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Online-Satsang vom 6. Februar 2024

"Die eine Quelle des Friedens, der Liebe, entdecken, bis es überfließt."

Themen: Das Kronenchakra und Sahaja-Yoga. Verunsichert vom Ego. Das Leben – ein Traum? Angst vorm Alleinsein. Der störende Verstand. Kollektive Entwicklung. Kinder richtig erziehen. Dein eigenes Licht erhellt die Welt. Die Trauer der Welt. Schwarze Schafe. Wahres und falsches Selbst. Einschlafen während der Meditation. Was brauchen Narzissten? Nicht willkommen sein. Umgang mit Erinnerungen.

Weiter unten: Links zu den Themen, vollständige Abschrift

Dieser Online-Satsang wurde von Jetzt-TV ermöglicht. Im Satsang beantworte ich Fragen der Teilnehmer.

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Über dieses Video:

Was für ein wundervoller Satsang! Es sind immer wieder dieselben Themen, die alle Menschen berühren und um die es im Satsang geht: die Angst vorm Alleinsein, der störende Verstand – wird das für immer so bleiben? Die Kinder – was kann man ihnen geben für dieses Leben? Diese Welt – wie kann man sie heilen? Andere Menschen – was brauchen Narzissten, wieso wurden sie zu dem, was sie sind, und wie heilen sie? Das Ego – wie sich nicht davon verunsichern und das wahre vom falschen Selbst unterscheiden? Die Meditation – ist es abträglich, wenn man dabei einschläft? Erinnerungen – sind sie nicht normal und natürlich, wenn sie kommen?

Das wirklich wundersame am Leben ist, dass die Antwort auf all diese vielfältigen Fragen im Grunde immer dieselbe ist, auch wenn das fast unglaublich zu sein scheint. Und deswegen ist Leben, Glücklichsein und in den Himmel kommen im Grunde nicht schwierig, sondern wirklich einfach. Zum schwarzen Schaf werden, das heißt: sich nach innen wenden, sich selbst zuwenden, so unerhört es auch erscheinen mag, und Meditation, das reicht – und ein klein wenig Sturheit und Geduld.

Links zu den Themen in diesem Video:

(weiter unten gibt es die vollständige Abschrift).

  1. Das Kronenchakra und Sahaja-Yoga

  2. Verunsichert vom Ego

  3. Das Leben – ein Traum?

  4. Angst vorm Alleinsein

  5. Der störende Verstand

  6. Kollektive Entwicklung

  7. Kinder richtig erziehen

  8. Dein eigenes Licht erhellt die Welt

  9. Die Trauer der Welt.

  10. Schwarze Schafe

  11. Wahres und falsches Selbst

  12. Einschlafen während der Meditation

  13. Was brauchen Narzissten?

  14. Nicht willkommen sein

  15. Umgang mit Erinnerungen

Vollständiger Text zum Mitlesen:

[Dhyan Mikael:] Guten Abend. Herzlich willkommen zum Live-Chat-Satsang. Schön, dass du da bist. Ich freue mich.

Wenn du zum ersten Mal da bist, möchte ich kurz sagen, was wir hier machen. Hier im Satsang kannst du, wenn du möchtest, eine Frage stellen, entweder im Chat schriftlich über YouTube oder hier in Zoom, und dann wird Simone deine Fragen vorlesen und ich werde etwas dazu sagen, wenn ich kann. Du kannst aber auch direkt live in Zoom per Video eine Frage stellen, ganz wie du möchtest.

Und wenn du das machst, dann heb einfach die Hand in Zoom, da gibt es einen Button, damit kannst du ein Handzeichen geben. Dann weiß Simone, dass du gerne sprechen möchtest, und dann werde ich dir sagen, wann du drankommt. Ja. Dann freue ich mich auf unseren Abend hier zusammen. Simone, gibt es schon etwas, das du vorlesen könntest?

[Simone:] Nein, momentan gibt es noch keine Fragen, Mikael.

[Dhyan Mikael:] Alles klar.

Das Kronenchakra und Sahaja-Yoga

[Simone:] Jetzt kommt gerade etwas, Mikael. Ich lese vor. "Hallo Mikael. Ich freue mich sehr, dass heute Abend wieder ein Satsang mit Dir stattfindet. Ich habe eine Frage. Vor Kurzem wurde mir in YouTube eine Meditationsreihe mit Sahaja-Yoga vorgeschlagen. Dann recherchierte ich ein wenig und probierte es aus. Hier konzentriert man sich genau wie bei der Samarpan-Meditation auf das Kronenchakra und macht noch ein paar andere Dinge. Falls du Sahaja- Yoga kennst, könntest du den Unterschied erklären?"

[Dhyan Mikael:] Ich habe irgendwie noch einen komischen Sound hier bei mir. Kommt das von dir, Simone? Irgendein Mikrofon ist bei irgendjemandem auf. Jetzt ist es still. Okay. Gut. Danke.

Ja, danke für die Frage. Ich kann dazu ehrlich gesagt überhaupt nichts sagen, weil ich das nicht kenne. Ich kenne nur die Samarpan-Meditation, aber diese Yogaform, von der du da berichtest, die kenne ich nicht. Es ist sicher so, dass man diese Meditation auch in andere Praktiken einbauen kann. Soweit ich weiß, steht die Meditation für sich ganz allein.

Du kannst sie natürlich irgendwo einbauen, wenn du möchtest, aber damit die Meditation ihre Wirkung entfaltet, muss man nicht nebenher noch andere Dinge tun wie Yoga oder sonst etwas, was natürlich trotzdem toll ist. Ich habe überhaupt nichts gegen Yoga, ich mache das auch selber. Aber einen direkten Vergleich kann ich nicht machen, da ich das nicht kenne. Ja. Danke für deine Frage. Schön, dass du da bist.

[Simone:] Es gibt keine weiteren Fragen, Mikael.

[Dhyan Mikael:] Okay, dann schaue ich mal, was ich hier bei mir habe. Ich habe nämlich einige Fragen per E-Mail bekommen für diesen Live-Chat-Satsang hier, für diesen Online-Satsang.

Verunsichert vom Ego

"Wie kann ich mich tagsüber weniger von meinem Ego beeinflussen lassen? Es ist so laut, und oft bin ich dann verunsichert und verwirrt. Die großen Dinge zu fühlen, scheint leichter zu sein. Bei den Kleinen verirre ich mich leicht, und es fällt mir schwer, nach mir selber zu schauen und dem, was für mich stimmt und was ich brauche. Es ist wahrscheinlich auch eine Frage der Disziplin."

Danke für die Frage.

So lernen wir. Es ist nicht so, dass man etwas Bestimmtes machen kann, und dann hat man von heute auf morgen Klarheit. Mir geht es genau wie dir, vielleicht nicht im selben Maße, aber ich kenne das genauso. Ich weiß meistens nicht, was das Richtige ist. Entweder warte ich dann, oder ich probiere das aus, was für mich offensichtlich erscheint, und dann sehe ich, wo es hinführt.

Es ist also für mich nicht so, dass ich mich in dem, was ich tue und in dem, was ich entscheide, immer sicherer fühle. Es ist eher andersherum. Es ist eher so, dass ich immer mehr lerne zu vertrauen, dass alles, obwohl ich keine Ahnung habe und obwohl ich unsicher bin und obwohl ich meistens nicht weiß, was die richtige Entscheidung ist oder was ich jetzt tun sollte... ich habe immer mehr das Vertrauen, dass alles sich perfekt entfaltet, obwohl ich so bin, wie ich bin.

Man stellt sich das ja gerne so vor, wenn man zu sich findet und erleuchtet wird, sagen wir's mal so, dass man dann alles im Griff hat. Aber eigentlich erlebe ich das als das Gegenteil. Man hat immer weniger im Griff, und je mehr einem alles entgleitet, desto mehr lernt man, dass man eigentlich gar nichts im Griff haben muss.

Gerade wenn es darum geht, sich um sich selbst zu kümmern, ist es für mich ein permanentes Lernen, ein permanentes Ausprobieren, das eigentlich nie aufhört. Es ist nicht so, dass man dann einen Punkt erreicht, wo man alles genau weiß, und dann weiß man, wie man ab jetzt leben sollte.

Ich entspanne einfach mehr mit dem "jeden Tag neu gucken, was passt denn jetzt?" Also, sozusagen immer mehr in jedem Moment neu erleben: "Was ist jetzt gerade dran?", ohne sich hundertprozentig sicher zu sein.

Ja, so erlebe ich das. Also, das Streben nach so einer Art greifbarer Klarheit, das muss man einfach aufgeben. Ich könnte es auch esoterisch ausdrücken und sagen: derjenige in einem drin, der diese Klarheit haben möchte, der verschwindet langsam, und irgendwann weiß man, dass alles okay ist, obwohl man als Mensch so begrenzt ist und so... ich sage ja gerne über mich selbst: so dumm. Danke für die Frage. Danke.

Simone, soll ich weitermachen?

Das Leben – ein Traum?

