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Ich und mein Vater sind eins

Über meine Verbindung zu Meister und Guru.

Über dieses Video:

Ich habe eine besondere Woche hinter mir: ich war sieben Tage lang alleine zuhause. Für mich ist Zeit alleine eine ganz besondere Zeit. Das Haus ist still, man wird auf sich selbst zurückgeworfen. Es ist wie ein Retreat – es ist leichter als sonst, nach innen zu gehen und innen zu bleiben.

Und je mehr man sich wieder nach innen wendet, desto deutlicher spürt man die Verbindung, die man zu den Menschen hat, mit denen man tagtäglich lebt; die Verbindung, die immer da ist, die wir aber oft nicht spüren, weil unsere Aufmerksamkeit permanent nach außen gerichtet ist.

Dies ist einer der Gründe, warum die Samarpan-Meditation solch ein Segen für jede Beziehung ist. Sie bringt dich nach innen, dorthin, wo du die Verbindung zu dir selbst spürst und zu den Menschen, die in deinem Leben sind. "Verbindung" ist immer nur innen.

Anfang der Woche erhielt ich dann einen Brief, in dem ich gefragt wurde, wie es für mich war, als ich vor knapp 3 Jahren meinen spirituellen Meister Soham verließ. Ich liebe solche Fragen, denn sie machen mir Dinge über mich und mein Leben bewusst, die ich selbst nicht mehr wahrnehme, weil sie für mich so normal geworden sind. Und so entstand gestern dazu eine Video.

20 Jahre lang war ich an der Seite von Soham umhergereist. Als dann Corona kam und das Reisen unmöglich wurde, entschied Soham, künftig nur noch von zuhause aus Satsang zu geben. Mir dagegen wurde klar, dass ich dort nicht bleiben werde.

Natürlich habe ich meinen Meister nicht wirklich verlassen. Es war nur eine Veränderung im Außen, wenn auch eine einschneidende. Aber sie machte mir einmal mehr deutlich, wo die wahre Verbindung zwischen mir und meinem Meister ist, zwischen mir und meinem Guru: auch diese Verbindungen sind nur innen.

Mein Guru Swamiji sagt immer wieder: "meine einzige Aufgabe ist es, deine Seele zu deinem Guru zu machen". Dies geschieht durch die Samarpan-Meditation. Erst gibst du dich deinem Guru hin, dann deiner Seele. Und irgendwann sagst auch du das, was Jesus vor 2000 Jahren sprach: "ich und mein Vater sind eins".

Vollständiger Text zum Mitlesen:

Guten Morgen.

Ich habe einen Brief bekommen, und der hat mich dazu inspiriert, dieses Video heute Morgen zu machen. Ich möchte den Brief kurz vorlesen. "Hallo lieber Mikael. Du warst doch etwa 20 Jahre mit Sohamji auf Reisen. Mich würde sehr interessieren, was in Dir vorgegangen ist, als Du wusstest, dass Du Dich körperlich von ihm trennen wirst. War das sehr schwer für dich? Warst du traurig? Hattest du Angst? Es hat doch dein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf gestellt. Oder war die Seelenverbindung zu ihm so intensiv, dass es für Dich keine Rolle gespielt hat, ob Du ihm körperlich nahe bist oder nicht?"

Ja, ich möchte in diesem Video ein wenig über meinen Meister Soham sprechen, und darüber, wie ich das mit ihm erlebt habe und immer noch erlebe. Und ich bin dankbar für solche Briefe und für solche Fragen, denn erst da wird mir so richtig bewusst, was ich eigentlich in Bezug auf manche Dinge fühle, und was ich eigentlich erlebt habe. Denn viele Dinge werden so selbstverständlich und so normal, dass man ja gar nicht mehr darüber nachdenkt; dass man sie eigentlich gar nicht richtig wahrnimmt, obwohl sie da sind; obwohl sie in einem sind. Ja, ich möchte ein wenig über meinen Meister und mich sprechen.

Ich habe meinen Meister Soham vor jetzt ziemlich genau 23 Jahren kennengelernt, und 20 Jahre lang reiste ich dann mit ihm umher, bis Corona kam. Während diesen 20 Jahren war ich ständig mit ihm unterwegs. Ich war eigentlich bis auf wenige Ausnahmen zwischendurch, wenn wir mal ein paar Tage nicht reisten, immer mit ihm unterwegs, immer bei ihm. Und das Interessante für mich war und ist, dass ich eigentlich immer das Gefühl hatte, dass die Beziehung, die Verbindung, die ich mit ihm habe, so ganz anders war als das, was ich mir so normalerweise vorstellen würde über eine Schüler-Meister-Beziehung. Ich hatte mir früher nie irgendwas darüber vorgestellt. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie das wäre, oder wie das wohl sein muss, einfach weil es das in meinem Leben gar nicht gab. Ich wusste nichts von einem spirituellen Meister, ich habe mir auch gar keine Gedanken darüber gemacht, und ich hatte auch keinen gesucht.

Ich kam nicht zu Soham, weil ich einen Meister suchte. Sowas passiert von selbst. Und als ich ihm dann begegnete, vor 23 Jahren, da war das gar nichts Spektakuläres. Es war... es fühlte sich so selbstverständlich an. Ich möchte kurz darüber erzählen, obwohl ich das in einigen Videos schon einmal angesprochen hatte. Ich war vor 23 Jahren in einer Zeit meines Lebens, wo ich eigentlich vollkommen ungebunden war. Ich hatte zu der Zeit keine Arbeit. Ich hatte lange Zeit in den Vereinigten Staaten gelebt, und über einige Umwege kam ich dann zurück nach Europa, und eigentlich wusste ich überhaupt nicht, was ich jetzt machen soll.

Ich war sozusagen frei und ungebunden. Und in dieser Zeit... ich war damals kurz in München zu Besuch, in der Stadt, wo ich früher lange Zeit gelebt hatte, und da erfuhr ich zufällig, dass Soham in der Stadt ist und gerade Satsang gibt. Und ich hatte den Namen von ihm - damals hieß er noch Samarpan - in einem Buch gelesen, und irgendwie hatte mich das angesprochen. Aber ich hatte mir dann auch keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Ich dachte nicht: "ah, den muss ich treffen! Das ist er!" So war das nicht. Aber der Name war mir vertraut, und irgendwie hatte mich das berührt, was ich über ihn in diesem Buch gelesen hatte. Und dann sah ich zufällig, dass Soham in der Stadt ist, und dann bin ich einfach mal dahin, ohne zu wissen, was ich da erwarten sollte; ohne zu wissen, was mich erwartet. Ich wusste nicht, was Satsang ist, ich wusste auch nicht, was ein Meister ist, und ich war wie gesagt auch überhaupt nicht auf der Suche nach einem.

Und dann stolperte ich, sozusagen zufällig, in diese Veranstaltung hinein, die sich Satsang nennt, und am nächsten Tag war ich sein Schüler. Es war nicht so, dass er irgendwas gemacht hätte, oder ich irgendwas gemacht hätte. Ich war in diesem Satsang, und ich fühlte mich einfach total wohl. Ich hatte das Gefühl: hier bin ich richtig. Und dann ergab sich zufällig während dieser Veranstaltung an jedem Abend ein Gespräch zwischen einer Frau und Soham, und in diesem Gespräch ergab es sich, dass Soham darüber sprach, dass er, was die Technik und was die Computer, seinen Computer und seine Technik, das was er tagtäglich macht mit E-Mails beantworten und solchen Dingen... dass er da Hilfe brauchen könnte. Und Computer und all diese Dinge sind mein Metier, da kenne ich mich beruflich seit langer Zeit aus, und da dachte ich: wow, was der Soham da gerade erzählt und sagt, das ist genau meine Jobbeschreibung, genau das kann ich und mache ich gern. Und dann sprach ich mit ihm am nächsten Tag darüber, ich schrieb ihm eine E-Mail, und er sagte: ja komm, lass uns treffen. Und ab da war ich bei ihm.

Aber es war nicht so, dass ich dachte: ich werde jetzt sein Schüler und er wird mein Meister. So war es nicht. Solche Dinge hatte ich nicht im Sinn, solche Worte hatte ich nicht im Kopf. Ich war in dieser Veranstaltung an jedem Abend, und ich fühlte mich so zu Hause da, aber ich habe deswegen keine Entscheidung getroffen, dass ich jetzt mitreisen würde. Aber als es sich dann ergab, dass ich ihm helfen könnte und für ihn tätig sein könnte, irgendwie ganz unverbindlich, ganz undefiniert, da dachte ich: ja, das mache ich, da mache ich jetzt mal eine Weile mit. Wie gesagt, ich war frei, ungebunden, ich konnte machen, was ich wollte. Und so begann ich einfach, mit Soham mitzureisen. Ich begann, bei den Satsangs zu helfen, und ich begann, ihm zu helfen bei den Dingen, wo er Hilfe brauchte, was die Technik angelangt. Und wie gesagt, ich dachte nicht: ah, jetzt habe ich einen Meister. Ich wusste nur: hier will ich mitmachen, hier will ich dabei sein. Und ich blieb dabei, bis heute.

