht.

Das klingt alles total unscheinbar, aber wenn Du das jeden Tag machst, jeden Morgen, ändert es Dein Leben. Ja, das ist alles, was ich heute dazu sagen möchte, und jetzt werden wir zusammen meditieren.

Ich bin eine heilige Seele.
Ich bin eine reine Seele.

Ich bin eine heilige Seele.
Ich bin eine reine Seele.

Ich bin eine heilige Seele.
Ich bin eine reine Seele.

Ich danke euch.

Ihr könnt jetzt langsam eure Augen wieder öffnen. Und ich freu mich auf morgen. Guten Rutsch.

Herzlich willkommen zum Intensiv über Silvester und Neujahr. Schön, dass Du da bist.

In diesem Online-Satsang hast Du Gelegenheit, Fragen zu stellen, wenn Du möchtest. Das geht entweder im YouTube-Chat schriftlich, oder, wenn Du über Zoom teilnimmst, kannst Du im Zoom-Chat schreiben. Du kannst aber auch gerne deine Frage direkt stellen, mündlich. Wenn Du das machen möchtest, kannst Du einfach im Zoom ein Handzeichen geben und dann wird die Simone sich darum kümmern, dass Du sprechen kannst.

Und wir haben jetzt etwa eineinhalb Stunden Zeit, und dann, kurz vor halb vier, werde ich noch einiges zur Samarpan-Meditation sagen, wie das funktioniert, wie das geht: einfach so ein paar kurze Hinweise, es ist ganz einfach und unkompliziert. Und dann gibt's die Möglichkeit, wenn Du möchtest, dass Du zusammen mit mir und uns allen eine halbe Stunde lang meditierst von halb vier bis vier. Ja, und das Gleiche machen wir morgen noch einmal, wieder um vierzehn Uhr. Ja, das soll's schon sein an Vorrede.

Simone, gibt es Fragen von den Menschen, die schon da sind?

Simone: Es gibt einen Kommentar von Schneewittchen. Sie möchte sich für dieses wundervolle Angebot bedanken bei dir. Sonst gibt es noch keine Fragen im Chat.

Mikael: Schön, dass Du da bist. Ich freu mich über euch alle. Ja, ich habe auch ein paar Fragen schriftlich bekommen, per E-Mail, und dann schau ich mal, dass ich jetzt zum Auftakt einfach mal eine davon vorlesen.

"Lieber Mikael, es geht um die wahre Erfüllung. Dass Geld, Karriere, Sex und so weiter und alles, was im Außen ist, nicht zur Erfüllung führt, das ist mir klar, das habe ich alles durch. Die Erfüllung soll ja angeblich innen sein, aber meine Erfahrung sagt, da ist auch nichts. Ich meditiere seit langer Zeit. Wenn ich nach innen gehe, dann ist da nichts. Oder genauer gesagt, da ist Stille, traurige Stille. Ich bin da ganz allein, und dieses alleine, das macht mich traurig. Ich hatte früher mit Soham Kostproben der Erfüllung, aber das ist alles weg. Wie erlebst Du dein Inneres?"

Ja, danke für diese schöne Frage. Ja, die Sache mit der Erfüllung, das ist so eine Sache, weil wir sie nicht direkt finden und auch nicht direkt suchen können. Ja, wenn Du deine Schlüssel verlegt hast, dann gehst Du durchs Haus und suchst überall und irgendwann siehst Du sie irgendwo liegen, und dann findest Du deine Schlüssel wieder. Und mit Erfüllung ist es anders, also mit Erfüllung oder sich selbst finden, Gott finden. Das können wir nicht suchen so wie wir einen verlorenen Schlüsselbund suchen würden, weil wir überhaupt nicht wissen, was wir da überhaupt suchen.

Das Einzige, was wir kennen, ist eine alte Sehnsucht in uns, die wir wahrscheinlich auch überhaupt nicht verstehen. Wir wissen irgendwann: "Okay, all das, was ich kenne, das ist es nicht. Nichts davon gibt mir Erfüllung." Und wir haben dieses Gefühl, das uns in eine bestimmte Richtung zieht, aber was wir da wirklich suchen, kennen wir noch nicht, deswegen können wir's auch nicht erkennen. Und das macht diesen spirituellen Weg so spannend.

Du schreibst, dass Du meditierst. Und mit der Samarpan-Meditation ist es ja so: man setzt sich einfach hin und tut eigentlich gar nichts, man sucht auch nichts. Man richtet einfach die Aufmerksamkeit hier aufs Kronenchakra, schließt die Augen, und so sitzt man dann eine halbe Stunde da. Das werden wir nachher zusammen machen. Es ist nicht so, dass man dann dasitzt und auf etwas wartet. Wenn man dasitzt und auf etwas wartet, dann hat man erstens eine Vorstellung darüber, worauf man wartet, und zweitens meditiert man nicht. Man hat eine Vorstellung und man wartet. Und so muss man also einfach dasitzen und meditieren und eigentlich gar nicht genau wissen, was man da tut.

Eigentlich weiß man gar nicht, was das Ganze soll. Und trotzdem spürt man: das ist gut. Das ist einfach gut. Man spürt, wie sich das Leben allmählich verändert. Aber bei jedem Schritt dieses Weges, in jeder Meditation, in jedem Tag, den man lebt... Alles, was man da tut, muss man im Grunde tun, ohne nach Erfüllung zu suchen.

Deswegen hat es auch mit Vertrauen zu tun, mit Loslassen. Du hörst irgendjemanden darüber sprechen, vielleicht mich oder Soham. Du schreibst von Soham... Und dann hörst Du, wie so ein Mensch darüber spricht und Du weißt: das stimmt. Du weißt das einfach. Du hast keine Ahnung, worüber der spricht. Du hast es alles selbst noch nicht erlebt. Du hast auch gar keine Vorstellung darüber, worum es da überhaupt gehen soll, aber Du weißt: "Das ist es. Da möchte ich hin." Du weißt: das das stimmt. Das ist alles, was wir in den Händen haben. Mehr wissen wir nicht.

Ich habe neulich ein schönes Zitat gelesen von einem ganz bekannten alten Poeten, ich habe leider den Namen jetzt gerade nicht im Kopf. Ach, doch, natürlich: Rainer Maria Rilke. Und er schrieb: "Alles, alles im Leben braucht seine Zeit." Und er schreibt über die Natur, wie die Natur sich mit allem Zeit lässt und nie in Eile ist, und dass alles aus dieser ganz natürlichen Geduld erwächst. Das ist mit allem so, und auch mit dem, was in uns wächst, wenn man meditiert und wenn man sich auf den Weg macht, die Erfüllung, den Himmel oder Gott zu finden, was alles das Gleiche ist.

Wenn Du also dein Leben lebst und meditierst und ständig nachguckst: "Okay, habe ich die Erfüllung schon gefunden? Wo ist sie denn?", dann wirst Du sie nicht finden. Und wenn Du einfach all deine Wünsche loslässt, auch die Suche nach Erfüllung, und einfach hier bist und das tust, wonach dieses Gefühl in dir verlangt, auch wenn Du es nicht verstehst, zum Beispiel meditieren, dann bist Du auf dem richtigen Weg.

Es ist eine lange, lange Zeit, die man auf diesen Weg verbringt, ohne dass man irgendwelche Ergebnisse sieht. Darüber sprechen ganz viele Mystiker. Manche Leute nennen es die dunkle Nacht der Seele, aber mir gefällt dieser Ausdruck nicht, weil es den Eindruck erweckt, mit einer Nacht wär's getan. Es ist eher so wie die Zeit im Leben, die vergeht, wenn man vom Kind zum Erwachsenen wird, dieser Übergang zur Pubertät: zehn Jahre dauert es mindestens. Und nach den zehn Jahren sind die meisten Menschen noch nicht erwachsen, also ich war's jedenfalls nicht. Bei mir hat die Pubertät dreißig oder vierzig Jahre gedauert, aber es spielt keine Rolle, wie lang sie dauert. Man weiß: das ist der richtige Weg, und man weiß: hier bleibe ich, auf diesem Weg. Und dann spielt es überhaupt gar keine Rolle, wie lange es dauert. Das ist für dich das Allerwichtigste. Das ist das, was mir zu dieser Frage zunächst einmal einfällt. Danke, dass Du mir geschrieben hast.

Simone: Lieber Mikael, es gibt eine Frage von Maik, die ich gerne vorlesen möchte.

Mikael: Ja, gerne. Hallo Maik.

Maik: "Meine Frage geht um meine Beziehung. Ich bin neunundvierzig Jahre, und meine Partnerin ist achtzehn Jahre jünger als ich. Wir sind seit fast vier Jahren zusammen, und seit Beginn der Beziehung habe ich immer wieder Zweifel, ob sie die Richtige für mich ist. Diese Beziehung ist sehr besonders für mich, da sie die erste Frau an meiner Seite ist, die das große Bedürfnis hat, miteinander zu wachsen und die eigenen Wunden zu heilen. Wir beide haben schon viel eigene und auch Paartherapie gemacht, und trotzdem verhaken wir uns immer wieder.

