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Gottes Ebenbild?

Mona Lange im Gespräch mit Dhyan Mikael.
Deutsch mit deutschen und englischen Untertiteln.

Themen: Zweihundertprozentig leben. Dieses verkehrte Leben ist die Hilfe. Kein Mensch will Frieden. Gesegnete Zeiten – nie war es einfacher. Herausfinden, wie der Heilige heilig wurde. 99% ist unmöglich, 100% ist einfach. Das Leben ist ein magisches Märchen. Die unsichtbare Magie des Lebens. Der Himmel ist zum Greifen nah.

Über dieses Video:

Der Mensch – Ebenbild Gottes? Das klingt vielen weltfremd oder gar egozentrisch. Zu entdecken, was damit wirklich meint ist, darum ging es in diesem abwechslungsreichen und inspirierenden Gespräch, das Mona Lange mit mir geführt hat.

Was wie ein abstraktes Thema klingt, entpuppt sich in Wirklichkeit als ganz praktischer, geerdeter Zugang zum eigentlichen Sinn des Lebens: die Göttlichkeit in sich zu entdecken. Aber wie dorthin kommen? Was die Religionen uns vorleben, ist nicht besonders inspirierend, wie also kann es gehen? Und wieso ist das Ganze solch ein Mysterium?

Wir sprechen über die vielen spirituellen Missverständnisse, mit denen wir aufgewachsen sind, und darüber, wie jeder normale Mensch, der in der Gesellschaft lebt, selbst im eigenen Inneren entdecken und erleben kann, wovon Jesus unablässig sprach: der Himmel ist zum Greifen nah.

Links zu den Themen in diesem Video:

(weiter unten gibt es die vollständige Abschrift).

  1. Zweihundertprozentig leben

  2. Dieses verkehrte Leben ist die Hilfe

  3. Kein Mensch will Frieden

  4. Gesegnete Zeiten – nie war es einfacher

  5. Herausfinden, wie der Heilige heilig wurde

  6. 99% ist unmöglich, 100% ist einfach

  7. Das Leben ist ein magisches Märchen

  8. Die unsichtbare Magie des Lebens

  9. Der Himmel ist zum Greifen nah

Vollständiger Text zum Mitlesen:

[Mona:] Hallo lieber Mikael. Ich freue mich, dass du da bist und auf unser Gespräch. Und wie immer – ein Überraschungsthema. Die letzten Tage kam zu mir sehr nachdrücklich ein Thema, und zwar Gottesebenbildlichkeit: dass wir Menschen als Ebenbilder Gottes geschaffen sind, und, ja, was das bedeuten kann; ob wir überhaupt diese Bedeutung schon richtig erfasst haben.

Denn im Moment, wie ich unser Menschsein sehe, wie wir auch kollektiv leben, ist das glaube ich noch nicht das. Und ich habe den Eindruck, wir sind alle irgendwo auf dem Weg. Vielleicht können wir das immer miteinander ein bisschen erforschen.

[Dhyan Mikael:] Hallo liebe Mona. Ja, ein tolles Thema. Sehr gern. Ich bin total überrascht über das Thema, und ich liebe das. Ich habe gerade erst heute an einem Video gearbeitet, welches ich schon vor einer Weile gemacht habe, aber ich habe da noch etwas nachgearbeitet. Da ging es um Jesus und um Ostern und um Göttlichkeit, und das liegt mir so nah. Ich liebe dieses Thema. Also, ich freue mich darauf.

Soll ich anfangen, oder willst du anfangen?

[Mona:] Nee, magst du gerne beginnen, was dir so aufscheint.

Zweihundertprozentig leben

[Dhyan Mikael:] Ja, wie gesagt, ich habe erst heute Nachmittag mit einem meiner Videos zu tun gehabt, und Jesus hat ja immer wieder betont, dass er Gottes Sohn ist. Also, sprich: so wie Gott – sein Sohn. Und er hat auch immer gesagt: er ist der Menschensohn. Im Grunde, so verstehe ich ihn, sagt er: "Hey, ich bin wie du. Ich bin Mensch, und ich bin Gott."

Und unsere Herausforderung in diesem Leben ist es, das Göttliche in uns zu entdecken. Und dabei geht es nicht so sehr um eine bestimmte Art, sich zu verhalten, also sich göttlich zu verhalten, damit man in der Welt nicht so viel Mist baut, sondern da geht es um eine ganz andere Art des Seins, die mit dem Menschsein eigentlich gar nichts zu tun hat und doch gleichzeitig geschieht.

Unsere Herausforderung in diesem Leben ist es, das Göttliche in uns zu entdecken. Und dabei geht es nicht so sehr um eine bestimmte Art, sich zu verhalten, sondern da geht es um eine ganz andere Art des Seins, die mit dem Menschsein eigentlich gar nichts zu tun hat und doch gleichzeitig geschieht.

Ich habe manchmal das Gefühl, wir Menschen leben auf Sparflamme – dieses irdische Leben. Wir wissen gar nicht, wie man richtig lebt. Wir leben eigentlich nur im Verstand. Wir leben eigentlich nur in Gedanken. Wir haben keine Ahnung, was es bedeutet, hier im Moment zu sein und wirklich zu erleben, was jetzt hier ist. Wir denken nur darüber nach, und wir haben unsere Bewertung und unsere Vorstellungen und Wünsche. Das heißt, wir leben dieses irdische Leben auf Sparflamme, vielleicht fünfzig Prozent; fünfzig Prozent vielleicht.

Aber jemand wie Jesus, der spricht davon, dieses irdische Leben hundert Prozent zu leben, ganz hier, und gleichzeitig das Göttliche zu entdecken in sich drin, das, was auch da ist, wovon wir aber keine Ahnung haben, und das gleichzeitig auch hundert Prozent zu leben. Da gibt es keinen Widerspruch. Jesus hat nie darüber gesprochen, dass irgendetwas nach dem Tod des Körpers kommt und dann lebt man halt woanders, sondern er sprach eben von dem, was du als Thema gewählt hast: Wie sagtest du? Wie hieß das Thema? Wie hast Du es ausgedrückt?

[Mona:] Der Mensch als Ebenbild.

[Dhyan Mikael:] Ja, das Ebenbild Gottes. Wir sind das Ebenbild Gottes, aber wir haben keine Ahnung davon. Wir müssen es nicht werden, aber wir müssen den Teil in uns, der damit zu tun hat, überhaupt erst einmal wahrnehmen und kennenlernen. Und dann haben wir zweihundertprozentiges Leben. Und davon sprach Jesus die ganze Zeit. Er sagte die ganze Zeit: Hey, du bist auch Gott. Du bist auch Gottes Sohn. Du bist auch Gottes Tochter. Und er hat uns gezeigt, wie man da hinkommt, aber wir haben ihn natürlich nicht verstanden.

Jemand wie Jesus spricht davon, dieses irdische Leben hundert Prozent zu leben, ganz hier, und gleichzeitig das Göttliche zu entdecken in sich drin, und das auch hundert Prozent zu leben.

Und dann haben wir zweihundertprozentiges Leben.

[Mona:] Schön, wie du anfängst. Ich würde sogar sagen, dass in diesem Punkt noch viel mehr Potenzial liegt. Wir leben, nur fünfzig Prozent. Wenn du denkst, Jesus sagte: "lass die Toten die Toten begraben." Wir sind noch gar nicht oftmals, in der Regel noch gar nicht, voll lebendig, weil wir uns nach außen richten und diese äußeren Schichten für uns halten, und Gottes Ebenbild... wo ist denn Gott?

In der Tiefe, im aller aller Innersten, und das hat in der Tat, so sehe ich das auch, nicht mit irgendwelchen Eigenschaften zu tun... Wir müssen so sein, wir müssen so sein, dann setzen wir uns ja wieder von außen Ziele. Aber wenn wir mit dem Innersten in Verbindung kommen, tauchen die schönsten aller Eigenschaften auf, aber sie tauchen dann auf, und dann wollen wir sie auch leben. Also, wir sind an unseren wahren inneren Schatz noch gar nicht gekommen, und daraus entsteht dann eigentlich auch die wirkliche Lebendigkeit.

Und das irdisch zu leben, das ist für mich... darum geht es eigentlich. Das irdische Leben ist im Moment wie eine Maschine. Es ist mit dem Eigentlichen nicht ausreichend verbunden, mit dem, wo die wirkliche Kraft und auch die Freude und das Glück herkommen. Und weil das nicht der Fall ist, spüren wir: es fehlt etwas, und dann suchen wir verzweifelt, und zerstören ganz viel, und zerstören letztlich uns und finden das Eigentliche nicht.

Dieses verkehrte Leben ist die Hilfe

[Dhyan Mikael:] Na ja, es ist so... Man kann leicht sagen: "Wir leben dieses Leben falsch". Aber ich glaube, die Sichtweise ist nicht so ganz richtig. Es ist eher so, dass dieses Leben das Vehikel für uns ist, das zu lernen. Wir stolpern in dieses Leben hinein und wir haben unsere Göttlichkeit vergessen. Und dieses Leben, dass wir, so gut wir halt können, so gut wir halt wissen, leben, irgendwie, so, wie es unsere Väter und Mütter vorgelebt haben und deren Väter und Mütter... da merken wir: "das kann es nicht sein."

Wir merken, wir kommen ständig an unsere eigene Grenzen. Wir merken, nichts klappt, alle Menschen wollen immer nur das Beste, aber es wird eigentlich immer... also, es wird nicht jedenfalls nicht besser, vielleicht wird es auch schlimmer, ich weiß nicht. Aber es ist nicht so, dass daran etwas nicht stimmt. Wenn wir uns in dieses äußere Leben verlaufen, wenn wir das für die Wirklichkeit halten, dann passiert genau das, was wir erleben. Und das ist die Hilfe.

Wenn man einmal beginnt, so ein bisserl bewusst zu werden, dann merkt man: man hat eigentlich nur Probleme, überall. Das kann es einfach nicht sein. Da muss noch etwas anderes sein. Das Leben zwingt uns, sozusagen liebevoll, wie eine liebevolle Mutter, dazu, diesen wahren Kern von uns zu entdecken, indem wir dieses Leben leben; indem wir an seine Grenzen stoßen; indem wir auf den Schmerz stoßen und dann langsam entdecken: da gibt es ja noch etwas anderes!

