Erleuchtung ist erst der Anfang
Vollende den Weg. Komm an.
In diesem Video erzähle ich von meinem Leben – von diesem und vom letzten –, und davon, was mir diesmal die Geduld und Sturheit gibt, den Weg wirklich bis zum Ende zu gehen und anzukommen.
Über dieses Video:
In diesem Video geht es um den Kern dessen, weswegen wir in dieses Leben gekommen sind – und es ist nicht Erleuchtung. Inspiriert wurde ich dazu durch viele Videos, die mir auf YouTube immer wieder auffallen: "Erwachen in einer Sekunde", "Erwachen durch eine kleine Änderung", und so weiter. Und obwohl ich die Qualität solcher Beiträge nicht beurteilen kann, stimmt es im Grunde: Erwachen ist heute so einfach wie nie zuvor. Es ist nicht das Resultat irgendwelcher Tricks, sondern der besonderen, gesegneten Zeit, in der wir leben.
Erleuchtung ist "in". Es ist im Westen kein misstrauisch beäugter, esoterischer Ausdruck mehr, sondern zu einem Schlagwort geworden, mit dem sich gut verkaufen lässt. Aber ich finde keine Videos darüber, was das wirklich ist – und was danach kommt. Und das ist schade: nur wenige wissen, dass Erleuchtung kein Ziel und auch gar nicht wichtig ist, sondern oft unbemerkt geschieht und lediglich den Anfang einer abenteuerlichen Reise markiert, die erst im Himmel endet.
Um diese Lücke zu schließen, habe ich dieses Video gemacht: für Menschen, die genau wie ich dieses Leben nicht verschenken wollen, sondern den Weg diesmal wirklich bis zu Ende gehen möchten.
Vollständiger Text zum Mitlesen:
Guten Morgen.
Heute Morgen möchte ich über Erwachen sprechen, über Erleuchtung und über Ankommen. Ich möchte über etwas sprechen, was mir sehr am Herzen liegt. Alle sprechen über Erleuchtung. Alle sprechen übers Erwachen, und mittlerweile gibt es ganz viele Menschen, die darüber sprechen; wie sie das erlebt haben; wie das für sie ist. Aber was nur ganz wenige Menschen erzählen ist, was danach kommt. Man bekommt den Eindruck, wenn man diese Dinge liest und hört, dass Erwachen oder Erleuchtung ein Ereignis ist, das einem zuteilwird, und das war's dann: danach ist alles anders und dann gibt's nichts weiter zu tun, und alles ist gut.
Und ich möchte meine Erfahrung berichten und darüber sprechen, dass das nicht stimmt, und dass es schade ist, dass nur ganz wenige Menschen davon sprechen, was danach kommt. Denn da vergibt man eine große Chance, wenn man bei dieser Erfahrung des Erwachens stehen bleibt und nicht weiß, was da noch kommt. Dann verpasst man eine Chance. Man verpasst die große Chance des Lebens. Man verpasst eigentlich das, worum es in diesem Leben eigentlich geht, und davon möchte ich in diesem Video sprechen. Was bedeutet Erwachen für mich, oder Erleuchtung? Für mich sind diese beiden Worte eigentlich austauschbar.
Erwachen ist, wenn man zum ersten Mal im Leben erlebt, in sich drin, dass es da etwas ganz anderes gibt, etwas, was nicht Teil dieser Welt ist, in der wir bisher gelebt haben; in diesem "außen", in diesem Körper, in der Welt. Man hat ein Erlebnis der inneren Art, und es ist schwer zu beschreiben, aber man weiß dann plötzlich: "Oh, wow, ich bin ja gar nicht dieses 'ich', dieser Körper. Da gibt's noch was ganz anderes." Man erlebt etwas, was einem zweifelsfrei zeigt, dass alles, was man bisher für wahr und wichtig gehalten hat, unwahr und unwichtig ist; dass es da eine Realität, eine Identität gibt, die von ganz anderer Natur ist.
Und wenn man diese Erfahrung zum ersten Mal macht, ist es eine unglaubliche Erleichterung für viele Menschen, weil sie plötzlich verstehen und sehen können: "Oh wow! All diese Dinge, über die ich mir die ganze Zeit Sorgen gemacht habe, all diese Dinge, vor denen ich mein Leben lang Angst habe, vor der Zukunft, vor irgendwelchen Ereignissen, vor Krankheit, vor Tod, das ist alles nicht notwendig." Das kann man dann erleben. Und für viele Menschen ist es wirklich ein einschneidendes Erlebnis.
Ich wurde gefragt, wie meine Erwachenserfahrung war... eigentlich hatte ich mehrere, immer mal wieder eine, aber ich möchte in diesem Video eigentlich gar nicht darüber sprechen, weil... aus zwei Gründen: erstens erlebt es jeder Mensch anders, und das Einzige, was zählt, ist das eigene Erleben, dein eigenes Erleben. Und der zweite Grund, warum ich darüber nicht so ausführlich sprechen möchte, über diese Erfahrung an sich, ist, weil sie nicht wichtig ist. Und das klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch für dich: die ganze Welt spricht vom Erwachen, und ich sage, das ist nicht wichtig. Was ich damit meine ist: es ist nicht wichtig, wie es dir geschieht. Es ist nicht wichtig, wie es sich anfühlt. Es gibt Menschen, die erwachen und merken es gar nicht, weil es so graduell, so normal geschieht, und erst viel später begreifen sie: "Ah, damals im Leben, da begann dieses Neue." Aber damals haben sie es gar nicht bemerkt.
Wenn ich sage: "Erwachen ist nicht wichtig", dann meine ich: es ist nicht wichtig, dass du eine Erfahrung hast, eine großartige, eine einschneidende, erschütternde Erfahrung, wo dir plötzlich, wie in so einem ganz tollen Film sozusagen, Dinge bewusst werden. Für manche Menschen ist es so. Aber darum geht's nicht. Was beim Erwachen geschieht ist, das man zum ersten Mal wahrnimmt: "Wow, da gibt es eine ganz andere Richtung": diese Richtung nach innen, diese Richtung in einen Raum, der nichts mit dem zu tun hat, was wir hier sonst so kennen, und der ist innen. Und diese Entdeckung, die kann plötzlich geschehen oder ganz graduell. Aber in beiden Fällen: es spielt keine Rolle, wie es geschieht.