Mittlerweile reise ich nicht mehr mit, weil Soham nicht mehr reist. Seit drei Jahren ist er jetzt zu Hause. Und was die Schreiberin des Briefes, den ich eben vorlas, ansprach... Sie fragte, wie das für mich war, als ich ihn dann körperlich verließ. Ja, es kam dann Corona, und Soham hörte auf mit der Rumreiserei, weil es nicht mehr möglich war wegen den Corona-regeln damals, und so blieb er dann zu Hause und begann, von dort aus online Satsang zu geben. Und ich half ihm dann, die Räumlichkeiten vorzubereiten dort, dass das überhaupt möglich ist, dort Satsang zu geben. Ich habe dann zusammen mit ihm... wir haben Handwerker gespielt, und ich habe zusammen mit ihm einen alten Werkstattraum so umgebaut, dass es ein schöner Satsangraum wurde. Wir haben da lange Zeit zusammen gehandwerkt und gebaut, und in dieser Zeit wurde mir klar: ich werde dort nicht bleiben. Ich hatte eigentlich immer gedacht während dieser 20 Jahre, wo ich mit ihm unterwegs war: so geht mein Leben jetzt für immer weiter; ich werde bis an mein Lebensende an seiner Seite sein und für ihn arbeiten.

Aber als dann die Reiserei vorbei war, und als er dann zu Hause war, und in der Zeit als wir begannen, diesen Raum vorzubereiten und von dort aus Satsang übers Internet zu übertragen, da merkte ich ziemlich schnell, dass das nicht mein Platz ist, und ich konnte es überhaupt nicht verstehen. Ich konnte es überhaupt nicht begreifen. Aber es wurde immer klarer: hier bleibe ich nicht. Und das spricht die Schreiberin des Briefes an; das meinte sie mit diesem Ausdruck "als ich ihn dann körperlich verließ".

Ich war dann noch ein halbes Jahr bei ihm, bei ihm zu Hause, und dann bin ich gegangen. Dann bin ich zu meinem zuhause gegangen, dort wo meine Partnerin lebt mit ihren Kindern. Da lebe ich heute, und von da aus mache ich jetzt auch diese Videos. Und ich möchte darüber erzählen, wie es für mich während dieser 20 Jahre war, und wie es für mich war, als ich ihn dann körperlich sozusagen verließ, und wie es jetzt für mich ist. Und ich begann ja eben zu erzählen, wie ich ihm begegnet bin, und ich beschrieb, dass ich eigentlich nie einen Meister gesucht hatte, und auch als ich dann mit ihm begann herumzureisen, überhaupt nicht das Gefühl hatte, dass ich jetzt plötzlich ein spiritueller Schüler bin, und er mein spiritueller Meister. Ich habe eigentlich erst mit der Zeit entdeckt, dass genau das der Fall ist.

Erst mit der Zeit wurde mir klar, was da eigentlich geschehen war, was da eigentlich begann, damals vor 23 Jahren. Und ich bin dankbar, dass es so war, denn ich glaube, anders hätte ich es gar nicht machen können: einem unbekannten Menschen zu begegnen und dann zu beschließen: das ist jetzt mein Meister, dem gebe ich mich hin... ich glaube, dazu wäre ich damals nicht fähig gewesen. Aber so was mir möglich. Ich begann einfach das zu tun, was ich gerne tue: mich um Computer kümmern und Technik, mit anzupacken... und während ich dies tat, für mich war das eine wunderbare Tätigkeit, ich habe es so genossen, ich hatte so viel Freude, und konnte gleichzeitig dadurch, dass ich Spaß habe, Soham nützlich sein, Soham dienen und seinem Satsang dienen. Und ich hatte damals das Gefühl: ich habe einfach nur Spaß; ich mache einfach das, was mir Spaß macht. Mehr war das für mich am Anfang eigentlich gar nicht; eigentlich bis zum Schluss, eigentlich bis heute: ich mache immer noch nichts Spirituelles.

Auch diese Videos hier sind einfach das, was mir heute Freude macht, und deswegen tue ich es; und dass das Ganze damals und heute eine spirituelle Komponente hat, das geschieht sozusagen in meinem Leben nebenbei von selbst. Ja, da war ich nun also. Ich reiste mit Soham mit, ich war jeden Tag bei ihm, ich war jeden Tag im Satsang, hörte ihn jeden Tag sprechen, und natürlich wurde er dann meinen Meister und ich sein Schüler. Aber das geschah unbemerkt; also, ich habe mich nie dazu entschlossen, es war dann irgendwann einfach so.

Ich möchte das mal, um das verständlich zu machen, vergleichen mit dem, was passiert, wenn du dich in einen anderen Menschen verliebst. Du beschließt ja jetzt nicht: ich will mich jetzt verlieben, und dann gehst du los und suchst dir einen Mann oder eine Frau und verliebst dich dann. Es funktioniert ja so nicht. Du triffst irgendjemanden, du denkst dir nichts Böses. Du denkst: das macht aber Spaß, den Menschen zu treffen. Du fühlst dich da hingezogen. Und dann triffst du dich öfters. Dann merkst du, dass man wirklich viel Freude miteinander hat. Und irgendwann merkst du: wow, ich glaube, ich liebe diese Person. Irgendwann merkst Du vielleicht: wow, ich bin ja in einer Beziehung! Das ist etwas, was von selbst geschieht, und wir können es eigentlich irgendwann nur noch feststellen und sagen: ja, so ist es. Und so war das damals für mich.

Irgendwann wurde ich sein Schüler, aber nicht, weil ich mich dazu entschlossen hatte, sondern weil es einfach so kam, von selbst. Und ich möchte bei dem Beispiel mit dem Verlieben bleiben, weil das eine Erfahrung ist, die wahrscheinlich jeder kennt, und auch du, der du hier zuhörst. Das, was beim Verlieben geschieht, das, was beim Beginn einer Beziehung geschieht, ist diese ganz erstaunliche Offenheit für einen anderen Menschen; dieses ganz erstaunliche sich hingeben. Vielleicht kennst du das: wenn du dich verliebt hast, dann ist dir eigentlich alles andere egal. Dieses, was du da erlebst, das ist für dich das Wichtigste. Und du weißt gar nicht, wie das möglich ist, das geschieht einfach. Und diese Radikalität, diese Hingabe, man fühlt sich ja manchmal fast verrückt, unvernünftig. Es fühlt sich manchmal fast gefährlich an, was man da tut, aber man kann nicht anders.

Das alles geschieht von selbst: diese Offenheit macht man ja nicht selbst, diese Hingabe macht man nicht selbst, dieses Unvernünftige, diese Radikalität, die macht man nicht selbst. Man kann nur feststellen: wow, so ist es gerade, und ich kann und ich will nicht anders. Und so habe ich das mit Soham und mir damals auch erlebt. Ich spürte mehr und mehr, dass ich ihm gegenüber vollkommen offen bin; dass ich das, was er verkörpert, liebe; dass ich in seiner Nähe sein möchte; dass ich einfach da sein möchte; und dass ich ihn trinke sozusagen; dass das, was von ihm kommt, dass ich das einfach aufnehme; dass ich vollkommen offen für ihn bin. Und wie gesagt, das war kein Entschluss. Ich konnte nur feststellen: wow, so ist es.

Und ich glaube, viele Menschen haben eine seltsame Vorstellung davon, wie das ist, mit einem Meister zu sein oder vielleicht auch mit einem Guru, was da passiert, was nicht, man da macht. Viele können sich vielleicht gar nicht vorstellen, was das bedeutet. Und für mich ist es so: es geht gar nicht so sehr darum, was da tatsächlich im Außen geschieht; was da gesprochen wird oder getan. Klar, so ein Meister... der Soham hat ja jeden Abend Satsang gegeben, und dann spricht er natürlich über alle möglichen Dinge, und viele davon wunderbar und weise, aber darum ging es für mich nie. Ich habe da sozusagen gar nicht richtig zugehört. Ich war eh beschäftigt mit meiner Arbeit, mit der Technik. Viele glauben vielleicht: man geht zu einem Meister, um ihm zuzuhören und um von ihm etwas zu lernen. Ich war einfach bei ihm, weil ich Spaß hatte, mich um die Technik zu kümmern. Und was da wirklich geschah, kann ich eigentlich erst im Rückblick begreifen.