[Simone:] Nein, Mikael, es gibt eine Frage aus dem Chat, und zwar fragt Motsi Mabuse: "Ist das Leben nur ein Traum?"

[Dhyan Mikael:] Danke für die Frage.

Im Grunde ist es ein Traum. Ich kann dazu nicht wirklich hundertprozentig kompetent etwas sagen, weil ich ja noch hier bin. Ich bin nicht so ein supergroßer Guru, der das von oben alles ganz klar sehen kann, aber alles, was ich bisher weiß und erlebe, ist: ja, es ist ein Traum. Alles, was wir für wichtig halten, ist nicht wichtig. Ich habe gerade erst vor drei Tagen darüber etwas gelesen.

Es ist, wie wenn man nachts träumt, und das kennst du ja sicherlich von deinen Träumen. Man hat einen Traum, und selbst wenn es im Traum um etwas ganz Banales geht, ist da oft dieses Gefühl, dass es ganz wichtig ist, dass man es jetzt richtig macht. Und natürlich kann man das nicht. Im Traum geht es dann meistens so, dass man weiß, was man machen sollte, aber es kommt ständig irgendetwas dazwischen und es klappt einfach nicht.

Es ist einfach haarsträubend, und dann hat man das Gefühl, dass man unter Druck ist und dass es ganz dringend ist und wichtig. Man ist im Traum manchmal auch regelrecht gestresst, und dann wacht man auf. Und alles, was in dem Traum war, diese ganzen Gefühle, diese ganze Situation, diese so wahrhaftig und echt empfundene Wichtigkeit und Dringlichkeit, das ist alles weg.

Und so kann man sich das auch vorstellen mit dem, wie wir jetzt gerade das Leben erleben.

Ich weiß nicht, ob das Leben an sich, diese Körper, dieser Planet, ob das alles auch nur Traum ist. Das weiß ich nicht, weil ich noch hier bin. Aber alles, was wir wichtig nehmen, jedes Problem, jede Wichtigkeit, jede Dringlichkeit, das ist alles ein Traum. Das ist alles nicht wichtig. Diese Körper, Leben und Tod, Geburt, diese Empfindungen, die wir darüber haben, das ist alles Traum.

Und das jetzt langsam, während wir träumen, zu begreifen, das ist die Herausforderung.

Ich träume sehr oft, dass ich Angst habe, irgendwo herunterzufallen. Neulich hatte ich so einen Traum, da balanciere ich dann in völlig absurden Situationen irgendwo hoch oben entlang und habe Angst, dass ich gleich unweigerlich abrutsche und herunterfalle. Und ich übe dann im Traum immer dieses Loslassen, wenn es mir im Traum gelingt. Ich bin ja auch nicht immer Herr des Traumes.

Dieses Ausprobieren, was passiert, wenn ich jetzt dieser ernsten Situation nicht glaube und mich dann einfach abrutschen und fallen lasse. Und das ist mir schon oft im Traum gelungen, und das ist dann ganz, ganz toll. Dann kann ich im Traum erleben, dass das alles nicht stimmt, dieses Wichtige, dieses Gefährliche. Und so geht es uns hier auch.

Und das Schöne an dem Traum, in dem wir jetzt gerade sind, ist, dass es einen Weg gibt, das herauszufinden. Deswegen rede ich über die Samarpan-Meditation. Davon reden alle Heiligen, davon hat ja Jesus gesprochen: dieser Weg, während wir hier sind, hier, in dieser so wirklich empfundenen Welt, mit all diesen wirklich empfundenen Gefühlen und diesen wirklich empfundenen Problemen.

Während wir hier drin sind, können wir beginnen, aufzuwachen.

Und damit verschwinden alle Probleme. Ich sagte ja vorhin: ich bin mir nicht sicher, ob die Welt hier und alles auch vollkommen irreal ist, ja, so weit bin ich nicht. Aber ich bin so weit, dass ich weiß und erlebe: es gibt keine Probleme. Es gibt einfach kein Problem. Und wenn ich ein Problem fühle, heißt das nicht, dass es wirklich eines gibt. Danke für die wunderschöne Frage.

Simone, wie schaut's aus an deinem Ende?

[Simone:] Ich habe jetzt zwei Fragen und ich habe einiges vorzulesen. Der Mike schreibt:

Angst vorm Alleinsein

"Ich kann leider nicht live dabei sein, da ich arbeiten muss. Meine erste Frage hat mit dem Thema Tod und Sterben zu tun. Genauso war nämlich auch der Titel eines Seminars im Rahmen meiner Gestalttherapieausbildung. Es ging in diesen vier Tagen viel um das Erleben von Geburt und Tod und dem innerlichen Auseinandersetzen mit diesem Thema. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass ich keine Angst vor dem Tod habe.

Es fühlte sich eher wie ein Freund und nach Hause kommen an. Was jedoch viel auslöste, war, dass mich nach dem Sterbeprozess eine sehr große existenzielle Angst überkam, dass ich jetzt für immer alleine bin. Ich hatte als vier Monate altes Kind eine Trennung, eine Trennungserfahrung, als meine Eltern mich länger allein ließen, und ich glaube, da vermischte sich etwas mit dem Thema Tod und Alleinsein.

Das Gefühl in dem Seminar, die Angst, für immer allein zu sein, war kaum auszuhalten. Ich suche seitdem nach Sicherheit und habe den Wunsch, dass mir jemand sagt: 'Du wirst nach dem Tod nicht alleine sein. Du wirst spüren, dass es gar keine Trennung gibt.' Und dann frage ich mich: diese Sicherheit kann mir doch keiner geben, weil es niemand genau wissen kann. Und wie kann ich dann mit meiner Angst vor dem Tod und dem Alleinsein umgehen?"

[Dhyan Mikael:] Es gibt schon Menschen, die dir mit Sicherheit sagen können, dass du nicht alleine bist, jetzt nicht und auch nach dem Tod nicht; ich zum Beispiel. Aber das nützt dir trotzdem nichts. Das Einzige, was dir etwas nützt, ist, was du selbst erlebst.

Das Thema, über das du fragst, ist mir nicht unbekannt. Ich kenne es auch.

Als ich vor vierundzwanzig Jahren zu meinem spirituellen Meister Soham kam, da hatten wir kurze Zeit, nachdem ich bei ihm angekommen war, eine Unterhaltung, an die ich mich noch erinnere. Und er sagte zu mir: "Mikael, dein Thema ist allein sein. Du kannst nicht allein sein." Und ich wusste gar nicht, wovon er spricht. Es war mir gar nicht bekannt. Aber ich habe es dann herausgekriegt, dass es genauso war. Ich konnte nicht allein sein. Ich hatte Angst vor dem Alleinsein, gerade wie du. Und das steuert dann alles, die Beziehungen, die Freundschaften, wie man sich verhält.

Und der Rat, den mir mein Meister damals gegeben hat, war: "Schließe Freundschaft mit dem Alleinsein, mit diesem Gefühl, mit dieser Angst." Schau, du versuchst, aus diesem Gefühl herauszukommen. Du versuchst, das Gefühl loszuwerden, zum Beispiel dadurch, dass du jemanden findest, der dir glaubhaft versichert, dass es gar keinen Grund gibt, Angst zu haben, dass du für immer alleine bist.

Ich lade dich dazu ein, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, ganz sanft, ganz gemächlich. Anstatt vor den Gefühlen wegzulaufen, dreh dich um, lade das Gefühl ein, so als ob du mit absoluter Gewissheit für immer allein sein wirst, denn so fühlt es sich innerlich an. Diese Gewissheit hast du.

Die stimmt nicht, aber du hast diese Gewissheit, und damit musst du irgendwie Freundschaft schließen. Und wenn du das tust; wenn du das, wie es für dich ist, annimmst; wenn du das, wie es für dich ist, einlädst und damit Frieden schließt, dann wirst du die Wahrheit entdecken. Dieses Gefühl, vor dem du gerade wegläufst, das wird dir die Wahrheit enthüllen, ich verspreche es dir.

Wie es für jemand anderen ist, für mich zum Beispiel oder für sonst wen, nützt nur mir etwas. Dir nützt das überhaupt nichts, ich kann sagen, was ich will. Bei mir ist es genauso. Ich muss mit jedem Gefühl, mit jeder Angst, mit allem, was zu mir kommt, Frieden schließen, auch wenn ich weiß, dass es dafür eigentlich gar keinen Grund gibt.

Lauf vor dem Gefühl nicht weg. Ich kenne die Intensität, die so ein Gefühl haben kann, sehr gut selbst auch. Es fühlt sich wirklich existenziell an. Ich weiß genau, wovon du sprichst.

Aber es lohnt sich, damit Freundschaft zu schließen. Das ist eine selten gute Gelegenheit, die du da gerade hast. Ich ermutige dich, da zu bleiben, wo du bist, und nicht davor wegzulaufen. Ich bin bei dir.

Aber der Maik, sagtest du, hat noch eine zweite Frage, Simone?

[Simone:] Genau. Die lese ich jetzt gerne vor.