Das Leben zwingt uns, sozusagen liebevoll, wie eine liebevolle Mutter, dazu, diesen wahren Kern von uns zu entdecken, indem wir dieses Leben leben; indem wir an seine Grenzen stoßen; indem wir auf den Schmerz stoßen und dann langsam entdecken: da gibt es ja noch etwas anderes!

[Mona:] Ja, so sehe ich das auch, und es liegt mir wirklich fern davon, irgendwie zu sagen, wir leben falsch. Es geht mehr darum zu sagen: was haben wir noch nicht entdeckt? Warum leiden wir so? Warum fällt es uns so schwer? Und da gibt in der Tat das Leben im Außen Hinweise. Wenn wir beispielsweise im Außen Liebe suchen, dann ist es eigentlich ein Hinweis auf unser Innerstes.

Wir könnten sie nicht suchen, wenn wir nicht da irgendetwas in uns hätten, was Liebe empfinden kann und was auch schon Liebe ist. Und so ist es auch mit anderen Dingen, mit Reichtümern, die wir ansammeln und vielleicht auch Schönheit, die wir versuchen herzustellen. Es ist in einer ganz großen Fülle und Intensität schon in uns, und das entdecken wir nicht und verausgaben unsere Kräfte sehr stark im Außen. Aber das Außen gibt uns eigentlich immer den Hinweis auf unser Inneres.

[Dhyan Mikael:] Ja, es schubst uns ganz langsam in diese Richtung, durch Schmerz.

[Mona:] Ja. Durch Schmerz und auch durch ein Mangelempfinden, durch Sehnsucht auch. Also, so wie ich das wahrnehme, ist tatsächlich alles da, aber es ist wie paradox. Als wenn wir genau die umgekehrte Richtung einschlagen. Und der Weg aber, dieses sich nach innen zu richten, um uns da wirklich zu finden und auch zuzugestehen: da ist Gott in uns, da ist das Göttliche in uns... das trauen wir uns fast nicht.

[Dhyan Mikael:] Ja, wir trauen uns nicht. Ich glaube, da spielen zwei Sachen eine Rolle. Das eine ist... Wir trauen uns nicht, weil wir so gewohnt sind: "Ich muss da draußen in der Welt bestehen; ich muss tun; ich muss mein Leben im Griff haben. Ich kann nicht einfach mich nach innen wenden und mal schauen, was passiert." Wir haben eine Art eingebauten Widerstand dagegen. Wir sind zutiefst davon überzeugt: das kann nicht gut gehen.

Das kann einfach nicht gut gehen. Aber das ist noch etwas Zweites. Wir wollen es auch nicht, denn... Einerseits sehnen wir uns danach, getragen und aufgehoben zu sein, aber wenn ich getragen und aufgehoben bin, dann heißt das: nicht ich mache hier, sondern irgendetwas anderes. Ich lehne mich nur zurück, ich lasse mich tragen. Und das – wenn man ganz ehrlich ist –, das geht gegen das, was das 'ich' will.

Einerseits sehnen wir uns danach, getragen und aufgehoben zu sein, aber wenn ich getragen und aufgehoben bin, dann heißt das: nicht ich mache hier, sondern irgendetwas anderes. Ich lehne mich nur zurück, ich lasse mich tragen.

Und das – wenn man ganz ehrlich ist –, das geht gegen das, was das 'ich' will.

Das 'ich' möchte tun, das 'ich' hat bestimmte Vorstellungen, wie die Dinge zeigen sollen, das 'ich' hat Ziele, und da möchte es hin. Und einfach nur innehalten, einfach nur das sagen, was Jesus uns immer vorgesagt hat: Nicht mein Wille geschehe, dein Wille geschehe... Einfach mitfließen mit dem Strom, ohne eigenen Weg, das kann sich der Kopf, das kann sich das Ego, das kann sich ein Mensch nicht vorstellen.

Das klingt vielleicht ganz gut, wenn man es in einem Buch liest oder wenn man darüber nachdenkt, aber wenn man es dann selbst macht, gibt es in einem selbst nur Widerstände. Wir sind so vertraut mit der Anstrengung, mit dem Kämpfen. Damit sind wir vertraut. Aber mit dem Frieden und der Ruhe und dem Hiersein sind wir überhaupt nicht vertraut.

Das 'ich' möchte tun, hat bestimmte Vorstellungen, hat Ziele.

Und einfach nur innehalten, einfach nur das sagen, was Jesus uns immer vorgesagt hat: Nicht mein Wille geschehe, dein Wille geschehe... Einfach mitfließen mit dem Strom, ohne eigenen Weg, das kann sich ein Mensch nicht vorstellen.

Kein Mensch will Frieden

Ich finde das total interessant. Schau nur mal, womit die Menschen ihre Zeit verbringen. Sie arbeiten den ganzen Tag, und dann kommen sie nach Hause, sind erschöpft. Womit unterhalten sich die Menschen? Was ist anziehend für die Menschen? Schau dir einmal die Filme an, die die Menschen anschauen, die Bücher, die sie anschauen, das, was sie in der Freizeit tun. Das ist alles Kampf, Gewalt, Probleme, Drama, Krieg, Wettbewerb, ich gegen dich: das finden wir einfach unterhaltsam.

Kampf, Gewalt, Probleme, Drama, Krieg, Wettbewerb, ich gegen dich: das finden wir unterhaltsam. Im Fernsehen gibt es vielleicht mal einen Moment des Friedens, aber dann wird es langweilig. Dann muss wieder Reibung her, Probleme, Gewalt. Das finden wir interessant.

Wir finden es interessant. Die die Serien im Fernsehen und im Internet, da gibt es vielleicht mal einen Moment des Friedens, aber dann wird es langweilig für die Leute. Dann muss wieder Action her, dann muss wieder Reibung her, Probleme, Gewalt. Das finden wir interessant, das finden wir gut. Kein Mensch findet Frieden, getragen werden und einfach nur hier sein interessant. Solche Bücher würden sich nicht verkaufen, solche Filme auch nicht, und zwar deswegen, weil es in Wirklichkeit niemand will.

Kein Mensch findet Frieden, getragen werden und einfach nur hier sein interessant. Solche Bücher würden sich nicht verkaufen, solche Filme auch nicht, und zwar deswegen, weil es in Wirklichkeit niemand will. Und das ist das Ego.

Und das ist das Ego. Das ist das, was uns steuert. Das ist das, was das 'ich' ausmacht. Und wenn man dann wirklich merkt: "es geht nicht anders, ich muss zu diesem Frieden", dann muss man erst einmal lange Zeit – zum eigenen Erstaunen – diesen eigenen Widerstand dagegen, diese eigene Angst davor, dieses eigene Unwohlsein damit, aushalten und damit Freundschaft schließen, als gäbe es, und das ist auch so, einen ganz großen Teil in einem, der das in Wirklichkeit gar nicht will.

Wenn man merkt: "es geht nicht anders, ich muss zu diesem Frieden", dann muss man erst einmal – zum eigenen Erstaunen – diesen eigenen Widerstand dagegen, diese eigene Angst davor, dieses eigene Unwohlsein damit, aushalten und damit Freundschaft schließen, als gäbe es einen Teil, der das gar nicht will.

[Mona:] Ja, ich würde sagen, das sind allerdings Schichten, die wir nicht wirklich sind; die sich gebildet haben, die wir auch kollektiv und über die Eltern... die da sind und die tatsächlich dann mit Drama und Gewalt und so etwas in Resonanz gehen. Und wenn du die stilllegst, ist das wie ein Entzug für diese Schichten. Die fangen an zu toben. Das wollen die in der Tat nicht.

Und deshalb haben wir kaum die Möglichkeit zu entdecken, wer wir wirklich sind und was wir wirklich wollen, weil wir von diesen Schichten getäuscht werden und uns für diese Schichten halten. Und deshalb, ja, der Weg geht eigentlich nur – bei mir war es die Stille, bei dir ist es die Meditation –, indem wir das irgendwie aushalten, den Weg da durch. Und auf diesem Weg dadurch taucht natürlich auch ganz viel alter Mist, Traumata und alles Mögliche, auf. Und das ist kein Vergnügen.

Deswegen ist es ja auch wichtig, darüber zu sprechen, sodass Menschen wissen, dass selbst wenn sich das im Moment ganz grausam anfühlt... eigentlich geht der Weg da durch, der Weg in mein Glück, auch in den Frieden. Wir wollen alle Frieden in der Welt. Der ist nicht herzustellen, solange wir nicht in uns selbst an diesem Punkt gekommen sind. Der geht da durch. Die Gottesebenbildlichkeit ist da, sie ist in uns angelegt. Es geht darum, sie zu finden und den Mut zu haben, sich auf diesen Weg zu machen.

[Dhyan Mikael:] Ich finde das Thema ganz toll, diese Gottesebenmäßigkeit.

Wenn ich Gott bin – und das bin ich –, dann habe ich mit der Welt nichts zu tun. Die Welt wurde durch mich erschaffen. Sie ist mein Produkt. Ich bin nicht das Kind der Welt. Ich habe mit der Welt nichts zu tun. Und das ist die große Schwierigkeit auf dem Weg: diesen Teil von mir zu entdecken. Ich kenne von Geburt an nichts anderes als die Welt. Ich kenne nur Menschen, die auch nichts anderes kennen. Seit Generationen kenne ich niemanden, der irgendetwas anderes kennt.

Und dann kommt einer wie Jesus oder ein Guru oder zwei Verrückte wie wir und sagt dann: da gibt es noch etwas anderes. Und dann alles, was einem vertraut ist, loszulassen... Es ist ja trotzdem da, aber das mental nicht mehr wichtig zu nehmen, sondern sich auf die Suche nach etwas zu machen, was erstens damit überhaupt nichts zu tun hat und zweitens etwas ist, was ich überhaupt nicht kenne, das erscheint schlicht und einfach verrückt. Das erscheint völlig absurd. Wer macht so was? Und dennoch machen es die Leute. Und das ist das Interessante.