Vor allem in der Sexualität wird dies besonders deutlich, wie schwer es uns fällt, die alten Schalen fallen zu lassen. Es gibt bei uns immer wieder Streit, und am Ende läuft es darauf hinaus, dass wir uns vom anderen nicht gesehen oder wertgeschätzt fühlen. Diese Streits frustrieren uns und lassen uns immer wieder zweifeln, obwohl da Liebe ist, die jedoch langsam bröckelt, was mich traurig macht. Bewusste Beziehung ist für mich sehr anstrengend und mein Kopf hat die Idee, dass es mit einer Frau, die besser passt, leichter wird, mich zu entspannen. Meine Beziehung ist meist ganz das Gegenteil als entspannend.

Entspannung in der Beziehung ist jedoch ein tiefer Wunsch von mir, was vermutlich auch mit meiner Kindheit und Trauma zusammenhängt, da als Kind für mich wenig Raum für Entspannung und Regulation durch meine Eltern war. Was bedeutet eine gute Beziehung, um Sexualität zu führen, und ist meine Beziehung gut für mich?"

Mikael: Danke, Maik. Danke, danke. Ich habe die gleiche Frage von Maik auch per E-Mail bekommen und habe mich schon richtig darauf gefreut, auf diese schöne Frage. Danke. Ja, Du hast ganz wunderbar ganz viel zusammengefasst in deiner Frage über Beziehung, was ich kenne aus meinem Leben, aus meinen Beziehungen und was ich von vielen Menschen immer wieder höre.

Also zunächst einmal: Du fragst, ob das die richtige Beziehung für dich ist. Ja, zweifellos. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel, weil das die Beziehung ist, die Du hast. Und eine Beziehung ist nicht dafür da, dass Du damit entspannen kannst. Wenn Du entspannen möchtest, dann tust Du es am besten, wenn Du mit dir selbst alleine bist und nach innen gehst. Die Menschen glauben immer, sie führen eine Beziehung, damit sie durch die Beziehung glücklich werde, und damit sie da Freude und Spaß haben, und das stimmt natürlich zum Teil auch. Manchmal macht es wirklich Spaß. Aber in erster Linie ist eine Beziehung für uns eine große Herausforderung, und das ist ein unendliches Geschenk.

Du kannst dir, wenn Du alleine mit dir selbst bist, ganz leicht alles Mögliche vormachen. Wenn man alleine ist, dann fühlt man sich toll und erleuchtet, das geht ganz schnell. Es gibt diese eine Geschichte von einem Asketen, der im Himalaya hoch oben in irgendeiner Höhle lebte, und der fühlt sich total eins mit Gott und allem. Und dann ging er eines Tages hinunter in die Stadt, weil er irgendetwas brauchte, und dann ist er total ausgerastet und alles war weg. Er hatte sich etwas vorgemacht. Aber wenn Du in einer Beziehung bist, dann kann dir das nicht passieren, weil alles, was da passiert, die schönen Dinge und die schwierigen Dinge, die bringen einen so richtig runter auf die Erde, die konfrontieren uns letztlich mit uns selbst.

So viel mal zum Allgemeinen. Ich finde bewusste Beziehungen auch etwas ganz schrecklich Ansprengendes. Ich hatte so etwas auch einmal, ich erinnere mich. Das ist jetzt etwa fünfundzwanzig Jahre her. Damals war ich mit einer Frau zusammen, die ich natürlich auch total geschätzt habe. Und diese Frau, die wollte auch zusammen mit mir an sich und an der Beziehung arbeiten. Das ist ja total in: an der Beziehung arbeiten. Und ich habe eine unglaubliche Aversion dagegen gehabt. Ich wusste damals nicht, warum. Ich habe nur gemerkt: "Nein, das ist mir zuwider." Ich mochte sie sehr, und wir waren dann auch noch lange Zeit zusammen. Aber dieses Zusammensein zu benutzen, jetzt aneinander und miteinander und an der Beziehung zu arbeiten, das konnte ich nicht, das wollte ich nicht.

Das Grundproblem aller Beziehungen ist, dass man Erwartungen hat. Deine Freundin hat die Erwartung, dass sie zusammen mit dir Dinge, die ihr wichtig sind, auflösen oder lernen oder überwinden kann. Du hast die Erwartung, dass Du dich mit ihr wohlfühlst und entspannen und schönen Sex haben kannst. Und an sich ist ja an diesen Erwartungen nichts verkehrt, außer, dass es Erwartungen sind. Wenn Du Dich mit einem Menschen triffst und eine bestimmte Erwartung hast, wie das jetzt funktionieren soll und was daraus jetzt möglich wird, dann habt ihr keine Beziehung, dann habt ihr sozusagen einen Deal. Ihr macht einen Handel, ein Tauschgeschäft. Weißt Du, was ich meine?

Mit jemandem leben ist was anderes. Mit jemandem leben ist: "Okay, ich bin, wie ich bin, und zwar mit meiner Schale. Ich werfe meine Schale nicht ab, weil ich gar nicht weiß, wie das gehen soll. Ich bin..." Du sagtest ja, ihr wollt eure Schalen abwerfen, aber das funktioniert nicht so recht. Und das kann auch nicht funktionieren, weil ihr einfach so seid, wie ihr seid. Ihr seid einfach so. Ihr wärt beide gerne anders. Und beide wünscht ihr euch, dass der andere auch ein bisschen anders wäre. Und das ist natürlich sehr unerquicklich.

Fang damit an, dass Du dir gestattest, dass Du so bist, wie Du bist: mit deiner Schale, mit deinen Traumata, mit deiner Anspannung. Und erwarte nicht von ihr, dass sie dasselbe macht. Akzeptier Du Dich so, wie Du bist, und lasse sie so sein, wie sie ist. Das heißt nicht, dass Du bei irgendetwas mitmachen musst, was dir nicht gefällt. Aber das eine, was man selbst tun muss, ist, die eigenen Erwartungen gehen lassen, und dann schauen, wie es wirklich ist.

Ich sagte am Anfang meiner Antwort an Dich, dass Beziehung nicht dazu da ist, dass man sich wohlfühlt, sondern dass es eine Herausforderung ist, und eine gute Herausforderung, weil wir darin wachsen. Und was uns "Beziehung" im Grunde lehrt, ist, dass ein anderer Mensch, ganz gleich wie sehr wir ihn lieben, ganz gleich wie sehr dieser Mensch uns liebt... Ein anderer Mensch kann uns niemals das geben, was wir glauben zu brauchen. Das ist das große Missverständnis von Beziehung und von Liebe.

Manchmal sage ich jemandem so etwas und dann sagen die: "Aber wozu soll ich denn dann überhaupt eine Beziehung führen?" Das wirst Du herausfinden, wenn Du eine Beziehung hast, wo Du nichts erwartest, gar nichts. Dann wirst Du eine ganz neue Art des menschlichen Zusammenseins entdecken, aber es fängt alles bei einem selbst an. Du brauchst jetzt auch nicht erwarten, dass deine Freundin, deine Partnerin genau das Gleiche mitmacht: dass sie auch ihre Erwartungen loslässt und lauter solche Sachen. Das geht dich alles überhaupt nichts an. Du musst einfach immer nur in jeden Moment schauen: "Okay, was taugt mir jetzt gerade und was nicht? Wo möchte ich mitmachen und wo nicht?" Und das ist ein ganz neuer Tanz, ganz delikat. Wir wissen überhaupt nicht, wie das gehen soll. Das muss man ganz neu erforschen.

Aber wenn deine innere Haltung sich ändert, weg von diesem, was wir alle gelernt haben, dieses Hoffen und sich wünschen, dass man durch den anderen etwas lernt und bekommt, hin zu: "Ich brauche überhaupt nichts von dir. Ich liebe dich einfach", und sich um all die anderen Sachen selber kümmert in sich drin, dann wird alles anders. Alles wird anders. Und Du wirst auch keine Probleme mehr in der Beziehung haben. Und das ist das Schöne an Beziehung. Sie wirft uns die ganze Zeit auf uns selbst zurück.

Du sagst, es frustriert manchmal. Ja! Wenn ich an jemanden Erwartungen habe, dann werde ich frustriert werden. Das ist unvermeidlich. Vielleicht nicht die ersten zwei, drei Wochen, wenn man ganz kurz zusammen ist, da sieht man das alles noch nicht, aber es geht ganz schnell. Und deine eigenen Gefühle sind es, die dir dann den Weg weisen: "Ah, ich bin frustriert. Was habe ich denn jetzt wieder erwartet? Was habe ich denn jetzt wieder gewollt?" Und Du sagst, besonders in der Sexualität wird es dann bei euch deutlich. Ja, das ist auch meine Erfahrung. In der Sexualität sind sich Menschen so nah wie sonst nirgends, da sind sie so unmaskiert wie sonst nirgends, so nackt wie sonst nirgends. Und da wird es dann ganz, ganz deutlich. Wenn jemand in einer sexuellen Begegnung an dich Erwartungen hat oder Du Erwartungen an deine Freundin hast in einer sexuellen Begegnung, dann sind diese Erwartungen dort in dem Bereich ganz besonders schmerzhaft spürbar, fast unerträglich. Und es ist gut, dass es dann Streit gibt, weil diese Erwartungen da nichts verloren haben. Damit geht's nicht.