Die Inspiration zu diesem Video bekam ich, als ich neulich auf YouTube ein wenig gestöbert habe, und da sehe ich dann ganz viele Videos übers Erwachen und wie einfach es ist, und dass man sich an diese Erfahrung immer wieder erinnern soll, und dass es sofort und innerhalb ganz kurzer Zeit geschehen könne. So einen Titel habe ich gelesen: "Erwachen in einer Sekunde ". Und das stimmt natürlich alles. Erwachen ist einfach, es geschieht einem einfach. Man braucht nicht viel dazu tun. Erwachen ist eigentlich eine ganz einfache Geschichte in der heutigen Zeit. Es ist so einfach geworden, diese Richtung nach innen, die zu finden. Aber da hört's dann auf.
Keiner spricht über das, was danach kommt. Und deswegen möchte ich nicht zu viel über Erwachen und über Erleuchtung sprechen. Es ist nicht wichtig. Wenn sie dir einmal geschehen ist, wenn du einmal einen Geschmack von diesem Weg nach innen bekommen hast, ganz gleich ob das dramatisch geschehen ist für dich oder ganz still und heimlich, ganz leise... es ist eine subtile Angelegenheit, eine innere Angelegenheit, ganz fein. Wenn du das einmal erlebt hast, wenn du diesen Geschmack einmal bekommen hast, dann kannst du die Art und Weise, wie du diesen Geschmack bekommen hast, die kannst du vergessen. Du brauchst dich an das Erlebnis nicht mehr erinnern.
Jetzt geht es dann darum, diese neue Richtung, die du da entdeckt hast, die zu kultivieren in dir; die zu fördern. Es ist so: in den Jahrzehnten, in den ich bei meinem Meister Soham im Satsang saß, da kamen immer wieder Menschen, die Erwachenserfahrungen hatten, und sie kamen zu Soham, weil nach einigen Wochen oder nach einigen Monaten das, was sie in der Erwachenserfahrung begannen zu erleben, diese Leichtigkeit, diese Sorglosigkeit, dieses Gefühl "alles ist gut", weil das wieder weg war. Sie konnten beobachten, wie das ganz allmählich immer blasser, immer schwächer wurde, und die alten Sorgen, die alte Unruhe, die alte Angst, es kam alles wieder. Und an dem Punkt, da kamen dann die Menschen zum Meister und fragten ihn: "Warum geht es wieder weg? Warum habe ich es wieder verloren? Ich hatte es doch!" Und Soham sagte dann zu diesen Menschen: "Vergiss es! Vergiss die Erfahrung. Vergiss das alles." Weil es nicht um diese Erfahrung an sich geht. Es geht um das, was danach kommt.
Vielleicht sagst du jetzt: "Ja jetzt erzähl' mir doch endlich, was danach kommt", und das werde ich auch tun, aber das braucht ein kleines bisschen Zeit. Ich bitte dich um ein klein wenig Geduld. Es ist so, dass diese Erfahrung des Erwachens... Die Erfahrung von Erleuchtung ist wie so ein Erkenntnisgewinn. Plötzlich können wir etwas wahrnehmen, was wir vorher nie wahrnehmen konnten, und das ändert unsere Perspektive; das ändert unser Verständnis fürs Leben, für uns selbst. Aber es verändert uns selbst nicht. Die Art, wie wir sind als Mensch, als Bewusstsein, als lebender Organismus, die wird dadurch nicht verändert. Du bist immer noch der gleiche, du bist immer noch die gleiche, und für kurze Zeit, durch dieses Erlebnis, treten deine Eigenschaften, deine Angewohnheiten, deine Unfähigkeiten, deine Programme, deine Prägungen, die treten in den Hintergrund, für eine gewisse Zeit, weil dieser neue Eindruck so neu, so anders und so stark ist.
Aber dann verblasst dieser Eindruck, und das Alte gewinnt wieder an Dominanz. Und das ist ganz normal. Da ist nichts verkehrt dran. Das einzig Verkehrte ist diese Illusion, diese... diese Vorstellung, Erleuchtung sei etwas, was dich in einem Moment verwandelt, verändert; dass du vor der Erleuchtung der alte verkorkste Mensch bist, und dann kommt die Erleuchtung und schwupps, bist du ein neuer Mensch. Und so fühlt sich es in dem Moment an: als wärst du ganz neu, aber das stimmt nicht. Das ist nur das Erleben, aber in Wirklichkeit hast du dich überhaupt nicht verändert. Und dann, nach einigen Tagen oder Wochen oder Monaten, verblasst diese Erfahrung, und dann bist du wieder der Alte, dann bist du wieder die Alte, und du verstehst die Welt nicht mehr: "Wie konnte ich das nur wieder verlieren?" Und du weißt nicht, wie du dahin zurückkommen sollst.
Also, diese ganzen Menschen, die erzählen, dass Erwachen so einfach ist und so schnell gehen kann, das stimmt alles, und es ist toll. Es ist ein Zeichen dafür, wie sich die Zeitqualität, wie sich die Welt verändert hat: dass heute so viele Menschen Erwachen erleben, Erleuchtung erleben; dass so viele Menschen diese Richtung nach innen entdecken, ganz leicht. Und das geschieht heutzutage so vielen Menschen, weil sich die Energie unserer Zeit allmählich verändert hat, und wir jetzt in dem Zeitalter sind, wo Erwachen und Ankommen für jeden Menschen möglich wird. Und deswegen findet man zu dem Thema so viele Videos und so viele Bücher, und das ist eine wunderbare Sache.