[Dhyan Mikael:] Ja.

Der störende Verstand

[Simone:] "Die zweite Frage betrifft meine Meditationspraxis. Ich meditiere dank deiner Impulse seit sechs Monaten jeden Morgen ohne eine Unterbrechung und bin darüber sehr froh. Die Samarpan-Meditation ist eine Konstante in meinem Leben geworden. Danke, Mikael. Meine Erfahrung in der Meditation ist das Pendeln zwischen meinem Mind, der permanent Probleme kreiert und gleichzeitig lösen will, und dann diese Momente, in denen Problemen nicht existieren.

Dann gibt es noch eine dritte Stimme, in der mein Mind be- und abwertet für das, was er tut, was mich immer wieder erschreckt. Es ist wie ein 'Pseudo-Gut', das bewertet, versus meinem unersetzlichen Verstand (Mind); wie ein Kampf; und dann auch immer wieder Momente von einfach nur sein. Wird das immer so bleiben?"

[Dhyan Mikael:] Danke für die schöne Frage. Danke, Maik.

Ich möchte eine Geschichte erzählen, die Swamiji einmal erzählt hat. Er hat die Geschichte von einem kleinen Samenkorn erzählt, einem winzig kleinen Samenkorn, der Same eines Baumes. Und dieser Samen, der war irgendwann auf den Boden gefallen und lag dort zwischen Steinen und Felsen auf dem Boden. Und dann fing der Samen an, sich große Sorgen zu machen, weil er überhaupt nicht wusste, wie er in der Situation, in der er sich dort wiederfand, jemals beginnen sollte zu wachsen, zwischen diesen ganzen Steinen; überall ihn herum nur Steine und große Felsbrocken.

Und dann hat dieser Same den Baum, der nicht weit von ihm wuchs, gefragt: "Was soll ich tun?" Und der sagte: "Mach dir mal keine Sorgen. Alles ist gut." Und irgendwann fing der Same an, ein ganz kleines bisschen zu wachsen. Er hat sich immer noch Riesensorgen gemacht. Der Baum hat ihn immer wieder getröstet und beruhigt, und sagte: "Alles ist gut." Und der Same war die ganze Zeit verzweifelt: "Was soll ich nur tun? Ich kann diese Steine nicht bewegen, die sind so schwer."

Aber ganz langsam wuchs er, wuchs dann um diese Steine herum, und dann kam er oben ans Licht, und dann wurde aus diesem kleinen Samen ein winziges Pflänzchen und ein kleiner Baum. Dann wurde der Baum immer größer, wuchs immer mehr und immer mehr. Und die Steine haben sich nicht verändert. Die Steine waren immer noch da. Und die Felsen, die waren alle noch da. Die hatten sich überhaupt nicht verändert, aber der Baum wuchs immer größer, und nach einer Weile hat er überhaupt nicht mehr an die Steine und auch nicht mehr an die Felsen gedacht.

Die waren irgendwo da unten und wurden immer kleiner und vollkommen unwichtig. Und so ist es mit uns auch. Swamiji erzählt natürlich diese Geschichte von diesem Samenkorn, weil das wir sind. Dieses Samenkorn ist die Seele in uns, und wenn wir beginnen, die zu entdecken, und wenn wir beginnen, uns ihr zuzuwenden, dann merken wir, dann sehen wir die ganzen Steine um uns herum: unseren Verstand, die Gedanken, unsere Vorstellungen, die Welt, die Ablenkungen. Wir setzen uns hin zur Meditation und man hat das Gefühl, dass man eigentlich die ganze Zeit denkt.

Und wenn man nicht denkt, dann denkt man übers Denken nach. Also, es ist völlig absurd, ich weiß schon. Und es ändert sich nicht. Wir haben diesen Körper, und wir haben diesen Kopf, und der macht das einfach. Das ist im Grunde kein Problem, dazu ist er ja gemacht. Es ist eigentlich ein ganz toller Apparat. Was sich ändert, ist die Kraft der Seele.

Ich habe immer noch Gedanken, genau wie du. Wenn ich mich hinsetze zur Meditation... Also, gestern hatte ich eine ganz tolle Meditation. Ich setzte mich hin und von Anfang an war's einfach nur erstaunlich still. Das fand ich ganz toll. Heute Morgen war es ganz anders. Bei mir ist es jeden Tag anders. Heute Morgen war so viel los in meiner Birne, es war ganz erstaunlich.

Aber durch diesen ganzen Krach war ich dann am Ende der Meditation noch tiefer als sonst. Es war ganz toll. Ich finde das alles immer hilfreich, ganz gleich, wie es ist. Aber der Unterschied zwischen mir und dir ist, dass ich dieses ganze Theater überhaupt nicht wichtig nehmen. Für mich ist es kein Problem, im Gegenteil: es hilft mir noch mehr, zu mir zu kommen, als wäre es ein Spiel.

Für mich ist es überhaupt nicht mehr ernst. Und das ist das, was sich ändert. Je kräftiger wir in uns werden, je kräftiger die Seele wird, je größer die wächst, dieser Baum der Seele, desto unbedeutender sind all diese Störungen, die wir am Anfang als einfach nur überwältigend empfinden. Deswegen sage ich immer wieder: das Einzige, was wir tun brauchen, ist Meditieren und Geduld haben.

Und ich bin dieser Baum, der neben dir wächst, der genauso wächst wie du. Ich bin halt vielleicht schon ein paar Tage länger am Wachsen als du, und ich kann dir sagen: "Du, mach dir gar keine Sorgen. Ich kann's dir nicht erklären, weil du dir trotzdem Sorgen machst, aber ich kann dir versichern, es geht alles seinen rechten Gang." Das heißt für dich ganz praktisch: meditiere jeden Tag weiter so, wie du es machst. Ich finde das fantastisch, mit welcher Geradlinigkeit du das begonnen hast, wunderbar.

Meditiere einfach immer weiter, und mache dir überhaupt keine Gedanken darüber, wie es ist. Meditiere einfach, ganz gleich, wie es ist. Swamiji sagt auch: "Bewerte nicht, wie deine Meditation ist." Du weißt nicht, wie gut es ist. Du weißt nicht, was es für eine fantastische und wundersame Wirkung hat, wenn du eine halbe Stunde meditierst, trotz dieser ganzen Gedanken. Du bleibst sitzen. Du kommst immer wieder mit der Aufmerksamkeit zur Krone zurück, trotz der Gedanken. Das ist alles, was du tun musst. Ich habe einmal ein Video darüber gemacht, das heißt: "Um die Stille geht es nicht."

Es geht in der Meditation überhaupt nicht darum, dass wir eine halbe Stunde lang Stille erleben. Es geht darum, dass wir eine halbe Stunde meditieren und unsere Aufmerksamkeit immer wieder dorthin lenken, wo wir sie haben wollen, trotz des ganzen Lärms, und dadurch werden wir immer stärker. Wir kommen uns da völlig verkehrt vor, wir kommen uns schwach vor und hilflos, aber durch diese permanente Übung und durch diese permanente wiederholte Bereitschaft, es jeden Morgen zu tun, wächst das in uns, diese innere Kraft des Bewusstseins.

Und es wird nicht lange dauern, dann wirst du irgendjemandem sagen: "Ja ja, das kenne ich. Mach einfach weiter." Du brauchst nur Geduld, aber du hast die ja. Das ist wirklich, wirklich toll. Ich freue mich, dass du da bist. Danke, Maik.

Kollektive Entwicklung

[Simone:] Mikael, es gibt noch zwei Fragen an dich. Ich lese sie jetzt vor. "Wenn man anfängt, sich mit seinem wahren Sein zu befassen oder dieses zu erspüren, dann bekommt man meiner Erfahrung nach plötzlich Inhalte ganz anderer Art gezeigt", schreibt Franziska. "Dort wird manchmal von einer neuen Entwicklung in der Menschheitsgeschichte gesprochen, einer neuen Erde, wie Eckart Tolle es beschreibt. Hast auch du das Gefühl, wir verändern uns gerade stark kollektiv und nähern uns wieder dem Göttlichen an? Und erlebst du dich selbst vielleicht als Rädchen in dieser Entwicklung?"

[Dhyan Mikael:] Oh, das ist eine tolle Frage. Danke. Danke, Franziska. Ja, natürlich ist das so. Ich bin ein Rädchen darin. Du bist ein Rädchen darin. Alle, die hier zuhören, sind Rädchen darin.

Weißt du, den meisten Menschen ist überhaupt nicht klar, was wir hier gerade erleben. Dass wir normalen Menschen, die in der Gesellschaft leben, mit Beruf, Familie, mit Freunden, mit anderen Menschen um uns herum... dass wir beginnen zu erwachen... dass es Dinge gibt wie Satsang, in den Städten, in der Welt, das ist unglaublich. Das hat es vor ein paar Jahrzehnten noch überhaupt nicht gegeben, da war das noch etwas ganz Esoterisches.