Die meisten Menschen kennen natürlich nichts anderes, ich weiß schon. Aber es muss so nicht sein. Wenn ich eine sexuelle Begegnung mit einem Menschen habe, dann habe ich keinerlei Erwartungen, an nichts, auch noch nicht einmal, dass es eine sexuelle Begegnung wird. Und selbst wenn es eine sexuelle Begegnung ist, in jedem Moment wieder: keine Erwartung. Im nächsten Moment ist es vielleicht etwas ganz anderes. Und so kann man sich im Sex begegnen und auch sonst überall. Das ist die Grundlage von guter Beziehung, und das erfordert einfach, dass man sich um sich selbst selbst kümmert. Und das lernt man durch die Meditation. Das lernt man, indem Du Dir Raum für dich selbst nimmst, deine Gefühle kennenlernst, deine Gefühle fühlst, regelmäßig meditierst und dich immer wieder nach innen wendest.

Und dann wirst Du feststellen, nach einiger Zeit, dass Du alles, was Du Dein Leben lang da draußen gesucht hast, bei deinen Eltern, bei deinen Geschwistern, bei deinen Freunden und jetzt bei deinen Partnern, und was Du nie gefunden hast, dass Du das alles innen findest.

Das ist meine Erfahrung. Und seit ich das selbst in mir drin finde, haben sich meine Beziehungen vollkommen verändert. Vollkommen. Das heißt, Du musst Dich um Dich selbst kümmern, aber das sind auch wirklich gute Nachrichten, gute Neuigkeiten, was ich dir sage, weil das heißt: es liegt in deiner Hand. Du kannst das, was wichtig für Dich ist, das kannst Du selber tun. Du hängst in keiner Weise von deiner Partnerin ab. Und je mehr Du das allmählich selbst entdeckst durch Deine eigene Erfahrung, desto entlasteter wird die Beziehung, desto schöner, und nach einer Weile habt ihr keine Probleme mehr.

Danke, Maik. Ich könnte über dieses Thema lange sprechen, ich habe auch schon ein paar Videos darüber gemacht, und da kommt bestimmt noch mal eins, weil Beziehung eben der Bereich ist, wo wir über diese Dinge am besten lernen. Deswegen sind Beziehungen so, so wichtig und wertvoll für uns. Danke.

Simone, soll ich noch etwas vorlesen oder hast Du etwas? Ich höre Dich nicht. Ich hör Dich nicht, Simone, ich höre dich nicht. Habe ich etwas falsch gemacht? Ich glaube, Du hast dein Mikrofon ausgeschaltet, Simone.

Simone: Momentan gibt es keine Fragen.

Mikael: Ja, fein, dann schaue ich mal, was ich hier noch habe.

"Ich mache seit vier Jahren die Samarpan-Meditation mit Unterbrechungen, aber es tut sich nichts. Ich frage mich, ob Swamiji mich übersehen hat. Ich habe ein großes Foto von Swamiji bei mir stehen und ein kleines im Geldbeutel, aber ich nehme in mir Swamiji nicht wahr. Was kann ich machen, damit Swamiji mich bemerkt?"

Die Frage geht um Swamiji, diesen indischen Guru, der die Samarpan-Meditation, von der ich so viel spreche und die wir nachher auch machen... Er hat die aus dem Himalaya in die Gesellschaft gebracht. Er ist ein Guru, auch mein Guru, und die Fragestellerin fragt jetzt: "Wieso spüre ich den nicht? Ich will den ihn mir spüren." Es gibt viele Leute, die sagen, dass sie ihn und seine Energie ganz deutlich spüren und davon geleitet und getragen werden.

Ja, wie kann man das spüren? Mir gefällt die Frage und ich dank dir für die Frage. Worum es dabei geht, ist Folgendes. Es geht nicht darum, dass Swamiji dich sieht. Es kann auch gar nicht sein, dass Swamiji dich übersieht. Das ist wie die Sonne. Die die Sonne strahlt in alle Richtungen gleich und strahlt alle gleichermaßen an. Aber nicht alle Leute sitzen in der Sonne. Es gibt auch einige, die sitzen im Haus und die Fenster und Türen sind zu, und die beschweren sich dann: "Wieso übersieht mich die Sonne?" So fühlt es sich an für uns, weil wir nicht wissen, weil wir nie gelernt haben, wie wir unsere Fenster und Türen aufmachen, damit die Sonne in uns hineinkommt. Dann fühlen wir uns von Gott übersehen, von Gott ungeliebt oder vom Leben, und wir sind überzeugt davon, dass wir vergessen worden sind. So fühlt es sich an. Ganz viele Menschen fühlen so.

Das erinnert mich ein bisschen an die erste Frage, die ich vorhin beantwortet habe. Die Sache mit dem Schlüsselbund, nach dem man sucht. Du weißt nicht, wonach Du suchst. Du weißt nicht, wie es sich anfühlt, wenn Du beginnst, Gott in dir zu spüren oder Swamiji. Das Einzige, was Du tun kannst, ist, deine Erwartungen loslassen, nach innen gehen, und das immer wieder. Und immer, wenn Du ungeduldig wirst... Bisher hast Du gedacht: "Gott sieht mich nicht", und dann merken: "Ah, da ist wieder meine Ungeduld", und auch die wieder loslassen, und die Erwartung loslassen, und immer mehr in Dir ruhen.

Solange wir unser Glück und Gott im Außen suchen, solange werden wir nichts finden, überhaupt nichts. Und Du sagst: wenn Du meditierst und nach innen gehst, dann fühlst Du Dich allein, und es ist schwierig. War das die Frage oder bringe ich jetzt etwas durcheinander? Ich bringe gerade etwas durcheinander. Das war die Frage am Anfang. Das ist im Prinzip genau das Gleiche. Solange wir nach außen blicken und mit dem, was wir von außen kennen, im Inneren suchen, in der Meditation, so lange werden wir nichts finden. Und solange werden wir uns übrigens auch alleine fühlen. Das ist das Gleiche wie mit der Frage über die Beziehung eben: solange ich glaube, dass mich jemand verstehen sollte, dass mich jemand sehen sollte, und sei es der Guru im Außen, solange werde ich mich übersehen fühlen, missverstanden, einsam.

Und es reicht nicht, jetzt einfach, das alles zu ignorieren und nach innen zu gehen und da dann mit denselben Erwartungen in diese neue Richtung zu blicken. Das ist nur die halbe Miete. Durch die Meditation lernt man, nach innen zu gehen, ein Innen, das man noch gar nicht kennt. Und den Weg, den kann man nur beschreiten, wenn man nichts erwartet, auch keinen Swamiji, auch keinen Gott, weil Du überhaupt nicht weißt, wie sich das anfühlt. Du weißt nichts davon, was dann da passieren könnte. Und alles, auf das man warten könnte, alles, was man erwarten könnte, kommt aus unserer Vorstellung. Altes Zeug. Das hilft uns hier einfach nicht.

Und das ist der Knackpunkt, das ist die Kunst, die man da lernen muss: hier zu sein, zu leben, das Leben zu leben, zu wissen: ich bin auf dem richtigen Weg, aber keine Erwartungen zu haben. Und die meisten Menschen wollen das nicht, denen ist das zu doof. Das ist aber der Filter, das ist das Tor, durch das man durch muss. Also sei geduldig. Sei wirklich geduldig und lass dich überraschen. Danke, danke für deine Frage.

Simone: Mikael, es gibt jetzt eine Frage von Aurelia Samantha, die ich gerne vorlesen möchte.

Mikael: Ja, gerne. Hallo Aurelia.

Aurelia: „Hast Du einen Tipp, wie man sich von Gegenständen lösen kann? Liebe Grüße und Danke."

Mikael: Ich weiß natürlich nicht, was Du jetzt für einen Gegenstand hast. Vielleicht willst Du es noch kurz schreiben. Vielleicht kannst Du noch ein oder zwei Sätze schreiben, was es ist und was dich mit diesem Gegenstand verbindet. Es muss nicht lang sein, einfach nur ein, zwei Sätze. Und Simone, falls Aurelia dazu etwas schreibt, dann unterbreche mich bitte. Inzwischen sage ich ein paar Sachen dazu. Wir haben es normalerweise schwer damit, etwas loszulassen oder uns von etwas zu lösen, wenn wir es nicht wirklich gelebt haben, wenn wir damit noch nicht so ganz fertig sind.

Ich bin auch so. Die Sachen, die ich habe, schätze ich alle ungemein. Ich habe eigentlich nur Sachen in meinem Leben, die ich wirklich mag, aber ich kann ja nicht alles behalten. Und es fällt mir manchmal echt schwer, die Dinge loszulassen. Aber ich schätze sie einfach, so gut ich kann. Und wenn ich sie wirklich schätze und genieße, so gut ich kann, und dann die Zeit vorbei ist, die ich mit diesem Gegenstand verbringen soll, dann wird auch das klar für mich. Dann wird's eine Last. Er gefällt mir immer noch. Ich habe vielleicht auch Erinnerungen, aber er hat keinen Platz mehr; vielleicht noch in meinem Kopf, wie gesagt, die Erinnerungen.