Also du sprachst davon, dass es so viele Schichten gibt, die uns daran hindern. Ich würde das anders ausdrücken. Ich gehe da noch weiter. Ich sage: das gesamte Wesen des Menschen ist nichts als das Weltliche, und zwar seit Urzeiten. Davon handelt die Bibel – darüber haben wir ja schon einmal gesprochen –, davon handelt die Geschichte vom Paradies. Seit Urzeiten kennt der Mensch nichts anderes als diese Identifizierung mit dem weltlichen Leben, mit dem 'ich', mit dem Ego, mit dem Tun, und wir haben keine Möglichkeit, von selbst da rauszukommen.

Wir können die Schichten nicht abziehen, es geht nicht. Da muss uns irgendjemand dabei helfen. Bei dir war es das Schicksal, wobei ich da noch gar nicht mal so sicher bin, ob das stimmt. Ich glaube, auch eine Seele wie deine, auch du wurdest von einem Jesus berührt. Vielleicht nicht Jesus von Nazareth, vielleicht war es in deinem letzten Leben irgendein Guru in Australien oder sonst wo. Und in diesem Leben bringst du das mit, und jetzt brauchst du nur noch eine Berührung auf die Schulter... Dein Ehemann ist gestorben.

Du bist ins Nichts gestürzt in deinem weltlichen Leben. Und dann kommt die Erinnerung. Dann ist sie da. Aber wir können sie nicht machen. Sie wird uns von außen, und das ist das, was Jesus Gnade nennt, schenkt. In diesem Leben war es bei dir deine persönlichen Umstände mit dem Tod deines Partners. In meinem Leben, in diesem Leben, war es dadurch, dass mir mein Meister und mein Guru begegnet ist. Aber es wird uns von außen geschenkt. Und im Leben jedes Menschen gibt es diesen Moment, wo einem das von außen angetragen wird.

Ob wir es dann nehmen, das ist eine andere Frage. Aber es wird uns geschenkt. Und dann, dann kann man einmal in diese Richtung schauen, so ganz vorsichtig, und dann merkt man: "Ah".... Und dann kostet man das zum ersten Mal, diese... Man weiß ja gar nicht, womit man es da zu tun hat. Man weiß ja gar nicht, dass es Gott ist. Man weiß ja gar nicht, dass das die Schönheit der eigenen Seele ist, die man da spürt. Man hält es für einen Schicksalsschlag oder für einen Guru, für einen anderen Körper, für ein anderes Wesen.

Aber in Wirklichkeit ist das der erste Geschmack vom Himmelreich; von etwas, was wir in uns selbst tragen. Aber es kommt von außen– scheinbar; scheinbar von außen. Später weiß man natürlich, dass das auch nicht stimmt, aber ich rede gerne praktisch.

Und dann kommt einer wie Jesus oder ein Guru und sagt: da gibt es noch etwas anderes. Und dann alles, was einem vertraut ist, loszulassen, nicht mehr wichtig zu nehmen, sondern sich auf die Suche nach etwas zu machen, was ich überhaupt nicht kenne, das erscheint schlicht und einfach verrückt.

[Mona:] Ja, ich kann auch sagen bei mir im Nachhinein, dass es mehrere dieser Situationen gab, nicht so gravierend wie in dem Moment, als mein Mann starb, aber es gab schon vorher gewisse Anstöße und es verdichtete sich auch. Also es ist fast so, als wenn die Seele geboren werden wollte zu dieser Zeit. Als wenn sie sich wirklich sichtbar machen wollte. Und deshalb ist es wichtig, darüber zu sprechen, weil ich glaube, dass es allen Menschen irgendwo so geht, oder sehr vielen, oder zumindest denen, die überhaupt einmal so etwas anschauen, was wir jetzt besprechen.

Und du sagtest ja: wen interessiert das, außer solche Verrückte? Ja, weil es so absurd ist. Und das war für mich auf dem Weg beispielsweise sehr, sehr schwierig, denn wie sollte ich zu etwas so Absurdem Vertrauen bekommen? Das andere, Alte, wollte ich nicht mehr. Ich hatte keine andere Möglichkeit mehr, als diesen Weg zu gehen. Aber wenn ich von anderen gehört hätte: "hab Vertrauen zu diesem Weg" und "wir haben das auch erlebt"... Ich habe den Eindruck, es ist im Moment eine Zeit, wo das eben vermehrt stattfindet.

Mir kommt es so vor, als wenn sich da tatsächlich jetzt wirklich das das Göttliche rausbrechen möchte und in einem größeren Umfang, als es früher der Fall war. Jetzt ist ja auch die Möglichkeit durch Internet und solche Gespräche, in einem größeren Stil darauf aufmerksam zu machen. Und auch die die Zuspitzung, die überall im Moment stattfindet, deutet für mich darauf hin, dass eigentlich dahinter das göttliche Licht steht und die Dunkelheit nach oben befördert. Also, mein Empfinden ist es, da ist ganz ordentlich was im Gang im Moment.

Gesegnete Zeiten – nie war es einfacher

[Dhyan Mikael:] Ja, wir leben in Wirklichkeit in sehr, sehr gesegneten Zeiten. Es war nie einfacher als jetzt, zu erwachen und sich dieser göttlichen Seite zuzuwenden und diese Stille zu entdecken und sich nach innen zu wenden in dieser Welt, die nur nach außen gerichtet ist. Für denjenigen, der es möchte, ist es heute einfacher denn je. Es war nie einfacher als jetzt.

Wir leben in Wirklichkeit in sehr, sehr gesegneten Zeiten. Es war nie einfacher als jetzt, zu erwachen und sich dieser göttlichen Seite zuzuwenden und diese Stille zu entdecken und sich nach innen zu wenden in dieser Welt, die nur nach außen gerichtet ist.

Für denjenigen, der es möchte, ist es heute einfacher denn je.

Wir leben in so gesegneten Zeiten, dass ganz normale Menschen wie du, wie ich, die in der Gesellschaft leben, die ihr normales Leben haben, sich nach innen wenden können; dass die ihre Seele entdecken können; dass die meditieren können, ohne dafür behelligt zu werden; ohne dass sie dafür verbrannt oder gekreuzigt werden; ohne dass sie dafür ihr Leben aufgeben, dem weltlichen Leben entsagen und in irgendeine Höhle im Himalaya ziehen müssen. Das gab es noch nie.

Es war nie einfacher. Und die Hilfe hat verschiedene Gesichter. Die Hilfe ist einmal, dass es jetzt so viele Gurus auf der Welt gibt wie noch nie, die daran arbeiten. Die meisten sind für die Menschen unsichtbar. Das merkt man daran, dass die Welt immer schwieriger wird – auch das ist eine Hilfe. Dieses praktische, weltliche Leben ist eine Hilfe. Das ist nicht dafür da, dass wir es genießen – das ist die Hilfe, damit wir das entdecken, was wirklich tragfähig ist.

Wir leben in so gesegneten Zeiten, dass ganz normale Menschen, die ihr normales Leben haben, sich nach innen wenden können; ihre Seele entdecken können; meditieren können, ohne dafür behelligt zu werden; ohne dass sie dafür dem weltlichen Leben entsagen müssen. Das gab es noch nie. Es war nie einfacher.

Und wird es halt immer schwieriger und immer interessanter, und es erinnert die Menschen immer noch vehementer daran, dass alles, was in diesem weltlichen Leben zu erreichen ist, im Handumdrehen wieder vorbei ist. Nichts von dem bleibt, nichts. Aber die Leute ignorieren es, und erst im letzten Moment, erst wenn der Körper beginnt, sich aufzulösen, dann merken sie: "Ah, deswegen war ich hier!" Dann ist es zu spät.

Dieses praktische, weltliche Leben ist die Hilfe, damit wir das entdecken, was wirklich tragfähig ist. Alles, was in diesem weltlichen Leben zu erreichen ist, ist im Handumdrehen wieder vorbei. Nichts von dem bleibt, nichts. Aber die Leute ignorieren es, und erst im letzten Moment, erst wenn der Körper beginnt, sich aufzulösen, dann merken sie: "Ah, deswegen war ich hier!"

Dann ist es zu spät.

[Mona:] Und deshalb ist es so wichtig, darum zu wissen und sich auch einmal die Frage zu stellen: was heißt denn tatsächlich "Gottes Ebenbildlichkeit"? Das, was im Moment gelebt wird, so wie du das auch sagtest, wie wir üblicherweise unser Leben zubringen, das ist es nicht. Das kann es gar nicht sein. Wenn man auf der anderen Seite sieht, welche Schönheit, welche Herrlichkeit die Schöpfung hat... Und vor allen Dingen, auf diesem Weg, den man dann geht, wird man ja immer empfindungsfähiger und sieht das umso mehr.

Aber selbst wenn das am Anfang noch nicht der Fall ist, kann man zumindest die Schönheit der Natur sehen und die Schönheit in den Dingen sehen und erkennen, dass das Leben, was wir oftmals führen, sehr weit weg davon ist und dass uns das natürlich nicht zufriedenstellen kann. Wir leiden ja, weil wir von dem Eigentlichen abgetrennt sind, ohne das zu wissen. Und es ist essenziell wichtig, dass wir dahin finden.

Herausfinden, wie der Heilige heilig wurde

[Dhyan Mikael:] Ja. Die Frage ist nur, wie findet man dahin? Traditionsgemäß haben die Leute das so gemacht: da sie nicht wussten, wie man da hinkommt, hat man versucht, sich so zu verhalten, wie einer, der das weiß. Man hat irgendeinen Heiligen nachgemacht oder Jesus nachgemacht. Man hat versucht, sich gut zu verhalten; ein guter Mensch zu sein. Man hat versucht, eben nicht die schlimmen Sachen zu machen, die alle anderen machen. Aber es funktioniert nicht. Es funktioniert nicht, jemanden nachzumachen.

Die Frage ist nur, wie findet man dahin? Traditionsgemäß haben die Leute das so gemacht: da sie nicht wussten, wie man da hinkommt, hat man irgendeinen Heiligen nachgemacht oder Jesus nachgemacht. Man hat versucht, sich gut zu verhalten; ein guter Mensch zu sein. Aber es funktioniert nicht.