Einerseits ist es so, dass einfach dadurch, dass ich diese Verbindung mit ihm habe und hatte, dass dadurch etwas geschieht. Das ist das Entscheidende, was in so einer Beziehung geschieht. Und was körperlich, im Außen, geschieht, ob man jetzt den Meister lauscht was er spricht, oder ob andere Dinge geschehen, das ist völlig nebensächlich. Das erkenne ich heute. Es gibt ja auch Meister oder Gurus, die sagen fast gar nichts, und trotzdem geschehen unglaubliche Dinge, einfach weil man offen ist für diesen besonderen Menschen; weil man mit ihm verbunden ist, mit diesem Menschen. Und früher hatte ich schon auch das Gefühl, dass es damit zusammenhängt, dass ich ihm körperlich nahe bin. Also mit körperlich nahe meine ich jetzt, dass ich regelmäßig und fortwährend in seine Nähe bin als sein Mitarbeiter, als sein Diener, als sein Schüler. Aber es war schon damals so... eigentlich war es für mich von Anfang an so, dass ich zu ihm eine ganz tiefe innere Verbundenheit spürte, die für mich eigentlich ganz unerklärlich war.

Es war fast so, als hätte ich ihn wiedergefunden; als wäre ich ihm wieder begegnet, und wir kennen uns schon seit ewigen Zeiten. So fühlte es sich für mich an. Ich begegnete ihm damals, vor 23 Jahren, und es war für mich so schnell klar: bei ihm bleibe ich; und es war für mich so einfach, so selbstverständlich, als würde ich genau wissen, wem oder was ich da begegne; als würde ich das schon kennen; als wäre das ein uralter Vertrauter. Und es war für mich so, als wäre das von Anfang an in erster Linie diese innere Verbundenheit gewesen, die gar nichts mit dem, was jetzt im Außen geschieht, dass die damit gar nicht viel zu tun hat.

Und ich möchte noch einmal auf das Beispiel mit dem Verlieben zurückkommen. Vielleicht kennst du das auch: du begegnest diesem Menschen, in den du dich gerade verliebst, und du hast das Gefühl: den kenne ich, den kenn ich durch und durch. Du weißt nichts von dieser anderen Person, wie sie lebt, wie sie wirklich ist, was für Macken sie hat und was für wunderschöne Seiten, du weißt nichts über diesen anderen Menschen. Aber du hast dieses Gefühl: wow, ich kenne dich. Und dann ist alles ganz einfach, und ganz selbstverständlich. Und was man dann jetzt wirklich zusammen macht, ob man zusammen tanzen geht oder zusammen Sex hat oder zusammen kocht und isst, das ist alles nebensächlich, das sind alles nur Auswirkungen dieser Verbundenheit, die unerklärlicherweise da ist, einfach so, von jetzt auf gleich, als wäre ein Blitz eingeschlagen.

Und so war das damals für mich mit Soham auch. Ich hatte einfach diese innere Verbundenheit, und auf dieser Basis geschah dann alles. Deswegen konnte ich mit ihm mitreisen, deswegen wurde ich seinen Schüler und er mein Meister. Und ich konnte schon damals sehr gut diese subtilen Dinge spüren. Für mich spielte das, was im Außen geschieht, nie besonders eine Rolle. Mir war es eigentlich völlig egal, was wir zusammen machen. Mir was es völlig egal, was er sagt, was er tut. Ich kann es nicht erklären, wie das möglich war, aber von Anfang an war da diese innere Verbindung, diese innere Verbundenheit. Und das war das Einzige, was Weise wirklich zählt.

Es gab dann natürlich in dieser Zeit auch immer wieder Gelegenheiten, wo ich irritiert war, wo es nicht so leicht war, einfach weil ich ein seltsamer Mensch bin und Soham natürlich auch ein seltsamer Mensch, genau wie du auch ein seltsamer Mensch bist. Wir sind Menschen, und wir haben ganz ganz schöne und ganz ganz schwierige und sehr seltsame Seiten. Aber das hat mich nie besonders berührt und besonders gestört, weil ich spürte einfach diese innere Verbundenheit. Das ist, wie wenn du einen anderen Menschen liebst und mit ihm lebst, und du spürst diese Verbundenheit, und dann sind die schwierigen Dinge egal, die selbstverständlicherweise dazugehören, wenn Menschen sich begegnen. Und in gewisser Weise sind auch die schönen Dinge egal, die schönen Erlebnisse, weil das Ganze auf dieser inneren Verbundenheit ruht. Das Ganze wird möglich durch diese erstaunliche Offenheit, die man diesem Menschen gegenüber verspürt, und so war für mich mit Soham.

Und ich war oft überrascht, dass... für mich ist es so normal schon damals gewesen, dass das Ganze im Grunde eine innere Angelegenheit ist, dass ich mich immer gewundert habe... ich habe dann oft gesehen, dass es für andere Menschen offenbar anders ist. Es gab einige andere Menschen, die mit ihm mitreisten, und es gab natürlich viele Menschen, die zu seinen Satsangs kamen und auf diese Weise seine Schüler waren, und ich habe immer wieder erlebt, wie es einigen dieser Menschen ganz wichtig war, was im Außen, in dem was für sie das wirkliche Leben ist, was da geschah: dass sie ihn möglichst oft sehen können, oder dass sie vielleicht möglichst oft mit ihm sprechen können; dass sie möglichst oft seine Aufmerksamkeit bekommen; dass er ihnen zuhört oder mit ihnen spricht, oder dass er ihnen sagt, dass er sie liebt. Ich habe erlebt, dass es den meisten Menschen ganz ganz wichtig, ist diese äußere Komponente.

Und für mich war das eigentlich von Anfang an überhaupt nicht so. Ich habe anfangs öfter mit ihm gesprochen, auch über mich und über spirituelle Dinge. Ich habe ihm anfangs Briefe geschrieben darüber, was ich erlebe und was ich erkenne und was ich lerne mit ihm, wunderbare Briefe, die er dann im Satsang auch oft vorgelesen hat. Und ich fand es ganz toll, was ich erlebe, und ich fand es ganz toll, was ich schreibe, und ich fand es super, dass er es vorliest. Aber die Zeit ging relativ schnell vorbei, und ich wurde still. Ich hatte nichts mehr zu sagen. Und mir war es eigentlich egal... ich habe nicht seine Aufmerksamkeit gesucht. Ich war einfach bei ihm, aber auf eine innerliche... auf eine innerliche Weise, schon damals. Und dann kam die Zeit, die ich vorhin schon ansprach.

Als vor drei Jahren Corona kam und aufgrund der Regeln, die es dann gab, waren Satsangs nicht möglich. Menschen durften sich nicht in Gruppen treffen, und Soham beschloss, aufzuhören zu reisen, und wir machten Satsang von seinem Zuhause aus. Und kurze Zeit später entschloss er sich, überhaupt nicht mehr mit der Reiserei zu beginnen, auch wenn Corona irgendwann wieder aufhört. Ja, und dann... begann eine ganze seltsame Zeit für mich. Ich hatte ja immer das Gefühl gehabt, ich werde bis an mein Lebensende mit ihm reisen. Und als dann die Zeit begann, wo wir bei ihm zu Hause waren und den Satsangraum, den provisorischen Satsangraum zusammen hergerichteten, und von einem anderen Raum wurde dann schon mal provisorisch Satsang gegeben jeden Abend... da wurde mir recht schnell innerlich klar: hier, an diesem Ort, so wie der jetzt gerade ist, werde ich nicht bleiben. Ich werde hier nicht bleiben. Und ich wusste überhaupt nicht, warum. Klar, es gibt immer Reibereien zwischen Menschen, das ist ganz normal und ganz natürlich, und es gibt wunderschöne Dinge zwischen Menschen, auch das gehört dazu. Das war es nicht.

Die Situation hatte sich damals vollkommen geändert: anstatt herumzureisen waren wir plötzlich bei ihm zuhause, alles war anders, und es hat eine Weile gedauert, bis wir uns alle daran gewöhnten. Wir alle mussten eine neue Situation lernen, er und sein Team. Aber ich bin ein recht geduldiger Mensch, und ich warte einfach ab was passiert, wenn irgendetwas für mich schwierig ist. Und so vergingen die Monate, und ich gewöhnte mich an die neue Situation, und doch wurde es innerlich in mir ganz allmählich immer klarer: ich werde hier nicht bleiben. Und ich verstand mich selber nicht. Ich wusste auch überhaupt nicht, wieso. Und ich wollte ihm dienen, ich wollte ihn nicht im Stich lassen. Ich hatte in diesen 20 Jahren eine Position dort eingenommen, ganz praktisch, ganz technisch, die wichtig war, und ich wollte nicht dadurch, dass ich weggehe, seine Tätigkeit, seinen Satsang in irgendeine Art und Weise schwierig machen oder Probleme damit bereiten.