Aber wie gesagt: dieses Erwachen ist ein Anfang. Es ist nicht das Ende. Es ist, als hättest du dieses ganze Leben bisher gelebt, und alles, was du für wichtig genommen hast, ist in Wirklichkeit vollkommen unwichtig, und während des Erwachens siehst du zum ersten Mal das, worum es wirklich geht. Und mit diesem Erkennen wird es dir zum ersten Mal in deinem Leben möglich, in diese neue Richtung zu schauen und in diese neue Richtung zu gehen. Es ist der Anfang eines neuen Weges. Es ist der Anfang des Weges, weswegen du überhaupt in dieses Leben gekommen bist.
Erleuchtung ist ein Anfang, kein Ende.
Ich möchte ein wenig über meine eigene Erfahrung sprechen. Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen, wie meine Erleuchtungserfahrungen waren, aber für mich war es folgendermaßen: Ich hatte großes Glück. Ich habe in diesem Leben unglaubliches Glück, weil ich zu einem... weil ich nach meiner Erleuchtungserfahrung... die hatte ich vor 25, 24 Jahren... weil ich nach dieser Erfahrung zu einem weisen Meister gekommen bin. Was vielen Menschen geschieht ist: sie haben diese Erleuchtungserfahrung, sie sehen: "Ah...", ich will darüber nicht sprechen. Was sie halt dann erkennen: dieses Erschütternde, dieses: "Ah, ich bin ja gar nicht "ich", da ist ja niemand, da ist ja alles richtig und alles gut", die haben diese Erfahrung, und dann bleiben sie da stehen, und keiner sagt ihnen, wie es weitergeht.
Und ich hatte so großes Glück. Ich hatte diese Erleuchtungserfahrung, die mir wirklich eine neue Welt in mir eröffnet hat, aber ich habe sie sozusagen nicht ernst genommen. Ich hatte diese Erfahrung, und sie hat mich wirklich zutiefst berührt, und ich erinnere sie heute noch, als hätte ich sie gerade eben erst gehabt, aber es war für mich ganz seltsam: ich habe nichts Großes draus gemacht. Ich hatte diese erschütternde Erfahrung, aber habe einfach weitergelebt wie bisher. Und erst jetzt, so 25 Jahre später... es ist, als würde ich heute verstehen, dass dies nicht mein erstes Leben ist, in dem ich das erlebe.
Ich weiß nichts über "letzte Leben". Ich kann die nicht sehen. Ich bin ein ganz normaler Mensch, so wie du auch, aber wenn mein Guru Swamiji über Reinkarnation spricht und darüber, dass wir schon viele Leben als Mensch gelebt haben, und dass es eigentlich normal ist, dass man in einem Leben Erwachen erlebt und dann erst im nächsten Leben den Weg zur eigentlichen Vollendung dieses Weges gehen kann... wenn ich so etwas höre, dann spüre ich eine unglaubliche Resonanz, als würde etwas in mir wissen... als ob meine uralte Seele in mir weiß: "Ja, genau, das bist du. Da spricht er von dir!"
Und jetzt, im Rückblick, kommt es mir so vor, als wäre es so gewesen, dass ich zwar vor 25 Jahren diese Erwachenserfahrung hatte, aber irgendetwas in mir ganz tief drin wusste: "Ah ja, das kenne ich schon. Das ist keine große Sache, es geht hier um etwas ganz anderes, und deswegen bin ich noch einmal in dieses Leben gekommen." Aber das war kein bewusster Prozess von mir. Das war keine bewusste Erkenntnis. Das kann ich erst jetzt viele Jahre später so wahrnehmen. Und ich hatte dieses große Glück, weil... Ich hatte diese Erwachenserfahrung, und habe daraus nichts Großes gemacht. Ich habe sie im Grunde auch gleich wieder vergessen.
Und dann hat mich das Leben kurze Zeit später, ein, zwei Jahre später, zu meinem Meister Soham geführt. Und Soham ist ein sehr weiser Mensch. Er weiß, dass es nicht darum geht, so eine Erfahrung zu kultivieren. Es geht nicht darum, so einer Erleuchtungserfahrung hinterher zu jagen sozusagen und sich dann erleuchtet zu fühlen und cool. Dieser Weise, dieser Mensch, der heute noch Satsang gibt übrigens, der hat mich auf den Boden gebracht, in mich selbst hinein, in die Normalität. Er hat sozusagen gesagt: "Okay, alles schön und gut, aber jetzt sei einfach mal so wie du bist. Vergiss das alles." Er hat mich auf den Boden gebracht.
Und dann war ich bei Soham, und ich habe alles über Erleuchtung vergessen. Ich habe alles über Spiritualität vergessen. Er hat mir beigebracht, meine Gefühle zu fühlen. Er hat mir beigebracht, Mensch zu werden. Er hat mir beigebracht, mich selbst kennenzulernen. Und ich bin einfach bei ihm geblieben.
Und ich habe in diesen vielen Jahren mit Soham zahllose Menschen erlebt, die zu ihm kamen, die erwacht sind bei ihm oder vorher, und denen das gereicht hat. Ich habe zahllose Menschen erlebt, denen das gereicht hat, dieses Erwachen, dieser Punkt im Leben, wo sie das zum ersten Mal sehen konnten. Und dann sind sie weggegangen. Dann haben sie gesagt: "Ja, ich habe alles, was ich will. Danke, das reicht." Und viele von diesen Menschen habe ich nie wieder gesehen.
Andere Menschen habe ich später gesehen, wie sie dann selber über ihre Erfahrungen als Lehrer sprechen, aber, und deswegen sage ich, dass ich so großes Glück habe in diesem Leben: ich bin einfach geblieben, und ich weiß nicht warum. Nicht, weil ich so weise bin. Wie gesagt, ich habe diesen Einblick in mein letztes Leben vorhin so geteilt, weil ich jetzt verstehe, was es mir ermöglicht hat, einfach bei meinem Meister zu bleiben, ohne irgendetwas zu wollen, als würde irgendetwas in mir bereits wissen: "Ja ja, darum geht's gar nicht. Das habe ich schon erlebt. Aber in dieses Leben bin ich gekommen für etwas anderes, nicht für diesen Anfang. Ich bin hier fürs Ende hergekommen."