Die meisten Menschen werden geplagt durch die Dinge, die sie mit einem Gegenstand verbinden. Das hat mit dem Gegenstand selber eigentlich gar nichts zu tun. Ich werfe gerne weg. Ich gebe gerne her. Die meisten Sachen werfe ich nicht in den Müll. Aber sobald ich merke, dass ich etwas nicht mehr brauchen kann, versuche ich, es möglichst gewinnbringend weiterzugeben. Mit gewinnbringend meine ich nicht, dass ich Geld dafür bekomme, sondern dass dieser Gegenstand möglichst gut weiterverwendet werden kann. Ich verschenke es. Zum Beispiel gibt es hier bei uns auf dem Land in der Nähe ein Gebrauchtwarenkaufhaus, wo man Dinge abgeben kann, die man nicht mehr braucht, und die werden dann für ganz wenig Geld an die bedürftigen Menschen weitergegeben. Das find ich ganz toll. Und so bleibt mein Raum und mein Leben frei von den Dingen, die ich nicht brauche. Und wenn's keiner mehr haben möchte, dann verschenke ich es oder ich gebe es halt irgendwie sonstwo weg. Und das empfinde ich dann als so eine Erleichterung.

Simone: Mikael, Aurelia hat sich gemeldet: "Dinge und Verpackungen zum Basteln, und die Vorstellung und Erinnerung daran, wie gerne ich als Kind gebastelt habe. Ich habe aber zu wenig Platz in der Wohnung. Mein Partner und ich brauchen den Platz für etwas anderes."

Mikael: Ja, genau so habe ich es mir vorgestellt. Danke für die Zusatzinfos. Da geht es ja nicht um die Gegenstände, sondern um die Geschichte, die an den Gegenständen dranhängt. Für viele Menschen ist es zum Beispiel die Kindheit; Kindheitsfotos. Meine Mama hat sich unglaublich viel Mühe gemacht, Fotos aufzubewahren und Alben daraus zu machen, und ich hatte ganz tolle Fotoalben über meine Kindheit und über meine Jugend.

Und die Frau, mit der ich hier zusammenlebe und mit ihren Kindern, sie macht genau das Gleiche. Sie macht überall Fotos und hebt das alles auf, weil sie weiß, wie sehr die Kinder das irgendwann einmal schätzen werden. Und solange man diese Dinge schätzt, wie zum Beispiel deine alten Bastelsachen, die ja auch ganz eng mit dem, was Du als Kind geschaffen hast, so was ganz Magisches, verbunden sind... Solange Du die Sachen schätzt, ist es ja alles kein Problem. Aber irgendwann kommt die Zeit, wo dann etwas Neues überwiegt, und das passt einfach nicht mehr. Du schätzt sie immer noch, aber es passt nicht mehr.

Und ich hatte das zum Beispiel mit diesen Fotos, von denen ich eben erzählt habe. Ich bin in diesem Leben viel herumgekommen, ich bin oft umgezogen, und zwar nicht nur von einer Stadt zur anderen, sondern ein paarmal von einem Kontinent zum nächsten. Und mit jedem Umzug, den ich gemacht habe, musste ich mich wieder von mehr Dingen trennen, weil es einfach zu mühsam war, all das immer und immer und immer wieder in Kisten zu packen und dann sechstausend Kilometer weiter wieder auszupacken. Und mit jedem Umzug, den ich in diesem Leben gemacht habe, irgendwann musste ich die sechstausend Kilometer dann auch wieder zurück, mit jedem Umzug, den ich gemacht habe, hatte ich wieder Gelegenheit, jedes Ding in die Hand zu nehmen und zu überlegen: "Okay, natürlich liebe ich das, so viele Erinnerungen, so viel Wertschätzung, aber will ich das jetzt noch einmal mitnehmen? Möchte ich dem jetzt noch einmal Platz in der Umzugskiste geben und dann in dem neuen zuhause? Und meine Zuhauses wurden auch immer kleiner.

Und irgendwann vor zwanzig Jahren, vor fast vierundzwanzig Jahren, fing ich dann an, mit Soham rumzureisen und dann war mein Zuhause so groß wie zwei Koffer. Das war dann die ultimative Herausforderung. Da hatte ich dann wirklich nur noch die wenigen Sachen, die ich nicht nur mochte, sondern auch wirklich nur noch brauchte. Und auf diesem langen Weg habe ich dann ganz allmählich gelernt, diese Herausforderung anzunehmen, vor der Du jetzt stehst mit deinen wunderschönen Kindheitsbastelsachen.

Simone: Aurelia Samantha hat noch etwas ergänzt. "Und auch Gegenstände, die ich geschenkt bekommen habe und ein schlechtes Gewissen habe, sie wegzugeben. Mir ist bewusst, dass viele Geschichten und Gefühle an den vielen Gegenständen hängen. Ich glaube aber auch, dass mir die Gegenstände Halt geben, wegen kindlichen Traumata, selbst weggegeben zu werden. Aber an Gegenständen konnte ich mich festhalten. Ich kann dir gut folgen mit dem, was Du sagst und sehe das auch so. Danke."

Mikael: Ja, danke, dass Du das noch einmal ergänzt hast. Solange Dir ein Gegenstand wichtig ist, solange hat er Platz in Deinem Leben. Wenn das ein Gegenstand ist, der dir heute noch Halt gibt, dann hat er eine wunderbare Funktion. Da gibt es jetzt überhaupt gar keinen Grund, warum Du ausgerechnet so einen Gegenstand jetzt weggeben müsstest. Es geht ja immer darum, auszuwählen. Man hat einen bestimmten Platz: "Okay, und welche Dinge sind mir jetzt am wichtigsten?" Und wenn so etwas für dich am Wichtigsten ist, dann wirst Du dem Platz einräumen, gar keine Frage. Andere Dinge sind vielleicht nicht mehr so essenziell für dich mittlerweile, und von denen kannst Du dich dann verabschieden.

Und manchmal ist es auch einfach nur eine Zeitfrage. Man merkt: "Okay, es ist jetzt dran, das herzugeben", und dann gibst Du dem einfach mal ein bisschen Zeit, um Abschied zu nehmen sozusagen, immer wieder. Als Mann ist man da eher unsensibel, aber ich bin immer ganz erstaunt, wenn ich beobachte, wie die Mutter der Kinder mit den Kindern umgeht. Und wenn die weiß, dass eine bestimmte Angelegenheit ansteht, zum Beispiel irgendetwas, womit sie gespielt haben, endlich jetzt mal aufräumen oder so etwas.

Ich als Mann, ich bin da total pragmatisch und völlig lebensfern. Ich würde denen einfach eines Tages sagen: "Okay, jetzt reicht's, jetzt ist mal dran, aufzuräumen." Die macht es ganz anders. Die weiß: morgen ist Aufräumen dran. Und dann sagt sie ihnen heute: "Aufräumen ist dran", weil sie weiß, dass die Kinder Zeit brauchen. Mit allem, was die Kinder machen, brauchen die Zeit, um sich drauf einzustellen; um sich von dem Spiel zu verabschieden, was sie gerade spielen; um sich auf etwas Neues einzustellen, egal was. Auch wenn es in einer Stunde irgendwo hingeht mit dem Auto, dann sagt die ihnen zwei Stunden vorher Bescheid, weil sie weiß: die brauchen Zeit. Für jede Umstellung brauchen die Kinder Zeit. Und ich staune da immer, weil mir diese Art von Weisheit völlig fremd ist.

Aber so sind wir als Erwachsene auch. Viele Dinge brauchen einfach Zeit. Und es kann sein, Du weißt: "Okay, da ist es jetzt dran, das loszulassen." Dann gib Dir halt noch mal ein paar Wochen Zeit, und dann wird es vielleicht eine ganz andere Nummer sein. Wie gesagt: wenn Du etwas hast, was dir heute noch wirklich hilfreich ist, dann behalte es doch einfach.

Aber ich möchte doch etwas zu den Geschenken anderer Leute sagen. An denen hängen natürlich auch Geschichten und Erwartungen, aber das sind nicht deine eigenen. Mit Geschenken mache ich es so: ich nehme jedes Geschenk an, das ich bekomme, einfach, weil es mit Liebe gegeben wird und weil ich mich freue über diese Liebe. Und das Geschenk ist ja meistens nur ein Vehikel für die Wertschätzung oder die Liebe, die man miteinander teilt. Aber dann ist es meins, dann gehört es mir, ich habe es bekommen. Und jetzt kann ich damit machen, was ich will. Und das tue ich dann.

Nur ganz, ganz wenige Dinge behalte ich selber, weil ich nur die Dinge behalte, die ich wirklich brauche. Ich habe einfach nicht den Platz und die Energie in meinem Leben für mehr, denn jeder Gegenstand braucht Energie. Und deswegen gebe ich alles wieder her, an Menschen, die so etwas wirklich brauchen können, und wo der Gegenstand dann gut aufgehoben ist. Und das Recht nehme ich mir, weil es ja dann mir gehört.

