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Werde größer als Deine Probleme

Unbeschwert leben dank Samarpan-Meditation.

Über dieses Video:

Neulich, als Swamiji einen Diskurs am Ort der Meditation gab, hatten die Kinder Gelegenheit, ihn danach zu treffen und ihm Fragen zu stellen. Meine Jüngste erzählte danach, wie sie ihn fragte: "Wie ist es, heilig zu sein?", und seine Antwort war: "Leicht. Sehr leicht und entspannt."

Die meisten Menschen fühlen sich jedoch ganz anders. Die Inspiration für dieses Video waren zwei Briefe an mich, in denen es einerseits um ernste Krankheiten geht, die Existenzangst und Angst vor dem Tod auslösen, und andererseits um eine Familie, die leidet, weil eines der erwachsenen Kinder ohne Erklärung den Kontakt abbricht. Diese Berichte berühren mich sehr, denn sie spiegeln das Dilemma der Menschheit wider: wir fühlen uns den Lebensumständen ausgeliefert, und wir können uns nicht vorstellen, wie sich das ändern ließe: wie man leicht und unbeschwert lebt, so wie ein Guru, und glücklich ist.

Die Antwort der Gurus für alle diese Problem des Lebens ist immer dieselbe: "meditiere!" Lange habe ich nicht verstanden, wie das wahr sein könnte. Wie sollte ein und dieselbe Methode so viele verschiedene Probleme lösen?

Die Art und Weise, wie Meditation wirklich "wirkt", kann sich der normale Mensch nicht vorstellen. Erst jetzt verstehe ich es ein wenig und erlebe selbst, was da wirklich passiert. Genau darum geht es in diesem Video: ich berichte, wie Meditation wirklich jedes Problem im Leben zum Verschwinden bringt, indem sie das, was du wirklich bist, so sehr wachsen lässt, dass alle deine Probleme und die Angst vor dem Tod des Körpers einfach verschwinden. Swamiji sagt: die Meditation macht deine Seele zu deinem Guru. Ja, es stimmt. Dann erlebst auch du das Leben als leicht und entspannt, ganz gleich was geschieht.

Vollständiger Text zum Mitlesen:

Guten Morgen.

Heute Morgen, in diesem Video, möchte ich einige Fragen beantworten, die mich per E-Mail erreicht haben. Ich möchte die erste Frage vorlesen. Die Frage ist von Elke: "Ich mache eine schwere Zeit durch. Ende November letzten Jahres wurde ich ernsthaft krank. Seitdem bin ich krank. Ich kann weder arbeiten noch zum Ort der Meditation fahren. Ich fühle viel Wut. Soham sagt, dass Swamiji sich um unsere Gesundheit kümmern würde. Das ist schwer für mich zu erkennen. In Indien wurde schon oft für mich gebetet, ohne Resultat. Ich muss aber sagen, dass ich, nachdem ich schon viel Zeit und Geld für Heilpraktiker investiert hatte, nun endlich zu jemandem geführt wurde, der mir helfen zu können scheint. Ich spüre nach zwei Monaten Behandlung eine kleine Verbesserung. Ich spüre auch, dass ich geführt werde. Aber die Genesung dauert so lange. Ich bin selbstständig und ich mache Verluste, und das macht mir Angst. Und ich beneide alle, denen es gut geht. Warum ich dir das schreibe? Ich weiß nicht genau. Mein Vertrauen in Swamiji hat etwas abgenommen. Zeitweise war ich nicht mehr in der Lage, zu meditieren. Jetzt bin ich wieder regelmäßig dabei. Mein Mann meditiert einmal pro Woche zusammen mit mir. Gerade höre ich dein Video zum Thema Manifestieren. Es tut mir gut, dass du mich an die Dankbarkeit erinnerst. Das Kranksein hat mich gelehrt, dass ich auch geliebt werde, wenn ich mich schwach zeige. Jetzt kann ich aber noch nicht sehen, warum das so sein muss. Wahrscheinlich ist es das Karma aus einem vorherigen Leben."

Danke für diesen wunderschönen Brief. Was Elke schreibt, steht für die Erfahrung von so vielen Menschen. Wir hören immer, wie wunderbar das Leben ist, wenn man sich Gott zuwendet oder wenn man meditiert. Und dann erlebt man so etwas. Ich kenne Elke schon seit vielen vielen Jahren. Sie ist schon seit vielen vielen Jahren mit Soham zusammen und mit Swamiji, und dann so etwas. Und wir verstehen es einfach nicht. Wir glauben: das kann ja wohl nicht sein, irgendwas läuft hier schief! Irgendwas an der ganzen Sache muss faul sein.

Am Schluss schreibst du, Elke: du erlebst, dass du auch geliebt wirst, wenn du schwach bist. Liebst du dich selbst, wenn du schwach bist? Liebst du dich, wenn du unfähig bist? Liebst du dich selbst, wenn du nicht arbeiten kannst? Liebst du dich selbst, wenn du so krank bist? Ob andere dich lieben, das ist völlig irrelevant. Aber liebst du all das? Aber das nur am Rande, es ist mir nur aufgefallen, jetzt am Schluss. Aber es geht irgendwie alles damit los: liebe ich mich so wie ich bin? Liebe ich diesen Körper, so wie er ist? Liebe ich mein Leben, so wie es ist?

Die Schwierigkeiten mit solch einem Leben entstehen dadurch, dass wir bestimmte Vorstellungen darüber haben, wie die ganze Sache sein sollte und auch, wie sie sein wird, wenn ich alles richtig mache. Wir hören diese Geschichten, wie Menschen ihr Leben erleben, wenn sie an Gott glauben oder wenn sie meditieren, und dann werden wir krank und wir denken: "das kann ja wohl nicht sein!" Aber die ganze Sache funktioniert anders, als wir uns das vorstellen. Wir haben überhaupt keine Ahnung davon, wie das Ganze funktioniert, und ich möchte eine Geschichte erzählen, die Swamiji neulich geschrieben hat. Er berichtet von einem Samenkorn.

Der Same eines großen Baumes, der Same selber... der Baum, von dem der Same kommt, ist riesengroß, ein mächtiger großer kräftiger Baum, der bis in den Himmel ragt. Aber der Same dieses Baumes ist ganz klein, und wie alle Samen fällt auf die Erde nieder. Und dieser Same fand sich eingezwängt zwischen großen Steinen, konnte kein Licht sehen, fühlte nur die Last dieser Steine auf ihm drauf und um ihn herum. Und er sagte: "Wie soll ich hier nur wachsen? Wie soll ich nur diese Steine entfernen? Ich kann das nicht, ich bin zu schwach. Ich müsste die Steine wegmachen, aber ich kann es nicht." Und er fragte dann irgendwann den großen Baum: "Wie geht das? Was soll ich tun? Wie kann ich diese Steine wegmachen? Ich kann kein Licht sehen."

Dann sagte dieser große Baum zu dem Samen: "Vertraue einfach. Vertraue und fang einfach an zu wachsen." Und so vertraut dieser Same, der von diesem Baum diese Botschaft bekommen hat, und dem er irgendwie vertraut, obwohl sich überhaupt nicht vorstellen kann, wie das alles gehen soll. Und so fängt er in diesem ganz kleinen Raum, den er da hat, so ein bisschen an zu wachsen. Er wächst weiter, und diese Pflanze, die da entsteht, schlängelt sich irgendwie so ein bisschen zwischen diesen großen Steinen durch. Und dann wird diese Pflanze immer größer, immer größer, und während die Pflanze größer wird, drückt sie allmählich diese Steine beiseite. Und aus der Pflanze wird ein kleiner Baum, und ein großer, und ein riesiger Baum am Schluss. Die Steine sehen winzig klein aus im Vergleich zu dem Baum. Die Steine liegen immer noch da, es hat sich nichts verändert. Aber der Baum ist riesengroß geworden.

Und Swamiji sagt: so ist es mit dieser Meditation. Es ist nicht so, dass die Meditation unser Leben verändert. Die Meditation verändert dich. Sie lässt dich wachsen, unendlich wachsen. Normalerweise fühlen wir uns als Opfer des Lebens. Normalerweise fühlen wir als Menschen uns vollkommen abhängig von den Umständen, in denen wir leben, und das beschreibt Elke. Und es steht ja nur stellvertretend für viele viele Geschichten, die die Menschen erzählen. Der eine wird krank, die andere wird arbeitslos, es gibt unendlich viele große Steine, die auf uns liegen, wenn wir ein Same sind. Und dann fangen die Menschen an zu beten, oder die Menschen fangen an zu meditieren, was eigentlich das Gleiche ist, und da wir es nicht besser wissen, weil wir uns auch überhaupt nichts anderes vorstellen können, erwarten wir, dass sich unser Leben ändert. Aber in Wirklichkeit werden wir selbst verändert. Aus diesem kleinen Menschen, der sich so abhängig fühlt von den Umständen des Lebens, aus diesem Menschen wird allmählich ein riesengroßer Mensch, innerlich.

