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Was hindert uns zu lieben?

Interview durch Mona Lange vom 19. Januar 2024

Dieses Gespräch führte Mona Lange vom YouTube-Kanal "Göttliche Liebe" mit mir über die Frage: was hindert uns zu lieben? Was macht es uns so schwer? Meine Antworten waren zunächst auch für mich selbst überraschend...


Dieses Video hat sorgfältig editierte deutsche und englische Untertitel. Siehe auch: Tutorial Untertitel-Übersetzung.

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Dies war das zweite Gespräch, das Mona Lange vom YouTube-Kanal "Göttliche Liebe" mit mir führte. Diesmal ging es um die Liebe: "was hindert uns daran zu lieben?"

Liebe ist nicht schwer, jeder kann es. Wir lieben nur deshalb nicht, weil wir nicht lieben wollen – das ist meine Behauptung ganz zu Beginn. Es folgte ein abwechslungsreiches und spannendes Gespräch über dieses Thema, das allen Menschen gleichermaßen nahe geht: wie kann man lieben lernen?

Vollständiger Text zum Mitlesen:

[Mona:] Hallo lieber Mikael.

[Dhyan Mikael:] Hallo liebe Mona. Guten Abend. Schön, dass ich mit dir wieder in diesen Rahmen sprechen darf. Es freut mich sehr.

[Mona:] Ja, es freut mich auch. Und du hast gesagt, ich darf mir das Thema aussuchen, das ist mir freigelassen, über was wir heute sprechen wollen. Und ich nehme gerne die Liebe als Thema, und ich wollte mit dir erforschen, was uns daran hindert zu lieben. Und es kommt zu diesem Thema, weil ich bei dir immer so viel Liebe in den Videos spüre, die rüberkommen zu den Menschen. Du sprichst sie so direkt an, und da ist so viel Wertschätzung da. Es tut den Menschen gut. Das sind wir oftmals vielleicht gar nicht so gewohnt in unserem Leben, können es vielleicht auch nicht so. Und im spirituellen Umfeld heißt es andererseits immer so: "Wir sind alle Liebe". Ja wunderbar, der Satz bringt aber nicht unbedingt weiter... zu sagen: "Wir sind Liebe". Mich würde einmal interessieren: wie war so dein Weg dahin? War das schon immer so? Warst du immer schon so liebesfähig? Oder wie ist es dazu gekommen bei dir?

[Dhyan Mikael:] Das ist ein tolles Thema, die Liebe.

Ich habe das natürlich auch erst lernen müssen. Ich habe zwar früher viel und ausgiebig geliebt, aber das, was ich damals als Liebe erlebt und bezeichnet habe, würde ich heute nicht mehr so bezeichnen. Ich war einfach harmoniebedürftig, ich wollte nicht alleine sein, und so habe ich halt alles dafür getan und ich war liebevoll. Das konnte ich schon. Ich habe es schon immer es sehr leicht gehabt, mein Gegenüber, meine Partnerin zum Beispiel, wenn's um Beziehung geht, wirklich zu schätzen. Aber wirkliche Liebe war das nicht. Ich war wirklich sehr bedürftig. Und was wirklich Lieben bedeutet, habe ich erst viel später mit meinem spirituellen Lehrer Soham gelernt, und das war ein langer Prozess.

[Mona:] Und kannst du zu dem Prozess etwas sagen? Weil dieser Prozess würde ja im Grunde genommen uns dann auch zeigen, was uns daran hindert, zu lieben, weil mir ist es natürlich ähnlich gegangen wie dir, dass das anfangs keine Liebe war, was ich für Liebe hielt. Und ich glaube, dass sehr viele Menschen da drinstecken und dass es deswegen auch immer mit Dramen und unglücklich und nicht andauernd ist. Aber wie war so der Prozess? Wie lernt man das? Wie ist das gegangen?

[Dhyan Mikael:] Ja, das ist ein sehr interessanter Prozess gewesen, und ich bin meinem Meister Soham so dankbar dafür. Im Prinzip habe ich mit ihm zwei Dinge gelernt, an die, wenn man so in normalen spirituellen Kreisen über Liebe spricht, vielleicht nicht sofort denkt. Und das eine ist.... Um auf dein Grundthema kurz zurückzukommen: was hindert uns daran, zu lieben? Am Lieben selber hindert uns eigentlich, glaube ich, überhaupt nichts. Jeder kann das, das ist zutiefst menschlich: lieben. Aber wir wollen nicht.

Oder ich will's einmal so ausdrücken: das, was da ist, das wollen wir nicht lieben. Wir wollen etwas anderes, und das würden wir dann lieben. Und so lieben wir zum Beispiel, wenn wir eine Beziehung haben... Wir lieben die Vorstellung des Menschen, wie wir ihn gerne hätten, und wir wissen gar nicht, dass wir den Menschen, der vor uns steht, überhaupt nicht kennen. Aber wir sind so in unserem illusorischen Wunschdenken verhaftet, dass wir gar nicht genau hinschauen können. Und so lieben wir unsere Illusion. Und wenn es dann nach und nach unmöglich wird, die Illusion aufrechtzuerhalten, die wir haben, ohne es zu wissen... Wenn wir den Partner immer mehr wahrnehmen, wie er wirklich ist, dann fällt uns das Lieben plötzlich sehr schwer, weil wir da plötzlich jemanden vor uns haben, den wir gar nicht kennen.

Und dann denkt man: der andere hat uns etwas vorgemacht, aber das stimmt nicht. Wir haben uns immer etwas vorgemacht. Ja, und wenn man so von Liebe spricht, dann hat man so eine romantische Vorstellung, wie toll das ist, jemanden zu lieben und wie gut es für mich und für den anderen ist, aber das sind nur romantische Klischees. Soham hat mir beigebracht, und das war das erste Unerwartete: bei mir anfangen. Er sagte: "Vergiss die anderen. Lerne, dich um dich zu kümmern. Lerne, auf dich zu schauen." Und da war ich schon sehr überrascht, weil ich mit Liebe immer den anderen verbunden habe: jemand anderen lieben, von jemand anderem Liebe bekommen. Und zu Beginn überhaupt einmal mich selbst anzuschauen oder, wie er das nannte, mich um mich selbst zu kümmern, das war mir ganz fremd. Ich habe dann zum Beispiel entdeckt, dass ich überhaupt nicht weiß, wie ich eigentlich bin; dass ich eigentlich überhaupt nicht weiß, was ich will und was ich mag und was nicht.

Und dann habe ich auch gemerkt, dass dieses auf sich selbst schauen und sich um sich selbst kümmern eigentlich ein Tabu ist; fast etwas, was man nicht tut, was sich nicht gehört. Etwas wir andere tun und andere lieben, das ist toll. Aber das ist eben keine... auf dem Weg kommt man nicht zu der Liebe, wie ich sie heute erlebe. Und so begann ich halt, mich selbst kennenzulernen.

Und da stieß ich auf das zweite Hindernis auf dem Weg zur wahren Liebe. Ich habe nämlich begonnen, mich selbst kennenzulernen, wie ich wirklich bin. Und den Kerl, den ich da ganz allmählich entdeckt habe, den zu lieben, das fiel mir schwer. Das ist wie bei der Illusion, die wir von dem Partner haben, dieses Bild, das überhaupt nicht der Wirklichkeit entspricht. Das Gleiche haben wir von uns selbst, ohne es zu wissen. Und so lernte ich dann zunächst einmal, mich selbst zu lieben, so wie ich bin. Es war ein langer Weg. Ich habe mich immer besser kennengelernt und musste mich gezwungenermaßen, weil ich halt nun einmal so bin, wie ich bin, ob ich das nun will du nicht... ich musste nicht langsam damit anfreunden, wie ich bin, wie ich mich fühle, was ich kann und all die Dinge, die ich nicht kann.