Mittlerweile gibt es jemanden wie Eckart Tolle, der Millionenauflagen hat von seinen Büchern, der Hallen mit Tausenden von Menschen füllt, ganz normalen Menschen, die sich dafür interessieren. Und die Samarpan-Meditation, das ist das ultimative Werkzeug für uns Menschen im normalen Leben, hier zu erwachen, da wo wir sind. Und dass die jetzt in die Gesellschaft kommt, liegt daran, dass wir gerade am Beginn eines solchen neuen Zeitalters sind.

Die Meditation, die gibt es schon seit vielen hundert Jahren, die war aber bis jetzt im Himalaya versteckt; die wurde von Gurus entwickelt und bewahrt, die dort seit vielen hundert Jahren leben, und ein Guru hat es immer weitergegeben an die nächsten Schüler. Aber die Zeit war nicht reif dafür, dass so ein Werkzeug in die Gesellschaft kommt, einfach deswegen, weil die Gesellschaft dafür noch nicht bereit war. Die Zeit war dafür noch nicht bereit.

Als ich Jugendlicher war, als ich dreizehn Jahre alt war, da hatte meine Mutter eine spirituelle Meisterin getroffen und hatte dann fortan eine spirituelle Meisterin. Und das war damals etwas total Esoterisches. Das ist jetzt fast fünfzig Jahre her.

Heute ist das normal. Heute gibt es in jeder größeren Stadt irgendwelche Ashrams von irgendwelchen Heiligen. Ich war ja zwanzig Jahre lang mit meinem Meister Soham im Satsang, und da kamen ganz normale Leute; die kamen abends von der Arbeit, mit ihrer Aktentasche, im Anzug, haben sich in den Satsang gesetzt, haben zugehört, jeden Abend. Das war vor ein paar Jahrzehnten noch unvorstellbar. Und ich erzähle das, weil ich illustrieren möchte, was wir hier gerade überhaupt erleben.

Und so wird die neue Gesellschaft entstehen; nicht dadurch, dass es eine Revolution gibt; nicht dadurch, dass jetzt plötzlich himmlische Heerscharen vom Himmel stürzen und das Böse überwältigen oder irgendwelche Kriege führen, sondern ganz einfach dadurch, dass du beginnst, dich zu entdecken... dass du beginnst, zu erwachen; dass du beginnst, dein Bewusstsein zu stärken, erleuchtet zu werden und in dem normalen Leben als verwirklichter Mensch lebst. Und dieses innere Licht von dir, das ist ansteckend.

Es geht überhaupt nicht darum, andere Leute zu überzeugen oder zu verbessern, aber jeder Mensch, der beginnt, bewusster zu werden, beeinflusst alles um ihn herum, und so wird sich die Welt verändern, unweigerlich. Das ist wie eine Lawine und wir sind gerade am Anfang dieser Lawine. Es ist eine sehr, sehr spannende, aufregende und gesegnete Zeit, die wir gerade erleben.

Auch, dass ich solche Videos machen kann... und dass Leute die anschauen, auf YouTube, überall... ich finde das unglaublich erstaunlich. Also, wir leben in einer wunderbaren, sehr segensreichen Zeit.

Danke.

Kinder richtig erziehen

[Simone:] Ich lese jetzt noch eine Frage vor, und zwar von der Sandra.

[Dhyan Mikael:] Ja, gerne. Hallo Sandra.

[Simone:] "Wie können wir Kinder richtig erziehen? Was ist wichtig im Zusammenleben mit Kindern? Was können wir ihnen geben, und was brauchen sie wirklich? Was brauchen Kinder nicht?"

[Dhyan Mikael:] Wow, danke.

Kinder sind das Allerwichtigste auf dieser Welt, weil die Kinder die Menschen... Die Kinder sind die Welt von morgen, und was wir den Kindern heute mitgeben, bestimmt morgen die Welt. Deswegen freue ich mich über diese Frage.

Du kannst deinem Kind, wenn es noch klein genug ist und deine Aufmerksamkeit möchte, diese geben. Kinder brauchen unglaublich viel Aufmerksamkeit und Zeit. Kinder brauchen nicht viel Spezielles. Wir machen uns immer Gedanken, was muss ich ihnen beibringen? Was müssen sie wissen? Was muss ich ihnen geben? Du brauchst überhaupt nichts darüber wissen, das wissen die Kinder schon selber, aber die brauchen deine Nähe, deine permanente, verlässliche, fortwährende Nähe: dass du immer, wenn sie dich brauchen, einfach da bist; dass sie das Wichtigste sind für dich.

Ich erlebe das hier. Ich lebe mit meiner Frau zusammen und ihren Kindern, und natürlich ist die Mutter beschäftigt, hat alles Mögliche vor und hat zu tun. Aber wenn eines der Kinder kommt und irgendetwas braucht, ist es für sie einfach immer das Wichtigste. Und irgendwie schafft sie das. Ich staune immer wieder. Dann bekommen diese Kinder das Gefühl: "Alles ist gut. Wenn ich etwas brauche, ist Mama da."

Es ist gar nicht so wichtig, dass man immer alles im Griff hat, und dass man den Kindern immer das Richtige sagen kann und dass man den Kindern immer das geben kann, was sie vielleicht brauchen oder wollen. Darum geht es nicht. Einfach da sein, das ist das Aller-Allerwichtigste.

Und wir leben da in wirklich sehr seltsamen Zeiten. Die Erwachsenen... Wir leben ja angeblich in Zeiten, wo alles besser ist als früher, aber ich habe das Gefühl, die Leute arbeiten heute mehr als früher, und sie stressen sich mehr, und wir geben das mehr und mehr an die Kinder weiter. Jetzt ist es schon so, dass die Kinder in der Schule Stress haben, und jetzt beginnt es schon damit, dass sie im Kindergarten Stress kriegen, weil sie immer früher irgendetwas lernen sollen.

Kinder brauchen einfach nur Zeit; Zeit und Aufmerksamkeit.

Das ist das eine. Du fragtest, was du ihnen geben kannst, abgesehen von Aufmerksamkeit. Das Aller-Allerwichtigste ist: Kinder lernen nicht durch das, was du ihnen gibst. Kinder lernen nicht, indem du ihnen irgendetwas sagst oder nicht sagst. Du fragst: "Was brauchen Kinder nicht?" Kinder brauchen keine Ratschläge. Kinder brauchen niemanden, der ihnen sagt, was richtig und was falsch ist.

Kinder suchen sich selber aus, was sie lernen, und sie machen das ganz raffiniert: sie ahmen dich nach. Ganz gleich, was du ihnen erzählst, ganz gleich, wie schlau du daherredest, das nützt alles nichts. Sie lernen nichts von dem, was du sagst. Sie ahmen dich nach. Und wenn du das weißt, dann weißt du, was deine Aufgabe ist. Wenn du willst, dass deine Kinder glücklich sind, zeige ihnen, wie man das macht: glücklich werden.

Das heißt: lerne du, dich um dich zu kümmern. Sei Vorbild, aber ein richtig gutes Vorbild, nicht ein Vorbild, wie man bei Tisch die Gabel und das Messer richtig hält; nein: wie man im Leben ist. Zeig ihnen, wie man das macht: glücklich sein; in Frieden kommen; sich selbst lieben; zu wissen: alles ist gut. Wenn du willst, dass dein Kind das erlebt, dann musst du es selbst erleben. Das ist die Herausforderung.

Wenn du lernst, dich selbst zu lieben, und wenn du lernst, dich zu trauen, dich um dich selbst zu kümmern in einer Welt, die ständig das Gegenteil verlangt, dann bist du ein tolles Vorbild für deine Kinder. Und darüber brauchst du überhaupt nicht zu reden. Einfach indem Du es lebst, werden sie es von dir lernen.

Ich habe ja vorhin meine Mama erwähnt, die, als ich dreizehn war, eine spirituelle Meisterin hatte.

Meine Mutter war nicht weiser oder klüger als andere. Sie hat auch alles Mögliche falsch gemacht. Sie hat auch alle möglichen haarsträubenden Dinge gemacht, wie alle Eltern, aber sie begann, sich um sich selbst kümmern, in einer Zeit, wo das undenkbar war. Und schau, was aus mir geworden ist. Sie hat mir nichts erklärt. Sie hat mir nichts darüber gesagt. Wir haben nie drüber gesprochen, wie man lebt und wie das alles gehen soll. Solche Unterhaltungen sind zwecklos.

Aber, ohne dass ich das wusste, wurde mir vorgelebt, wie es geht, und deswegen hatte ich es so viel leichter als meine Mutter. Und schau, wie schön ich es jetzt habe. Unglaublich. Es ist also im Grunde einfach und schwer. Es ist einfach, weil das Einzige, was du zu tun hast, ist, dich um dich selbst zu kümmern. Je besser du das tust, desto gesegneter sind deine Kinder. Und schwer ist es, weil das nicht ganz so einfach ist für uns, zu lernen, sich um sich selbst zu kümmern. Aber das ist die Richtung.

Danke für diese schöne Frage. Danke. Ich liebe diese Fragen, wo es um Eltern und Kinder geht. Danke.