Aber wie gesagt, das war kein bewusstes Wissen. Es war nicht so, dass ich bei Soham war und sagte: "Ich bleibe jetzt hier, denn ich habe ja ein ganz anderes Ziel." Ich wusste davon gar nichts. Das ging alles automatisch. Ich wurde sozusagen, ohne dass mir irgendetwas darüber bewusst war, aus meiner Tiefe, von meiner Seele, gesteuert. Und ich weiß noch... als ich zu Soham kam, die ersten Jahre... ich habe so viel verstanden. Ich habe alles verstanden, was er sagte. Ich habe ihm ganz tolle Briefe geschrieben, die hat er dann vorgelesen, weil die so erleuchtet und so weise klangen.
Und das hörte dann alles nach und nach auf, und ich wurde einfach immer normaler, immer gewöhnlicher, immer stiller. Nach einigen Jahren habe ich ihm keine Briefe mehr geschrieben, ich hatte keine Fragen mehr. Und dann blieb ich einfach. Ich blieb dann einfach noch ein paar Jahrzehnte einfach bei ihm, als würde ich auf etwas warten, weswegen ich eigentlich in dieses Leben und zu ihm gekommen bin. Aber, wie gesagt, davon wusste ich nichts.
Und dann, etwa 17 Jahre war ich bereits bei Soham.... es war im Herbst wie jetzt, nach 17 Jahren, als das geschah, da begann etwas für mich ganz Seltsames. Ich begann, mich unzufrieden zu fühlen. Ich merkte: irgendetwas fehlt hier. Ich bekam das Gefühl: "Ja, das, worum es hier eigentlich geht, ist nicht da. Das finde ich hier nicht." Als wäre ich in einer Sackkasse gelandet. Soham hatte mich zu mir gebracht, er hatte mich glücklich gemacht und zufrieden. Es war nicht so, dass ich irgendetwas suchte in dieser Welt. Es war nicht so, dass ich erfolgreich werden wollte, aber das nicht klappte, oder dass ich irgendwie irgendeine Art von Erfüllung suchte. Ich suchte überhaupt nichts.
Dennoch habe ich nach diesen 17 Jahren in mir ein Gefühl der Unzufriedenheit, der Unruhe entdeckt, obwohl ich alles, was mir damals möglich erschien, erreicht hatte, alles. Ich hatte den weisesten Meister, der mir in dieser Welt bekannt war, und ich hatte eine Zufriedenheit und eine Entspanntheit und einen Frieden in mir entdeckt und kultiviert, der einfach nur schön und unglaublich war. Aber da war diese Unruhe. Da war dieses "hier fehlt etwas", obwohl ich natürlich überhaupt nicht wusste, was da fehlen sollte. Ich wusste nichts darüber. Es war nur ein Gefühl.
Und ich sprach dann mit Soham darüber. Es ergab sich dann ein Gespräch mit ihm, und er sagte: "Du, Mikael, mir geht's ganz genauso", und er erzählte mir, dass ihm das genauso vorkam; als wäre da der Weg zu Ende, die Luft war raus, irgendwas wollte so nicht mehr weitergehen. Aber auch er hatte keine Ahnung, was da jetzt noch kommen soll. Wir waren da beide am gleichen Punkt, und das war ein wunderbares Gespräch, eine wunderschöne Erfahrung. Und dann... es war, als hätten wir beide damals tief in uns drinnen gespürt, was jetzt dann gleich kommt, aber wir wussten davon nichts.
Und ganz kurze Zeit später nach diesem Gespräch wurde Soham von Swamiji kontaktiert, und danach erzählte mir Soham davon. Und dann kam Swamiji in unser Leben, dieser indische Guru, der die Samarpan-Meditation aus dem Himalaya bringt. Und damit eröffnete sich das, worauf wir gewartet hatten, ohne es zu wissen. Ich sagte ja: "Mir wurde irgendwann klar, dass ich in dieses Leben gekommen war, um den Weg, der mit der Erleuchtung beginnt, um den zu Ende zu gehen.
Und in diesem Herbst vor 6 Jahren, als ich und als Soham... wir merkten: ja, wir wissen nicht weiter. Es muss irgendwo weitergehen, das ist nicht das Ende, aber wir wissen nichts darüber. In dem Moment kam Swamiji in unser Leben. Und er brachte die Meditation. Und jetzt weiß ich, warum ich in dieses Leben gekommen bin. Jetzt weiß ich endlich, wie dieser Weg weitergeht, dieser Weg nach dem Erwachen. Und Swamiji sagt selber: "Ja, Erwachen ist einfach." Er sagt, sobald man mit ihm Kontakt hat, erlebt man Erwachen. Und wie gesagt, jeder erlebt es anders. Die allerallermeisten Menschen, 99,9% der Menschen, für die ist das eine stille, subtile, erstaunliche aber unspektakuläre Angelegenheit.
Man hört dann manchmal in Büchern oder vielleicht in einem Film von diesen dramatischen Erlebnissen, wie das für manche Menschen ist, und dann wartet man auf so etwas, aber das ist völlig unnötig. So ist es nicht; nur für ganz wenige Menschen. Und auch Swamiji sagt: diese Selbsterkenntnis: "Oh wow, ich bin ja gar nicht dieses "ich". Ich bin ja gar nicht dieser Körper", die steht am Anfang, und die ist ganz einfach in der heutigen Zeit. Die geschieht dir einfach so. Und dann, dann geht der Weg los. Dabei hilft die Samarpan-Meditation.
Und es ist so... ich sprach ja eingangs davon. Ich erlebte, dass so viele Menschen zu Soham kamen und sagten: "Wo ist meine Erleuchtung hin? Dieses Gefühl von Angekommen sein, dieses Gefühl von Frieden und von Sorglosigkeit, das ist alles wieder weggegangen! Wo ist es hin? Wie kann ich das wiederbekommen?" Und ich sagte vorhin: wir haben diese erste Erkenntnis, diese Selbsterkenntnis, diesen ersten Einblick in die wahre Realität unserer Natur, aber wir sind unverändert. Wir sind genauso hirnverbrannt und komisch und verkorkst wie wir vorher waren.