Man muss herausfinden, was der Heilige gemacht hat, um dorthin zu kommen, dass er jetzt so ist. Man muss wissen: was hat denn so ein Jesus gemacht, damit er so wurde; damit er so heilig wurde, so ganz und so gottesgleich? Und er hat es uns immer wieder verraten. Er hat es immer wieder gesagt. Jeder Guru sagt es immer wieder, aber wir wollen es nicht hören. Jesus hat gesagt: "Bete". Und er hat auch genau gesagt, wie man betet.

Wenn Jesus beten gesagt hat, dann meinte er damit meditieren, doch das Wort gab es damals in dem Teil der Welt nicht. Er hat beschrieben, wie man betet. Er hat gesagt: "dein Wille geschehe". Das war sein Gebet. Das war seine Botschaft: ein Satz. Das ist Hingabe. Nicht ich. Kein Wunsch, keine Präferenz, kein Ziel. "Dein Wille, Leben: du." Das ist pure Hingabe. Das ist Meditation. So meditiert man – also, wahre Meditation. Die Samarpan-Meditation... Samarpan heißt Hingabe. Wenn man die meditiert, tut man nichts.

Es funktioniert nicht, jemanden nachzumachen. Man muss herausfinden, was der Heilige gemacht hat: was hat denn so ein Jesus gemacht, damit er so wurde; damit er so heilig wurde, so ganz und so gottesgleich? Und er hat es uns immer wieder verraten. Jeder Guru sagt es immer wieder, aber wir wollen es nicht hören.

Man stellt sich nichts vor, man hat kein Ziel, man will auch nichts. Man lässt das alles gehen. Und das geht nur, wenn man alles, was einem wichtig ist, loslässt. Das kann man nur, wenn man alles, was man erreichen will, loslässt. Und das hat uns Jesus vor zweitausend Jahren gesagt. Er sagte:, "So, mache ich das. So bin ich Gottes Sohn geworden. Das kannst du auch." Und genau das eine wollen wir nicht: dieses "Dein Wille geschehe. Ich habe keinen Willen." Das ist für uns unvorstellbar.

Das hat uns Jesus vor zweitausend Jahren gesagt. Er sagte:, "So, mache ich das. So bin ich Gottes Sohn geworden. Das kannst du auch." Und genau das eine wollen wir nicht: dieses "Dein Wille geschehe. Ich habe keinen Willen." Das ist für uns unvorstellbar.

Ich habe heute ein Zitat von J. Krishnamurti gelesen, der das Gleiche gesagt hat, nur auf seine unnachahmliche Art und Weise. Er sagte: "Ich habe kein Problem, einfach weil ich nichts will; weil ich gegen nichts bin; weil ich nichts anders haben möchte; weil ich zu allem ja sage. Deswegen habe ich kein Problem." Und sein letzter Satz in dem Zitat war: "Ich frage mich, ob ihr das versteht." Denn das ist etwas, was das Ego nicht begreifen kann. Das will keiner. Das ganze Geheimnis der Gottgleichheit ist, zu Gott zu sagen: "Dein Wille geschehe."

J. Krishnamurti hat auf seine unnachahmliche Art und Weise gesagt: "Ich habe kein Problem, weil ich nichts will; weil ich gegen nichts bin; weil ich nichts anders haben möchte; weil ich zu allem ja sage." Und: "Ich frage mich, ob ihr das versteht."

Denn das ist etwas, was das Ego nicht begreifen kann. Das will keiner.

Dann bin ich Gott – wenn ich das kann; dann schmilzt das Ego. Das ist etwas, was man in einem Augenblick tun kann und dann immer wieder üben muss, in jedem Moment neu. Und das Leben prüft einen immer wieder, in jedem Moment neu. Und wenn man das kann, so wie Jesus, dann ist man Gottes Sohn. Dann ist man Gott gleich. Also, das 'Wie' ist überhaupt gar kein Problem. Aber das dann zu üben und darin wirklich gut zu werden und sich immer wieder von neuem dafür zu entscheiden: das ist die Herausforderung.

Das ganze Geheimnis der Gottgleichheit ist, zu Gott zu sagen: "Dein Wille geschehe."

Dann bin ich Gott – wenn ich das kann; dann schmilzt das Ego. Und wenn man das kann, so wie Jesus, dann ist man Gottes Sohn. Dann ist man Gott gleich.

[Mona:] Ja, und vor allen Dingen, dabei dieses dein Wille geschehe und dabei sukzessive die eigenen Wünsche im Außen abzubauen. Das geht nicht plötzlich, dass man alle Wünsche weglässt und sagt: "dein Wille geschehe", das ist unmöglich, glaube ich, für einen Menschen. Das würde man uns überfordern. Es ist ein ganz allmählicher Weg, wo wir meditieren.

99% ist unmöglich, 100% ist einfach

[Dhyan Mikael:] Nein, da muss ich widersprechen. Nein, das geht so gar nicht. Im Gegenteil. Ich würde genau das Gegenteil sagen. Ich liebe es, wenn wir an solch ein Punkt kommen. Sukzessive die Wünsche abbauen geht überhaupt nicht, denn wenn ich sukzessive Wünsche abbaue, kommen sofort neue Wünsche. Der, der da irgendeinen Wunsch abbaut, ist der, der auch gleich mit dem nächsten Wunsch daherkommt. "Ich baue das jetzt ab, damit ich ins Paradies komme."

So geht es nicht. Ich würde es anders ausdrücken. Ich glaube, wir meinen das Gleiche, aber du drückst es anders aus als ich, und ich versuche, die Dinge immer auf die Spitze zu treiben, damit das, was wir gemeinsam ausdrücken, verständlich wird. Ich würde es so ausdrücken: Man kann für Momente alles loslassen. Also ich kann nur entweder alles loslassen oder nichts. "Sukzessive" geht bei mir nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendjemand kann.

Zum Beispiel jetzt. Jemand hört hier vielleicht zu. Jemand hört solch ein Jesus Zitat und weiß: "Das ist es!" Und dann sitzt er da oder sie sitzt da mit geschlossenen Augen und lässt für diesen Moment alles los. Fünf Minuten später ist alles wieder da. Alle Wünsche sind wieder da. Und dann, in dem Moment, wo man sich wieder daran erinnert oder wieder daran erinnert wird, dann wieder: "Ah ja, das ist es! Ich weiß es." Und dann wieder: dein Wille geschehe.

Und das schließt alles ein, alles. Das ist komplettes Loslassen, bis sie dann wiederkommen, die Wünsche, alle miteinander. Mein spiritueller Meister Soham hat es einmal so ausgedrückt: "Neunzig Prozent ist schwer, unmöglich. Neunundneunzig Prozent ist schwer, unmöglich. Hundert Prozent ist einfach." Alles loslassen geht.

Heute die Hälfte loslassen, um mich daran zu gewöhnen, und morgen noch einmal ein bisserl was, und dann noch mal ein bisserl was.... das kann nicht funktionieren, das ist eine mentale Angelegenheit. Und dann lässt man alles los und entdeckt, wie gesagt, später: das war's nicht mit dem Loslassen. Es ist alles noch da. Und dann lässt man wieder los. Und so geht es immer weiter. Das ist das ist die Art und Weise, wie ich es erlebe.

Mein spiritueller Meister Soham hat es einmal so ausgedrückt: "Neunundneunzig Prozent ist schwer, unmöglich. Hundert Prozent ist einfach."

Alles loslassen geht. Heute die Hälfte loslassen, um mich daran zu gewöhnen, und morgen noch einmal ein bisserl was, und dann noch mal ein bisserl was.... das kann nicht funktionieren.

[Mona:] Also, bei mir wars anders. Es war noch nicht mal ein loslassen wollen, sondern vielleicht, weil ich diesen anderen Vergleich hatte zu dem zu dem, was wahr ist, hat es nach und nach so seine Wichtigkeit verloren; die Wichtigkeit, die es für mich hatte. Und dann war es tatsächlich so, wie wenn immer weitere Schichten der Wünsche... Das war bei mir tatsächlich ein allmählicher Prozess, dass Dinge, die mir wichtig waren. plötzlich, oder auch Konzepte oder Glaubenssätze, die haben an Kraft verloren.

[Dhyan Mikael:] Das ist in der Tat so. So erlebe ich das auch. Wenn ich beobachte, was mit mir geschieht und in meinem Leben – wie sich das allmählich mit der Zeit verändert –, dann ist es genau, wie du sagst. Da gibt es manche Sachen, an die erinnere ich mich dann irgendwann, und dann merke ich: die sind ja schon seit ewigen Zeiten unwichtig geworden. Ich denke gar nicht mehr daran. Andere kommen immer mal wieder hoch...

[Mona:] Genau, klopfen mal an...

[Dhyan Mikael:] ...aber wenn es darum geht: was kann ich tun, um das zu fördern. Da ist eben mein persönliches Erleben: ich kann jetzt entweder nur alles ins Feuer schmeißen oder gar nichts. Wie sich es dann verändert, ganz langfristig, allmählich, das ist wachsen; das ist genau so, wie du es sagst. Das erlebe ich genau, wie du sagst.

[Mona:] Möglicherweise, weil ich diese ganz entscheidende Erfahrung hatte, war das wie dieses radikale Loslassen. Es war ja das radikale Gegenüberstellen von etwas total anderem. Und es war mir ja auch eigentlich schicksalsmäßig schon alles aus der Hand geschlagen, was vorher eine Bedeutung hatte, und da blieb mir nichts anderes übrig. Vielleicht ist jeder Weg anders, aber tatsächlich: der Weg ist auch irgendwo ein Prozess.

[Dhyan Mikael:] Ja.

[Mona:] Mir ging es auch darum, den Menschen nicht Angst zu machen, indem man sagt: ihr müsst gleich alles loslassen, weil da geht das Ego in einen Boykott. Das das wäre für mich auch nicht gegangen.