Es gibt Menschen, die verschenken etwas und erwarten dann, dass man damit dann etwas tut, aber das ist nicht Schenken. Da verschenkt man Erwartungen und es ist keine schöne Sache. Aber ich weiß, das machen viele Leute Es ist nicht ganz einfach, damit zu tanzen. Aber wenn Du mal ein paar Sachen wieder hergegeben hast, die Du geschenkt bekommen hast, aber nicht brauchen kannst, und die Leute es dann merken, dann hören die auf, dir solche Sachen zu schenken, die Du nicht brauchen kannst, und dann hast Du den ganzen Ärger nicht mehr. Das ist meine Erfahrung. Irgendwann hören die Leute auf, das zu machen, obwohl sie's natürlich gut meinen. Ich weiß das schon.

Jetzt gerade an Weihnachten haben wir wieder von einigen Nachbarn Sachen gekommen, die wir natürlich nicht brauchen, aber die Leute lieben uns. Und für die ist es ganz wichtig, diese Nachbarschaftspflege zu machen und wir nehmen das an und wir freuen uns darüber. Und jetzt schauen wir mal, was wir damit machen. Behalten werden wir es nicht. Es geht nicht. Es geht einfach nicht. Die Last ist zu groß. Ich finde es toll, wie diese kleinen Dinge im Leben genau die gleiche große Herausforderung für uns Menschen sind wie die Großen. Deswegen spreche ich über all die Dinge so gerne. Danke.

Simone: Es gibt eine Frage von Narashima, die ich gerne vorlesen möchte.

Mikael: Ja, gerne. Hallo, Narashima.

Narashima: "Hi Mikael, hier ist viel Unsicherheit und Zweifel in Bezug auf Entscheidungen. Hast Du einen Impuls dazu? Danke."

Mikael: Ja, Entscheidungen verursachen immer Unsicherheit. Mit Entscheidungen ist es so: wenn ich das Gefühl habe, ich müsste eine Entscheidung treffen, dann ist es normalerweise so, dass die Zeit noch nicht reif ist. Du hast zwei oder mehr Möglichkeiten, was Du tun könntest oder solltest, aber Du kannst dich nicht entscheiden. Wenn Du es dann irgendwann weißt, musst Du keine Entscheidung mehr treffen, dann ist die Sache nämlich einfach klar. Das machst Du dann einfach. Wenn die Antwort zu einem gekommen ist, merkt man das daran, dass die Entscheidung, die es zu fällen gilt, verschwunden ist. Es ist einfach völlig klar: "ich mache jetzt das".

Das heißt: wenn Du vor einer Entscheidung stehst und das Gefühl hast, Du kannst Dich nicht entscheiden, dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass die Zeit nicht reif dafür ist, oder dass es gar nicht deine Entscheidung ist. Oft wollen andere Menschen von uns, dass wir eine Entscheidung treffen, dabei geht uns das gar nichts an. In beiden Fällen ist es so: Du bist nicht bereit, dich zu entscheiden. Und es ist sehr entspannend, das so zu sehen. "Ja, okay, mein Gehirn sagt, mein Verstand sagt, ich muss mich entscheiden." Oder vielleicht sagt dein Partner, Du musst dich jetzt entscheiden oder sonst wer, und Du merkst: "Aber ich habe da keine Antwort darauf. Das geht jetzt gerade nicht. Vielleicht morgen, ich weiß auch nicht. Vielleicht habe ich ja morgen eine Antwort, aber heute jedenfalls nicht." Und das entspannt die ganze Sache dann, sich ein bisschen Freiheit zu geben.

Meine Erfahrung ist, dass alles, was entschieden werden möchte, Zeit braucht. Und wenn Du merkst, Du kannst dich nicht entscheiden, dann ist es einfach ein Zeichen dafür, dass Du entweder noch Zeit dafür brauchst oder mit der Frage eigentlich gar nichts zu tun haben möchtest. Und dann schickst Du sie an den zurück, der Dir die Frage gestellt hat, auch wenn es dein eigener Verstand ist.

Es ist zum Beispiel oft so, dass sich Partner gegenseitig etwas fragen. Zum Beispiel... wir hatten es vorhin über Sexualität und Erwartungen. Ich sagte, in der Sexualität, da werden die Erwartungen, die jemand aneinander hat, ganz besonders schmerzhaft deutlich. Wenn der eine den anderen fragt: "Möchtest Du mit mir schlafen?" Das ist eine furchtbare Frage. Als müsste man sich jetzt entscheiden. Du wirst es schon merken, wenn dein Partner mit dir schlafen will. Es wird dann ganz unübersehbar. Da braucht man keine Frage. Wenn man eine Frage stellen muss, dann stellt man sie besser nicht, dann ist sie nicht angebracht.

Und so ist es mit fast allen Fragen, die sich die Menschen gegenseitig stellen. Dann hat man plötzlich als Mensch das Gefühl, ich müsste mich jetzt entscheiden. Dabei ist es gar nicht meine Frage. Ich will mich gar nicht entscheiden. Jemand anders will, dass ich mich entscheide. Und wenn Du das erkennst, dann ist es eine andere Geschichte, dann gib die Frage dorthin zurück, wo sie herkommt. Aber wenn es eine Entscheidung ist, die Du selber wirklich für dich brauchst und möchtest, aber noch keine Antwort hast, dann gib dir Zeit.

Simone: Lieber Mikael, es gibt noch Fragen. Ich möchte nur kurz davor die Gelegenheit nutzen, um Menschen zu erwähnen, die sich einfach bedanken wollen bei dir.

Mikael: Ja, sehr gern.

Simone: Die Karin Frei schreibt: "Danke! Schön, hier zu sein." Und die Dorothea Plank: "Wie schön, euch gefunden zu haben. Danke, Dhyan Mikael."

Mikael: Wie schön, dass ihr da seid. Willkommen.

Simone: Elimar hat auch eine Frage, die lese ich jetzt vor.

Mikael: Ja, hallo Elimar. Schön, dass Du da bist.

Elimar: "Ich befasse mich schon länger mit dem Thema 'Samadhist Guru' (Guru, der seinen Körper verlassen hat). Swamiji sagt, dass wir nur durch einen lebenden Satguru im Körper Befreiung erlangen können. Wenn ich das auf Jesus Christ beziehe, hieße das, dass man durch ihn keine Befreiung mehr erlangen kann, weil er nicht mehr im Körper lebt. Ich finde das vermessen auch anderen Religionen gegenüber, denn es gab immer Erleuchtete durch Jesus Christus, auch als er nicht mehr lebte.

Ich denke dabei an christliche Heilige oder Weise wie Theresa von Avila, Meister Eckhart, Hildegard von Bingen und andere mehr. Auch in der heutigen Zeit lassen sich weiterhin Menschen durch Jesus Christus oder andere nicht mehr lebende Meister befreien."

Mikael: Danke für diese Frage. Das ist eine ganz, ganz tolle Frage. Ich habe gerade vor zwei Tagen ein Video dazu gemacht, das habe ich gestern veröffentlicht. Das Video heißt "Lebendiger Gott, ewiges Lernen." Und ich habe das Video gemacht, weil ich weiß, dass Swamiji recht hat. Aber ich habe es gemacht, weil ich auch weiß, dass fast kein anderer Mensch das so sieht und so erlebt wie ich.

Und Swamiji erzählt es folgendermaßen. Es gibt Menschen, die sind mit einem Guru verbunden oder einem Meister verbunden, der nicht mehr lebt, zum Beispiel mit Jesus. Er erzählt da ein Beispiel von einem Guru, der hieß Shirdi Sai Baba, der lebte in Indien, vor hundertfünfzig Jahren. Und der Schüler liebte seinen Guru. Aber der Guru ist nicht mehr in seinem Körper. Und dieser Schüler hat dann zu Swamiji gefunden. Er wusste überhaupt nicht, wieso. Und Swamiji wurde dann von diesem Guru besucht in seiner Meditation. Und der dieser Guru, dieser Shirdi Sai Baba, sagte dann zu Swamiji in Swamijis Meditation: "Dieser Schüler da, der gehört zu mir. Er ist jetzt soweit. Bring ihn auf den Weg für mich." Und das ist dann auch geschehen.

Die meisten Menschen wissen nicht, dass Swamiji in dieser Sache recht hat, weil sie nicht wissen, was möglich ist. Wir lieben Jesus und er macht unser Leben um so vieles leichter. Dieses Wissen um Jesus und diese Energie, die wir auch heute noch von ihm spüren können, das lässt uns erahnen, was das für ein Phänomen war, dieser Guru Jesus. Unglaublich. Und doch ist es so, dass wir durch diesen nicht mehr lebenden Guru keine Befreiung erlangen können. Es funktioniert nicht.