Dein eigenes Licht erhellt die Welt

[Simone:] Mikael, Franziska hat noch eine Anmerkung.

[Dhyan Mikael:] Ja, bitte.

[Simone:] "Danke Mikael. Die Idee des eigenen, nach außen strahlenden Lichts finde ich unglaublich schön. Eine Art heimlicher Lichtbringer zu sein, das gefällt mir."

[Dhyan Mikael:] Ja, und weißt du, es ist so... Das Tolle ist... Ich erzähle in vielen meiner Videos davon, wie das Leben, dieses eigene Leben, sich ganz wundersam verändert, wenn man beginnt, sich nach innen zu wenden, oder, wie Jesus es sagt, Gott an erste Stelle zu setzen. Und was dann passiert, um das einmal bildlich auszudrücken... um bei diesem Licht zu bleiben... Swamiji sagt oft: "Entzünde du dein eigenes Licht." Er spricht von diesem inneren Licht. Und dann ist überall um dich herum Licht.

Dein Licht erhält deine kleine Welt, und dein Leben ist vollkommen anders als früher. Du kannst es dir nicht erklären, denn alles, was du tust, ist, immer mehr nach innen gehen, und überall um dich herum wird es immer heller. Und dieses Licht, das dein Leben transformiert und dein Leben verwandelt, auf wundersame Art und Weise, dasselbe Licht zieht auch andere an und inspiriert andere. Und wenn das dann genug Menschen machen, ist die ganze Welt hell. So funktioniert's.

Die Trauer der Welt.

[Simone:] Es gibt noch eine Frage von Claudia, die lese ich gerne vor.

[Dhyan Mikael:] Ja. Hallo Claudia.

[Simone:] "Wie lösen, regenerieren wir die Trauer dieser Welt in uns?"

[Dhyan Mikael:] Mache dir um die Trauer der Welt überhaupt keine Sorgen. Es ist so: Gott verteilt Aufgaben. Jeder bekommt eine Aufgabe, und wenn jeder seine Aufgabe erledigt, dann wird die Welt geheilt. Und was deine Aufgabe ist, erkennst du daran, was mit dir passiert. Du brauchst dir überhaupt keine Gedanken über die Welt machen und schauen, wer da Trauer trägt, und dem helfen.

Trage du, so bereitwillig, wie du nur kannst, deine eigene Last, deine Gefühle, deine Ängste, deine Sorgen. Sage zu denen ja, transformiere die, habe die lieb. Erforsche die. Jeder von uns hat genug zu tun. Es ist so viel leichter, sich um die Trauer der Welt zu kümmern: die ist weit weg.

Deswegen machen das alle Leute. Die Leute wollen sich immer um andere kümmern und um die Welt, aber erstens geht es nicht, und zweitens ist es eine Ausrede. Aber die wenigen Sachen, die in uns auf uns warten: das ist unsere wahre Aufgabe, ganz einfach, ganz nah, ganz unspektakulär.

Diese erstaunliche Herausforderung: wenn du meditierst... du setzt dich morgens hin, du hast nichts zu tun, eine halbe Stunde lang nichts zu tun. Die Zeit ist reserviert. Es gibt nichts zu tun. Du setzt dich hin. Und was spürst du eine halbe Stunde lang? Dringlichkeit, Sorgen, Wichtigkeit, die Welt, Gefühle, Wut, Trauer, Schmerz. Wir sitzen sozusagen auf einem Vulkan, und das sind unsere Hausaufgaben. Gott, das Leben, hat jedem Einzelnen von uns genug geben für dieses ganze Leben. Das Einzige, was wir tun müssen, ist uns trauen, uns um unsere eigene Aufgabe zu kümmern.

Es geht überhaupt nicht darum, jemand anderem zu helfen. Das ist ein Missverständnis.

Im Christentum, und die meisten von uns sind wahrscheinlich christlich aufgewachsen, zumindest in dem christlichen Kulturkreis, da wird oft über Nächstenliebe gesprochen. Und Nächstenliebe ist ein ganz großes Missverständnis. Es ist so: die Schüler erleben den Meister, die Jünger erleben Jesus zum Beispiel, oder die Schüler erleben ihren Guru, und sie erleben bei einem Jesus oder bei einem Guru eine unglaubliche Liebe, die da strömt. Und sie empfinden es so, als würde dieser Jesus sie einfach nur unglaublich lieben und alles für sie tun.

Und die Schüler, die Jünger, haben keine Ahnung, was der Meister, der Guru oder was Jesus tatsächlich macht. Sie verstehen überhaupt nichts von dem, was er sagt, und dann machen sie ihn einfach nach. Dann versuchen sie selber, Nächstenliebe zu praktizieren, oder kein Fleisch zu essen, weil sie sehen: der Guru isst kein Fleisch und so weiter. Sie machen diese ganzen Äußerlichkeiten... alles, was von außen sichtbar ist, das machen sie nach. Und das hilft alles nichts, im Gegenteil, es bringt sie immer noch weiter von sich selbst weg.

Und das ist auch ganz verständlich, denn ein Jesus oder ein Guru, ein Meister, ist da nicht angekommen, indem er versucht hat, anderen zu helfen. So einer ist einer von diesen ganz wenigen, ganz seltenen Exemplaren, die man "schwarzes Schaf" nennt, deswegen hat Jesus auch gerne über schwarze Schafe gesprochen, die sich aufgemacht haben auf dem eigenen Weg zu sich selbst, etwas, was in den Augen aller anderen Menschen vollkommen verwerflich und egoistisch ist.

Und auf diesem Weg zu sich selbst haben sie Erfüllung gefunden, Kraft, Liebe in sich. Die eine Quelle der Liebe haben sie entdeckt, die eine Quelle des Friedens. Und je mehr sie die entdeckt haben, desto voller wurden sie, desto voller mit Liebe und Frieden. Und dann werden sie so voll, weil sie sich nach innen gewandt haben, weil sie ein schwarzes Schaf geworden sind... Dann wurden sie so voll, dass irgendwann diese Liebe und dieser Frieden anfing, überzulaufen. Die haben immer noch nichts anderes gemacht.

Ein Guru, ein Jesus, rennt nicht durch die Gegend, um anderen zu helfen. Der macht nichts. Der ist immer nur noch näher an sich dran, und dieses Überfließen findet immer noch mehr statt. Und das ist das, was die Mitmenschen dann erleben.

Aber die Quelle ist in einem selbst drin, und die findet man nur, wenn man nach innen geht. Darum geht es; deswegen sind wir hier. Und dann wirst auch du zu jemandem, von dem andere sagen: "Wow, der hat solch eine Nächstenliebe", und dann wirst du überhaupt nicht verstehen, wovon die Leute reden. So geht es mir, weil das Einzige, was du tust, ist: du ruhst in dir selbst, und du schaust immer noch tiefer in dich selbst hinein.

Du sorgst dich nicht um andere, aber andere trinken von dir und profitieren von dir und blühen in deiner Nähe auf. So funktioniert es, und deswegen ist das Einzige, was du tun musst, dich um das bisschen Trauer, was du in dir findest, dich dem anzunehmen. Das ist die einzige Aufgabe, die du hast. Und du hast die Erlaubnis und die Pflicht, dich nur darum zu kümmern, dann machst Du es richtig, auch wenn das heißt, dass man in den Augen anderer ein schwarzes Schaf ist.

Danke.

Schwarze Schafe

[Simone:] Mikael, derzeit gibt es keine Fragen im Chat.

[Dhyan Mikael:] Danke. Ich möchte noch kurz etwas zu schwarzen Schafen sagen, weil das Thema mir so nah ist. Ich bin ja auch eines.

Es gibt da diese Geschichte, die habe ich auch im Video schon einmal erzählt, die wird irgendwo in der Bibel erzählt, und die Geschichte handelt von einem Hirten. Und dieser Hirte hat hundert Schafe, und eines Tages verirrt sich eines der Schafe, geht seine eigenen Wege, verläuft sich, verirrt sich, geht auf den falschen Weg sozusagen.

Und es ist das Größte und Kräftigste. Es sind immer die großen, kräftigen Schafe, die zum schwarzen Schaf werden. Und dann passiert etwas Interessantes. Der Hirte lässt die neunundneunzig Schafe zurück und sucht das Eine, und als der Hirte das Eine irgendwo in der Wildnis findet, nimmt er es auf den Arm und sagt: "Ich liebe dich mehr als die neunundneunzig."

Und diese Geschichte steht in der Bibel, weil der Hirte Gott ist, und die Schafe sind die Menschen. Die Menschen wollen alles richtig machen. Sie kümmern sich um den anderen, und das machen wir seit Jahrtausenden, und die Welt wird immer dunkler.

Aber ab und zu verirrt sich eines, ab und zu traut sich einer, ganz seltene Exemplare, die Starken, die Großen, ein Buddha, ein Jesus, ein Lao-Tse Tung, die machen das Unerhörte: die schauen nach sich; die gehen auf einen Weg, den sonst niemand geht, von dem alle glauben, dass er verkehrt ist. Nur Gott sagt: "Ah, da ist einer, endlich!" Und dem folgt er, den erhebt er, den liebt er, mehr als alle anderen. Deswegen steht diese Geschichte in der Bibel.