Swamiji sagt: all diese Schwierigkeiten gehören zum Leben, aber wir verändern uns. Die Steine, die Steine bleiben wie sie sind. Die Steine bleiben so groß wie sie sind und so schwer wie sie sind. Aber wir, wir sind am Anfang ein winzig kleines Samenkorn. Wir fühlen uns völlig dem Leben ausgeliefert. Wir fühlen uns diesen Steinen vollkommen ausgeliefert. Und wir wissen überhaupt nicht, wie das alles gehen soll. Und dann fangen wir an zu meditieren. Und ohne, dass wir das merken, beginnen wir zu wachsen. Wir wachsen. Wir werden immer größer. Die Schwierigkeiten im Leben, die bleiben gleich, oder auch nicht, das Leben verändert sich. Ich will nicht sagen, dass es immer so bleibt, aber wir beginnen zu wachsen. Wir werden immer größer. Wir werden mit den Jahren immer größer und immer noch größer.

Das Leben bleibt gleich. Die Schwierigkeiten sind immer noch im Leben. Das Leben ist, wie es ist. Aber wir werden immer größer. Wir werden immer fähiger. Irgendwann bemerken wir all diese Schwierigkeiten gar nicht mehr. Ich sagte einmal in einem Leben, sorry, in einem Video, dass wir irgendwann gar nicht mehr bemerken, was uns früher so geplagt hat, weil wir das gar nicht mehr wahrnehmen. Wir nehmen es gar nicht mehr wahr. Es ist immer noch da. All die Sachen, die uns früher geplagt haben, sind noch da. Die Mitmenschen sind noch genauso unmöglich, wie sie früher waren. Die Arbeit hat sich nicht geändert, ist immer noch genauso seltsam und schwierig wie sie immer war. Das Leben ist immer noch genauso unvorhersehbar, wie es nun mal ist.

Aber wir haben uns verändert. Und deswegen nehmen wir das Leben anders wahr. Für uns ist das Leben plötzlich problemlos geworden. Das Hin und Her des Lebens, die Unwägbarkeiten, die Überraschungen, die Katastrophen, die.... wir nehmen die gar nicht mehr wahr, weil wir so groß geworden sind; weil wir so unabhängig geworden sind, so kräftig in uns selbst drin.

Aber das ist etwas, was wir selbst anfangs überhaupt nicht wahrnehmen können. Wir glauben... Es ist so: wir beginnen mit dem Meditieren oder dem Beten, wie auch immer dein Weg aussieht, und wir glauben, das führe dazu, dass das Leben sich ändern wird. Und deswegen schauen wir darauf, sozusagen, um zu prüfen, ob all das wirklich funktioniert. Und was wir sehen ist: da ändert sich gar nichts. Aber irgendetwas ändert sich in uns, und irgendwann, irgendwann beginnen wir das wahrzunehmen. Irgendwann merken wir: ja, wir werden geführt. Da ist irgendeine Kraft in mir... da draußen ist immer noch alles genauso schwierig wie immer, aber irgendwie ist da eine Kraft in mir, die führt mich. Ich kenne sie nicht, ich weiß nicht, wie sie heißt, aber da ist etwas. Und irgendwie fühlt sich das gut an. Und das wird immer mehr. Wir werden immer kräftiger.

Swamiji hat einmal eine andere Geschichte erzählt, die mir sehr gefällt. Es ist ein Rätsel. Er sagt: "nimm ein Blatt Papier und male darauf einen Strich." Und er sagt: "mache diesen Strich jetzt kleiner, ohne den Strich zu verändern." Das könnte ein Zen-Koan sein. Und die Lösung ist einfach. Er sagt: "du malst neben diesen Strich einen zweiten Strich, einen Strich, der viel viel länger ist. Und im Vergleich zu diesem neuen längeren Strich ist der alte kleine Strich jetzt wirklich klein. Und so erklärt er Meditation. Er sagt: dieser Körper mit all seinen Problemen, und das Leben gehört zum Körper, die Umstände, die Welt... das ist dieser erste Strich. Und wir können diesen Strich nicht kleiner machen. Wir können das, was wir als Schwierigkeiten im Leben empfinden, nicht kleiner machen. Wir können die Welt und das Leben nicht verändern.

Aber das, was wir wirklich sind: unser Bewusstsein, die Seele in uns drin, die wir in Wirklichkeit sind, die ist am Anfang winzig klein, weil wir nichts von ihr wissen, weil wir sie nie genährt haben, weil wir sie nie haben wachsen lassen. Und dann fangen wir an zu meditieren. Und durch das Meditieren wird dieser zweite Strich immer immer größer, immer länger. Und irgendwann ist der erste Strich, der uns früher so geängstigt hat, winzig klein, weil dieser zweite Strich einfach immer größer geworden ist. Und das ist die Art und Weise, wie wir das Leben verändern können.

Das Leben selbst können wir nicht verändern, aber wir können uns selbst wachsen lassen. Es ist meine Erfahrung, dass... Es geschehen zweierlei Dinge, wenn man einige Zeit meditiert hat. Das eine ist, dass man wirklich selbst immer größer wird, immer kräftiger, und das passiert auf eine so langsame, natürliche, homogene Art und Weise, dass man es eigentlich gar nicht wahrnimmt. Man merkt gar nicht, wie das Leben sich scheinbar verändert, weil man immer kräftiger wird, ohne es zu merken. Und das zweite, was geschieht, ist, dass das Leben selbst sich doch auch in manchen Aspekten verändert.

Aber ich kann diese beiden Dinge, die da geschehen, nicht unterscheiden. Ich kann gar nicht sagen: ist mein Leben jetzt so schön geworden, weil mich all diese Probleme, die ich früher wahrgenommen habe, einfach nicht mehr jucken? Die interessieren mich nicht mehr, weil ich da drüber stehe; weil ich so groß und kräftig geworden bin. Oder sind die Probleme wirklich verschwunden? Aber es spielt gar keine Rolle. Ich erlebe das Leben zunehmend als einfach, vollkommen problemfrei.

Natürlich hat das Leben Herausforderungen. Natürlich hat das Leben das, was wir Probleme nennen. Es gehört dazu. Aber ich empfinde es nicht mehr so. Es wird für mich als groß gewachsener Baum völlig egal, ob da Felsbrocken oder Steine herumliegen, oder ob der Wind gerade kräftig bläst oder nicht. Und das ist der Weg. Und das ist auch der Grund, warum Menschen, die einen Heiligen zum Beispiel von außen betrachten, gar nicht verstehen, wovon der spricht. Der erzählt von diesem wunderbaren Leben, und normale Leute betrachten diesen Menschen und dessen Lebensumstände, und sie können nichts Besonderes daran erkennen. Der lebt in der gleichen Welt wie sie, der lebt oft in noch viel schwierigeren und ärmlicheren Umständen als sie selbst, und der ist einfach nur vollkommen glücklich, jauchzt und dankt Gott jeden Tag für dieses wunderbare, wunderschöne Leben. Und was diese Mitmenschen nicht erkennen können, ist dieser große Baum in diesem Menschen. Sie können von außen nicht erkennen, wie groß die Seele dieses Menschen geworden ist; wie groß er geworden ist, wie kräftig. Sie können es nicht sehen.

Man kann es nur wahrnehmen. Wenn man in die Nähe von solchen Menschen kommt, dann überkommt einen diese Ruhe und das Vertrauen, das dieser Mensch in sich trägt. Und das ist auch der Grund, warum ein Guru sagt... die Menschen kommen mit ihren Problemen zu ihm, mit den verschiedensten Problemen, und die Antwort des Gurus ist immer die gleiche: meditiere; oder vertraue; gib Dich hin. Und die Leute fragen sich: wie kann das sein? Der sagt immer das gleiche. Der macht es sich aber einfach! Aber der Guru kennt das Geheimnis des Lebens. Der Guru hilft den Menschen, dass aus ihrem kleinen Samenkorn, das in den Menschen ruht, ein Samenkorn, das noch nicht gesprießt hat, das noch nicht gekeimt hat... er sagt: "Okay, gießt euer Samenkorn, bringt es zum Keimen“, und dann wächst es und wächst und wächst, immer mehr, immer weiter, es wird immer größer.