Und ganz allmählich habe ich Freundschaft geschlossen mit meinen Gefühlen, habe die lieben gelernt, meine Unsicherheit, all die Eigenschaften, die ich nicht an mir mag: wenn ich Dinge vergesse; wenn ich unzuverlässig bin, weil ich mal wieder irgendwo ja gesagt habe, obwohl ich das gar nicht schaffen kann alles, weil ich immer alles gerne... Ich wollte immer nur ja sagen und alle zufriedenstellen, aber ich musste meine Begrenzungen und meine begrenzten Fähigkeiten lieben lernen. All die Dinge, die wir eigentlich gar nicht haben wollen, die musste ich beginnen zu lieben.

Und danach geschah das sozusagen ganz automatisch... nachdem ich mich mit meiner eigenen Unmöglichkeit angefreundet und die dann wirklich lieben gelernt hatte, dann geschah das "andere lieben, so wie sie wirklich sind" eigentlich automatisch. Der erste und der schwierigste Schritt ist, uns selbst zu lieben. Und, ja, da lernt man langsam, die Realität zu sehen, nämlich sich selbst, und dann lernt man, und das ist die harte Lektion, sich selbst zu lieben, wie man ist. Und damit ist man eigentlich schon fast am Ziel dieses Lebens. So empfinde ich es.

[Mona:] Ja, so ähnlich war's bei mir auch. Mir ist das mich selbst lieben ab einem gewissen Punkt dann leichter gefallen. Ich bin mit meinem Wesen in Kontakt gekommen und habe erkannt, warum die Dinge, die ich an mir nicht mochte, irgendwelche Sachen, woraus die entstanden sind, und verstanden, dass die aus einer Not heraus entstanden sind; dass die entstanden sind, weil da dieses Wesen, dieses ganz frühe Kind, was ja auf die Welt kam, was Liebe im Außen gesucht hat, was nicht die Resonanzen gefunden hat, weil es auch Eltern hatte, die nicht liebesfähig waren, so dass sich das zurückgezogen hat und irgendwie so eine merkwürdige Identität gebildet hat, die sich selbst fremd war und unter der ich auch gelitten habe.

Also, die Liebe für mich bestand in ganz großem Maß aus einem Mitgefühl, warum ich so geworden bin, und da heraus dann auch das Verständnis für jeden anderen Menschen auch, weil als ich mich in dem tiefsten Wesen erkannt habe, von da an habe ich den anderen Menschen auch im tiefsten Wesen erkannt und auch gesehen, oder sehe das, dass jeder mit sich selbst irgendwo ein Problem hat und eine Last mit sich trägt und das für niemanden einfach ist.

[Dhyan Mikael:] Ja, es ist genau so. Für mich war es so: nachdem ich mich mit den Dingen, die für mich zuvor schwierig an mir waren... nachdem ich begonnen hatte, mich mit denen anzufreunden und die zu lieben, bedingungslos, ohne zu verstehen, warum sie so sind... nachdem ich die angenommen hatte, dann begann ich langsam zu erkennen, wo sie herkamen, aber nicht im analytischen Sinne. Ich weiß heute noch nicht, wo viele Gefühle herkommen. Aber was mir sehr klar wurde, war: es liegt nicht an mir, dass ich so bin. Ich konnte immer mehr sehen, wie die Art und Weise, wie dieser Mensch ist, dass das einfach gemacht worden ist. Und zwar nicht von meinen Eltern, sondern vom Leben an sich, von allem, was hier fließt und aufeinander einwirkt. Und nachdem ich das bei mir erkannt hatte...

Mir geht es genau wie dir: dieses Mitgefühl für sich selbst und dieses Erkennen, dass es überhaupt gar keine Veranlassung gibt, mich selbst in irgendeiner Art und Weise zu beurteilen... dann hatte ich das natürlich automatisch für alle anderen auch. Und das Thema unseres Gesprächs ist ja, warum es uns so schwerfällt, zu lieben. Wir müssen dazu so viele Illusionen loslassen, die wir haben. Das sind erst einmal die Illusionen darüber, wie ich sein sollte und wie ich mich gerne hätte, aber dann auch das, was wir von anderen denken. Ich habe dann natürlich begonnen zu sehen: die anderen können genauso wenig dafür, wie sie sind, wie das bei mir der Fall ist. Aber das hat dramatische Konsequenzen für das Weltbild, das man so mit sich herumträgt. Das heißt: jeder Mensch, egal wie er sich verhält, egal was er mir antut, egal, was für Schwierigkeiten er für mich oder für die Welt verursacht: auch dieser Mensch, auch für den gilt das.

Und damit haben halt viele Menschen Schwierigkeiten, weil das wirklich heißt: anzuerkennen, dass hier niemand Kontrolle über sich selber hat.

[Mona:] Ja.

[Dhyan Mikael:] Und das ist eine Illusion, die ist harter Tobak. Unsere gesamte Gesellschaft, unser gesamtes Gesellschaftsbild, wie sie funktioniert, beruht auf der völlig absurden und verkehrten Annahme, dass Menschen entscheiden könnten, wie sie sein wollen. Deswegen stecken wir Leute ins Gefängnis. Und wenn wir dann beginnen anzuerkennen, dass für mich das nicht zutrifft, und wir dann natürlich im Folgeschritt dann auch sehen, dass es für andere auch nicht zutrifft, dann bleibt mir dieser Ausweg dieser Illusion versperrt.

Ich kann nicht mehr so tun, als könnten die ganzen Leute, die man so gerne als böse oder krank bezeichnet, als könnte man sie guten Gewissens wegsperren, weil man weiß: das ist nicht die Ursache. Und dann müssen wir uns die wahren Ursachen anschauen, warum unsere Gesellschaft so ist, und diese Aufgabe, die da auf uns wartet. Und das alles geht damit einher, wenn jemand anfängt zu lieben, und das wollen die Leute nicht. Die wollen lieber so eine romantische Liebe, aber wenn's ans Eingemachte geht, erst bei sich selbst und dann bei allen anderen, dann wird es ein bisschen schwierig für manche Leute.

[Mona:] Ja, das wird schwierig, wenn man diese Bilder loslässt. Und gleichzeitig sind wir da an einen wichtigen Punkt gekommen. Bei mir war das dann auch so und ich denke, ich fühle das bei dir auch: der Kontakt mit dem Wesen, was wir eigentlich sind, hat dann auch die Relation verändert. Dann waren diese Vorstellungen, die ich von mir hatte oder von einem anderen, die waren nicht mehr so wichtig. Das, was die Bedeutung hat, war dieses Wesen, was ich gespürt habe, und auch dieses Erkennen, dass dieses Wesen hier größtenteils in der Gesellschaft nicht die Möglichkeit hat, sich gemäß seiner göttlichen Bestimmung zu entfalten, und dass daraus dann die ganzen Probleme entstehen.

Und ob die Frage, ob ich jetzt hier so sitze und mich mit dir unterhalte, oder ob ich vielleicht zu Mörder geworden bin, sehr viel mit den Umständen zusammenhängt, die mir gerade in meinem Leben widerfahren sind. Und wir alle, glaube ich, sind irgendwo traumatisiert durch diese Konditionierung, die wir hineingepresst wurden, und es wirklich dringend an der Zeit ist zu erkennen, warum die Gesellschaft in diesem Zustand ist, und das hat sehr stark mit dieser Frage, oder es hat nur mit der Frage der Liebe zu tun.