Wahres und falsches Selbst

Simone, soll ich bei mir etwas vorlesen?

[Simone:] Ja, bitte, Mikael.

[Dhyan Mikael:] Ja, dann lese ich eine Frage vor, die mich auch per E-Mail erreicht hat. "Ich schaue immer wieder gerne deine Videos und höre deinen Erfahrungen und Ratschlägen zu. Du rätst wiederholt dazu: 'Sei dir selbst treu'. Ich frage mich dabei öfters: wie unterscheidest du das wahre Selbst von einem falschen Selbst? Das meiste, was wir Menschen machen und vor allem denken und dann auch als Entscheidungsgrundlage nehmen, kommt ja aus dem Ego und leider nicht aus der Seele.

Manchmal reagiere ich im Alltag auch aus einem Impuls oder Zwang heraus, mit dem ich dann nachträglich nicht zu hundert Prozent in Harmonie bin. Ich habe dann den Eindruck, als ob mein Handeln und das zugrunde liegende Denken dann vielleicht nicht unbedingt im wahren Einklang mit meiner Seele waren. Sohamji würde jetzt wahrscheinlich sagen: 'mach dir keine Gedanken darüber und meditiere'."

Ja, das ist eine wirklich, wirklich gute Frage. Wir hatten ja zu Beginn dieses Satsangs eine ähnliche Frage. Die Sache ist die: wir können uns nie sicher sein; niemals. Niemals wirst du wissen, ob das, was du da gerade als Kompass in dir spürst, diese Energie, die dich leitet, ob die gerade dein Ego ist oder deine Seele. Du wirst es nicht wissen, aber du wirst es herausfinden.

Wenn es dein Ego war, wirst Du es rausfinden. Das spürst du dann später. Und wenn es deine Seele war, wenn es wahrhaftig war, dann wirst Du es auch herausfinden. Und so lernen wir.

Mein Rat ist deswegen, mach dir überhaupt keine Gedanken darüber: "Ist das jetzt meine Seele oder mein Ego, dass ich da spüre?" Die Frage kannst du nicht beantworten. Ich mache das so: was ich spüre, also das, was ich als Führung in mir spüre, wo die Energie für mich hingeht, wo mich meine Neugier hinführt oder meine Freude, das mache ich einfach, ganz gleich, was ich darüber denke, selbst wenn es sich vollkommen verkehrt anfühlt.

Ich weiß, ich kann nicht beurteilen, ob es heilig oder sündig ist, verkehrt oder richtig. Ob es die Seele oder das Ego ist, kann ich nicht wissen. Aber ich werde es herausfinden.

Und indem man so lebt, jeden Tag, immer wieder, immer wieder, immer wieder, dadurch entwickelt sich dieses Gefühl fürs Richtige und fürs Falsche immer weiter. Aber es ist nicht so, dass man dann immer mehr das Gefühl hat: "Ach, jetzt bin ich mir sicher in meiner Entscheidung." Das sagte ich ja zu Beginn des Satsangs: man fühlt sich eigentlich permanent unwissend und unsicher, aber trotzdem wird der eigene Instinkt, das Gefühl, was einen leitet, immer sicherer, immer besser, immer klarer. Man findet später immer öfter heraus: das war richtig gut; immer öfter, immer öfter.

In der Situation fühlt man sich keineswegs klarer oder erleuchteter, aber was man aus diesem unwissenden Vertrauen in den eigenen Kompass, aus diesem unwissenden Vertrauen in die Energie... wir können ja nichts anderes machen als der folgen, wir können ja eh nichts anderes machen... Und indem wir dem immer öfter, immer mehr folgen, gehen wir immer mehr in die richtige Richtung, obwohl wir uns nicht unbedingt sicherer oder weiser oder klüger fühlen. So geht es mir. Ich sage in meinen Videos öfter: "Ich bin einfach dumm, ich habe keine Ahnung, ich fühle mich wirklich sehr dumm."

Und dann sagen manchmal Leute: "Ja aber Mikael, das stimmt doch gar nicht", aber ich fühle mich so. Und es geht nicht weg, das Gefühl geht nicht weg. Aber was passiert, wird trotzdem immer weiser und immer richtiger. Es ist ganz erstaunlich. Also, du hast recht, auch ich würde sagen: "Mach dir keine Gedanken darüber. Meditiere, und mach immer das, wonach dir ist. Das ist das Einzige, was du tun kannst." Das heißt nicht, dass es immer richtig ist, aber du wirst immer das Richtige lernen. Immer.

Das finde ich so ein tolles Thema: sich selbst treu sein, egal wie dumm man ist, egal wie komisch man sich fühlt; das Einzige, was man tun muss in Wirklichkeit. Der ganze Rest passiert von selbst. Danke.

Simone?

[Simone:] Wir haben noch keine neuen Fragen, aber Katharina hat eben geschrieben: "Was für eine tolle Geschichte", also die Hirtengeschichte.

[Dhyan Mikael:] Ja, das ist eine meiner Lieblingsgeschichten, weil ich ein schwarzes Schaf bin. Und du natürlich auch. Wenn du in diesem Satsang bist, bist du ein schwarzes Schaf. Das ist einfach so. Und das steht in der Bibel. Die sagt: das sind die Richtigen. Ja, dann darf ich noch eine Frage vorlesen. Das ist toll. Ich habe hier nämlich auch einige.

Einschlafen während der Meditation

"Seit etwa zwei Wochen mache ich die Samarpan-Meditation, und obwohl ich aufrecht sitze, schlafe ich immer zwischendurch kurz ein. Ist das abträglich für die Wirkung?"

Ach, das ist eine schöne Frage. Danke.

Das ist ein wirklich gutes Zeichen.

Es ist so... Ich war neulich bei einem Live-Diskurs von meinem Guru Swamiji hier in Deutschland dabei, im Herbst war das. Und der hat so eine Energie, das ist unvorstellbar.

Und zwischen Swamiji und den Leuten, da waren etwa dreihundert, vierhundert Leute da, war ein relativ großer Abstand, sechzig, siebzig Meter oder so. Es war im Freien. Und der hat solch eine Energie, dieser Guru... es ist unglaublich. Man wird regelrecht woanders hin transportiert, ohne dass man es merkt. Und einige Leute sind eingeschlafen, weil diese Wirkung, diese Energie, die ist so entspannend, die ist so beruhigend. Es gibt einfach überhaupt keinen Grund mehr, wach zu bleiben.

Und einer von diesen Menschen schnarchte so laut, dass man das da draußen auf diesem Fußballfeld überall hören konnte, das war einfach fantastisch. Und ich habe es bei Soham im Satsang immer wieder erlebt, dass die Leute reihenweise einfach eingeschlafen sind. Sie haben Soham oft "Swami Valium" genannt früher, weil die Leute in seinem Satsang einfach alle eingeschlafen sind, und das liegt einfach daran, dass man so eine tiefe Entspannung erfährt. Man sitzt da im Satsang bei diesem Meister, und alle Probleme verschwinden, und man kann endlich entspannen. Und die Leute schlafen ein wie Babys.

Und das ist halt in der Meditation manchmal auch. Man kommt in diese Energie, die einen trägt, und man ist einfach nur glücklich, und dann entspannt man einfach immer mehr. Und ob du da wirklich schläfst oder ob du das erlebst, was man Meditation nennt, das kannst du nicht beurteilen.

Du weißt nur: irgendetwas stimmt hier nicht. Hier fehlen fünfzehn Minuten. Aber was du da gemacht hast, weißt du nicht wirklich. Also, es ist auf keinen Fall ein schlechtes Zeichen, im Gegenteil. Es ist ein wirklich gutes Zeichen.

Solange du aufrecht sitzt, ist es auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Swamiji empfiehlt auch, dass man im Sitzen, möglichst mit freiem Rücken, meditieren soll, und das ist einfach am besten, am angenehmsten. Im Liegen ist die Energie anders, da schläft man dann wirklich. Das würde ich nicht unbedingt empfehlen.

Und ich möchte noch etwas sagen, was Swamiji zum Meditieren sagt. Er sagt: "Egal wie du meditierst, meditiere irgendwie." Ich habe gerade gesagt, am besten ist es, wenn man mit aufrechtem Rücken meditiert, aber mach daraus kein Problem. Es gibt viele Leute, die können das einfach nicht, die Körper machen das nicht mit. Das spielt überhaupt keine Rolle. Meditiere einfach so, wie es für dich möglich ist. Mach auf keinen Fall aus diesen ganzen Kleinigkeiten drumherum irgendein Problem.