Und nun geht es darum, von diesem Erkennen... aus diesem Erkennen ein Sein zu machen, und dazu sind einige Veränderungen in uns selbst notwendig; Veränderung, die von selbst geschehen. Es ist alles nicht schwierig. Es ist ein Prozess, der braucht einfach nur Zeit. Das ist alles. Nicht viel Zeit, ein paar Jahre, 10 Jahre, 12, es spielt keine Rolle. Der geht von selbst. Aber es ist ein Prozess, ein leichter und allmählicher Prozess. Und dann wird das, was wir bei der Erleuchtungserfahrung zum ersten Mal sahen und verstanden, dann wird das ganz allmählich zu unserer Normalität, zu einer Selbstverständlichkeit in uns.
Es geht dabei darum, dass unsere geistige Ausrichtung, die Art und Weise, wie unser Hirn schwingt, unsere Energie, dass die verändert wird. Und, wie gesagt, das geht von selbst, das ist keine schwierige Sache. Aber es ist ein Prozess, der ein wenig Zeit braucht. Du wirst zum Beispiel feststellen, dass du zwar nach innen schauen kannst, wenn du eine Erfahrung der Selbsterkenntnis hattest oder wenn du meditierst, aber du wirst feststellen, dass du ganz schnell wieder von deinen Gedanken, von deinen Sorgen und von der Welt abgelenkt wirst. Und eh du dich versiehst, denkst du wieder genauso wie vorher. Und dieser Prozess, die Aufmerksamkeit auf dieses Neue zu richten und nicht mehr auf das Alte, der braucht Zeit; das zu lernen.
Es ist fast so, als würden wir eine alte Gewohnheit ablegen und eine neue Gewohnheit aufnehmen, und das ist jedem Menschen möglich. Es braucht nur ein bisschen Zeit. Und ganz gleich wie viele Jahre du die alte Gewohnheit gehabt hast... du hast dein Leben lang nur nach außen geschaut, nur diesen Körper wichtig genommen und die Welt, Jahrzehnte, viele Jahrzehnte. Und dann entdeckst du: "Ah, das ist keine gute Angewohnheit, jetzt lerne ich eine neue." Und die neue Angewohnheit aufzunehmen geht viel schneller. Du musst jetzt nicht noch einmal so viele Jahre die neue Angewohnheit lernen, wie du die alte kultiviert hast. Das ist nicht notwendig. Vielleicht bist du jetzt 70 Jahre alt und hast 70 Jahre lang in die falsche Richtung geschaut. Du musst jetzt nicht 70 Jahre lang das Neue üben. Da reichen wahrscheinlich zehn, aber es braucht ein kleines bisschen Zeit.
Das Erwachen, die Erleuchtung, gibt uns die Möglichkeit, in diese neue Richtung zu schauen; gibt uns die Möglichkeit, diese neue Gewohnheit zu erkennen: "Ah, das könnte ich machen!" Und diese Erfahrung gibt uns die Motivation dafür, das überhaupt zu wollen. Aber trotzdem muss man dann das lernen. Man muss es einfach kultivieren. Das ist keine große Sache. Es geht darum, das zu kultivieren, das wachsen zu lassen.
Und jetzt meditiere ich seit sechs Jahren, und ich habe jetzt begonnen, meine Videos zu machen und davon zu erzählen, weil ich jedem Menschen, der sich dafür interessiert, erzählen möchte, wie es wirklich geht; und dass es einfach ist; und dass es einfach nur ein bisschen Zeit braucht. Immer wenn ich hier so rumhopse, ändere ich gerade meine Sitzposition. Ich sitze hier nicht in einem Stuhl, sondern auf meinem kleinen Tischchen im Schneidersitz, und ab und zu mal muss ich die Beine andersrum zusammenklappen, weil sie sonst einschlafen.
Ja, in diesem Video geht's... Wahrscheinlich nenne ich dieses Video "Vom Erwachen zum Ankommen". Und jetzt, nach 6 Jahren Meditation, kann ich sagen: ankommen geschieht mehr und mehr. Es ist nicht so einfach, etwas darüber zu sagen, weil dieses Ankommen darin besteht, dass all das, was uns im Alten hält, mit dem Alten verhaftet hält, dass das verschwindet, ganz allmählich. Es ist nicht mehr da. Und die Dinge, die nicht mehr da sind, die nimmt man nicht mehr wahr. Deswegen kann man so schwer etwas davon erzählen. Man vergisst es einfach. Das Neue wird so schnell so normal. Und das, was man anfangs in so einer Erleuchtungserfahrung als ganz weltbewegend wahrgenommen hat, als ganz besonders und einschneidend, das wird dann ganz allmählich von selbst, ohne Anstrengung, normal, selbstverständlich, immer mehr; durchdringt jede Zelle deines Seins.
Wir leben in einer Zeit, in der – das sagte ich bereits – dieses Erwachen und dieser Weg, dieses Ankommen, einfacher ist denn je. Wir leben in einer ganz besonderen, in einer ganz gesegneten Zeit; eine Zeit, auf die wir als Seele schon seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden warten. Und deswegen ist es heutzutage so einfach. Und gleichzeitig ist es deswegen so schwierig. Swamiji sagt: "Die Energie in der Welt muss immer im Gleichgewicht sein." Wenn es heute einerseits besonders einfach ist; wenn das Gute besonders stark wird, dann wird gleichzeitig auch das Schwierige – oder man könnte es auch das Böse nennen, wenn man unbedingt will – das wird auf der anderen Seite genauso stark. Und das kannst du auch daran erkennen, dass jetzt einerseits Erwachen so einfach ist, so viele Leute erwachen und erzählen davon, und das ist gut so... und gleichzeitig sind die Ablenkungen ebenso stark, noch stärker geworden als früher, noch viel stärker.