Ich war so hin- und hergerissen ja. Ich fühlte mich auf einer Weise... ich fühlte mich ihm gegenüber immer total loyal, und ich wollte nichts mehr als ihm zu dienen, und das wollte ich immer noch, aber ich wusste: hier kann ich nicht bleiben. Und ich wusste nicht, wieso. Es war nicht so, dass es einen bestimmten Grund gab, weswegen ich sagte: hier gehe ich jetzt weg; oder dass es einen bestimmten Grund gab, warum ich woanders hin wollte. Ich fühlte einfach diese klare Gewissheit: ich werde hier nicht bleiben, und ich verstand mich selbst nicht. Und dann, ein halbes Jahr später, ging ich. Ich hatte dann begonnen, das so vorzubereiten, dass andere Leute meine Aufgaben, für die man wirklich vor Ort anwesend sein muss, dass andere Menschen diese Aufgaben übernehmen können, und dann ging ich nach Hause, zu meiner Partnerin und ihren Kindern, und begann dann von dort aus, für Soham tätig zu sein, und den Menschen, die vor Ort meine alte Aufgabe übernommen hatten, denen zu assistieren, für die da zu sein, und für alles, was Soham in technischer Hinsicht von mir brauchte, und das klappt sehr gut. Erstaunlich gut. Es war wirklich so, als wäre es das gewesen, was das Leben will, dass ich da jetzt weggehe, ohne dass ich wusste, wozu. Und später entdeckte ich dann auch, dass es genau richtig war; dass es richtig und gut für mich war, dieser Schritt. Dazu sage ich nachher noch ein paar Sachen.

Aber jetzt möchte ich erst einmal über diese Frage sprechen, die gestellt wurde: wie war das für mich, als ich dann da ging. Ich möchte darüber sprechen, weil ich das Gefühl habe, dadurch kann ich ein wenig auf indirekte Art und Weise darüber sprechen, wie für mich so eine Schüler-Meister-Beziehung in Wirklichkeit ist, und was deren Basis ist. In dieser Zeit, wo ich merkte: ich werde hier weggehen; ich werde hier nicht bleiben; ich werde nicht mehr jeden Tag bei meinem Meister sein; ich werde nicht mehr jeden Tag in seinem Satsang sein; ich werde woanders leben... als ich das bemerkte, war ich überhaupt nicht traurig darüber, dass ich ihm nicht mehr nahe sein würde. Darüber habe ich mir überhaupt gar keine Gedanken gemacht.

Was mich damals beschäftigte, war mein ausgeprägtes Pflichtgefühl meiner Aufgabe gegenüber, die ich 20 Jahre lang so gerne gemacht hatte, mit so viel Freude, mit so viel Hingabe. Ich dachte: ich kann ihn doch jetzt nicht einfach im Stich lassen, und ich wollte ihn auch nicht im Stich lassen. Das ist das, was mich da vornehmlich beschäftigt hat: Schuldgefühle eigentlich. Ich bin verkehrt, mein Platz ist doch hier, ich soll doch hier meine Arbeit tun für ihn. Ich war nicht so sehr darüber besorgt, dass ich ihm nicht mehr nahe sein könnte, sondern, dass ich etwas falsch mache; dass ich verkehrt bin sozusagen. Ich dachte: wenn ich ein guter Mensch bin, wenn ich ein guter spiritueller Schüler bin, dann würde ich dort bleiben wollen. Ich wollte aber nicht. Und letztlich musste ich natürlich dem treu sein, was ich in mir fühlte. Und ich bin dankbar, dass ich ein sehr geduldiger Mensch bin. Ich habe mir damit viel Zeit gelassen, und während dieser Zeit habe ich dann wie gesagt andere Leute ausgebildet, die dann den Teil meiner Aufgaben übernehmen konnten, für den man wirklich direkt vor Ort da sein muss. Und dadurch war es mir dann irgendwann möglich, mit einem guten Gefühl zu gehen, ohne Schuldgefühle, ohne das Gefühl zu haben: jetzt lasse ich mein Meister im Stich.

Und das, was die Fragestellerin anspricht, dieses Gefühl... wie sagt sie das... ob ich traurig war; ob es schwer für mich war, mich von ihm körperlich zu trennen, und ob ich Angst hatte. Da war schon eine gewisse Wehmut. Da war eine gewisse Traurigkeit. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, hatte die nichts mit Soham zu tun. Das war eher so Abschied nehmen von einer alten Vorstellung. Ich erwähnte ja, dass ich das Gefühl gehabt hatte früher, ich werde jetzt den Rest meines Lebens an seiner Seite mit ihm herumreisen bis ich sterbe. Und es ist klar, dass es natürlich nicht geht, weil ich bin 20 oder... ich bin 25 Jahre jünger als er, ich werde nicht bis an mein Lebensende mit ihm herumreisen... aber das war das Gefühl. Das war diese Hingabe, die ich spürte. Und dass das jetzt nicht so sein würde... sich von dieser Vorstellung, von diesem Traum verabschieden, das war schmerzhaft. Das hat mich traurig gemacht. Und die Angst: ja, was wird kommen? Ich gehe jetzt hier einfach, aber ich weiß überhaupt nicht wohin. Ich wusste schon körperlich wohin, und ich freute mich, Zeit mit meiner Partnerin und ihren Kindern zu verbringen und hier zu leben, wo ich jetzt lebe, aber: was soll aus mir werden? Aus meinem Leben?

Das waren die Dinge, die mich beschäftigt haben, ganz banale, ganz mondäne Dinge, überhaupt nichts Spirituelles. Ich dachte nicht: oh, ich kann meinem geliebten Meister dann nicht mehr so nah sein. Wenn ich ehrlich bin, fühlte ich mich so nicht. Und erst nachdem ich dann dort weggegangen war, entdeckte ich, warum. Ich musste sozusagen erst von ihm weggehen, hierher nach Hause, wo ich jetzt lebe, um zu erleben, wie verbunden ich mit ihm wirklich bin, und dass... Erst da konnte ich so richtig bemerken und erleben, dass die wahre Verbindung innen ist und schon immer war. Ich erzählte ja vorhin, dass das eigentlich von Anfang an so war; dass diese innere Verbindung einfach da war und natürlich immer stärker wurde mit all diesen Jahren. Und erst, als ich dann von ihm körperlich getrennt war und von ihm weggegangen war, aus freiem Willen, es war ja mein Wunsch, da konnte ich bemerken: wow, ich bin so mit ihm verbunden! Es ist, als wäre ich immer noch bei ihm. Und das war vorher schon da, und ich wusste das vorher auch schon, aber nicht bewusst. Es war mir nicht so bewusst klar, dass es so ist. Ich wusste es schon, und deswegen hatte ich mir auch nie darüber Sorgen gemacht.

Aber erst, nachdem ich dann dort ausgezogen und hierher gezogen war, erlebte ich: da hat sich nichts geändert, im Gegenteil. Seit ich nur noch mit mir bin, ganz praktisch, und nicht mehr bei ihm vor Ort ihn körperlich um mich herum habe, jeden Tag oder ganz oft, jetzt merke ich das ganze Ausmaß dieser Verbindung, die Tiefe dieser Verbindung. Und die Verbindung war vorher auch schon so da, auch so in diesem Ausmaß, auch so in dieser Tiefe, aber für mich nicht so wahrnehmbar, weil die Äußerlichkeiten des weltlichen Miteinanders, das Praktische, das einfach überdeckt haben. Und dann kann man ganz schnell glauben: ich brauche die körperliche Nähe, ich brauche diese praktische Nähe, dieses Begegnen im Weltlichen. Ganz schnell kann man glauben: ah, das ist wichtig, und wenn ich das nicht habe, dann fehlt mir etwas. Wie gesagt, solche Gefühle hatte ich nie, aber trotzdem konnte ich erst nach meinem Weggang spüren, wie tief diese Verbindung wirklich ist.

Und auch das kennst du wahrscheinlich. Ich komme immer wieder gerne auf ein Beispiel zurück, was du vielleicht aus deinem Leben auch kennst. Wenn du einen Menschen liebst und dich mit ihm verbunden fühlst... du begegnest diesen Menschen und du fühlst diese unglaubliche Anziehung und Offenheit, diese tiefe Verbindung. Und dann, nach ein paar Monaten oder nach ein paar Jahren, treten diese ganzen praktischen Dinge immer mehr in den Vordergrund. Das was man zusammen macht, zusammen leben, zusammen wohnen, kochen, abspülen, staubsaugen, Sex miteinander haben, küssen, streiten, sich nerven, sich irritieren... all diese Dinge, die so sichtbar und so greifbar sind, die werden dann in unserem Bewusstsein immer dominanter. Und das Subtile, diese Verbindung und diese Offenheit, die wir mit diesem Menschen spüren, und die die Basis unserer Beziehung ist, die nehmen wir nicht mehr wahr. Die ist immer noch da, sonst könnte man mit dem Menschen gar nicht leben, aber wir nehmen sie einfach nicht wahr.