Ich will jetzt zwei Sachen dazu sagen. Meine persönliche Erfahrung... Ich liebte Jesus mein Leben lang. Der hat mich durch alles durchgetragen, obwohl ich eigentlich gar kein Gläubiger war. Ich weiß überhaupt nicht, wie das überhaupt möglich ist. Vielleicht bin ich so ein ganz alter Schüler von ihm, das weiß ich nicht. Und ich liebte ihn, ich ich vertraute ihm. Verstanden habe ich ihn nicht wirklich. Aber jetzt, seit ich zu Swamiji gekommen bin, und ich weiß ja überhaupt nicht, warum ich zu Swamiji gekommen bin. Ich weiß gar nicht, wie das überhaupt passiert ist. Ich habe ja nie danach gesucht. Aber jetzt, seit ich vor sechs Jahren zu gekommen bin, jetzt plötzlich verstehe ich Jesus. Jetzt plötzlich verstehe ich meinen alten Meister Jesus. Durch und durch. Deswegen rede ich so oft über Jesus.

Und die Leute fragen mich, wie kommt es? Wo kommt das alles her? Warum verstehst Du das so? Und da sage ich: "Ich weiß nicht, keine Ahnung." Aber jetzt ist es so, als würde ich... als könnte der auf eine ganz andere Art und Weise direkt zu mir sprechen, aber erst seit dieser lebendige Guru in meinem Leben ist, nach dem ich nie gesucht habe.

Und Swamiji beschreibt, dass es genau so ist. Du liebst Deinen Meister, Du liebst Deinen Jesus, Deinen Guru, der schon lange nicht mehr in seinem Körper ist. Und dieser Meister, dieser verstorbene Meister, der sorgt dann dafür, dass jetzt, heute, in deinem Leben ein lebendiger Jesus in dein Leben kommt, und dann flutscht's, dann funktioniert alles ganz, ganz, ganz leicht.

Aber die Leute von heute können sich das nicht vorstellen, weil sie nicht wissen, was möglich ist. Sie lieben ihren Jesus und sie sind glücklich damit und zufrieden. Und keiner hat ihnen gesagt, dass das, was dieser Jesus mit einem vorhat, ganz andere Dimensionen hat. Davon wissen sie nichts.

Du sagst, dass es auch christliche Mystiker und natürlich auch in anderen Religionen Mystiker gibt, die alleine ohne einen lebendigen Meister ihren Weg gefunden haben. Dazu möcht ich zwei Sachen sagen. Mich interessiert das, was für mich funktioniert. Mich interessiert, was für alle funktioniert. Es gibt immer wieder einzelne Menschen, die das irgendwie scheinbar von selbst geschafft habe. Ich kann nur sagen, in meinem Leben ist es nicht so. Und ich kann nur das teilen, was in meinem Leben geschieht. Ich möchte nur das teilen, wo ich weiß, wovon ich spreche.

Und das Zweite, was ich dazu sagen möchte, ist: wir wissen nicht, wie das Leben dieser Mystiker wirklich war, was sie wirklich berührt und geöffnet hat. Wir wissen es nicht. Wir glauben, Jesus sei so, wie er war, vom Himmel gefallen, fertig. Wir wissen es nicht. Kein Mensch erzählt uns irgendetwas davon. Es gibt Erzählungen, die nicht offiziell in der Bibel sind, die erzählen andere Geschichten; dass er sehr wohl auch seine Meister hatte. Was da war, weiß ich nicht. Aber wir wissen es nicht.

Die Schüler haben immer die Neigung, ihren eigenen Meister überlebensgroß darzustellen, das ist ganz natürlich. Man freut sich einfach und man verehrt ihn, und für den einzelnen Schüler ist dieser Meister Gott. Aber auch der hatte seinen Weg. In der indischen Kultur ist das ganz anders. Da gibt es diese alten Götter, die auch Menschen waren und die auch ihrerseits ihren Weg gegangen sind. Und in der hinduistischen Mythologie und in der indischen Kultur, da sind diese ganzen alten Geschichten tief verankert. Die erzählen von diesen ganzen Wegen und wie das alles zusammengespielt hat, dass dann so ein Mensch plötzlich zum lebendigen Gott geworden ist.

Aber in unserer christlichen Kultur ist das irgendwie anders. Jesus ist einzigartig und scheinbar, so wie er ist, makellos und himmlisch schon auf die Welt gekommen. Es ist nicht meine Erfahrung, dass es im Leben so funktioniert. Auch er wurde so gemacht vom Leben, von Gott, irgendwie. Und das Letzte, was ich dazu sagen möchte, ist: oft wissen wir gar nicht, wie uns der Meister berührt, der lebendige Meister. Wir wissen es oft gar nicht, weil wir überhaupt nicht bereit sind für den Meister, aber den Meister interessiert es nicht. Der berührt einen trotzdem.

Ich habe in einem Video einmal das Beispiel genannt, dass... Da habe ich von dieser Frau erzählt, die dieses wunderschöne Buch geschrieben hat, "Kollision mit der Unendlichkeit", Susan Segal. Die hat ihre Erleuchtung und ihre Gotteserfahrung an der Bushaltestelle erlebt, aus heiterem Himmel, völlig unvorbereitet. Aber Jahre vorher hat sie mal ein paar Jahre sehr intensiv mit einem großen Guru zusammen meditiert und war bei ihm. Der hat sie berührt. Vielleicht wusste sie davon gar nichts, was der da wirklich in ihr gesät hat. Jahre später blüht der Same auf. Und genau so funktioniert es.

Da ist ein Mensch, der wird von irgendjemandem berührt und der weiß davon überhaupt nichts. Und zehn Jahre später, zwanzig Jahre später ist er ein Heiliger, und er weiß gar nicht, wo es herkommt. Das ist das, was ich dazu sagen möchte.

Aber es geht eigentlich gar nicht darum, jetzt irgendwie herauszukriegen, wer da recht hat oder nicht. Für mich ist alles, was mit diesem spirituellen Weg zu tun hat, etwas ganz Pragmatisches. Und nur dafür werden all diese Worte eigentlich gesprochen, von mir, von Jesus oder von sonst wem. Nur, um einem Hilfestellung zu geben. Es ist wie ein Angebot an dich. Du hörst etwas und Du merkst: "Oh wow, ja. Ich verstehe zwar kein Wort von dem, was der da sagt, aber da ist etwas, das ist für mich." Und dann hörst Du zu.

Aber wenn Du jemanden Sachen sagen hörst, wo Du Dir denkst: "Ach so ein Mist, das ist aber Blödsinn", dann vergiss es einfach. Der Kerl hat trotzdem recht, aber dann ist es nicht für dich, Dein Weg ist dann halt ein anderer. Das ist alles okay. Wir müssen die Sachen nicht passend machen. Wir können die Sachen auch nicht passend machen. Darum geht's überhaupt nicht. Wenn ich über solche Sachen spreche, wie zum Beispiel in dem Video, was ich vorgestern gemacht habe, dann mache ich das nur aus einem einzigen Grund: jemandem, dem so etwas geschieht, dass er von einem lebendigen Gott berührt wird, dass der hört... dass dieser Mensch hört: "Ah, das ist normal. Das ist gut so. Das ist kein Grund zu größerer Beunruhigung." Ich meine, natürlich ist es Grund zur Beunruhigung, weil das ganze Leben sich ändern wird. Aber ich will damit einfach nur sagen: das gehört dazu.

Ich sage es aber nicht, um Menschen, denen das vollkommen fremd ist und die davon auch überhaupt nichts wissen wollen, denen jetzt zu sagen, sie bräuchten so etwas. Darum geht es überhaupt nicht. Jeder hat seinen eigenen Weg, Jeder entdeckt seinen eigenen Weg, der ist einzigartig. Und den eigenen Weg findet man, indem man schaut: womit ist man in Resonanz und womit ist man nicht in Resonanz? So leitet uns unsere Seele. Und wenn Du mit irgendetwas keine Resonanz hast, vergiss es einfach. Da braucht man auch nicht diskutieren. Für jemand anderen ist das Gleiche unglaublich wertvoll, und für den ist es dann der richtige Weg, für dich andere Dinge. Für dich sind es die Dinge, mit denen Du in Resonanz bist.

Und so lebe ich mein eigenes Leben auch, jeden Tag. Ich kopiere nicht jemand anderen. Ich gebe das weiter, was mich berührt, mehr nicht. Und ich sage in jedem meiner Live-Chats und in jedem meiner Videos immer wieder eine Sache: mir geht es nur darum, dich zu sensibilisieren, auf dein Gefühl zu hören, deinen Weg zu gehen, das ist eigentlich alles. Und wenn wir das so sehen können, dann entspannen wir mit der ganzen Geschichte, und dann fällt es uns viel leichter, das Wunderbare, was uns vom Leben oftmals angeboten wird, anzunehmen. Du kannst dir sozusagen die Rosinen herauspicken. Das, was für dich ist, das kannst Du dir herauspicken, den ganzen Rest brauchst Du nicht essen. Danke, Elima. Schön, dass Du da bist. Ich freue mich.

Simone: Mikael, Elimar hat noch ein paar Zeilen geschrieben, die lese dich noch gerne vor, wenn Du das magst.