[Dhyan Mikael:] Also ich würde mich mit der Frage, warum die Gesellschaft so ist, wie sie ist, eigentlich überhaupt nicht aufhalten. Das hat nur akademischen Wert. Die Antwort ist... mich interessiert nur die Lösung.

Wir erleben ja gerade sehr interessante Zeiten auf der Welt, auch in unserem Land, hier in Deutschland, und da erkennt man, was da alles dranhängt. Wenn ich einer bin wie Jesus, der wirklich liebt, dann kann ich niemanden verurteilen. Es geht nicht. Diese Fähigkeit hat man nicht mehr, weil man zu viel weiß. Man sieht in allen Menschen nur noch die Kinder, nur noch die Seelen, die nichts dafür können, wo sie stehen. Ich habe einmal... ich weiß nicht, ob ich das schon einmal erwähnt habe in unserem letzten Gespräch... Ich hatte einmal ein interessantes Gespräch.

Ich war... das ist jetzt dreißig Jahre her, damals war ich verheiratet mit einer Amerikanerin. Und die Amerikaner, die wissen nicht wirklich viel über die Nazizeit in Deutschland. Und da gibt's diesen Film "Schindlers Liste", ein sehr eindrücklicher Film, der natürlich die Realität, die ich damals war, sehr milde beschreibt, also wirklich sehr fürs Massenpublikum heruntergesoftet. Aber immerhin gibt er einem einen Geschmack davon, wozu Menschen damals fähig waren. Und ich war also wie gesagt mit ihr im Kino, da waren wir gerade in München, und sie war vollkommen schockiert.

Sie hatte noch nie so hautnah mit diesem Thema zu tun gehabt, und als wir dann das Kino verließen, da sagte sie zu mir: "Du, ich bin so froh, dass du nicht so bist wie diese Deutschen." Und dann habe ich zu ihr gesagt: "Das stimmt nicht, was du da sagst. Ich bin nicht anders. Ich bin genauso wie sie. Wenn ich damals gelebt hätte, in der damaligen gesellschaftlichen Konstellation, mit den Menschen, wie sie damals waren, mit Eltern, die ich dann auch so gehabt hätte, wie die Eltern damals waren... ich weiß überhaupt nicht, wie ich dann gewesen wäre."

Ich bin ein sehr gründlicher Mensch. Ich bin ein guter Ingenieur, ein guter Softwareingenieur. Was ich anfasse, mache ich richtig. Wer weiß, wozu ich meine Talente da eingesetzt hätte? Wer weiß? Ich kann für nichts garantieren. Ich wusste damals schon: das liegt nicht an mir. Dass ich jetzt gerade ein guter Mensch geworden bin, das ist nicht mein Verdienst. Das ist, weil ich zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten war in diesem Leben, und das ist nicht mein Verdienst, das ist pure Gnade, so empfinde ich das.

[Mona:] Ja, ja.

[Dhyan Mikael:] Und so geht es jedem einzelnen Menschen. Und ich sagte eben: mich interessiert eigentlich gar nicht, warum die Gesellschaft so ist, wie sie ist, mich interessiert die Lösung. Jetzt im Moment gehen die Leute auf die Straße. Die eine Hälfte des Landes geht auf die Straße, weil sie Angst vor dem hat, was die andere Hälfte oder ein Drittel oder ein Viertel der Menschen für richtig und gut hält. Und daran erkenne ich, wie wenig wir verstehen von dem, worum es überhaupt geht.

Wir machen immer noch genau das Gleiche, wie das, was wir immer gemacht haben. Wir beurteilen die anderen, wir verurteilen sie, wir kämpfen gegen sie. Wir wollen sie überzeugen, dass das, was sie da denken oder für richtig halten, doch völliger Wahnsinn ist. Aber so funktioniert's natürlich nicht. Und wenn ich erkenne, der Mensch: der mir da gegenübersteht, selbst wenn er mir Böses will, selbst wenn er mich jetzt gleich umbringt, der kann nichts dafür. Jesus wusste das, Der stand vor Pontius Pilatus, und er wusste, und deswegen hat er mit ihm nicht gestritten... Er wusste: "Ich brauche diesem Mann nichts zu sagen, denn er wird tun, was er tut, weil er nicht anders kann." Er kann nicht anders, und er wusste das, und er war vollkommen mit ihm in Frieden. Er hat ihn nicht verflucht. Weil er das wusste.

Und so ist es heute auch. Wir müssen uns also fragen: was macht die Menschen zu dem, was sie sind? Und in meiner Erfahrung gibt es nur einen einzigen Weg, wie ein Mensch etwas wird, was ich jetzt einmal "guter Mensch" nenne. Und mit "gut" meine ich überhaupt nichts Moralisches, sondern einer, der von selbst erkennt, ohne dass andere ihn dazu zwingen... der selbst von sich aus erkennt, was menschlich ist, was für alle gut ist und letztlich auch für ihn selber. Und da sind wir jetzt wieder beim Beginn unseres Gespräches.

Du fragtest mich, wie ich lieben gelernt habe. Ich habe lieben gelernt, indem mir jemand gesagt hat: "Lerne dich selbst kennen. Beginne, dich selbst zu lieben." Das muss man wollen. Dazu muss man die innere Kapazität haben. Dazu muss man im Leben Raum und selbst so genug Liebe bekommen haben, damit man es überhaupt kann. Und dann, wenn man das Geschenk bekommen hat, dass man dazu fähig ist, dann lernt man, sich selbst zu lieben, und wird empfindsamer. Und je mehr man sich selbst begegnet, je näher man sich selbst kommt, desto empfindsamer wird man, desto mehr nimmt man wahr.

Dazu muss man bereit sein, die eigene Dunkelheit zu lieben. Dazu muss man bereit sein, den eigenen Schmerz zu fühlen, den gesamten Schmerz, den man da mit sich herumträgt. Und je empfindsamer man wird, je wacher man wird, desto mehr Schmerzen entdeckt man und desto mehr Dunkelheit muss man lieben in sich selbst, und so ist man Jahre und Jahre und Jahre beschäftigt. Und man wird immer empfindsamer.. Und aus dieser Empfindsamkeit, die ganz langsam wächst in diesen Prozess, wo man sich selbst langsam kennenlernt... und das, was du "wahres Wesen" nennst, langsam entdeckt, die Seele... wenn diese Empfindsamkeit wächst, dann versteht man erstens alle anderen Menschen, und dann kann man nur noch Dinge tun, die für einen selbst und automatisch für alle anderen gut sind.

Das ist der einzige Weg. Ich will jetzt nichts gegen Leute sagen, die sich politisch engagieren, die demonstrieren, die ihre Angst zeigen, aber das haben wir schon immer gemacht und es führt zu nichts. Es löst nicht das Problem. Das Einzige, was hilft, ist... ich möchte da meinen indischen Guru Swamiji zitieren, der sagt: "Schau nicht, wie weit die Dunkelheit reicht da draußen." Die ist endlos, sagt er. "Das Einzige, was du tun kannst, und das wird die Welt verändern, ist: entzünde du dein eigenes Licht." Und das ist jetzt nicht, auf dem Marktplatz stehen mit einem Feuerzeug in der Hand und das wedeln, um anderen zu zeigen: bitte seid friedlich. Das heißt: mit dem Krieg in mir in Frieden sein und mit dem Krieg da draußen in Frieden sein, immer mehr. Immer mehr. Es geht wirklich nur, indem jeder einzeln bei sich anfängt. Das ist das Einzige, was nötig ist, aber dazu sind nicht alle bereit.