Solange du meditierst, ist es wunderbar. Swamiji sagt zum Beispiel auch, dass es am besten und am schönsten ist, wenn man ganz früh morgens meditiert, sofort nach dem Aufwachen. Es gibt Menschen, die kriegen das einfach nicht hin, und dann sagt Swamiji: "Egal. Und wenn du nachmittags um fünf oder abends um neun meditierst, Hauptsache du meditierst, das ist das Wichtigste. Der Rest sind alles Kleinigkeiten, alles unwichtig." Einschlafen? Unwichtig, Hauptsache, du meditierst.

Was brauchen Narzissten?

[Simone:] Mikael, jetzt gibt es eine Frage, die ich gerne vorlesen möchte.

[Dhyan Mikael:] Ja, sehr gerne.

[Simone:] Sandra fragt: "Was ist ein Narzisst aus den Augen der Unschuld? Was ist mit ihm passiert, dass er so lieblos geworden ist? Was brauchen Narzissten wirklich, damit sie heilen können?"

[Dhyan Mikael:] In den Augen der Unschuld gibt es keine Narzissten.

In den Augen der Unschuld gibt es überall kleine Kinder, voller Schmerz, die alle nichts für das können, was sie mit sich herumtragen, ausnahmslos.

Was ein Narzisst braucht? Menschen, die sich um sich selbst kümmern, das braucht ein Narzisst, denn dann wird er gezwungen oder sie gezwungen, sich um sich selbst zu kümmern, und dann ist alles gut.

Kümmere dich nicht um den Narzissten.

Kümmere du dich um dich selbst.

Jesus sagte einmal etwas ganz Interessantes. Er sagte: "Zieh nicht den Splitter aus dem Auge deines Nächsten. Entferne du den Balken aus deinem eigenen Auge." Und er sprach davon.

Es ist leicht, sich Gedanken über andere Menschen zu machen.

Die Unzulänglichkeiten, die Schwächen, die Wunden, die schlechten Sachen der anderen Menschen sind so offensichtlich, und bei Narzissten ganz besonders. Das sind echt arme Menschen, weil es so offensichtlich ist bei denen.

Aber unsere eigenen Balken wahrzunehmen und uns denen zuzuwenden, das hat es in sich. Und wenn du das tust, dann haben auch andere Menschen nicht die Möglichkeit, dich zu belästigen, zu behelligen oder zu manipulieren. Es gibt Menschen, die andere Leute sehr gut manipulieren, manche Narzissten gehören dazu. Das funktioniert aber nur, solange andere Menschen nicht bei sich sind. Wenn jemand in Frieden mit sich selbst ist, hat ein Narzisst keine Chance.

Also, ich erlebe jeden Tag Seiten an mir, wo ich denke: "Um Gottes Willen.

Das muss aber nicht sein." Aber ich bin halt so.

Und je mehr man sich selbst kennenlernt, je näher man sich selbst kommt, und deswegen sagte ich ganz zu Beginn meiner Antwort an dich, dass es für die Unschuld keine Narzissten gibt... Je näher du dir selbst kommst, desto beschäftigter bist du dort, und du schaust nicht mehr auf andere. Und wenn du auf andere schaust und da irgendetwas siehst, hast du nur noch Mitgefühl, weil alles, was du da draußen siehst, all das kennst du auch von dir. Du lebst es vielleicht nicht so aus.

Es ist vielleicht bei dir nicht so ausgeprägt, aber meistens nicht, weil wir besser sind, sondern einfach, weil wir uns nicht trauen oder weil wir halt irgendwie andere Hemmungen haben, sonst würden wir uns genauso verhalten wie die Leute, die wir so gerne verurteilen.

Und je mehr man beginnt, sich selbst zu lieben und sich selbst kennenzulernen und mit all diesen Verrücktheiten und seltsamen Eigenschaften, die man in sich entdeckt, Frieden zu schließen, desto weniger ist man bereit, andere Leute in irgendeiner Art und Weise zu beurteilen, weil man immer mehr ganz klar sehen kann: die sind alle wie ich. Die können auch genauso wenig dafür wie ich, genauso Produkt ihrer Umwelt, genauso hilflos wie ich, genauso unwissend wie ich. Und deswegen gibt es für die Unschuld solche Leute überhaupt nicht, nur Kinder, nur kleine Kinder.

Und natürlich sind wir im Alltag mit Menschen konfrontiert, die uns manchmal das Leben sehr schwer machen, aber auch da gilt, das Beste ist: kümmere du dich um dich. Sobald du dir die Frage stellst... gerade bei Narzissten ist das so, die sind da ganz gut drin. Die wollen, dass man sich die Frage stellt: was will denn der arme Kerl, was fehlt dem? Wie kann man dem helfen? Dann bist du ihm schon auf den Leim gegangen. Kümmere du dich um dich, das ist für alle Beteiligten das Allerbeste.

Und außerdem, weißt du... Es gibt Narzissten in dem Sinne gar nicht. Wir lieben es heutzutage, solche Labels zu verwenden, solche Bezeichnungen. Aber wir Menschen sind ganz komplexe, unglaublich vielschichtige Gebilde, und wir haben von allem irgendetwas.

Osho, der indische Mystiker, der in den Siebziger- und Achtzigerjahren sehr bekannt war, der sagte: "Ich bin Gott, und ich bin Teufel." Der kannte sich, der war sich ganz, ganz nah, und der kannte all diese Seiten von sich. Der hatte alles. Der wusste, dass das eine Illusion ist, dass wir bestimmte Menschen als böse und als gut bezeichnen oder als Narzisst oder depressiv oder so oder so.

Wir haben das alles irgendwie. Bei manchen Leuten ist es sichtbarer, bei manchen Menschen ist es unkontrollierter und deswegen kommt es an die Oberfläche. Bei anderen Menschen ist es genauso da, aber nicht so sichtbar. Die Unterschiede sind eigentlich alle nur gradueller Natur. Es gibt niemanden, der nicht narzisstisch ist, und es gibt auch niemanden, der nur narzisstisch ist.

Und deswegen kümmere ich mich am liebsten um den Balken in meinem Auge, und dadurch habe ich gelernt, alle anderen Menschen zu lieben, denn dann sind die Splitter in den Augen der anderen Peanuts. Das ist dann keine große Sache mehr.

Danke für die Frage.

[Simone:] Mikael, wir haben keine neue Frage, aber Schneewittchen sagt: "Du strahlst so eine Wärme aus, das tut so gut."

[Dhyan Mikael:] Das kommt daher, dass ich seit vierundzwanzig Jahren von meinem Meister lerne: "Kümmere dich um dich selbst. Sei dir selbst treu." Das ist das, was ich vorhin über Jesus erzählt habe. So kommt es. Dann lese ich jetzt noch eine Frage von meiner Seite vor.

Nicht willkommen sein

"Ich wohne vorübergehend, ohne vorher einen zeitlichen Rahmen festgelegt zu haben, wieder bei meinen Eltern im Haus. Zuerst waren sie damit einverstanden, doch inzwischen gab es einige Vorfälle, die mich haben spüren lassen, dass ich hier nicht wirklich willkommen bin. Jetzt hätte ich eine Wohnung in Aussicht, es fühlt sich allerdings nicht richtig und nicht stimmig an. Meine Eltern drängen mich und machen manipulativ Druck.

Für sie ist diese Wohnung genau die Richtige für mich. In ihrem Verhalten kann ich keine liebevolle Absicht wahrnehmen, eher so ein Wegschieben. Innerlich habe ich mich bereits gegen die Wohnung entschieden. Irgendwie findet sich keine passende Möglichkeit zum Wohnen für mich. Das ist frustrierend und stürzt mich in traurige Hoffnungslosigkeit. Hast du vielleicht einen Impuls für mich?"

Ja, danke. Ich liebe diese praktischen Fragen sehr.

Ich möchte zwei Sachen dazu sagen. Das eine ist: lass uns mal über das Offensichtliche sprechen. Es ist ganz offensichtlich, dass deine Eltern nicht wollen, dass du dort wohnst. Das kann man auch ganz wertfrei erst einmal so aussprechen. Es hat nichts damit zu tun, ob sie dich lieben oder nicht.

Okay. Und wenn man den Mut hat, das einfach mal anzuerkennen: "Okay, es ist offensichtlich, dass das hier nicht passt. Für ein paar Wochen oder vielleicht für ein paar Monate war es okay, und jetzt nicht mehr." Und wenn du das einmal anerkennst, einfach, weißt du, ohne die Story, ohne die Story: "Ah, ich bin die Tochter, und das sind meine Eltern, und die sollten mich doch lieben, und ich sollte doch hier willkommen sein."

Vielleicht stimmt es, vielleicht auch nicht, aber darüber brauchen wir nicht diskutieren. Lass uns einfach nur die Situation anschauen, wie sie ist, abgesehen von den Gefühlen, die da natürlich eine Rolle spielen, das verstehe ich. Okay. Es wird offensichtlich, dass das nicht mehr dein Platz ist, und wenn du das einmal weißt, dann kannst du dich auch entsprechend um dich kümmern.