Es ist ganz leicht möglich, das Erwachen zu kosten und sich wieder ablenken zu lassen. Und eine der Arten, wie das geschieht, ist durch Ungeduld. Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen die Fähigkeit verloren haben, die innere Kraft verloren haben, etwas für längere Zeit zu tun. Alles, was länger als 5 Minuten dauert oder zwei Tage, ist für die meisten Menschen vollkommen uninteressant. Alles muss ganz schnell gehen. Wenn jemand verspricht, dass etwas schnell geht, dann sind die Menschen normalerweise bereit, das zu glauben, einfach weil sie es schnell haben wollen.
Nichts von Wert geht schnell. Alles, was wichtig ist, alles, was Wert hat, geht ganz einfach, es braucht nur ein bisschen Zeit; alles im Leben. Aber wir wollen zum Beispiel... wir wollen, dass die Nahrungsmittel schneller wachsen, damit die Bauern mehr Geld verdienen können, damit die Nahrung billiger wird, und so beschleunigen wir das Wachstum der Pflanzen. Aber dadurch werden die Pflanzen nicht nahrhafter und auch nicht geschmacklich besser, sondern sie verlieren immer mehr an Wert. Sie haben immer weniger Nährstoffe und immer weniger Geschmack. Und so ist es mit allem.
Wir können alles schnell machen, aber dadurch wird's wertlos. Wenn jemand heute sagt: "Vergiss das alles! Ich zeig' dir, wie das hier alles in zwei Tagen geht und dann bist du fertig", diese Menschen sind unglaublich erfolgreich. Und die sind nicht deswegen erfolgreich, weil sie böse sind, sondern weil die Menschen genau das hören wollen. Und das ist unsere Zeit. Es ist dir möglich, zu erwachen. Es ist dir möglich, in diesem Leben anzukommen, ganz einfach. Niemand kann nicht daran hindern. Es gibt nichts, was sich davon abhalten kann. Und gleichzeitig ist die Verführung in unserer Zeit stärker denn je, woanders hinzugehen. Einfach nur hier sein; so sein wie du bist; geduldig sein; abwarten und deine Arbeit tun: das will keiner. Das ist das einzige Hindernis auf dem Weg vom Erwachen zum Ankommen, das einzige Hindernis.
Und ich bin an diesem Punkt in meinem Leben, wo ich heute bin... das ist der große Segen meines Lebens, dass ich diese Geduld habe. Und die habe ich nicht, weil ich so ein toller Typ bin und weil ich so weise bin. Diese Geduld ist ein Geschenk, und ich weiß nicht, wie ich es verdient habe. Und dafür bin ich unendlich dankbar. Und ich bin so dankbar, dass ich vor 23 Jahren zu meinem Meister Soham kam und einfach bei ihm blieb, ganz gleich wie ich mich fühlte, ganz gleich was ich dachte, ganz gleich was die Leute sagten. Ich sah die Leute kommen und erleuchtet werden und wieder gehen und ihr eigenes Ding machen, und ich wollte einfach nur da sein und warten. Und dafür bin ich so dankbar.
Und das ist eigentlich die einzige Botschaft dieses Videos, und irgendwie sage ich es ja in vielen meiner Videos: "Wenn du wirklich dieses Leben nutzen möchtest, wenn du das erlangen möchtest, worum es in diesem Leben wirklich geht, dann brauchst du einfach nur Geduld." Und ich habe... wie gesagt, ich bin kein esoterischer Mensch. Ich bin nicht so ein Mensch, der "letzte Leben" sehen kann, und ich habe mir auch nie etwas daraus gemacht, ich denke da überhaupt nicht drüber nach... Aber ich hatte neulich eine ganz erstaunliche Erfahrung, von der möchte ich kurz berichten.
Ich saß... das ist jetzt etwa ein dreiviertel Jahr her, da war ein Online-Shibir mit Swamiji. Swamiji lebt ja in Indien, und dann gab's so einen Event, der auch online übertragen wurde, und an dem nahm ich teil. Und dann spricht Swamiji für einige Stunden, und danach meditiert man zusammen, noch eine halbe Stunde oder so. Und in dieser Meditation, durch die Gnade meines Gurus, konnte ich erkennen, warum mein jetziges Leben so verläuft wie es jetzt verläuft. Was ich da gesehen habe, war nicht besonders rühmlich, aber ich konnte mein letztes Leben sehen.
Ich konnte etwas von meinem letzten Leben sehen. Und ich war in meinem letzten Leben ein Guru, und ich war ein schlechter Guru. Ich war ein Guru, der den Weg nicht zu Ende gegangen war. Ich war ein Guru, der dachte, er hat's drauf, er kann es selber. Ich war ein Guru, der sich selbst und seine Schüler vom Weg abgebracht hat, weil er Ego hatte; weil er sich für toll und gut hielt und dachte: "Das brauche ich alles nicht, ich kann das selber." Ich habe mich in diesem letzten Leben ablenken lassen von meinen Wünschen, von meinem Ego. Ich wollte nicht still jahrelang dasitzen. Ja, und so habe ich mich selbst vom Weg abgebracht und einige meiner Schüler, wenn nicht alle.
Und als ich das gesehen habe, da konnte ich plötzlich verstehen, wo diese Geduld in diesem Leben herkommt. Und ich konnte auch verstehen, warum Erleuchtung für mich immer unwichtig war. Ich habe sie in diesem Leben nie gesucht, und als ich dann in diesem Leben, um mich zu erinnern und mich auf den Weg zu bringen... als ich dann in diesem Leben eine Erleuchtungserfahrung hatte, war sie zwar einschneidend für mich, aber ich habe sie nicht wichtig genommen, weil ich das alles schon erlebt hatte; weil ich das alles schon kannte; und weil meine Seele wusste: "In diesem Leben, da gehe ich den Weg zu Ende."