[Mona:] Weil es an auf diesem Weg, ich stimme dir vollkommen zu, ich bin da ganz bei dir... auf diesem Weg in die eigene Tiefe, da geht es wirklich durch Schichten, die sehr, sehr schmerzhaft sein können, und was dazukommt, ist, dass man, wenn man sich dann so auf sich fokussiert... was dafür notwendig ist, weil es tatsächlich ein bisschen man das Gefühl hat: "Ich sollte mich nicht so mit mir befassen. Ist das jetzt egoistisch, oder... Ich habe ja jetzt überhaupt keinen Raum mehr für die anderen", denn es ist wirklich eine Zeit, die Energie fordert, die Kraft fordert, die schmerzhaft ist, die auch Teilungsprozesse im Körper anstößt, woran man ja sieht, dass man auf einem richtigen Weg ist. Aber das ist gesellschaftlich und teilweise dann auch in den Kreisen, in denen man sich vielleicht bewegt hat oder so, stößt es auch auf eine gewisse Missbilligung. Also es braucht da wirklich auch den Mut und die Entschlossenheit zu sagen: ja, das ist der Weg, ich bin davon überzeugt, ich gehe diesen Weg jetzt. Da geht es wirklich in die Tiefe.

[Dhyan Mikael:] Das sind die alten Geschichten vom schwarzen Schaf. Also der Mensch, der sich auf den Weg zu sich selbst macht, ist ein schwarzes Schaf. Und das war schon immer so und das wird auch immer so sein. Jesus hat übrigens genau das Gleiche gesagt. Der hat immer wieder gesagt: "Setze Gott an erste Stelle. Gott ist in dir. Schau in dich." Und alle um ihn herum wollten sich ständig die Welt da draußen kümmern. Judas wollte politisch aktiv sein, wollte gegen die Besatzer, die Römer, kämpfen.

Sein ältester Jünger, er hat versucht, die Menschen, die Jesus geliebt haben, daran zu hindern, kostbare Öle über seine Füße zu schütten, weil er geglaubt hat, wir müssen uns die Armen kümmern und so. Und die haben nicht verstanden, was Liebe ist. Die haben nicht verstanden, wo die Liebe herkommt, und das machen die Christen heute noch. Für uns bedeutet Liebe Nächstenliebe.

Aber Jesus hat diese unendliche Nächstenliebe, die aus ihm strömt, nicht dadurch gelernt, dass er sich um seinen Nächsten gekümmert hat. Er hat sie gelernt, weil er nach innen gegangen ist und den Weg beschritten hat, von dem wir vorhin gesprochen haben. Und wenn man den beschreitet, dann, das weißt du ja selber, dann kommt diese Quelle der Liebe zum Vorschein, und die überströmt dann alle anderen. Aber man muss bei sich selbst anfangen, und das wird von den meisten Menschen instinktiv als falsch und verkehrt empfunden. Dann denkt man: "Was soll denn aus der Gesellschaft werden?" Na ja, was aus der Gesellschaft wird, wenn man sich selbst nicht liebt, das sehen wir überall, und zwar schon seit Jahrtausenden.

[Mona:] Genau. Und es gab ja auch schon seit Jahrtausenden Menschen, die helfen wollten und unterstützen wollten und für das Gute in den in den Krieg gezogen sind. Das haben wir ja auch gesehen, dass das alles nicht weiterführt.

[Dhyan Mikael:] Ja, nicht wirklich.

[Mona:] Aber es ist halt so, dass du natürlich in einer gewissen Gruppe dich dann auch ganz wohl fühlst, wenn du den Eindruck hast, du kämpfst jetzt für das Gute, aber es ist alles noch an der Oberfläche. Es ist nicht die Tiefe, auf die es ankommt. Und du sagtest ja auch: Jesus, die Nächstenliebe... Es heißt: "Liebe Deinen Nächsten, wie dich selbst" Und es fängt tatsächlich mit der Selbstliebe an. Und leider ist uns eben kirchlich auch ein Bild vermittelt worden von Liebe, was sehr stark mit Selbstaufopferung zu tun hat. Also ich habe früher eher so ein bisschen wie so ein Helfersyndrom gehabt, und da dachte ich, das ist gut.

[Dhyan Mikael:] Ja, ich dachte das Gleiche. Und da darf man natürlich nicht vergessen, dass auch die Menschen, die in der Kirche tätig sind, auch nur Produkt in unserer Gesellschaft und unserer Kultur sind. Die sind genauso wenig böse. Man schiebt's dann gern der Kirche in die Schuhe, aber das betrifft alle gleichermaßen, und das Einzige, was man tun kann, ist, bei sich selbst anfangen.

Und ich glaube, das Schwierigste auf diesem Weg ist dieser eine Schritt anzuerkennen: jeder da draußen kann nichts dafür, dass er so ist, wie er ist. Ich muss ihn so lieben, wie er ist, ganz gleich, was ich über ihn denke. Weißt du, wie Bonhoeffer im KZ, der sein Licht am dunkelsten Ort des Kontinents versprüht hat, aber nicht, weil er gedacht hat, er bekämpft damit das Böse, sondern weil er wusste: alles, was ich da draußen sehe, die ganze Dunkelheit, die kann nichts dafür. Ich bin mir da sicher, sonst könnte jemand so nicht sein. Der wusste das. Der hat das gesehen. Der wusste: da gibt's nichts und niemanden, dem ich irgendeinen Vorwurf machen kann. Und das in sich zu sagen, das meinte Jesus, als er sagte: "Wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt, halte ihm auch die Linke hin." Du verurteilst ihn nicht. Du weißt, der kann nichts dafür. Und das gilt für alle Menschen uns herum.

[Mona:] Ja, und es ist auch so: wenn man diese Empfindsamkeit hat und diese mit dieser tiefen Liebe verbunden ist... Man sieht halt wirklich alles, und man spürt auch den ganzen unerlösten Schmerz in den Menschen, weil man alles sieht. Man sieht, wie sie unter sich selbst leiden, wie sie irgendwelchen Vergnügungen nachgehen und darunter tief traurig sind, und da nicht reingehen. Für mich war es anfangs dann, als diese Empfindsamkeit sehr zunahm, auch sehr schwierig, all das zu sehen und all das auszuhalten und auch zu sehen: ich kann da nicht einschreiten, ich kann da nichts machen, außer zu mir zu gehen und in mir zu heilen und mich um meinen Schmerz zu kümmern. Es war am Anfang auch recht schwierig dabei.

[Dhyan Mikael:] Ja, man muss lernen, sich wirklich gut und nur um sich selbst zu kümmern. Wir haben da ein lustiges Missverständnis. Wir glauben, dem anderen Menschen ist dadurch geholfen, dass ich ihm jetzt einen Teil seiner Last abnehme, aber das stimmt nicht. Das Wunder, was zum Beispiel um Jesus geschehen ist oder auch um andere Gurus, ist: der ist so sehr in dieser Liebe, in sich selbst, das ist, als würde das unserem eigenen Wesen ein Beispiel geben. Als würden wir plötzlich dadurch, dass dieser Mensch so liebt, aber nicht mich liebt und meinen Schmerz, sondern der liebt einfach... dadurch schwingen wir, wenn wir in seiner Nähe sind, da auch mit. Und dann beginnen wir, in uns selbst auch zu lieben. Und das macht alles leichter. Wir selbst machen es uns für einen Moment lang leichter, weil es uns plötzlich möglich ist, auch in dieser Energie zu schwingen.

Und deswegen hilft es den Mitmenschen am meisten, wenn ich in meinem Himmel bleibe, und da keinen Schritt herausgehe, für nichts und für niemanden. Wenn ich da herausgehe, dann tue ich weder mir noch meinen Mitmenschen einen Gefallen. Das kann man natürlich von außen nicht verstehen.