Und dann glauben wir ganz schnell, wir brauchen Sex, oder wir brauchen Gespräche, wir brauchen irgendetwas Praktisches, Erlebbares, was unsere Beziehung ausmacht und sie festigt und was mir etwas gibt... aber das stimmt alles nicht. Und das kennst du vielleicht: wenn man dann mal getrennt ist, vielleicht weil der andere in Urlaub fährt und man bleibt zu Hause, oder weil man vielleicht mal beruflich eine Weile unterwegs ist und der Partner zu Hause bleibt, oder vielleicht weil man sich getrennt hat, dann fällt dieses ganze praktische Körperliche, dieses Weltliche alles weg, man ist plötzlich allein und frei, hat nur noch sich selbst, und plötzlich nimmt man diese subtile Ebene wieder in seiner ganzen Kraft wahr. Plötzlich merkt man: wow, ich fühle mich so verbunden mit diesem Menschen. Ich liebe diesen Menschen. Kaum bist du einen Tag weg von zu Hause, merkst du: wow, was liebe ich diesen Menschen. Und wenn du da bist in all dem Trubel des Alltags, in all dem Schmerz und dem Schönen des Alltags, da spüren wir das einfach nicht so genau.

Ja, vielleicht kennst du das. Und so ging es mir, als meine Zeit, jeden Tag mit Soham zu sein, ständig mit ihm herumzureisen oder bei ihm zu Hause zu sein, als die zu Ende ging, da konnte ich dann noch viel deutlicher spüren, was das für eine Verbindung ist, und dass diese Verbindung völlig unabhängig ist davon, ob ich bei ihm bin körperlich, oder nicht. Ob ich jetzt ganz praktisch dort bin und dort für ihn arbeite oder nicht, das spielt überhaupt keine Rolle. Und es ist für mich jetzt sogar so, dass ich das Gefühl habe, dass es gut war für mich, dass das Leben mich an diesen Punkt gebracht hat, wo ich gehen musste, weil ich jetzt... weil seitdem meine Beziehung zu meinem Meister fast nur noch die Innere ist, und das ist die wahre Verbindung, das ist die wahre Beziehung zum Meister; das, was man selbst in sich spürt.

Die Beziehung zu einem Meister oder zu einem Guru ist immer nur eine innere Verbindung. Sie hat nie irgendwelche anderen Aspekte. Aber wir als Menschen brauchen die anderen Aspekte am Anfang, vielleicht sind es Rituale oder irgendwelche Diskurse oder Satsangs, die man erlebt, oder irgendwelche Gespräche, irgendwas im Außen, was uns das Gefühl gibt: ah, da ist jemand, dem kann ich mich hingeben. Aber in Wirklichkeit ist es von Anfang an nur eine innere Angelegenheit. Und seit ich nicht mehr bei ihm bin in weltlicher Hinsicht, körperlich, praktisch, seitdem kann ich das noch viel besser spüren. Seitdem bin ich mit ihm noch viel mehr verbunden, weil die praktischen Dinge nicht mehr im Weg sind, sowohl die schönen als auch die schwierigen. Ich bin mit ihm jetzt einfach die ganze Zeit total verbunden, so als wären wir eins. Und erst jetzt kann ich im Rückblick sehen, dass es schon immer so war, vom ersten Tag an.

Vom ersten Tag an war es so, dass da diese innere Verbindung war. Wie das möglich ist? Es ist unerklärlich. Und jetzt spüre ich sie in ihrer ganzen Kraft. Mit Swamiji, meinem Indischen Guru, habe ich das von Anfang an so erlebt. Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich 17 Jahre meines Lebens bei Soham war, bevor ich Swamiji begegnete, weil ich in dieser Zeit bereit wurde, den Guru so zu erleben, wie man einen Guru erlebt. Ich sagte ja eben, dass die wahre Beziehung zu einem Meister eine innere ist, und nur eine innere, und dass alles im Außen nur Beiwerk ist, was wir als Menschen eine Weile brauchen, damit wir damit irgendwie zurechtkommen. Das gleiche gilt übrigens auch für jede andere menschliche Beziehung, wenn du eine Partnerschaft hast: die Basis der Partnerschaft ist immer deine innere Verbindung zu dieser anderen Seele. Der ganze... das ganze praktische Leben, wie sich das gestaltet ist schön oder schwierig, aber nebensächlich.

Und als ich dann vor fünfeinhalb Jahren, fast sechs Jahren jetzt, Swamiji begegnete, da war das eine innere Begegnung. Ich erzählte ja schon ein paar Mal in meinen Videos darüber, wie das war. Eines Tages erzählte mir Soham davon, dass er in Kontakt mit diesem Indischen Guru gekommen war, von dem wir bis dahin überhaupt nichts wussten. Und während Soham mir davon erzählte, war es, als ob von einem Moment auf den anderen in mir diese Verbindung, die ich zu diesem Guru habe... dass die für mich spürbar wurde, mit einem Schlag. Es ist schwer für mich, das zu beschreiben, aber ich spürte die Nähe dieses Gurus in mir, unglaublich greifbar, unglaublich kräftig, unglaublich normal, so als wäre sie schon immer da gewesen und ich wusste nur nichts davon. Aber eine Berührung durch diese Erzählung meines Meisters, ein erinnern daran, und ich spürte es. Ich habe das einmal so beschrieben: ich hatte in diesem Moment, wo ich diese Verbindung spürte, diese Energie meines Gurus, ich hatte das Gefühl: wow, darauf habe ich mein ganzes Leben gewartet, auf diesen Moment, wo ich mich daran wieder erinnere.

Und ich hatte sogar das Gefühl: auf diesen Moment warte ich seit vielen vielen Leben, obwohl ich ein sehr unesoterischer Mensch bin und keinerlei... bis auf ganz wenige Ausnahmen kaum konkrete Erinnerungen an alte Leben habe, und mich damit auch nicht besonders viel beschäftige, aber das war einfach dieses Gefühl: seit Ewigkeiten warte ich auf diesen Moment. Und dann war es einfach... von einem Tag auf den anderen hatte ich diese innere Verbindung zu diesem Guru, den ich ja zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal kannte. Ich wusste nicht, wie er aussieht, und ich hatte ihn nie gehört, aber die Verbindung war da. Und dazu war ich bereit geworden durch meine 17-Jährige Schülerschaft mit Soham.

Und später habe ich dann diesen Guru, Swamiji, erlebt. Ich bin ihm begegnet, als er einmal in Deutschland war. Ich begann, seine Autobiografie zu lesen. Wir hörten im Internet Online-Übertragungen von Veranstaltungen, wo er sprach. Er spricht Hindi, aber vieles davon wurde auch ins Englische übersetzt, ich konnte ihn also sogar verstehen. Und die Bücher, die Autobiografie von ihm, ist auch Englisch und mittlerweile sogar auf Deutsch erhältlich. Aber die ganze Zeit war mir vollkommen klar: dieser Guru ist in mir. Das hat überhaupt nichts mit diesem Menschen zu tun, den ich da sehe; der ist einfach nur eine weitere Hilfe für mich, aber die eigentliche Beziehung zu diesem Gott ist in mir.

Das, was ich bei Soham erst ganz allmählich entdeckt habe, das konnte ich bei meinem Guru Swamiji von Anfang an genau so erleben. Und Swamiji erzählt sehr viel darüber, wie das wirklich ist zwischen einem Guru und einem Schüler. Und er sagt... er erklärt es ganz ganz toll. Er sagt genau das, was ich erlebe. Das beschreibt er. Er sagt: die Verbindung zum Guru oder zum Meister ist eine innere. Es ist genau das, was er die ganze Zeit sagt. Und er sagt sogar... er geht noch viel weiter, er sagt: solange der Guru in einem Körper ist, solange der Guru lebt und für uns sichtbar ist und wir ihm zuhören können und ihn lieben können und uns dieser äußeren Erscheinung hingeben können, solange können wir die innere Verbindung nicht richtig spüren, oder viel schwächer. Und erst in dem Moment, wo der Guru seinen Körper verlässt, ist dieses Hindernis weg und wir sind allein.