Sobald du die Erwartung aufgibst, dass da, wo du jetzt bist, dass du da willkommen sein solltest, sobald du das tust und akzeptierst, wie es gerade wirklich ist, dann wirst du Klarheit bekommen, und erst dann wirst du auch etwas Neues finden. Im Moment stellst du dir selbst ein Bein. Du willst die Situation, wie sie ist, nicht wirklich sehen, weil es schmerzhaft ist; weil da emotionale Geschichten dranhängen; weil es eben nicht irgendwelche Leute sind, sondern weil es deine Eltern sind, und mit denen hast du viel erlebt, und da steckt ganz viel an Gefühl mit drin.

Und die ganzen Gefühle sind okay, die kannst du alle fühlen, wenn du Gelegenheit dazu hast, aber wenn es um die praktische Situation geht, sei einfach so brutal ehrlich zu dir selbst, wie du nur kannst. "Okay, ich war hier willkommen, aber jetzt bin ich es nicht mehr. Was kann ich tun?" Wenn du das einmal so klar siehst, dann hast du ganz andere Ideen.

Ich kann dir sagen, was ich in solch einer Situation machen würde, ich bin mir aber nicht sicher, ob dir das hilft. Das, was ich gerade eben anfangs gesagt habe, das ist das wirklich Wichtige.

Für mich ist es unerträglich, bei jemandem zu sein, wo ich spüre: es ist nicht gut für diesen Menschen, wenn ich dort bin. Ich muss dann weg. Es ist auch nicht gut für mich. Ich kann nur irgendwo sein, wo ich wirklich willkommen bin. Sobald ich spüre: "Ich bin hier nicht mehr willkommen", ganz gleich, was ich darüber denke, ganz gleich, ob ich denke: "Ja, aber ich sollte doch willkommen sein"... Aber das spielt alles keine Rolle. Sobald ich merke, ich bin hier nicht willkommen, dann muss ich weg.

Ich werde sonst krank, ich werde sonst verrückt. Das ist für niemanden gut. So bin ich. Und wenn man das einmal so klar spürt, dann findet sich irgendetwas, denn dann sucht man keine dauerhafte Bleibe, die einem sozusagen richtig taugt, eine Traumwohnung sozusagen, sondern dann kommt es einfach mal drauf an: "Ich muss hier raus, und dann sehe ich weiter." Vielleicht zieht man einfach weiter zu einem Freund oder einer Freundin; andere Eltern hast du ja nicht.

Aber vielleicht findet sich ja irgendetwas anderes. Aber sobald man merkt, was jetzt gerade im Moment akut die Herausforderung ist, dann findet sich auch der nächste Schritt leichter. Bei dir geht es im Moment offensichtlich nicht darum, eine neue, perfekte, dauerhafte Bleibe zu finden. Das wird sich schon finden irgendwie, aber eher so dieses: "Ich kann hier nicht bleiben. Irgendetwas muss geschehen."

Irgendwie erinnert mich das an etwas, was ich selber einmal erlebt habe in meinem Leben. Ich habe es nicht mit der Wohnung erlebt, sondern mit einem Job, aber damals habe ich einen Rat gelesen von einem Heiligen... ich weiß gar nicht mehr, wer das war, und später hat Soham genau das Gleiche im Satsang gesagt, ich erinnere mich jetzt gerade daran. Er sagte: "Du musst erst das Alte aufgeben, bevor das Neue kommt."

Aber wir wollen immer das Neue schon fest und sicher in der Hand haben, bevor wir das Alte loslassen, und so passiert es im Leben aber meistens nicht. Bei mir war es damals mit einem Job. Ich hatte einen todsicheren Job, den hätte ich für den Rest meines Lebens machen können, unkündbar, aber ich konnte ihn nicht mehr machen. Ich musste raus. Ich wäre da gestorben. Und ich musste erst alles aufgeben, alles.

Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun soll. Ich wusste überhaupt nicht, wohin. Ich wusste nicht, von welchem Geld ich leben sollte. Ich wusste nichts. Ich musste das aufgeben, und nachdem ich das aufgegeben hatte und nackt dastand... ich hatte nichts, im Gegenteil: ich musste sogar einen Haufen Geld zahlen, dass ich da überhaupt herausdurfte. Ich hatte nichts.

Zwei Wochen später hatte ich den Traumjob meines Lebens, den ich dann zwanzig Jahre lang mit so einer Freude gemacht habe. Das hätte ich mir nie vorstellen können. Ich hätte es mir nie vorstellen können. Ich musste erst das Alte gehen lassen und dann, aus dem Nichts, kam ein ganz neues Leben. Also, mein Rat an dich ist: mach es wirklich Schritt für Schritt. Schau: "Okay, was ist jetzt ganz konkret jetzt dran? Ist es jetzt dran, mit viel Geduld und Abwägen eine wirklich schöne Wohnung für mich zu finden, oder bin ich grad auf der Flucht?"

Was da richtig ist, musst du selbst erfühlen, das kann ich für dich nicht tun. Ich kann dir nur so ein bisserl erzählen, was ich so erlebt habe im Leben.

Aber trenne in deiner Situation, in der du dich jetzt befindest, die Story, die Gefühle, dieses "ah, aber meine Eltern sollten doch", oder dieses verletzt sein und dieses sich abgewiesen fühlen... Das sind alles Gefühle, die nichts mit der konkreten Situation zu tun haben. Die werden nur für dich in dieser Situation so schmerzhaft spürbar, aber die sind alt, die sind nicht heute entstanden, und die kannst du auch morgen noch spüren oder in zwei Jahren.

Schau ganz nackt: "Will ich hierbleiben? Fühle ich mich hier wohl? Ist es gut für mich? Kann ich hier atmen?" Und dann entscheide.

Danke für deine Frage. Danke, danke.

[Simone:] Mikael, wir haben keine Frage mehr im Chat. Hast du vielleicht noch eine kurze Frage zum Abschluss? Es ist 21:36 Uhr.

[Dhyan Mikael:] Ja, wir haben noch drei Minuten, mal schauen, ob ich eine Frage finde... Ich verratsche mich ja immer dermaßen...

Umgang mit Erinnerungen

Ich habe noch eine ganz kurze Frage. Ich möchte die jetzt nicht vorlesen, das dauert zu lange, aber es geht hier um den Tod. Wir hatten ja vor einigen Satsangs einmal zwei Menschen, der eine Mensch, eine Frau, hat berichtet vom Tod ihres Partners. Eine andere Frau hat berichtet vom Tod ihres Hundes, und die hat mir jetzt hier erneut geschrieben und hat gesagt... wie sagt sie das? "Du sagst, dass man nicht in die Erinnerung gehen soll, aber das lässt sich doch gar nicht vermeiden.

Bei mir kommen ungefragt Erinnerungen. Aber wahrscheinlich meinst du, man soll nicht in ihnen kramen." Es ist natürlich ganz normal, wenn etwas emotional Aufrüttelndes wie der Tod geschieht, auch der Tod von einem geliebten Tier, das einen jahrelang begleitet hat, dass da ständig Erinnerungen kommen, und es erfordert eine unglaubliche Disziplin, dem nicht nachzugeben. Es führt nämlich zu nichts.

Und wenn du hartnäckig dranbleibst, dich von den Erinnerungen abzuwenden, hin zurück in den Moment zu kommen... und wenn du dich dafür kneifen musst und dann deine Hand fühlst, in die du jetzt gerade kneifst... oder wie du auf dem Stuhl sitzt, oder deinen Atem... dann wirst du merken: ja, du hast Gefühle in dir, die kannst du spüren. Du fühlst Traurigkeit, vielleicht so eine Leere in dir drin. Aber das Leiden, das steckt in den Erinnerungen. Die Gefühle sind einfach nur menschliche Gefühle, eigentlich allesamt voller Liebe.

Aber wenn wir in die Erinnerungen gehen, dann gehen wir weg von hier. Wir gehen weg von uns selbst, als würden wir davonfliegen, und dann leiden wir. Und manchmal hat man das Gefühl, wenn man die Erinnerungen nicht anschaut, wenn man sich von denen abwendet, als würde man sich von dem Geliebten oder dem geliebten Tier, dem geliebten Partner abwenden, aber das stimmt nicht.

Das ist der Verstand, der sich da verkleidet. Du wirst eine ganz andere, reine, kristallklare und vor allen Dingen leidensfreie Liebe spüren, wenn du eine Weile lang diese Erinnerungen hartnäckig ignorierst, einfach nur hier bist, ganz still. Da spürst du eine Verbindung, die nichts mit Bildern, nichts mit Erinnerungen zu tun hat, eine lebendige Verbindung voller Liebe.

Na, wie habe ich das hingekriegt? Auf diese Sekunde. Ich muss echt aufpassen, dass ich nicht überziehe. Ich rede so gern über diese schönen Fragen. Vielen Dank für diesen wunderschönen Abend. Ich danke dir, dass du da bist. Danke für die Fragen. Ich bin so dankbar, dass ich das hier machen darf. Und danke an Devasetu und Jetzt-TV, dass sie uns das hier so wunderbar ermöglichen. Und danke, Simone, für dein wunderschönes Vorlesen. Guten Abend. Gute Nacht.