[Mona:] Nein. Es schmerzt sogar, wenn wir da herausgehen, mittlerweile.

[Dhyan Mikael:] Ja, und da gibt es so viele Missverständnisse. Viele Leute ertragen Dinge von anderen Menschen, weil sie die lieben wollen. Ich mache das nicht. Meine Aufgabe ist es, mich um mich zu kümmern. Ich liebe mich. Und diese Liebe, die fließt irgendwann über. Das ist das, was du vielleicht meintest anfangs, dass das so rüberkommt, dass ich so mitfühlend mit den Menschen bin, weil ich mit mir selbst genau das gleiche Mitgefühl habe. Aber das heißt nicht, dass ich mich schlecht behandeln lasse, oder dass ich mich in eine Situation begebe, in der ich mich nicht wohlfühle, wenn ich die Wahl habe. Wenn ich keine Wahl habe, dann sage ich ja.

Und das heißt auch nicht zum Beispiel, dass man jetzt sagt: ja, lieben wir jetzt alle und alle dürfen so sein, wie sie sind, und alle dürfen machen, was sie wollen. Das meine ich natürlich auch überhaupt nicht. Das ist natürlich eine völlig verquere Vorstellung. Man macht das, was offensichtlich praktisch notwendig ist. Das mache ich, und jeder macht es in seinem Leben, jeder Polizist macht das in seinem Job, jeder Politiker macht das in seinem Job, jeder tut's, so gut er nur kann.

Aber wenn wir die Frage beantworten wollen: was sind die wahren Ursachen? Wenn wir jetzt an dieses Projekt "Menschheit" oder an dieses Projekt "Gesellschaft" endlich einmal weise herangehen wollen, zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte, dann müssen wir uns fragen: "Okay, was sind die wahren Ursachen? Wie können wir das Problem wirklich lösen?" Und dann müssen wir im Prinzip beginnen, den Menschen beizubringen, sich selbst zu lieben; den Menschen beizubringen, dass sie so leben dürfen, wie es ihnen entspricht, und zwar schon von Kindesbeinen an natürlich, und das würde die gesamte Gesellschaft verändern. Aber es ist mir wichtig, dass es klar ist: es ist keine Lösung, jetzt plötzlich in so eine Art Liebeswahn zu verfallen und zu glauben: "Ja, es sind ja eh alle gut." Ich kümmere mich um mich selbst, wenn ich kann. Und wenn nicht, dann sage ich "ja".

[Mona:] Ja, ich bin da sehr bei dir. Was ich bei mir dann auch gespürt habe, ich weiß nicht, ob es bei dir auch so ist: je tiefer ich in diese Liebe kam, war dann auch die Erkenntnis: "ich" liebe mich gar nicht, sondern es ist diese eine Liebe, die liebt; diese tiefe Quelle, die auch in jedem anderen Menschen ist, nur er ist noch nicht auf seine Quelle gestoßen. Also diese Verbindung... es ist richtig, in dem Prozess braucht man die Selbstliebe und sich selbst zu lieben, aber irgendwann merkte ich dann: das ist gar nicht so. Es ist diese eine Liebe, die fließt dann, und da kann man gar nicht mehr in den Widerstand gehen. Und gleichzeitig diese Frage, ob etwas gut ist, das hängt auch sehr stark mit der Tiefe ab, auf der man sich befindet. Wenn man wirklich in diese tiefe Quelle kommt und aus dieser Verbundenheit heraus handelt, dann ist es gut, weil es in der Tiefe gut ist. Und wenn man noch in anderen Schichten ist, dann verhält man sich eben so gut, wie man kann, aber es ist dann halt noch nicht absolut gut.

[Dhyan Mikael:] Jeder gibt sein Bestes. Das, was für einen Menschen das Beste bedeutet, mag für jemand anderen, ganz schrecklich aussehen, aber für den Menschen ist es das Beste, aus seiner Erfahrung, aus seiner Sicht. So ist es einfach.

[Mona:] Und was ich da gerade spürte, ist eben, dass in ganz vielen Menschen, und davon war ich auch betroffen, aufgrund ihrer Entwicklung gewisse Verdrehungen stattgefunden haben und sie Dinge für richtig hielten oder für sich hielten, und da heraus Handeln entsteht, was immer eine Deformation hat und eine Abweichung von dieser eigentlichen Liebe, und dass es total wichtig ist, das nach und nach zu erkennen, und dann lösen sich die Dinge von alleine. Dann kommt man von alleine in diesen Fluss, in diese Einheit mit sich. Und bei mir war es dann auch so, dass Eigenschaften, die ich hatte, die ich nicht mochte an mir, die haben sich auch irgendwo erlöst.

[Dhyan Mikael:] Ja, ich weiß, was du meinst. Im Grunde geht es darum: wir haben ein Identitätsproblem. Wir haben da ein großes Missverständnis. Normalerweise halten wir uns für diesen Körper. Wir wurden geboren und wir werden sterben, und das ist eine schreckliche... Für die meisten Leute ist die Vorstellung des Todes eine ganz schreckliche Tragödie, weil man das Gefühl hat: dann bin ich nicht mehr. Und die meisten Menschen haben noch nie auch nur im Ansatz selbst erlebt, dass es in Wahrheit anders ist. Und wenn man sich für diesen Körper hält, der sehr empfindlich ist, sehr verletzlich, total abhängig von der Welt und den Umständen, dann reagiert man so. Dann lebt man und handelt man durch und durch angstbesetzt. Und dadurch entstehen die absurdesten Dinge.

Und je mehr ich entdecke, dass ich in Wirklichkeit nicht der Körper bin, je mehr ich meine Seele entdecke und erkenne: "Ah, das bin ich", und dass die überhaupt nichts mit dem Körper zu tun hat, dann entspannt man sich. Man lebt immer noch in diesem Körper, aber die Angst ist weg. Und dann geschieht eine völlig andere Art von Handeln, die kommt von ganz woanders her. Und es sagen ja auch oft Leute: "Ja, in Wirklichkeit ist man ja nicht der Körper, es gibt also gar keinen Grund, so zu handeln", aber man kann es nicht intellektuell angehen. Es klingt ja auch wie ein Widerspruch: "Zu beginnen, sich selbst zu lieben, sich um sich selbst zu kümmern", wo man ja eigentlich genügend Bücher hat, in denen man lesen kann, dass das gar nicht stimmt.

Aber meiner Erfahrung nach ist es so: man muss es selbst entdecken. Wenn man anfängt, sich selbst zu lieben, also das, was man für sich selbst hält, und die Gefühle zu lieben und alles, was man erlebt... Auf diesem scheinbar absurden Weg, da beginnt man dann irgendwann, das ist meine Erfahrung, selber zu entdecken... dann ist es das eigene Erleben: "Ah, da gibt es ja etwas ganz anderes." Und dann erlebt man immer mehr, wer man wirklich ist. Und nur aus diesem eigenen, wahrhaftigen selber entdecken, aus diesem wahrhaftigen selber das Erleben, daraus entspringt dann das, wovon du sprichst. Aber es reicht nicht, das gehört zu haben. Es reicht nicht, das zu wissen da oben in der Birne, das reicht nicht. Man muss es existenziell selbst wissen durch Erfahrung, und dann wird alles anders.