Der Körper des Gurus ist nicht mehr da, und dann erst nehmen wir die ganze Kraft und Größe dieser inneren Verbindung und diese Macht dieser Guru-Energie, die in uns ist, schon immer... erst dann können wir die richtig spüren. Und das erklärt Swamiji allen Leuten immer wieder, dass es genauso ist. Das hindert die Menschen aber nicht daran, trotzdem ihren Fokus fast nur im Außen zu haben und ihn äußerlich zu verehren, dort hin zu reisen, ihm zuzuhören, ihm Fragen zu stellen, und er sagt immer wieder: der Guru ist innen, ich bin in dir. Und das war mir so hilfreich, das von ihm immer wieder zu hören, weil das genau das erklärte, was ich mit Soham erlebt habe und erlebe, und mit Swamiji von Anfang an.

Wie gesagt, ich fühlte mich damals manchmal fast schuldig und verkehrt mit Soham, dass ich mich nicht danach verzehre, in seiner Nähe zu sein; das ist für mich überhaupt denkbar ist, ihn in weltlicher, körperlicher Hinsicht zu verlassen. Ich dachte, mit mir stimmt was nicht. Vielleicht kann ich nicht richtig lieben. Vielleicht habe ich keine richtige Verbindung zu ihm, sonst wäre es mir doch gar nicht möglich, ihn zu verlassen.

Aber das Gegenteil war der Fall. Ich spüre diese Verbindung innerlich so sehr. Ich trage meinen Meister in mir. Deswegen konnte ich einfach gehen. Deswegen konnte ich ihm damals so dienen, wegen dieser inneren Verbindung, und deswegen konnte ich gehen, weil sich dadurch in Wirklichkeit nichts verändert hat. Und auch mit Swamiji fühlte ich mich manchmal verkehrt. Viele Menschen um mich herum, die Swamiji ebenso lieben und verehren wie ich, die reisen dann nach Indien, wenn es die Gelegenheit dazu gibt, um ihn zu erleben, aber er sagt immer wieder: es kommt nicht auf die körperliche Nähe an, im Gegenteil, die ist ein Hindernis. Und ich habe es genauso erlebt. Er war ja einmal in Deutschland.

Swamiji kam einmal nach Deutschland, und ich hatte die wunderbare Gelegenheit, an zwei Retreats mit ihm teilzunehmen, jeweils über mehrere Tage, und dann saß ich mit diesem spirituellen Giganten in einem Raum. Er sprach, und danach meditierten wir zusammen, und ich konnte das ganz praktisch für mich überprüfen: fühle ich mich jetzt ihm näher als vorher? Spüre ich eine Verbindung, die intensiver ist als vorher, als er in Indien war und ich hier? Nein! Im Gegenteil. Meine Augen sahen ihn, meine Ohren hörten ihn, und allein dadurch war meine Aufmerksamkeit nicht so innerlich fokussiert wie sie es sonst ist. Und wenn ich hier alleine zu Hause sitze, bade ich in dieser Verbindung mit meinem Guru, aber wenn er hier zur Tür hereinkäme, wäre ich so abgelenkt, ich wäre so... ich schaue hier rüber, weil da die Tür von meinem Zimmer ist... ich wäre so abgelenkt, meine ganze Aufmerksamkeit wäre plötzlich bei diesem Menschen im Außen.

Aber die Verbindung ist im Inneren, und deswegen fühle ich mich mit ihm mehr verbunden, wenn ich alleine bin. Und deswegen fühle ich mich mit meinem Meister Soham mehr verbunden, wenn ich nicht bei ihm bin. Und viele Menschen werden da verwirrt. Es ist auch so, dass viele Meister oder Gurus sagen: nutze die Zeit, während der ich hier bin. Jetzt ist es für dich am leichtesten.

Auch Jesus hat das gesagt. Da gibt es diese wunderschöne Stelle, wo die Jünger Jesus begegnet waren, und er sagt: "kommt, folgt mir nach!" Und sie lassen alles stehen und liegen, ihre Fischernetze lassen sie stehen und liegen und wollen mit ihm losziehen. Und dann eilt jemand aus dem Dorfe ihnen hinterher und sagt: "wartet, euer Vater ist gestorben". Und jetzt sagen die Jünger zu Jesus: "können wir noch ein paar Tage warten? Wir wollen unseren Vater beerdigen, dann folgen wir dir nach". Und Jesus sagt: lasst die Toten die Toten begraben. Lasst diejenigen, die nichts von Gott wissen, die den Ruf Gottes nicht verspüren, die noch tot sind innerlich, lass' die sich um die toten Körper kümmern. Ihr aber folgt mir jetzt nach, jetzt, während ich hier bin. Nutzt diese Zeit. Ich werde nicht lange bei euch sein. Nutzt diese Zeit."

Swamiji sagt das gleiche. Er sagt: jetzt während ich hier bin, ist es für euch am leichtesten. Irgendwann... jetzt drängt sich diese Energie, die ihr spürt, wenn ihr mit mir verbunden seid, die drängt sich euch förmlich auf, ihr könnt fast gar nicht anders als die einfach annehmen. Wenn ich weg bin, werdet ihr daran festhalten müssen, ihr werdet ihr hinterherlaufen müssen. Jetzt ist es am einfachsten.

Und dann glauben die Menschen, das heißt, dass dies eine körperliche Angelegenheit ist; dass sie ihm wirklich jetzt nahe sein müssen. Meine Erfahrung nach stimmt es nicht. Es ist für mich jetzt, während er lebt, unglaublich einfach, mit ihm in Verbindung zu sein, innerlich. Die Verbindung ist innen. Und wenn er irgendwann einmal nicht mehr in seinem Körper ist, dann wird sich das vielleicht ändern, das weiß ich nicht, das muss ich erst erleben, um dazu etwas sagen zu können. Aber jetzt ist es am einfachsten, während er hier ist. Das heißt aber nicht, dass ich im praktischen bei ihm sein müsste, im Gegenteil. Als ich im nahe war, war es für mich schwieriger, diese innere Verbindung zu spüren, als es jetzt ist.

Und da gibt es noch einen anderen Aspekt, der für viele Menschen sehr verwirrend ist, denn es ist tatsächlich so: wenn man so einem Menschen wie Soham oder Swamiji nahe ist, dann... also körperlich nahe meine ich jetzt in diesem Fall, dann ist es so, als würde man in der Aura dieses Wesens sitzen. Ich erlebe das immer wieder mit Soham, wenn ich gelegentlich einmal doch noch bei ihm bin, weil ich dort vor Ort etwas Technisches zu erledigen habe, was ich von zu Hause aus nicht machen kann, oder wenn ich dort bei den Satsangs mal mithelfe und meine Anwesenheit da notwendig ist... wenn ich dann für einige Tage dort bin, dann merke ich, was das für eine Wohltat ist und für eine Unterstützung, in dieser Energie zu sein, in dieser Aura zu sitzen.

Plötzlich werden Dinge für mich ganz leicht, die vorher schwierig waren. Meine Meditation vertieft sich weiter, und ich bin mit mir in Frieden. Es gibt diesen Effekt. Ich habe von Menschen Erzählungen gehört, die in Indien waren bei Swamiji, wenn es dort einen Meditationsretreat gab, oder während der Anushthan-Zeit, wo Swamiji ganz für sich zurückgezogen ist, aber diese Menschen am selben Ort wie er sein können und in seiner Aura sind und dort meditieren für einige Tage oder Wochen... was das mit ihnen macht, was das für eine Bereicherung ist.

Mit Swamiji habe ich das so noch nicht erlebt, aber mit Soham erlebe ich das immer wieder. Und dann müssen wir aber wieder zurück in unser Allein-Leben, und es ist gut so, weil wir sonst diese Verbindung allmählich nicht mehr spüren würden; weil dann allmählich, mit der Zeit, die praktischen Dinge, die weltlichen Dinge überhandnehmen, und wir würden dann den Guru, der vor uns steht, nicht mehr spüren können. Für ein paar Tage oder vielleicht sogar für eine Woche oder zwei ist das ein wunderbarer Balsam für die Seele, aber dann müssen wir wieder alleine sein, um diese innere Verbindung wieder nähren und spüren zu können.

Und du kennst das selbst in deinem Leben auch. Ich sprach vorhin über Beziehungen, und du weißt genau, wie es ist. Schon nach wenigen Wochen oder Monaten spürst du diese dramatische wundersame innere Verbindung mit dem anderen Menschen nicht mehr so dominant, und andere Dinge treten in den Vordergrund, und du beginnst, irritiert zu sein, dich zu ärgern, es wird schwierig. Und das gleiche passiert mit einem Meister, und das gleiche passiert mit dem Guru, wenn man nicht diese Fähigkeit hat, innen zu bleiben, obwohl der Meister oder Guru körperlich anwesend ist. Und dann will man natürlich da nicht weg.