Und deswegen mache ich Videos. Ich mache Videos, um jedem, der das hören möchte, zu sagen, dass es da diesen Weg gibt, der zu Ende gegangen werden will. Lass dich nicht ablenken von einer wunderbaren Erfahrung von Erleuchtung. Nutze diese Erkenntnis, nutze diese Energie, die damit kommt, diese Motivation, und beginne den Weg nach innen. Gehe ihn zu Ende, für den Rest deines Lebens. Es geht überhaupt nicht darum, in diesem Leben eine Erleuchtungserfahrung zu haben, um danach ein schönes Leben zu haben. Dieses gesamte Leben, was du lebst... der Grund dafür, warum du atmest und überhaupt hier bist, ist, dass du gekommen bist in dieses Leben, um jetzt endlich diesen Weg zu Ende zu gehen.
Jeder, der sich in diesem Leben für Erleuchtung, Spiritualität, interessiert, und jeder, der meine Videos anschaut, hat es bereits im letzten Leben erlebt, ob du etwas von letzten Leben weißt oder nicht spielt überhaupt keine Rolle. Ich weiß wie gesagt auch überhaupt nichts darüber, bis auf so ganz seltene Einblicke, die ich manchmal bekomme. Und ich bin hier, um dich immer wieder daran zu erinnern und immer wieder dazu zu ermutigen, einfach weiter zu gehen, weiter zu meditieren, jeden Tag; einfach so zu sein, wie du bist, jeden Tag. Einfach hier sein, einfach weiterleben, weitermeditieren. Und alles andere ergibt sich von selbst. Mit dieser Zeitenergie, die wir im Moment haben, diesem riesigen Geschenk unserer Zeit, mit der Meditation, geschieht das alles von selbst.
Ich möchte noch auf zwei Fragen eingehen, die ich zu dem Thema bekommen habe, um das abzurunden und klarer zu machen.
"Du sagst, dass Erwachen eine Erfahrung ist, aber da kenne ich einige Lehrer, die sagen, dass es gerade keine Erfahrung ist, weil Erfahrungen ja auch wieder weggehen und dann vorbei sind. Aber wenn man zu dem erwacht, was man ist, das vergeht ja nicht."
Erwachen ist eine Erfahrung, ein Erlebnis, und es mag Menschen geben, ich kann es nicht beurteilen... es mag Menschen geben, die haben diese Erfahrung, und dann sind sie angekommen. Aber ich kenne solche Menschen nicht, keinen einzigen. Ich spüre, wo jemand steht, und ich kann bei keinem Menschen, den ich kenne, sagen, dass es so ist. Jeden, den ich kenne... bei jedem war es Prozess. Und davon spreche ich. Wir haben am Anfang die Illusion: "Ich bin verändert, jetzt! Ich bin einem völlig neuen Zustand!" Und dieser Zustand kann lange andauern, für manche Menschen Monate. Aber die Hausaufgaben, die stehen noch an, die kommen, unweigerlich. Und diese Ansicht, dass es eine plötzliche Veränderung ist und also kein Erlebnis, das dann wieder verblasst, sondern eine tatsächliche Veränderung, die eine dauerhafte Veränderung mit sich bringt, diese Ansicht hält sich ganz hartnäckig. Natürlich verändert sich etwas mit der Erleuchtung. Ich weiß plötzlich von etwas, wovon ich vorher nichts wusste. Ich weiß: "Wow, da ist etwas! Für den Rest meines Lebens gehe ich jetzt in diese Richtung." Das hat sich natürlich geändert. Aber ich habe mich nicht verändert. Diese Veränderung, die braucht Zeit.
Und wir haben diese hartnäckige Illusion, dieses Wunschdenken, dass es bitteschön plötzlich gehen soll und dann auch abgeschlossen sein soll ohne weitere Arbeit, weil wir faul sind; weil das Ego überhaupt nicht will, dass wir diesen Weg gehen, und weil wir missverstehen, was wir von anderen Menschen hören.
Jesus zum Beispiel... die christliche Kirche... so, wie von Jesus gesprochen wird, ist der, so wie er ist, als fertiger Heiliger vom Himmel gefallen. Keiner erzählt davon, wie Jesus an den Punkt kam, wo er war, als er begann, zu Menschen zu sprechen; bei welchen Gurus er war; wie viele Jahre er gebetet und meditiert hat; darüber wird nichts gesagt. Und viele Religionen haben diese Angewohnheit, aus ihrem Heiligen etwas ganz Besonderes zu machen: der einfach schon so geboren wurde und einfach so vom Himmel gefallen ist. Und dann denken wir: ja, so passiert es uns dann auch. Irgendwann macht's klack, und wir sind dann auch so. Dabei ist es ein ganz normaler, natürlicher und deswegen auch allmählicher Prozess. Alles, was natürlich ist, ist allmählich.
Und dann hören wir von anderen Menschen. Wir lesen Bücher, wo wir den Eindruck bekommen: "Ja, bei denen war es doch auch plötzlich. Von einem Tag auf den anderen war es alles anders für sie." Aber wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man: das war so nicht. Es gibt da diesen schönen Klassiker der spirituellen Literatur: "Kollision mit der Unendlichkeit" von Susan Segal. Das Buch ist jetzt schon viele Jahrzehnte alt, und da beschreibt diese Frau, wie sie an einer Bushaltestelle stand, und von einem Moment auf den anderen kam ihr ihre Identität als "ich" abhanden. Von einem Moment auf den anderen war diese ganze Identität weg; war einfach weg und die blieb weg, und die kam nicht wieder. Und da kann man jetzt, wenn man das so hört, den Eindruck bekommen, dass es tatsächlich eine plötzliche, grundlegende Veränderung von mir selbst ist, was da geschieht.
Aber ich habe gerade neulich wieder in diesem Buch ein wenig geschmökert, und aus meiner heutigen Sicht, wenn ich dieses Buch aus meiner heutigen Sicht anschaue, kann ich ganz klar erkennen, was mit diesem Menschen geschehen war. Sie hatte diese erschütternde Erfahrung, die ihre Wahrnehmung verändert hat, und ihre Wahrnehmung blieb anders und kehrte nie wieder zu der Wahrnehmung zurück, die sie vor diesem Moment hatte. Aber sie brauchte danach viele viele Jahre, ich glaube sie spricht sogar von 12 Jahren, aber ich bin mir nicht ganz sicher... aber es waren auf jeden Fall mehr als 10 Jahre, wo sie ganz allmählich, ganz langsam gelernt hat, mit dieser Veränderung zurechtzukommen. Sie war danach nicht in Frieden und glücklich. Sie war zutiefst erschüttert, voller Angst und Panik. Alles war weg, und sie war überhaupt nicht drauf vorbereitet.