[Mona:] Ja, und die Erfahrung, die ich auch gemacht habe, ist: wenn man eben den Zugang zu der Seele spürt und den Körper und das Leben in Einklang damit bringt, dann gesundet auch der Körper; dann ist man auch nicht mehr so angewiesen auf dieses Gesundheitssystem, was sehr stark eben auch mit diesen ganzen Vorsorgeuntersuchungen und was weiß ich, auf Angst basiert; also die Impfung und so, du weißt es, also alles von Angst getrieben. Und bei mir war das dann anfangs...

Als ich da ausgestiegen bin, war da auch eine große Angst da, so nach dem Motto: jetzt tue ich diese ganzen Sicherheitsaspekte und so außenvor lassen... aber ich habe dann festgestellt, dass, als ich mich aus diesem Angstsystem gelöst habe, dass das meinem Körper und mir gut gekommen ist; dass ich Vertrauen bekommen habe auf die Information von meiner Seele, wie sie hier in diesem Körper leben möchte. Also diese Verbindung herzustellen, das ist sehr, sehr heilsam gewesen.

[Dhyan Mikael:] Ja, aber ich glaube, man braucht sich da nicht viel Gedanken machen, weil das, was du gerade beschreibst, war ja bei dir ein automatischer Prozess, der sich von selbst ergeben hat. Ich habe gerade überlegt: was kann man Menschen sagen, die wissen wollen, wie man da hinkommt? Meiner Erfahrung nach reicht es, wenn man einfach eine einzige Sache macht: sich irgendwie sich selbst zuwenden und beginnen, das, was man in sich erlebt, das anzunehmen. Und meditieren natürlich. Ich spreche gern über die Samarpan-Meditation, die möchte ich heute auch kurz erwähnen. Du sagtest vorhin etwas, wozu ich noch etwas sagen wollte.

Du sagst, dass viele Menschen gar nicht die Möglichkeit haben, in dieser Gesellschaft und in diesen Rahmenbedingungen überhaupt zu sich zu finden. Aber da möchte ich ein kleines bisserl widersprechen, weil das Erstaunliche ist, dass wir auf eine gewisse Weise davon unabhängig sind. Ich meine, die Tatsache, dass jemand solche Gespräche wie unseres zum Beispiel überhaupt hören möchte oder kann, das ist natürlich auch Gnade, oder dass er mit solchen Themen überhaupt irgendwie in seinem Leben in Berührung kommt. Das muss ja nicht durch dich oder mich sein. Das ist natürlich einfach nur ein Riesengeschenk.

Aber es ist wirklich möglich, dass jeder Mensch heutzutage beginnt, zum Beispiel die Samarpan-Meditation zu machen. Das war das, was bei mir im Leben den letzten Durchbruch gebracht hat, sozusagen. Und das ebnet ganz automatisch den Weg. Alles andere, auch die ganzen Schwierigkeiten, diese scheinbaren Schwierigkeiten mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in dem sich ein Mensch befindet, die spielen plötzlich alle keine Rolle mehr. Ich kenne Leute, die machen die Samarpan-Meditation, die leben in den unmöglichsten Verhältnissen, wo man denkt: so ein Mensch hat gar keine Chance. Das stimmt nicht. Das stimmt überhaupt nicht. Heutzutage hat da wirklich jeder die Möglichkeit. Und es ist, was das Praktische anbelangt, wirklich einfach, und es kostet nichts. Man braucht allerdings Geduld und diese Bereitschaft, wovon wir vorhin gesprochen haben: all die Dinge anzunehmen, die man in sich so vorfindet, und natürlich in der Welt.

[Mona:] Ja. Und eine Frage tauchte noch in mir auf: wie ist die Liebe zu einem Guru? Weil ich es nicht kenne. Ich kenne die Liebe zu Gott. Ich denke, es ist ähnlich. Wie kann man sich das vorstellen?

[Dhyan Mikael:] Also es ist so: Die Liebe zu Gott ist vergleichsweise einfach, weil Gott etwas ist, was dem eigenen Empfinden unterliegt. Das ist die erste Stufe. Aber irgendwann wird es konkreter. Irgendwann tritt jemand in das Leben, bei mir war es vor jetzt fast vierundzwanzig Jahren mein spiritueller Meister Soham. Da kommt jemand ins Leben, durch den man dann dieses Göttliche konkret erlebt, und das ist in gewisser Weise eine viel größere Herausforderung als dieser eher diffuse Gott, der weit weg ist und überall. Und dann, vor sechs Jahren kam, dann mein indischer Guru in mein Leben, und da war noch einmal wie ein Erdbeben. Durch den habe ich Gott auf eine Weise erlebt, direkt, die über alles hinausging, was ich mit meinem Meister erlebt habe.

Und in gewisser Weise... es ist keine andere Art von Liebe, aber es lässt einem keinen Spielraum mehr, sich selbst zu betrügen. Gott wird dadurch konkreter. Natürlich weiß jeder, dass der Meister oder der geliebte Guru nicht Gott ist. Kein Mensch kann Gott sein. Aber durch diesen Guru erlebt man Gott in sich drin, und man kann es sich überhaupt nicht erklären. Der Guru macht auch nichts, der ist einfach nur da. Aber allein durch dessen Energie werden Dinge in einem möglich, die man sich einfach nicht vorstellen kann. Und es ist, wie wenn jemand am Herd die Flamme hochdreht: man wird heißer gekocht. Die Liebe unterliegt plötzlich nicht mehr der eigenen Kontrolle, sondern die beginnt, einen zu verzehren und zu verbrennen. Und ich meine das ist jetzt nicht romantisch und dramatisch, sondern ganz still, aber... Es ist schwer, das zu beschreiben.

Wenn man Gott liebt, dann kann man das so machen, wie man es gerne möchte. Wenn man einen Guru liebt, macht man das plötzlich auf eine Art und Weise, die einem selber völlig peinlich ist und völlig absurd erscheint. Da geht man plötzlich einen Weg, den man eigentlich gar nicht will, aber man kann nicht anders, weil es ganz klar ist: "Das ist mein Weg, den will ich gehen. Da geht es lang." Man traut sich kaum, anderen davon zu berichten, weil man denkt: "Um Gottes Willen, was denken die?" Und man denkt nur so, weil man selber in Wirklichkeit so denkt, sonst würde man ja nicht so denken. Man begegnet dann den lustigsten Dingen in sich selbst.

Es ist also kein qualitativer Unterschied, und doch... ich kann natürlich nur von meinem Leben berichten. Es gibt Menschen wie dich, die erleben das anders, die erleben das ohne Guru. Ich habe früher Jesus geliebt, ich habe Gott geliebt, ich wollte nur das Eine, ohne zu wissen, was ich überhaupt will. Aber erst, als dann mein Meister in mein Leben kam und dann später durch meinen Guru wurde das... Ich will's mal so sagen: es ist wie ein Brandbeschleuniger, so sagen das viele Gurus. Weißt du, ich sage in vielen meiner Videos: "Es geht nicht ohne Guru", und das stimmt nicht. Es gibt immer wieder Leute, die machen's alleine. Aber diese Ausnahmen, das gilt nicht für alle. Mit einem Guru kann es jeder, und wenn man es alleine macht, dauert es lange. Es ist ein langer Weg.

Mit einem Guru... es ist unglaublich. Der Guru ist wie eine Autobahn, und man versteht gar nicht, wie das möglich ist. Aber ich erlebe das in meinem Leben selbst. Jetzt neulich wieder zwischen Weihnachten und Neujahr war wieder so ein großer Event mit meinem Guru Swamiji, an dem ich nur online teilgenommen habe, acht Tage lang. Und man merkt gar nicht, was da überhaupt passiert. Man merkt nur: es ist sehr intensiv. Und dann merkt man danach, in den Wochen danach, wie sich das einige Leben verändert, wie neue Dinge geschehen, wie man sich selbst verändert. Man weiß überhaupt nicht, wie einem geschieht. Da ist so eine Kraft am Werke, als wäre man an ein riesiges Rohr angeschlossen, durch das Energie strömt, die einen anschiebt.