In dem Maße, wie ihr endlich wachst und größer werdet, in dem Maße könnt ihr über das, was euch heute plagt, nur lachen. Man kann gar nicht mehr darüber lachen, weil man es gar nicht mehr wahrnimmt. Nur manchmal wundert man sich noch. Ja, so ist das mit dem Meditieren. Und wenn du meditierst, dann heißt das: du wendest dich nach innen, und es ist im Prinzip ein Beschluss. Du beschließt: „Okay, bisher habe ich geglaubt, alles im Außen ist so wichtig; meine Gesundheit ist so wichtig, dass ich Geld verdiene ist wichtig; dass ich materielle Sicherheit habe ist so wichtig; aber ich fange jetzt einmal mit dem Meditieren an. Ich richte jetzt meine Aufmerksamkeit auf das Innere. Ich nehme jetzt mein Inneres wichtig. Ich weiß zwar nicht, wieso. Ich weiß nicht, wo es hinführen soll. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass das irgendetwas nützt. Aber der Swamiji sagt das, oder der Mikael sagt das, und ich fühle, da ist etwas dran. Ich nehme das jetzt einmal wichtig. Ich schaue jetzt nach innen.“

Und dann meditierst du. Und das Einzige, was du dann brauchst, ist Geduld. Und dieses "das Außen nicht mehr so wichtig nehmen", die Fähigkeit, die wird dann ganz ganz allmählich größer. Und dann kann es sein, dass du gesund wirst. Es kann sein, dass der Körper gesundet. Das ist meine Erfahrung. Dieser Körper wird immer noch krank, mit den lustigsten Geschichten, aber er wird auch wieder gesund, und es ist alles keine große Sache. Ich weiß nicht... es ist keine große Sache für mich. Entweder wirst du gesund, oder die Umstände sind keine große Sache mehr für dich. Du bist einfach glücklich.

Wir haben so diese... wir haben wirklich diese Vorstellung, und die lässt uns leiden... wir haben diese Vorstellung, so ein Guru, so ein Meister, so ein Heiliger, so ein Jesus, der ist dann kerngesund. Der hat einen Körper, der ist einfach vorbildlich gesund. Das stimmt überhaupt nicht. Wir wissen nicht, ob Jesus krank war oder nicht, aber es gibt Geschichten von vielen Heiligen, die körperlich alle möglichen Sachen hatten. Und wir glauben, so ein Heiliger, der hat ein fantastisches Leben, da flutscht alles, da gibt's keine Probleme. Und das stimmt natürlich überhaupt nicht.

Viele dieser Gurus von denen man hört, aus dem Himalaya oder aus Indien, die haben haarsträubende Lebensumstände. Die haben nichts. Die sitzen in irgendeiner Höhle. Die haben nichts. Die sind bettelarm. Manche von denen lebten in völlig heruntergekommenen Umständen, aber sie sind total glücklich, und die hatten überhaupt gar kein Problem. Nur die Menschen von außen, die kleinen Samenkörner, die sich vor jedem Stein fürchten, die denken: um Gottes Willen, der arme Kerl! Aber der war nicht arm. Der hatte kein Problem. Der war riesengroß. Und Jesus lebt es uns auch vor. In seinem Leben gab es wirklich einige sehr dramatische Umstände. Der wurde sogar gekreuzigt, ans Kreuz geschlagen. Und wir verstehen es nicht.

Wir Christen haben nie verstanden, was die eigentliche Botschaft des Lebens von Jesus ist. Der sagt: mit deinem Gottesvertrauen, wenn du meditierst, wenn du dich nach innen wendest, dann wächst du und wirst riesengroß. Die Seele in dir, dieser Same in dir, wird immer größer, und das Leben ist keine Last mehr. Das Leben ist immer noch so wie vorher, aber es ist für dich keine Last mehr. Und Jesus geschah dann das Schlimmste, was einem Menschen in der damaligen Zeit geschehen konnte, und durch seine Größe durchlebte er das unbeschadet. Und das ist die Botschaft. Es ist: "schaut her, wenn ihr so groß und stark werdet wie ich, dann seid ihr unabhängig vom Leben. Das Leben wird einfach schön, trotz der Felsbrocken, trotz der Steine, die ihr im Moment überall um euch herum seht." Das Einzige, was man dafür braucht, ist Vertrauen und Geduld.

Das Vertrauen fällt uns oft schwer, wegen unserer Missverständnisse. Wir verstehen einfach nicht, wovon ein Swamiji oder ein Jesus spricht. Unser Prüfstein sind unsere Lebensumstände. Wir schauen nicht darauf: wie geht es mir innerlich? Wie habe ich mich innen drin verändert? Keime ich schon? Bin ich schon ein kleines bisschen gewachsen? Nein, wir schauen überhaupt nicht in diese Richtung. Wir schauen nur nach außen. Wir schauen: ja, ich habe immer noch so wenig Geld wie früher, oder ich bin immer noch krank, oder schon wieder. Schau nach innen, und schau mal nach, was sich da tut; ob es da schon keimt; ob da schon ein kleines bisschen Vertrauen wächst. Ich spüre genau... ich spüre dich gerade ganz genau... ich kann spüren, was da schon gewachsen ist. Schau darauf.

Und je mehr du nach innen schaust, je mehr du deine Aufmerksamkeit weg von den äußeren Umständen abwendest hin nach innen, desto einfacher kann dieser Keim wachsen. Das heißt nicht, dass man sich nicht um das Leben kümmert. Natürlich tust du alles, was praktisch gesehen notwendig ist. Aber die Aufmerksamkeit nicht nach außen, sondern nach innen wenden heißt: das, was mir wichtig ist, das wovon ich glaube, dass ich es wirklich brauche, das ist innen.

Das außen mag sein wie es ist. Aber es ist, als wäre deine Aufmerksamkeit ein Dünger, und wenn du ihn auf deine Sorgen und Probleme richtest, dann werden die größer in deinem Bewusstsein. Aber wenn du dich nach innen richtest, dann düngt dieses Bewusstsein diesen Keim in dir, und er wird ganz allmählich immer immer größer. Und ich kann den Keim in dir spüren.

Ich möchte noch etwas zum Beten sagen. Im Beten ist es genauso. Wir glauben, das Beten funktioniert nicht, weil wir bestimmte Vorstellungen darüber haben, was es bedeutet, wenn Beten funktioniert. Wir beten zu Gott, oder wir lassen zu Gott beten... was Elke da erwähnt, ist das Meditationszentrum in Indien. Es gibt von Swamiji aufgebaut ein Gebetszentrum, und dort kann man sich hinwenden und man kann für andere beten lassen. Und die Sache mit dem Beten ist so: wirklich funktionieren tut's nur, wenn man für andere betet, wenn man die eigene Energie den anderen schenkt. Für sich selbst beten funktioniert eigentlich nicht, weil dann jegliches Gebet, das wir äußern, eigentlich nur ein Ausdruck unseres Misstrauens ist, sonst würden wir ja nicht beten.

Aber wie dem auch sei. Wenn wir beten, oder beten lassen für uns... Swamiji sagt das so: du betest einmal, oder du lässt einmal für dich beten, wenn du im Gebetszentrum in Indien eine Bitte für ein Gebet einreichst, und dann wisse, dass dein Gebet erhört wird. Wie es erhört wird, was es bedeutet, das weißt du nicht. Du kannst gar nicht wissen, ob es funktioniert.

Das ist meine Erfahrung in meinem Leben. Du bist krank, und du betest, einen Monat für später stellst du fest: "Ich bin immer noch krank. Dieses doofe Gebet hat gar nicht funktioniert. Was Swamiji da sagt, stimmt gar nicht." In der Zwischenzeit hast du einen Arzt gefunden, der dir helfen kann. In der Zwischenzeit merkst du, dass du innerlich geführt wirst. Du spürst: irgendwas in mir wächst. Das Leben ist beschissen; alles läuft verkehrt; alles, was Swamiji sagt, stimmt nicht; alles, was Mikael sagt, ist Unsinn. Aber trotzdem spüre ich in mir, wie da irgendetwas wächst. Irgendeine Art von Vertrauen ist da, obwohl alles schiefläuft. Das ist, wie Gott funktioniert. Das ist, wie Gebete erhört werden, oft auf Wegen, die wir gar nicht sehen können; erst viel später, viel später im Rückblick, da sehen wir dann: "So hat Gott das gemacht. So war das! Interessant."

Aber wenn wir in der Misere stecken, in der Situation, die für uns einfach nur zum Verzweifeln ist, dann können wir das alles nicht erkennen. Und deswegen fällt uns das Vertrauen so so schwer; weil wir immer nach außen schauen und checken: "Hat sich das, was ich nicht mag, verändert? Ist das, was ich weghaben will, jetzt schon weg? Nein? Dann funktioniert's nicht." Und ich möchte jetzt noch einmal auf die Eingangsgeschichte zurückkommen, dieses Samenkorn mit den Steinen. Das Samenkorn fühlt sich von den Steinen begraben und erdrückt, und die Steine verändern sich nicht. Aber später nimmt der Baum diese Steine überhaupt nicht mehr wahr.