"Ich liebe das Beispiel, was Du beschrieben hast, auch sehr. Und auch ich hatte durch Swamiji mit Shirdi Sai Baba liebevollen Kontakt. Was sagst Du aber zu den befreiten Heiligen und Weisen, die ich genannt habe, die ohne den lebenden Jesus Befreiung erlangten? Wie geschah denn das deiner Meinung nach? Ich fühle einfach eine Vermessenheit und Überheblichkeit den jetzt lebenden Christen gegenüber, auch wenn ich selber sehr froh und dankbar um Swamiji bin."

Diese Heiligen, von denen Du sprichst, die könnten dir deine Frage beantworten. Die eine Qualität, die ich bei all denen spüre, ist so eine unendliche Demut. Keiner von denen würde sagen: "Ich habe das selbst erreicht." Die haben alle auf ihre Weise gesagt: "Gott, ich bin nichts, und trotzdem überschüttest Du mich." Die waren so voller Demut.

Und ich habe das Video vorgestern gemacht, eben weil wir modernen Menschen, und dafür können wir nichts, glauben, wir könnten alles selbst. Und das kommt daher, dass wir gelernt haben, wir müssten alles selbst machen. Weißt Du, ich bin vor dreiundzwanzig Jahren zu meinem spirituellen Meister Soham gekommen, und damals dachte ich, ich hab's echt drauf. Ich habe mich für klug gehalten. Ich habe Wunder was geglaubt, was ich alles kann. Und dann begann meine Zeit mit ihm und es war am Anfang eine Entdeckungsreise für mich, wie ich wirklich bin. Das war teilweise erschütternd für mich, weil mein ganzes Selbstbild zerbröselt ist. Die ganzen Sachen, auf die ich mir etwas eingebildet habe, die konnte ich alle gar nicht. Ich dachte wohl, dass ich sie können sollte. Und dann habe ich ganz allmählich gelernt, was ich wirklich kann, und das ist nicht viel. Ich wurde immer stiller und immer demütiger.

Ich kann da jetzt nicht mit dir darüber streiten, weil ich nicht weiß, was diese Heiligen sagen würden, aber was ich von denen spüre, deren grundlegende Qualitäten, diese vollkommene Demut, dieses "Ich bin ein nichts". Und das ist übrigens das Tor zum Himmel. Das, was die Leute überhaupt nicht hören wollen und was sie auch überhaupt selbst nicht sein wollen.

So ein Franz von Assisi, der würde sagen: "Was? Ich soll das selbst gemacht haben?" Der würde einen den Lachkampf kriegen. Wie gesagt, wir wissen nicht, wie uns das Göttliche berührt, wie der lebende Meister aussieht. Vielleicht ist er einfach nur vorbeigelaufen. Vielleicht hat er ihn einfach nur einmal angeblickt irgendwo. Bei Jesus hat das gereicht. Du brauchst nicht wissen, dass da ein Jesus neben dir stand.

Wir machen das nicht selbst. Wir machen diese ganzen Dinge alle überhaupt nicht selbst. Das ist ja gerade die Erleichterung. Das ist ja gerade der Segen, wenn man beginnt, das ein wenig zu entdecken. Und wir hören dann jemanden wie Swamiji so etwas sagen und wir denken dann: "Was maßt der sich an?"

Jesus hat das Gleiche gesagt. Jesus sagte: "Ich bin der Weg, nur durch mich kommst Du zum Herrn." Und er hat genau das Gleiche damals gesagt wie Swamiji heute. Er hat nicht gesagt: "Nur durch mich, Jesus von Nazareth, ich bin der Einzige hier." Nein: "Nur durch mich, Christus", nur durch einen lebendigen Gott, nur durch jemanden, durch den jetzt Gott strömt. "Nur durch mich kommst Du ins Himmelreich." Und Swamiji sagt es halt heute auf seine Art, in seinen Worten.

Wir modernen Menschen sträuben uns mit allem, was wir haben, gegen diese Art von Hingabe. Dieses: "Ja, ich kann das nicht. Du, mach, Gott." Und Jesus hat genau beschrieben, wie es funktioniert, "Nur durch mich". Durch den Christus. Nicht durch den Jesus, durch den Christus: "Nur durch mich kommst Du zum Herrn". Und es geht nicht anders, da kann mir keiner irgendetwas erzählen. Aber wir können es nicht glauben. Wir können es einfach nicht glauben. Aber irgendwann kommt jeder Mensch an den Punkt, wo er das erkennt. Und dann geht das neue Leben los. Danke.

Simone: Es gibt noch zwei neue Fragen im Live-Chat, die ich gerne vorlesen möchte. Und dann gibt es auch noch einen Kommentar von Aurelia, die dir wegen diesen Gegenständen, die sie gerne loslassen möchte, geschrieben hat. Und zwar beginne ich mit Cat-Acht:

"Kontaktsperre aufgrund von angeblicher Kindeswohlgefährdung, Kontaktsperre zum eigenen Kind, Angebot der Elternperson, dass das Kind sich melden kann. Was schwirrt da? Reagieren oder auch nicht? Hin- und hergerissen. Loslassen, wie viel?"

Das ist die Frage, Mikael.

Mikael: Bist Du der Vater oder bist Du die Mutter? Lies doch die nächste Frage vor und wir warten kurz, ob da was kommt, ja?

Simone: Gut. Löhne-Fritz schreibt:

"In mir lebt immer noch ein trotziges, stampfendes, protestierendes Kind, und bei aller Liebe und bei allem Verständnis dafür scheint es mich doch daran zu hindern, tiefer zu fallen und Frieden zu finden. Kannst Du mir dazu noch etwas sagen oder mich und den Kleinen mal kurz an die Hand nehmen. Danke und ganz liebe Grüße."

Mikael: Danke, danke für deine Zeilen. Du kannst nur mit diesem kleinen stampfenden Kind weitergehen. Kümmere dich nicht um Stille und Frieden, kümmere dich um den Kleinen. Das kannst Du auch beim Meditieren machen. Das kannst Du auch, wenn Du alleine bist und still wirst. Lass' diese Gefühle von diesem Kleinen kommen und gib denen deine liebevolle Aufmerksamkeit.

Ich habe ja vorhin gesagt: ich bin ein Mann und deswegen entsprechend unsensibel, und ich erlebe hier, wie eine Mutter mit solchen Dingen umgeht. Und ich erlebe das jeden Tag. Die Kinder, die sind zehn und vierzehn und die haben jeden Tag irgendetwas, teilweise richtig starke Gefühle, und dann sind sie wütend oder ärgerlich oder sauer oder motzig oder sie nerven oder sind laut und dies und jenes. Und ich als Mann habe dann irgendwelche Sachen dazu zu sagen, die allesamt nicht hilfreich sind.

Und was macht die Mama? Egal, was das Kind gerade fühlt, sie gibt ihm einfach Aufmerksamkeit und Zeit. Da wo ich sonst ein bisschen ablehnend reagieren würde aus meinem Unverständnis für die menschliche Natur heraus, da setzt die sich einfach zu dem Kind aufs Sofa, nimmt es einfach in den Arm, und ist einfach da. Und dann erklärt sie mir hinterher: "Eigentlich wollen sie immer nur Aufmerksamkeit."

Und so ist es mit unseren Gefühlen. Ob das jetzt Trotz ist oder Angst oder Einsamkeit: diese Gefühle sind die Sprache unserer Seele sozusagen, oder unseres kleinen Kindes, unseres Herzens, nenne es wie Du es willst. "Ich will Aufmerksamkeit. Ich habe mich verkleidet und will mal sehen, ob Du mich auch so liebst, wenn ich trotzig bin. Ich will mal sehen, ob Du mich auch so liebst, wenn ich wütend bin. Ich will mal sehen, ob Du mich auch liebst, wenn ich unvernünftig bin oder stur." Ja, so sprechen diese Gefühle. Sei für sie da. Schenke diesen Gefühlen diese Stille, die Du eigentlich suchst, und diesen Frieden, den Du eigentlich suchst. Schenk diesen Gefühlen das.

Und Du kommst nur mit diesem strampelnden Kind weiter, ohne geht nicht. Und Du brauchst auch nicht drauf warten, dass es dann irgendwann aufhört, das hört nicht auf. Ihr werdet dann irgendwann immer bessere Freunde, und irgendwann seid ihr eins und Du machst dir darüber gar keine Gedanken mehr.

Ich habe das auch. Ich hab das immer noch. Aber ich habe mich dran gewöhnt, all das immer und unbegrenzt willkommen zu heißen, diese Dinge. Für mich gibt es da überhaupt gar keinen Widerspruch. Und ich freue mich über deine Frage, weil das ist so, so wichtig. Wir Erwachsenen glauben oft, wir sollten da drüber hinweg sein. Und besonders, wenn wir spirituelle Erwachsene sind, glauben wir manchmal, wir sollten darüber hinweg sein, aber das stimmt natürlich überhaupt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Deswegen hat Jesus auch so gerne über Kinder gesprochen. Danke.