Also, man kann alles alleine, aber mit dem Guru... mit dem wahren Guru, es gibt ja auch jede Menge, die nur so genannt werden... mit dem kommst du in diesem Leben ans Ziel, mühelos, ruckzuck. Und das ist, glaube ich, der große, große Unterschied. Nicht in der Liebe, aber... Ich kann es, wie gesagt, nicht vergleichen, ich kann nur aus meinem Leben berichten, aber ich habe es Gefühl: es ist ein Segen, wenn man zu den Menschen gehört, denen ein Guru widerfährt.

Normalerweise fühlen die Menschen das umgekehrt. Sie haben das Gefühl: "Ich kann das alleine", und sind stolz darauf. Aber genau das ist das Problem. Der, der da so stolz darauf ist und der es alleine machen möchte. Ich wollte früher immer alles alleine machen. Und mit dem Guru passiert das alles von selbst. Du hast nichts zu sagen. Dein ganzes Leben verändert sich. Du veränderst dich. Du hast nichts zu sagen, keiner fragt dich. Und das hat eine Qualität, die muss man selbst erleben.

Weißt du, ich denke da an die Fischersleute, denen Jesus begegnete, Petrus und Simon, hießen sie glaube ich. Ich bringe die Namen immer durcheinander. Die haben an nichts gedacht hat, die haben nicht auf einen Guru gewartet, die wollten an dem Morgen rausfahren, um zu Fischen, und danach wollten sie wieder zu ihren Familien gehen und sich um die Eltern und die Familie kümmern. Und dann kam Jesus, der lief nur vorbei. Der hat sie nur gegrüßt. Er hat nur gesagt: "Ihr zwei, kommt! Folgt mir nach." Und das ist das Wunder: sie haben Ihre Netze fallen gelassen und sind ihm gefolgt. Normale Leute, die noch nie an so etwas gedacht haben, die sich selbst wahrscheinlich für vollkommen verrückt gehalten haben, und alle anderen sowieso. Und das passiert mit einem Guru. Es ist, als würdest du plötzlich ausrutschen, auf eine Rutsche geschubst werden und dann geht's ab. So erlebe ich das.

[Mona:] So erlebe ich's auch, aber eben ohne Guru, aber ich habe nie Gott geliebt oder Jesus geliebt. Das hat mich überhaupt nicht interessiert. Und dann war eben diese Erfahrung, und seitdem ist diese Kraft da, und ich hatte dann, als das passiert war hinterher, den Eindruck: entweder werde ich wahnsinnig oder fromm. Da habe ich mich für fromm entschieden. Aber diese Kraft, diese Begegnung, das wirkt bei mir. Im Gegenteil, ich habe einen Guru gesucht. Ich habe Menschen beneidet, die einen Guru haben, aber ich keinen gefunden, weil diese Kraft schon aktiv war. Die hat das nicht zugelassen.

[Dhyan Mikael:] Weißt du, ich kann nicht frühere Leben sehen und all so Zeug. Aber wir leben ja nicht das erste Leben als Mensch. Und aus meiner eigenen Erfahrung... Wenn das, was ich über mich weiß und meine früheren Leben, wenn das auch auf andere Menschen wie dich zum Beispiel zutrifft, dann würde ich mal vermuten: du hattest deinen Guru schon. Du hattest deinen Guru schon, da fehlte nur noch das Tüpfelchen auf dem i, und das widerfährt dir in diesem Leben eben auf diese Weise.

[Mona:] Ja. Genau. Ja, das ist eine tatsächlich eine Wahnsinnskraft, eine Wahnsinnserfahrung, ja.

[Dhyan Mikael:] Ja.

[Mona:] Der Weg ist alternativlos. Und anfangs war das so, dass Teile in mir das nicht wollten, und mein Verstand da nicht mit einverstanden war, aber es geht nicht anders.

[Dhyan Mikael:] Ja, man wird nicht mehr gefragt.

[Mona:] Nein. Man ist auf die Spur gesetzt und... [Dhyan Mikael:] Ja, wunderbar. Es kann einem nichts Besseres passieren.

[Mona:] Ja. Und dann hindert einen auch nichts mehr daran, zu lieben, denn das ist die pure Kraft der Liebe.

[Dhyan Mikael:] Ich weiß nicht, ob ich das so aus eigener Erfahrung unterschreiben würde. Diese Kraft ist da, es ist nicht meine Kraft, und sie lehrt mich jeden Tag aufs Neue, zu lieben. Sie beleuchtet mich selbst immer mehr. Ich kann immer mehr alles, was mich heute noch am Lieben hindert, immer besser sehen, es wird immer schmerzhafter. Ich nehme immer mehr Kleinigkeiten wahr, wo ich denke: "Au...".

[Mona:] Ja, genau.

[Dhyan Mikael:] "Ah, das tat jetzt grade weh, so wie ich gerade war." Also, der Prozess... Mir liegt immer auch daran, den Prozess zu erwähnen, weil gerade in der spirituellen Welt hat man gerne die Vorstellung: "Das und das passiert, und dann ist das und das erledigt." Und in meinem Leben ist es nicht so. Das ist ein fortwährender Prozess, und diese Energie, von der du sprichst, von diesem Strom, der reinigt einen und lehrt einen lieben, kontinuierlich und immer mehr. Und mein Meister berichtet das Gleiche, der sagt: es geht weiter. Und mein Guru berichtet das Gleiche: es geht weiter... [Mona:] So ist es, ja.

[Dhyan Mikael:] ...bis zu dem Moment, wo dieses gesegnete Leben aufhört, wo man Befreiung erlangt und dann irgendwann einmal den Körper verlässt... bis zu dem Zeitpunkt geht dieses göttliche Lernen der Liebe weiter.

[Mona:] Es hat auch etwas Unerbittliches an sich. Also, es ist so. Und das war bei mir, weil es mich unvorbereitet getroffen hat, zumindest von meinem Bewusstsein her. Ich bin zig Jahre durch die Hölle gegangen. Also, da blieb mir gar nichts anderes übrig, als diesem Weg zu folgen.

[Dhyan Mikael:] Ich habe das von einigen Leuten gehört. Du fragtest ja gerade, der Unterschied, wie das ist mit dem Guru. Ich glaube, mit dem Guru ist es einfacher.

[Mona:] Ja, das glaube ich auch, ja.

[Dhyan Mikael:] Was ich von dir in unseren Gesprächen bisher gehört habe, aber auch von anderen Menschen gehört oder gelesen, ist: die Menschen, die das unvermittelt erlebt haben, die hatten es schwerer als ich. Ich war von Anfang an aufgefangen von der Weisheit und Kraft meines Meisters. Ich musste auch durch meine Hölle gehen, aber ich war nie allein, und ich hatte Führung in dieser Dunkelheit, auf jedem Schritt des Weges. Es war schmerzhaft, aber es war leicht. Und die Leute, die es allein erleben, also, ich beneide sie nicht. Ich habe den leichteren Weg.

[Mona:] Ja, das sehe ich auch so, aber auch da wird man nicht gefragt.

[Dhyan Mikael:] Nein, überhaupt nicht.

[Mona:] Ich habe an vielen Stellen gesucht und dann bei jedem, der mir begegnet ist, gemerkt: nein, das ist es nicht. Da kann ich nicht bleiben. Da kann ich nicht mitgehen. Und dann blieb mir nichts anderes übrig, als diesen Weg so zu gehen. Dann war's für mich so vorgesehen.