Akzeptiere dein Leben wie es ist, so radikal wie du nur kannst, als hättest du dein Leben dir genauso gewünscht, mit all den Schwierigkeiten. Und das macht es dir leichter, dich nach innen zu wenden, und deine Aufmerksamkeit... das befreit sozusagen deine Aufmerksamkeit; die klebt dann nicht mehr so sehr am Außen. Und dann fällt es dir leichter, nach innen zu gehen. Es fällt dir leichter, zu meditieren. Und da passiert das, was wirklich passieren muss.

Ich habe es in meinem Leben sehr sehr leicht, obwohl ich schon sehr interessante Umstände in meinem Leben erlebt habe, immer wieder. Aber irgendwie habe ich ein Geschenk bekommen in diesem Leben. Es ist das Geschenk der Akzeptanz. Ich weiß nicht, warum ich das verdient habe, dieses Geschenk, aber... Manchmal denke ich, ich weiß nicht, wie ich das alles machen soll. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll. Aber es ist so wie es ist. Und wenn ich verhungere, und wenn ich nichts mehr habe, wenn ich kein Geld mehr habe, wenn ich nichts mehr essen kann, dann verhungere ich eben. Dann sterbe ich eben. Ich bin bereit zu sterben. Das ist die ultimative Konsequenz von all diesen scheinbaren Problemen im Leben. "Okay, dann sterbe ich." Und irgendwie war ich dazu immer wieder bereit.

Natürlich bin ich dem Sterben nie auch nur nahegekommen, aber innerlich fühlt es sich ja so an, diese Existenzangst. Mein Meister Soham hat mit Menschen, die sich in solch einer Lage befinden, oft folgende Übung gemacht. Er hat gesagt: "Okay, du hast Angst, dass dir das Geld ausgeht. Du hast Angst, dass du nicht mehr arbeiten kannst. Denk' das doch jetzt einmal zu Ende: wo führt das hin?" "Ja, dann kann ich mir nichts mehr zu essen kaufen. Ja, dann verhungere ich, dann sterbe ich." "Bist du bereit zu sterben?" "Ja. Ja, ich bin bereit zu sterben." Ja dann... dann gibt's kein Problem. Und ich hatte diese Bereitschaft, zu sterben, in mir. Ich weiß nicht, wo die herkommt, keine Ahnung. Aber immer, wenn ich in meinem Leben Situationen hatte, denen ich mich ausgeliefert fühlte, denen ich mich nicht gewachsen fühlte, da kam dann irgendwie diese Bereitschaft zu sterben mir zu Hilfe, dieses: okay, wenn es zum Äußersten kommt, dann heißt es: ich werde sterben. Ja, ich bin bereit, ja.

Das war für mich immer etwas ganz Magisches, diese Momente. Und dann ist es plötzlich leicht, nach innen zu gehen. Und da gibt es natürlich eh kein Sterben. Weißt du, Elke, das, was du wirklich bist, dieses Samenkorn... Swamiji nennt es die Seele... das ist natürlich von all diesen Dingen unberührt, aber das hilft uns Menschen nichts, das zu hören, während wir uns noch für ein kleines hilfloses Samenkorn halten. Meditiere, und deine Wahrnehmung des Lebens, deine Wahrnehmung von dir selbst wird sich verändern. Das Einzige, was du brauchst, ist Geduld.

Und die Worte nützen natürlich nicht wirklich etwas, ich weiß schon. Aber vielleicht, vielleicht kannst du ein ganz ganz kleines bisschen mein Vertrauen ins Leben spüren. Das war das Wunder, was die Menschen um Jesus herum gespürt haben. Denen ging es natürlich wie dir. Die hatten ihre Krankheiten, ihre Nöte, und die hatten natürlich überhaupt kein Vertrauen, die waren einfach alle voller Angst. Und dann kamen sie zu Jesus und wurden geheilt, so heißt es in der Bibel. Und Jesus sagte: "Ich habe nichts gemacht. Dein Vertrauen hat dich geheilt." Und was geschieht, ist: wir kommen solchen Menschen nahe, die dieses Gottvertrauen haben, die diese nach-innen-gewandt-heit haben.

Wir kommen Menschen nahe, deren Same bereits gekeimt und ganz ganz groß gewachsen ist, und wenn wir diesen Menschen nahe sind, dann springt ein Teil von deren Vertrauen, von deren Kraft, auf uns über. Es ist nicht unser Vertrauen, es ist nicht unsere Kraft, aber wir bekommen so eine Kostprobe davon. Und dann wissen wir: "Ah...! Wow! Das ist also möglich." Und es hilft uns dann auf unserem Weg. Das hilft uns dann, zu vertrauen, uns nach innen zu wenden, zu meditieren. Es sind nicht die Worte, die Jesus gesprochen hat, und das, was ich hier von mir gebe, ist wahrscheinlich auch nicht wirklich hilfreich. Aber das, was du spürst, wenn du zuhörst, vielleicht ist da irgendetwas, was dir Zuversicht gibt und Kraft. Ja.

Danke für deine Frage, Elke. Und ich habe noch einen Brief. Ich habe den Brief vom Christopher. Christopher hat zwei Anliegen, und das erste Anliegen ist im Prinzip genau das gleiche wie Elke. Ich möchte einmal den ersten Teil vorlesen.

"Nach 32 Jahren auf dem spirituellen Pfad bin ich nun bei dir gelandet. Ich tauche gerne in deine Videos mit deiner ruhigen, bedächtigen und beharrlichen Art ein. Meditation ruft etwas in mir. Ich habe, nachdem unsere vier Kinder aus dem Haus sind, gerade zwei große Baustellen in meinem Leben. Die eine ist, dass meine Nieren nicht mehr gut arbeiten, und ich bald eine neue brauche, wenn ich noch im Körper bleiben will. Das macht mir Angst, weil ich nicht weiß, was nun kommt."

Ja, das ist das gleiche in grün. Unsere Lebensumstände erinnern uns fortwährend daran, dass diese Körper nicht von Dauer sind. Du bekommst eine Kostprobe davon, dass diese Körper sterblich sind. Und normalerweise sind wir Menschen mit dem Körper identifiziert. Wir glauben: das bin ich. Und dann ist es ganz dramatisch, wenn diese Körper krank werden; wenn wir daran erinnert werden, dass diese Körper zu Ende gehen. Denn dann gehe ich ja zu Ende, wenn ich dieser Körper bin.

Der Weg aus dieser Misere heraus ist Meditation, und da geschehen viele verschiedene Dinge. Und das eine ist das, was ich vorhin schon ausführlich beschrieben habe: unsere Seele in uns wächst, und oft geschieht es dann, dass der Körper gesundet, einfach weil der Körper befreit ist von der Last dieser tiefen lebenslangen Sorge. Wenn ich glaube: "ich bin dieser Körper", dann mache ich mir ständig Sorgen, und das macht den Körper so so krank. Dieser Stress, den wir uns machen wegen unserem Körper, der macht den Körper so krank. Manchmal wird der Körper wieder gesund; manchmal nicht; wir wissen nicht, was passiert. Aber was passiert ist, dass das, was wir wirklich sind, unsere Seele, dass die wächst, und dass wir mehr und mehr zur Seele werden. Du bist jetzt schon Seele, aber du weißt nichts davon.

Und wenn Swamiji sagt: "du wirst zur Seele", dann heißt das: du erlebst... also in deinem eigenen Erleben erkennst du mehr und mehr: "oh, ich bin ja gar nicht dieser Körper, ich bin ja diese Seele". Und je mehr du in deinem Erleben zur Seele wirst, desto leichter wird es für den Körper, und desto leichter wird es auch für dich, sich um den Körper zu kümmern, was dann eben notwendig ist. Und deswegen sind diese Krankheiten und diese Lebensumstände auch eine so enorme Hilfe für uns. Jetzt ist es vielleicht für dich gerade ein Albtraum, was du erlebst, aber in 10 oder 20 Jahren schaust zurück und erkennst: "Damals, damals habe ich mich endlich nach innen gewandt, weil ich erkannt habe, dass es im Außen nichts zu holen gibt; dass dieser Körper sterben wird; dass all das verschwinden wird. Damals habe ich begonnen, nach innen zu schauen, weil mir das Leben keine andere Wahl mehr gelassen hat."