Es gibt Menschen, denen geschieht das, aber die sind deswegen nicht angekommen. Für die geht auch da die Arbeit erst los, und das wird in diesem Buch so schön beschrieben. Sie beschreibt dann, wie in den Jahren danach sie jemanden gesucht hat, der ihr erklären kann, was mit ihr geschehen ist und der sie zum Ende bringen kann, und sie fand niemanden. Es ist immer ein Prozess. Es ist immer ein Prozess, der Zeit braucht. So ist es in der Natur. Alles in der Natur geschieht selbstverständlich und ohne Schwierigkeit und mit ein wenig Zeit. Und das ist der Unterschied zwischen Erwachen und Ankommen.
Es gibt diese Zeit in deinem Leben, wo du zum ersten Mal erlebst: "Ah, da geht's lang! Da ist ja eine Richtung, von der ich bisher nichts wusste!" Und jetzt kannst du an diesem Punkt stehen bleiben, oder du kannst loslaufen in diese neue Richtung, und loslaufen in diese neue Richtung heißt ganz einfach: du lebst dein Leben weiter wie bisher. Du brauchst nicht alles hinschmeißen und alles anders machen. Du lebst einfach weiter. Aber du beginnst, deine Aufmerksamkeit nach innen zu lenken. Du beginnst einfach zu meditieren.
Mach die Samarpan-Meditation. Das ist die Meditation für diese Zeit, für diesen Weg. Und der Rest geschieht von selbst. Du lebst einfach ganz normal weiter, und du wirst verändert, von selbst. Alles, was sich in dir verändern muss, verändert sich. Und ich erlebe es so, dass ich mich fortwährend verändere. Seit ich mit dieser Meditation begonnen habe, habe ich mich so sehr verändert, und jeden Monat, jede Woche, jeden Tag wieder ein kleines bisschen. Ich tue das nicht. Ich weiß nicht, was verändert wird, und ich weiß auch nicht, was morgen verändert wird, aber es geschieht von selbst. Es ist ein Wachstum. Irgendetwas wächst da, und wir braucht noch nicht einmal wissen, was es ist. Und dann hat man manchmal kurze Einblicke in diese grundlegenden Veränderungen, die da in einem geschehen.
Ich hatte das neulich wieder. Vor drei Tagen habe ich morgens meditiert, und plötzlich wurde meine Meditation wieder grundlegend anders, von selbst, wo ich dachte: "Wow, das ist möglich, unglaublich!" Und jetzt wird das normal, von Tag zu Tag normaler. Und ich erinnere mich, dass ich solche Erlebnisse und solche Schritte schon öfter erlebt habe in diesen Jahren, und es werden noch weitere folgen.
Und das Ziel dieses Prozesses, da wo es hingeht, ist das, was die Gurus im Himalaya "Befreiung" nennen; Mokscha; ein Zustand, in dem man mit dem Körper und mit dem "ich" überhaupt nicht mehr verhaftet ist. Und das ist ein normaler, allmählicher Prozess. Und je weiter man auf diesem Weg fortschreitet, desto leichter und problemfreier wird das Leben. Aber es geht nicht darum, ein leichtes und problemfreies Leben zu erlangen. Darauf sollte man nicht den Fokus haben. Man hat einfach diese neue Richtung gekostet und weiß: "Da will ich lang gehen!" Du weißt noch nicht einmal, warum. Und dann gehst du einfach diesen Weg, zusammen mit mir, zusammen mit vielen anderen Menschen in dieser Zeit, mit wem auch immer du möchtest. Und dieses Ankommen geschieht dann immer mehr.
Lass dich nicht verführen von "schnell", "sofort". Mach dich auf den Weg. Sei geduldig. Ich leihe dir all meine Geduld. Ich habe mein letztes Leben verschenkt, verschwendet, und ich habe das große Glück, in diesem Leben so eine Geduld und so eine Hartnäckigkeit zu haben, weil ich das nicht noch einmal machen werde. Und diese Geduld, diese Hartnäckigkeit, die ich in diesem Leben als Geschenk erhalten habe, die möchte ich weitergeben, dass du auch diesen Weg einschlagen und einfach immer weitergehen kannst, jeden Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr, weil du spürst: "Ja, das ist mein Weg", egal was alle anderen sagen. Lass' die anderen ruhig schnell sein.
Wenn du mir zuhörst, dann, da bin ich mir sicher, tust du das, weil du auch weißt: "Ja, in Wirklichkeit ist das der Weg." Und ich bestätige dir aus meiner eigenen Erfahrung: so ist es. Ich bin heute so dankbar, dass ich damals vor 23 Jahren, als ich zu Soham kam und solch eine Klarheit erlebte, solch ich ein Verstehen... ich hatte diese Erleuchtungserfahrung gehabt, und dann kam ich zwei Jahre später zu meinem Meister, und mit ihm habe ich innerhalb kürzester Zeit alles verstanden, und alles wurde offensichtlich, einfach, leicht und gut; dass ich damals nicht stehen geblieben bin; dass ich damals nicht dachte: "Ich bin fertig, jetzt brauche ich niemanden mehr"... ich bin einfach da geblieben, und dazu ermutige ich dich: "Bleib einfach da."
Das muss nicht heißen, dass du bei mir bleibst. Bleib auf diesem Weg, und wenn ich dir dabei helfen kann, bleib bei mir. Wenn diese Hilfe und Ermutigung von woanders kommt, bleib dort. Das spielt keine Rolle. Du findest schon deinen Weg. Da bin ich mir sicher.
Ich freue mich, dass du da bist. Ich freue mich so sehr, dass du da bist.
Danke fürs Zuhören.
Ich liebe dich.