Die Fragestellerin fragt ja, wie das für mich war, als ich dann weggehen musste. Ich denke gerade an Swamiji und wie er das in seiner Autobiografie beschreibt. Swamiji hat ein ganz außergewöhnliches Leben, und er beschreibt in seinen Büchern, wie das Leben ihn zu insgesamt 11 verschiedenen Gurus geführt hat. Und das ist ganz erstaunlich... es war meistens so: er ist zu einem dieser Gurus gekommen, die irgendwo tief im Himalaya lebten, wo kein normaler Mensch hinkommt, und dann saß der Guru da und hatte schon auf ihn gewartet. Und dann war Swamiji für einige Zeit bei diesem Guru und hat von diesem Guru alles empfangen, was dieser Guru ihm geben konnte. Dieser Guru hat seinen gesamten inneren Schatz an Swamiji übergeben, und dann passierte jedes Mal eins von zwei Dingen: entweder verließ dann der Guru seinen Körper und starb, oder der Guru hat Swamiji weggeschickt: "du musst jetzt weiterziehen, dein Weg geht weiter. Du musst in die Gesellschaft zurückgehen, oder du musst zu einem anderen Guru gehen."

Und es war jedes Mal so, jedes Mal, ausnahmslos: Swamiji wollte nicht weg. Der Guru, den er so verehrte, für den er alles machen würde, alles, sagte zu ihm: du musst jetzt gehen, aber dazu war Swamiji nicht stark genug. Er konnte nicht gehen, er wollte nicht gehen. Alles in ihm sträubte sich: "ich will bei dir bleiben. Jetzt habe ich dich gefunden, Guruji, ich will nicht weg, ich will nur noch bei dir bleiben bis ans Ende meines Lebens." Und der Guru, den er so liebte, sagte: "aber du musst gehen". Aber er konnte nicht auf ihn hören. Und dann hat der Guru alle möglichen Sachen machen müssen, damit der Swamiji endlich gehen konnte. Ein Guru verließ seinen Körper, und es war Swamijis Aufgabe, danach den Körper rituell zu verbrennen. Und der Guru musste den Swamiji wirklich eindringlich darauf vorbereiten, dass er danach wirklich da weggeht und nicht für immer, für den Rest seines Lebens, an diesem Ort bleibt, wo er mit ihm für eine kurze Zeit leben durfte. So war das für Swamiji. Der war total emotional, vollkommen verhaftet mit dieser äußeren Erscheinung seines inneren Gurus, total verhaftet.

Und ich liebe das so an Swamiji und an seiner Autobiografie, weil er so ungeschminkt erzählt, wie es für uns Menschen ist, auch für ihn. Und dann zu gehen ist unmöglich. Wir würden uns nur verkehrt fühlen, und wir würden das Gefühl haben, wir machen etwas falsch, und außerdem wollen wir überhaupt nicht. Und doch spüren wir irgendwo innen drin: es ist dran, es ist dran, ich muss gehen, ich will aber nicht. Und ich habe so den Verdacht, dass für die Fragestellerin etwas Ähnliches ansteht, sonst würde sie wahrscheinlich nicht fragen. Ja, es gibt diese Zeit, wo das Leben uns sagt: "da geht's lang, jetzt ziehst du weiter", und wir sagen: "nein, nein nein, ich will nicht weiterziehen, ich will hier bleiben, ich kann doch meinen Guru nicht verlassen, ich kann doch mein Meister nicht verlassen". Und dann, irgendwann, hören wir aufs Leben und machen das, weil wir irgendwann auch nicht anders können...

Auch der Swamiji wollte nie weg, aber er musste dann irgendwann weg, er konnte nicht anders. Das Leben hat ihn mit aller Macht auf seinen vorbestimmten Weg geschubst, und so ist es mit uns auch. Und dann entdecken wir: wow, es ist ja alles innen. Es ist ja alles da, hier! Und Swamiji, mein Indischer Guru, der sagt auch noch etwas anderes, was ich sehr hilfreich finde. Er sagt: "die Aufgabe des Gurus besteht darin, dich deinem Inneren Guru nahe zu bringen." Es geht überhaupt nicht um diesen äußerlichen Guru.

Menschen, die das nicht selbst erleben, Menschen, die nicht spirituell sind und es nicht selbst erlebt haben, für die ist so eine Guru- oder Meister-Beziehung etwas völlig absurdes: "wieso gebe ich mich so einem anderen Menschen hin? Das kann doch nichts Gutes sein! Ist doch krank, ist doch gefährlich!" Aber was da die ganze Zeit geschieht ist: wir folgen einfach unserer inneren Stimme und unserer inneren Energie, und sind natürlich trotzdem total auf diesen Meister oder Guru im Außen fokussiert, wir wollen nur da hin, wir wollen nur ihm zuhören, wir wollen nur in seiner Nähe sein.

Und dann hat der Guru eine Menge Arbeit, uns dazu zu bringen, uns langsam uns selbst zuzuwenden, unseren Fokus langsam nach innen zu richten, immer mehr, immer wieder. Und in dem Maße, wie wir das immer mehr lernen, entdecken wir: "wow, die Verbindung zu diesem Guru, den ich so sehr liebe, oder zu diesem Meister, den ich so sehr liebe, die ist ja in mir drin; das ist ja alles in mir! Und noch später auf diesem Weg, in dieser Entwicklung, entdecken wir: das hatte ja überhaupt nie irgendwas mit diesem Guru im Außen zu tun. Und dann wirst du zu deinem eigenen Guru. Dann trägst du Gott in dir. Trägst du schon immer... da ändert sich nichts, aber man erkennt es immer mehr, und wird immer unabhängiger von all diesen äußerlichen Dingen, selbst von dem äußerlichen Guru, selbst von dem äußerlichen Meister. Aber das ist eine Entwicklung, das dauert eine Weile, und dann erlebt man das.

Ja, und als ich Soham verließ, also nicht innerlich, sondern als ich dort wegzog und nicht mehr praktisch bei ihm war jeden Tag, da hatte ich ja 20 Jahre lang das mit ihm schon erlebt, und mir war diese innere Verbindung schon sehr sehr deutlich. Ich hatte es jahrelang immer wieder erlebt, immer wieder, in schwierigen Situationen, in menschlich schwierigen Situationen mit ihm, die ja unvermeidlich sind, wenn man zusammenlebt, wo ich immer wieder gemerkt habe: wow, diese Liebe, diese Verbundenheit, die ich spüre in mir, die ist vollkommen unberührt von irgendwelchen Dingen, die etwas mit dem Außen zu tun haben. Und dann hatte ich ja mit Swamiji das erlebt von Anfang an, dass das eine reine innere Verbindung ist. Und irgendwie war es mir deswegen möglich, vor drei Jahren dort wegzugehen ohne Schmerz, ohne Traurigkeit. Ich wusste: das ist richtig. Ich wusste es einfach. Das Einzige, was mich damals beschäftigte, war: bin ich verkehrt? Bin ich verkehrt, weil ich etwas anderes will als nur bei meinem Meister bleiben? Aber es war klar: ich will eigentlich woanders hin, und dann war ich dem treu, wie ich dem immer in meinem Leben treu sein musste, was ich in mir spüre.

Und dann, dann begannen diese Videos. Ich weiß noch, ich bin Anfang November dort weggegangen, und einen Monat später überkam mich... ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll... mich überkam diese Gewissheit: "ich werde Videos machen". Und das hatte so eine Kraft, so eine Klarheit, dass ich dachte: wow, das ist ja unglaublich. Ich fühlte mich natürlich völlig fehl am Platz. Ich dachte: was soll ich denn Videos machen? Was habe ich denn schon zu sagen? Aber es war klar: das wird geschehen. Das ist jetzt zweieinhalb Jahre her. Und ich konnte es mir eigentlich gar nicht vorstellen. Aber ich fing an mit den Vorbereitungen, und ganz allmählich wurde ich dann wirklich auch innerlich dafür bereit, und dann habe ich dieses Frühjahr jetzt damit angefangen.

Und jetzt geht ein neues Leben los. Ich weiß nicht, wo es hinführt. Ich habe keine Ahnung, was geschehen wird, aber das Leben führt uns durch diese innere Energie, die wir spüren. Und ich kann dich nur dazu ermutigen, dieser Energie zu folgen. Wenn dich diese Energie zu einem Menschen hinführt, zu einem Meister oder einem Guru, dann folge dem; dann will das Leben dich dort haben. Und wenn du irgendwann das Gefühl bekommst: "es zieht mich woanders hin, das kann doch gar nicht sein", dann folge dem.