Es gibt Menschen, die haben ein Leben, das für andere Menschen unglaublich schwer erscheint. Und paradoxerweise sind es gerade diese Menschen, die in den Augen andere Menschen so ein schweres Leben haben, die oft ganz besonders glücklich sind. Ich habe es erlebt im Satsang mit Soham. Es gab da diese eine Frau, die war von einem Tag auf den anderen komplett gelähmt; ihr gesamter Körper ab Hals komplett gelähmt. Und die war im Satsang. Und dies war die glücklichste Person im ganzen Raum. Sie hatte durch diese dramatische Erfahrung irgendwie gelernt, sich selbst zu finden. Sie ist so daran gewachsen. Und jedes Mal, wenn sie im Satsang war, war es so eine Freude, für mich, für Soham und für alle anderen, weil das einfach ansteckend war, ihre Lebensfreude, ihre Dankbarkeit.

Solche Menschen finden dann... Solche Menschen wurden dazu gezwungen, das zu entdecken, worum es wirklich geht, und dann verschwinden all diese Probleme. Dann sind sie einfach glücklich. Das nur noch als Ergänzung zu dem, was ich zu Elke gesagt habe.

Durch die Meditation, durch die Samarpan-Meditation, stärkst du deine Seele; die wird immer, immer größer. Und dieser Körper, der du nicht bist und der auch sterben wird, ob er jetzt stirbt wegen einer Niere, wegen Nierenversagen, oder ob er stirbt, weil er 120 Jahre alt geworden ist und keine Lust mehr hat, es ist egal: er wird sterben, um diesen Punkt kommst du nicht herum. Und deswegen ist es so hilfreich, wenn wir, während wir leben, erkennen: "Ich bin gar nicht dieser Körper, ich bin eine Seele." Aber es nützt nichts, sich das einzureden. Es nützt nichts, es zu hören. Man muss es selbst erleben. Und der Weg dorthin ist die Samarpan-Meditation. Und dann kümmerst du dich eben um die Situation so wie sie ist. Vielleicht ändert sich dein Leben, deine Umstände, weil der Körper langsam kränker wird, aber das ist einfach so wie es ist.

Wir können uns gar nicht vorstellen, wie das möglich sein soll, dass wir vollkommen unabhängig sind von den Umständen des menschlichen Lebens. Wir können es uns einfach nicht vorstellen, aber genau das entsteht dann allmählich. Und dann bist du einfach glücklich, ob du nun gesunde Nieren hast oder nicht.

Christopher hat noch eine zweite Frage, ein zweites Anliegen: "Die zweite Baustelle, und das ist die, die für mich schwieriger erscheint, ist, dass mein Sohn, der 27 Jahre lang bei uns gelebt hat, nun ausgezogen ist, geheiratet hat und Vater geworden ist, und von einem auf den anderen Tag will er nur nichts mehr mit mir, meiner Frau, den Geschwistern und Großeltern zu tun haben, ohne dass wir den Grund dafür wissen. Er ist sozusagen ganz in der Familie seiner Frau verschwunden. Meine Frau und die Geschwister leiden sehr darunter, und auch ich leide, obwohl mir bewusst ist, dass wir alle eine große Menschheitsfamilie sind und wir jeden, auch unsere Kinder, freilassen müssen."

Das ist auch ein Thema, das so so viele Menschen betrifft; genau wie das erste Thema: jemand wendet sich von mir ab und ich leide. Ja. Das ist eine tolle Frage. Ich habe die Frage schon so oft gehört. So viele Menschen berichten genau von dieser Situation, und sie hat verschiedene Facetten. Oft sind es die Eltern, die erleben, wie sich ein Kind abwendet, den Kontakt abbricht oder einfach verschwindet, und wir leiden. Wir fühlen uns gekränkt, missachtet, respektlos behandelt, undankbar behandeln. Oder der geliebte Mensch, der Partner, die Ehefrau oder der Ehemann wendet sich ab. Und diese Frage, die hat... es ist ja eigentlich gar keine Frage, sondern eher eine Beschreibung... die ist sehr vielschichtig.

Man könnte sich fragen: warum leide ich eigentlich? Weswegen leide ich hier? Wo steckt der Stachel drin? Wir sagen so gerne... jemand tut irgendwas oder tut etwas nicht mehr, und dann sage ich: "ich leide". Wir sagen: "ich leide wegen dir", aber wir schauen gar nicht so genau hin, warum wir eigentlich leiden. Wo entsteht der Schmerz? Wo entsteht das Leiden? Ich will deine Aufmerksamkeit. Wieso will ich deine Aufmerksamkeit? Warum ist die so wichtig für mich? Es ist so interessant.

Wir alle wissen: jeder Mensch ist frei. Wir wissen das. Wir wissen: jeder Mensch darf, soll und muss das tun, was bei ihm gerade dran ist. Manchmal wissen wir sogar, dass der andere Mensch überhaupt gar keine Wahl hat als das zu tun, was er gerade tut. Aber das nützt uns nichts, wir leiden trotzdem. Normalerweise ist es so, dass wir so leiden, weil der andere Mensch uns auf die eine oder andere Weise die Aufmerksamkeit entzieht, und das mögen wir nicht. Da hängt jetzt viel dran, aber das ist die Basis.

Wir bekommen die Aufmerksamkeit nicht mehr. Das ist auch das Drama, wenn sich Partner trennen. Ich bekomme diese Aufmerksamkeit von anderen nicht mehr, diese Energie, diese Zuwendung. Und das ist umso schmerzhafter und umso problematischer, je weniger wir unsere eigene Aufmerksamkeit uns selbst schenken. Wenn du lernst, mit deiner Aufmerksamkeit bei dir zu bleiben, in deinem Inneren.... wenn du nicht nur morgens eine halbe Stunde meditierst, sondern wenn du allmählich lernst, auch während des Tages mit deiner Aufmerksamkeit bei dir zu bleiben und dich nicht in der Welt zu verlieren und den anderen Menschen, dann brauchst du die Aufmerksamkeit der anderen nicht mehr so sehr.

Normalerweise machen wir das so: wir wissen überhaupt nichts davon, dass wir unsere Aufmerksamkeit uns selbst schenken können. Unser Bewusstsein, unsere Aufmerksamkeit, ist wie Gottesenergie. Das ist ganz ganz wertvolle Energie, das ist das Einzige, was wir haben; das Einzige, was wir wirklich haben und manchmal sogar ein wenig steuern können. Aber wir wissen nicht, wo die hingehört. Wir wissen nichts von unserem Inneren, und wir wissen nichts von der Möglichkeit, diese göttliche Aufmerksamkeit auf uns selbst, auf unsere Seele, auf unser Inneres zu richten.

Und dann spielen wir Menschen normalerweise ein ganz lustiges Spiel. Wir wissen nicht, wohin mit dieser Aufmerksamkeit, und das Spiel geht so: ich gebe dir meine Aufmerksamkeit, und du gibst mir die deine. So funktionieren Partnerschaften, so funktioniert Familie. Und wir alle brauchen diese Aufmerksamkeit, diese Energie. Und weil wir sie brauchen, wird das menschliche Miteinander, wenn wir dieses Spiel spielen, sehr sehr kompliziert. Liebende kennen das. Am Anfang geben wir einander unsere gesamte Aufmerksamkeit, und wir fühlen uns wunderbar, weil wir so viel Aufmerksamkeit bekommen. Wir fühlen uns wie im Himmel, im siebten Himmel, sagt man. Und es kommt daher, weil wir diese Aufmerksamkeit bekommen.

Aber irgendwann klappt es nicht mehr so recht. Aber wir hängen von der Aufmerksamkeit der anderen Menschen ab, und je näher uns die Menschen sind, desto abhängiger sind wir von deren Aufmerksamkeit. Und dann wird das menschliche Miteinander ganz kompliziert.

Wir müssen genau hingucken: kriege ich noch die Aufmerksamkeit? Warum bekomme ich sie nicht mehr? Weil wir brauchen die Aufmerksamkeit. Es ist ein ganz fragiles, ein ganz zerbrechliches Gleichgewicht, was wir Menschen miteinander da spielen. Es ist eigentlich total krank, ein völlig absurdes Spiel. Ich bin Ingenieur, und ein Ingenieur bezeichnet so etwas als instabiles Gleichgewicht. Man kann es hinkriegen, dass es so ein bisschen funktioniert für eine gewisse Weile, aber jede Störung von außen, und es gibt ein Drama. Plötzlich bekomme ich die Aufmerksamkeit nicht mehr, und dann bricht Panik aus, oder Angst oder Traurigkeit oder Leiden oder Schmerz.