[Dhyan Mikael:] Man kann nur seiner eigenen Nase folgen. Das rate ich auch immer wieder jeden einzelnen. Bei mir war es anders. Ich bin nicht auf einen Meister gestoßen, weil ich dachte, ich sollte einen haben, und dann habe ich halt einen Kompromiss gemacht und gesagt: "Ja, jetzt bleibe ich halt bei dem." Nein, überhaupt nicht. Ich habe nie nach einem Meister gesucht, und dann bin ich ihm begegnet und dann war für mich sofort klar: "Hier bleibe ich". Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht. Ich wollte bleiben, sonst hätte ich auch nicht bleiben können. Ich hätte nicht bleiben können, und wenn die ganze Welt mir gesagt hätte: das ist aber wichtig für deine spirituellen Entwicklung. Ja, ich meine: wenn ich nicht will, kann ich nicht. Es geht nicht anders.

[Mona:] Genau.

[Dhyan Mikael:] Deswegen verstehe ich das total.

[Mona:] Ja, genau. Und ich glaube, es ist wichtig, diese Aufrichtigkeit in sich zu spüren und der nachzugehen. Bei uns war es anscheinend genau umgekehrt. Ich wollte gerne einen Meister oder einen Guru und habe immer gespürt: ich kann hier nicht bleiben, ich muss wieder gehen. Und bei dir war es genau umgekehrt. Und trotzdem kommen wir an einen Punkt, wo sich die Wahrheit wieder trifft.

[Dhyan Mikael:] Eines ist ganz, ganz wichtig auf diesem Weg... und dann hören Leute vielleicht bei so einem Gespräch zu oder bei Videos, die ich mache, und die dann denken... dann ist es sehr leicht, zu denken: "Ah, so könnte ich das auch machen" oder "so sollte ich das machen". Aber das Einzige, worum es geht, ist, sich selbst zu lieben. Und das bedeutet: "ich bin, wie ich bin", egal wie hirnverbrannt ich mir vorkomme, egal wie verkehrt ich denke dass es ist, aber... vielleicht denkt da jemand: "ich sollte einen Guru haben". Aber er will nicht, sie will nicht. Und dann ist es so.

Und sich selbst treu sein... Ich habe es in so vielen meiner Videos erzählt, wie ich oft etwas von meinem Meister gehört habe, und ich wollte nicht. Und dann habe ich meinen eigenen Weg gemacht. Und dann bin ich natürlich irgendwann schon einmal an der gleichen Stelle herausgekommen, ein paar Jahre später, und dann habe ich verstanden, warum er mich auf diesen Weg geschickt hat. Aber es war so wichtig und so richtig für mich, dass ich mir treu war, weil wenn man das nicht ist, dann geht man in die Irre. Und das ist etwas, was ich jedem immer wieder nahelegen möchte: sich selbst zu vertrauen, diesem Gespür, auch wenn man denkt, man ist total bekloppt, und obwohl man ja gar nicht weiß, wo man überhaupt hingeht. Aber einfach dem eigenen Kompass vertrauen, das ist das Einzige, was man wirklich braucht, den Rest erledigt das Leben.

[Mona:] Genau. Das fühlt sich für mich gerade schön rund an, schön stimmig. Für dich auch, Mikael?

[Dhyan Mikael:] Oh ja, absolut. Ich wollte eigentlich gerade nur noch eine Sache erwähnen. Das war vorhin glaube ich noch nicht Teil der Aufzeichnung, aber ich berichte ja vorhin in unserem kurzen Vorgespräch... ich hatte jetzt gerade wieder so eine Woche hinter mir, die sehr intensiv für mich war, und da hatte ich ein Gespräch mit Menschen, die mit meinem Guru Swamiji in Verbindung sind, und da habe ich Sachen gehört, die dem widergesprochen haben, was ich in mir spüre.

Und ich musste... also nicht in dem Gespräch, das war wunderbar, da gab es überhaupt gar kein Problem, wunderbare Leute, ich liebe sie, und wir hatten ein wunderschönes Gespräch. Aber danach habe ich gemerkt: "Wow, hier gibt es, jedenfalls habe ich das so wahrgenommen, einen Widerspruch oder einen Konflikt zwischen dem, was ich da höre und dem, wie ich mich fühle." Und ich bin tagelang durch die Hölle gegangen, und ich muss mir treu sein, egal was das bedeutet.

Und wenn die ganze Welt denken würde: "der ist verkehrt", ich muss mir treu sein. Und daraus haben sich jetzt schon wieder in diesen wenigen Tagen so viele schöne Dinge ergeben, einfach durch dieses ausgerichtet sein, durch dies sich selbst vertrauen, auch wenn man überzeugt ist, dass man keine Ahnung hat. Und das kann ich immer wieder nur sagen: das ist ein guter Weg. Es ist nicht der direkte Weg, den gibt es nicht. Aber das ist das, wie der das Leben mich führt und jeden anderen Menschen auch: durch diese eigene Energie, und da hat jeder Mensch seinen eigenen eingebauten Kompass.

[Mona:] Ich möchte dir da zustimmen. Mir ist es die letzte Woche genauso gegangen, nicht in einem Gespräch mit anderen Menschen, sondern in der eigenen Feinjustierung habe ich dann auch noch mal gespürt: hier geht es lang für mich. Und es war dann wieder ein Weg, wo ein Teil in mir sagte: du entfernst dich da so von allem anderen. Und gleichzeitig spürte ich: da ist aber eine Freude, da zieht es mich hin.

Und dann zu spüren: dann ist das eben mein Punkt, wo ich hinsoll. Zumindest ich folge dem jetzt einmal, ansonsten hätte ich den Eindruck, ich würde etwas nicht leben, was für mich vorgesehen ist, und ich glaube, wir dürfen auf diesem Weg auch erkennen, dass wir wirklich alle einzigartig sind und dass wir sehr weit auch in Übereinstimmung sein können, dass es aber, je mehr es dann die eigene göttliche Verwirklichung geht, auch darum geht, genau das zum Ausdruck zu bringen, was wir eben sind, was in uns angelegt ist, was hier durch uns in die Welt möchte.

[Dhyan Mikael:] Ja. Und ich habe ja gerade gesagt, dass ich den Weg mit Meister und Guru für leichter halte als den Weg alleine, aber das ist ein Punkt, da ist er schwieriger, denn man kommt mitten einem Meister und Guru unweigerlich an den Punkt, wo man gezwungen wird, sich selbst treu zu sein, obwohl der verehrte geliebte Meister scheinbar etwas anderes sagt, und das ist auch ein Feuer. Das ist nicht leicht, aber da ermutige ich die Leute immer wieder.

Und ich habe das immer wieder gesehen, dass Menschen sich dann nicht treu sein können, und es führt zu nichts Guten, denn dann verlieren sie auch ihren Guru und ihren Meister, Man kann Gott nicht nahe sein, wenn man sich selbst nicht nahe ist. Und der Guru ist Gott für einen, und man kann... wenn man sich selbst beginnt untreu zu sein auf diesem Weg, dann verliert man auch den Guru, Es geht nicht alles. Das ist eine Herausforderung, die ist besonders auf diesem Weg mit Meister oder Guru.

[Mona:] Und es ist aber, ich glaube, jeder wird an diesen Punkt geführt. Das ist wirklich wie ein Ritt auf der Rasierklinge, den man dann hat.

[Dhyan Mikael:] Ja, so ist es.

[Mona:] Ich dank dir, Mikael.

[Dhyan Mikael:] Oh, ich danke dir, Mona. Vielen, vielen Dank.