[Dhyan Mikael:] Nein, es ist genau, wie du sagst. Man erlebt... In Wirklichkeit kann man das Loslassen ja gar nicht machen. Man erlebt Momente, wo es einfach geschieht. Bei dir war es auf die Art und Weise, wie es bei dir im Leben war. Bei mir geschah es einfach, weil ich meinem Meister zu Füßen saß. Ich hatte im äußeren Leben überhaupt kein Drama; das ist einfach so geschehen. Ich habe das mehrfach erlebt. Und da kostet man dieses Loslassen.

Man wird dazu gezwungen oder es wird einem geschenkt, für Momente, und dann merkt man: "Ah, wow. So geht Leben!" Man weiß nicht, wie das geschehen ist, man kann es nicht machen, aber dann erlebt man das einmal. Und wenn man dann das nächste Mal die Gelegenheit hat, das geschehen zu lassen und anzuerkennen: "Ich bin machtlos; ich lasse das Leben jetzt alles wegspülen", dann ist man immer bereiter dazu, immer noch bereiter.

Und da kostet man dieses Loslassen. Man wird dazu gezwungen oder es wird einem geschenkt, für Momente, und dann merkt man: "So geht Leben!"

Und wenn man dann das nächste Mal die Gelegenheit hat, anzuerkennen: "Ich bin machtlos", dann ist man immer bereiter dazu, immer noch bereiter.

[Mona:] Genau. Genau.

[Dhyan Mikael:] Davor braucht man keine Angst haben. Man kann es eh nicht machen. Und ich habe mich noch an etwas Interessantes erinnert, bevor unser Gespräch begann. Ich habe neulich etwas von meinem Guru gelesen, von Swamiji. Das ist der indische Guru aus dem Himalaya, der die Samarpan-Meditation bringt, von der ich die ganze Zeit erzähle.

Der sagte: es ist der Seele vorherbestimmt in diesem Leben, wann das geschieht und durch wen, oder, in deinem Fall, wie. Er sagt zum Beispiel jetzt über die Beziehung, die ich mit ihm habe: wann die Seele den Guru trifft, und wo man dann so etwas erlebt, das ist vorherbestimmt. Das heißt: man braucht nur noch eine kleine Erinnerung.

Wenn wir über solche Sachen sprechen, brauchen wir uns in Wirklichkeit gar keine große Mühe geben, jetzt irgendetwas zu erklären oder irgendetwas logisch, plausibel, überzeugend darzubringen. In meinem Leben war es immer so: wenn ich bereit war, hat ein Wort von irgendjemandem gereicht, und ich wusste: das ist für mich. Mich hat man nicht überzeugen müssen. Allein davon zu hören... da wusste ich: ja, das ist es.

[Mona:] Das ist in der Tat so, und das erlebe ich auch so. Und ich würde sogar sagen... Bei mir war es so, dass ich im Nachhinein den Eindruck hatte: das war die Aufgabe meines Mannes, das bei mir zu wecken. Er ist auch gestorben in einer Abstrahlung: er hat seinen Auftrag erfüllt. Damals konnte ich das noch nicht deuten. Man versteht die Dinge erst viel später. Aber das war diese entscheidende Berührung bei mir, und das war für mich auch... Im Grunde genommen ist diese Erinnerung wie ein Guru.

Ich muss mich nur daran erinnern, und dann kenne ich die Qualität, um die es geht. Und gleichzeitig, auf dem Weg, spüre ich auch immer: es ist göttliche Gnade, die uns unterstützt dabei, die uns anstößt, die uns auch, wenn wir mal wieder in die falsche Richtung gegangen sind, die ist ja nicht wirklich falsch, aber die uns dann die Hinweise gibt, die uns auch die Möglichkeit gibt, indem wir plötzlich irgendeinem Wort begegnen. Mir geht es so wie bei dir.

Ich sehe ein Wort und merke: genau das, das ist für mich bestimmt, das führt mich jetzt weiter. Oder ein Mensch oder so. Also, es geschieht dann so magisch. Da ist eine ganz andere Kraft, die da wirksam ist, und das ist wundervoll.

[Dhyan Mikael:] Ja, so erging es den ersten beiden Jüngern von Jesus, die Fischersleute. Die wollten gerade zu arbeiten anfangen, und da kam Jesus daher und hat sie gegrüßt und hat gesagt: kommt mit. Und für die... ich meine, die waren nicht auf der Suche nach einem Guru, aber er sagte das und für die war klar: da gehen wir mit.

Einen Moment davor wussten sie davon nichts, und im nächsten Moment war das für die das Normalste der Welt, alles stehen und liegen zu lassen und jetzt diesem Fremden zu folgen. Und so war es bei mir auch. Ich saß bei Soham im Satsang, das erste Mal, ich hatte noch nie so etwas erlebt. Ich wusste überhaupt nicht, was das alles soll. Das war mein erster Satsang. Ich saß da, er kam herein und ich wusste: hier bleibe ich. Einfach so. Ich wusste das, und dann blieb ich. Bis heute bin ich da.

Ab dem Tag war ich bei ihm, und zwar auch praktisch. Ich habe ja dann für ihn gearbeitet. Und so kam Swamiji in mein Leben. Soham hatte mir dann irgendwann einmal erzählt, dass er etwas von diesem Guru in Indien gehört hätte. Und ich habe den ersten Satz davon gehört, was er sagt, und ich wusste: das ist mein Guru. Ich war schon immer bei ihm. Ich habe nur darauf gewartet, dass er jetzt wieder zu mir kommt, und mein gesamtes Leben hat plötzlich Sinn gemacht, in einem einzigen Augenblick.

Er hat mich nicht überzeugt, nichts. Ein Wort hat gereicht und die Erinnerung war plötzlich da – etwas, von dem ich vorher überhaupt nichts wusste. Das ist das Magische an diesem Leben. Das Leben, das wir leben, ist magisch. Es ist wirklich magisch, und wenn es etwas gibt, was ich tun möchte, ist es, den Menschen ein Gefühl dafür zu geben, dass die Magie, von der sie auch wissen, von der du auch weißt, wenn du jetzt gerade zuschaust – also nicht du, Mona, sondern wer auch immer –: das Gefühl ist wahr.

Das Leben ist ein magisches Märchen

Es gibt doch diese alten Märchen, und in diesen alten Märchen passiert immer das Gleiche. Der Protagonist oder die Protagonistin, die stolpert ahnungslos durchs Leben, von einem haarsträubenden Abenteuer ins Nächste, überall Gefahren, alles dunkel und böse. Der Held der Geschichte hat keine Ahnung und auch keine besonderen Fähigkeiten, eher eine kindliche Qualität der Unbedarftheit und des Vertrauens. Überall ist nur böser Wolf und böse Dämonen und weiß der Geier was, Hexen und Zauberer, und der Held der Geschichte ist einfach nur kindlich unbedarft.

Und alles fügt sich magisch drumherum, und am Schluss heiratet sie den Königssohn, oder er bekommt die Prinzessin zur Frau. Und diese ganzen uralten Geschichten, diese uralten Mythen, beschreiben unseren Lebensweg, den spirituellen Weg des Menschen: wir haben keine Ahnung; wir wissen überhaupt nicht, wo es langgeht. Wir wissen noch nicht einmal, wo es hingeht. Wir wissen nichts vom Königsschloss. Wir wissen nichts von der Prinzessin oder dem Prinzen, der auf uns wartet.

Diese uralten Mythen beschreiben den spirituellen Weg des Menschen: wir haben keine Ahnung. Wir wissen noch nicht einmal, wo es hingeht. Wir wissen nichts vom Königsschloss, und wir werden aufs Absonderlichste geleitet und kommen am Schluss an. Und nichts von all dem haben wir verdient, und doch geschieht es.

Alles, was wir erleben, sind Schwierigkeiten und böse Drachen, böse Hexen und Unglück, und wir werden aufs Absonderlichste geleitet und kommen am Schluss an. Und nichts von all dem haben wir verdient, und doch geschieht es. Und so ist mein Leben. Und so ist dein Leben. Das ist die wahre Natur des Lebens. Deswegen gibt es diese Geschichten. Und früher habe ich immer gedacht... Mich haben diese Märchen immer berührt, und ich dachte: schade, dass das Leben nicht so ist. Aber je älter ich wurde, desto mehr fiel mir auf: das Leben ist so!

Je öfter ich in meinem Leben Schwierigkeiten erlebt hatte und haarsträubende Situationen und alles mögliche Unmögliche, desto mehr fiel mir auf: mein Leben ist wie diese Geschichten. Und deswegen gibt es diese Geschichten. Sie sind eine Beschreibung dessen, wie das Leben funktioniert, und das weiß jeder, irgendwo, und ich möchte jeden dazu ermutigen, das zu glauben, was man selbst wirklich weiß. Und dann kann man ein bisschen mehr vertrauen, und dann kann man ein bisschen mehr loslassen.

Mich haben diese Märchen immer berührt, und ich dachte: schade, dass das Leben nicht so ist. Aber je älter ich wurde, desto mehr fiel mir auf: das Leben ist so!

Und das weiß jeder, irgendwo, und ich möchte jeden dazu ermutigen, das zu glauben, was man selbst wirklich weiß.

[Mona:] Ja. Und was ich auch so magisch und schön finde, ist, dass eigentlich auch im weltlichen Leben bei mir, und ich sehe es bei vielen anderen Menschen auch: wo wir noch gar nicht dieses spirituelle Empfinden hatten, dass es subtil doch schon am Werk war, und dass auch viele Dinge, die ich im weltlichen Bereich getan habe, auch Fähigkeiten, Kompetenzen, die ich entwickelt habe, dass die jetzt in einem spirituellen Kontext eigentlich erst so wirklich Sinn machen, und dass sie mich vorher auch nicht erfüllt haben, weil es das eben noch nicht war.

Aber ich habe dort Fähigkeiten erworben, die jetzt genau richtig sind, und das sehe ich eben auch bei vielen Menschen. Also, das zieht sich tatsächlich alles wie ein roter Faden durchs Leben, und da ist eine Sinnhaftigkeit, die wir meist erst ab einem bestimmten Punkt dann auch erkennen.