Aber deine Aufmerksamkeit gehört nicht nach außen, deine Aufmerksamkeit gehört nach innen. Die einzige Aufmerksamkeit, die du wirklich brauchst als erwachsener Mensch, ist deine eigene. Dieser Strahl Gottesenergie, diese göttliche Aufmerksamkeit, die du bist, die gehört dir, die gehört nach innen gewandt. Und du wirst etwas ganz Interessantes feststellen, wenn du beginnst, es zu praktizieren. Das dauert eine Weile, es geht nicht über Nacht, aber schon nach wenigen Tagen... für manche Leute sogar nach wenigen Stunden... wenn du das einmal anfängst, deine Aufmerksamkeit nach innen zu wenden, dich selbst zu lieben sozusagen... in dem Maße, wie du diese Möglichkeit entdeckst, dass das geht, und diese Möglichkeit praktizierst... in dem Maße wirst du feststellen, dass das Leiden und der Streit und der Kampf und der Schmerz in deinen äußeren Beziehungen mehr und mehr verschwindet. Und du weißt gar nicht wieso.

Und der Grund ist, dass du dir selbst diese göttliche Aufmerksamkeit schenkst, diese Liebe. Und nur diese Aufmerksamkeit nützt Dir wirklich etwas. Diese Aufmerksamkeit, die ist immer da, die geht nie weg. Auch wenn der Körper stirbt: die ist immer noch da, die ist immer noch bei dir. Und in dem Maße, wie du deine eigene Aufmerksamkeit bei dir behältst, dir selbst schenkst, deine eigene Seele nährst, in dem Maße wirst du unabhängig von dieser ganz unzuverlässigen Aufmerksamkeit deiner Mitmenschen. Wenn dein Partner, wenn deine Frau dich morgen verlassen würde, dann würdest du dich genauso fühlen jetzt, wo dein Sohn verschwunden ist. Plötzlich ist die Aufmerksamkeit weg und du leidest einfach. Und dabei hilft die Meditation eben so sehr.

Die Meditation ist so eine wunderbare Gelegenheit, zu üben, bei sich selbst zu sein, ganz innen zu sein. Und je mehr du diese Meditation praktizierst, desto mehr kannst du eigentlich nur darüber lächeln, wie dich früher solche Dinge ins Leiden gestürzt haben. Und dann wirst du allmählich immer voller. Du wirst immer genährter, du wirst immer kräftiger und größer, und dann brauchst du die Aufmerksamkeit der anderen Menschen nicht mehr.

Weißt du, es ist es interessant. Wir sagen in solchen Situationen oft: "ich leide, weil ich dich so liebe", oder: "ich leide, weil du mich nicht mehr liebst". Und wenn du dann irgendwann begonnen hast mit dem Meditieren, wenn du irgendwann begonnen hast, dich selbst zu lieben, wenn du irgendwann allmählich kräftig wirst in dir, wenn deine Seele groß wird und stark... es ist, als wärst du ein Gefäß, das endlich zum ersten Mal aufgefüllt wird, ganz allmählich, und irgendwann ist es voll, irgendwann hast du alles, was du brauchst, bekommen, durch dich selbst, durchs meditieren, durch deine Aufmerksamkeit. Und was dann geschieht, ist: dann brauchst du die anderen nicht mehr, aber du bist einfach glücklich, und durch dieses Glücklichsein fließt aus diesem Überfluss in dir heraus diese eigene Liebe zu anderen Menschen hin.

Das ist das, was man bei einem Guru erlebt. Das ist wunderbar, und das... wenn du an dem Punkt bist, dann erkennst du: "wow, was ich damals als Liebe bezeichnet habe..." man schämt sich fast dafür im Rückblick. Es war gar keine Liebe. Das war Bedürftigkeit. Ich habe dem anderen meine Aufmerksamkeit geschenkt, damit ich die seine bekomme, und das nennen wir dann Liebe, dieses Tauschgeschäft, dieses kranke Spiel, aber wir kennen halt nichts anderes, normalerweise. Ja, da kommt der Schmerz her. Da kommt das Leiden her.

Ich möchte noch etwas über mich erzählen, weil ich das mehrfach in meinem Leben genauso gemacht habe wie dein Sohn. Ich bin mehrere Male... ich war mehrfach verheiratet in diesem Leben, ich habe es öfter mal probiert, dort glücklich zu werden, und ich habe es eigentlich immer so gemacht: wenn ich... ich war verliebt, ich habe geheiratet und ich bin ganz und gar in der Familie meiner jeweiligen Frau aufgegangen, und ich bin wirklich verschwunden. Ich war für die eigene Familie nicht mehr da. Ich war einfach verschwunden. Ich war ein völlig anderer Mensch.

Und damals war es so... Wenn ich das im Rückblick so betrachte, dann war es, als wäre in mir einfach überhaupt nichts Eigenes gewesen. Ich wusste nicht, wer ich bin. Natürlich wusste ich das nicht. Ich wusste aber auch nicht, was ich mag und was ich nicht mag. Ich wusste nicht, was ich will. Ich war wie so ein Blatt im Wind. Und wenn ich dann geheiratet habe, dann ließ ich mich gerne wegtragen in diese Familie hinein, weil ich nichts Eigenes hatte. Ich hatte nichts Eigenes in mir. Und die eigene Familie... Es ist ja so: wenn man sich selbst nicht kennt, dann ist es normalerweise so, dass man mit der eigenen Familie so seine Schwierigkeiten hat. Die eigene Familie, der eigene Vater, die eigene Mutter, die Geschwister, die Großeltern, das sind die Menschen, mit denen wir am vertrautesten sind. Wir kennen deren Neurosen und deren unmögliche Seiten. Die lassen uns so richtig leiden.

Bei mir war es damals so, dass ich meine eigene Familie einfach nicht mehr ertragen konnte. Ich fand das alles nur furchtbar schwierig, aber die Familie meiner Frau, die empfand ich als so gut und so hilfreich und so schön. Natürlich war die Familie meiner jeweiligen Frau überhaupt nicht grundlegend anders als meine eigene Familie, aber ich kannte sie einfach nicht. Von außen sah es einfach alles wunderbar aus. Und wie ich dann halt in diesem neuen Leben dann langsam ankam und die Menschen kennenlernte, das Leben langsam normaler wurde... mit den Jahren erkannte ich dann natürlich, dass auch diese Menschen genauso verrückt und krank und seltsam und unmöglich sind wie die Menschen meiner eigenen Familie.

Und in meinem Leben... ich bezeichne mich gerne als wirklich sehr hirnverbrannt und sehr dumm, und Menschen, die mich heute kennen, sagen dann immer: "ja, Mikael, du machst ja nur Witze", aber ich empfinde es wirklich so. Ich habe im Leben die Dinge oft so viele Male erleben und machen müssen, weil ich's einfach nicht gelernt habe. Ich habe es einfach nicht kapiert. Ich habe dann wieder geheiratet, und dann noch mal geheiratet, und jedes Mal wieder das gleiche Spiel: mich ganz in diese neue Familie gestürzt. Endlich gute Menschen! Und dann, nach fünf oder nach sieben oder nach zehn Jahren stellst du fest: ja, das ist der gleiche Wahnsinn, aus dem ich komme.

Aber ich muss dir sagen: es war wirklich gut, dass ich das gemacht habe. Ich bin so dankbar, dass ich so verrückt war und immer noch bin. Es ist nicht so, dass ich im Leben klüger war als andere, im Gegenteil. Aber ich hatte was in meinem Leben, was andere nicht hatten, und es war, dass ich immer alles total hundertprozentig gemacht habe, egal wie hirnverbrannt es sich angefühlt hat. Und dadurch kam ich irgendwann an den Punkt, dass ich doch mal was gelernt habe. Und in dem Fall war so: irgendwann, nach der dritten Ehe, die dann letztlich auch nicht funktioniert hat natürlich, weil die Menschen auch nur Menschen sind, da können die nichts dafür... es ist nicht so, dass mit der Frau etwas nicht gestimmt hat... da, ganz langsam, begann dann in mir die Erkenntnis zu dämmern: da ist kein Glück da draußen.

Durch diesen radikalen Weg bin ich an den Punkt gelangt, wo ich irgendwann begann, mich selbst kennenzulernen, mir selbst zu begegnen, ganz langsam. Und dann begann ich, einen Meister zu haben im Leben. Das kam dann einfach wie von selbst. Der Weg nach innen begann dann. Und in dem Maße, wie ich mich selbst kennenlernte, entdeckte ich, wie ich wirklich bin. Und es war gar nicht so einfach, die ersten zehn Jahre. Man ist ja überhaupt nicht so, wie man sich das vorstellt, dass man sein sollte.... wie man glaubt, dass man sein sollte. Aber ich habe mit den Jahren Frieden mit mir geschlossen. Es hat Jahrzehnte gedauert.