Und viele Menschen haben Schwierigkeiten, das zu unterscheiden. Sie wissen jetzt nicht: mache ich mir jetzt was vor? Rede ich mir nur etwas ein? Will ich in Wirklichkeit etwas anderes? Und dann ist man vollkommen unsicher und weiß nicht: was ist jetzt Gottes Stimme, was ist die Stimme des Lebens, und was ist meine eigene Idiotie, die mich in Schwierigkeiten bringt. Und mein Rezept, mit solchen Dingen umzugehen, ist ganz einfach: abwarten. Ich warte einfach.

Damals, als ich... ich erinnere mich noch ziemlich genau... als Corona kam und wir mit der Reiserei aufhörten und dann zu Soham nach Hause gingen, da spürte ich ganz ganz schnell, eigentlich... innerhalb von zwei Wochen war mir klar: hier werde ich nicht bleiben. Aber ich fühlte mich so verkehrt, und da fingen so viele Sachen an, in mir zu arbeiten: Unsicherheit; diese Unklarheit, ist das jetzt mein Verstand, der sich da in den Weg stellt, ist es mein Ego, das jetzt irgendeinen Trip macht, oder will das Leben wirklich, dass ich da weggehe? Solche Fragen kann man ja gar nicht beantworten. Und mein Weg ist: abwarten. Ich blieb einfach da, wo ich bin, und habe all diese Gefühle gefühlt, und habe einfach, so gut ich konnte, immer wieder meine Gedanken ignoriert.

Ich habe einfach meinen Job gemacht, habe einfach mein Leben gelebt so wie es da war, dort. Ich habe immer wieder gespürt: ja, du wirst hier weggehen. Und dann habe ich nach einer Weile gemerkt: ja gut, wenn ich hier weggehen soll, dann muss es aber auf eine Weise geschehen, mit der ich mich wohl fühle. Und dann begann ich, die Vorbereitungen zu treffen, dass meine Aufgaben dort weiterhin erfüllt werden, auch wenn ich nicht da bin. Und Monat für Monat wurde mehr Klarheit, dass ich wirklich gehen werde, ganz allmählich, ganz allmählich. Und irgendwann, ein halbes Jahr später, über ein halbes Jahr später, gab es keine Frage mehr. Da war in mir Klarheit, und kein Zweifel mehr, und auch die ganzen praktischen Vorkehrungen waren getroffen, sodass ich mit Klarheit und mit einem guten Gefühl dort scheiden konnte.

Und so mache ich das mit allen Dingen. Auch als dann die Idee mit den Videos kam... ich dachte: ich bin total bekloppt. "Das ist bestimmt mein Ego, dass das will". Ich dachte eigentlich immer, ich werde niemals sowas machen, niemals. Und in der Zeit, wo ich das dachte, war es wahrscheinlich auch gut, dass ich das nie gemacht habe, weil ich glaube, man muss wirklich gut abgehangen sein, bevor man den Mund aufmacht. Aber dann kam diese Idee mit den Videos, und ich spürte ganz genau: ja, das wird geschehen, und ja, das ist richtig, und irgendwie wird es auch funktionieren, irgendwie soll es sein.

Aber da war so viel in mir, was sich das überhaupt nicht vorstellen konnte, und ich habe einfach abgewartet. Zweieinhalb Jahre lang habe ich gewartet. Zwischendurch habe ich immer wieder daran gearbeitet, das praktisch möglich zu machen. Ich habe begonnen, hier mein kleines Büro in ein Studio umzuwandeln, mit gutem Licht und gutem Ton. Und ich meditierte einfach jeden Tag weiter, und ich begann, an der Website zu arbeiten, und immer mal wieder so praktische Dinge der Vorbereitung zu tun. Aber was ich eigentlich während dieser zweieinhalb Jahre machte war: warten. Ich dachte: "okay, wenn das wirklich geschehen soll, dann wird es irgendwann geschehen." Irgendwie habe ich nichts gepusht. Ich war einfach da wo ich bin. Und dann, eines Tages, was klar: jetzt geht's los.

So handhabe ich diese Entscheidungen, wo man sich ja meistens selbst im Weg steht und man völlig unklar ist und überhaupt nicht weiß: was ist jetzt echt und was ist unecht? Was ist das Leben, das zu mir spricht, und was ist mein idiotischer Verstand, der sich in den Weg stellt? So mache ich das. Und je "alleiner" ich bin, je zurückgezogener ich bin, desto deutlicher spüre ich diese Verbindung zu Swamiji, desto deutlicher würde ich die Verbindung zu Sohamji. Und es ist mittlerweile so, dass das überhaupt nicht mehr an diese Namen und Personen gebunden ist.

Das ist einfach ein Baden in Gott. Das klingt jetzt total doof. Ich versuche es halt irgendwie auszudrücken. Ich versuche irgendwie auszudrücken, dass es jetzt völlig klar ist: es hat mit diesen Menschen überhaupt nichts zu tun. Als wäre es die Aufgabe eines Meisters und die Aufgabe eines Gurus, uns dem, was wir in uns tragen, vorzustellen, uns mit dem in Verbindung zu bringen, während wir uns denen hingeben im Außen.

Deswegen sagt Swamiji: meine Aufgabe ist es, deine Seele, so sagt er das, deine Seele zu deinem Guru zu machen. Du bist in der Nähe des Meisters, du bist in der Nähe des Gurus, ich spreche von innerer Nähe, und ganz allmählich... und dabei hilft die Samarpan-Meditation übrigens, wächst dein Bewusstsein für das, was du wirklich bist: für deine Seele, für diesen Gott-Anteil, der auch in dir vorhanden ist, ganz allmählich... und irgendwann ist das dann dein Guru, irgendwann ist das dein Gott. Es ist alles in dir drin.

Und es gibt ja diesen einen Ausspruch von Jesus, der natürlich total missverstanden wurde. Er sagte einmal: "ich und mein Vater sind eins". Davon sprach Jesus. Er sprach davon, dass du irgendwann entdeckst: "wow, das ist ja alles in mir drin, dieser Gott, dieser Jesus, dieser Guru, dieser Meister, der ist ja in mir! Ich bin eins mit ihm! Keine Trennung." Und dann sagst auch du: "ich und mein Vater, ich und meine Mutter, ich und mein Guru, ich und Gott, wir sind eins". Wenn man das ausspricht und sagt, dann wird es missverstanden.

Die Leute haben damals Jesus auch missverstanden. Die dachten natürlich, Jesus ist dieser ganz besondere Mensch, ganz anders als wir, Gottes Sohn. Wir sind alle Sünder. Er aber ist Gottes Sohn, steigt auf die Erde herab, und der kann sowas sagen: ich und mein Vater, wir sind eins. Aber wir doch nicht! Aber Jesus hat während seiner Zeit, in der er lehrte, immer wieder versucht, uns begreiflich zu machen, dass er ein Mensch ist wie du und ich.

Er sprach von sich als Menschensohn und Sohn Gottes. Und auch du bist Menschensohn oder Menschentochter und Sohn und Tochter Gottes. Und es geht nur darum, das zu entdecken, es zu erleben, das zu nähren. Das dauert. Dafür ist dieses Leben da. Und wenn du dann irgendwann erlebst und spürst... ganz selbstverständlich, nicht als ungewöhnliche Erkenntnisse, sondern wenn das die Basis deines Alltags geworden ist: "ich und mein Vater sind eins", dann ist es egal, wo du bist. Dann ist es egal, ob du in der Nähe des Körpers deines Meisters bist oder deines Gurus, oder ob du alleine in einer Höhle bist oder mitten unter Leuten im Einkaufszentrum oder im Büro oder im Café, da ist immer nur dieses: "ich und mein Vater sind eins". Du erlebst es einfach, ganz still, ganz subtil. Das ist die Verbindung zum Meister, das ist die Verbindung zum Guru. Das ist die Verbindung zu Gott.

Und dann feiert man natürlich. Dann ist man nicht... na ja, gut, man ist vielleicht traurig, wir sind halt Menschen. Dann nimmt man Abschied im Außen und geht und weint, aber innerlich ist man einfach glücklich. Ich spreche oft über den Himmel.

Neulich schrieb einer auf meinem YouTube-Kanal: "wir brauchen keinen Himmel". Der Himmel, von dem ich spreche, ist diese Erkenntnis: der Himmel, da wo Gott wohnt... wenn wir entdecken, wo das ist, wo dieser Gott steckt, wo der wohnt... wenn wir das erleben... und wie gesagt, das ist ein subtiler Prozess und ein langsamer, dann tragen wir diesen Himmel in uns mit uns herum, und wir sind ständig in diesem Himmel. Und der Jesus hat sich den Mund fusselig geredet darüber. Er hat versucht, uns klar zu machen, dass das das Geburtsrecht eines jeden Menschen ist; dass jeder Mensch dahin kommen kann.

Und dann kannst du auch du sagen: "ja, ich und mein Vater, ich und mein Gott sind eins."

Danke fürs Zuhören.

Ich liebe dich.