[Dhyan Mikael:] Ja, und ich möchte noch etwas dazu sagen: so wie man ist, so ist man für diesen verrückten Weg genau richtig. Fast jeder Mensch denkt, mit ihm stimme etwas nicht und ich müsste viel klüger sein, um diesen Weg zu beschreiten, und ich müsste heiliger sein oder weiser oder standhafter oder reiner. Das stimmt alles nicht. Wir müssen genau so sein.

Wenn wir weiser wären oder standhafter oder sonst etwas, dann wären wir irgendwo erfolgreich in der Welt und würden uns nicht um Gott und um die Seele und ums Paradies scheren. Dann wären wir einer von den vielen Menschen, die von all dem nichts wissen wollen und deswegen auch nie etwas wissen werden in diesem Leben. Aber wir sind genau so gestrickt, genau so verkehrt und so schief, dass wir die Möglichkeit haben, das zu wollen. Und das ist so eine Gnade, das ist so ein Geschenk.

Fast jeder Mensch denkt, mit ihm stimme etwas nicht und ich müsste viel klüger sein, um diesen Weg zu beschreiten, und ich müsste heiliger sein oder weiser oder standhafter oder reiner. Das stimmt alles nicht. Wir müssen genau so sein.

Das ist das eigentliche Geschenk in diesem Leben. Ich meine, ich bin nicht dumm, aber ich habe mich nie für Karriere interessiert. Ich dachte oft, ich bin vielleicht zu faul, ich strenge mich nur nicht genug an, aber tief in mir gab es etwas, was das gar nicht wollte. Tief in mir gab es etwas, was woanders hinwollte. Ich wusste davon nur nichts. Und so viele Menschen, mit denen ich zu tun habe oder die mir schreiben, die fühlen sich alle auf die eine oder andere Weise verkehrt.

Wenn wir weiser wären oder standhafter oder sonst etwas, dann wären wir irgendwo erfolgreich in der Welt und würden uns nicht um Gott und um die Seele und ums Paradies scheren. Aber wir sind genau so gestrickt, genau so verkehrt und so schief, dass wir die Möglichkeit haben, das zu wollen. Und das ist so eine Gnade, das ist so ein Geschenk.

Jeder hat da seine eigene Überzeugung, weswegen man völlig verkehrt ist. Aber genau so muss man sein, damit man auf diesen Weg gehen kann. Genauso verkehrt.

[Mona:] Das war bei mir auch so. Ich hatte sogar einmal die Möglichkeit, Karriere zu machen in meinem Beruf und spürte an dem Punkt: das will ich nicht, und habe das auch sein lassen. Aber zu dem verkehrt sein, da ist es glaube ich wichtig, dass wir das, was uns bewegt zu glauben, verkehrt zu sein, dass wir dem nicht glauben. Dass wir, so wie du sagst: wir sind genau richtig... dass wir auch einmal anfangen zu sehen, dass wirklich Schätze in uns sind.

Wir bewerten uns oftmals nur nach äußeren Maßstäben oder sehen nur irgendetwas, was wir vielleicht gerade nicht perfekt machen. Vollkommenheit, die göttliche Vollkommenheit, die in uns angelegt ist, ist ganz anders. Die ist nicht so, wie unsere weltlichen Maßstäbe sind, sondern das sind andere Maßstäbe. Und darum geht es, in diese innere Essenz zu finden, und die ist immer richtig.

[Dhyan Mikael:] Ja, aber das Interessante ist... Die Welt ist ja dermaßen perfekt, dass wir es uns gar nicht vorstellen können. Wir haben doch eingangs gefragt: was ist das Geheimnis der Gottgleichheit? Dein Wille geschehe. Ich gebe auf. Und du sagst, dieses verkehrt sein, das stimmt ja eigentlich gar nicht und das könne man erkennen, aber das verkehrt sein ist ja gerade das Geschenk.

Dieser Schmerz des Verkehrseins; diese Überzeugung: ich bin verkehrt, ich kann das nicht, ich werde das nie schaffen, die treibt einen zu dem hin, zu diesem "ich kann das nicht". Wenn ich auch nur einen Funken klüger wäre, könnt ich mir das verkehrt sein ausreden.

Wenn ich einen Funken weiser wäre, könnte ich mir das alles ausreden, und dann kann ich zurückgehen in die Welt. Dann bin ich wiederhergestellt. Aber wenn du in diesem Leben aufwachen und in den Himmel kommen sollst, dann wird das Leben das nicht zulassen. Es wird dich genau so verkehrt machen, dass es keinen Ausweg gibt. Das Leben zwingt dich auf die eine oder andere Weise dazu, zu sagen und anzuerkennen: "Ich kann es nicht. Ich bin nicht genug. Ich kann es nicht."

Man wird also zur Aufgabe gezwungen, und das ist dieses verkehrt sein. Manche Leute erleben es nicht als verkehrt sein, sondern als Hoffnungslosigkeit oder was auch immer. Und das ist das Leben, das einen voller Liebe eben zu dem einen bringt, was Jesus uns immer geraten hat und wogegen wir uns mit Händen und Füßen wehren: eben dieses "Okay, Leben, mach du." Wir werden sozusagen ganz, ganz allmählich dazu gezwungen. Und deswegen ist an dem verkehrt sein gar nichts verkehrt – wenn ich endlich dazu 'ja' sagen kann.

Das Leben zwingt dich auf die eine oder andere Weise dazu, anzuerkennen: "Ich kann es nicht. Ich bin nicht genug." Und das ist das Leben, das einen voller Liebe eben zu dem einen bringt, was Jesus uns immer geraten hat und wogegen wir uns mit Händen und Füßen wehren: eben dieses "Okay, Leben, mach du."

Es gibt immer wieder Leute, die sagen: "ja aber man ist doch gar nicht verkehrt, und das kann man doch erkennen." Aber wenn man andersherum geht, und so geht es mir... Je besser ich mich kennenlerne, desto verkehrter bin ich – ich sehe es immer mehr –, und desto mehr kann ich mich hingehen; desto mehr kann ich erkennen: ich kann das alles nicht. Ich habe hier überhaupt nichts zu melden. All das, wo ich dachte, dass ich gut bin, das stimmt in Wirklichkeit alles nicht. Ich kann das alles nicht.

Um Jesus herum waren nur Versager, und einer seiner Jünger, der, der ein bisserl Grips hatte, der fragte: "Warum kommen diese Leute zu dir? Was wollen die denn?"

Der hatte Ego. Aber Jesus wusste natürlich, warum: nur die konnten Jesus sehen, nur diese Verkehrten. Die waren in der Lage, sich hinzugeben, alle anderen nicht.

Und man lässt einfach immer mehr los, nicht weil man so weise ist, sondern weil man nicht mehr anders kann. Und ich empfinde das als so zutiefst hilfreich, dieses Wissen, dass das, was ich für so verkehrt halte an mir, das Verkehrtsein, dass das in Wirklichkeit der Segen ist. Das war übrigens bei Jesus auch so. Um Jesus herum waren nur Versager, und einer seiner Jünger, der, der ein bisserl Grips hatte, der fragte: "Warum kommen diese ganzen Leute zu dir? Was wollen die denn da?" Der hatte Ego.

Aber Jesus wusste natürlich, warum die kommen: nur die konnten Jesus sehen, nur diese Verkehrten. Die waren in der Lage, sich hinzugeben, alle anderen nicht. Und das Verkehrtsein oder die Tragödie oder der Schicksalsschlag oder das Unvermögen, ganz gleich, wie man es erlebt, das befähigt einen zur Hingabe. Und das ist das Einzige, was wir lernen müssen.

Das Verkehrtsein oder die Tragödie oder der Schicksalsschlag oder das Unvermögen, ganz gleich, wie man es erlebt, das befähigt einen zur Hingabe.

Und das ist das Einzige, was wir lernen müssen.

[Mona:] Genau. Und bei mir war es dann tatsächlich so, dass es irgendwo seine Wirkkraft verloren hat. Also, bei mir war es dann tatsächlich so ein Erkennen: ja klar muss ich verkehrt sein in dieser verkehrten Welt, weil das nicht das Leben ist. Das, was ich für das Leben hielt, ist es ja eben nicht, und dann muss ich mich verkehrt fühlen, also ist das vollkommen richtig. Also, bei mir war es auch irgendwie eine Erkenntnis, die das dann auch einfach gemacht hat.

[Dhyan Mikael:] Ja, wenn man dann da mal auf der anderen Seite angekommen ist, dann sieht man, dass es alles Sinn macht.

[Mona:] Ja. Alles umgekehrt, aber es macht dann alles Sinn.

Die unsichtbare Magie des Lebens

[Dhyan Mikael:] Ja, ich erlebe das auch in der praktischen Welt dann immer wieder. Ich mache trotzdem immer wieder alles falsch und mache Fehler, und ich hatte das erst heute Morgen wieder, da hatte ich etwas vergessen, was ich in meinem Beruf eigentlich hätte schon machen sollen, und dann bekam ich einen Anruf. Ich wusste, gleich habe ich ein Gespräch. Ich habe mich natürlich verkehrt gefühlt Und ich habe einfach das, was ich immer tue, getan. Ich habe einfach alles abgegeben. Ich habe gesagt: "Okay, Gott, ich bin zu allem bereit. Ich bin so, tut mir leid."

Ich war einfach hier in diesem Moment und habe mich hingegeben, so wie ich es immer mache, auch ohne solch ein Vorfall. Und es war überhaupt kein Problem; es war überhaupt kein Problem. Alles lief ganz easy und schön, und wir hatten ein wunderschönes Gespräch. Es gab überhaupt kein Problem. Ich erlebe immer wieder: je mehr ich in dieser Hingabe bin, desto wunderlicher ändert sich alles.

Die Menschen glauben, wenn Gott ins Leben eingreift, dann passieren magische Sachen: man wird überfallen, aber der Räuber hat keine Chance, weil ein Engel kommt mit Schwert in der Hand. Aber so funktioniert das nicht.

All diese Dinge geschehen nicht mehr, weil die Menschen einen gar nicht mehr ausrauben wollen.