Und in dem Maße, wie ich mich selbst kennengelernt habe, in dem Maße, wie ich mit mir Frieden geschlossen habe, in dem Maße, wie ich immer klarer sehen konnte, wie ich wirklich bin... meine Begrenzungen, meine Fehler, meine Unmöglichkeiten, meine Menschlichkeiten... in dem Maße geschah es dann ganz automatisch, dass ich auch Frieden mit meiner eigenen Familie geschlossen habe. Ich bin natürlich so wie die. Und es ist so, Christopher: solange man mit sich selbst nicht wirklich im Frieden ist, solange man sich selbst nicht wirklich durch und durch kennt und damit in Frieden ist, solange hat man mit der eigenen Familie ein riesengroßes Problem, ob man es weiß oder nicht. Weil ich bin so wie meine Eltern. Ich bin vielleicht ein bisschen anders. Ein Prozent an mir ist wahrscheinlich anders, aber die anderen 99 Prozent sind so wie meine Eltern, wie meine Familie, so wie meine Geschwister, und die sind alle bekloppt, und ich auch. Aber heute bin ich mit meinem eigenen Wahnsinn, mit meiner eigenen seltsamen Art... mit meinen eigenen Ecken und Kanten bin ich im Frieden. Und deswegen bin ich mit meinen Eltern in Frieden, mit meinen Geschwistern, mit meiner Familie. Aber erst jetzt.

Ich habe immer noch nicht viel Kontakt mit denen. Ich bin immer noch sehr zurückgezogen, aber aus anderen Gründen. Ich brauche sie nicht mehr und sie brauchen mich auch nicht mehr.

Also, was du da erlebst, dieser Schmerz den du da erlebst, dieses Leiden, berührt ein ganz zentrales... berührt eigentlich die Herausforderung, die wir im Leben haben: uns selbst entdecken; uns selbst finden. Dieser Schmerz, dieses Leiden, das allen Menschen so vertraut ist, sei es mit den eigenen Kindern, sei es mit dem Partner oder der Geliebten oder dem Geliebten oder der Ehefrau oder dem Ehemann, diese Quelle des menschlichen Leidens kommt daher, dass wir glauben, wir bräuchten den anderen; wir bräuchten dem seine Aufmerksamkeit, ohne die geht es nicht.

Und das Grundproblem ist, dass wir uns selbst nicht kennen. Wir wissen nicht, wie wir sind als Mensch. Wir wissen auch nicht, wer wir in Wirklichkeit sind. Wir haben keine Ahnung davon, dass wir eine Seele sind. Und deswegen hilft die Samarpan-Meditation da. Das ist das einzige Mittel, dass das Problem an der Wurzel packt. Du wirst über dieses Problem, über dieses Leiden, was ihr gerade erlebt, ganz viele Bücher finden und auch viele Videos, aber nichts packt das Übel an der Wurzel. Aber wenn du dich dir selbst zuwendest, und dabei hilft dir diese Samarpan-Meditationen so sehr, dann packst du dieses Übel an der Wurzel. Dann beginnst du, dir selbst Aufmerksamkeit zu geben. Und dann, ganz schnell, wirst du merken: "ich brauche den anderen ja gar nicht! Ich brauche doch meinen Sohn nicht! Wer bin ich denn?" Und dann kannst du ihn voller Liebe, voller Freiheit... dann bist du frei von diesem Bedürfnis, und dann kannst du ihn freilassen, erst dann.

Solange du glaubst, du brauchst ihn, kannst du ihn nicht frei gehen lassen, das geht nicht, selbst wenn du willst. Du bist ein liebender Vater, natürlich möchtest du deinen Sohn freilassen, wie du schreibst. Aber solange es sich anfühlt, als würdest du ihn brauchen, geht es natürlich nicht. Aber wenn du anfängst, dein eigener Herr zu sein, unabhängig von allen anderen, und das passiert durch die Samarpan-Meditation, dann bist du frei von dem anderen. Und dann kannst du ihn freilassen. Dann ist es gar nicht mehr nötig, dass du ihn freilässt.

Die Kinder gehen zu lassen, oder wenn sich ein Partner trennt, den Partner gehen zu lassen, in Liebe und in Freiheit, das ist kein mentaler Akt; den können wir nicht willentlich machen. Der geschieht nur, wenn ich frei bin vom anderen; wenn ich von ihm nichts brauche. Und darum musst du dich selbst kümmern. Du musst dafür sorgen, dass du den anderen nicht brauchst, und das passiert dadurch, dass du dich dir selbst zuwendest; dass du meditierst; dass du allmählich erkennst, wer du wirklich bist. Und dann, dann ist diese Freiheit, diese Unabhängigkeit, von selber da, und dann fließt da einfach Liebe, ob dein Sohn jetzt gerade in deinem Leben ist oder nicht. Völlig egal, du liebst ihn einfach.

Und du wirst dann etwas ganz Erstaunliches feststellen: je weniger du ihn brauchst, desto weniger leidest du natürlich, das ist ja eh klar... aber in dem Maße, wie du ihn nicht mehr brauchst, entsteht da ein Raum, wo er wieder kommen kann. Das kennst du vielleicht auch von Partnerschaften: je mehr man den anderen braucht und zu brauchen glaubt, desto enger wird es, und desto unangenehmer wird es, und desto mehr sucht der andere Distanz. Das kennen viele Menschen. Wenn sie sich ganz bedürftig fühlen und gerne einen Partner hätten, dann taucht kein Partner auf, weil es unglaublich unattraktiv ist. Es ist einfach sehr unangenehm.

Aber wenn du einem Menschen begegnest, der nichts braucht, der unabhängig ist... das ist so anziehend. Diese Kraft ist so anziehend. Und dann kommen die Menschen ganz von allein. Und es gilt für die Geliebte, für die Frau, für den Sohn, für die Tochter, für alle Menschen.

Ich hatte großes Glück in meinem Leben, weil meine Eltern mich haben gehen lassen. Ich sagte ja, ich habe von Anfang an die verrücktesten Sachen gemacht und immer wieder, und ich weiß heute natürlich, wie schwer das für meine Eltern war. Aber ich habe nie gehört: "wie kannst du nur!" oder "warum meldest du dich nicht!", das habe ich nie gehört. Ich erinnere mich noch, wie ich zum ersten Mal geheiratet habe, und ich habe Berufsentscheidungen getroffen, die meine Mutter einfach nur haarsträubend fand. Und ich bin einfach, im Prinzip von einem Moment auf den anderen, vollkommen aus meinem alten Leben verschwunden. Ich habe wirklich krasse Sachen gemacht.

Und was meine Mutter gemacht hat war: sie hat Schmerzen gehabt, sie hat gelitten, aber sie hat den gefühlt. Sie ist damit nicht zu mir gerannt und hat gesagt: "wie kannst du nur", sondern sie hat ihn gefühlt, und deswegen konnte sie mich frei lassen. Sie konnte mich frei gehen lassen. Und das habe ich gespürt. Und deswegen konnte ich all diese unmöglichen Dinge in meinem Leben tun, ganz unbedarft, ganz frei habe ich so viele unmögliche Sachen gemacht, und deswegen habe ich so viel gelernt, so schnell. Ja, weil sie ihren eigenen Schmerz, ihr eigenes Leiden sozusagen... wenn man den Schmerz fühlt, ist es kein Leiden mehr, es ist dann leichter... den hat sie bei sich behalten. Sie wusste: das ist ihr Ding. Sie wusste: "Wenn es mir so weh tut, wenn der Sohn jetzt geht, dann ist das etwas in mir. Da muss ich auf mich schauen. Ich muss diesen Schmerz selber fühlen. Das hat überhaupt nichts zu tun mit meinem Sohn, der soll in Freiheit gehen, egal wie weh es tut."

Und weißt du, warum sie das konnte? Meine Mama, die hatte schon zu dem Zeitpunkt, als ich ging... ich habe es nicht mit 27 gemacht wie dein Sohn, ich habe es viel früher gemacht... sobald die Schule zu Ende war, fing ich damit an, weil ich es zuhause einfach nicht mehr ertragen habe... ich war 19, ich war 20. Aber zu dem Zeitpunkt hatte meine Mutter schon sieben Jahre lang eine spirituelle Meisterin.

Und es war zu einer Zeit, über welche Zeit sprechen wir hier... ja es war 1982... es ist 40 Jahre her. Damals hat in Europa noch kein Mensch über Spiritualität gesprochen. Damals hatte sie schon seit sieben Jahren eine spirituelle Meisterin, sie hat meditiert, sie hat gelernt, sich nach innen zu wenden. Und deswegen konnte sie so sein mit mir. Und das war so ein Segen für mich. Es hat mein Leben so bereichert. Das hat mir die Freiheit gegeben, so zu sein wie ich bin, und dadurch ist in meinem Leben so viel möglich geworden. Ich habe so schnell gelernt. So ein fruchtbares Leben.