Haben wir noch etwas gehört von der Frage eben?

Simone: Nein, wir haben nichts mehr gehört. Elimar hat sich noch kurz gemeldet, Mikael, und möchte sich bedanken: "Danke für deine Antwort, lieber Mikael, auch wenn sie sich für meine Seele nicht ganz stimmig anfühlt."

Mikael: Ja, das macht nichts. Hör auf deine Seele und nicht auf mich.

Ich möcht noch kurz auf die vorhergehende Frage eingehen, auch wenn ich jetzt nichts mehr darüber gehört habe. Und dann würde ich gerne die Fragen beenden, damit ich noch was zur Meditation sagen kann, und dann meditieren wir zusammen.

Die Frage war über diese Situation mit der Kindeswohlgefährdung, und dass da der Kontakt begrenzt wird oder reguliert wird.

Simone: Entschuldige, Mikael, wenn ich dich kurz unterbreche, der Cat-Acht hat gerade geschrieben, er ist der Papa.

Mikael: Aha, ja, vielen Dank. Danke. Für mich ist es so: wenn ich irgendwo Konflikt spüre, dann weiß ich, das ist nicht der Weg. Ich habe das hier selbst im Haus erlebt. Nicht der Vater der Kinder meiner Partnerin, aber Verwandte wollten Kontakt erzwingen, gerichtlich. Und das haben sie auch geschafft. Aber schätzen tun die Kinder das nicht. Sie leiden unter dem Konflikt. Für Kinder muss alles freiwillig sein, leicht und einfach. Natürlich nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene. Wir ändern uns da nie.

Und mein Rat an Dich ist: wenn es Konflikt erfordert, ist es wahrscheinlich kein guter Weg. Manchmal wird man zum Konflikt gezwungen, aber in deinem Fall glaube ich nicht, dass es der Fall ist.

Simone: Jetzt schreibt er noch: "Zehn Jahre vor Gerichten."

Mikael: Ja, es ist endlos. Frag dich, warum Du das überhaupt machst. Normalerweise haben Erwachsene zwei Gründe, um dort zu streiten und zu kämpfen. Das eine ist, weil sie glauben, es wäre wichtig für das Kind. Aber das stimmt nicht. Für das Kind ist es wichtig, dass es Frieden hat, Liebe. Und wenn das mit dir nicht möglich ist, egal warum, dann ist es so.

Aber die meisten Erwachsenen, die meinen, sie brauchen das und es sei wichtig für sie selbst. Und das stimmt auch nicht. Du brauchst nichts von Deinem Kind. Du brauchst überhaupt nichts aus dieser Richtung. Im Gegenteil. Wenn Du das Gefühl hast, dass Du irgendetwas brauchst, wende Du Dich Dir selbst zu.

Weißt Du, solche Situationen, wie Du sie erlebst, berühren uralte Dinge aus unserer eigenen Kindheit. Die haben nichts mit dem zu tun, was Du da erlebst. Es ist, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, meistens so: die Intensität, mit der Du solche Sachen im Außen erlebst, spiegeln meistens das wieder, was man irgendwo in sich trägt. Und deswegen ist es so heilsam und so nützlich, wenn man irgendwann anfängt, sich dann doch mal sich selbst zuzuwenden.

Fang an zu meditieren. Fang an, das, was Du suchst, vielleicht weißt Du gar nicht, was Du suchst, Dir selbst zu geben, in Dir selbst zu finden, auch wenn Du noch gar nicht weißt, wie das alles funktionieren soll. Aber einfach, indem Du die Richtung änderst, wirst Du in den nächsten Jahren vollkommen neue Möglichkeiten entdecken. Aber eins kann ich Dir sagen. Egal was Du suchst: in dem Kampf, den kennst Du ja schon, wirst Du es nicht finden. Niemals.

Ich muss jetzt aufhören. Ich danke Dir für Deine Frage. Ich weiß, in welcher Situation Du bist. Ich dank euch allen für eure Fragen. Ich liebe das einfach.

Und ich möchte gerne jetzt ein paar Dinge zur Samarpan-Meditation sagen. Wir werden jetzt gleich zusammen meditieren. Ich muss mal hier bei mir etwas stumm schalten. Da meldet sich gerade mein Computer, obwohl der eigentlich die Klappe halten sollte. So.

Wir werden jetzt zusammen die Samarpan-Meditation machen, und wenn Du möchtest, dann bist Du ganz, ganz herzlich eingeladen, zusammen mit mir und allen anderen zu meditieren. Und das geht eine halbe Stunde. Wir werden jetzt gleich, in zwei, drei Minuten, anfangen, sodass wir dann pünktlich um vier Uhr fertig sind. Und in der Meditation... ich beschreibe mal kurz, was man rein äußerlich macht.

Du setzt dich bequem hin. Es ist gut, wenn Du mit Deinem Wurzelchakra, also mit dem Gesäß, mit dem Schritt auf dem Boden sitzen kannst. Ich mache das im Schneidersitz, im halben Lotussitz. Wenn dir das nicht möglich ist, ist es auch überhaupt nicht schlimm, da kannst Du dich auf einen Stuhl setzen. Dann ist es aber hilfreich, wenn die nackten Füße auf dem Boden sind, damit man einen guten Erdungskontakt hat. Es ist hilfreich, wenn man so dasitzt, dass man bequem sitzen kann und den Körper einfach in Ruhe lassen kann, ohne sich anzustrengen.

Ich empfinde es als hilfreich, wenn die Wirbelsäule möglichst aufrecht ist. Sich so hinzulümmeln auf einem Sofa oder in einem Bett finde ich nicht so hilfreich. Aber das kann eigentlich jeder machen, wie er will. Swamiji, der diese Meditation zu uns bringt, der sagt immer wieder: "Die ganzen Details sind alle vollkommen unwichtig." Und ich erzähle sie Dir auch nur, um zu sagen, wie ich es mache und was ich hilfreich finde. Aber das ist alles unwichtig. Das einzige Wichtige ist, dass man meditiert. Der Rest sind alles nur Kleinigkeiten.

Ja, dann setzt man sich also so hin, und dann nimmt man die rechte Hand, und die legt man dann ganz oben auf den Kopf, einfach so. Ich zeige das jetzt erst einmal, und in zwei Minuten werden wir loslegen, dann machen wir das alle zusammen noch einmal. Und da legt man die Hand da oben auf den Kopf und vollführt mit der Hand drei Kreise im Uhrzeigersinn. Und dann nimmt man die Hand wieder langsam herunter.

Und unsere Aufmerksamkeit hat die natürliche Eigenschaft, dort hinzugehen, wo unsere Hand war. Und die ist jetzt dort oben auf dem Kronenchakra, und da lassen wir sie jetzt. Dann schließen wir die Augen Und jetzt sagt man zu Beginn der Meditation ein ganz kurzes, einfaches Mantra. Ich sage das jetzt einmal auf Deutsch:

"Ich bin eine heilige Seele.
Ich bin eine reine Seele."

Das ist alles. Das wiederholen wir dann dreimal. Das ist die Erinnerung an uns selbst, was wir in Wirklichkeit sind, auch wenn wir es uns überhaupt nicht vorstellen können, was das überhaupt bedeutet. Aber das findet man dann ganz allmählich mit der Zeit heraus.

Ja, und dann sitzt man eben da, die beiden Hände sind wieder unten, wir haben das Mantra gesprochen. Ich werde das dann gleich vorsprechen, ihr könnt es nachsprechen. Und jetzt sitzt Du einfach da mit geschlossenen Augen, und die Aufmerksamkeit ruht hier oben auf dem Kronenchakra. Mehr tut man nicht. Wir stellen uns nichts vor, wir warten auf nichts. Es geht nicht darum, einen bestimmten Zustand zu erreichen. Im Gegenteil, es ist wichtig, dass man auf nichts wartet, dass man keinen bestimmten Zustand erreichen möchte; dass man einfach nur hier ist, alles vergisst und mit der Aufmerksamkeit hier oben ist.

Und noch ein Hinweis: Du wirst merken, dass die Aufmerksamkeit dort nicht bleibt; die wird wieder zu den Gedanken gezogen, ein Stockwerk tiefer, in den Kopf hinein, oder zum Körper, weil ein großer Zeh juckt oder sonst was. Das spielt alles keine Rolle, es ist kein Problem. Du gehst einfach immer wieder ganz sanft, ganz geduldig mit der Aufmerksamkeit zurück ins Kronenchakra. Das ist alles. Mehr machen wir nicht.

Das klingt alles total unscheinbar, aber wenn Du das jeden Tag machst, jeden Morgen, ändert es Dein Leben. Ja, das ist alles, was ich heute dazu sagen möchte, und jetzt werden wir zusammen meditieren.

Ich bin eine heilige Seele.
Ich bin eine reine Seele.

Ich bin eine heilige Seele.
Ich bin eine reine Seele.

Ich bin eine heilige Seele.
Ich bin eine reine Seele.

Ich danke euch.

Ihr könnt jetzt langsam eure Augen wieder öffnen. Und ich freu mich auf morgen. Guten Rutsch.