Die Menschen glauben, wenn Gott ins Leben eingreift, dann passieren irgendwelche magischen Sachen: man wird auf der Straße überfallen, aber der Räuber hat keine Chance, weil dann plötzlich irgendein Engel daherkommt mit Schwert in der Hand, oder irgend ein magischer Helfer. Aber so funktioniert das nicht. All diese Dinge geschehen nicht mehr, weil die Menschen, die dann ins Leben kommen oder die einem nahekommen, plötzlich einen gar nicht mehr ausrauben wollen, sondern einem im Gegenteil vielleicht noch etwas geben wollen, weil sie merken, dass du Geld für eine Fahrkarte brauchst.

Weißt du, solche Sachen. Man bemerkt die Magie des Lebens gar nicht so sehr, weil alles so passend und natürlich geschieht, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Die ganzen Probleme, die man sich ausmalt, geschehen nicht mehr. Die ganzen Unglücke geschehen nicht mehr, die bösen Menschen, auf die man ständig wartet, die tauchen einfach überhaupt nicht mehr auf. Es gibt gar keine Gelegenheit mehr für irgendwelche heldenhaften Engel, uns zur Seite zu springen, weil das einfach nicht mehr Teil unseres Lebens ist.

Man bemerkt die Magie des Lebens gar nicht, weil alles so passend und natürlich geschieht, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Probleme geschehen nicht mehr. Unglücke geschehen nicht mehr, die bösen Menschen tauchen einfach nicht mehr auf. Es gibt keine Gelegenheit mehr für heldenhaften Engel, uns zur Seite zu springen.

[Mona:] Ja, so erlebe ich das auch. Und beim Zuhören kam mir gerade auch die Information dazu. Es ist, weil wir nicht mehr im Widerstand sind. Der subtile Widerstand, der da ist... Wenn du jetzt heute Morgen in einem subtilen Widerstand gewesen wärst, vielleicht im Telefonat angefangen hättest, dich zu rechtfertigen, dann hättest du ein Problem gemacht daraus, und dann wäre es ein Problem gewesen.

Also, wir machen es selbst. Und mir geht es auch so, dass ich auch an Stellen, wo ich vielleicht früher so Angst hatte oder ein ungutes Gefühl oder so, wenn dieses in mir, dieser Widerstand oder dieser Verstand, der schon irgendwelche Dramen vorwegnimmt, wenn das wegfällt, dann geschieht es auch gar nicht.

[Dhyan Mikael:] Und es ist interessant. Man kann das Leben – oder die eigene Seele – nicht austricksen.

Ich habe in den letzten Tagen mit jemandem einen Austausch gehabt.

Ich hatte ihr geraten, einfach ihre Gefühle zu fühlen – einfach annehmen, was an Gefühlen kommt –, und ich habe ihr gesagt: dann wird es leichter; dann geschehen die Wunder. Und dann sagte sie: "Ja, das habe ich schon probiert, aber es ist nichts passiert." Und dann habe ich ihr gesagt: ja, so geht es nicht. Wenn du sagst: "Dein Wille geschehe", damit dann dein Wille geschieht... so funktioniert es nicht.

Ich hatte ihr geraten, einfach ihre Gefühle zu fühlen: dann wird es leichter; dann geschehen die Wunder. Und dann sagte sie: "Ja, das habe ich schon probiert, aber es ist nichts passiert."

Aber so geht es nicht. Wenn du sagst: "Dein Wille geschehe", damit dann dein Wille geschieht... so funktioniert es nicht.

Immer wieder ganz und gar sich hingeben, ohne etwas zu erwarten – wahre Hingabe, egal, was es bedeutet. "Hingabe, Komma, damit ich dann..." ist keine Hingabe. Das funktioniert nicht. Dann gehen die Schwierigkeiten weiter. Dann geht das Leiden weiter. Dann bleibt die Angst. Erst, wenn ich in ganzer Tiefe das losgelassen habe, erst dann kommt die Erleichterung. Erst dann kommt das neue Leben. Und dann entdeckt man natürlich immer wieder neue Sachen, die man hingeben kann. Klar, es geht immer weiter.

"Hingabe, Komma, damit ich dann..." ist keine Hingabe. Das funktioniert nicht. Dann gehen die Schwierigkeiten weiter. Dann geht das Leiden weiter. Dann bleibt die Angst.

Erst, wenn ich in ganzer Tiefe losgelassen habe, erst dann kommt das neue Leben. Und dann entdeckt man natürlich immer wieder neue Sachen, die man hingeben kann.

[Mona:] Ja, und man spürt es ja schon. Wahre Hingabe hat im Körper eine ganz andere Qualität als eine "Hingabe, damit..." Da ist im Körper ja noch alles in Spannung, in der Erwartungen auf das "damit". Also das lässt sich nicht austricksen. Diese höhere Intelligenz, die meint es ja gut mit uns, und die sagt uns das so lange, bis wir verstehen, wie es gemeint ist.

[Dhyan Mikael:] Ja, im Grunde belügen wir uns ja selbst. Und obwohl wir es nicht wissen wollen, gibt es ganz tief in uns drin etwas, das es natürlich weiß, und wir können uns selbst nichts vormachen. Es geht einfach nicht. Da ist kein Gott, der uns bewertet. Da ist kein Leben, das guckt: na, macht er es diesmal richtig? Es sind wir selbst. Wir selbst sind mit uns erst zufrieden, wenn wir wirklich aufrichtig loslassen. Und das ist das, was Jesus gesagt hat, die ganze Zeit, immer wieder. Und jeder Guru sagt das Gleiche. Das Geheimnis ist eigentlich gar kein Geheimnis.

[Mona:] Nein. Und auch in dieser Hingabe mache ich die Erfahrung, dass es da eine Form von Berührung gibt, die ist so kostbar, die ist so schön, und trotzdem ist es mir nicht möglich, das ständig zu tun. Also natürlich, es ist zum Greifen nah, und flugs bin ich wieder in irgendetwas anderem. Du kennst es auch, du nickst. Es ist da, wir wissen, es ist da, und trotzdem... Es wird natürlich mehr, wenn wir darum wissen. Ich kann es jederzeit haben, aber da ist noch so viel andere Programmierung, die auch sagt: ach, wie ist das schön, ja, wunderbar, und flugs bin ich schon wieder woanders.

[Dhyan Mikael:] Genau so ist es. Deswegen ist die Meditation auch so toll. Ich spreche so gerne darüber, weil die solch eine praktische Hilfe ist. Weißt du, so ganz unesoterisch, praktisch. Und die meisten Leute glauben, wenn man die Samarpan-Meditation macht, dass es dann das Ziel sei, eine halbe Stunde in diesem Loslassen und in diesem Frieden oder in dieser Stille oder was auch immer zu ruhen. Und dann machen die Leute die Meditation und erleben aber etwas ganz anderes. Und ich erkläre ihnen dann immer wieder das Gleiche.

Es geht genau darum, das zu erleben, was du gerade beschrieben hast: man meditiert, und diese Meditation ist Hingabe. Man ruht mit der Aufmerksamkeit im Kronenchakra, da, wo keine Gedanken sind, und wenn man dort hochgeht mit der Aufmerksamkeit, dann geht das nur, wenn man alles, was man so will und erwartet, loslässt.

Aber wenn man dann da ruht in der Stille, dann dauert das keine halbe Sekunde, und in dieser Stille bemerkt man dann den Lärm, der in einem drin ist: eben die Sachen, die sich an irgendetwas festhalten; eben diese ganzen subtilen Wünsche; die subtilen Ängste; die ganzen Gedanken. Und deswegen meditiert man: damit man das wahrnimmt, als hätte es mit einem selbst gar nichts zu tun. Als würde man all diese Sachen nehmen und mit ins Licht Gottes mitnehmen, mit ins Kronenchakra hochnehmen: "Schau, so bin ich, lieber Gott.

Und deswegen meditiert man: damit man das wahrnimmt, als hätte es mit einem selbst gar nichts zu tun. Als würde man all diese Sachen mit ins Licht Gottes mitnehmen, mit ins Kronenchakra: "Schau, so bin ich, lieber Gott. Ich denke die ganze Zeit. Ich habe immer noch Angst, obwohl ich es besser weiß."

Ich denke die ganze Zeit. Schau, so bin ich, lieber Gott. Ich habe immer noch Angst, obwohl ich es besser weiß." Und auch da gilt: da übt man sozusagen die Hingabe, erst einmal die Hingabe daran, wie doof man eigentlich selbst ist, und im Zuge dessen übt man jeden Morgen immer wieder dieses Loslassen und dieses Sosein, und erlebt jeden Morgen wieder, dass Gott eigentlich nur darüber schmunzeln kann, wenn man denn bereit ist, so hirnverbrannt zu sein, wie man nun einmal ist.

Und in der Meditation, da erlebt man das halt – aber da kann man damit Frieden schließen. Und da passiert, ohne dass man es selber machen kann, loslassen – einfach, indem man bereit ist, so zu sein, wie man ist. Und das ist das Magische an dieser Meditation. Man braucht nichts tun, man kann auch gar nichts tun, aber man braucht auch nicht gut sein. Man braucht nicht still sein, man braucht nicht gedankenlos sein – das kann keiner machen –, und alles ändert sich.

Und das, wovon wir hier die ganze Zeit immer wieder reden, diese Hingabe, dieses "Dein Wille geschehe", das lernt man dann, indirekt sozusagen, durch eine ganz praktische, einfache Angelegenheit. Und das finde ich so hilfreich, weil drüber sprechen ist eine Sache, das ist ansteckend, das transportiert etwas. Aber es ist meine Erfahrung, dass man etwas Praktisches im Leben braucht, um das zu üben; um das zu verankern. Und, weißt du, ich war siebzehn Jahre bei meinem spirituellen Meister Soham.

Ich war siebzehn Jahre bei meinem spirituellen Meister. Aber erst als diese Meditation zu mir kam, da war es wie ein Turbo. Seitdem tue ich gar nichts mehr spirituell, außer Meditieren, und mein Leben verändert sich in einer Geschwindigkeit, da kann man nur staunen.

Das ist der beste Meister, den es gibt. Klar, ist ja meiner. Das sagt ja ein jeder über seinen, klar. Aber meiner ist es wirklich. Und du... der hat mir alles beigebracht, was ich zu Glücklichsein brauchte. Aber erst als diese Meditation zu mir kam, da war es... Also, erst einmal habe ich da gemerkt, dass ich in Wirklichkeit erst ganz am Anfang bin von dieser Reise, aber gleichzeitig war das wie ein Turbo.