Und wenn du dich nach innen wendest, wenn du meditierst, wenn du deine eigene Seele nährt und stärkst, dann tust du nicht nur dir selbst den allergrößten Gefallen, den du dir tun kannst, du tust auch das Allerbeste für deinen Sohn. Du wirst deinem Sohn ein unendlich großes Geschenk machen. Du schreibst selber: du möchtest ihn gerne freilassen. Du weißt, dass es das Richtige wäre, aber mental kannst du das nicht tun. Du musst deine Hausaufgaben machen, sonst ist dieses Freilassen nicht echt. Nur, wenn du ihn wirklich nicht brauchst; nur wenn du dich freuen kannst für ihn, wenn du dich freuen kannst über deinen Schmerz, wenn du den annehmen, wenn du den lieben und fühlen kannst, dann entsteht dadurch diese Freiheit für dich, aber dadurch gleichzeitig auch für deine Mitmenschen. Und wenn du das lernst, wenn du das lernst durch die Samarpan-Meditation, durch das nach innen wenden, dann verändert es natürlich nicht nur deine Beziehung zu deinem Sohn, der gerade gegangen ist.

Das verändert die Beziehung zu all den Mitmenschen in deinem Leben, auch zu deiner Frau, und alles wird einfacher, alles wird problemunbeladener. All unsere Beziehungen sind so problembeladen, weil wir glauben, wir brauchen sie. Dann kommt da Luft rein, der Hauch der Freiheit, und dann wird alles schön. Und dann kannst du deinen Sohn einfach inniglich lieben, ganz von selbst, du kannst gar nicht anders, ob der jetzt da ist oder nicht spielt für dich überhaupt gar keine Rolle. Und wenn er dann mal kommt, dann freust du dich vielleicht, aber du wirst feststellen: du liebst ihn genauso, wenn er weg ist.

Zum Schluss möchte ich noch eine Geschichte erzählen aus der Bibel, die kennst du vielleicht. Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn. Und die Geschichte wird gemeinhin völlig missverstanden, und ich möchte gerne erzählen, was diese Geschichte wirklich bedeutet. Die Geschichte geht so, dass der Vater zwei Söhne hatte. Der eine Sohn hat alles für den Vater gemacht, er hat alles so gemacht, wie der Vater es wollte, und er hat den Vater ständig erfreut. Aber der andere Sohn, der war ganz anders. Der bat seinen Vater um die Auszahlung seines Erbes, er ist davongezogen, er hat den Vater verlassen, und nicht nur das: er hat alles falsch gemacht. Er hat sein Erbe verprasst, er hat alles verloren, er hat alles falsch gemacht.

Und dann, in der dunkelsten Stunde, wo er nicht mehr weiterwusste, da erinnerte er sich an den Vater und dachte: ich weiß nicht mehr weiter, meine einzige Hoffnung ist mein Vater. Jetzt gehe ich zu meinem Vater. Und er beschloss, zum Vater zurückzukehren. Und wie er sich auf den Rückweg zum Vater machte, da bekamen die Bediensteten des Vaters mit, dass der Sohn zurückkommt, und sie eilten zum Vater und sagten: "Herr, dein Sohn, dein verlorener Sohn, er kehrt zurück!"

Jedes Mal, wenn ich die Geschichte erzähle, muss ich fast heulen. Und der Vater lässt alles stehen und liegen, sagt zu seinen Bediensteten: "Holt den größten Ochsen, den wir haben! Bereitet ein Festmahl vor! Bereitet ein Fest vor! Mein Sohn kehrt zurück." Und er eilt ihm entgegen und legt seinen Umhang um ihn herum und führt ihn nach Hause. Und der andere Sohn, der alles richtig macht, der sagt: "Was ist hier los? Ich mache alles richtig, und ihn liebt er!"

Und normalerweise glauben die Menschen, diese Geschichte sagt uns: selbst wenn wir Fehler machen, selbst dann liebt uns Gott, selbst wenn wir ihn verlassen, selbst dann liebt uns Gott. "Der Herr" steht für Gott, und "die zwei Söhne" sind wir Menschen. Aber das stimmt nicht. Diese Interpretation geht vollkommen am Punkt vorbei. Diese Geschichte erzählt etwas anderes. Diese Geschichte sagt: du musst Gott verlassen, um ihn zu erfreuen. Es ist notwendig, dass du deinen eigenen Weg gehst. Es ist notwendig, dass du alles falsch machst. Es ist notwendig, dass du das, wo du herkommst, verlässt, in die Fremde gehst, in die Irre gehst, alles falsch machst, und an den Punkt kommst, wo du nicht mehr weiterweißt. Dann wirst du fähig, zurückzukehren. Und dann jauchzt Gott und feiert; die ganze Existenz feiert dann.

Und die Geschichte ermutigt uns dazu. Sie sagt: du musst das machen. Nur so findest du dich selbst, und damit Gott. Wenn du zuhause bleibst, wenn du alles richtig machst... mit diesem zuhause ist jetzt nicht das elterliche zuhause gemeint, sondern wenn du alles richtig machst, wenn du nichts falsch machst, wenn du nichts machst, was andere Menschen schmerzt, kränkt und irritiert, dann passiert nichts. Keiner freut sich. Keiner erfreut sich an dir. Aber wenn du das tust, was du tun musst... wenn du einfach deinen Weg gehst, ganz gleich wie hirnverbrannt, dann erfreut sich die gesamte Existenz, dann freut sich Gott und feiert.

Das ist der Weg eines jeden einzelnen Menschen. Und der Weg sieht völlig verkehrt aus. Alle sind sich einig: der macht es falsch. Alle sind sich einig. Nur der Herr nicht, der weiß Bescheid, der lässt sein Sohn ziehen, er gibt ihm sogar sein Erbe mit. Alle anderen sagen: das kann nicht richtig sein, so geht's aber nicht. Und das macht jetzt gerade dein Sohn. Der geht auf seinen Weg. Er macht alles falsch. Und er muss ihn gehen. Die Menschen, die wirklich Potenzial haben, die müssen den Weg gehen. Ich bin einer von denen, ich habe es auch so gemacht. Ich bin zurückgekehrt, und Gott feiert.

Es gibt in der Bibel viele Geschichten, die immer nur genau davon handeln, und die uns dazu ermutigen, das zu tun; die deinen Sohn ermutigen, genau das zu tun, was jetzt gerade passiert. Es gibt diese wunderschöne Geschichte vom schwarzen Schaf. Ich glaube, ich rede schon viel zu lange, aber die möchte ich noch kurz erzählen.

Ein Hirte hatte 100 Schafe, und eines Tages verirrte sich ein Schaf, das größte und kräftigste unter ihnen. Und der Hirte verließ die 99 Schafe, um das eine zu suchen. Und er suchte nach dem Schaf überall, und irgendwann fand er das Schaf, verirrt in der Wildnis. Und er nahm das Schaf in seine Arme und sagte: "ich liebe dich mehr als die 99".

Und das ist auch so eine Geschichte, die die Menschen normalerweise nicht verstehen. Nur die, nur die Schafe, die wirklich Potenzial haben, die kräftigen Schafe, die großen Schafe, die verlassen die Herde, die gehen in die Irre und auf die, auf die wartet Gott; die liebt das Leben am meisten; die bekommen die Unterstützung des Lebens. Denn das ist der Weg. Das ist der Weg, den wir gehen müssen. Und irgendwann, irgendwann sind wir dafür bereit. Irgendwann kommt das Leben, wo wir dazu fähig werden.

Lass ihn gehen, und du, mach du deine Hausaufgaben.

Danke für eure Fragen. Danke. Danke.

Und falls du, der du gerade zuhörst, auch eine Frage hast oder etwas, was dich plagt, und du gerne hättest, dass ich etwas dazu sage: schreib mir. Ich freue mich über solche Fragen, die inspirieren mich, die helfen mir zu sprechen. Weil, es ist so: mein Leben ist für mich normal. Ich weiß gar nicht, worüber ich überhaupt sprechen soll. Aber wenn ich dann Fragen oder Berichte anderer Menschen bekomme, dann erinnere ich mich wieder, wie es für mich früher war, und dann erinnere ich mich, was geschehen ist, damit es so wurde wie heute, und dann kann ich darüber sprechen. Und deswegen freue ich mich so über Fragen.

Also, wenn du mir schreiben möchtest: auf meiner Website findest du die Infos dazu, wie du mich erreichst, und dann sage ich auch gerne etwas zu deinem Brief.

Danke fürs Zuhören.

Ich liebe dich.