Seitdem tue ich gar nichts mehr spirituell, außer Meditieren, und mein Leben verändert sich in einer Geschwindigkeit, da kann man nur staunen. Und deswegen rede ich auch mit solch einer Leidenschaft darüber, weil ich so lange schon auf dem Weg bin in diesem Leben – von den ganzen anderen Leben gar nicht zu reden –, und ich dachte, ich hätte alles gefunden, was es gibt. Aber als diese Meditation zu mir kam, wurde es so viel leichter und so viel schneller und so viel einfacher und so direkt.

Und das ist einfach ein Tool – ein Werkzeug für jeden normalen Menschen, für Menschen wie ich, so ganz normale Leute, und damit ist alles möglich. Und deswegen bin ich so begeistert davon. Weißt du, man hört die Geschichten von Jesus und über Hingabe und über "Dein Wille geschehe", und dann ist das Video vorbei, und dann denkt man, "Ja, okay, Klasse, und was mach ich jetzt?" Man muss es üben. Man kann es üben, das ist das Schöne. Vielleicht muss man es noch nicht einmal üben, aber man kann es üben. Und das ist toll. Das ist toll.

Deswegen rede ich mit solch einer Leidenschaft darüber, weil ich so lange schon auf dem Weg bin in diesem Leben – von den ganzen anderen Leben gar nicht zu reden –, und ich dachte, ich hätte alles gefunden

Aber als diese Meditation zu mir kam, wurde es so viel leichter und so viel schneller und so viel einfacher und so direkt.

[Mona:] Also ich habe den Eindruck beim Zuhören, dass dann wie eine subtile Erlösung von Schichten geschieht und man immer mehr diese tiefere Wahrheit... also, Gottebenbildlichkeit drückt sich an von innen hervor, aber wir tun es nicht; indem sich einfach immer mehr erlöst, so wie du das schilderst. Das kann ich so mitfühlen eigentlich.

Der Himmel ist zum Greifen nah

[Dhyan Mikael:] Es ist genau wie Du es sagst, du hast es nur viel schöner ausgedrückt und poetischer als ich. Für mich ist es immer wieder so... Ich habe oft das Gefühl... Wenn ich diese Meditation mache, dann ruht man ja mit der Aufmerksamkeit hier im Kronenchakra... Jesus sagte doch... Jesus hat uns beigebracht, wie man betet, damit begann ich ja unser Gespräch; und er bezeichnete das oft als "an der Türe zum Tempel sitzen".

Er sagte ja auch: "das Himmelreich Gottes ist zum Greifen nah". Wenn ich jetzt diese Meditation mache und meine Hand hier oben drauflege, dann muss ich immer an Jesus denken: ja, das Himmelreich ist zum Greifen nah. Und für mich ist es so: wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit im Kronenchakra ruhe, hier oben, dann habe ich immer wieder das Gefühl, ich sitze an der Pforte zum Tempel.

Jesus hat uns beigebracht, wie man betet, und er bezeichnete das oft als "an der Türe zum Tempel sitzen". Er sagte auch: "das Himmelreich Gottes ist zum Greifen nah".

Wenn ich diese Meditation mache und meine Hand hier oben drauflege, dann muss ich immer an Jesus denken: ja, das Himmelreich ist zum Greifen nah.

Ich sitze einfach da, und der ganze Rest geschieht von selbst. Diese Schichten, von denen du sprichst, dieses Erlösen, das muss ja alles von selbst geschehen ist. Man kann da nichts machen. Ich setze mich einfach jeden Morgen eine halbe Stunde an die Pforte zum Tempel, und der ganze Rest geschieht. Das ist das, was Jesus gesagt hat. Das ist das, was die Gurus sagen. Und dann passiert alles von selbst.

Wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit im Kronenchakra ruhe, hier oben, dann habe ich das Gefühl, ich sitze an der Pforte zum Tempel.

Ich sitze einfach da, und der ganze Rest geschieht von selbst.

[Mona:] Bei mir ist es so ähnlich, aber es geschieht halt tagsüber, und da scheint immer mal das Bild auf: jetzt sitzt die Seele wieder vor Gott und betet, und das ist total schön. Total schön. Ein total berührendes Empfinden. Das ist so ähnlich, wie du sagst: vor der Pforte.

[Dhyan Mikael:] Ja, man sitzt an der Pforte zum Tempel. Man kann nicht selbst durch die Pforte schreiten, das geht nicht. Es ist nicht erlaubt. Es ist nicht möglich. Wenn 'ich' durch die Pforte schreite, schreit ich nicht durch diese Pforte, dann schreite ich durch irgendwie eine andere Pforte, aber nicht durch diese. Durch diese Pforte wird man ganz langsam getragen. Ganz langsam.

Man sitzt an der Pforte zum Tempel. Man kann nicht selbst durch die Pforte schreiten, das geht nicht. Wenn 'ich' durch die Pforte schreite, dann schreite ich durch eine andere Pforte, aber nicht durch diese.

Durch diese Pforte wird man ganz langsam getragen. Ganz langsam.

[Mona:] Ja, und das ist, ich höre es so bei dir und bei mir, wo solch ein Glück, solch eine Seligkeit da ist; wo man weiß, wo der Weg hingeht, ohne es zu wissen.

[Dhyan Mikael:] Was dann geschieht, ist, dass man immer mehr dort lebt. Ich sprach vorhin von diesem zweihundertprozentigen Leben. Mehr und mehr lebe ich dann im Inneren, und mehr und mehr sitze ich die ganze Zeit an der Pforte zum Tempel, zum Himmel, an der Himmelspforte. Das ist genau das Gleiche. Und je mehr ich das tue, desto mehr lebe ich dieses Leben.

Ich sprach vorhin von diesem zweihundertprozentigen Leben. Mehr und mehr lebe ich im Inneren, und mehr und mehr sitze ich an der Pforte zum Tempel, zum Himmel, an der Himmelspforte. Und je mehr ich das tue, desto mehr lebe ich dieses Leben. Das ist nichts Abgehobenes, das ist nichts Esoterisches; das ist eine ganz praktische Anleitung fürs Leben.

Das ist eine ganz praktische Sache. Das ist nichts Abgehobenes, das ist nichts Esoterisches; das ist eine ganz praktische Anleitung fürs Leben. Jesus hat ganz praktisch gesprochen, und jeder Guru auch. Die Leute denken immer, das sind spirituelle Spinner. Das sind eigentlich die einzigen Leute, die ganz praktisch wissen, wie das Leben wirklich funktioniert.

Jesus hat ganz praktisch gesprochen, und jeder Guru auch. Die Leute denken immer, das sind spirituelle Spinner. Das sind eigentlich die einzigen Leute, die ganz praktisch wissen, wie das Leben wirklich funktioniert.

[Mona:] Ja, vor allen Dingen hat das Leben dann in seiner Weltlichkeit eine ganz andere Qualität, wenn ich nicht auf das Weltliche fixiert bin und auf die Dramen, sondern wenn ich da eine himmlische Gestimmtheit in mir trage, ist das ja völlig anders.

[Dhyan Mikael:] Ja. Dieses weltliche Leben ist eine Leiter, damit wir zurück in unsere Göttlichkeit finden.

Und wenn wir die Leiter so benutzen, wie sie gedacht ist und das Ziel erreichen, dann ist die Leiter glücklich und die Seele ist glücklich und alles passt wunderbar zusammen.

Dann macht das auch plötzlich alles Sinn. Dann macht auch alles das, was man so gerne als Leiden bezeichnet oder als Schwierigkeiten, es macht alles Sinn. Dann bist du für alles dankbar, weil du genau weißt, wo es dich hingebracht hat.

Dieses weltliche Leben ist eine Leiter, damit wir zurück in unsere Göttlichkeit finden. Und wenn wir die Leiter so benutzen, wie sie gedacht ist und das Ziel erreichen, dann ist die Leiter glücklich und die Seele ist glücklich. Dann macht auch das, was man als Leiden bezeichnet oder als Schwierigkeiten, alles Sinn.

[Mona:] Ja. Das geht mir mittlerweile öfters immer so, wenn ich an meine Eltern denke und das Leiden, was sie in mein Leben gebracht haben, dass ich mich verneige und bedanke. Das waren ja auch nicht sie, sondern das war eben das Leben, was genau diese Konstellation, die ich brauchte, hervorgebracht hat. Aber da ist an dieser Stelle mittlerweile ein Verstehen und eine Dankbarkeit dafür da.

[Dhyan Mikael:] Ich habe das im Satsang mit Soham oft erlebt. Dann kamen Leute und haben diesem Meister ihr Leid geklagt: "das Leben ist so schrecklich", und dann haben sie gesagt: "warum muss das passieren?" Und dann hat Soham sie angeschaut und hat gefragt: "Wärst du ohne das hier im Satsang dann gelandet?" Nein, natürlich nicht! "Siehst du, das ist es." Und dann haben sie verstanden.

[Mona:] Ja, fühlt sich für mich gerade schön an. Das war ein schönes Gespräch. Ist das für dich auch so?

[Dhyan Mikael:] Ja, total rund, ganz toll.

[Mona:] Gut, dann danke ich dir, Mikael. Wunderbar.

[Dhyan Mikael:] Ich danke dir, Mona. Danke für diese wunderschönen Spontan-Austausche über ein Thema, von dem ich nichts weiß.

[Mona:] Ja, ich auch.

[Dhyan Mikael:] Letztlich führt es ja immer wieder zum gleichen Thema, aber jedes Mal ein anderer Aufhänger, jedes Mal eine andere Richtung, jedes Mal eine andere Art, darüber zu sprechen, und das finde ich unheimlich bereichernd.

[Mona:] Genau, und jedes Mal kann es einen Menschen anders berühren, je nachdem, wie es eben gerade sein soll.

[Dhyan Mikael:] Ja, genau.

[Mona:] Gut, danke dir.

[Dhyan Mikael:] Ich danke dir.